„Polytechnischer Unterricht“ – Versionsunterschied

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== Historischer Hintergrund ==
== Historischer Hintergrund ==
Weiterhin sollte darauf hingewiesen werden, dass polytechnischer Unterricht in reformpädagogischen Unterrichtsansätzen wie bspw. der freien Schule schon seit langem praktiziert wird. „Durch den hohen Anteil der Naturwissenschaften, durch Verwissenschaftlichung und Praxisbezug erreicht der Unterricht der DDR-Schule der 1970er Jahre allerdings ein von den westlichen Industrienationen unerreicht hohes Niveau.“<ref>[http://www.berlin-kindheitundjugend.de/unterricht_und_schulleben.html Sonderausstellung: Schule in der DDR der 1970er Jahre]</ref>
Der polytechnische Unterricht geht auf reformpädagogische Unterrichtsansätze zurück, die bspw. vom [[Bund Entschiedener Schulreformer]] mit Konzepten zur [[Arbeitsschule]] oder [[Produktionsschule]] gefordert wurden und an einigen freien Schulen schon seit langem praktiziert werden. „Durch den hohen Anteil der Naturwissenschaften, durch Verwissenschaftlichung und Praxisbezug erreicht der Unterricht der DDR-Schule der 1970er Jahre allerdings ein von den westlichen Industrienationen unerreicht hohes Niveau.“<ref>[http://www.berlin-kindheitundjugend.de/unterricht_und_schulleben.html Sonderausstellung: Schule in der DDR der 1970er Jahre]</ref>


Die „Polytechnisierung“, die ab Ende der 1950er Jahre in der DDR einsetzte, beeinflusste nicht nur die Schulbildung. So war es unter anderem ein Ziel der Regierung, eine „[[Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit|sozialistische Persönlichkeit]]“ zu formen, die bereits im Kindesalter mit den Prinzipien der [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]] und der Lebensweise der arbeitenden Bevölkerung vertraut werden sollte. „Achtung vor der Arbeit“ war unter anderem eines der Hauptprinzipien zur Ausformung der sozialistischen Persönlichkeit, welche im Bewusstsein über sich selbst und die Gemeinschaft handelt. [[Patenbrigade]]n betreuten bereits [[Kindergarten|Kindergärten]].
Die „Polytechnisierung“, die ab Ende der 1950er Jahre in der DDR einsetzte, beeinflusste nicht nur die Schulbildung. So war es unter anderem ein Ziel der Regierung, eine „[[Erziehung zur sozialistischen Persönlichkeit|sozialistische Persönlichkeit]]“ zu formen, die bereits im Kindesalter mit den Prinzipien der [[Arbeit (Philosophie)|Arbeit]] und der Lebensweise der arbeitenden Bevölkerung vertraut werden sollte. „Achtung vor der Arbeit“ war unter anderem eines der Hauptprinzipien zur Ausformung der sozialistischen Persönlichkeit, welche im Bewusstsein über sich selbst und die Gemeinschaft handelt. [[Patenbrigade]]n betreuten bereits [[Kindergarten|Kindergärten]].

Version vom 28. Februar 2020, 21:50 Uhr

Polytechnischer Unterricht in Karl-Marx-Stadt (1989)

Der polytechnische Unterricht war ein Pfeiler im Bildungssystem in der DDR. Nach ihm benannt ist die Polytechnische Oberschule (POS). Als Schultyp am weitesten verbreitet, vermittelte sie eine zehnjährige Ausbildung mit praktischen Unterrichtsanteilen. Der Begriff wurde geprägt von Henry Holmes Belfield, der 1883 die Chicago Manual Training School eröffnete.

Historischer Hintergrund

Der polytechnische Unterricht geht auf reformpädagogische Unterrichtsansätze zurück, die bspw. vom Bund Entschiedener Schulreformer mit Konzepten zur Arbeitsschule oder Produktionsschule gefordert wurden und an einigen freien Schulen schon seit langem praktiziert werden. „Durch den hohen Anteil der Naturwissenschaften, durch Verwissenschaftlichung und Praxisbezug erreicht der Unterricht der DDR-Schule der 1970er Jahre allerdings ein von den westlichen Industrienationen unerreicht hohes Niveau.“[1]

Die „Polytechnisierung“, die ab Ende der 1950er Jahre in der DDR einsetzte, beeinflusste nicht nur die Schulbildung. So war es unter anderem ein Ziel der Regierung, eine „sozialistische Persönlichkeit“ zu formen, die bereits im Kindesalter mit den Prinzipien der Arbeit und der Lebensweise der arbeitenden Bevölkerung vertraut werden sollte. „Achtung vor der Arbeit“ war unter anderem eines der Hauptprinzipien zur Ausformung der sozialistischen Persönlichkeit, welche im Bewusstsein über sich selbst und die Gemeinschaft handelt. Patenbrigaden betreuten bereits Kindergärten.

Der polytechnische Unterricht wurde 1959 offiziell eingeführt. 1965 wurde die Polytechnische Oberschule gesetzlich als Pflichtschule der Klassen 1 bis 10 festgeschrieben. Bis zum Ende des Staates 1989 existierte sie ohne große Strukturänderungen.

Inhalte

Latzschürze für den polytechnischen Unterricht zum subventionierten Preis von M 2,80

Der polytechnische Unterricht umfasste alle Klassenstufen. In der Unterstufe (Klassen 1 bis 6) zeichnete er sich durch den Werkunterricht und Schulgarten-Unterricht aus. Ziel war es, den Schülern die theoretischen, aber auch praktischen Aspekte der produktiven Arbeit nahezubringen.

In den Klassenstufen 7 bis 10 kam es dann zu einer aktiven Teilnahme an der DDR-Produktion. Folgende Unterrichtsfächer standen auf dem Plan:

Vorgesehen war, dass der polytechnische Unterricht nach Möglichkeit in der 10. Klasse mit einem Lehrgang Elektrotechnik abschloss. Obligatorisch sollte der polytechnische Unterricht in den EOS-Klassen 11 und 12 mit jeweils vier Wochenstunden als Wissenschaftlich-praktische Arbeit durchgeführt werden.

Siehe auch

Literatur

  • Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Zeitlupe 23, Jugend in der DDR, S. 21, Juli 1989.
  • Andreas Tietze: Die theoretische Aneignung der Produktionsmittel. Gegenstand, Struktur und gesellschaftstheoretische Begründung der polytechnischen Bildung in der DDR. Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-631-63919-1.
  • Jürgen Oelkers: Reformpädagogik, Entstehungsgeschichten einer internationalen Bewegung, Fulda 2010, Friedrich Verlag GmbH
Commons: Polytechnischer Unterricht – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sonderausstellung: Schule in der DDR der 1970er Jahre