Wallanlage

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Simone Martini, Der siegreiche Feldherr Guiddo Riccio da Fogliano, Palazzo Pubblico, Siena, nach 1315, Fresko (Detail)

Eine Wallanlage diente einst der Befestigung von Städten. Der Begriff steht in Unterscheidung zum Wall als Feldbefestigung. Später wurde der Ausdruck auch für die an die Stelle der Befestigung getretenen Grünflächen üblich und ist heute noch als Name für Stadtviertel, Straßennamen oder Parks zu finden.

Bautechnik des frühen Festungsbaus

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Wallanlagen bestanden im Allgemeinen als ein Bollwerk in einer Aneinanderreihung von Mauern oder Palisaden, Schanzen und Gräben, wie es seit der Bronzezeit weltweit verbreitet war:

Anders als eine Steinmauer fällt ein Erdwall auch beim Beschuss durch Kanonenkugeln nicht in sich zusammen, sondern wird nur vergleichsweise leicht beschädigt. Deshalb errichtete man in den Niederlanden seit dem späten 16. Jahrhundert wieder zunehmend Forts, deren Hauptbefestigung ein Erdwall war, oder schüttete zusätzlich zu vorhandenen Befestigungsanlagen Erdwälle auf. Ein gutes Beispiel für eine spätbarocke Erdwallfestung ist das Kastellet in Kopenhagen.

Rückbau zum urbanen Bau- und Grünland

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Wien: Burgring, kurz nach seiner Errichtung 1872. Die anliegenden Grünstücke sind noch weitgehend unverbaut.

Der Dreißigjährige Krieg bildete in Mitteleuropa den Höhepunkt der Schanztechnik, am ausgedehntesten waren die Anlagen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Spätestens nach den Koalitionskriegen an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert erwiesen sie sich aber schon als veraltet, und es begann vor allem in der langen Friedenszeit nach dem Wiener Kongress der Rückbau der verfallenden Wallanlagen.

Zuerst wurden sie, zusammen mit dem Vorfeld, einfach als Grünflächen genutzt, weil die Fortifikationsgesetze aus militärischen Gründen die Freihaltung dieser Zonen von Baumbewuchs, aber Bepflanzung mit Strauchwerk vorgeschrieben hatten. Daraus entwickeln sich im Kontext der romantisch-biedermeierlichen Vorliebe auch für Ruinen und dem Konzept des wenig konstruierten englischen Gartens der Stadtpark.

Später aber reduzierten Eisenbahnbauten und gründerzeitliche Bebauung ihre Bedeutung erheblich. Die ringförmigen Zonen waren idealer Baugrund für die verkehrstechnische Erschließung der Innenstädte, die übrigbleibenden Zonen hochgeschätztes Büro- und Wohngebiet, die Wallanlagen werden meist komplett geschleift. Übriggeblieben sind dann nur die Ringstraßenzüge (französische Bezeichnung: Boulevard) und vereinzelte Stadtparks, die den alten Verlauf der Wallanlagen heute markieren.

Cottbus, Wallpromenade, Postkarte, frühes 20. Jahrhundert
  • Hans Bobek, Elisabeth Lichtenberger: Wien. Bauliche Gestalt und Entwicklung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts (= Schriften der Kommission für Raumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1, ZDB-ID 581547-2). Böhlau, Graz u. a. 1966.
  • Géza Hajós (Hrsg.): Stadtparks in der österreichischen Monarchie. 1765–1918. Studien zur bürgerlichen Entwicklung des urbanen Grüns in Österreich, Ungarn, Kroatien, Slowenien und Krakau aus europäischer Perspektive. Böhlau, Wien u. a. 2007, ISBN 978-3-205-77638-3.
  • Helmut Gelbrich: Historische Befestigungs- und Wallanlagen in Stadtzentren (= Architektur der DDR 8/88). VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1988.
  • Alexander Hess: Grünanlagen auf ehemaligen Befestigungsanlagen – Beispiele aus anderen deutschen Städten. In: Alexander Hess, Henriette Meynen (Red.): Fortis – Das Magazin 2019. Hrsg. von Fortis Colonia e. V. Köln 2019, S. 78–91.