Oliver Nachtwey
Oliver Nachtwey (* 8. September 1975 in Unna) ist ein deutscher Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaftler. Er ist seit 2017 Professor für Sozialstrukturanalyse an der Universität Basel.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachtwey beendete 2003 sein Studium an der Universität Hamburg als Diplom-Volkswirt. Als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft forschte Oliver Nachtwey am DFG-Graduiertenkolleg Die Zukunft des europäischen Sozialmodells an der Georg-August-Universität Göttingen,[1] wo er 2008 mit der Arbeit Legitimitätsprobleme der Marktsozialdemokratie – Politische Ökonomie und die politische Semantik sozialer Gerechtigkeit promoviert wurde.
Von 2008 bis 2010 war Nachtwey als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena tätig. Von 2010 bis 2014 war er Mitarbeiter am Fachbereich Wirtschaftssoziologie an der Universität Trier. Zum 1. Oktober 2014 wechselte er an die Technische Universität Darmstadt.[2] Weiterhin ist er assoziierter Wissenschaftler (vordem: „Fellow“) am Frankfurter Institut für Sozialforschung.[3] Seit August 2017 ist Nachtwey Inhaber der Professur für Sozialstrukturanalyse an der Universität Basel.[4]
Oliver Nachtwey ist in sozialen Bewegungen und in der Globalisierungskritik aktiv. 2002 war er Mitglied der Linksruck-Bundesleitung.[5] Er verfasst regelmäßig Beiträge für die Blätter für deutsche und internationale Politik. Außerdem veröffentlicht er Beiträge in der tageszeitung, in der Jungen Welt, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung[6] und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Für sein Buch Die Abstiegsgesellschaft (2016) erhielt Nachtwey 2017 den von der Friedrich-Ebert-Stiftung vergebenen Hans-Matthöfer-Preis für Wirtschaftspublizistik.[7]
2020 befragte Nachtwey für eine Studie der Universität Basel über 1000 Menschen aus dem Milieu der Proteste gegen Schutzmaßnahmen zur COVID-19-Pandemie in Deutschland („Querdenker“).[8]
Er forscht unter anderem zu der Frage, warum die COVID-Impfquote in deutschsprachigen Ländern niedriger ist als im Rest Westeuropas.[9]
Gemeinsam mit Carolin Amlinger wurde Nachtwey im März 2023 für das gemeinsame Buch Gekränkte Freiheit (2022) für den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Sachbuch und Essayistik nominiert.[10]
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Monografien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- mit Carolin Amlinger: Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus. Suhrkamp, Berlin 2022, ISBN 978-3-518-43071-2.
- mit Ulrich Brinkmann: Postdemokratie und Industrial Citizenship. Erosionsprozesse von Demokratie und Mitbestimmung. Beltz Juventa 2017, ISBN 978-3-7799-3740-1.
- Die Abstiegsgesellschaft. Über das Aufbegehren in der regressiven Moderne. Suhrkamp, Berlin 2016, ISBN 978-3-518-12682-0.[11][12] Englische Ausgabe (2018): Germany’s Hidden Crisis. Social Decline in the Heart of Europe. Verso, London.[13]
- Marktsozialdemokratie. Die Transformation von SPD und Labour Party. VS-Verlag, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-531-16805-0.
- Weltmarkt und Imperialismus. Neuer ISP-Verlag, Karlsruhe 2005, ISBN 978-3-89900-021-4.
Herausgeberschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- mit Christine Buchholz, Anne Karrass, Ingo Schmidt: Unsere Welt ist keine Ware. Handbuch für Globalisierungskritiker. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002, ISBN 978-3-462-03164-5.
- Walden Bello: De-Globalisierung. Widerstand gegen die neue Weltordnung. Herausgegeben gemeinsam mit Peter Strotmann. VSA-Verlag, 2005, ISBN 3-89965-091-3 (Band als PDF frei zugänglich).
- mit Christina Kaindl, Christoph Lieber, Rainer Rilling, Tobias ten Brink: Kapitalismus.reloaded: Kontroversen zu Imperialismus, Empire und Hegemonie. VSA, Hamburg 2007, ISBN 978-3-89965-181-2.
- mit Stephanie Schmoliner und Heike Walk: Gezeitenwechsel. Krise – Gewerkschaft – Umbruch. Lucius & Lucius, Stuttgart 2009. In: Neue soziale Bewegungen Jg. 22, H. 4.
- mit Florian Butollo: Karl Marx: Kritik des Kapitalismus. Schriften zu Philosophie, Ökonomie, Politik und Soziologie. Suhrkamp, Berlin 2018, ISBN 978-3-518-29854-1.
- mit Nicole Mayer-Ahuja: Verkannte Leistungsträger:innen. Berichte aus der Klassengesellschaft. In: edition suhrkamp, Sonderdruck. Suhrkamp, Berlin 2021, ISBN 978-3-518-03601-3.
- mit Mirela Ivanova und Helene Thaa: Kapitalismus und Kapitalismuskritik. Campus, Frankfurt/New York 2022, ISBN 978-3-593-51623-3.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur
- Homepages
- Beiträge
- Beiträge von Oliver Nachtwey. In: Blätter für deutsche und internationale Politik.
- Oliver Nachtwey: Gerechtigkeitsprobleme der Marktsozialdemokratie. In: Linksnet, Berliner Debatte Initial 18/2007.
- Oliver Nachtwey, Carolin Amlinger: Sozialer Wandel, Sozialcharakter und Verschwörungsdenken in der Spätmoderne. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 35–36/2021
- Kai Schlieter: Der dritte Weg führt in die Sackgasse. Interview. In: Die Tageszeitung. 8. August 2008 .
- Hajo Holst, Oliver Nachtwey, Klaus Dörre: Funktionswandel von Leiharbeit. Studie. (PDF; 2,6 MB) Otto Brenner Stiftung, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 22. Januar 2013 .
- Oliver Nachtwey zu Corona-Protesten und Querdenkern. Zusammenschnitt eines Instagram-Livestreams vom 17. Juni 2021 auf YouTube
- zu Gekränkte Freiheit in ttt vom 21. Mai 2023
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Diss-Projekt im Rahmen des Kollegs "Zukunft des europäischen Sozialmodells". Georg-August-Universität Göttingen
- ↑ Dr. Oliver Nachtwey, Vertretungsprofessur für Allgemeine Soziologie. In: www.ifs.tu-darmstadt.de. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 13. Oktober 2016; abgerufen am 12. Oktober 2016.
- ↑ Dr. Oliver Nachtwey – IfS – Institut für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität. In: www.ifs.uni-frankfurt.de. Abgerufen am 12. Oktober 2016.
- ↑ Oliver Nachtwey neuer Professor an der Universität Basel. In: basellandschaftlichezeitung.ch. 24. Februar 2017, abgerufen am 5. Dezember 2018 (mit Foto).
- ↑ Christine Buchholz, Anne Karrass, Ingo Schmidt, Oliver Nachtwey: Unsere Welt ist keine Ware. Handbuch für Globalisierungskritiker. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002, ISBN 978-3-462-03164-5, S. 39.
- ↑ Oliver Nachtwey: Geschichte ohne Parteibewusstsein. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 18. Januar 2012, ISSN 0174-4909.
- ↑ Oliver Nachtwey für „Die Abstiegsgesellschaft“ ausgezeichnet. In: boersenblatt.net. 4. Januar 2017, abgerufen am 5. Dezember 2018.
- ↑ Florentin Schumacher: Im Land der Querdenker, Impfgegner und Globuli-Anhänger. In: FAZ.net, 21. März 2021.
- ↑ Warum ist die Impfquote in deutschsprachigen Ländern niedriger als in Westeuropa? Interview mit Oliver Nachtwey. Der Standard, 12. November 2021; abgerufen am 17. November 2021.
- ↑ Nominiert in der Kategorie SACHBUCH/ ESSAYISTIK. In: preis-der-leipziger-buchmesse.de. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 23. März 2023; abgerufen am 23. März 2023. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Carsten Hueck: Oliver Nachtwey: „Die Abstiegsgesellschaft“ – Abwärts ins Prekariat. Deutschlandfunk Kultur, 18. Juli 2016, abgerufen am 5. Dezember 2018.
- ↑ Die Abstiegsgesellschaft. ZDFmediathek, 11. Juli 2016, 19:20 Uhr, 6 min., abgerufen am 1. Dezember 2016 (Interview mit dem Autor, Video verfügbar bis 18. Juli 2021).
- ↑ Übersetzung von Loren Balhorn und David Fernbach. Verso, London 2018, ISBN 978-1-78663-634-8.
Personendaten | |
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NAME | Nachtwey, Oliver |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Volkswirt, Soziologe |
GEBURTSDATUM | 8. September 1975 |
GEBURTSORT | Unna |