„Wilhelmine von Preußen (1709–1758)“ – Versionsunterschied

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'''Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen''' bzw. '''Wilhelmine von (Brandenburg-)Bayreuth''' (* [[3. Juli]] [[1709]] in [[Berlin]]; † [[14. Oktober]] [[1758]] in [[Bayreuth]]) war die älteste Tochter von zehn überlebenden Kindern des „Soldatenkönigs“ [[Friedrich Wilhelm I. (Preußen)|Friedrich Wilhelm I.]] und seiner Gattin [[Sophie Dorothea von Hannover]]. Sie wurde als zukünftige [[Royal Consort|Königin von England]] erzogen, musste aber letztendlich – nach jahrelangem Hin und Her – [[Friedrich III. (Brandenburg-Bayreuth)|Friedrich III.]] von [[Brandenburg-Bayreuth]] heiraten und wurde als dessen Ehefrau [[Markgraf|Markgräfin]]. Literarische und historische Bedeutung erlangte sie u. a. durch den Briefwechsel mit ihrem Bruder [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich dem Großen]] und durch die Veröffentlichung ihrer Memoiren, die durch ihre teils unverblümten Schilderungen des Lebens am [[Preußischer Hofstaat#Friedrich Wilhelm I. (1713–1740)|preußischen Hofe]] von besonderem kulturgeschichtlichem Wert sind. Als [[Mäzen|Kunstmäzenin]], [[Komponist]]in und [[Intendant|Opernintendantin]] prägte sie in bedeutendem Maße das kulturelle Leben der Stadt Bayreuth bis in die heutige Zeit. Das von ihr initiierte [[Markgräfliches Opernhaus|Markgräfliche Opernhaus]] wurde 2012 von der [[UNESCO]] zum [[UNESCO-Welterbe|Weltkulturerbe]] erhoben.

'''Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen''' bzw. '''Wilhelmine von (Brandenburg-)Bayreuth''' (* [[3. Juli]] [[1709]] in [[Berlin]]; † [[14. Oktober]] [[1758]] in [[Bayreuth]]) war die älteste Tochter von zehn überlebenden Kindern des „Soldatenkönigs“ [[Friedrich Wilhelm I. (Preußen)|Friedrich Wilhelm I.]] und seiner Gattin [[Sophie Dorothea von Hannover]]. Sie wurde als zukünftige [[Royal Consort|Königin von England]] erzogen, musste aber letztendlich – nach jahrelangem Hin und Her – [[Friedrich III. (Brandenburg-Bayreuth)|Friedrich III.]] von [[Brandenburg-Bayreuth]] heiraten und wurde als dessen Ehefrau [[Markgraf|Markgräfin]]. Literarische und historische Bedeutung erlangte sie u. a. durch den Briefwechsel mit ihrem Bruder [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich dem Großen]] und durch die Veröffentlichung ihrer Memoiren, die durch ihre teils unverblümten Schilderungen des Lebens am [[Preußischer Hofstaat#Friedrich Wilhelm I. (1713–1740)|preußischen Hofe]] von besonderem kulturgeschichtlichem Wert sind. Als [[Mäzen|Kunstmäzenin]], [[Komponist]]in und [[Intendant|Opernintendantin]] prägte sie in bedeutendem Maße das kulturelle Leben der Stadt Bayreuth bis in die heutige Zeit. Das von ihr initiierte [[Markgräfliches Opernhaus|Markgräfliche Opernhaus]] wurde 2012 von der [[UNESCO]] zum [[UNESCO-Welterbe|Weltkulturerbe]] erhoben.


== Leben ==
== Leben ==

=== Frühe Jahre ===
=== Frühe Jahre ===
{{Klappbox|''Stammbaum (zum Ausklappen)''|2={{Stammbaum König Friedrich II. (Preußen)}}}}
{{Klappbox|''Stammbaum (zum Ausklappen)''|2={{Stammbaum König Friedrich II. (Preußen)}}}}
[[Datei:Frederik de Grote en Wilhelmine.jpg|mini|hochkant|Wilhelmine mit ihrem Bruder [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich]]; [[Antoine Pesne]] (1714)<ref name="Kröniger">Arno Kröniger: ''Kinderbilder von Markgräfin Wilhelmine.'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Bd.&nbsp;97, [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 2017, S.&nbsp;185–192, {{ISSN|0066-6335}}.</ref>]]


[[Datei:Frederik de Grote en Wilhelmine.jpg|mini|hochkant|Wilhelmine mit ihrem Bruder [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich]]; [[Antoine Pesne]] (1714)<ref name="Kröniger">Arno Kröniger: ''Kinderbilder von Markgräfin Wilhelmine.'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Band&nbsp;97, [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 2017, S.&nbsp;185–192, {{ISSN|0066-6335}}.</ref>]]
Die am 3. Juli 1709 geborene Wilhelmine Sophie Friederike wurde am 12. Juli getauft. Ihre [[Taufpate]]n waren die anlässlich des sogenannten ''[[Dreikönigstreffen (1709)|Dreikönigstreffens]]'' bei [[Friedrich I. (Preußen)|Friedrich I.]] von [[Königreich Preußen|Preußen]] (Wilhelmines Großvater) in Berlin anwesenden Monarchen [[August II. (Polen)|August der Starke]] von [[Kurfürstentum Sachsen|Sachsen]] und König von [[Polen-Litauen]] sowie König [[Friedrich IV. (Dänemark und Norwegen)|Friedrich IV.]] von [[Dänemark-Norwegen]].<ref>{{Internetquelle |url=https://cuvillier.de/uploads/preview/public_file/2899/9783867276382.pdf |titel=Das Potsdamer Dreikönigstreffen 1709 |hrsg=cuvillier.de |abruf=2019-01-03 |format=PDF; 235&nbsp;kB}}</ref>
Die am 3. Juli 1709 geborene Wilhelmine Sophie Friederike wurde am 12. Juli evangelisch getauft. Ihre [[Taufpate]]n waren die anlässlich des sogenannten ''[[Dreikönigstreffen (1709)|Dreikönigstreffens]]'' bei [[Friedrich I. (Preußen)|Friedrich&nbsp;I.]] von [[Königreich Preußen|Preußen]] (Wilhelmines Großvater) in Berlin anwesenden Monarchen [[August der Starke]] von [[Kurfürstentum Sachsen|Sachsen]] und König von [[Polen-Litauen]] sowie König [[Friedrich IV. (Dänemark und Norwegen)|Friedrich&nbsp;IV.]] von [[Dänemark-Norwegen]].<ref>{{Internetquelle |url=https://cuvillier.de/uploads/preview/public_file/2899/9783867276382.pdf |titel=Das Potsdamer Dreikönigstreffen 1709 |hrsg=cuvillier.de |format=PDF; 235&nbsp;kB |abruf=2019-01-03}}</ref>


Wilhelmine wuchs am spartanisch geführten Hof ihres Vaters, des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., als ältestes überlebendes Kind auf – wie ihre Memoiren verdeutlichen, in einer problembelasteten Umgebung. Sie wurde schon als Kind zum Spielball politischer Ambitionen. Zunächst strebten beide Eltern für sie die Ehe mit dem britischen Thronfolger an (ihre Mutter Sophie Dorothea war Tochter des englischen Königs [[Georg I. (Großbritannien)|Georg I.]]), weshalb die achtjährige Prinzessin mit ihrem Cousin [[Friedrich Ludwig von Hannover]], dem Herzog von [[Gloucester]] und ab 1729 15. [[Prince of Wales]], verlobt wurde. In der Folge entstanden politische und familiäre Zwistigkeiten, unter denen Wilhelmine zunehmend zu leiden hatte. Die Mutter, die andere kulturelle Bedürfnisse hatte als ihr Ehemann, der König, verfolgte konsequent den Wunsch nach einer engen Verbindung mit dem ihr verwandten [[Haus Hannover|englisch-hannoveranischen Königshaus]] weiter, während sich der Vater zu einer Annäherung an das [[Haus Habsburg]] entschloss, um seine Treue dem [[Römisch-deutscher Kaiser|deutschen Kaiser]] (damals [[Karl VI. (HRR)|Karl VI.]]) gegenüber zu zeigen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.preussenchronik.de/person_jsp/key=person_wilhemine+von+_bayreuth.html |titel=Wilhelmine von Bayreuth |hrsg=www.preussenchronik.de |datum=2018 |abruf=2018-03-28}}</ref> So wurde Wilhelmines erste [[Verlobung]] kurz vor der Verlobung und der bald darauf folgenden Hochzeit mit dem Bayreuther Markgrafenprinzen Friedrich aufgehoben. Diese familiären und [[Diplomatie|diplomatischen]] Gegensätze sowie erlittene körperliche und seelische [[Trauma (Psychologie)|Traumata]] als Kind durch die Erzieherin Leti und als Jugendliche durch ihre Eltern hat Wilhelmine in ihren Memoiren aus unmittelbarer Erlebniswelt drastisch wiedergegeben.
Wilhelmine wuchs am spartanisch geführten Hof ihres Vaters, des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm&nbsp;I., als ältestes überlebendes Kind auf – wie ihre Memoiren verdeutlichen, in einer problembelasteten Umgebung. Sie wurde schon als Kind zum Spielball politischer Ambitionen. Zunächst strebten beide Eltern für sie die Ehe mit dem britischen Thronfolger an (ihre Mutter Sophie Dorothea war Tochter des englischen Königs [[Georg I. (Großbritannien)|Georg&nbsp;I.]]), weshalb die achtjährige Prinzessin mit ihrem Cousin [[Friedrich Ludwig von Hannover]], dem Herzog von [[Gloucester]] und ab 1729 15. [[Prince of Wales]], verlobt wurde. In der Folge entstanden politische und familiäre Zwistigkeiten, unter denen Wilhelmine zunehmend zu leiden hatte. Die Mutter, die andere kulturelle Bedürfnisse hatte als ihr Ehemann, der König, verfolgte konsequent den Wunsch nach einer engen Verbindung mit dem ihr verwandten [[Haus Hannover|englisch-hannoveranischen Königshaus]] weiter, während sich der Vater zu einer Annäherung an das [[Haus Habsburg]] entschloss, um seine Treue dem [[Römisch-deutscher Kaiser|deutschen Kaiser]] (damals [[Karl VI. (HRR)|Karl&nbsp;VI.]]) gegenüber zu zeigen.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.preussenchronik.de/person_jsp/key=person_wilhemine+von+_bayreuth.html |titel=Wilhelmine von Bayreuth |hrsg=www.preussenchronik.de |datum=2018 |abruf=2018-03-28}}</ref> So wurde Wilhelmines erste [[Verlobung]] kurz vor der Verlobung und der bald darauf folgenden Hochzeit mit dem Bayreuther Markgrafenprinzen Friedrich aufgehoben. Diese familiären und [[Diplomatie|diplomatischen]] Gegensätze sowie erlittene körperliche und seelische [[Trauma (Psychologie)|Traumata]] als Kind durch die Erzieherin Leti und als Jugendliche durch ihre Eltern hat Wilhelmine in ihren Memoiren aus unmittelbarer Erlebniswelt drastisch wiedergegeben.


=== Die Erzieherin Leti ===
=== Die Erzieherin Leti ===
[[Datei:Prinzessin Wilhelmine von Preußen (Friedrich Wilhelm Weidemann).jpg|mini|hochkant|Wilhelmine, Porträt des preußischen Hofmalers [[Friedrich Wilhelm Weidemann]], vermutlich im Zusammenhang mit ihrer Verlobung mit [[Friedrich Ludwig von Hannover]] 1717 entstanden.<ref name="Kröniger" />]]


[[Datei:Prinzessin Wilhelmine von Preußen (Friedrich Wilhelm Weidemann).jpg|mini|hochkant|Wilhelmine, Porträt des preußischen Hofmalers [[Friedrich Wilhelm Weidemann]], vermutlich im Zusammen&shy;hang mit ihrer Verlobung mit [[Friedrich Ludwig von Hannover]] 1717 entstanden.<ref name="Kröniger" />]]
Detailliert schildert sie als Markgräfin von Bayreuth – der Zeitpunkt der Niederschrift der Memoiren ist nicht angegeben – die Probleme mit der Leti. Von 1712 bis 1721 wurde Wilhelmine von dieser [[Italien]]erin, deren Vater [[Gregorio Leti]] (1630–1701) ein [[Historiker]] und [[Romanautor]] war,<ref>''Memoiren'', übersetzt von Günter Berger, Taschenbuch, 2. Auflage, 2012, Anmerkung 5, S.&nbsp;388 ([http://www.wilhelmine-von-bayreuth.info/wp-content/uploads/2016/05/Wilhelmine_Memoiren.pdf PDF; 10,7&nbsp;MB]).</ref> erzogen und unterrichtet. Sie wird als schön, blenderisch, kokett, boshaft und ränkesüchtig beschrieben. Unter ihr hatte das Kind fast genauso zu leiden wie unter den Eltern.
Detailliert schildert sie als Markgräfin von Bayreuth – der Zeitpunkt der Niederschrift der Memoiren ist nicht angegeben – die Probleme mit der Leti. Von 1712 bis 1721 wurde Wilhelmine von dieser [[Italien]]erin, deren Vater [[Gregorio Leti]] (1630–1701) ein [[Historiker]] und [[Romanautor]] war,<ref>''Memoiren'', übersetzt von Günter Berger. Taschenbuch, 2. Auflage. 2012, Anmerkung 5, S.&nbsp;388; [http://www.wilhelmine-von-bayreuth.info/wp-content/uploads/2016/05/Wilhelmine_Memoiren.pdf wilhelmine-von-bayreuth.info] (PDF; 11&nbsp;MB).</ref> erzogen und unterrichtet. Sie wird als schön, blenderisch, kokett, boshaft und ränkesüchtig beschrieben. Unter ihr hatte das Kind fast genauso zu leiden wie unter den Eltern.


{{Zitat
{{Zitat
|Text=Ich hatte vor der Leti Angst wie vor dem Feuer. Oft schlug sie mich und behandelte mich grob. […] Es verging kein Tag, an dem sie nicht die gefürchtete Kraft ihrer Fäuste an mir erprobte.<ref name="Memoiren">''Memoiren'', übersetzt von Günter Berger, 2007, S.&nbsp;29.</ref>}}
|Text=Ich hatte vor der Leti Angst wie vor dem Feuer. Oft schlug sie mich und behandelte mich grob. […] Es verging kein Tag, an dem sie nicht die gefürchtete Kraft ihrer Fäuste an mir erprobte.<ref name="Memoiren">''Memoiren'', übersetzt von Günter Berger, 2007, S.&nbsp;29.</ref>}}


Wilhelmine vermutete, dass diese Frau sie wegen ihres italienischen Geistes piesackte, doch es gab einen triftigen Grund: Die Frau war von zwei Ministern des Königs, [[Friedrich Wilhelm von Grumbkow]] und Fürst [[Leopold I. (Anhalt-Dessau)|Leopold von Anhalt-Dessau]], bestochen worden, die beide die Ehepläne von Wilhelmines Mutter und deren Vater, König [[Georg I. (Großbritannien)|Georg I.]], hintertrieben und auch Wilhelmines Vater in diese Richtung beeinflussten. Die Leti versuchte, das Kind für eine Ehe mit dem Markgrafen [[Friedrich Wilhelm (Brandenburg-Schwedt)|Friedrich Wilhelm von Schwedt]] zu erwärmen, einem Neffen des Alten Dessauers, und horchte es über die Gespräche seiner Eltern aus. Als das Kind schließlich auf Weisung seiner Mutter diesbezüglich nur noch auswich, wurde es tagtäglich verprügelt.
Wilhelmine vermutete, dass diese Frau sie wegen ihres italienischen Geistes piesackte, doch es gab einen triftigen Grund: Die Frau war von zwei Ministern des Königs, [[Friedrich Wilhelm von Grumbkow]] und Fürst [[Leopold I. (Anhalt-Dessau)|Leopold von Anhalt-Dessau]], bestochen worden, die beide die Ehepläne von Wilhelmines Mutter und deren Vater, König [[Georg I. (Großbritannien)|Georg&nbsp;I.]], hintertrieben und auch Wilhelmines Vater in diese Richtung beeinflussten. Die Leti versuchte, das Kind für eine Ehe mit dem Markgrafen [[Friedrich Wilhelm (Brandenburg-Schwedt)|Friedrich Wilhelm von Schwedt]] zu erwärmen, einem Neffen des Alten Dessauers, und horchte es über die Gespräche seiner Eltern aus. Als das Kind schließlich auf Weisung seiner Mutter diesbezüglich nur noch auswich, wurde es tagtäglich verprügelt.


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|Text=Faustschläge und Fußtritte wurden mein täglich Brot; es gab kaum ein Schimpfwort, mit dem sie die Königin nicht bedachte: Gewöhnlich nannte sie sie die große Eselin.<ref name="Memoiren" />}}
|Text=Faustschläge und Fußtritte wurden mein täglich Brot; es gab kaum ein Schimpfwort, mit dem sie die Königin nicht bedachte: Gewöhnlich nannte sie sie die große Eselin.<ref name="Memoiren" />}}


Wilhelmine wagte sich niemandem anzuvertrauen und brach schließlich mit einer [[Gallenkolik]] zusammen. An der nachfolgenden [[Gelbsucht]] laborierte sie monatelang. Die Mutter schien von den Qualen ihres ältesten Kindes bis dahin nichts gemerkt zu haben.
Wilhelmine wagte sich niemandem anzuvertrauen und brach schließlich mit einer [[Gallenkolik]] zusammen. An der nachfolgenden [[Ikterus|Gelbsucht]] laborierte sie monatelang. Die Mutter schien von den Qualen ihres ältesten Kindes bis dahin nichts gemerkt zu haben.


=== Die „Sonsine“ ===
=== Die „Sonsine“ ===

Gemeinsam mit ihrem Bruder Friedrich lebte Wilhelmine zudem in der Obhut der nur französisch sprechenden [[Marthe de Roucoulle]], einer in Frankreich geborenen [[Hugenotten in Berlin|Hugenottin]], die schon beider Vater als [[Gouvernante]] betreut hatte. Sie erklärt der Mutter, dass Wilhelmine auf diesem Wege wahrscheinlich eines Tages ganz zum [[Krüppel]] geschlagen werde. In der Folge wurde die Leti auf Betreiben des Königs im Jahr 1721 durch [[Wittenhorst-Sonsfeld|Dorothea Luise von Wittenhorst-Sonsfeld]] – von Wilhelmine und ihrem Bruder Friedrich liebevoll „Sonsine“ genannt – ersetzt. Ihr gelang es, das verschüchterte Kind zu beruhigen und sein Vertrauen zu erhalten. Sie hatte großes [[Pädagogik|pädagogisches Geschick]] und förderte Wilhelmine sehr im schulischen und musikalischen Bereich. Bis zu ihrem Tod 1746 in Bayreuth, wohin sie mit Wilhelmine nach deren Hochzeit zog, stand sie loyal zu der ihr als Kind Anvertrauten.<ref>Thea Leitner: ''Skandal bei Hof.'' Ueberreuter, 1993, ISBN 3-8000-3492-1, S.&nbsp;133–146.</ref>
Gemeinsam mit ihrem Bruder Friedrich lebte Wilhelmine zudem in der Obhut der nur Französisch sprechenden [[Marthe de Roucoulle]], einer in Frankreich geborenen [[Hugenotten in Berlin|Hugenottin]], die schon beider Vater als [[Gouvernante]] betreut hatte. Sie erklärt der Mutter, dass Wilhelmine auf diesem Wege wahrscheinlich eines Tages ganz zum [[Krüppel]] geschlagen werde. In der Folge wurde die Leti auf Betreiben des Königs im Jahr 1721 durch [[Wittenhorst-Sonsfeld|Dorothea Luise von Wittenhorst-Sonsfeld]] – von Wilhelmine und ihrem Bruder Friedrich liebevoll „Sonsine“ genannt – ersetzt. Ihr gelang es, das verschüchterte Kind zu beruhigen und sein Vertrauen zu erhalten. Sie hatte großes [[Pädagogik|pädagogisches Geschick]] und förderte Wilhelmine sehr im schulischen und musikalischen Bereich. Bis zu ihrem Tod 1746 in Bayreuth, wohin sie mit Wilhelmine nach deren Hochzeit zog, stand sie loyal zu der ihr als Kind Anvertrauten.<ref>Thea Leitner: ''Skandal bei Hof.'' Ueberreuter, 1993, ISBN 3-8000-3492-1, S.&nbsp;133–146.</ref>


=== Der Vater ===
=== Der Vater ===

Aus Wilhelmines Briefen an ihren Vater ist erkennbar, dass sie anfangs ein gutes Verhältnis zu ihm hatte, er weilte aber nur selten bei seiner Familie. Hauptsächlich litt sie, wie offenbar die ganze Familie, unter seinen Launen. Zu ihrem nächstjüngeren Bruder [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich]], mit dem sie, mit Förderung ihrer Mutter, ihr Interesse für [[Musik]] und [[Wissenschaft]] teilte, hatte sie eine außergewöhnlich enge Beziehung, die bis zu ihrem Tod anhielt. Musikalische Begabung zeigten beide Kinder, Wilhelmine bereits mit sechs Jahren (1715) durch Tanzen und Cembalospiel, das die Mutter begeisterte.<ref name="Müssel 1959">Karl Müssel: ''Wilhelmines Jugend im Spiegel von Briefen ihrer Mutter''. In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Bd.&nbsp;39, Bayreuth 1959, S.&nbsp;176–191, {{ISSN|0066-6335}}.</ref> Die Kinder verbündeten sich gegen den Vater, der musische Beschäftigungen, insbesondere des Kronprinzen, nicht leiden konnte und mit unduldsamer Strenge den Sohn zu seinem Ebenbild formen wollte. Die Tätlichkeiten gegen beide Kinder, die von Wilhelmine beschrieben wurden, wie beispielsweise Stockschläge und an den Haaren durchs Zimmer Schleifen, beschäftigen bis heute die Historiker.
Aus Wilhelmines Briefen an ihren Vater ist erkennbar, dass sie anfangs ein gutes Verhältnis zu ihm hatte, er weilte aber nur selten bei seiner Familie. Hauptsächlich litt sie, wie offenbar die ganze Familie, unter seinen [[Laune]]n. Zu ihrem nächstjüngeren Bruder [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrich]], mit dem sie, mit Förderung ihrer Mutter, ihr Interesse für [[Musik]] und [[Wissenschaft]] teilte, hatte sie eine außergewöhnlich enge Beziehung, die bis zu ihrem Tod anhielt. Musikalische Begabung zeigten beide Kinder, Wilhelmine bereits mit sechs Jahren (1715) durch [[Tanz]]en und [[Cembalo]]spiel, das die Mutter begeisterte.<ref name="Müssel 1959">Karl Müssel: ''Wilhelmines Jugend im Spiegel von Briefen ihrer Mutter''. In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Band&nbsp;39, Bayreuth 1959, S.&nbsp;176–191, {{ISSN|0066-6335}}.</ref> Die Kinder verbündeten sich gegen den Vater, der musische Beschäftigungen, insbesondere des Kronprinzen, nicht leiden konnte und mit unduldsamer Strenge den Sohn zu seinem Ebenbild formen wollte. Die Tätlichkeiten gegen beide Kinder, die von Wilhelmine beschrieben wurden, wie beispielsweise Stockschläge und an den Haaren durchs Zimmer Schleifen, beschäftigen bis heute die Historiker.


=== Der Kronprinzenprozess von 1730 ===
=== Der Kronprinzenprozess von 1730 ===

Nach dem missglückten Fluchtversuch ihres Bruders am 5. August 1730, bei dem ihm [[Hans Hermann von Katte]] wegen der immer unerträglicher werdenden Zerwürfnisse mit seinem Vater zur Seite stand, wurde Wilhelmine als Mitglied im Freundestrio der Mitwisserschaft eines „[[Fahnenflucht|Desertions]]-[[Verschwörung|Komplottes]]“ verdächtigt und in ihrem [[Zimmer#Gemach|Gemach]] im Schloss eingesperrt. Ihr Bruder, der „Deserteur“, kam nach [[Kostrzyn nad Odrą|Küstrin]] als Gefangener, und Katte, „der Komplotteur“, wurde verhaftet. Es kam zum staatserschütternden ''Kronprinzenprozess'', der in ganz Europa Kreise zog.<ref>Die Hintergründe und Fakten wurden 2011/2012 umfassend in einer Ausstellung im [[Schloss Köpenick]], am Ort des Kriegsgerichtsprozesses, und anhand eines 300 Seiten starken Katalogs dargestellt. Siehe Jürgen Kloosterhuis und Lothar Lambacher: ''Kriegsgericht in Köpenick! Anno 1730: Kronprinz - Katte - Königswort'', gelistet unter [[#Literatur|Literatur]].</ref>
Nach dem missglückten Fluchtversuch ihres Bruders am 5. August 1730, bei dem ihm [[Hans Hermann von Katte]] wegen der immer unerträglicher werdenden Zerwürfnisse mit seinem Vater zur Seite stand, wurde Wilhelmine als Mitglied im Freundestrio der Mitwisserschaft eines „[[Fahnenflucht|Desertions]]-[[Verschwörung|Komplottes]]“ verdächtigt und in ihrem [[Zimmer#Gemach|Gemach]] im Schloss eingesperrt. Ihr Bruder, der „Deserteur“, kam nach [[Kostrzyn nad Odrą|Küstrin]] als Gefangener, und Katte, „der Komplotteur“, wurde verhaftet. Es kam zum staatserschütternden ''Kronprinzenprozess'', der in ganz Europa Kreise zog.<ref>Die Hintergründe und Fakten wurden 2011/2012 umfassend in einer Ausstellung im [[Schloss Köpenick]], am Ort des Kriegsgerichtsprozesses, und anhand eines 300 Seiten starken Katalogs dargestellt. Siehe Jürgen Kloosterhuis und Lothar Lambacher: ''Kriegsgericht in Köpenick! Anno 1730: Kronprinz - Katte - Königswort'', gelistet unter [[#Literatur|Literatur]].</ref>


Die Geschwister wurden danach über ein Jahr lang streng isoliert festgehalten. Ihr Vater König Friedrich Wilhelm I. hatte nicht nur mit [[Kreuzverhör]], [[Festungshaft]] und [[Folter]] (gegen Friedrich) gedroht, sondern mit der [[Hinrichtung]] beider Geschwister. Im Falle des Hans Hermann von Katte, zu dem Wilhelmine möglicherweise eine Liebesbeziehung hatte,<ref name="Musikalische Verschlüsselungen">Irene Hegen: ''Musikalische Verschlüsselungen. Autobiographische Spuren in den Kompositionen von Wilhelmine von Bayreuth.'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Sonderband ''Wilhelmine von Bayreuth heute – Das kulturelle Erbe der Markgräfin'', [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 2009, S.&nbsp;187–206, {{ISSN|0066-6335}}.</ref> machte er nach dem Urteilsspruch des [[Militärgericht|Kriegsgerichts]], der auf [[Lebenslange Freiheitsstrafe|lebenslange Festungshaft]] lautete, von seinem Recht auf Urteilsschärfung Gebrauch: Da das Kriegsgericht der Aufforderung des Königs, den Beschluss zu ändern und „Recht zu sprechen“ – er wünschte die [[Todesstrafe]] – nicht nachkommen wollte, verschärfte er das Urteil im Alleingang auf Tod durch [[Enthauptung|Enthaupten]], was damals beispiellos war und in ganz Europa diskutiert wurde. Seine beiden Kinder blieben verschont, aber sie trugen ihr Leben lang am tragischen Schicksal ihres Freundes.
Die Geschwister wurden danach über ein Jahr lang streng isoliert festgehalten. Ihr Vater König Friedrich Wilhelm&nbsp;I. hatte nicht nur mit [[Kreuzverhör]], [[Festungshaft]] und [[Folter]] (gegen Friedrich) gedroht, sondern mit der [[Hinrichtung]] beider Geschwister. Im Falle des Hans Hermann von Katte, zu dem Wilhelmine möglicherweise eine Liebesbeziehung hatte,<ref name="Musikalische Verschlüsselungen">Irene Hegen: ''Musikalische Verschlüsselungen. Autobiographische Spuren in den Kompositionen von Wilhelmine von Bayreuth.'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Sonderband ''Wilhelmine von Bayreuth heute – Das kulturelle Erbe der Markgräfin'', [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 2009, S.&nbsp;187–206, {{ISSN|0066-6335}}.</ref> machte er nach dem Urteilsspruch des [[Militärgericht|Kriegsgerichts]], der auf [[Lebenslange Freiheitsstrafe|lebenslange Festungshaft]] lautete, von seinem Recht auf Urteilsschärfung Gebrauch: Da das Kriegsgericht der Aufforderung des Königs, den Beschluss zu ändern und „Recht zu sprechen“ – er wünschte die [[Todesstrafe]] – nicht nachkommen wollte, verschärfte er das Urteil im Alleingang auf Tod durch [[Enthauptung|Enthaupten]], was damals beispiellos war und in ganz Europa diskutiert wurde. Seine beiden Kinder blieben verschont, aber sie trugen ihr Leben lang am tragischen Schicksal ihres Freundes.


Der König setzte in der Folge die Verheiratung seiner Tochter Wilhelmine mit aufgrund dieses Prozesses verschärften Maßnahmen durch: Minister von Grumbkow hatte Wilhelmines Hofmeisterin Dorothea Luise von Wittenhorst-Sonsfeld zu informieren, ihren Schützling so zu bearbeiten, dass sie dem väterlichen Befehl Folge leiste, um den Familienfrieden wiederherzustellen. Sonsfeld selber wurde angedroht, im „[[Spinnhaus]] für öffentliche [[Hure]]n“ eingekerkert zu werden, gelänge ihr dies nicht. Danach setzte der König, ihr Vater, schließlich durch, dass sie nach jahrelangem entwürdigendem Hin und Her Friedrich von Brandenburg-Bayreuth heiratete.
Der König setzte in der Folge die Verheiratung seiner Tochter Wilhelmine mit aufgrund dieses Prozesses verschärften Maßnahmen durch: Minister von Grumbkow hatte Wilhelmines Hofmeisterin Dorothea Luise von Wittenhorst-Sonsfeld zu informieren, ihren Schützling so zu bearbeiten, dass sie dem väterlichen Befehl Folge leiste, um den Familienfrieden wiederherzustellen. Sonsfeld selber wurde angedroht, im „[[Spinnhaus]] für öffentliche [[Hure]]n“ eingekerkert zu werden, gelänge ihr dies nicht. Danach setzte der König, ihr Vater, schließlich durch, dass sie nach jahrelangem entwürdigendem Hin und Her Friedrich von Brandenburg-Bayreuth heiratete.


=== Hochzeit und Umzug nach Bayreuth ===
=== Hochzeit und Umzug nach Bayreuth ===

[[Datei:Wilhelmine von Bayreuth1.jpg|mini|hochkant|Wilhelmine als Braut; unbekannter Künstler (undatiert)]]
[[Datei:Wilhelmine von Bayreuth1.jpg|mini|hochkant|Wilhelmine als Braut; unbekannter Künstler (undatiert)]]
Nach einem Bericht des Gesandten von [[Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel|Braunschweig-Wolfenbüttel]] soll der Erbprinz des [[Fürstentum Bayreuth|Fürstentums Bayreuth]] [[Friedrich III. (Brandenburg-Bayreuth)|Friedrich von Brandenburg-Bayreuth]] bereits [[Sophie Dorothea Marie von Preußen|Sophie]], einer jüngeren Schwester Wilhelmines, als Ehemann angekündigt gewesen sein,<ref>Thea Leitner: ''Skandal bei Hof'', Ueberreuter, 1993, ISBN 3-8000-3492-1, S.&nbsp;160–161.</ref> doch gab es auch mehrere Zeitzeugen, die ihn von Beginn an als Bräutigam für Wilhelmine bezeichneten. Die Verlobung fand am 3. Juni 1731 statt, Hochzeit war am 20. November im [[Berliner Schloss]].<ref>{{Internetquelle |url=http://unterhaltung.freepage.de/cgi-bin/feets/freepage_ext/41030x030A/rewrite/ehmann/buergernetz/wilhelmine/zeit/rv.htm |titel=Chronologie Wilhelmine von Bayreuth - 1731|werk=unterhaltung.freepage.de |datum=2018 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20221005153805/unterhaltung.freepage.de/cgi-bin/feets/freepage_ext/41030x030A/rewrite/ehmann/buergernetz/wilhelmine/zeit/rv.htm |archiv-datum=2022-10-05 |abruf=2023-10-28 }}</ref> Obwohl die Hochzeit arrangiert war, entwickelten Wilhelmine und Friedrich in den ersten Ehejahren ein sehr liebevolles Verhältnis zueinander. Bereits in der Verlobungszeit gibt es in Wilhelmines Memoiren erste Hinweise darauf, dass sie dem Prinzen mehr zugetan war, als es ihrer Mutter, die sie immer noch unbedingt nach [[Königreich Großbritannien|Großbritannien]] verheiraten wollte, recht war.


Wilhelmine konnte die Abreise aus Berlin gar nicht mehr erwarten, sodass sie sich, obwohl im zweiten Monat [[Schwangerschaft|schwanger]], am 11. Januar 1732 auf die gefahrvolle Reise nach Bayreuth begab.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.projekt-gutenberg.org/wvbayreu/memoiren/chap013.html |titel=Wilhelmine von Bayreuth: Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth - Kapitel 13 / Zweiter Teil: Die Markgräfin von Bayreuth 1732-1742 |hrsg=[[Projekt Gutenberg-DE|projekt-gutenberg.org]] |datum=2018 |abruf=2020-05-12}}</ref> Dort wurde jedoch ihre Hoffnung auf den ihr als großartig beschriebenen Hof gänzlich enttäuscht. Darüber lässt sie sich in ihren Memoiren aus, in denen sie ihre neuen Untertanen als Bauern ohne jegliche Lebensart bezeichnet. Auch das [[Altes Schloss Bayreuth|Schloss]] fand keine Gnade vor ihren Augen: Seine Räume seien dunkel, mit Spinnenweben verhangen; in den ihr zugewiesenen Räumen wären die Polster der Sessel durchstochen und das Himmelbett hätte nach zwei Wochen keine Vorhänge mehr, weil sie bei Berührung zerreißen würden.<ref>''Memoiren'', übersetzt von Günter Berger, 2007, S.&nbsp;208.</ref> Die Bemühungen des Markgrafen, seine Schwiegertochter angemessen zu empfangen, lösten bei ihr nur ein mitleidiges Lächeln aus.<!-- Beleg? --> Auch beklagte sie sich über die einfache Küche ihrer neuen Heimat. Im Gegensatz zu ihren Memoiren jedoch beschrieb die Prinzessin in ihren Briefen an Vater, Mutter und Bruder kurz nach der Ankunft ihren Empfang in Bayreuth positiv.
Nach einem Bericht des Gesandten von Braunschweig-Wolfenbüttel soll der Erbprinz des [[Fürstentum Bayreuth|Fürstentums Bayreuth]] [[Friedrich III. (Brandenburg-Bayreuth)|Friedrich von Brandenburg-Bayreuth]] bereits [[Sophie Dorothea Marie von Preußen|Sophie]], einer jüngeren Schwester Wilhelmines, als Ehemann angekündigt gewesen sein,<ref>Thea Leitner: ''Skandal bei Hof'', Ueberreuter, 1993, ISBN 3-8000-3492-1, S.&nbsp;160–161.</ref> doch gab es auch mehrere Zeitzeugen, die ihn von Beginn an als Bräutigam für Wilhelmine bezeichneten. Die Verlobung fand am 3. Juni 1731 statt, Hochzeit war am 20. November im [[Berliner Schloss]].<ref>{{Internetquelle |url=http://unterhaltung.freepage.de/cgi-bin/feets/freepage_ext/41030x030A/rewrite/ehmann/buergernetz/wilhelmine/zeit/rv.htm |titel=Chronologie Wilhelmine von Bayreuth, Abschnitt 1731 |hrsg=unterhaltung.freepage.de |datum=2018 |abruf=2019-01-13}}</ref> Obwohl die Hochzeit arrangiert war, entwickelten Wilhelmine und Friedrich in den ersten Ehejahren ein sehr liebevolles Verhältnis zueinander. Bereits in der Verlobungszeit gibt es in Wilhelmines Memoiren erste Hinweise darauf, dass sie dem Prinzen mehr zugetan war, als es ihrer Mutter, die sie immer noch unbedingt nach [[Königreich Großbritannien|Großbritannien]] verheiraten wollte, recht war.

Wilhelmine konnte die Abreise aus Berlin gar nicht mehr erwarten, sodass sie sich, obwohl im zweiten Monat schwanger, am 11. Januar 1732 auf die gefahrvolle Reise nach Bayreuth begab.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.projekt-gutenberg.org/wvbayreu/memoiren/chap013.html |titel=Wilhelmine von Bayreuth: Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth - Kapitel 13 / Zweiter Teil: Die Markgräfin von Bayreuth 1732-1742 |hrsg=[[Projekt Gutenberg-DE|projekt-gutenberg.org]] |datum=2018 |abruf=2020-05-12}}</ref> Dort wurde jedoch ihre Hoffnung auf den ihr als großartig beschriebenen Hof gänzlich enttäuscht. Darüber lässt sie sich in ihren Memoiren aus, in denen sie ihre neuen Untertanen als Bauern ohne jegliche Lebensart bezeichnet. Auch das [[Altes Schloss Bayreuth|Schloss]] fand keine Gnade vor ihren Augen: Seine Räume seien dunkel, mit Spinnenweben verhangen; in den ihr zugewiesenen Räumen wären die Polster der Sessel durchstochen und das Himmelbett hätte nach zwei Wochen keine Vorhänge mehr, weil sie bei Berührung zerreißen würden.<ref>''Memoiren'', übersetzt von Günter Berger, 2007, S.&nbsp;208.</ref> Die Bemühungen des Markgrafen, seine Schwiegertochter angemessen zu empfangen, lösten bei ihr nur ein mitleidiges Lächeln aus.<!-- Beleg? --> Auch beklagte sie sich über die einfache Küche ihrer neuen Heimat. Im Gegensatz zu ihren Memoiren jedoch beschrieb die Prinzessin in ihren Briefen an Vater, Mutter und Bruder kurz nach der Ankunft ihren Empfang in Bayreuth positiv.


Wilhelmines jugendliche Lebensfreude traf am Bayreuther Hof auf ein asketisches Leben. Die Spannungen mit dem alten Markgrafen wurden durch das Ausbleiben des ersehnten männlichen Erben nach der Geburt ihrer Tochter [[Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth|Elisabeth Friederike Sophie]] im August 1732 weiter verstärkt.
Wilhelmines jugendliche Lebensfreude traf am Bayreuther Hof auf ein asketisches Leben. Die Spannungen mit dem alten Markgrafen wurden durch das Ausbleiben des ersehnten männlichen Erben nach der Geburt ihrer Tochter [[Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth|Elisabeth Friederike Sophie]] im August 1732 weiter verstärkt.


=== Bautätigkeiten und Regierungsgeschäfte ===
=== Bautätigkeiten und Regierungsgeschäfte ===

[[Datei:Sophia Friderica Wilhelmine Prinzesssin von Preussen.jpg|mini|hochkant|Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth; [[Antoine Pesne]] (undatiert)]]
[[Datei:Sophia Friderica Wilhelmine Prinzesssin von Preussen.jpg|mini|hochkant|Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth; [[Antoine Pesne]] (undatiert)]]
[[Datei:Bayreuth Markgräfliches Opernhaus Fürstenloge (1995).jpg|mini|hochkant|Fürstenloge des [[Markgräfliches Opernhaus|Markgräflichen Opernhauses]]]]
[[Datei:Bayreuth Markgräfliches Opernhaus Fürstenloge (1995).jpg|mini|hochkant|Fürstenloge des [[Markgräfliches Opernhaus|Markgräflichen Opernhauses]]]]

Nach dem Tod ihres Schwiegervaters [[Georg Friedrich Karl (Brandenburg-Bayreuth)|Georg Friedrich Karl]] hatte die Markgräfin wesentlichen Anteil an der Modernisierung des Landes. So unterstützte sie ihren politisch unerfahrenen Mann dabei, das Korruptionsgeflecht des Bayreuther Hofes zu entwirren und ein Gegengewicht zu den Beamten des verstorbenen Schwiegervaters zu bilden. Anders als ihr Ehemann Friedrich unterhielt sie, die den Bayreuther Dialekt nicht verstand, aber so gut wie keinen Kontakt zum „gemeinen Volk“.<ref>[[Bernd Mayer (Journalist)|Bernd Mayer]]: ''Markgraf Friedrich – Bayreuths Augustus'' in: ''Heimatkurier'' 2/2011 des [[Nordbayerischer Kurier|Nordbayerischen Kuriers]], S.&nbsp;3.</ref>
Nach dem Tod ihres Schwiegervaters [[Georg Friedrich Karl (Brandenburg-Bayreuth)|Georg Friedrich Karl]] hatte die Markgräfin wesentlichen Anteil an der Modernisierung des Landes. So unterstützte sie ihren politisch unerfahrenen Mann dabei, das Korruptionsgeflecht des Bayreuther Hofes zu entwirren und ein Gegengewicht zu den Beamten des verstorbenen Schwiegervaters zu bilden. Anders als ihr Ehemann Friedrich unterhielt sie, die den Bayreuther Dialekt nicht verstand, aber so gut wie keinen Kontakt zum „gemeinen Volk“.<ref>[[Bernd Mayer (Journalist)|Bernd Mayer]]: ''Markgraf Friedrich – Bayreuths Augustus'' in: ''Heimatkurier'' 2/2011 des [[Nordbayerischer Kurier|Nordbayerischen Kuriers]], S.&nbsp;3.</ref>


Zu ihrem 24. Geburtstag (1735) schenkte ihr der Markgraf die [[Eremitage (Bayreuth)|Eremitage bei Bayreuth]]. Diesen Landschaftspark baute sie in den folgenden Jahren zu einem wahren Kleinod aus. Ein weiterer Landschaftspark entstand in der Nähe des Ortsteils [[Sanspareil]] der Gemeinde [[Wonsees]]: der [[Felsengarten Sanspareil]] (frz. ''sans pareil'' = ''ohnegleichen''). In diesem natürlichen Felsenhain baute Wilhelmine die Schauplätze des damals populären Romans ''[[Les aventures de Télémaque|Die Reisen des Telemach]]'' von [[François Fénelon]] nach. Von den Bauten sind nur noch der Morgenländische Bau und das Ruinentheater erhalten. Als Juwel gilt das 1748 anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter Elisabeth Friederike Sophie eingeweihte [[Markgräfliches Opernhaus|Markgräfliche Opernhaus]],<ref name="Müssel 1997">Karl Müssel: ''Die große Bayreuther Fürstenhochzeit 1748 – Vorgeschichte, Vorbereitungen und Verlauf.'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Bd.&nbsp;77, [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 1997, S.&nbsp;7–118, {{ISSN|0066-6335}}.</ref> das 2012 als [[Weltkulturerbe]] anerkannt wurde. Außerdem wirkte sie entscheidend beim Neubau des [[Neues Schloss Bayreuth|Neuen Schlosses]] in der [[Historische Innenstadt (Bayreuth)|Bayreuther Innenstadt]] mit. Dies erkennt man noch in dessen Ausstattung. Das Ergebnis ihrer regen Bautätigkeit, bekannt als [[Bayreuther Rokoko]], ist gegenwärtig ein Magnet für den Fremdenverkehr. Nicht mehr miterleben konnte sie das als Sommerresidenz in [[Donndorf (Eckersdorf)|Donndorf]] (heute Ortsteil von [[Eckersdorf]]) errichtete [[Schloss Fantaisie]], das sie noch mitentwarf. Die Errichtung wurde mit ihrem Tod 1758 zunächst unterbrochen, aber im Jahr 1761 weitergeführt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/objekte/bay_fant.htm |titel=Gartenkunst-Museum Schloss Fantaisie – Eckersdorf/Donndorf bei Bayreuth |hrsg=[[Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen]] |datum=2018 |abruf=2018-03-31}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.markgrafenkultur.de/portfolio-items/eckersdorf-donndorf-schloss-fantaisie/ |titel=Eckersdorf/Donndorf – Schloss Fantaisie: Wechselhafte Besitzer-Geschichte |hrsg=www.markgrafenkultur.de |datum=2018 |abruf=2018-03-31}}</ref>
Zu ihrem 26. Geburtstag (1735) schenkte ihr der Markgraf die [[Eremitage (Bayreuth)|Eremitage bei Bayreuth]]. Diesen Landschaftspark baute sie in den folgenden Jahren zu einem wahren Kleinod aus. Ein weiterer Landschaftspark entstand in den Jahren 1744 bis 1748 in der Nähe des Ortsteils [[Sanspareil]] der Gemeinde [[Wonsees]]: der [[Felsengarten Sanspareil]] (französisch ''sans pareil'' = „ohnegleichen“). In diesem natürlichen Felsenhain baute Wilhelmine die Schauplätze des damals populären Romans ''[[Die Abenteuer des Telemach]]'' von [[François Fénelon]] nach. Von den Bauten sind nur noch der Morgenländische Bau und das Ruinentheater erhalten. Als Juwel gilt das 1748 anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter Elisabeth Friederike Sophie eingeweihte [[Markgräfliches Opernhaus|Markgräfliche Opernhaus]],<ref name="Müssel 1997">Karl Müssel: ''Die große Bayreuther Fürstenhochzeit 1748 – Vorgeschichte, Vorbereitungen und Verlauf.'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Band&nbsp;77, [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 1997, S.&nbsp;7–118, {{ISSN|0066-6335}}.</ref> das 2012 als [[Weltkulturerbe]] anerkannt wurde. Außerdem wirkte sie entscheidend beim 1753 begonnenen Bau des [[Neues Schloss Bayreuth|Neuen Schlosses]] in der [[Historische Innenstadt (Bayreuth)|Bayreuther Innenstadt]] mit. Dies erkennt man noch in dessen Ausstattung. Das Ergebnis ihrer regen Bautätigkeit, bekannt als [[Bayreuther Rokoko]], ist gegenwärtig ein Magnet für den Fremdenverkehr. Nicht mehr miterleben konnte sie das als Sommerresidenz in [[Donndorf (Eckersdorf)|Donndorf]] (heute Ortsteil von [[Eckersdorf]]) errichtete [[Schloss Fantaisie]], das sie noch mitentwarf. Die Errichtung wurde mit ihrem Tod 1758 zunächst unterbrochen, aber im Jahr 1761 weitergeführt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.schloesser.bayern.de/deutsch/schloss/objekte/bay_fant.htm |titel=Gartenkunst-Museum Schloss Fantaisie – Eckersdorf/Donndorf bei Bayreuth |hrsg=[[Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen]] |datum=2018 |abruf=2018-03-31}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=http://www.markgrafenkultur.de/portfolio-items/eckersdorf-donndorf-schloss-fantaisie/ |titel=Eckersdorf/Donndorf – Schloss Fantaisie: Wechselhafte Besitzer-Geschichte |hrsg=www.markgrafenkultur.de |datum=2018 |abruf=2018-03-31}}</ref>


In der Zweitresidenz [[Erlangen]] ließ das Markgrafenpaar das [[Markgrafentheater]] in den Jahren 1743/44 durch den italienischen Theaterarchitekten [[Giovanni Paolo Gaspari]] in größerem Maße umbauen.<ref name="Erlanger Stadtlexikon">{{Literatur |Autor=Christoph Friederich, Bertold Frhr. von Haller, Andreas Jakob |Titel=Erlanger Stadtlexikon |Verlag=W. Tümmels |Ort=Nürnberg |Datum=2002 |ISBN=3-921590-89-2 |Seiten=748}}</ref>
In der Zweitresidenz [[Erlangen]] ließ das Markgrafenpaar das [[Markgrafentheater]] in den Jahren 1743/44 durch den italienischen Theaterarchitekten [[Giovanni Paolo Gaspari]] in größerem Maße umbauen.<ref name="Erlanger Stadtlexikon">{{Erlanger Stadtlexikon|LEMMA=|AUTOR=|SEITE=748|NURLEMMA=0|ID=}}</ref>


Zusätzlich malte, schauspielerte und schrieb sie an ihren Memoiren und einer umfangreichen Korrespondenz. Ihre Bibliothek umfasst rund 4000 Bücher. Ihre größte Leidenschaft galt jedoch der Musik. Sie spielte perfekt [[Cembalo]] und [[Laute]] und gehört zu den wenigen deutschen [[Liste von Komponistinnen|Komponistinnen]] ihrer Epoche, die [[Oper]]n schrieben. Davon erhalten ist nur ''[[Argenore]]''.
Zusätzlich malte, schauspielerte und schrieb sie an ihren Memoiren und einer umfangreichen Korrespondenz. Ihre Bibliothek umfasst rund 4000 Bücher. Ihre größte Leidenschaft galt jedoch der Musik. Sie spielte perfekt [[Cembalo]] und [[Laute]] und gehört zu den wenigen deutschen [[Liste von Komponistinnen|Komponistinnen]] ihrer Epoche, die [[Oper]]n schrieben. Davon erhalten ist nur ''[[Argenore]]''.
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=== Beziehung zur Habsburgermonarchie ===
=== Beziehung zur Habsburgermonarchie ===

In den 1740er Jahren wurde die Freundschaft der Geschwister aufgrund von Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf die Erbschaft der [[Wilhelmine Dorothee von der Marwitz|Wilhelmine von der Marwitz]], Hofdame der Markgräfin und Tochter des [[Heinrich Karl von der Marwitz|Generals von der Marwitz]], beeinträchtigt. Diese ging nach ihrer von Wilhelmine geförderten Ehe mit dem Grafen [[Otto von Burghauß]]<ref>''Allgemeines genealogisches und Staats-Handbuch.'' Frankfurt am Main 1811, S.&nbsp;488–489 ([https://books.google.de/books?id=uZtAAAAAcAAJ&pg=PA489&hl=de#v=onepage&q&f=false Online]).</ref> samt Heiratsgut ins feindliche Ausland [[Habsburgermonarchie|Österreich]], was den König verbitterte.
In den 1740er Jahren wurde die Freundschaft der Geschwister aufgrund von Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf die Erbschaft der [[Wilhelmine Dorothee von der Marwitz|Wilhelmine von der Marwitz]], Hofdame der Markgräfin und Tochter des [[Heinrich Karl von der Marwitz|Generals von der Marwitz]], beeinträchtigt. Diese ging nach ihrer von Wilhelmine geförderten Ehe mit dem Grafen [[Otto von Burghauß]]<ref>''Allgemeines genealogisches und Staats-Handbuch.'' Frankfurt am Main 1811, S.&nbsp;488–489 ([https://books.google.de/books?id=uZtAAAAAcAAJ&pg=PA489&hl=de#v=onepage&q&f=false Online]).</ref> samt Heiratsgut ins feindliche Ausland [[Habsburgermonarchie|Österreich]], was den König verbitterte.


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=== Künste und Wissenschaften ===
=== Künste und Wissenschaften ===

[[Datei:Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth mit ihrem Orchester 1739.IMG 20201001 162659 (retouched).jpg|mini|links|300px|Markgräfin Wilhelmine (am [[Cembalo]]) und ihr Orchester 1739 ([[Wilhelmine von Bayreuth und ihr orchestre|auf die Platte eines Wandtisches gemaltes, heute verschollenes Bild]])<ref>Hohenzollenjahrbuch 1902, S.&nbsp;150.</ref>]]
[[Datei:Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth mit ihrem Orchester 1739.IMG 20201001 162659 (retouched).jpg|mini|links|300px|Markgräfin Wilhelmine (am [[Cembalo]]) und ihr Orchester 1739 ([[Wilhelmine von Bayreuth und ihr orchestre|auf die Platte eines Wandtisches gemaltes, heute verschollenes Bild]])<ref>{{HohenzollernJahrbuch |Autor=Richard Fester |Titel=Markgräfin Wilhelmine und die Kunst |Jahr=1902 |Seiten=150 |zlb=211}}</ref>]]
Ab 1737 begann Markgräfin Wilhelmine aktiv, das höfische Musikleben zu gestalten, indem sie das ''orchestre'' im Hinblick auf Opernaufführungen ausbaute. Nach ersten [[Kantate]]n und [[Ballett]]en lernte sie durch italienische Sängertruppen den italienischen Kastratengesang kennen und schätzen. Für Aufführungen benutzte sie bereits in der Nebenresidenz [[Erlangen]] das Theater aus der Zeit des Markgrafen [[Georg Wilhelm (Brandenburg-Bayreuth)|Georg Wilhelm]], wo sie [[Giuseppe Antonio Paganelli]]s Oper ''Dido'' einstudierte und aufführen ließ. In Bayreuth baute der Theaterarchitekt [[Giovanni Paolo Gaspari]] im [[Redoutenhaus (Bayreuth)|Redoutenhaus]] ein ''Theatre del'opera'', das im Mai 1740 mit der von ihr komponierten Oper [[Argenore]] eingeweiht werden sollte, deren Handlung ebenso von ihr selbst stammt.<ref>Richard Fester: [https://digital.zlb.de/viewer/image/14192918_1902_6_136/6/ ''Markgräfin Wilhelmine und die Kunst'', Hohenzollernjahrbuch 1902.]</ref> In der Folge schrieb sie mehrere Operntexte, die sie, wie Argenore, von Italienern in die Gesangssprache übersetzen ließ.
Ab 1737 begann Markgräfin Wilhelmine aktiv, das höfische Musikleben zu gestalten, indem sie das ''orchestre'' im Hinblick auf Opernaufführungen ausbaute. Nach ersten [[Kantate]]n und [[Ballett]]en lernte sie durch italienische Sängertruppen den italienischen Kastratengesang kennen und schätzen. Für Aufführungen benutzte sie bereits in der Nebenresidenz [[Erlangen]] das Theater aus der Zeit des Markgrafen [[Georg Wilhelm (Brandenburg-Bayreuth)|Georg Wilhelm]], wo sie [[Giuseppe Antonio Paganelli]]s Oper ''Dido'' einstudierte und aufführen ließ. In Bayreuth baute der Theaterarchitekt [[Giovanni Paolo Gaspari]] im [[Redoutenhaus (Bayreuth)|Redoutenhaus]] ein ''Theatre del’opera'', für dessen Einweihung im Mai 1740 sie die Oper ''[[Argenore]]'' komponierte, deren Handlung ebenso von ihr selbst stammt und in der Libretto-Bearbeitung Andrea Gallettis enthalten ist.<ref>{{HohenzollernJahrbuch |Autor=Richard Fester |Titel=Markgräfin Wilhelmine und die Kunst |Jahr=1902 |Seiten=147–174 |zlb=206}}</ref> Ob es damals tatsächlich zur Aufführung kam, ist umstritten. Aus den Jahren nach 1750 haben sich originale Operntexte von ihr erhalten, die sie, wie schon Argenore, von Italienern in die Gesangssprache übersetzen ließ.


1742 wurde in Bayreuth eine Universität gegründet, allerdings nach einem Jahr in die Nebenresidenz Erlangen verlegt, die heutige [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg]].<ref name="Erlanger Stadtlexikon" /><ref>Über Wilhelmines Beteiligung daran neben ihrem Gatten, dem Markgrafen Friedrich, berichtet der Band: ''Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth und die Erlanger Universität.'' S.&nbsp;12&nbsp;ff, insbesondere S.&nbsp;21–27 ([[Christina Strunck]]).</ref>
1742 wurde in Bayreuth eine Universität gegründet, allerdings nach einem Jahr in die Nebenresidenz Erlangen verlegt, die heutige [[Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg]].<ref name="Erlanger Stadtlexikon" /><ref>Über Wilhelmines Beteiligung daran neben ihrem Gatten, dem Markgrafen Friedrich, berichtet der Band: ''Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth und die Erlanger Universität.'' S.&nbsp;12&nbsp;ff, insbesondere S.&nbsp;21–27 ([[Christina Strunck]]).</ref>


Nach dem künstlerischen Höhepunkt der Feierlichkeiten aus Anlass der Hochzeit der Tochter [[Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth|Elisabeth Friederike Sophie]] mit Herzog [[Karl Eugen (Württemberg)|Carl Eugen von Württemberg]] (1748), zu der das [[Markgräfliches Opernhaus|Markgräfliche Opernhaus]] mit italienischen Opern eingeweiht wurde,<ref name="Müssel 1997" /> erlebte Wilhelmine bald darauf einen weiteren: 1750 besuchte das Markgrafenpaar Friedrich den Großen in Berlin, wo es bei glanzvollen Festen berühmten Zeitgenossen wie [[Voltaire]], [[Pierre-Louis Moreau de Maupertuis|Maupertuis]] und [[Julien Offray de La Mettrie|La Mettrie]] begegnete. In Bayreuth begannen danach unter Beteiligung internationaler Künstler kostbare Opernvorstellungen. Sie schrieb dafür mehrere [[Libretto|Opernlibretti]]. 1751 wurde sie per Diplom in die römische [[Accademia dell’Arcadia]] aufgenommen, der auch [[Metastasio]] angehörte, eine internationale literarische Akademie, die sich insbesondere um die Gestaltung des Opernlibrettos verdient machte.<ref>Irene Hegen: ''Wilhelmines arkadisches Diplom'' in: Peter Niedermüller und [[Reinhard Wiesend]] (Hrsg.): ''Musik und Theater am Hofe der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine. Symposion zum 250-jährigen Jubiläum des Markgräflichen Opernhauss am 2. Juli 1998.'' Are Edition, Mainz 2002 (''Schriften zur Musikwissenschaft'', Bd.&nbsp;7), S.&nbsp;54–57.</ref> Im Juni 1754 machte ihr Bruder einen Gegenbesuch, aus diesem Anlass dichtete sie die Festa Teatrale ''[[L’Huomo]]'', die von [[Andrea Bernasconi]] in italienischer Sprache vertont wurde. Die Uraufführung gehörte zu den teuersten Veranstaltungen am Bayreuther Hof.
Nach dem künstlerischen Höhepunkt der Feierlichkeiten aus Anlass der Hochzeit der Tochter [[Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth|Elisabeth Friederike Sophie]] mit Herzog [[Karl Eugen (Württemberg)|Carl Eugen von Württemberg]] (1748), zu der das [[Markgräfliches Opernhaus|Markgräfliche Opernhaus]] mit italienischen Opern eingeweiht wurde,<ref name="Müssel 1997" /> erlebte Wilhelmine bald darauf einen weiteren: 1750 besuchte das Markgrafenpaar Friedrich den Großen in Berlin, wo es bei glanzvollen Festen berühmten Zeitgenossen wie [[Voltaire]], [[Pierre Louis Moreau de Maupertuis|Maupertuis]] und [[Julien Offray de La Mettrie|La Mettrie]] begegnete. In Bayreuth begannen danach unter Beteiligung internationaler Künstler kostbare Opernvorstellungen. Sie schrieb dafür mehrere [[Libretto|Opernlibretti]]. 1751 wurde sie per Diplom in die römische [[Accademia dell’Arcadia]] aufgenommen, der auch [[Pietro Metastasio]] angehörte, eine internationale literarische Akademie, die sich insbesondere um die Gestaltung des Opernlibrettos verdient machte.<ref>Irene Hegen: ''Wilhelmines arkadisches Diplom'' in: Peter Niedermüller und [[Reinhard Wiesend]] (Hrsg.): ''Musik und Theater am Hofe der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine. Symposion zum 250-jährigen Jubiläum des Markgräflichen Opernhauss am 2. Juli 1998.'' Are Edition, Mainz 2002 (''Schriften zur Musikwissenschaft'', Band&nbsp;7), S.&nbsp;54–57.</ref> Im Juni 1754 machte ihr Bruder einen Gegenbesuch, aus diesem Anlass dichtete sie die Festa Teatrale ''[[L’Huomo]]'', die von [[Andrea Bernasconi]] in italienischer Sprache vertont wurde. Die Uraufführung gehörte zu den teuersten Veranstaltungen am Bayreuther Hof.


[[Datei:Sokratesstatue in Eremitage BayreuthCIMG3014.JPG|mini|hochkant|[[Sokrates]] des Hofbildhauers Johann Schnegg (nach 1755) im Park der [[Eremitage (Bayreuth)|Eremitage Bayreuth]]]]
[[Datei:Sokratesstatue in Eremitage BayreuthCIMG3014.JPG|mini|hochkant|[[Sokrates]] des Hofbildhauers Johann Schnegg (nach 1755) im Park der [[Eremitage (Bayreuth)|Eremitage Bayreuth]]]]
Wilhelmine widmete sich wissenschaftlichen Studien, führte mit [[Voltaire]] einen Briefwechsel über philosophische Themen, entwickelte – bereits seit ihrer Ankunft in der Markgrafschaft 1732 – ihre musikalischen Talente zielstrebig weiter und vervollkommnete ihr [[Laute]]nspiel als Verehrerin und Schülerin des berühmten [[Dresden]]er Hoflautenisten [[Silvius Leopold Weiss]] bei dessen Schüler, dem Bayreuther Lautenvirtuosen [[Adam Falckenhagen]]. Durch ihren Einfluss erfuhr die Lautenmusik eine späte Blüte in Bayreuth.
Wilhelmine widmete sich wissenschaftlichen Studien, führte mit [[Voltaire]] einen Briefwechsel über philosophische Themen, entwickelte – bereits seit ihrer Ankunft in der Markgrafschaft 1732 – ihre musikalischen Talente zielstrebig weiter und vervollkommnete ihr [[Laute]]nspiel als Verehrerin und Schülerin des berühmten [[Dresden]]er Hoflautenisten [[Silvius Leopold Weiss]] bei dessen Schüler, dem Bayreuther Lautenvirtuosen [[Adam Falckenhagen]]. Durch ihren Einfluss erfuhr die Lautenmusik eine späte Blüte in Bayreuth.


Nach Falckenhagens Tod 1754 wurde der Lautenist [[Paulo Carlo Durant]] berufen. Aus dieser Zeit ist eine geschlossene Sammlung mit Lautenkammermusik in der Stadt- und Staatsbibliothek Augsburg erhalten, die möglicherweise auf den Violinisten des Hoforchesters und Lautenisten [[Bernhard Joachim Hagen]] zurückgeht. Sie enthält Lautenkammermusik Bayreuther und anderer Komponisten, darunter insbesondere [[Instrumentalkonzert|''Concerti'']] für begleitete Laute.
Nach Falckenhagens Tod 1754 wurde der Lautenist [[Paul Charles Durant]] berufen. Aus dieser Zeit ist eine geschlossene Sammlung mit Lautenkammermusik in der Stadt- und Staatsbibliothek Augsburg erhalten, die möglicherweise auf den Violinisten des Hoforchesters und Lautenisten [[Bernhard Joachim Hagen]] zurückgeht. Sie enthält Lautenkammermusik Bayreuther und anderer Komponisten, darunter insbesondere [[Instrumentalkonzert|''Concerti'']] für begleitete Laute.


=== Reise in den Süden und Siebenjähriger Krieg ===
=== Reise in den Süden und Siebenjähriger Krieg ===
Einer vom 19. Oktober 1754 bis 24. Juli 1755 inkognito als „Graf und Gräfin von der Mark“ unternommenen Reise nach [[Südfrankreich]] und [[Italien]] (inkl. [[Kirchenstaat]])<ref>Karl Müssel: ''Eine vatikanische Quelle zum Rombesuch der Markgräfin Wilhelmine.'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Bd.&nbsp;55, [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 1975, S.&nbsp;177–186, {{ISSN|0066-6335}}.</ref><ref>Peter O. Krückmann: ''Das Bayreuth der Markgräfin Wilhelmine heute – Ein Jahrzehnt Neuankäufe und Museumseröffnungen der Bayerischen Schlösserverwaltung.'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Bd.&nbsp;81, [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 2001, S.&nbsp;237–300, {{ISSN|0066-6335}}.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.wissenschaft.de/magazin/weitere-themen/nach-italien-nach-italien/ |titel=Wilhelmine von Bayreuth und die Antike: Nach Italien, nach Italien |hrsg=[[Damals]] |datum=2004-10-20 |abruf=2018-03-31}}</ref><ref>Helmut Neuhaus: ''Begegnungen der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth auf ihrer Frankreich- und Italienreise 1754/55.'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Sonderband ''Wilhelmine von Bayreuth heute – Das kulturelle Erbe der Markgräfin'', [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 2009, S.&nbsp;135–149, {{ISSN|0066-6335}}.</ref> folgte im Mai 1756 die Gründung der ''[[Akademie]] der freien Künste und Wissenschaften in Bayreuth''.<ref name="Müssel 1981">Karl Müssel: ''Die Akademie der freien Künste und Wissenschaften in Bayreuth (1756–1763).'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Bd.&nbsp;61, [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 1981, S.&nbsp;33–57, {{ISSN|0066-6335}}.</ref><ref>Ruth Müller-Lindenberg: ''Wilhelmine von Bayreuth - Die Hofoper als Bühne des Lebens'', [[Böhlau Verlag]], Köln 2005, ISBN 3-412-11604-1, S.&nbsp;63 ([https://books.google.de/books?id=UqEMCkTjSvIC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Online]).</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/franken/schloesser/bayreuth/geschichte_bayreuth.htm |titel=Bayreuth: Abriss der Stadtgeschichte |hrsg=www.zum.de |datum=2008 |abruf=2018-03-31}}</ref> Von der Italienreise brachte Wilhelmine u.&nbsp;a. [[antike]] [[Skulptur]]en mit, darunter einen [[Sokrates]]kopf, der dem Hofbildhauer [[Johann Schnegg]] als Vorbild für seine Sokratesstatue diente.<ref>Laut Text der [[Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen|Bayerischen Schlösserverwaltung]] auf der Postkarte mit Bild der Statue.</ref>
Einer vom 19. Oktober 1754 bis 24. Juli 1755 [[Inkognito (Zeremoniell)|inkognito]] als „Graf und Gräfin von der Mark“ unternommenen Reise nach [[Südfrankreich]] und [[Italien]] (inkl. [[Kirchenstaat]])<ref>Karl Müssel: ''Eine vatikanische Quelle zum Rombesuch der Markgräfin Wilhelmine.'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Band&nbsp;55, [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 1975, S.&nbsp;177–186, {{ISSN|0066-6335}}.</ref><ref>Peter O. Krückmann: ''Das Bayreuth der Markgräfin Wilhelmine heute – Ein Jahrzehnt Neuankäufe und Museumseröffnungen der Bayerischen Schlösserverwaltung.'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Band&nbsp;81, [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 2001, S.&nbsp;237–300, {{ISSN|0066-6335}}.</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.wissenschaft.de/magazin/weitere-themen/nach-italien-nach-italien/ |titel=Wilhelmine von Bayreuth und die Antike: Nach Italien, nach Italien |hrsg=[[Damals]] |datum=2004-10-20 |abruf=2018-03-31}}</ref><ref>Helmut Neuhaus: ''Begegnungen der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth auf ihrer Frankreich- und Italienreise 1754/55.'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Sonderband ''Wilhelmine von Bayreuth heute – Das kulturelle Erbe der Markgräfin'', [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 2009, S.&nbsp;135–149, {{ISSN|0066-6335}}.</ref> folgte im Mai 1756 die Gründung der Bayreuther ''Akademie der freien Künste und Wissenschaften''.<ref name="Müssel 1981">Karl Müssel: ''Die Akademie der freien Künste und Wissenschaften in Bayreuth (1756–1763).'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Band&nbsp;61, [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 1981, S.&nbsp;33–57, {{ISSN|0066-6335}}.</ref><ref>Ruth Müller-Lindenberg: ''Wilhelmine von Bayreuth - Die Hofoper als Bühne des Lebens'', [[Böhlau Verlag]], Köln 2005, ISBN 3-412-11604-1, S.&nbsp;63 ([https://books.google.de/books?id=UqEMCkTjSvIC&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Online]).</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.zum.de/Faecher/G/BW/Landeskunde/franken/schloesser/bayreuth/geschichte_bayreuth.htm |titel=Bayreuth: Abriss der Stadtgeschichte |hrsg=www.zum.de |datum=2008 |abruf=2018-03-31}}</ref> Von der Italienreise brachte Wilhelmine u.&nbsp;a. [[antike]] [[Skulptur]]en mit, darunter einen [[Sokrates]]kopf, der dem Hofbildhauer [[Johann Schnegg]] als Vorbild für seine Sokratesstatue diente.<ref>Laut Text der [[Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen|Bayerischen Schlösserverwaltung]] auf der Postkarte mit Bild der Statue.</ref>


Im Rahmen der Reise sollten in den Zielländern auch Verhandlungen geführt werden, die allerdings weniger erfolgreich waren und den kurz darauf ausgebrochenen [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg (1756–1763)]] nicht verhindern konnten.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.wilhelmine-von-bayreuth.info/index.php/italienreise/ |titel=Meine Italienreise |hrsg=www.wilhelmine-von-bayreuth.info |datum=2018 |abruf=2022-01-08}}</ref> Während des Krieges bemühte sich das Markgrafenpaar, sein Land soweit möglich daraus herauszuhalten. Zum einen war man durch den [[Hausgesetz (Preußen)|Hausvertrag von 1752]] an [[Königreich Preußen|Preußen]] gebunden, zum anderen wurde befürchtet, dass bei einer Unterstützung Friedrichs II. ein Einmarsch Österreichs zu erwarten ist. Das Markgrafentum verfügte zudem nicht über ausreichend Soldaten und finanzielle Mittel für eine Kriegsbeteiligung.<ref>{{Literatur |Autor=[[Rainer Trübsbach]] |Titel=Geschichte der Stadt Bayreuth – 1194–1994 |Verlag=Druckhaus Bayreuth |Ort=Bayreuth |Datum=1993 |ISBN=3-922808-35-2 |Seiten=91–92}}</ref> Jedoch wurde preußische [[Werbung (Militär)|Anwerbung]] geduldet und Wilhelmine informierte ihren Bruder über Vorgänge in Süddeutschland, unternahm aber auch weiterhin Friedensvermittlungen.<ref name="Maria Theresia" />
Im Rahmen der Reise sollten in den Zielländern auch Verhandlungen geführt werden, die allerdings weniger erfolgreich waren und den kurz darauf ausgebrochenen [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg (1756–1763)]] nicht verhindern konnten.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.wilhelmine-von-bayreuth.info/index.php/italienreise/ |titel=Meine Italienreise |hrsg=www.wilhelmine-von-bayreuth.info |datum=2018 |abruf=2022-01-08}}</ref> Während des Krieges bemühte sich das Markgrafenpaar, sein Land soweit möglich daraus herauszuhalten. Zum einen war man durch den [[Hausgesetz (Preußen)|Hausvertrag von 1752]] an [[Königreich Preußen|Preußen]] gebunden, zum anderen wurde befürchtet, dass bei einer Unterstützung Friedrichs&nbsp;II. ein Einmarsch Österreichs zu erwarten ist. Das Markgrafentum verfügte zudem nicht über ausreichend Soldaten und finanzielle Mittel für eine Kriegsbeteiligung.<ref>{{Literatur |Autor=[[Rainer Trübsbach]] |Titel=Geschichte der Stadt Bayreuth – 1194–1994 |Verlag=Druckhaus Bayreuth |Ort=Bayreuth |Datum=1993 |ISBN=3-922808-35-2 |Seiten=91–92}}</ref> Jedoch wurde preußische [[Werbung (Militär)|Anwerbung]] geduldet und Wilhelmine informierte ihren Bruder über Vorgänge in Süddeutschland, unternahm aber auch weiterhin Friedensvermittlungen.<ref name="Maria Theresia" />


=== Tod und Erinnerung ===
=== Tod und Erinnerung ===

[[Datei:GrabWilhelmine.JPG|mini|Grabmal in der [[Schlosskirche Bayreuth]]]]
[[Datei:GrabWilhelmine.JPG|mini|Grabmal in der [[Schlosskirche Bayreuth]]]]
[[Datei:Potsdam freundschaftstempel.jpg|mini|[[Freundschaftstempel]] in [[Sanssouci]]; [[Carl von Gontard]] (erbaut 1768 bis 1770)]]
[[Datei:Potsdam freundschaftstempel.jpg|mini|[[Freundschaftstempel]] in [[Sanssouci]]; [[Carl von Gontard]] (erbaut 1768 bis 1770)]]

Im Juni 1754 sahen sich die Geschwister zum letzten Mal in Bayreuth. Danach schrieb Friedrich an Wilhelmine: „Mein Ich verlässt Sie, aber Ihnen bleibt das Herz dessen, der bis an sein Ende verbleiben wird Ihr getreuer Diener.“
Im Juni 1754 sahen sich die Geschwister zum letzten Mal in Bayreuth. Danach schrieb Friedrich an Wilhelmine: „Mein Ich verlässt Sie, aber Ihnen bleibt das Herz dessen, der bis an sein Ende verbleiben wird Ihr getreuer Diener.“


Wilhelmine starb am 14. Oktober 1758 in Bayreuth.<ref name="Müssel 1998">Siehe auch Karl Müssel: ''Wilhelmine von Bayreuth – Von Königen und Fürsten Europas betrauert''. In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Bd.&nbsp;78, Bayreuth 1998, S.&nbsp;269–273, {{ISSN|0066-6335}}.</ref> Am gleichen Tag erlitt ihr Bruder in der [[Schlacht bei Hochkirch]] eine empfindliche Niederlage im [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]], bei der auch sein Freund, der Feldmarschall [[James Keith]], starb.
Wilhelmine starb am 14. Oktober 1758 in Bayreuth.<ref name="Müssel 1998">Siehe auch Karl Müssel: ''Wilhelmine von Bayreuth – Von Königen und Fürsten Europas betrauert''. In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Band&nbsp;78, Bayreuth 1998, S.&nbsp;269–273, {{ISSN|0066-6335}}.</ref> Am gleichen Tag erlitt ihr Bruder in der [[Schlacht bei Hochkirch]] eine empfindliche Niederlage im [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]], bei der auch sein Freund, der Feldmarschall [[James Keith]], starb.


[[Voltaire]] veröffentlichte im Anhang der Erstausgabe seines Romans ''Candide'' 1759 eine ''Ode Sur La Mort De Son Altesse Royale Madame La Markgrave De Bareith'' für die Bayreuther Markgräfin.<ref>{{Webarchiv |url=https://blog.sbb.berlin/candide-und-wilhelmine-spektakulaere-neuerwerbungen-der-abteilung-historische-drucke/ |wayback=20180711032316 |text=Titel ''Candide'' von Voltaire, darin im Anhang seine Ode ''Sur la mort …''}}</ref> Er überarbeitete diese mehrmals.<ref>[http://www.monsieurdevoltaire.com/article-ode-sur-la-mort-de-s-a-s-madame-la-princesse-de-bareith-118861023.html Wortlaut der Ode von Voltaire] (französisch).</ref>
[[Voltaire]] veröffentlichte im Anhang der Erstausgabe seines Romans ''Candide'' 1759 eine ''Ode Sur La Mort De Son Altesse Royale Madame La Markgrave De Bareith'' für die Bayreuther Markgräfin.<ref>{{Webarchiv |url=https://blog.sbb.berlin/candide-und-wilhelmine-spektakulaere-neuerwerbungen-der-abteilung-historische-drucke/ |text=Titel ''Candide'' von Voltaire, darin im Anhang seine Ode ''Sur la mort …'' |wayback=20180711032316}}</ref> Er überarbeitete diese mehrmals.<ref>[http://www.monsieurdevoltaire.com/article-ode-sur-la-mort-de-s-a-s-madame-la-princesse-de-bareith-118861023.html Wortlaut der Ode von Voltaire] (französisch).</ref>


Zu Wilhelmines zehntem Todestag ließ Friedrich II. in Sanssouci einen [[Freundschaftstempel]] errichten.
Zu Wilhelmines zehntem Todestag ließ Friedrich&nbsp;II. in Sanssouci einen [[Freundschaftstempel]] errichten.


1944 wurde in Bayreuth die vorherige innenstädtische ''Heldstraße'' (seit 1901, nach [[Johann Christoph Held]]) in ''Wilhelminenstraße'' umbenannt,<ref>Rosa und Volker Kohlheim: ''Bayreuth von A-Z – Lexikon der Bayreuther Straßennamen''. Verlag C. u. C. Rabenstein, Bayreuth 2009, ISBN 978-3-928683-44-9, S.&nbsp;58 und 119.</ref> zudem erhielt das ''Deutsche Gymnasium'' Mitte der 60er Jahre den Namen ''[[Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium]]''. Zur Erinnerung an die Verdienste der Markgräfin für die Stadt im Zeitalter der [[Aufklärung]] verleiht Bayreuth seit 2008 den ''[[Markgräfin-Wilhelmine-Preis der Stadt Bayreuth|Markgräfin-Wilhelmine-Preis der Stadt Bayreuth für Toleranz und Humanität in kultureller Vielfalt]]''.
1944 wurde in Bayreuth die vorherige innenstädtische ''Heldstraße'' (seit 1901, nach [[Johann Christoph Held]]) in ''Wilhelminenstraße'' umbenannt,<ref>Rosa und Volker Kohlheim: ''Bayreuth von A-Z – Lexikon der Bayreuther Straßennamen''. Verlag C. u. C. Rabenstein, Bayreuth 2009, ISBN 978-3-928683-44-9, S.&nbsp;58 und 119.</ref> zudem erhielt das ''Deutsche Gymnasium'' Mitte der 60er Jahre den Namen ''[[Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium]]''. Zur Erinnerung an die Verdienste der Markgräfin für die Stadt im Zeitalter der [[Aufklärung]] verleiht Bayreuth seit 2008 den ''[[Markgräfin-Wilhelmine-Preis der Stadt Bayreuth|Markgräfin-Wilhelmine-Preis der Stadt Bayreuth für Toleranz und Humanität in kultureller Vielfalt]]''.
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== Nachkommen und Erbe ==
== Nachkommen und Erbe ==

Das einzige Kind des Paares war [[Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth|Elisabeth Friederike Sophie]] (* 30. August 1732), die von [[Giacomo Casanova]] als das schönste Mädchen Deutschlands bezeichnet wurde. Sie heiratete 1748 Herzog [[Karl Eugen (Württemberg)|Carl Eugen von Württemberg]] (1728–1793). Deren einziges Kind, die Tochter Prinzessin Friederike Wilhelmine Augusta Luisa Charlotte von Württemberg wurde am 19. Februar 1750 geboren und starb am 12. März 1751 kurz nach ihrem ersten Geburtstag. Das Paar trennte sich im Herbst 1756, ließ sich aber nicht scheiden. Sie lebte fortan in Bayreuth, starb am 6. April 1780 und wurde neben ihren Eltern in der [[Schlosskirche Bayreuth|Bayreuther Schlosskirche]] beigesetzt.<ref name="Müssel 1997" /><ref>{{Internetquelle |url=https://www.bayreuth.de/tourismus-kultur-freizeit/sehen-und-erleben/kirchen-schloesser/schlosskirche-schlossturm/ |titel=Schlosskirche/Schlossturm |hrsg=www.bayreuth.de |datum=2018 |abruf=2019-01-03}}</ref>
Das einzige Kind des Paares war [[Elisabeth Friederike Sophie von Brandenburg-Bayreuth|Elisabeth Friederike Sophie]] (* 30. August 1732), die von [[Giacomo Casanova]] als das schönste Mädchen Deutschlands bezeichnet wurde. Sie heiratete 1748 Herzog [[Karl Eugen (Württemberg)|Carl Eugen von Württemberg]] (1728–1793). Deren einziges Kind, die Tochter Prinzessin Friederike Wilhelmine Augusta Luisa Charlotte von Württemberg wurde am 19. Februar 1750 geboren und starb am 12. März 1751 kurz nach ihrem ersten Geburtstag. Das Paar trennte sich im Herbst 1756, ließ sich aber nicht scheiden. Sie lebte fortan in Bayreuth, starb am 6. April 1780 und wurde neben ihren Eltern in der [[Schlosskirche Bayreuth|Bayreuther Schlosskirche]] beigesetzt.<ref name="Müssel 1997" /><ref>{{Internetquelle |url=https://www.bayreuth.de/tourismus-kultur-freizeit/sehen-und-erleben/kirchen-schloesser/schlosskirche-schlossturm/ |titel=Schlosskirche/Schlossturm |hrsg=www.bayreuth.de |datum=2018 |abruf=2019-01-03}}</ref>


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== Memoiren ==
== Memoiren ==

Wann genau Wilhelmine begonnen hat, die Erlebnisse ihrer traumatischen Kindheit und Jugend – ihre ''Memoiren'' – niederzuschreiben, ist nicht überliefert. Man geht davon aus, dass sie Anfang der 1740er Jahre damit begann, wobei sie zunächst ausdrücklich betonte, dass diese keinesfalls veröffentlicht werden sollten.
Wann genau Wilhelmine begonnen hat, die Erlebnisse ihrer traumatischen Kindheit und Jugend – ihre ''Memoiren'' – niederzuschreiben, ist nicht überliefert. Man geht davon aus, dass sie Anfang der 1740er Jahre damit begann, wobei sie zunächst ausdrücklich betonte, dass diese keinesfalls veröffentlicht werden sollten.


Im Nachlass von Wilhelmines Leibarzt [[Daniel de Superville (Mediziner)|Daniel de Superville]] (1696–1773), den Wilhelmine angeblich ihrem Vater für zwei [[Lange Kerls]] abgekauft hatte, und der 1743 Kanzler der Universität in Erlangen geworden war, fanden sich die Memoiren der Markgräfin.<ref>[[Renate Wittern-Sterzel|Renate Wittern]]: ''Wilhelmine von Bayreuth und Daniel de Superville: Vorgeschichte und Frühzeit der Erlanger Universität. Festvortrag anläßlich der 36. Jahrestagung der Kanzler und leitenden Verwaltungsbeamten der wissenschaftlichen Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vom 29.09. bis 01.10.1993.'' Erlangen-Nürnberg: Rektor der Friedrich-Alexander-Universität 1993 (Erlanger Universitäts-Reden; Folge 3, Nr.&nbsp;46) {{OCLC|165101189}}.</ref>
Im Nachlass von Wilhelmines Leibarzt [[Daniel de Superville (Mediziner)|Daniel de Superville]] (1696–1773), den Wilhelmine angeblich ihrem Vater für zwei [[Lange Kerls]] abgekauft hatte und der 1743 Kanzler der Universität in Erlangen geworden war, fanden sich die Memoiren der Markgräfin.<ref>[[Renate Wittern-Sterzel|Renate Wittern]]: ''Wilhelmine von Bayreuth und Daniel de Superville: Vorgeschichte und Frühzeit der Erlanger Universität. Festvortrag anläßlich der 36. Jahrestagung der Kanzler und leitenden Verwaltungsbeamten der wissenschaftlichen Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vom 29.09. bis 01.10.1993.'' Erlangen-Nürnberg: Rektor der Friedrich-Alexander-Universität 1993 (Erlanger Universitäts-Reden; Folge 3, Nr.&nbsp;46) {{OCLC|165101189}}.</ref>


1810, 52 Jahre nach ihrem Tod, wurden ihre Aufzeichnungen erstmals in einer deutschen Übersetzung publiziert, im gleichen Jahr erschien in einem zweiten Verlag eine andere, erweiterte Fassung in französischer Sprache. Zunächst wurden diese (privaten) Drucke von Cotta (Tübingen) und Vieweg (Braunschweig) für eine plumpe antipreußische Fälschung gehalten, da die Beschreibung des Berliner Hofes zu haarsträubend erschien. Als der Berliner Oberbibliothekar [[Georg Heinrich Pertz]] (1795–1876) 1848 das französische Original der ''Memoires'' von der Hand der Markgräfin entdeckte, wandelten sich alle Zweifel in fassungslose Überraschung über die von ihr beschriebenen Zustände am preußischen Hof.<ref>Thea Leitner: ''Skandal bei Hof'', Ueberreuter, 1993, ISBN 3-8000-3492-1, S.&nbsp;133–143.</ref> Dennoch lebt das Für und Wider zu Wilhelmine in diesem Punkte immer wieder auf. Dabei gewinnen zunehmend jene Stimmen an Bedeutung, die Wilhelmines Schilderungen weniger als Autobiographie, sondern eher als einen literarischen Vorgaben folgenden „Roman tragique“<ref>Jürgen Kloosterhuis: ''Wilhelmines „Memoires“: Historische Quelle oder „Roman tragique“?'', in: Ausstellungskatalog ''Kriegsgericht in Köpenick! Anno 1730: Kronprinz - Katte - Königswort'', S.&nbsp;107–108.</ref> sehen.
1810, 52 Jahre nach ihrem Tod, wurden ihre Aufzeichnungen erstmals in einer deutschen Übersetzung publiziert, im gleichen Jahr erschien in einem zweiten Verlag eine andere, erweiterte Fassung in französischer Sprache. Zunächst wurden diese (privaten) Drucke von Cotta (Tübingen) und Vieweg (Braunschweig) für eine plumpe antipreußische Fälschung gehalten, da die Beschreibung des Berliner Hofes zu haarsträubend erschien. Als der Berliner Oberbibliothekar [[Georg Heinrich Pertz]] (1795–1876) 1848 das französische Original der ''Memoires'' von der Hand der Markgräfin entdeckte, wandelten sich alle Zweifel in fassungslose Überraschung über die von ihr beschriebenen Zustände am preußischen Hof.<ref>Thea Leitner: ''Skandal bei Hof'', Ueberreuter, 1993, ISBN 3-8000-3492-1, S.&nbsp;133–143.</ref> Dennoch lebt das Für und Wider zu Wilhelmine in diesem Punkte immer wieder auf. Dabei gewinnen zunehmend jene Stimmen an Bedeutung, die Wilhelmines Schilderungen weniger als Autobiographie, sondern eher als einen literarischen Vorgaben folgenden „Roman tragique“<ref>Jürgen Kloosterhuis: ''Wilhelmines „Memoires“: Historische Quelle oder „Roman tragique“?'', in: Ausstellungskatalog ''Kriegsgericht in Köpenick! Anno 1730: Kronprinz - Katte - Königswort'', S.&nbsp;107–108.</ref> sehen.


{{Zitat
{{Zitat
|Text=Que nous sommes aveugles, nous autres hommes, nous brocardons sur les défauts d'autrui, pendant que nous ne faisons aucune réflexion sur les nôtres.<ref>''Mémoires depuis l'année 1706 jusqu'a 1742. Tome premier. Braunschweig 1810. Betrifft das Jahr 1729. [https://books.google.de/books?id=-hEJAAAAQAAJ&pg=PA155&q=aveugles S.&nbsp;155]'' ([[Google Books]]).</ref>
|Text=Que nous sommes aveugles, nous autres hommes, nous brocardons sur les défauts d’autrui, pendant que nous ne faisons aucune réflexion sur les nôtres.<ref>''Mémoires depuis l'année 1706 jusqu'a 1742. Tome premier. Braunschweig 1810. Betrifft das Jahr 1729. [https://books.google.de/books?id=-hEJAAAAQAAJ&pg=PA155&q=aveugles S.&nbsp;155]'' ([[Google Books]]).</ref>


Wie blind sind wir Menschen doch, dass wir über die Fehler anderer sticheln, während wir uns über die unseren keine Gedanken machen!
Wie blind sind wir Menschen doch, dass wir über die Fehler anderer sticheln, während wir uns über die unseren keine Gedanken machen!
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== Ansehen in Frankreich ==
== Ansehen in Frankreich ==

Der französische Schriftsteller und Literaturkritiker [[Charles-Augustin Sainte-Beuve]] (1804–1869) verfasste in seinen ''Causeries du Lundi'' (Montagsplaudereien) der Zeitung ''Le Constitutionel'' ein Porträt der Bayreuther Markgräfin. Es erschien in zwei Teilen am 1. und 8. September 1856. Den Anlass dazu gab die erste französische Veröffentlichung des Briefwechsels von Friedrich dem Großen und Wilhelmine, dessen Sprache im Urtext Französisch ist. Laut Nachwort der 2008 erstmals erschienenen deutschen Übersetzung dieses literarischen Porträts<ref>Joachim Schultz (Übersetzer und Hrsg.): ''Charles-Augustin Sainte-Beuve'', ''Die Markgräfin von Bareith.'' Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Joachim Schultz, Verlag des Plakatmuseums, Bayreuth, 2008.</ref> nimmt Sainte-Beuve inhaltlich Bezug auf den Briefwechsel, die Memoiren, Wilhelmines Verhalten im [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]] und ihre Beziehung zu [[Voltaire]]. Bemerkenswert ist Sainte-Beuves Einschätzung der ''Memoires'' und des Briefwechsels, wonach Frankreich an Wilhelmine „einen weiteren französischen Autoren“ besitze, obwohl sie, wie er sagt, beides auch in deutsch oder englisch hätte schreiben können.<ref>Joachim Schultz (Übersetzer): ''Nachwort'' in: ''Die Markgräfin von Bareith'', S.&nbsp;30.</ref><ref>Siehe auch Joachim Schultz: ''„Un ecrivain francais, pittoresque, amusant et cruel“. Zum Bild der Markgräfin Wilhelmine in Frankreich.'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Sonderband ''Wilhelmine von Bayreuth heute – Das kulturelle Erbe der Markgräfin'', [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 2009, S.&nbsp;331–337, {{ISSN|0066-6335}}.</ref>
Der französische Schriftsteller und Literaturkritiker [[Charles-Augustin Sainte-Beuve]] (1804–1869) verfasste in seinen ''Causeries du lundi'' (Montagsplaudereien) der Zeitung ''Le Constitutionel'' ein Porträt der Bayreuther Markgräfin. Es erschien in zwei Teilen am 1. und 8. September 1856. Den Anlass dazu gab die erste französische Veröffentlichung des Briefwechsels von Friedrich dem Großen und Wilhelmine, dessen Sprache im Urtext Französisch ist. Laut Nachwort der 2008 erstmals erschienenen deutschen Übersetzung dieses literarischen Porträts<ref>Joachim Schultz (Übersetzer und Hrsg.): ''Charles-Augustin Sainte-Beuve'', ''Die Markgräfin von Bareith.'' Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Joachim Schultz, Verlag des Plakatmuseums, Bayreuth, 2008.</ref> nimmt Sainte-Beuve inhaltlich Bezug auf den Briefwechsel, die Memoiren, Wilhelmines Verhalten im [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Krieg]] und ihre Beziehung zu [[Voltaire]]. Bemerkenswert ist Sainte-Beuves Einschätzung der ''Memoires'' und des Briefwechsels, wonach Frankreich an Wilhelmine „einen weiteren französischen Autor“ besitze, obwohl sie, wie er sagt, beides auch in Deutsch oder Englisch hätte schreiben können.<ref>Joachim Schultz (Übersetzer): ''Nachwort'' in: ''Die Markgräfin von Bareith'', S.&nbsp;30.</ref><ref>Siehe auch Joachim Schultz: ''„Un ecrivain francais, pittoresque, amusant et cruel“. Zum Bild der Markgräfin Wilhelmine in Frankreich.'' In: ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]]'', Sonderband ''Wilhelmine von Bayreuth heute – Das kulturelle Erbe der Markgräfin'', [[Historischer Verein für Oberfranken]], Bayreuth 2009, S.&nbsp;331–337, {{ISSN|0066-6335}}.</ref>


== Werke ==
== Werke ==

=== Memoiren ===
=== Memoiren ===

Französische Originalversion:
Französische Originalversion:

* ''Mémoires de Frédérique Sophie Wilhelmine, Margrave de Bayreuthe, soeur de Frédéric le Grand, depuis L'année 1709 jusqu'a 1742, écrit de sa main.'' Mercure de France, Paris 1967.
* ''Mémoires de Frédérique Sophie Wilhelmine, Margrave de Bayreuthe, soeur de Frédéric le Grand, depuis L’année 1709 jusqu’a 1742, écrit de sa main.'' Mercure de France, Paris 1967.


Deutsche Übersetzung:
Deutsche Übersetzung:

* Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, Im Insel-Verlag zu Leipzig, 1920, mit einem Nachwort von Annette Kolb
* Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, Im Insel-Verlag zu Leipzig, 1920, mit einem Nachwort von Annette Kolb
* [[Ingeborg Weber-Kellermann]] (Hrsg.): ''Wilhelmine von Bayreuth, eine preußische Königstochter. Glanz und Elend am Hofe des Soldatenkönigs in den Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth''. Aus dem Französischen von [[Annette Kolb]], umfasst u.&nbsp;a. ein Personen- und Sachregister. Insel-Verlag, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-458-32980-3.
* [[Ingeborg Weber-Kellermann]] (Hrsg.): ''Wilhelmine von Bayreuth, eine preußische Königstochter. Glanz und Elend am Hofe des Soldatenkönigs in den Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth''. Aus dem Französischen von [[Annette Kolb]], umfasst u.&nbsp;a. ein Personen- und Sachregister. Insel-Verlag, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-458-32980-3.
* Günther Berger (Übersetzer und Bearbeiter): ''Memoiren einer preußischen Königstochter. Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth''. Ellwanger, Bayreuth 2007, Neuübersetzung mit Personenregister u.&nbsp;a., ISBN 978-3-925361-58-6 ([http://www.wilhelmine-von-bayreuth.info/wp-content/uploads/2016/05/Wilhelmine_Memoiren.pdf PDF; 10,7&nbsp;MB], Taschenbuch, 2. Auflage, 2012).
* Günther Berger (Übersetzer und Bearbeiter): ''Memoiren einer preußischen Königstochter. Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth''. Ellwanger, Bayreuth 2007, Neuübersetzung mit Personenregister u.&nbsp;a. ISBN 978-3-925361-58-6. Taschenbuch, 2. Auflage, 2012; [http://www.wilhelmine-von-bayreuth.info/wp-content/uploads/2016/05/Wilhelmine_Memoiren.pdf wilhelmine-von-bayreuth.info] (PDF; 11&nbsp;MB).


=== Erhaltene Texte für das Musiktheater ===
=== Erhaltene Texte für das Musiktheater ===

* ''Gioia Universa'' (Die allgemeine Freude), 1738? (szenische Kantate), siehe unter ''[[#Verschollene Kompositionen|Verschollene Kompositionen]]''
* ''Gioia Universa'' (Die allgemeine Freude), 1738? (szenische Kantate), siehe unter ''[[#Verschollene Kompositionen|Verschollene Kompositionen]]''
* ''L’[[Argenore]]'', ''[[Tragödie|Tragedia]]'', 3 Akte. Originaltext unbekannt, italienischer Libretto-Druck 1740 von Andrea Galletti ausdrücklich nach Wilhelmines (Text-)Vorgabe. Handschriftliche Textänderungen Wilhelmines in der autographen Partitur. Zur Einweihung eines neuen Operntheaters am Schlossberglein Bayreuth (Inneneinrichtung nicht erhalten).
* ''L’[[Argenore]]'', ''[[Tragödie|Tragedia]]'', 3 Akte. Originaltext unbekannt, italienischer Libretto-Druck 1740 von Andrea Galletti ausdrücklich nach Wilhelmines (Text-)Vorgabe. Handschriftliche Textänderungen Wilhelmines in der autographen Partitur. Zur Einweihung eines neuen Operntheaters am Schlossberglein Bayreuth (Inneneinrichtung nicht erhalten).
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* ''Deucalion et Pyrrha'', 1751/52, [[Festa teatrale]], 1 Akt. Vertonung verschollen, Aufführung 1751 Erlangen und 1752 Bayreuth.
* ''Deucalion et Pyrrha'', 1751/52, [[Festa teatrale]], 1 Akt. Vertonung verschollen, Aufführung 1751 Erlangen und 1752 Bayreuth.
* ''Semiramide'' 1750–1753 (nach [[Voltaire]]), [[Dramma per musica]], 3 Akte. Vertonung: unbekannter Italiener, verschollen, Aufführung 1753.
* ''Semiramide'' 1750–1753 (nach [[Voltaire]]), [[Dramma per musica]], 3 Akte. Vertonung: unbekannter Italiener, verschollen, Aufführung 1753.
* ''[[L’Huomo]]'', Festa teatrale, 1754. 1 Akt. Angeregt von der Philosophie [[Zarathustra|Zoroasters]]. Ins Italienische übertragen von Luigi Stampiglia; Vertonung: [[Andrea Bernasconi]], u.&nbsp;a., zwei [[Cavatine]]n darin von Wilhelmine. Aufführung im [[Markgräfliches Opernhaus|Markgräflichen Opernhaus]] anlässlich des Besuchs [[Friedrich der Große|Friedrichs des Großen]] in Bayreuth im Juni 1754. Libretto dreisprachig: französisch, italienisch, deutsch.
* ''[[L’Huomo]]'', Festa teatrale, 1754. 1 Akt. Angeregt von der Philosophie [[Zarathustra|Zoroasters]]. Ins Italienische übertragen von Luigi Stampiglia; Vertonung: [[Andrea Bernasconi]], u.&nbsp;a., zwei [[Cavatine]]n darin von Wilhelmine. Aufführung im [[Markgräfliches Opernhaus|Markgräflichen Opernhaus]] anlässlich des Besuchs [[Friedrich II. (Preußen)|Friedrichs des Großen]] in Bayreuth im Juni 1754. Libretto dreisprachig: französisch, italienisch, deutsch.
* ''Amaltea'', Dramma per musica, 1756. 3 Akte. Ins Italienische übertragen von Luigi Stampiglia; Vertonung ''di vari autori'', verschollen, Aufführung im [[Markgräfliches Opernhaus|Markgräflichen Opernhaus]], Libretto dreisprachig: französisch, italienisch, deutsch.
* ''Amaltea'', Dramma per musica, 1756. 3 Akte. Ins Italienische übertragen von Luigi Stampiglia; Vertonung ''di vari autori'', verschollen, Aufführung im [[Markgräfliches Opernhaus|Markgräflichen Opernhaus]], Libretto dreisprachig: französisch, italienisch, deutsch.


=== Kompositionen ===
=== Kompositionen ===

'''Signiertes Autograph'''
==== Signiertes Autograph ====


''Sonata Trav: Solo'' [Abstand, Signatur:] ''Wilhelmine''. Bibliothek des Freiherrn von Fürstenberg, [[Schloss Herdringen]].
''Sonata Trav: Solo'' [Abstand, Signatur:] ''Wilhelmine''. Bibliothek des Freiherrn von Fürstenberg, [[Schloss Herdringen]].
* Notenausgabe Furore Kassel 2006, ISMN M-50012-968-4, mit Faksimileseiten.<ref>Die Authentizität dieser Sonate wird von Sabine Henze-Döhring angezweifelt: ''Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik'', S.&nbsp;42/43. Vergleiche dagegen Nikolaus Delius: ''Eine Sonate für Bruder Friedrich? Der Anonymus Herdringen Fü 3595''. In: ''Tibia'' 2003, Heft 4, S.&nbsp;571–577.</ref>


* Notenausgabe Furore Kassel 2006, {{ISMN|979-0-50012-968-4}}, mit Faksimileseiten.<ref>Die Authentizität dieser Sonate wird von Sabine Henze-Döhring angezweifelt: ''Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik'', S.&nbsp;42/43. Vergleiche dagegen Nikolaus Delius: ''Eine Sonate für Bruder Friedrich? Der Anonymus Herdringen Fü 3595''. In: ''Tibia'' 2003, Heft 4, S.&nbsp;571–577.</ref>
'''Nicht signiertes Autograph'''

==== Nicht signiertes Autograph ====


Oper ''L'[[Argenore]]'', Partitur ohne Titelblatt (''Tragedia'') in 3 Akten. Autorschaft laut Libretto: ''La Compositione della Musica e di sua Altezza Reale Federica Sophia Guglielmina'' […].
Oper ''L'[[Argenore]]'', Partitur ohne Titelblatt (''Tragedia'') in 3 Akten. Autorschaft laut Libretto: ''La Compositione della Musica e di sua Altezza Reale Federica Sophia Guglielmina'' […].

* Partiturautograph-Faksimile mit Kommentar, Laaber, Regensburg 1982 [[Hans-Joachim Bauer (Musikwissenschaftler)|Hans-Joachim Bauer]]: ''Rokoko-Oper in Bayreuth''.<ref name="Literatur">Siehe ''[[#Literatur|Literatur]]''.</ref>
* Partiturautograph-Faksimile mit Kommentar, Laaber, Regensburg 1982 [[Hans-Joachim Bauer (Musikwissenschaftler)|Hans-Joachim Bauer]]: ''Rokoko-Oper in Bayreuth''.<ref name="Literatur">Siehe ''[[#Literatur|Literatur]]''.</ref>
* Moderner Partiturdruck mit Kommentar und Faksimile des Librettos italienisch/deutsch, [[Wolfgang Hirschmann (Musikwissenschaftler)|Wolfgang Hirschmann]]: ''Wilhelmine von Bayreuth, Argenore'', Schott Mainz 1996.<ref name="Literatur" />
* Moderner Partiturdruck mit Kommentar und Faksimile des Librettos italienisch/deutsch, [[Wolfgang Hirschmann (Musikwissenschaftler)|Wolfgang Hirschmann]]: ''Wilhelmine von Bayreuth, Argenore'', Schott Mainz 1996.<ref name="Literatur" />


'''Abschriften'''
==== Abschriften ====


A) ''No. 1 Concerto à Cembalo Concertato, 2 Violini, Viola et Basso del Sig. Foerster'' [Foerster durchgestrichen; andere Schrift:] ''Jaenichen''. [[Herzogin Anna Amalia Bibliothek]] Weimar. Die Titelseite enthält rechts oben eine alte, zweizeilige Signatur: (unleserlich) 7. G.<ref>Die Titelbeschriftung ist ein späterer Zusatz, erkennbar an der Schrift und anderen Bezeichnung des Werkes als die Stimmen.</ref>
A) ''No. 1 Concerto à Cembalo Concertato, 2 Violini, Viola et Basso del Sig. Foerster'' [Foerster durchgestrichen; andere Schrift:] ''Jaenichen''. [[Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek]] Weimar. Die Titelseite enthält rechts oben eine alte, zweizeilige Signatur: (unleserlich) 7. G.<ref>Die Titelbeschriftung ist ein späterer Zusatz, erkennbar an der Schrift und anderen Bezeichnung des Werkes als die Stimmen.</ref>


B) ''Concerto. à Cembalo Obligato. duoi Violini. Violetta. e Basso. di Wilhelmine''. [[Herzog August Bibliothek]] Wolfenbüttel, aus dem Besitz der Herzogin [[Philippine Charlotte von Preußen]], der Schwester Wilhelmines. Gekürzt, Solostimme fehlt. Bayreuther Copist, vermutlich der Oboist und Bayreuther Organist Johann Conrad Tiefert (wie Cavatinen).
B) ''Concerto. à Cembalo Obligato. duoi Violini. Violetta. e Basso. di Wilhelmine''. [[Herzog August Bibliothek]] Wolfenbüttel, aus dem Besitz der Herzogin [[Philippine Charlotte von Preußen]], der Schwester Wilhelmines. Gekürzt, Solostimme fehlt. Bayreuther Copist, vermutlich der Oboist und Bayreuther Organist Johann Conrad Tiefert (wie Cavatinen).

* Moderne Notenausgabe: Furore Kassel 2000, ISMN M-50012-439-9. Mit Faksimileseiten von Noten und Titeln der beiden differierenden Handschriften.<ref>Nach Angabe von [[Sabine Henze-Döhring]] soll es [[Johann Gotthilf Jänichen]] komponiert haben. (Sabine Henze-Döhring: ''Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik'', Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009, ISBN 978-3-89889-146-2, S.&nbsp;42–52; Frank Piontek mit Bezug auf Henze-Döhring: ''Cembalokonzert nicht von Wilhelmine'', [[Nordbayerischer Kurier]], 30. Dezember 2008, S.&nbsp;15.) Andere Ergebnisse siehe [[Johann Gotthilf Jänichen]].</ref>
* Moderne Notenausgabe: Furore Kassel 2000, {{ISMN|979-0-50012-439-9}}. Mit Faksimileseiten von Noten und Titeln der beiden differierenden Handschriften.<ref>Nach Angabe von [[Sabine Henze-Döhring]] soll es [[Johann Gotthilf Jänichen]] komponiert haben. (Sabine Henze-Döhring: ''Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik'', Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009, ISBN 978-3-89889-146-2, S.&nbsp;42–52; Frank Piontek mit Bezug auf Henze-Döhring: ''Cembalokonzert nicht von Wilhelmine'', [[Nordbayerischer Kurier]], 30. Dezember 2008, S.&nbsp;15.) Andere Ergebnisse siehe [[Johann Gotthilf Jänichen]].</ref>


''Cavatinen'' (zwei), enthalten in der Partitur zu [[L’Huomo]] von [[Andrea Bernasconi]] mit Zusatz ''Composta da Sua Altezza Reale''. [[Herzog August Bibliothek]] Wolfenbüttel, aus dem Besitz der Herzogin Philippine Charlotte von Preußen. Bayreuther Copist, vermutlich der Oboist und Bayreuther Organist Johann Conrad Tiefert (wie Cembalokonzert B).<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=GXymalQif_U ''Cavatina I'' gesungen von Scarlett-Adler-Rani. Wiedergabe bei Youtube, davon das erste Stück].</ref>
''Cavatinen'' (zwei), enthalten in der Partitur zu [[L’Huomo]] von [[Andrea Bernasconi]] mit Zusatz ''Composta da Sua Altezza Reale''. [[Herzog August Bibliothek]] Wolfenbüttel, aus dem Besitz der Herzogin Philippine Charlotte von Preußen. Bayreuther Copist, vermutlich der Oboist und Bayreuther Organist Johann Conrad Tiefert (wie Cembalokonzert B).<ref>[https://www.youtube.com/watch?v=GXymalQif_U ''Cavatina I'' gesungen von Scarlett-Adler-Rani. Wiedergabe bei Youtube, davon das erste Stück].</ref>

* Moderne Notenausgabe Furore Kassel 2010, ISMN 979-0-50182-054-2.<ref>Ruth Müller-Lindenberg erwägt die „nicht beweisbare“ Autorschaft eines Herrn von Kurvitz aufgrund einer Briefstelle. Siehe Ruth Müller-Lindenberg: [https://www.bayreuth.de/wp-content/uploads/2015/06/Festvortragpresse.pdf ''Wilhelmine von Bayreuth, wer war sie, wer ist sie?''] (PDF; 50,3&nbsp;kB). Vortrag anlässlich des Festaktes zum 300. Geburtstag, S.&nbsp;6.</ref>
* Moderne Notenausgabe Furore Kassel 2010, {{ISMN|979-0-50182-054-2|DNB-13=1}}.<ref>Ruth Müller-Lindenberg erwägt die „nicht beweisbare“ Autorschaft eines Herrn von Kurvitz aufgrund einer Briefstelle. Siehe Ruth Müller-Lindenberg: [https://www.bayreuth.de/wp-content/uploads/2015/06/Festvortragpresse.pdf ''Wilhelmine von Bayreuth, wer war sie, wer ist sie?''] (PDF; 50&nbsp;kB). Vortrag anlässlich des Festaktes zum 300. Geburtstag, S.&nbsp;6.</ref>


== Zur Oper Argenore ==
== Zur Oper Argenore ==
{{Anker|Argenore}}
{{Anker|Argenore}}

Wilhelmine komponierte ihre Oper ''[[Argenore]]'' (1740) laut Textbuch zum Geburtstag ihres Mannes Markgraf Friedrich. Gleichzeitig sollte ein neues Operntheater (Vorgängerbau des [[Markgräfliches Opernhaus|Markgräflichen Opernhauses]]) in Bayreuth eingeweiht werden, das sich im heutigen (2023) Redoutenhaus-Museum befand. Darüber, ob es zu einer tatsächlichen Aufführung der Oper kam, herrscht Unklarheit.
Wilhelmine komponierte ihre Oper ''[[Argenore]]'' (1740) laut Textbuch zum Geburtstag ihres Mannes Markgraf Friedrich. Gleichzeitig sollte ein neues Operntheater (Vorgängerbau des [[Markgräfliches Opernhaus|Markgräflichen Opernhauses]]) in Bayreuth eingeweiht werden, das sich im heutigen (2023) Redoutenhaus-Museum befand. Darüber, ob es zu einer tatsächlichen Aufführung der Oper kam, herrscht Unklarheit.


Diese Oper gibt Rätsel auf, die seit der (Erst-?)Aufführung 1993 im Erlanger Markgrafentheater diskutiert werden. Der Text der zugrundeliegenden Handlung, einer [[Tragödie|''Tragedia'']] um den König Argenore, weicht in der musikalischen [[Partitur]]<ref>[[Autograph]] in der [[Staatliche Bibliothek Ansbach|Staatlichen Bibliothek Ansbach]].</ref> zum Teil erheblich vom gedruckten [[Libretto]]text ab und wirft die Frage auf, ob und in welchem Umfang das [[Sujet]] eine Aufarbeitung der [[Trauma (Psychologie)|traumatisch]] belasteten Beziehung der Geschwister Wilhelmine und Friedrich II. zu ihrem Vater ist und ob diese im Libretto der Oper, in der Musik und in Wilhelmines Text-Handschrift der Partitur im Vergleich zu dem für das Publikum gedruckten Libretto zu Tage tritt.
Diese Oper gibt Rätsel auf, die seit der (Erst-?)Aufführung 1993 im Erlanger Markgrafentheater diskutiert werden. Der Text der zugrundeliegenden Handlung, einer [[Tragödie|''Tragedia'']] um den König Argenore, weicht in der musikalischen [[Partitur]]<ref>[[Autograph]] in der [[Staatliche Bibliothek Ansbach|Staatlichen Bibliothek Ansbach]].</ref> zum Teil erheblich vom gedruckten [[Libretto]]text ab. Er wirft die Frage auf, ob und in welchem Umfang das [[Sujet]] eine Aufarbeitung der [[Trauma (Psychologie)|traumatisch]] belasteten Beziehung der Geschwister Wilhelmine und Friedrich&nbsp;II. zu ihrem Vater ist und ob diese im Libretto der Oper, in der Musik und in Wilhelmines Text-Handschrift der Partitur im Vergleich zu dem für das Publikum gedruckten Libretto zu Tage tritt.


=== Musikalische Verschlüsselung ===
=== Musikalische Verschlüsselung ===

Ein Beispiel: In Wilhelmines autographer Partitur zu ''Argenore'' scheint am Ende des zweiten Aktes eine Textpassage zur Musik auf das Schicksal [[Hans Hermann von Katte]]s, des Freundes der Geschwister, anzuspielen, dessen Todesjahr sich im Aufführungsjahr 1740 zum zehnten Male jährte. Er war auf Befehl des Königs und Vaters nach Friedrichs&nbsp;II. Fluchtversuch 1730 enthauptet worden.
Ein Beispiel: In Wilhelmines autographer Partitur zu ''Argenore'' scheint am Ende des zweiten Aktes eine Textpassage zur Musik auf das Schicksal [[Hans Hermann von Katte]]s, des Freundes der Geschwister, anzuspielen, dessen Todesjahr sich im Aufführungsjahr 1740 zum zehnten Male jährte. Er war auf Befehl des Königs und Vaters nach Friedrichs&nbsp;II. Fluchtversuch 1730 enthauptet worden.


Der Text der Arie des Ormondo in der 7. Szene ist in zwei verschiedenen Fassungen überliefert:
Der Text der Arie des Ormondo in der 7. Szene ist in zwei verschiedenen Fassungen überliefert:


* Im gedruckten [[Libretto]] von 1740 (hier linke Spalte, zeitgenössische Übersetzung)<ref>''L'Argenore, Tragedia''. Libretto in italienisch/deutscher Sprache, [[Universitätsbibliothek Bayreuth]].</ref>
* Im gedruckten [[Libretto]] von 1740 (hier linke Spalte, zeitgenössische Übersetzung)<ref>''L’Argenore, Tragedia''. Libretto in italienisch/deutscher Sprache, [[Universitätsbibliothek Bayreuth]].</ref>
* In der (übersetzten) Texthandschrift Wilhelmines der autografen Partitur<ref>Rechte Spalte, Übersetzung nach der Partitur von Isabel Schröder. In: Begleitheft zur Aufführung ''Argenore. Musikalische Tragödie von Wilhelmine von Bayreuth'', Hans-Otto-Theater Potsdam 2001.</ref>
* In der (übersetzten) Texthandschrift Wilhelmines der autografen Partitur<ref>Rechte Spalte, Übersetzung nach der Partitur von Isabel Schröder. In: Begleitheft zur Aufführung ''Argenore. Musikalische Tragödie von Wilhelmine von Bayreuth'', Hans-Otto-Theater Potsdam 2001.</ref>


<poem style="margin-left:2em; float:left;">
{|
| style="width:240px" |A) Ich falle, doch ich gleiche, || A) Ich werde fallen, doch du,
A) Ich falle, doch ich gleiche,
Der stoltz und hohen Eiche
|-
Die alles rings herum bewegt,
| Der stoltz und hohen Eiche || grausamer [[Tyrannis|Tyrann]],
Wenn sie das Erdreich, das sie trägt
|-
Mit ihrem Stamme schlägt.
| Die alles rings herum bewegt, || wirst das am Ende vergeblich bereuen,

|-
B) Sieht nun der Hirt der Feinde
| Wenn sie das Erdreich, das sie trägt || und du wirst sagen, dass mein Los
Den Schaden selber an
|-
Was Wunder, wenn er weinte
| Mit ihrem Stamme schlägt. || Neid erweckt statt Mitleid.
Weil er ihn nicht ersetzen kann.
|-
</poem>
| &nbsp; ||
<poem style="margin-left:2em; float:left;">
|-
A) Ich werde fallen, doch du,
| B) Sieht nun der Hirt der Feinde || B) Eine schöne Prüfung für die starke Seele
grausamer [[Tyrannis|Tyrann]],
|-
wirst das am Ende vergeblich bereuen,
| Den Schaden selber an || ruhig und gelassen
und du wirst sagen, dass mein Los
|-
Neid erweckt statt Mitleid.
| Was Wunder, wenn er weinte || Die ungerechte Strafe zu ertragen,

|-
B) Eine schöne Prüfung für die starke Seele
| Weil er ihn nicht ersetzen kann. || für eine Schuld die man nicht hat.
ruhig und gelassen
|}
Die ungerechte Strafe zu ertragen,
für eine Schuld die man nicht hat.
</poem>
{{Absatz|links}}


Das zu dieser Arie führende [[Rezitativ]] des Ormondo lautet im Libretto:
Das zu dieser Arie führende [[Rezitativ]] des Ormondo lautet im Libretto:
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== Verschollene Kompositionen ==
== Verschollene Kompositionen ==
Wie es sich bei historischen Komponistinnen häufig zugetragen hat, wurden Wilhelmines Werke von niemandem gesammelt. Ihre persönliche Musiksammlung ist verschollen und damit vermutlich eigene Kompositionen. Hinweise zu verschollenen Kompositionen gibt es gelegentlich.
* ''Fuge''. Siehe Wilhelmines Brief an den Kronprinzen vom 16. Dezember 1732: „ich stecke bis über die Ohren im Komponieren. Ich bin bei einer Fuge, um die Berliner Torheiten mitzumachen“.<ref>Gustav Berthold Volz (Hrsg.): ''Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, Jugendbriefe'', Leipzig 1924.</ref>
* ''Fuge''. Siehe Wilhelmines Brief an den Kronprinzen vom 16. Dezember 1732: „ich stecke bis über die Ohren im Komponieren. Ich bin bei einer Fuge, um die Berliner Torheiten mitzumachen“.<ref>Gustav Berthold Volz (Hrsg.): ''Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, Jugendbriefe'', Leipzig 1924.</ref>
* „''mon premier Coup d'essai''“ [im Sinne von „mein erstes Opus“ oder erste Überraschung für dich?]. Titel? Laut Wilhelmines Brief vom 2. Mai 1734<ref>L. Schiedermair: ''Bayreuther Festspiele im Zeitalter des Absolutismus.'' Leipzig 1908, S.&nbsp;100.</ref> ein musikalisches Werk, das sie nach monatelanger vergeblicher Erwartung des erstmaligen Besuches ihres Bruders Friedrich in Bayreuth<ref>Vergleiche Briefwechsel bei Gustav Berthold Volz (Hrsg.): ''Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, Jugendbriefe,'' Leipzig 1924 ab S.&nbsp;165, 27. Oktober 1733.</ref> ihm, „l'Apolon de notre siecle“ persönlich widmen (übergeben oder mit ihren Hofmusikern vorspielen) woll(t)e. Da sie es hätte schicken können, verstärkt sich dieser Eindruck, vor allem, da er ihr (als Ersatz für seine Gegenwart) seine Musiker schickte. Demzufolge könnte es sich um ein Cembalostück mit Begleitung gehandelt haben und ein Indiz für ihr Cembalokonzert sein.
* „''mon premier Coup d’essai''“ [im Sinne von mein erstes Opus oder erste Überraschung?]. Titel? Laut Wilhelmines Brief vom 2. Mai 1734<ref>L. Schiedermair: ''Bayreuther Festspiele im Zeitalter des Absolutismus.'' Leipzig 1908, S.&nbsp;100.</ref> ein musikalisches Werk, das sie nach monatelanger vergeblicher Erwartung des erstmaligen Besuches ihres Bruders Friedrich in Bayreuth<ref>Vergleiche Briefwechsel bei Gustav Berthold Volz (Hrsg.): ''Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, Jugendbriefe,'' Leipzig 1924 ab S.&nbsp;165, 27. Oktober 1733.</ref> ihm, „l’Apolon de notre siecle“ persönlich widmen (übergeben oder mit ihren Hofmusikern vorspielen) woll(t)e. Da sie es hätte schicken können, verstärkt sich dieser Eindruck, vor allem, da er ihr (als Ersatz für seine Gegenwart) seine Musiker schickte. Demzufolge könnte es sich um ein Cembalostück mit Begleitung gehandelt haben und ein Indiz für ihr Cembalokonzert sein.
* ''Pastorale/Serenata/Kantate'', Sommer/Herbst 1738 (Aufführung am 24. Juli 1738?). Der Kronprinz am 16. September 1738: „ich möchte Deine Komposition wohl sehen und sie von Dir selbst spielen hören“.<ref>Gustav Berthold Volz (Hrsg.): ''Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, Jugendbriefe,'' Leipzig 1924, S.&nbsp;385.</ref> Wilhelmine am 4. November 1738: „j'ai composé une petite Pastorale qui a été Represanté au notre solitude“.<ref>L. Schiedermair: ''Bayreuther Festspiele im Zeitalter des Absolutismus.'' Leipzig 1908, S.&nbsp;105.</ref> Der ganze, bei Volz unvollständig abgedruckte Brief ist vollständig wiedergegeben in: ''Nichts Neues aus Bayreuth, Briefe der Markgräfin Wilhelmine''<ref>Günther Berger und Julia Wassermann (Hrsg.): ''Nichts Neues aus Bayreuth, Briefe der Markgräfin Wilhelmine an Friedrich II. und Voltaire. Übersetzt von Studierenden der Universität Bayreuth.'' Ellwanger Bayreuth, 2008, S.&nbsp;32–33.</ref>
* ''Pastorale/Serenata/Kantate'', Sommer/Herbst 1738 (Aufführung am 24. Juli 1738?). Der Kronprinz am 16. September 1738: „ich möchte Deine Komposition wohl sehen und sie von Dir selbst spielen hören“.<ref>Gustav Berthold Volz (Hrsg.): ''Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, Jugendbriefe,'' Leipzig 1924, S.&nbsp;385.</ref> Wilhelmine am 4. November 1738: „j’ai composé une petite Pastorale qui a été Represanté au notre solitude“.<ref>L. Schiedermair: ''Bayreuther Festspiele im Zeitalter des Absolutismus.'' Leipzig 1908, S.&nbsp;105.</ref> Der ganze, bei Volz unvollständig abgedruckte Brief ist vollständig wiedergegeben in: ''Nichts Neues aus Bayreuth, Briefe der Markgräfin Wilhelmine''.<ref>Günther Berger und Julia Wassermann (Hrsg.): ''Nichts Neues aus Bayreuth, Briefe der Markgräfin Wilhelmine an Friedrich&nbsp;II. und Voltaire. Übersetzt von Studierenden der Universität Bayreuth.'' Ellwanger Bayreuth, 2008, S.&nbsp;32–33.</ref>
:Daraus ist zu entnehmen, dass das Werk noch verbessert wurde: „ich werde noch einige kleine Veränderungen an der Musik vornehmen. Ich werde die Sängerin [der Aufführung] vor die Tür setzen“. Der Kronprinz schrieb, offensichtlich mit Bezug auf diese Komposition am 16. März 1739: „Ihre Kantate ist, ohne Schmeichelei, sehr schön und taugt tausend Mal mehr als alle Musik Ihres Italieners“ [wohl [[Giuseppe Antonio Paganelli|Antonio Paganelli]]].<ref>Neuveröffentlichter Brief in: ''Bagatellen aus Berlin. Briefe Friedrichs II. an Wilhelmine von Bayreuth'', hrsg. von Günter Berger und Julia Wassermann. Duncker & Humblot, Berlin 2011.</ref> Friedrich am 15. November 1739: „Ich weiß, dass Du [[Apollon|Apollo]] ehedem die Ehre erwiesest, in seinem Tempel zu erscheinen, nicht nur als [[Euterpe]] ([[Muse (Beziehung)|Muse]] der Musik), sondern auch als [[Kalliope]] (Muse der Dichtkunst). Wie es jetzt damit steht, weiß ich nicht (Anspielung auf ''Argenore''?), nur soviel weiß ich, dass es Dir damals aufs Beste gelang.“<ref>Gustav Berthold Volz (Hrsg.): ''Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, Jugendbriefe,'' Leipzig 1924, S.&nbsp;427.</ref> Da Friedrich Wilhelmine auch als „Kalliope“ bezeichnet, könnte, wenn man die Serenata vom 24. Juli 1738 („damals“) ins Visier nimmt, deren Text damit gemeint sein und von dem auf ein neues Werk geschlossen werden; „damals“ wäre demnach ''Gioia Universa'' (Die allgemeine Freude) und „wie es jetzt damit steht“ bezieht sich auf ein neues Werk, das sie brieflich andeutete.<ref>Text: [[Staatsarchiv Bamberg]], GAB 4889. Die Musik zu ''Gioia Universa'' ist verschollen.</ref>
: Daraus ist zu entnehmen, dass das Werk noch verbessert wurde: „ich werde noch einige kleine Veränderungen an der Musik vornehmen. Ich werde die Sängerin [der Aufführung] vor die Tür setzen“. Der Kronprinz schrieb, offensichtlich mit Bezug auf diese Komposition am 16. März 1739: „Ihre Kantate ist, ohne Schmeichelei, sehr schön und taugt tausend Mal mehr als alle Musik Ihres Italieners“ [wohl [[Giuseppe Antonio Paganelli|Antonio Paganelli]]].<ref>Neuveröffentlichter Brief in: ''Bagatellen aus Berlin. Briefe Friedrichs&nbsp;II. an Wilhelmine von Bayreuth'', hrsg. von Günter Berger und Julia Wassermann. Duncker & Humblot, Berlin 2011.</ref> Friedrich am 15. November 1739: „Ich weiß, dass Du [[Apollon|Apollo]] ehedem die Ehre erwiesest, in seinem Tempel zu erscheinen, nicht nur als [[Euterpe]] ([[Muse (Beziehung)|Muse]] der Musik), sondern auch als [[Kalliope]] (Muse der Dichtkunst). Wie es jetzt damit steht, weiß ich nicht (Anspielung auf ''Argenore''?), nur soviel weiß ich, dass es Dir damals aufs Beste gelang.“<ref>Gustav Berthold Volz (Hrsg.): ''Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, Jugendbriefe,'' Leipzig 1924, S.&nbsp;427.</ref> Da Friedrich Wilhelmine auch als „Kalliope“ bezeichnet, könnte, wenn man die Serenata vom 24. Juli 1738 („damals“) ins Visier nimmt, deren Text damit gemeint sein und von dem auf ein neues Werk geschlossen werden; „damals“ wäre demnach ''Gioia Universa'' (Die allgemeine Freude) und „wie es jetzt damit steht“ bezieht sich auf ein neues Werk, das sie brieflich andeutete.<ref>Text: [[Staatsarchiv Bamberg]], GAB 4889. Die Musik zu ''Gioia Universa'' ist verschollen.</ref>


== Gemälde ==
== Gemälde ==

* ''Tod der Kleopatra'' (1748)
* ''Tod der Kleopatra'' (1748)
* ''Tod der Lucretia'' (1748)<ref>Neil Jeffares: ''[http://www.pastellists.com/Articles/WILHELMINE.pdf Dictionary of pastellists before 1800]'', www.pastellists.com, abgerufen am 22. Juli 2022 (englisch, PDF; 987&nbsp;kB).</ref>
* ''Tod der Lucretia'' (1748)<ref>Neil Jeffares: [http://www.pastellists.com/Articles/WILHELMINE.pdf ''Dictionary of pastellists before 1800''.] (PDF; 987&nbsp;kB) pastellists.com (englisch); abgerufen am 22. Juli 2022.</ref>
* ''Cimon und Pero'', Pastellgemälde aus dem Jahr 1748<ref>Stephan Müller: ''Spekulatives zu Wilhelmines Gemälde'' in: ''Heimatkurier'' 3/1998 des ''[[Nordbayerischer Kurier|Nordbayerischen Kuriers]]'', S.&nbsp;18.</ref>
* ''Cimon und Pero'', Pastellgemälde aus dem Jahr 1748<ref>Stephan Müller: ''Spekulatives zu Wilhelmines Gemälde''. In: ''Heimatkurier'', 3/1998 des ''[[Nordbayerischer Kurier|Nordbayerischen Kuriers]]'', S.&nbsp;18.</ref>


== CD ==
== CD ==

* Bayreuther Hof Musique: ''Wilhelmines Musentempel 1734–1764''. [[Furore Verlag|Salto Records International]], Sal 7009 LC 01986 (Doppel-CD).
* Bayreuther Hof Musique: ''Wilhelmines Musentempel 1734–1764''. [[Furore Verlag|Salto Records International]], Sal 7009 LC 01986 (Doppel-CD).

== YouTube ==

* [https://www.youtube.com/watch?v=e2GjxmFGJ0k Aria aus Argenore „Senza aita“, c-Moll]


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

* [[Argenore]]
* [[L'Huomo]]
* [[L’Huomo]]
* [[Wilhelmine von Bayreuth und ihr orchestre]]
* [[Wilhelmine von Bayreuth und ihr orchestre]]
* [[Cembalokonzert in g-Moll]]
* [[Cembalokonzert in g-Moll]]


== Literatur ==<!-- Sortierung chronologisch! -->
== Literatur ==<!-- Sortierung zunächst nach Name (alphabetisch), dann chronologisch! -->

* {{ADB|8|69|72|Friderica Wilhelmine, Prinzessin von Preußen|[[Theodor Hirsch]]|ADB:Wilhelmine (Markgräfin von Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth)}}
* {{ADB|8|69|72|Friderica Wilhelmine, Prinzessin von Preußen|[[Theodor Hirsch]]|ADB:Wilhelmine (Markgräfin von Brandenburg-Kulmbach-Bayreuth)}}
* Hans-Joachim Bauer: ''Barockoper in Bayreuth'' (= ''Thurnauer Schriften zum Musiktheater.'' Band&nbsp;7). Laaber-Verlag, Laaber 1982, ISBN 3-921518-64-4.
* {{DNB-Portal|118633112|NAME=Wilhelmine von Preußen}}.
* Hans-Joachim Bauer: ''Barockoper in Bayreuth'' (= ''Thurnauer Schriften zum Musiktheater.'' Bd.&nbsp;7). Laaber-Verlag, Laaber 1982, ISBN 3-921518-64-4.
* Hans-Joachim Bauer: ''Rokoko-Oper in Bayreuth. „Argenore“ der Markgräfin Wilhelmine.'' Faksimile der Oper mit Kommentar (= ''Thurnauer Schriften zum Musiktheater.'' Band&nbsp;8). Laaber-Verlag, Laaber 1983, ISBN 3-921518-76-8.
* Hans-Joachim Bauer: ''Rokoko-Oper in Bayreuth. „Argenore“ der Markgräfin Wilhelmine.'' Faksimile der Oper mit Kommentar (= ''Thurnauer Schriften zum Musiktheater.'' Bd.&nbsp;8). Laaber-Verlag, Laaber 1983, ISBN 3-921518-76-8.
* Günter Berger (Hrsg.): ''Wilhelmine von Bayreuth heute – Das kulturelle Erbe der Markgräfin'' (= ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]].'' Sonderband, {{ISSN|0066-6335}}). (Referate des Bayreuther Symposiums „Wilhelmine von Bayreuth Heute – das Kulturelle Erbe der Markgräfin“, gehalten im Landrätesaal der [[Regierung von Oberfranken]] vom 26. bis 28. Juni 2008). Ellwanger, Bayreuth 2009.
* Günter Berger (Hrsg.): ''Wilhelmine von Bayreuth heute – Das kulturelle Erbe der Markgräfin'' (= ''[[Archiv für Geschichte von Oberfranken]].'' Sonderband, {{ISSN|0066-6335}}). (Referate des Bayreuther Symposiums „Wilhelmine von Bayreuth Heute – das Kulturelle Erbe der Markgräfin“, gehalten im Landrätesaal der [[Regierung von Oberfranken]] vom 26. bis 28. Juni 2008). Ellwanger, Bayreuth 2009.
* Josef Focht: ''Die musische Aura der Markgräfin Wilhelmine. Musikinszenierung in der Kunst des Bayreuther Rokoko'' (= ''Peda-Kunstführer Musik im Bild.'' Bd.&nbsp;1). Kunstverlag Peda, Passau, 1998, ISBN 3-89643-090-4.
* Josef Focht: ''Die musische Aura der Markgräfin Wilhelmine. Musikinszenierung in der Kunst des Bayreuther Rokoko'' (= ''Peda-Kunstführer Musik im Bild.'' Band&nbsp;1). Kunstverlag Peda, Passau, 1998, ISBN 3-89643-090-4.
* Irene Hegen: ''Wilhelmine von Bayreuth.'' In: Clara Mayer (Hrsg.): ''Annäherung IX an sieben Komponistinnen'' (= ''Furore-Edition'' 894). Furore-Verlag, Edition 894, Kassel 1998, ISBN 3-927327-43-3, S.&nbsp;126–149.
* Irene Hegen: ''Wilhelmine von Bayreuth.'' In: Clara Mayer (Hrsg.): ''Annäherung IX an sieben Komponistinnen'' (= ''Furore-Edition'' 894). Furore-Verlag, Edition 894, Kassel 1998, ISBN 3-927327-43-3, S.&nbsp;126–149.
* Irene Hegen: ''Wilhelmines Oper L'Argenore''. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken Bd.&nbsp;83, Bayreuth 2003, S.&nbsp;329–361.
* Irene Hegen: ''Wilhelmines Oper L’Argenore''. In: ''Archiv für Geschichte von Oberfranken'', Band&nbsp;83, Bayreuth 2003, S.&nbsp;329–361.
* [[Sabine Henze-Döhring]]: ''Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik.'' Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009, ISBN 978-3-89889-146-2.
* [[Sabine Henze-Döhring]]: ''Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik.'' Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009, ISBN 978-3-89889-146-2.
* {{MGG2|Verfasser=Christoph Henzel|Lemma=Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth|Band=P17|SpalteVon=932|SpalteBis=934|ID=mgg13859}}
* [[Jürgen Kloosterhuis]], Lothar Lambacher: ''Kriegsgericht in Köpenick! Anno 1730: Kronprinz – Katte – Königswort.'' (Katalog zur Ausstellung „[https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/kriegsgericht-in-koepenick/ Kriegsgericht in Köpenick!]“ des Geheimen Staatsarchivs PK und des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin im Schloss Köpenick vom 29. Oktober 2011 bis zum 5. Februar 2012). 2. Auflage. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz u.&nbsp;a., Berlin 2011, ISBN 978-3-923579-17-4 (Enthält alles verfügbare Material zum „Kronprinzenprozess“ auf nahezu 300 Seiten; [https://publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/frontdoor/deliver/index/docId/7330/file/mgfn17_S113-120.pdf Rezension], PDF; 1,7&nbsp;MB).
* [[Jürgen Kloosterhuis]], Lothar Lambacher: ''Kriegsgericht in Köpenick! Anno 1730: Kronprinz – Katte – Königswort.'' (Katalog zur Ausstellung „[https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/kriegsgericht-in-koepenick/ Kriegsgericht in Köpenick!]“ des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz und des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin im Schloss Köpenick vom 29. Oktober 2011 bis zum 4. März 2012). 2. Auflage. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz u.&nbsp;a., Berlin 2011, ISBN 978-3-923579-17-4. Enthält alles verfügbare Material zum „Kronprinzenprozess“ auf nahezu 300 Seiten ([https://publishup.uni-potsdam.de/opus4-ubp/frontdoor/deliver/index/docId/7330/file/mgfn17_S113-120.pdf Rezension]; PDF; 1,7&nbsp;MB).
* [[Jürgen Kloosterhuis]]: ''Katte. Ordre und Kriegsartikel. Aktenanalytische und militärhistorische Aspekte einer „facheusen“ Geschichte.'' Duncker & Humblot, Berlin 2006, ISBN 3-428-12193-7 (Teildruck aus: ''Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte.'').
* Jürgen Kloosterhuis: ''Katte. Ordre und Kriegsartikel. Aktenanalytische und militärhistorische Aspekte einer „facheusen“ Geschichte.'' Duncker & Humblot, Berlin 2006, ISBN 3-428-12193-7 (Teildruck aus: ''Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte'').
* Katrin Kohl: [http://www.perspectivia.net/content/publikationen/friedrich300-colloquien/friedrich-dynastie/kohl_wilhelmine ''Die Rolle der Wilhelmine von Bayreuth in Friedrichs Dynastieverständnis.''] In: Michael Kaiser, [[Jürgen Luh]] (Hrsg.): ''Friedrich der Große und die Dynastie der Hohenzollern.'' Beiträge des fünften Colloquiums in der Reihe „Friedrich300“ vom 30. September / 1. Oktober 2011. 2012. Onlinepublikation auf [[perspectivia.net]]. Abgerufen am 27. Januar 2015.
* Katrin Kohl: [http://www.perspectivia.net/content/publikationen/friedrich300-colloquien/friedrich-dynastie/kohl_wilhelmine ''Die Rolle der Wilhelmine von Bayreuth in Friedrichs Dynastieverständnis.''] In: Michael Kaiser, [[Jürgen Luh]] (Hrsg.): ''Friedrich der Große und die Dynastie der Hohenzollern.'' Beiträge des fünften Colloquiums in der Reihe „Friedrich300“ vom 30. September / 1. Oktober 2011. 2012. Onlinepublikation auf [[perspectivia.net]]; abgerufen am 27. Januar 2015.
* [[Thea Leitner]]: ''Skandal bei Hof. Frauenschicksale an europäischen Königshöfen'' (= ''Piper'' 2009). 22. Auflage. Piper, München u.&nbsp;a. 2013, ISBN 978-3-492-22009-5.
* [[Thea Leitner]]: ''Skandal bei Hof. Frauenschicksale an europäischen Königshöfen'' (= ''Piper'' 2009). 22. Auflage. Piper, München u.&nbsp;a. 2013, ISBN 978-3-492-22009-5.
* Ruth Müller-Lindenberg: ''Wilhelmine von Bayreuth. Die Hofoper als Bühne des Lebens.'' Böhlau, Köln u.&nbsp;a. 2005, ISBN 3-412-11604-1.
* Ruth Müller-Lindenberg: ''Wilhelmine von Bayreuth. Die Hofoper als Bühne des Lebens.'' Böhlau, Köln u.&nbsp;a. 2005, ISBN 3-412-11604-1.
* Ruth Müller-Lindenberg: ''Wilhelmine von Bayreuth.'' In: [[Annette Kreutziger-Herr]], Melanie Unseld (Hrsg.): ''Lexikon Musik und Gender.'' Bärenreiter u.&nbsp;a., Kassel 2010, ISBN 978-3-7618-2043-8, S.&nbsp;524–525.
* Ruth Müller-Lindenberg: ''Wilhelmine von Bayreuth.'' In: [[Annette Kreutziger-Herr]], Melanie Unseld (Hrsg.): ''Lexikon Musik und Gender.'' Bärenreiter u.&nbsp;a., Kassel 2010, ISBN 978-3-7618-2043-8, S.&nbsp;524–525.
* Cornelia Naumann: ''Scherben des Glücks. Das Leben der Wilhelmine von Bayreuth. Ein historischer Roman.'' Sutton, Erfurt 2009, ISBN 978-3-86680-460-9.
* Cornelia Naumann: ''Scherben des Glücks. Das Leben der Wilhelmine von Bayreuth. Ein historischer Roman.'' Sutton, Erfurt 2009, ISBN 978-3-86680-460-9.
* Peter Niedermüller, [[Reinhard Wiesend]] (Hrsg.): ''Musik und Theater am Hofe der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine. Symposion zum 250-jährigen Jubiläum des Markgräflichen Opernhauses am 2. Juli 1998'' (= ''Schriften zur Musikwissenschaft.'' Bd.&nbsp;7 = ''Are-Edition.'' 2081). Are-Musik-Verlag, Mainz 2002, ISBN 3-924522-08-1.
* Peter Niedermüller, [[Reinhard Wiesend]] (Hrsg.): ''Musik und Theater am Hofe der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine. Symposion zum 250-jährigen Jubiläum des Markgräflichen Opernhauses am 2. Juli 1998'' (= ''Schriften zur Musikwissenschaft.'' Band&nbsp;7 = ''Are-Edition.'' 2081). Are-Musik-Verlag, Mainz 2002, ISBN 3-924522-08-1.
* Uwe A. Oster: ''Wilhelmine von Bayreuth. Das Leben der Schwester Friedrichs des Großen'', Piper, München u.&nbsp;a. 2005, ISBN 3-492-04524-3.
* Uwe A. Oster: ''Wilhelmine von Bayreuth. Das Leben der Schwester Friedrichs des Großen'', Piper, München u.&nbsp;a. 2005, ISBN 3-492-04524-3.
* [[Georg Heinrich Pertz]]: ''Über die Denkwürdigkeiten der Markgräfin von Bayreuth.'' In: ''Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Philologische und historische Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.'' Aus dem Jahre 1850 (1852), {{ZDB|955708-8}}, [http://bibliothek.bbaw.de/bbaw/bibliothek-digital/digitalequellen/schriften/anzeige/index_html?band=07-abh/1850&aufloesung:int=2&seite:int=360 S.&nbsp;117–135], (Berichtet erstmals über den Fund der Original-Memoiren, die verschiedenen Fassungen und die Bearbeitungen der Memoiren).
* [[Georg Heinrich Pertz]]: ''Über die Denkwürdigkeiten der Markgräfin von Bayreuth.'' In: ''Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Philologische und historische Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.'' Aus dem Jahre 1850 (1852), {{ZDB|955708-8}}, [http://bibliothek.bbaw.de/bbaw/bibliothek-digital/digitalequellen/schriften/anzeige/index_html?band=07-abh/1850&aufloesung:int=2&seite:int=360 S.&nbsp;117–135], (Berichtet erstmals über den Fund der Original-Memoiren, die verschiedenen Fassungen und die Bearbeitungen der Memoiren).
* [[Anna Eunike Röhrig]]: ''Familie Preußen. Die Geschwister Friedrichs des Großen'' (= ''Tatsachen.'' Bd.&nbsp;37/38). Tauchaer Verlag, Taucha 2008, ISBN 978-3-89772-145-6.
* [[Anna Eunike Röhrig]]: ''Familie Preußen. Die Geschwister Friedrichs des Großen'' (= ''Tatsachen.'' Band&nbsp;37/38). Tauchaer Verlag, Taucha 2008, ISBN 978-3-89772-145-6.
* Franz Prinz zu [[Sayn-Wittgenstein]]: ''Wilhelmine von Bayreuth – Schwester und Freundin Friedrichs des Großen'', Editions Rencontre, Lausanne 1971
* Franz Prinz zu [[Sayn-Wittgenstein]]: ''Wilhelmine von Bayreuth – Schwester und Freundin Friedrichs des Großen'', Editions Rencontre, Lausanne 1971
* [[Ludwig Schiedermair]]: ''Bayreuther Festspiele im Zeitalter des Absolutismus. Studien zur Geschichte der deutschen Oper.'' Kahnt, Leipzig 1908.
* [[Ludwig Schiedermair]]: ''Bayreuther Festspiele im Zeitalter des Absolutismus. Studien zur Geschichte der deutschen Oper.'' Kahnt, Leipzig 1908.
* [[Helmut Schnitter]]: ''Die ungleichen Schwestern.'' In: Helmut Schnitter (Hrsg.): ''Gestalten um Friedrich den Großen. Biographische Skizzen'' (= ''Friedrich der Grosse in Zeit und Geschichte.'' Bd.&nbsp;1 = ''Schriftenreihe der Forschungsstelle der Militärgeschichte Berlin.'' Bd.&nbsp;1). Bd.&nbsp;1. Preußischer Militär-Verlag, Reutlingen 1991, ISBN 3-927292-07-9, S.&nbsp;67–82.
* [[Helmut Schnitter]]: ''Die ungleichen Schwestern.'' In: Helmut Schnitter (Hrsg.): ''Gestalten um Friedrich den Großen. Biographische Skizzen'' (= ''Friedrich der Grosse in Zeit und Geschichte.'' Band&nbsp;1 = ''Schriftenreihe der Forschungsstelle der Militärgeschichte Berlin.'' Band&nbsp;1). Band&nbsp;1. Preußischer Militär-Verlag, Reutlingen 1991, ISBN 3-927292-07-9, S.&nbsp;67–82.
* [[Joachim Schultz]] (Übersetzer und Hrsg.): ''[[Charles-Augustin Sainte-Beuve]] Die Markgräfin von Bareith.'' Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Joachim Schultz, Verlag des Plakatmuseums, Bayreuth, 2008.
* [[Joachim Schultz]] (Übersetzer und Hrsg.): ''[[Charles-Augustin Sainte-Beuve]] Die Markgräfin von Bareith.'' Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Joachim Schultz, Verlag des Plakatmuseums, Bayreuth, 2008.
* [[Christina Strunck]] (Hrsg.): ''Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth und die Erlanger Universität. Künste und Wissenschaft im Dialog.'' Michael Imhof Verlag, Petersberg 2019, ISBN 978-3-7319-0898-2.
* [[Christina Strunck]] (Hrsg.): ''Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth und die Erlanger Universität. Künste und Wissenschaft im Dialog.'' Michael Imhof Verlag, Petersberg 2019, ISBN 978-3-7319-0898-2.
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** Band 2: ''Briefe der Königszeit. 1740–1758.'' 1926.
** Band 2: ''Briefe der Königszeit. 1740–1758.'' 1926.
* Jürgen Walter: ''Wilhelmine von Bayreuth. Die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen. Biographie.'' Nymphenburger, München 1981, ISBN 3-485-00413-8.
* Jürgen Walter: ''Wilhelmine von Bayreuth. Die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen. Biographie.'' Nymphenburger, München 1981, ISBN 3-485-00413-8.
* Wilhelmine von Bayreuth: ''Argenore. (1740)'' (= ''[[Das Erbe Deutscher Musik]].'' Bd.&nbsp;121 = ''Das Erbe deutscher Musik. Abteilung Oper und Sologesang.'' Bd.&nbsp;13). Oper in drei Akten. Text von Giovanni Andrea Galletti. Herausgegeben von Wolfgang Hirschmann. Schott, Mainz 1996, ISMN M-001-11297-0 (Enthält den Nachdruck des italienisch/deutschen Textbuches der Ausgabe Bayreuth 1740, Faksimileseiten des Autographs und ausführlichen Quellenbericht).
* Wilhelmine von Bayreuth: ''Argenore. (1740)'' (= ''[[Das Erbe deutscher Musik]].'' Band&nbsp;121 = ''Das Erbe deutscher Musik. Abteilung Oper und Sologesang.'' Band&nbsp;13). Oper in drei Akten. Text von Giovanni Andrea Galletti. Herausgegeben von Wolfgang Hirschmann. Schott, Mainz 1996, {{ISMN|979-0-001-11297-0}} (Enthält den Nachdruck des italienisch/deutschen Textbuches der Ausgabe Bayreuth 1740, Faksimileseiten des Autographs und ausführlichen Quellenbericht).
* ''Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth.'' Bd.&nbsp;1 ff., Leipzig 1910 ff.
* ''Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth.'' Band&nbsp;1 ff., Leipzig 1910 ff.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Wilhelmine von Preußen|Wilhelmine von Bayreuth}}
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{{Wikiquote|Wilhelmine von Bayreuth}}
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* {{DNB-Portal|118633112|NAME=Wilhelmine von Preußen}}.
* {{DDB|Person|118633112}}
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* [https://www.nienburger-kulturwerk.de/index.php/events/details/2022-11-24/303-goettinger-barockorchester-oper-argenore Über Argenore mit dem Göttinger Barockorchester]
* Ruth Müller-Lindenberg: [https://mugi.hfmt-hamburg.de/artikel/Wilhelmine_Markgr%C3%A4fin_von_Bayreuth.html Artikel „Wilhelmine Markgräfin von Bayreuth“]. In: ''MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen'', hg. von Beatrix Borchard und Nina Noeske, Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003ff. Stand vom 25. April 2018
* [https://www.youtube.com/watch?v=e2GjxmFGJ0k YouTube: Aria der Martesia in c-Moll, aus Argenore]
* {{Webarchiv |url=http://mugi.hfmt-hamburg.de/WilhelminevBayreuth/index.html |wayback=20190113122453 |text=Wilhelmine von Bayreuth und ihre Oper Argenore}}, MUGI (Musik und Gender im Internet, [[Hochschule für Musik und Theater Hamburg]])
* Ruth Müller-Lindenberg: [https://mugi.hfmt-hamburg.de/artikel/Wilhelmine_Markgr%C3%A4fin_von_Bayreuth.html Wilhelmine Markgräfin von Bayreuth]. In: Beatrix Borchard, Nina Noeske (Hrsg.): ''MUGI. Musikvermittlung und Genderforschung: Lexikon und multimediale Präsentationen''. Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 2003 ff. Stand vom 25. April 2018
* Carolin Richter: [https://www.sophie-drinker-institut.de/wilhelmine-von-bayreuth Artikel „Wilhelmine von Bayreuth, Friederike Sophie Wilhelmine, Prinzessin von Preußen“]. In: ''Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts''. 2008. Online-Lexikon des Sophie Drinker Instituts, hrsg. von Freia Hoffmann.
* {{Webarchiv |url=http://mugi.hfmt-hamburg.de/WilhelminevBayreuth/index.html |text=Wilhelmine von Bayreuth und ihre Oper Argenore |wayback=20190113122453}}, MUGI (Musik und Gender im Internet, [[Hochschule für Musik und Theater Hamburg]])
* Carolin Richter: [https://www.sophie-drinker-institut.de/wilhelmine-von-bayreuth ''Wilhelmine von Bayreuth, Friederike Sophie Wilhelmine, Prinzessin von Preußen''.] In: Freia Hoffmann (Hrsg.): ''Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts''. 2008. Online-Lexikon des Sophie Drinker Instituts.
* {{PGDA|888}}
* {{PGDA|888}}
* [http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/wilhelmine-von-bayreuth Biographie, Literatur & Quellen zu Wilhelmine von Bayreuth], FemBio (Institut für Frauen-Biographieforschung)
* [http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/wilhelmine-von-bayreuth Biographie, Literatur & Quellen zu Wilhelmine von Bayreuth.] FemBio (Institut für Frauen-Biographieforschung)
* [http://www.wilhelmine-von-bayreuth.info/ Markgräfin Wilhelmine Gesellschaft e.&nbsp;V.] wilhelmine-von-bayreuth.info, Verein zur Förderung des kulturellen Erbes der Prinzessin Wilhelmine von Preußen, Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth.
* [http://unterhaltung.freepage.de/cgi-bin/feets/freepage_ext/41030x030A/rewrite/ehmann/buergernetz/wilhelmine/home.htm Das Bayreuth der Markgräfin Wilhelmine], unterhaltung.freepage.de

* [http://www.wilhelmine-von-bayreuth.info/ Markgräfin Wilhelmine Gesellschaft e.&nbsp;V.], www.wilhelmine-von-bayreuth.info, Verein zur Förderung des kulturellen Erbes der Prinzessin Wilhelmine von Preußen, Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth
== Anmerkungen ==


<references responsive />
== Anmerkungen und Einzelnachweise ==
<references />


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|KURZBESCHREIBUNG=preußische Königstochter, Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth
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|GEBURTSDATUM=3. Juli 1709
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|GEBURTSORT=[[Potsdam]]
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|STERBEORT=[[Bayreuth]]
|STERBEORT=[[Bayreuth]]

Aktuelle Version vom 25. Mai 2024, 18:38 Uhr

Wilhelmine von Preußen; Pastell Jean-Étienne Liotard zugeschrieben (1745)

Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen bzw. Wilhelmine von (Brandenburg-)Bayreuth (* 3. Juli 1709 in Berlin; † 14. Oktober 1758 in Bayreuth) war die älteste Tochter von zehn überlebenden Kindern des „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. und seiner Gattin Sophie Dorothea von Hannover. Sie wurde als zukünftige Königin von England erzogen, musste aber letztendlich – nach jahrelangem Hin und Her – Friedrich III. von Brandenburg-Bayreuth heiraten und wurde als dessen Ehefrau Markgräfin. Literarische und historische Bedeutung erlangte sie u. a. durch den Briefwechsel mit ihrem Bruder Friedrich dem Großen und durch die Veröffentlichung ihrer Memoiren, die durch ihre teils unverblümten Schilderungen des Lebens am preußischen Hofe von besonderem kulturgeschichtlichem Wert sind. Als Kunstmäzenin, Komponistin und Opernintendantin prägte sie in bedeutendem Maße das kulturelle Leben der Stadt Bayreuth bis in die heutige Zeit. Das von ihr initiierte Markgräfliche Opernhaus wurde 2012 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben.

Stammbaum (zum Ausklappen)

Georg Wilhelm
(Kurfürst von Brandenburg, Herzog in Preußen)
Elisabeth Charlotte
 
Friedrich Heinrich
(Statthalter der Vereinigten Niederlande)
Amalie
 
Georg
(Fürst von Calenberg)
Anna Eleonore
 
Friedrich V.
(Kurfürst von der Pfalz, König von Böhmen)
Elisabeth Stuart
 
Georg
(Fürst von Calenberg)
Anna Eleonore
 
Alexandre Desmier
⚭ Jacquette Poussard
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich Wilhelm
(Kurfürst von Brandenburg und Herzog in Preußen)
 
Luise
 
Ernst August
(Kurfürst von Hannover)
 
Sophie
(Kurfürstin von Hannover)
 
Georg Wilhelm
(Fürst von Lüneburg)
 
Eleonore d’Olbreuse
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich I.
(König in Preußen)
 
Sophie Charlotte
(Königin in Preußen)
 
Georg I.
(König von Großbritannien)
 
Sophie Dorothea
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich Wilhelm I.
(König in Preußen)
 
Sophie Dorothea
(Königin in Preußen)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wilhelmine
(Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth)
 
 
Friedrich II.
(König von Preußen)
 
 
Friederike Luise
(Markgräfin von Brandenburg-Ansbach)
 
 
Philippine Charlotte
(Fürstin von Braunschweig-Wolfenbüttel)
 
 
Sophie Dorothea Marie
(Markgräfin von Brandenburg-Schwedt)
 
Luise Ulrike
(Königin von Schweden)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
August Wilhelm
(Prinz von Preußen)
 
Amalie
(Äbtissin von Quedlinburg)
 
Heinrich
(preußischer General)
 
August Ferdinand
(preußischer General)
 
 
 
 
 
 
Wilhelmine mit ihrem Bruder Friedrich; Antoine Pesne (1714)[1]

Die am 3. Juli 1709 geborene Wilhelmine Sophie Friederike wurde am 12. Juli evangelisch getauft. Ihre Taufpaten waren die anlässlich des sogenannten Dreikönigstreffens bei Friedrich I. von Preußen (Wilhelmines Großvater) in Berlin anwesenden Monarchen August der Starke von Sachsen und König von Polen-Litauen sowie König Friedrich IV. von Dänemark-Norwegen.[2]

Wilhelmine wuchs am spartanisch geführten Hof ihres Vaters, des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., als ältestes überlebendes Kind auf – wie ihre Memoiren verdeutlichen, in einer problembelasteten Umgebung. Sie wurde schon als Kind zum Spielball politischer Ambitionen. Zunächst strebten beide Eltern für sie die Ehe mit dem britischen Thronfolger an (ihre Mutter Sophie Dorothea war Tochter des englischen Königs Georg I.), weshalb die achtjährige Prinzessin mit ihrem Cousin Friedrich Ludwig von Hannover, dem Herzog von Gloucester und ab 1729 15. Prince of Wales, verlobt wurde. In der Folge entstanden politische und familiäre Zwistigkeiten, unter denen Wilhelmine zunehmend zu leiden hatte. Die Mutter, die andere kulturelle Bedürfnisse hatte als ihr Ehemann, der König, verfolgte konsequent den Wunsch nach einer engen Verbindung mit dem ihr verwandten englisch-hannoveranischen Königshaus weiter, während sich der Vater zu einer Annäherung an das Haus Habsburg entschloss, um seine Treue dem deutschen Kaiser (damals Karl VI.) gegenüber zu zeigen.[3] So wurde Wilhelmines erste Verlobung kurz vor der Verlobung und der bald darauf folgenden Hochzeit mit dem Bayreuther Markgrafenprinzen Friedrich aufgehoben. Diese familiären und diplomatischen Gegensätze sowie erlittene körperliche und seelische Traumata als Kind durch die Erzieherin Leti und als Jugendliche durch ihre Eltern hat Wilhelmine in ihren Memoiren aus unmittelbarer Erlebniswelt drastisch wiedergegeben.

Die Erzieherin Leti

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Wilhelmine, Porträt des preußischen Hofmalers Friedrich Wilhelm Weidemann, vermutlich im Zusammen­hang mit ihrer Verlobung mit Friedrich Ludwig von Hannover 1717 entstanden.[1]

Detailliert schildert sie als Markgräfin von Bayreuth – der Zeitpunkt der Niederschrift der Memoiren ist nicht angegeben – die Probleme mit der Leti. Von 1712 bis 1721 wurde Wilhelmine von dieser Italienerin, deren Vater Gregorio Leti (1630–1701) ein Historiker und Romanautor war,[4] erzogen und unterrichtet. Sie wird als schön, blenderisch, kokett, boshaft und ränkesüchtig beschrieben. Unter ihr hatte das Kind fast genauso zu leiden wie unter den Eltern.

„Ich hatte vor der Leti Angst wie vor dem Feuer. Oft schlug sie mich und behandelte mich grob. […] Es verging kein Tag, an dem sie nicht die gefürchtete Kraft ihrer Fäuste an mir erprobte.[5]

Wilhelmine vermutete, dass diese Frau sie wegen ihres italienischen Geistes piesackte, doch es gab einen triftigen Grund: Die Frau war von zwei Ministern des Königs, Friedrich Wilhelm von Grumbkow und Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, bestochen worden, die beide die Ehepläne von Wilhelmines Mutter und deren Vater, König Georg I., hintertrieben und auch Wilhelmines Vater in diese Richtung beeinflussten. Die Leti versuchte, das Kind für eine Ehe mit dem Markgrafen Friedrich Wilhelm von Schwedt zu erwärmen, einem Neffen des Alten Dessauers, und horchte es über die Gespräche seiner Eltern aus. Als das Kind schließlich auf Weisung seiner Mutter diesbezüglich nur noch auswich, wurde es tagtäglich verprügelt.

„Sie war zu raffiniert, um nicht zu merken, dass ich instruiert war, und um es heraus zu bekommen, erwies sie mir alle erdenklichen Schmeicheleien. Doch als sie sah, dass sie bei mir im Guten nichts erreichte, geriet sie in schreckliche Wut, versetzte mir mehrere Schläge auf den Arm und stürzte mich die Estrade hinunter. Dank meiner Geschicklichkeit brach ich mir weder Arm noch Bein und kam mit ein paar Quetschungen davon.[5]

Offensichtlich gab es Ausfälle der Leti, wenn sie ihre Mission, das Kind auszuhorchen, nicht erreichen konnte:

„Faustschläge und Fußtritte wurden mein täglich Brot; es gab kaum ein Schimpfwort, mit dem sie die Königin nicht bedachte: Gewöhnlich nannte sie sie die große Eselin.[5]

Wilhelmine wagte sich niemandem anzuvertrauen und brach schließlich mit einer Gallenkolik zusammen. An der nachfolgenden Gelbsucht laborierte sie monatelang. Die Mutter schien von den Qualen ihres ältesten Kindes bis dahin nichts gemerkt zu haben.

Die „Sonsine“

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Gemeinsam mit ihrem Bruder Friedrich lebte Wilhelmine zudem in der Obhut der nur Französisch sprechenden Marthe de Roucoulle, einer in Frankreich geborenen Hugenottin, die schon beider Vater als Gouvernante betreut hatte. Sie erklärt der Mutter, dass Wilhelmine auf diesem Wege wahrscheinlich eines Tages ganz zum Krüppel geschlagen werde. In der Folge wurde die Leti auf Betreiben des Königs im Jahr 1721 durch Dorothea Luise von Wittenhorst-Sonsfeld – von Wilhelmine und ihrem Bruder Friedrich liebevoll „Sonsine“ genannt – ersetzt. Ihr gelang es, das verschüchterte Kind zu beruhigen und sein Vertrauen zu erhalten. Sie hatte großes pädagogisches Geschick und förderte Wilhelmine sehr im schulischen und musikalischen Bereich. Bis zu ihrem Tod 1746 in Bayreuth, wohin sie mit Wilhelmine nach deren Hochzeit zog, stand sie loyal zu der ihr als Kind Anvertrauten.[6]

Aus Wilhelmines Briefen an ihren Vater ist erkennbar, dass sie anfangs ein gutes Verhältnis zu ihm hatte, er weilte aber nur selten bei seiner Familie. Hauptsächlich litt sie, wie offenbar die ganze Familie, unter seinen Launen. Zu ihrem nächstjüngeren Bruder Friedrich, mit dem sie, mit Förderung ihrer Mutter, ihr Interesse für Musik und Wissenschaft teilte, hatte sie eine außergewöhnlich enge Beziehung, die bis zu ihrem Tod anhielt. Musikalische Begabung zeigten beide Kinder, Wilhelmine bereits mit sechs Jahren (1715) durch Tanzen und Cembalospiel, das die Mutter begeisterte.[7] Die Kinder verbündeten sich gegen den Vater, der musische Beschäftigungen, insbesondere des Kronprinzen, nicht leiden konnte und mit unduldsamer Strenge den Sohn zu seinem Ebenbild formen wollte. Die Tätlichkeiten gegen beide Kinder, die von Wilhelmine beschrieben wurden, wie beispielsweise Stockschläge und an den Haaren durchs Zimmer Schleifen, beschäftigen bis heute die Historiker.

Der Kronprinzenprozess von 1730

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Nach dem missglückten Fluchtversuch ihres Bruders am 5. August 1730, bei dem ihm Hans Hermann von Katte wegen der immer unerträglicher werdenden Zerwürfnisse mit seinem Vater zur Seite stand, wurde Wilhelmine als Mitglied im Freundestrio der Mitwisserschaft eines „Desertions-Komplottes“ verdächtigt und in ihrem Gemach im Schloss eingesperrt. Ihr Bruder, der „Deserteur“, kam nach Küstrin als Gefangener, und Katte, „der Komplotteur“, wurde verhaftet. Es kam zum staatserschütternden Kronprinzenprozess, der in ganz Europa Kreise zog.[8]

Die Geschwister wurden danach über ein Jahr lang streng isoliert festgehalten. Ihr Vater König Friedrich Wilhelm I. hatte nicht nur mit Kreuzverhör, Festungshaft und Folter (gegen Friedrich) gedroht, sondern mit der Hinrichtung beider Geschwister. Im Falle des Hans Hermann von Katte, zu dem Wilhelmine möglicherweise eine Liebesbeziehung hatte,[9] machte er nach dem Urteilsspruch des Kriegsgerichts, der auf lebenslange Festungshaft lautete, von seinem Recht auf Urteilsschärfung Gebrauch: Da das Kriegsgericht der Aufforderung des Königs, den Beschluss zu ändern und „Recht zu sprechen“ – er wünschte die Todesstrafe – nicht nachkommen wollte, verschärfte er das Urteil im Alleingang auf Tod durch Enthaupten, was damals beispiellos war und in ganz Europa diskutiert wurde. Seine beiden Kinder blieben verschont, aber sie trugen ihr Leben lang am tragischen Schicksal ihres Freundes.

Der König setzte in der Folge die Verheiratung seiner Tochter Wilhelmine mit aufgrund dieses Prozesses verschärften Maßnahmen durch: Minister von Grumbkow hatte Wilhelmines Hofmeisterin Dorothea Luise von Wittenhorst-Sonsfeld zu informieren, ihren Schützling so zu bearbeiten, dass sie dem väterlichen Befehl Folge leiste, um den Familienfrieden wiederherzustellen. Sonsfeld selber wurde angedroht, im „Spinnhaus für öffentliche Huren“ eingekerkert zu werden, gelänge ihr dies nicht. Danach setzte der König, ihr Vater, schließlich durch, dass sie nach jahrelangem entwürdigendem Hin und Her Friedrich von Brandenburg-Bayreuth heiratete.

Hochzeit und Umzug nach Bayreuth

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Wilhelmine als Braut; unbekannter Künstler (undatiert)

Nach einem Bericht des Gesandten von Braunschweig-Wolfenbüttel soll der Erbprinz des Fürstentums Bayreuth Friedrich von Brandenburg-Bayreuth bereits Sophie, einer jüngeren Schwester Wilhelmines, als Ehemann angekündigt gewesen sein,[10] doch gab es auch mehrere Zeitzeugen, die ihn von Beginn an als Bräutigam für Wilhelmine bezeichneten. Die Verlobung fand am 3. Juni 1731 statt, Hochzeit war am 20. November im Berliner Schloss.[11] Obwohl die Hochzeit arrangiert war, entwickelten Wilhelmine und Friedrich in den ersten Ehejahren ein sehr liebevolles Verhältnis zueinander. Bereits in der Verlobungszeit gibt es in Wilhelmines Memoiren erste Hinweise darauf, dass sie dem Prinzen mehr zugetan war, als es ihrer Mutter, die sie immer noch unbedingt nach Großbritannien verheiraten wollte, recht war.

Wilhelmine konnte die Abreise aus Berlin gar nicht mehr erwarten, sodass sie sich, obwohl im zweiten Monat schwanger, am 11. Januar 1732 auf die gefahrvolle Reise nach Bayreuth begab.[12] Dort wurde jedoch ihre Hoffnung auf den ihr als großartig beschriebenen Hof gänzlich enttäuscht. Darüber lässt sie sich in ihren Memoiren aus, in denen sie ihre neuen Untertanen als Bauern ohne jegliche Lebensart bezeichnet. Auch das Schloss fand keine Gnade vor ihren Augen: Seine Räume seien dunkel, mit Spinnenweben verhangen; in den ihr zugewiesenen Räumen wären die Polster der Sessel durchstochen und das Himmelbett hätte nach zwei Wochen keine Vorhänge mehr, weil sie bei Berührung zerreißen würden.[13] Die Bemühungen des Markgrafen, seine Schwiegertochter angemessen zu empfangen, lösten bei ihr nur ein mitleidiges Lächeln aus. Auch beklagte sie sich über die einfache Küche ihrer neuen Heimat. Im Gegensatz zu ihren Memoiren jedoch beschrieb die Prinzessin in ihren Briefen an Vater, Mutter und Bruder kurz nach der Ankunft ihren Empfang in Bayreuth positiv.

Wilhelmines jugendliche Lebensfreude traf am Bayreuther Hof auf ein asketisches Leben. Die Spannungen mit dem alten Markgrafen wurden durch das Ausbleiben des ersehnten männlichen Erben nach der Geburt ihrer Tochter Elisabeth Friederike Sophie im August 1732 weiter verstärkt.

Bautätigkeiten und Regierungsgeschäfte

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Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth; Antoine Pesne (undatiert)
Fürstenloge des Markgräflichen Opernhauses

Nach dem Tod ihres Schwiegervaters Georg Friedrich Karl hatte die Markgräfin wesentlichen Anteil an der Modernisierung des Landes. So unterstützte sie ihren politisch unerfahrenen Mann dabei, das Korruptionsgeflecht des Bayreuther Hofes zu entwirren und ein Gegengewicht zu den Beamten des verstorbenen Schwiegervaters zu bilden. Anders als ihr Ehemann Friedrich unterhielt sie, die den Bayreuther Dialekt nicht verstand, aber so gut wie keinen Kontakt zum „gemeinen Volk“.[14]

Zu ihrem 26. Geburtstag (1735) schenkte ihr der Markgraf die Eremitage bei Bayreuth. Diesen Landschaftspark baute sie in den folgenden Jahren zu einem wahren Kleinod aus. Ein weiterer Landschaftspark entstand in den Jahren 1744 bis 1748 in der Nähe des Ortsteils Sanspareil der Gemeinde Wonsees: der Felsengarten Sanspareil (französisch sans pareil = „ohnegleichen“). In diesem natürlichen Felsenhain baute Wilhelmine die Schauplätze des damals populären Romans Die Abenteuer des Telemach von François Fénelon nach. Von den Bauten sind nur noch der Morgenländische Bau und das Ruinentheater erhalten. Als Juwel gilt das 1748 anlässlich der Hochzeit ihrer Tochter Elisabeth Friederike Sophie eingeweihte Markgräfliche Opernhaus,[15] das 2012 als Weltkulturerbe anerkannt wurde. Außerdem wirkte sie entscheidend beim 1753 begonnenen Bau des Neuen Schlosses in der Bayreuther Innenstadt mit. Dies erkennt man noch in dessen Ausstattung. Das Ergebnis ihrer regen Bautätigkeit, bekannt als Bayreuther Rokoko, ist gegenwärtig ein Magnet für den Fremdenverkehr. Nicht mehr miterleben konnte sie das als Sommerresidenz in Donndorf (heute Ortsteil von Eckersdorf) errichtete Schloss Fantaisie, das sie noch mitentwarf. Die Errichtung wurde mit ihrem Tod 1758 zunächst unterbrochen, aber im Jahr 1761 weitergeführt.[16][17]

In der Zweitresidenz Erlangen ließ das Markgrafenpaar das Markgrafentheater in den Jahren 1743/44 durch den italienischen Theaterarchitekten Giovanni Paolo Gaspari in größerem Maße umbauen.[18]

Zusätzlich malte, schauspielerte und schrieb sie an ihren Memoiren und einer umfangreichen Korrespondenz. Ihre Bibliothek umfasst rund 4000 Bücher. Ihre größte Leidenschaft galt jedoch der Musik. Sie spielte perfekt Cembalo und Laute und gehört zu den wenigen deutschen Komponistinnen ihrer Epoche, die Opern schrieben. Davon erhalten ist nur Argenore.

Wilhelmine bekam 1737 von ihrem Mann die Intendantur über die Bayreuther Hofmusik übertragen, lud italienische Opernkünstler ein und kümmerte sich mit großem Elan um das Kulturleben des Bayreuther Hofes. Sie etablierte die Italienische Oper und schaffte es, den Hof kulturell und intellektuell auf eine Stufe mit den großen Höfen in Berlin oder Wien zu heben. Von Voltaire stammt aus dem Jahr 1743 folgende Beschreibung: „Bayreuth ist eine wunderliebe Stadt. Man kann hier alle Annehmlichkeiten des Hofes ohne die Unannehmlichkeiten der großen Welt genießen.“

Beziehung zur Habsburgermonarchie

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In den 1740er Jahren wurde die Freundschaft der Geschwister aufgrund von Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf die Erbschaft der Wilhelmine von der Marwitz, Hofdame der Markgräfin und Tochter des Generals von der Marwitz, beeinträchtigt. Diese ging nach ihrer von Wilhelmine geförderten Ehe mit dem Grafen Otto von Burghauß[19] samt Heiratsgut ins feindliche Ausland Österreich, was den König verbitterte.

Neben dem Missfallen ihres Bruders bedrückte die Markgräfin die Untreue ihres Mannes mit dieser Marwitz-Tochter, deretwegen sie diese Ehe gefördert hatte. Irgendwann in dieser Zeit begann Wilhelmine mit dem Konzept und der Komposition ihrer Oper Argenore sowie mit ihren Memoiren. Wie diese, ist ihre Oper voll verschlüsselter biographischer Anspielungen auf der Ebene des Librettos wie auch innerhalb der Partitur.

Österreichische Diplomaten versuchten, über den Bayreuther Hof Einfluss auf Preußen zu nehmen. Im September 1745, während des Schlesischen Krieges, traf sich Wilhelmine in Emskirchen mit Maria Theresia von Österreich, der Feindin ihres Bruders. Daran zerbrach fast das innige Verhältnis zu ihrem Bruder,[20] zumal sie kein Hehl aus ihrer Bewunderung für Maria Theresia machte.[21]

Künste und Wissenschaften

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Markgräfin Wilhelmine (am Cembalo) und ihr Orchester 1739 (auf die Platte eines Wandtisches gemaltes, heute verschollenes Bild)[22]

Ab 1737 begann Markgräfin Wilhelmine aktiv, das höfische Musikleben zu gestalten, indem sie das orchestre im Hinblick auf Opernaufführungen ausbaute. Nach ersten Kantaten und Balletten lernte sie durch italienische Sängertruppen den italienischen Kastratengesang kennen und schätzen. Für Aufführungen benutzte sie bereits in der Nebenresidenz Erlangen das Theater aus der Zeit des Markgrafen Georg Wilhelm, wo sie Giuseppe Antonio Paganellis Oper Dido einstudierte und aufführen ließ. In Bayreuth baute der Theaterarchitekt Giovanni Paolo Gaspari im Redoutenhaus ein Theatre del’opera, für dessen Einweihung im Mai 1740 sie die Oper Argenore komponierte, deren Handlung ebenso von ihr selbst stammt und in der Libretto-Bearbeitung Andrea Gallettis enthalten ist.[23] Ob es damals tatsächlich zur Aufführung kam, ist umstritten. Aus den Jahren nach 1750 haben sich originale Operntexte von ihr erhalten, die sie, wie schon Argenore, von Italienern in die Gesangssprache übersetzen ließ.

1742 wurde in Bayreuth eine Universität gegründet, allerdings nach einem Jahr in die Nebenresidenz Erlangen verlegt, die heutige Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.[18][24]

Nach dem künstlerischen Höhepunkt der Feierlichkeiten aus Anlass der Hochzeit der Tochter Elisabeth Friederike Sophie mit Herzog Carl Eugen von Württemberg (1748), zu der das Markgräfliche Opernhaus mit italienischen Opern eingeweiht wurde,[15] erlebte Wilhelmine bald darauf einen weiteren: 1750 besuchte das Markgrafenpaar Friedrich den Großen in Berlin, wo es bei glanzvollen Festen berühmten Zeitgenossen wie Voltaire, Maupertuis und La Mettrie begegnete. In Bayreuth begannen danach unter Beteiligung internationaler Künstler kostbare Opernvorstellungen. Sie schrieb dafür mehrere Opernlibretti. 1751 wurde sie per Diplom in die römische Accademia dell’Arcadia aufgenommen, der auch Pietro Metastasio angehörte, eine internationale literarische Akademie, die sich insbesondere um die Gestaltung des Opernlibrettos verdient machte.[25] Im Juni 1754 machte ihr Bruder einen Gegenbesuch, aus diesem Anlass dichtete sie die Festa Teatrale L’Huomo, die von Andrea Bernasconi in italienischer Sprache vertont wurde. Die Uraufführung gehörte zu den teuersten Veranstaltungen am Bayreuther Hof.

Sokrates des Hofbildhauers Johann Schnegg (nach 1755) im Park der Eremitage Bayreuth

Wilhelmine widmete sich wissenschaftlichen Studien, führte mit Voltaire einen Briefwechsel über philosophische Themen, entwickelte – bereits seit ihrer Ankunft in der Markgrafschaft 1732 – ihre musikalischen Talente zielstrebig weiter und vervollkommnete ihr Lautenspiel als Verehrerin und Schülerin des berühmten Dresdener Hoflautenisten Silvius Leopold Weiss bei dessen Schüler, dem Bayreuther Lautenvirtuosen Adam Falckenhagen. Durch ihren Einfluss erfuhr die Lautenmusik eine späte Blüte in Bayreuth.

Nach Falckenhagens Tod 1754 wurde der Lautenist Paul Charles Durant berufen. Aus dieser Zeit ist eine geschlossene Sammlung mit Lautenkammermusik in der Stadt- und Staatsbibliothek Augsburg erhalten, die möglicherweise auf den Violinisten des Hoforchesters und Lautenisten Bernhard Joachim Hagen zurückgeht. Sie enthält Lautenkammermusik Bayreuther und anderer Komponisten, darunter insbesondere Concerti für begleitete Laute.

Reise in den Süden und Siebenjähriger Krieg

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Einer vom 19. Oktober 1754 bis 24. Juli 1755 inkognito als „Graf und Gräfin von der Mark“ unternommenen Reise nach Südfrankreich und Italien (inkl. Kirchenstaat)[26][27][28][29] folgte im Mai 1756 die Gründung der Bayreuther Akademie der freien Künste und Wissenschaften.[30][31][32] Von der Italienreise brachte Wilhelmine u. a. antike Skulpturen mit, darunter einen Sokrateskopf, der dem Hofbildhauer Johann Schnegg als Vorbild für seine Sokratesstatue diente.[33]

Im Rahmen der Reise sollten in den Zielländern auch Verhandlungen geführt werden, die allerdings weniger erfolgreich waren und den kurz darauf ausgebrochenen Siebenjährigen Krieg (1756–1763) nicht verhindern konnten.[34] Während des Krieges bemühte sich das Markgrafenpaar, sein Land soweit möglich daraus herauszuhalten. Zum einen war man durch den Hausvertrag von 1752 an Preußen gebunden, zum anderen wurde befürchtet, dass bei einer Unterstützung Friedrichs II. ein Einmarsch Österreichs zu erwarten ist. Das Markgrafentum verfügte zudem nicht über ausreichend Soldaten und finanzielle Mittel für eine Kriegsbeteiligung.[35] Jedoch wurde preußische Anwerbung geduldet und Wilhelmine informierte ihren Bruder über Vorgänge in Süddeutschland, unternahm aber auch weiterhin Friedensvermittlungen.[20]

Tod und Erinnerung

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Grabmal in der Schlosskirche Bayreuth
Freundschaftstempel in Sanssouci; Carl von Gontard (erbaut 1768 bis 1770)

Im Juni 1754 sahen sich die Geschwister zum letzten Mal in Bayreuth. Danach schrieb Friedrich an Wilhelmine: „Mein Ich verlässt Sie, aber Ihnen bleibt das Herz dessen, der bis an sein Ende verbleiben wird Ihr getreuer Diener.“

Wilhelmine starb am 14. Oktober 1758 in Bayreuth.[36] Am gleichen Tag erlitt ihr Bruder in der Schlacht bei Hochkirch eine empfindliche Niederlage im Siebenjährigen Krieg, bei der auch sein Freund, der Feldmarschall James Keith, starb.

Voltaire veröffentlichte im Anhang der Erstausgabe seines Romans Candide 1759 eine Ode Sur La Mort De Son Altesse Royale Madame La Markgrave De Bareith für die Bayreuther Markgräfin.[37] Er überarbeitete diese mehrmals.[38]

Zu Wilhelmines zehntem Todestag ließ Friedrich II. in Sanssouci einen Freundschaftstempel errichten.

1944 wurde in Bayreuth die vorherige innenstädtische Heldstraße (seit 1901, nach Johann Christoph Held) in Wilhelminenstraße umbenannt,[39] zudem erhielt das Deutsche Gymnasium Mitte der 60er Jahre den Namen Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium. Zur Erinnerung an die Verdienste der Markgräfin für die Stadt im Zeitalter der Aufklärung verleiht Bayreuth seit 2008 den Markgräfin-Wilhelmine-Preis der Stadt Bayreuth für Toleranz und Humanität in kultureller Vielfalt.

Auch in weiteren Orten erfolgten Benennungen nach Wilhelmine, u. a. die Wilhelminenstraße in Erlangen (an der Buckenhofer Siedlung).[40]

Nachkommen und Erbe

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Das einzige Kind des Paares war Elisabeth Friederike Sophie (* 30. August 1732), die von Giacomo Casanova als das schönste Mädchen Deutschlands bezeichnet wurde. Sie heiratete 1748 Herzog Carl Eugen von Württemberg (1728–1793). Deren einziges Kind, die Tochter Prinzessin Friederike Wilhelmine Augusta Luisa Charlotte von Württemberg wurde am 19. Februar 1750 geboren und starb am 12. März 1751 kurz nach ihrem ersten Geburtstag. Das Paar trennte sich im Herbst 1756, ließ sich aber nicht scheiden. Sie lebte fortan in Bayreuth, starb am 6. April 1780 und wurde neben ihren Eltern in der Bayreuther Schlosskirche beigesetzt.[15][41]

Ihre umfangreiche, französischsprachige Bibliothek (4226 Bände) vermachte Wilhelmine der Hochschule Erlangen, der heutigen Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, in deren Eröffnungsjahr 1743.[18] Im Wesentlichen erfolgte der Transport nach Erlangen im Jahr nach dem Tod Wilhelmines.[42]

Wann genau Wilhelmine begonnen hat, die Erlebnisse ihrer traumatischen Kindheit und Jugend – ihre Memoiren – niederzuschreiben, ist nicht überliefert. Man geht davon aus, dass sie Anfang der 1740er Jahre damit begann, wobei sie zunächst ausdrücklich betonte, dass diese keinesfalls veröffentlicht werden sollten.

Im Nachlass von Wilhelmines Leibarzt Daniel de Superville (1696–1773), den Wilhelmine angeblich ihrem Vater für zwei Lange Kerls abgekauft hatte und der 1743 Kanzler der Universität in Erlangen geworden war, fanden sich die Memoiren der Markgräfin.[43]

1810, 52 Jahre nach ihrem Tod, wurden ihre Aufzeichnungen erstmals in einer deutschen Übersetzung publiziert, im gleichen Jahr erschien in einem zweiten Verlag eine andere, erweiterte Fassung in französischer Sprache. Zunächst wurden diese (privaten) Drucke von Cotta (Tübingen) und Vieweg (Braunschweig) für eine plumpe antipreußische Fälschung gehalten, da die Beschreibung des Berliner Hofes zu haarsträubend erschien. Als der Berliner Oberbibliothekar Georg Heinrich Pertz (1795–1876) 1848 das französische Original der Memoires von der Hand der Markgräfin entdeckte, wandelten sich alle Zweifel in fassungslose Überraschung über die von ihr beschriebenen Zustände am preußischen Hof.[44] Dennoch lebt das Für und Wider zu Wilhelmine in diesem Punkte immer wieder auf. Dabei gewinnen zunehmend jene Stimmen an Bedeutung, die Wilhelmines Schilderungen weniger als Autobiographie, sondern eher als einen literarischen Vorgaben folgenden „Roman tragique“[45] sehen.

„Que nous sommes aveugles, nous autres hommes, nous brocardons sur les défauts d’autrui, pendant que nous ne faisons aucune réflexion sur les nôtres.[46]

Wie blind sind wir Menschen doch, dass wir über die Fehler anderer sticheln, während wir uns über die unseren keine Gedanken machen!“

Wilhelmine: Memoiren[47]

Ansehen in Frankreich

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Der französische Schriftsteller und Literaturkritiker Charles-Augustin Sainte-Beuve (1804–1869) verfasste in seinen Causeries du lundi (Montagsplaudereien) der Zeitung Le Constitutionel ein Porträt der Bayreuther Markgräfin. Es erschien in zwei Teilen am 1. und 8. September 1856. Den Anlass dazu gab die erste französische Veröffentlichung des Briefwechsels von Friedrich dem Großen und Wilhelmine, dessen Sprache im Urtext Französisch ist. Laut Nachwort der 2008 erstmals erschienenen deutschen Übersetzung dieses literarischen Porträts[48] nimmt Sainte-Beuve inhaltlich Bezug auf den Briefwechsel, die Memoiren, Wilhelmines Verhalten im Siebenjährigen Krieg und ihre Beziehung zu Voltaire. Bemerkenswert ist Sainte-Beuves Einschätzung der Memoires und des Briefwechsels, wonach Frankreich an Wilhelmine „einen weiteren französischen Autor“ besitze, obwohl sie, wie er sagt, beides auch in Deutsch oder Englisch hätte schreiben können.[49][50]

Französische Originalversion:

  • Mémoires de Frédérique Sophie Wilhelmine, Margrave de Bayreuthe, soeur de Frédéric le Grand, depuis L’année 1709 jusqu’a 1742, écrit de sa main. Mercure de France, Paris 1967.

Deutsche Übersetzung:

  • Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, Im Insel-Verlag zu Leipzig, 1920, mit einem Nachwort von Annette Kolb
  • Ingeborg Weber-Kellermann (Hrsg.): Wilhelmine von Bayreuth, eine preußische Königstochter. Glanz und Elend am Hofe des Soldatenkönigs in den Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth. Aus dem Französischen von Annette Kolb, umfasst u. a. ein Personen- und Sachregister. Insel-Verlag, Frankfurt/M. 2004, ISBN 3-458-32980-3.
  • Günther Berger (Übersetzer und Bearbeiter): Memoiren einer preußischen Königstochter. Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth. Ellwanger, Bayreuth 2007, Neuübersetzung mit Personenregister u. a. ISBN 978-3-925361-58-6. Taschenbuch, 2. Auflage, 2012; wilhelmine-von-bayreuth.info (PDF; 11 MB).

Erhaltene Texte für das Musiktheater

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  • Gioia Universa (Die allgemeine Freude), 1738? (szenische Kantate), siehe unter Verschollene Kompositionen
  • L’Argenore, Tragedia, 3 Akte. Originaltext unbekannt, italienischer Libretto-Druck 1740 von Andrea Galletti ausdrücklich nach Wilhelmines (Text-)Vorgabe. Handschriftliche Textänderungen Wilhelmines in der autographen Partitur. Zur Einweihung eines neuen Operntheaters am Schlossberglein Bayreuth (Inneneinrichtung nicht erhalten).
  • Athalie, Azione teatrale, Entstehung unbekannt, 2 Akte (MS). Französische Übersetzung von Pietro Metastasios Gioas re di Giuda. Angabe von Airs und Chören, Vertonung und Aufführung unbekannt.
  • Deucalion et Pyrrha, 1751/52, Festa teatrale, 1 Akt. Vertonung verschollen, Aufführung 1751 Erlangen und 1752 Bayreuth.
  • Semiramide 1750–1753 (nach Voltaire), Dramma per musica, 3 Akte. Vertonung: unbekannter Italiener, verschollen, Aufführung 1753.
  • L’Huomo, Festa teatrale, 1754. 1 Akt. Angeregt von der Philosophie Zoroasters. Ins Italienische übertragen von Luigi Stampiglia; Vertonung: Andrea Bernasconi, u. a., zwei Cavatinen darin von Wilhelmine. Aufführung im Markgräflichen Opernhaus anlässlich des Besuchs Friedrichs des Großen in Bayreuth im Juni 1754. Libretto dreisprachig: französisch, italienisch, deutsch.
  • Amaltea, Dramma per musica, 1756. 3 Akte. Ins Italienische übertragen von Luigi Stampiglia; Vertonung di vari autori, verschollen, Aufführung im Markgräflichen Opernhaus, Libretto dreisprachig: französisch, italienisch, deutsch.

Signiertes Autograph

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Sonata Trav: Solo [Abstand, Signatur:] Wilhelmine. Bibliothek des Freiherrn von Fürstenberg, Schloss Herdringen.

Nicht signiertes Autograph

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Oper L'Argenore, Partitur ohne Titelblatt (Tragedia) in 3 Akten. Autorschaft laut Libretto: La Compositione della Musica e di sua Altezza Reale Federica Sophia Guglielmina […].

  • Partiturautograph-Faksimile mit Kommentar, Laaber, Regensburg 1982 Hans-Joachim Bauer: Rokoko-Oper in Bayreuth.[52]
  • Moderner Partiturdruck mit Kommentar und Faksimile des Librettos italienisch/deutsch, Wolfgang Hirschmann: Wilhelmine von Bayreuth, Argenore, Schott Mainz 1996.[52]

A) No. 1 Concerto à Cembalo Concertato, 2 Violini, Viola et Basso del Sig. Foerster [Foerster durchgestrichen; andere Schrift:] Jaenichen. Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar. Die Titelseite enthält rechts oben eine alte, zweizeilige Signatur: (unleserlich) 7. G.[53]

B) Concerto. à Cembalo Obligato. duoi Violini. Violetta. e Basso. di Wilhelmine. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, aus dem Besitz der Herzogin Philippine Charlotte von Preußen, der Schwester Wilhelmines. Gekürzt, Solostimme fehlt. Bayreuther Copist, vermutlich der Oboist und Bayreuther Organist Johann Conrad Tiefert (wie Cavatinen).

  • Moderne Notenausgabe: Furore Kassel 2000, ISMN 979-0-50012-439-9 (Suche im DNB-Portal). Mit Faksimileseiten von Noten und Titeln der beiden differierenden Handschriften.[54]

Cavatinen (zwei), enthalten in der Partitur zu L’Huomo von Andrea Bernasconi mit Zusatz Composta da Sua Altezza Reale. Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, aus dem Besitz der Herzogin Philippine Charlotte von Preußen. Bayreuther Copist, vermutlich der Oboist und Bayreuther Organist Johann Conrad Tiefert (wie Cembalokonzert B).[55]

Zur Oper Argenore

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Wilhelmine komponierte ihre Oper Argenore (1740) laut Textbuch zum Geburtstag ihres Mannes Markgraf Friedrich. Gleichzeitig sollte ein neues Operntheater (Vorgängerbau des Markgräflichen Opernhauses) in Bayreuth eingeweiht werden, das sich im heutigen (2023) Redoutenhaus-Museum befand. Darüber, ob es zu einer tatsächlichen Aufführung der Oper kam, herrscht Unklarheit.

Diese Oper gibt Rätsel auf, die seit der (Erst-?)Aufführung 1993 im Erlanger Markgrafentheater diskutiert werden. Der Text der zugrundeliegenden Handlung, einer Tragedia um den König Argenore, weicht in der musikalischen Partitur[57] zum Teil erheblich vom gedruckten Librettotext ab. Er wirft die Frage auf, ob und in welchem Umfang das Sujet eine Aufarbeitung der traumatisch belasteten Beziehung der Geschwister Wilhelmine und Friedrich II. zu ihrem Vater ist und ob diese im Libretto der Oper, in der Musik und in Wilhelmines Text-Handschrift der Partitur im Vergleich zu dem für das Publikum gedruckten Libretto zu Tage tritt.

Musikalische Verschlüsselung

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Ein Beispiel: In Wilhelmines autographer Partitur zu Argenore scheint am Ende des zweiten Aktes eine Textpassage zur Musik auf das Schicksal Hans Hermann von Kattes, des Freundes der Geschwister, anzuspielen, dessen Todesjahr sich im Aufführungsjahr 1740 zum zehnten Male jährte. Er war auf Befehl des Königs und Vaters nach Friedrichs II. Fluchtversuch 1730 enthauptet worden.

Der Text der Arie des Ormondo in der 7. Szene ist in zwei verschiedenen Fassungen überliefert:

  • Im gedruckten Libretto von 1740 (hier linke Spalte, zeitgenössische Übersetzung)[58]
  • In der (übersetzten) Texthandschrift Wilhelmines der autografen Partitur[59]

A) Ich falle, doch ich gleiche,
Der stoltz und hohen Eiche
Die alles rings herum bewegt,
Wenn sie das Erdreich, das sie trägt
Mit ihrem Stamme schlägt.

B) Sieht nun der Hirt der Feinde
Den Schaden selber an
Was Wunder, wenn er weinte
Weil er ihn nicht ersetzen kann.

A) Ich werde fallen, doch du,
grausamer Tyrann,
wirst das am Ende vergeblich bereuen,
und du wirst sagen, dass mein Los
Neid erweckt statt Mitleid.

B) Eine schöne Prüfung für die starke Seele
ruhig und gelassen
Die ungerechte Strafe zu ertragen,
für eine Schuld die man nicht hat.

Das zu dieser Arie führende Rezitativ des Ormondo lautet im Libretto:

„und dass ich jetzt nicht sterben will, geschiehet aus keiner Niederträchtigkeit, sondern in Hoffnung, zuvor das erschreckliche Ende eines tyrannischen undanckbaren Königs, und einen jeden unter euch von dieser Hand erwürget zu sehen.“

Nach der Arie, einer Zusammenfassung seiner (Ormondos) Gemütslage (Librettotext linke Spalte; der Text nach der Partitur siehe rechte Spalte), wird er überwältigt und in Ketten gelegt, um sich zu Beginn des 3. Aktes gewaltsam durch Ermordung seines Wärters zu befreien.

Dazu bildet der neue Text des B-Teils aus der Partitur einen merkwürdigen Kontrast (rechte Spalte B: „[…] ruhig und gelassen die ungerechte Strafe zu ertragen […]“) zu den im Rezitativ geäußerten Rachegelüsten mit der im dritten Akt folgenden gewaltsamen Befreiung (siehe Zitat darüber[60]). Die nachträgliche Änderung des Gesangstextes, eigentlich ein dramaturgisches „Versehen“, kann das Publikum aus dem Libretto (Text linke Spalte), nicht wahrnehmen, allein schon deswegen, weil italienisch gesungen wurde.[61]

Zu „ruhig und gelassen“: Die Literatur zur Katte-Tragödie – so die Bezeichnung Theodor Fontanes – überliefert mehrmals explizit, dass Hans Hermann von Katte beim Gang zu seiner Hinrichtung sehr gefasst war und sich seinem Schicksal ruhig ergab, zum Trost seines Vaters, dessen Erstgeborener und „Stammhalter“ er war. Das Bild der „Eiche“ (Stammbaum) im Libretto (linke Spalte A) hat das bereits thematisiert.

Gegenüber der ursprünglichen Textversion (linke Spalte A) kommt vom Kern der Sache dort („was Wunder wenn er weinte“) noch ein tiefergehender, persönlicherer Aspekt in die Musik: Die Vergegenwärtigung der Haltung des Verurteilten (Ormondo/Katte), „die ungerechte Strafe zu ertragen“ (rechte Spalte B), auch wenn dieser Gemütsaffekt, sich in sein Schicksal zu ergeben, dramaturgisch nicht passt, wie das oben erwähnte Rezitativ zeigt.[9]

Hier wurde von der Komponistin in der Oper eine verschlüsselte Botschaft platziert, die nur in der autographen Partitur zu lesen ist. Sie kann als Antwort auf die durch den Vater ausgesprochene und bis heute kontrovers diskutierte Todesstrafe an Hans Hermann von Katte verstanden werden.

Verschollene Kompositionen

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  • Fuge. Siehe Wilhelmines Brief an den Kronprinzen vom 16. Dezember 1732: „ich stecke bis über die Ohren im Komponieren. Ich bin bei einer Fuge, um die Berliner Torheiten mitzumachen“.[62]
  • mon premier Coup d’essai“ [im Sinne von mein erstes Opus oder erste Überraschung?]. Titel? Laut Wilhelmines Brief vom 2. Mai 1734[63] ein musikalisches Werk, das sie nach monatelanger vergeblicher Erwartung des erstmaligen Besuches ihres Bruders Friedrich in Bayreuth[64] ihm, „l’Apolon de notre siecle“ persönlich widmen (übergeben oder mit ihren Hofmusikern vorspielen) woll(t)e. Da sie es hätte schicken können, verstärkt sich dieser Eindruck, vor allem, da er ihr (als Ersatz für seine Gegenwart) seine Musiker schickte. Demzufolge könnte es sich um ein Cembalostück mit Begleitung gehandelt haben und ein Indiz für ihr Cembalokonzert sein.
  • Pastorale/Serenata/Kantate, Sommer/Herbst 1738 (Aufführung am 24. Juli 1738?). Der Kronprinz am 16. September 1738: „ich möchte Deine Komposition wohl sehen und sie von Dir selbst spielen hören“.[65] Wilhelmine am 4. November 1738: „j’ai composé une petite Pastorale qui a été Represanté au notre solitude“.[66] Der ganze, bei Volz unvollständig abgedruckte Brief ist vollständig wiedergegeben in: Nichts Neues aus Bayreuth, Briefe der Markgräfin Wilhelmine.[67]
Daraus ist zu entnehmen, dass das Werk noch verbessert wurde: „ich werde noch einige kleine Veränderungen an der Musik vornehmen. Ich werde die Sängerin [der Aufführung] vor die Tür setzen“. Der Kronprinz schrieb, offensichtlich mit Bezug auf diese Komposition am 16. März 1739: „Ihre Kantate ist, ohne Schmeichelei, sehr schön und taugt tausend Mal mehr als alle Musik Ihres Italieners“ [wohl Antonio Paganelli].[68] Friedrich am 15. November 1739: „Ich weiß, dass Du Apollo ehedem die Ehre erwiesest, in seinem Tempel zu erscheinen, nicht nur als Euterpe (Muse der Musik), sondern auch als Kalliope (Muse der Dichtkunst). Wie es jetzt damit steht, weiß ich nicht (Anspielung auf Argenore?), nur soviel weiß ich, dass es Dir damals aufs Beste gelang.“[69] Da Friedrich Wilhelmine auch als „Kalliope“ bezeichnet, könnte, wenn man die Serenata vom 24. Juli 1738 („damals“) ins Visier nimmt, deren Text damit gemeint sein und von dem auf ein neues Werk geschlossen werden; „damals“ wäre demnach Gioia Universa (Die allgemeine Freude) und „wie es jetzt damit steht“ bezieht sich auf ein neues Werk, das sie brieflich andeutete.[70]
  • Tod der Kleopatra (1748)
  • Tod der Lucretia (1748)[71]
  • Cimon und Pero, Pastellgemälde aus dem Jahr 1748[72]
  • Theodor HirschFriderica Wilhelmine, Prinzessin von Preußen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 8, Duncker & Humblot, Leipzig 1878, S. 69–72.
  • Hans-Joachim Bauer: Barockoper in Bayreuth (= Thurnauer Schriften zum Musiktheater. Band 7). Laaber-Verlag, Laaber 1982, ISBN 3-921518-64-4.
  • Hans-Joachim Bauer: Rokoko-Oper in Bayreuth. „Argenore“ der Markgräfin Wilhelmine. Faksimile der Oper mit Kommentar (= Thurnauer Schriften zum Musiktheater. Band 8). Laaber-Verlag, Laaber 1983, ISBN 3-921518-76-8.
  • Günter Berger (Hrsg.): Wilhelmine von Bayreuth heute – Das kulturelle Erbe der Markgräfin (= Archiv für Geschichte von Oberfranken. Sonderband, ISSN 0066-6335). (Referate des Bayreuther Symposiums „Wilhelmine von Bayreuth Heute – das Kulturelle Erbe der Markgräfin“, gehalten im Landrätesaal der Regierung von Oberfranken vom 26. bis 28. Juni 2008). Ellwanger, Bayreuth 2009.
  • Josef Focht: Die musische Aura der Markgräfin Wilhelmine. Musikinszenierung in der Kunst des Bayreuther Rokoko (= Peda-Kunstführer Musik im Bild. Band 1). Kunstverlag Peda, Passau, 1998, ISBN 3-89643-090-4.
  • Irene Hegen: Wilhelmine von Bayreuth. In: Clara Mayer (Hrsg.): Annäherung IX an sieben Komponistinnen (= Furore-Edition 894). Furore-Verlag, Edition 894, Kassel 1998, ISBN 3-927327-43-3, S. 126–149.
  • Irene Hegen: Wilhelmines Oper L’Argenore. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Band 83, Bayreuth 2003, S. 329–361.
  • Sabine Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik. Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009, ISBN 978-3-89889-146-2.
  • Christoph Henzel: Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 17 (Vina – Zykan). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2007, ISBN 978-3-7618-1137-5, Sp. 932–934 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
  • Jürgen Kloosterhuis, Lothar Lambacher: Kriegsgericht in Köpenick! Anno 1730: Kronprinz – Katte – Königswort. (Katalog zur Ausstellung „Kriegsgericht in Köpenick!“ des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz und des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin im Schloss Köpenick vom 29. Oktober 2011 bis zum 4. März 2012). 2. Auflage. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz u. a., Berlin 2011, ISBN 978-3-923579-17-4. Enthält alles verfügbare Material zum „Kronprinzenprozess“ auf nahezu 300 Seiten (Rezension; PDF; 1,7 MB).
  • Jürgen Kloosterhuis: Katte. Ordre und Kriegsartikel. Aktenanalytische und militärhistorische Aspekte einer „facheusen“ Geschichte. Duncker & Humblot, Berlin 2006, ISBN 3-428-12193-7 (Teildruck aus: Forschungen zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte).
  • Katrin Kohl: Die Rolle der Wilhelmine von Bayreuth in Friedrichs Dynastieverständnis. In: Michael Kaiser, Jürgen Luh (Hrsg.): Friedrich der Große und die Dynastie der Hohenzollern. Beiträge des fünften Colloquiums in der Reihe „Friedrich300“ vom 30. September / 1. Oktober 2011. 2012. Onlinepublikation auf perspectivia.net; abgerufen am 27. Januar 2015.
  • Thea Leitner: Skandal bei Hof. Frauenschicksale an europäischen Königshöfen (= Piper 2009). 22. Auflage. Piper, München u. a. 2013, ISBN 978-3-492-22009-5.
  • Ruth Müller-Lindenberg: Wilhelmine von Bayreuth. Die Hofoper als Bühne des Lebens. Böhlau, Köln u. a. 2005, ISBN 3-412-11604-1.
  • Ruth Müller-Lindenberg: Wilhelmine von Bayreuth. In: Annette Kreutziger-Herr, Melanie Unseld (Hrsg.): Lexikon Musik und Gender. Bärenreiter u. a., Kassel 2010, ISBN 978-3-7618-2043-8, S. 524–525.
  • Cornelia Naumann: Scherben des Glücks. Das Leben der Wilhelmine von Bayreuth. Ein historischer Roman. Sutton, Erfurt 2009, ISBN 978-3-86680-460-9.
  • Peter Niedermüller, Reinhard Wiesend (Hrsg.): Musik und Theater am Hofe der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine. Symposion zum 250-jährigen Jubiläum des Markgräflichen Opernhauses am 2. Juli 1998 (= Schriften zur Musikwissenschaft. Band 7 = Are-Edition. 2081). Are-Musik-Verlag, Mainz 2002, ISBN 3-924522-08-1.
  • Uwe A. Oster: Wilhelmine von Bayreuth. Das Leben der Schwester Friedrichs des Großen, Piper, München u. a. 2005, ISBN 3-492-04524-3.
  • Georg Heinrich Pertz: Über die Denkwürdigkeiten der Markgräfin von Bayreuth. In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Philologische und historische Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Aus dem Jahre 1850 (1852), ZDB-ID 955708-8, S. 117–135, (Berichtet erstmals über den Fund der Original-Memoiren, die verschiedenen Fassungen und die Bearbeitungen der Memoiren).
  • Anna Eunike Röhrig: Familie Preußen. Die Geschwister Friedrichs des Großen (= Tatsachen. Band 37/38). Tauchaer Verlag, Taucha 2008, ISBN 978-3-89772-145-6.
  • Franz Prinz zu Sayn-Wittgenstein: Wilhelmine von Bayreuth – Schwester und Freundin Friedrichs des Großen, Editions Rencontre, Lausanne 1971
  • Ludwig Schiedermair: Bayreuther Festspiele im Zeitalter des Absolutismus. Studien zur Geschichte der deutschen Oper. Kahnt, Leipzig 1908.
  • Helmut Schnitter: Die ungleichen Schwestern. In: Helmut Schnitter (Hrsg.): Gestalten um Friedrich den Großen. Biographische Skizzen (= Friedrich der Grosse in Zeit und Geschichte. Band 1 = Schriftenreihe der Forschungsstelle der Militärgeschichte Berlin. Band 1). Band 1. Preußischer Militär-Verlag, Reutlingen 1991, ISBN 3-927292-07-9, S. 67–82.
  • Joachim Schultz (Übersetzer und Hrsg.): Charles-Augustin Sainte-Beuve Die Markgräfin von Bareith. Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Joachim Schultz, Verlag des Plakatmuseums, Bayreuth, 2008.
  • Christina Strunck (Hrsg.): Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth und die Erlanger Universität. Künste und Wissenschaft im Dialog. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2019, ISBN 978-3-7319-0898-2.
  • Gustav Berthold Volz (Hrsg.): Friedrich der Große und Wilhelmine von Bayreuth. 2 Bände. Deutsch von Friedrich von Oppeln-Bronikowski. Koehler, Berlin u. a. 1924–1926;
    • Band 1: Jugendbriefe. 1728–1740. 1924;
    • Band 2: Briefe der Königszeit. 1740–1758. 1926.
  • Jürgen Walter: Wilhelmine von Bayreuth. Die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen. Biographie. Nymphenburger, München 1981, ISBN 3-485-00413-8.
  • Wilhelmine von Bayreuth: Argenore. (1740) (= Das Erbe deutscher Musik. Band 121 = Das Erbe deutscher Musik. Abteilung Oper und Sologesang. Band 13). Oper in drei Akten. Text von Giovanni Andrea Galletti. Herausgegeben von Wolfgang Hirschmann. Schott, Mainz 1996, ISMN 979-0-001-11297-0 (Suche im DNB-Portal) (Enthält den Nachdruck des italienisch/deutschen Textbuches der Ausgabe Bayreuth 1740, Faksimileseiten des Autographs und ausführlichen Quellenbericht).
  • Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth. Band 1 ff., Leipzig 1910 ff.
Commons: Wilhelmine von Bayreuth – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b Arno Kröniger: Kinderbilder von Markgräfin Wilhelmine. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Band 97, Historischer Verein für Oberfranken, Bayreuth 2017, S. 185–192, ISSN 0066-6335.
  2. Das Potsdamer Dreikönigstreffen 1709. (PDF; 235 kB) cuvillier.de, abgerufen am 3. Januar 2019.
  3. Wilhelmine von Bayreuth. www.preussenchronik.de, 2018, abgerufen am 28. März 2018.
  4. Memoiren, übersetzt von Günter Berger. Taschenbuch, 2. Auflage. 2012, Anmerkung 5, S. 388; wilhelmine-von-bayreuth.info (PDF; 11 MB).
  5. a b c Memoiren, übersetzt von Günter Berger, 2007, S. 29.
  6. Thea Leitner: Skandal bei Hof. Ueberreuter, 1993, ISBN 3-8000-3492-1, S. 133–146.
  7. Karl Müssel: Wilhelmines Jugend im Spiegel von Briefen ihrer Mutter. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Band 39, Bayreuth 1959, S. 176–191, ISSN 0066-6335.
  8. Die Hintergründe und Fakten wurden 2011/2012 umfassend in einer Ausstellung im Schloss Köpenick, am Ort des Kriegsgerichtsprozesses, und anhand eines 300 Seiten starken Katalogs dargestellt. Siehe Jürgen Kloosterhuis und Lothar Lambacher: Kriegsgericht in Köpenick! Anno 1730: Kronprinz - Katte - Königswort, gelistet unter Literatur.
  9. a b Irene Hegen: Musikalische Verschlüsselungen. Autobiographische Spuren in den Kompositionen von Wilhelmine von Bayreuth. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Sonderband Wilhelmine von Bayreuth heute – Das kulturelle Erbe der Markgräfin, Historischer Verein für Oberfranken, Bayreuth 2009, S. 187–206, ISSN 0066-6335.
  10. Thea Leitner: Skandal bei Hof, Ueberreuter, 1993, ISBN 3-8000-3492-1, S. 160–161.
  11. Chronologie Wilhelmine von Bayreuth - 1731. In: unterhaltung.freepage.de. 2018, archiviert vom Original am 5. Oktober 2022; abgerufen am 28. Oktober 2023.
  12. Wilhelmine von Bayreuth: Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth - Kapitel 13 / Zweiter Teil: Die Markgräfin von Bayreuth 1732-1742. projekt-gutenberg.org, 2018, abgerufen am 12. Mai 2020.
  13. Memoiren, übersetzt von Günter Berger, 2007, S. 208.
  14. Bernd Mayer: Markgraf Friedrich – Bayreuths Augustus in: Heimatkurier 2/2011 des Nordbayerischen Kuriers, S. 3.
  15. a b c Karl Müssel: Die große Bayreuther Fürstenhochzeit 1748 – Vorgeschichte, Vorbereitungen und Verlauf. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Band 77, Historischer Verein für Oberfranken, Bayreuth 1997, S. 7–118, ISSN 0066-6335.
  16. Gartenkunst-Museum Schloss Fantaisie – Eckersdorf/Donndorf bei Bayreuth. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, 2018, abgerufen am 31. März 2018.
  17. Eckersdorf/Donndorf – Schloss Fantaisie: Wechselhafte Besitzer-Geschichte. www.markgrafenkultur.de, 2018, abgerufen am 31. März 2018.
  18. a b c Christoph Friederich, Bertold Frhr. von Haller, Andreas Jakob (Hrsg.): Erlanger Stadtlexikon. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2002, ISBN 3-921590-89-2, S. 748 (Gesamtausgabe online).
  19. Allgemeines genealogisches und Staats-Handbuch. Frankfurt am Main 1811, S. 488–489 (Online).
  20. a b Dieter J. Weiß: Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth zwischen Kaiserin Maria Theresia und König Friedrich II. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Sonderband Wilhelmine von Bayreuth heute – Das kulturelle Erbe der Markgräfin, Historischer Verein für Oberfranken, Bayreuth 2009, S. 105–118, ISSN 0066-6335.
  21. Will von Poswik, Herbert Conrad: Bayreuth. Druckhaus Bayreuth, Bayreuth 1974, S. 13.
  22. Richard Fester: Markgräfin Wilhelmine und die Kunst. In: Paul Seidel (Hrsg.): Hohenzollern-Jahrbuch. 1902, S. 150 (zlb.de).
  23. Richard Fester: Markgräfin Wilhelmine und die Kunst. In: Paul Seidel (Hrsg.): Hohenzollern-Jahrbuch. 1902, S. 147–174 (zlb.de).
  24. Über Wilhelmines Beteiligung daran neben ihrem Gatten, dem Markgrafen Friedrich, berichtet der Band: Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth und die Erlanger Universität. S. 12 ff, insbesondere S. 21–27 (Christina Strunck).
  25. Irene Hegen: Wilhelmines arkadisches Diplom in: Peter Niedermüller und Reinhard Wiesend (Hrsg.): Musik und Theater am Hofe der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine. Symposion zum 250-jährigen Jubiläum des Markgräflichen Opernhauss am 2. Juli 1998. Are Edition, Mainz 2002 (Schriften zur Musikwissenschaft, Band 7), S. 54–57.
  26. Karl Müssel: Eine vatikanische Quelle zum Rombesuch der Markgräfin Wilhelmine. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Band 55, Historischer Verein für Oberfranken, Bayreuth 1975, S. 177–186, ISSN 0066-6335.
  27. Peter O. Krückmann: Das Bayreuth der Markgräfin Wilhelmine heute – Ein Jahrzehnt Neuankäufe und Museumseröffnungen der Bayerischen Schlösserverwaltung. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Band 81, Historischer Verein für Oberfranken, Bayreuth 2001, S. 237–300, ISSN 0066-6335.
  28. Wilhelmine von Bayreuth und die Antike: Nach Italien, nach Italien. Damals, 20. Oktober 2004, abgerufen am 31. März 2018.
  29. Helmut Neuhaus: Begegnungen der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth auf ihrer Frankreich- und Italienreise 1754/55. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Sonderband Wilhelmine von Bayreuth heute – Das kulturelle Erbe der Markgräfin, Historischer Verein für Oberfranken, Bayreuth 2009, S. 135–149, ISSN 0066-6335.
  30. Karl Müssel: Die Akademie der freien Künste und Wissenschaften in Bayreuth (1756–1763). In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Band 61, Historischer Verein für Oberfranken, Bayreuth 1981, S. 33–57, ISSN 0066-6335.
  31. Ruth Müller-Lindenberg: Wilhelmine von Bayreuth - Die Hofoper als Bühne des Lebens, Böhlau Verlag, Köln 2005, ISBN 3-412-11604-1, S. 63 (Online).
  32. Bayreuth: Abriss der Stadtgeschichte. www.zum.de, 2008, abgerufen am 31. März 2018.
  33. Laut Text der Bayerischen Schlösserverwaltung auf der Postkarte mit Bild der Statue.
  34. Meine Italienreise. www.wilhelmine-von-bayreuth.info, 2018, abgerufen am 8. Januar 2022.
  35. Rainer Trübsbach: Geschichte der Stadt Bayreuth – 1194–1994. Druckhaus Bayreuth, Bayreuth 1993, ISBN 3-922808-35-2, S. 91–92.
  36. Siehe auch Karl Müssel: Wilhelmine von Bayreuth – Von Königen und Fürsten Europas betrauert. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Band 78, Bayreuth 1998, S. 269–273, ISSN 0066-6335.
  37. Titel Candide von Voltaire, darin im Anhang seine Ode Sur la mort … (Memento vom 11. Juli 2018 im Internet Archive)
  38. Wortlaut der Ode von Voltaire (französisch).
  39. Rosa und Volker Kohlheim: Bayreuth von A-Z – Lexikon der Bayreuther Straßennamen. Verlag C. u. C. Rabenstein, Bayreuth 2009, ISBN 978-3-928683-44-9, S. 58 und 119.
  40. Hans-Diether Dörfler: Schildergeschichten. Das Lexikon aller Erlanger Straßennamen (= Erlanger Bausteine zur fränkischen Heimatforschung Sonderband 5), Edition Spielbein, Erlangen 2009, ISBN 978-3-938903-21-6, ISSN 0421-3769, S. 209.
  41. Schlosskirche/Schlossturm. www.bayreuth.de, 2018, abgerufen am 3. Januar 2019.
  42. Daniela Harbeck-Barthel: „Meine Bibliothek ist jetzt geordnet“. Der Aufbau von Wilhelmines französischer Bibliothek – Teil I. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Sonderband Wilhelmine von Bayreuth heute – Das kulturelle Erbe der Markgräfin, Historischer Verein für Oberfranken, Bayreuth 2009, S. 151–158, ISSN 0066-6335.
  43. Renate Wittern: Wilhelmine von Bayreuth und Daniel de Superville: Vorgeschichte und Frühzeit der Erlanger Universität. Festvortrag anläßlich der 36. Jahrestagung der Kanzler und leitenden Verwaltungsbeamten der wissenschaftlichen Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg vom 29.09. bis 01.10.1993. Erlangen-Nürnberg: Rektor der Friedrich-Alexander-Universität 1993 (Erlanger Universitäts-Reden; Folge 3, Nr. 46) OCLC 165101189.
  44. Thea Leitner: Skandal bei Hof, Ueberreuter, 1993, ISBN 3-8000-3492-1, S. 133–143.
  45. Jürgen Kloosterhuis: Wilhelmines „Memoires“: Historische Quelle oder „Roman tragique“?, in: Ausstellungskatalog Kriegsgericht in Köpenick! Anno 1730: Kronprinz - Katte - Königswort, S. 107–108.
  46. Mémoires depuis l'année 1706 jusqu'a 1742. Tome premier. Braunschweig 1810. Betrifft das Jahr 1729. S. 155 (Google Books).
  47. Memoiren, übersetzt von Günter Berger, 2007.
  48. Joachim Schultz (Übersetzer und Hrsg.): Charles-Augustin Sainte-Beuve, Die Markgräfin von Bareith. Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Joachim Schultz, Verlag des Plakatmuseums, Bayreuth, 2008.
  49. Joachim Schultz (Übersetzer): Nachwort in: Die Markgräfin von Bareith, S. 30.
  50. Siehe auch Joachim Schultz: „Un ecrivain francais, pittoresque, amusant et cruel“. Zum Bild der Markgräfin Wilhelmine in Frankreich. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Sonderband Wilhelmine von Bayreuth heute – Das kulturelle Erbe der Markgräfin, Historischer Verein für Oberfranken, Bayreuth 2009, S. 331–337, ISSN 0066-6335.
  51. Die Authentizität dieser Sonate wird von Sabine Henze-Döhring angezweifelt: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik, S. 42/43. Vergleiche dagegen Nikolaus Delius: Eine Sonate für Bruder Friedrich? Der Anonymus Herdringen Fü 3595. In: Tibia 2003, Heft 4, S. 571–577.
  52. a b Siehe Literatur.
  53. Die Titelbeschriftung ist ein späterer Zusatz, erkennbar an der Schrift und anderen Bezeichnung des Werkes als die Stimmen.
  54. Nach Angabe von Sabine Henze-Döhring soll es Johann Gotthilf Jänichen komponiert haben. (Sabine Henze-Döhring: Markgräfin Wilhelmine und die Bayreuther Hofmusik, Heinrichs-Verlag, Bamberg 2009, ISBN 978-3-89889-146-2, S. 42–52; Frank Piontek mit Bezug auf Henze-Döhring: Cembalokonzert nicht von Wilhelmine, Nordbayerischer Kurier, 30. Dezember 2008, S. 15.) Andere Ergebnisse siehe Johann Gotthilf Jänichen.
  55. Cavatina I gesungen von Scarlett-Adler-Rani. Wiedergabe bei Youtube, davon das erste Stück.
  56. Ruth Müller-Lindenberg erwägt die „nicht beweisbare“ Autorschaft eines Herrn von Kurvitz aufgrund einer Briefstelle. Siehe Ruth Müller-Lindenberg: Wilhelmine von Bayreuth, wer war sie, wer ist sie? (PDF; 50 kB). Vortrag anlässlich des Festaktes zum 300. Geburtstag, S. 6.
  57. Autograph in der Staatlichen Bibliothek Ansbach.
  58. L’Argenore, Tragedia. Libretto in italienisch/deutscher Sprache, Universitätsbibliothek Bayreuth.
  59. Rechte Spalte, Übersetzung nach der Partitur von Isabel Schröder. In: Begleitheft zur Aufführung Argenore. Musikalische Tragödie von Wilhelmine von Bayreuth, Hans-Otto-Theater Potsdam 2001.
  60. Bezug: „… und dass ich jetzt nicht sterben will, geschiehet aus keiner Niederträchtigkeit, sondern in Hoffnung, zuvor das erschreckliche Ende eines tyrannischen undanckbaren Königs, und einen jeden unter euch von dieser Hand erwürget zu sehen.“
  61. Libretto = „Büchlein“, das vor Beginn der Oper zum Mitlesen des gesungenen Textes verkauft wurde.
  62. Gustav Berthold Volz (Hrsg.): Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, Jugendbriefe, Leipzig 1924.
  63. L. Schiedermair: Bayreuther Festspiele im Zeitalter des Absolutismus. Leipzig 1908, S. 100.
  64. Vergleiche Briefwechsel bei Gustav Berthold Volz (Hrsg.): Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, Jugendbriefe, Leipzig 1924 ab S. 165, 27. Oktober 1733.
  65. Gustav Berthold Volz (Hrsg.): Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, Jugendbriefe, Leipzig 1924, S. 385.
  66. L. Schiedermair: Bayreuther Festspiele im Zeitalter des Absolutismus. Leipzig 1908, S. 105.
  67. Günther Berger und Julia Wassermann (Hrsg.): Nichts Neues aus Bayreuth, Briefe der Markgräfin Wilhelmine an Friedrich II. und Voltaire. Übersetzt von Studierenden der Universität Bayreuth. Ellwanger Bayreuth, 2008, S. 32–33.
  68. Neuveröffentlichter Brief in: Bagatellen aus Berlin. Briefe Friedrichs II. an Wilhelmine von Bayreuth, hrsg. von Günter Berger und Julia Wassermann. Duncker & Humblot, Berlin 2011.
  69. Gustav Berthold Volz (Hrsg.): Friedrich der Große und Wilhelmine von Baireuth, Jugendbriefe, Leipzig 1924, S. 427.
  70. Text: Staatsarchiv Bamberg, GAB 4889. Die Musik zu Gioia Universa ist verschollen.
  71. Neil Jeffares: Dictionary of pastellists before 1800. (PDF; 987 kB) pastellists.com (englisch); abgerufen am 22. Juli 2022.
  72. Stephan Müller: Spekulatives zu Wilhelmines Gemälde. In: Heimatkurier, 3/1998 des Nordbayerischen Kuriers, S. 18.