„Strukturalismus“ – Versionsunterschied

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Als Antwort zum Strukturalismus wird der [[Dekonstruktivismus]] vom Philosophen [[Jacques Derrida]] entwickelt.
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Version vom 7. Februar 2005, 00:00 Uhr

Der Strukturalismus ist eine Forschungs-Methode der Geisteswissenschaft, besonders der Linguistik, der Literaturwissenschaft, der Psychologie, der Soziologie und der Anthropologie.

Grundprinzipien

Der Strukturalismus beruht auf der Grundannahme, dass Phänomene nicht isoliert auftreten, sondern in Verbindung mit anderen Phänomenen stehen. Diese Verbindungen gilt es aufzudecken; genauer gesagt bilden die Phänomene einen strukturierten (strukturierbaren) Zusammenhang. Dabei wird die Struktur jedoch durch den Beobachter in einem Modell konstruiert. Die Struktur existiert also nicht auf der Ebene der Wirklichkeit, sondern nur auf der Ebene des Modells.

Ein Strukturalist geht in der Regel wie folgt vor:

  1. Der Bereich des Beobachtbaren wird eingeteilt in stukturell beschreibbare und strukturell nicht beschreibbare Phänomene; nur erstere sind Gegenstand strukturalistischer Analysen.
  2. Die beschreibbaren Phänomene werden segmentiert.
  3. Zwischen den Segmenten wird ein Zusammenhang (re-)konstruiert. Dabei ist unter Umständen eine den Segmenten zugrunde liegende weitere (abstraktere) Beschreibungsebene anzusetzen, auf der wieder eine Segmentierung ihrer Entität (Philosophie) möglich ist.

Entstehung

Der Strukturalismus geht auf den Genfer Sprachwissenschaftler Ferdinand de Saussure zurück, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts Vorlesungen über Allgemeine Sprachwissenschaft hielt (Cours de linguistique générale), in denen er die Grundlage für eine neue Methode schuf. Seine Vorlesungen wurden erst posthum 1916 veröffentlicht, gelten aber wegen ihres neuartigen Ansatzes, naturwissenschaftliche Prinzipien auf einen vermeintlich geisteswissenschaftlichen Bereich wie den der Sprachwissenschaft anzuwenden, als wahrlich revolutionär und bis heute maßgebend für alle möglichen sprachwissenschaftlichen und semiotischen (zeichenwissenschaftlichen) Teildisziplinen. Die strukturalistische Methode ist in Disziplinen wie der Linguistik oder der Anthropologie weithin anerkannt. Dagegen waren und sind Versuche umstritten, die Methode auf alle kulturwissenschaftlichen Disziplinen auszuweiten (beispielsweise auf die Literaturwissenschaft durch Todorov und Barthes, auf die Filmwissenschaft durch Christian Metz ...).

Als Beispiel für die Zweckmäßigkeit der strukturalistischen Methode sei hier die Erarbeitung des Lautschriftsystems der IPA/API (International Phonetic Association/Association phonétique internationale) genannt. Davon ausgehend, dass sämtliche menschlichen Sprachäußerungen sich einem System unterordnen lassen, in dem eine feststellbare Anzahl von Konsonanten (gegliedert nach Artikulationsart und -ort) und Vokalen (gegliedert nach Stellung der Sprechwerkzeuge und dem sich gleichzeitig ergebenden Atemausstoß) - wobei in manchen Fällen die Grenze zwischen Konsonant und Vokal fließend ist und der Terminus des "Halbvokals" eingeführt werden muss - besteht, wurden sämtliche denkbaren Sprachlaute in verschiedene Schemata eingefügt (mit den dazugehörigen, unabdingbaren diakritischen Zeichen - denn kein Mensch spricht einen Laut zweimal auf dieselbe Weise aus - ), deren Grundlage aber stets die Kleinbuchstaben gängiger lateinischer Schriftsätze waren (sind), und die nur nach Ausnutzung dieses Buchstabenmaterials dann auch auf bspw. griechische Lettern, Ligaturen oder auf dem Kopf stehende lateinische Buchstaben etc. zurückgreifen.

Der Strukturalismus erhebt tatsächlich den provozierenden Anspruch, Sprach-, Zeichen- und Kulturphänomene mit naturwissenschaftlicher Exaktheit zu beschreiben. Dieses Verfahren wurde in der Folge auf kulturelle Phänomene aller Art übertragen und zu differenzierten Analysetechniken weiterentwickelt. In allen Fällen wird versucht, die analysierten Phänomen mit einer Art "Gitternetz" zu erfassen, in dem jedes Element durch die Merkmale, Korrelationen und Oppositionen bestimmt ist, die sich aus dem Verhältnis der Elemente untereinander ableiten lassen. Nachdem der kulturbezogene Strukturalismus totgesagt war (etwa seit 1980), wirkten die strukturalistischen Methoden v.a. in der Semiotik fort. Beziehungen bestehen auch zur Systemtheorie.

Siehe auch: Poststrukturalismus

Strukturalismus in der Soziologie

Vor allem hat hier der französische Soziologe Claude Lévi-Strauss mit ethnosoziologischen Materialien wichtige Beiträge zur Struktur von Familie und Clan vorgelegt und deren allgemeine Anwendbarkeit eröffnet (vergleiche auch Schwiegermutter).

Als Antwort zum Strukturalismus wurde der Dekonstruktivismus vom Philosophen Jacques Derrida entwickelt.