„Lietzow (Nauen)“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [ungesichtete Version] |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
KKeine Bearbeitungszusammenfassung |
||
Zeile 2: | Zeile 2: | ||
==Nachbarorte== |
==Nachbarorte== |
||
* Hertefeld, Gemeindeteil von Bergerdamm, Ortsteil der Stadt [[Nauen]] |
* Hertefeld, Gemeindeteil von [[Bergerdamm]], Ortsteil der Stadt [[Nauen]] |
||
* Stadt [[Nauen]] |
* Stadt [[Nauen]] |
||
* [[Berge (Nauen)|Berge]], Ortsteil der Stadt Nauen |
* [[Berge (Nauen)|Berge]], Ortsteil der Stadt Nauen |
||
Zeile 9: | Zeile 9: | ||
Lietzow liegt in einer Höhe von 30 m ü. [[Normalhöhennull|NHN]] etwa 2 Kilometer nordwestlich von Nauen an der [[Bundesstraße 5]] zwischen Nauen und Berge. Der Gemeindeteil Utershorst ({{Koordinate Text|52_38_13.55944_N_12_51_11.09241_E_scale:5|52° 38′ 14″ N, 12° 51′ 11″ O}}) liegt östlich der Bundesstraße 5 am Havelländischen Großen Hauptkanal. Der Ort hat eine Fläche von 29.62 km² und bei 479 Einwohner (Stand: 31. Dez. 2002) <ref name="LDS">Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik (LDS) - Beitrag zur Statistik - Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg von 1875 bis 2005 - Landkreis Havelland vom Dez. 2006</ref> eine Bevölkerungsdichte von 16 Einwohner/km². |
Lietzow liegt in einer Höhe von 30 m ü. [[Normalhöhennull|NHN]] etwa 2 Kilometer nordwestlich von Nauen an der [[Bundesstraße 5]] zwischen Nauen und Berge. Der Gemeindeteil Utershorst ({{Koordinate Text|52_38_13.55944_N_12_51_11.09241_E_scale:5|52° 38′ 14″ N, 12° 51′ 11″ O}}) liegt östlich der Bundesstraße 5 am Havelländischen Großen Hauptkanal. Der Ort hat eine Fläche von 29.62 km² und bei 479 Einwohner (Stand: 31. Dez. 2002) <ref name="LDS">Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik (LDS) - Beitrag zur Statistik - Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg von 1875 bis 2005 - Landkreis Havelland vom Dez. 2006</ref> eine Bevölkerungsdichte von 16 Einwohner/km². |
||
== Geschichte == |
|||
1317 wurde Lietzow erstmal urkundlich erwähnt, die ersten menschlichen Siedlungen in der Region werden jedoch auf Älter geschätzt. |
|||
»Direkt an der B5 zwischen Nauen und Berge liegt das Dorf Lietzow. Es wird vermutet, dass die Region schon sehr lange besiedelt ist. Der Ort selbst wurde allerdings 1317 das erste Mal urkundlich erwähnt. 1335 hieß es Lytzowe und im Jahre 1442 schon fast wie heute, nämlich Liezowe. Wie der Name schon vermuten lässt, geht der Ort auf eine slawische Siedlung zurück. Lietzow ist ein typisches Straßendorf. Die Geschichte des Ortes ist an sich nicht sonderlich spektakulär. Doch gibt es hier ein Bauwerk, dass bauhistorisch hoch interessant ist. |
|||
Lytzowe hieß der Ort noch 1335, bereits im Jahre 1442 ähnelte die Schreibweise des Ortes mit Liezowe seiner heutigen Bezeichnung. |
|||
Wenn man sich die Kirche ansieht, vermutet man erst einmal nichts Besonderes. Doch es handelt sich hier um einen neugotischen Backsteinbau aus dem Jahr 1863, der von August Stüler, einem Schüler des berühmten Karl Friedrich Schinkel, geplant und ausgeführt wurde |
|||
Der Ortsname wird slawischen Ursprungs zu geordnet. |
|||
Die Geschichte des typischen märkischen Straßendorf hat keine spektakulären Ereignisse aufzuweisen mit einer Ausnahme. |
|||
[[Bild:August Stueler.jpg|thumb|August Stüler 1863]] |
|||
Ein Schüler des berühmten [[Karl Friedrich Schinkel]] (* 1781; † 1841), [[Friedrich August Stüler]] (* 1800; † 1865), muss sich nach Lietzow verirrt haben. Stüler hat 1860 die neugotische Dorfkirche ein bis heute größtenteils erhaltenes Backsteinbauwerk geplant und die Ausführung des Baues überwacht.<ref>[http://www.havelland.de/fileadmin/dateien/landrat/amtsblaetter/2001/Amtsblatt_08_2001.pdf Amtsblatt für den Landkreis Havelland, Jahrgang 8, Rathenow,06.08.2001, Nr. 08, Seite 119, Verzeichnis der Denkmale 2001]<small>PDF</small></ref> |
|||
Die Kirche ist nicht nur eine architektonische Augenweide sondern auch ein bedeutendes bautechnisches Zeitzeugnis. Schließlich wurde wichtige Teil Kirche aus dem damals noch neuen und hochmodernen Baustoff [[Beton]] gefertigt und sind ein Zeugnis für die neuen architektonischen, gestalterischen und konstruktiven Möglichkeiten des Baustoffes und junger innovativer Baumeister. Bei der Betrachtung der Bedeutung des Bauwerkers sollte man beachten, dass das erste Werk für die Herstellung des [[Bindemittel|Betonbindemittels]] [[Zement]] in Deutschland erst 1838 in [[Ulm]] und für Portlandzement erst 1850 in [[Buxtehude]] errichtet wurden. Neben der Kirche sind auch die Inneneinrichtung wie die [[Kanzel]], [[Altar]], [[Taufe]]becken und das [[Chorgestühl]] aus der Erbauungszeit erhalten. |
|||
⚫ | |||
Die Kirche ist ein wichtiges Baudenkmal |
|||
Das Bauwerk und seine Ausstattung, bis hin zur Farbgebung, sind glücklicherweise zum großen Teil in ihrer Ursprungsfassung erhalten. Die Kirche ist trotz ihres desolaten Zustandes ein unter Denkmalschutzgesichtspunkten sehr wertvolles Gebäude, denn für die damalige Zeit war es durchaus eine Sensation. Die besonders wichtigen Teile der Kirche, wie Fensterelemente, einschließlich Maßwerk, Uhrblätter und Treppe mit Treppenlauf, Fußbodenplatten und einige Ausstattungsgegenstände, wurden aus dem zu dieser Zeit hochmodernen Baustoff Beton ausgeführt. Dabei muss man bedenken, dass Zement erst 1727 in England erfunden wurde und Stahlbeton in Frankreich vier Jahre nach dem Bau der Kirche. Zu dieser Zeit versuchten sich einige innovative Baumeister an den neuen architektonischen, gestalterischen und konstruktiven Möglichkeiten, die dieser Baustoff bot. Neben ihrer architektonischen Ausgewogenheit ist die Kirche deshalb auch ein bedeutendes bautechnisches Zeitzeugnis.« |
|||
=== Sage vom der Semmelfrau === |
|||
»Lietzow, ursprünglich eine slawische Gründung, wurde unter deutscher Herrschaft frühzeitig ausgebaut. Eine Theorie besagt, Albrecht der Bär ließ im 12. Jahrhundert eine Wasserburg errichten. Der Ort Lietzow wurde im Jahre 1317 das erste Mal urkundlich erwähnt. 1335 hieß es Lytzowe und im Jahre 1442 schon fast wie heute, nämlich Liezowe. |
|||
Die Geschichte des Ortes ist an sich nicht sonderlich spektakulär. Doch gibt es hier eine Kirche, die bauhistorisch hochinteressant ist. Es handelt sich hier um einen neugotischen Backsteinbau aus dem Jahre 1863, der von August Stüler, einem Schüler des berühmten Karl Friedrich Schinkel, geplant und ausgeführt wurde. Das Bauwerk und seine Ausstattung sind zum größten Teil in ihrer Ursprungsfassung erhalten. Die Kirche ist ein unter Denkmalschutzgesichtspunkten sehr wertvolles Gebäude, denn für die damalige Zeit war es eine Sensation. Die besonders wichtigen Teile der Kirche wurden aus dem zu dieser Zeit hochmodernen Baustoff Beton ausgeführt. Dabei muss man bedenken, dass Zement erst 1824 in England erfunden wurde und Stahlbeton in Frankreich vier Jahre nach dem Bau der Kirche. Zu dieser Zeit versuchten sich einige innovative Baumeister an den neuen architektonischen, gestalterischen und konstruktiven Möglichkeiten, die dieser Baustoff bot. Neben ihrer architektonischen Ausgewogenheit ist die Kirche deshalb auch ein bedeutendes bautechnisches Zeitzeugnis. |
|||
⚫ | |||
Ungefähr 400m auf dem alten Weg nach Nauen liegt ein aus Feldstein gehauenes Kreuz. Der Sage nach war das Steinkreuz vor hunderten von Jahren für die Semmelfrau errichtet worden, ein Teil dieses Kreuzes existiert heute noch. Die Leute erzählen über die Semmelfrau folgendes: Sie kam damals mit frischen Semmeln aus Nauen. Da wurde sie von einem Wolf verfolgt. In ihrer Angst warf sie dem Tier eine Semmel hin. Als aber der Wolf diese verzehrt hatte, kam er der Frau wieder nach. Diese warf ihm nach und nach all ihre Semmeln hin und glaubte, sie würde unterdessen das Dorf erreichen. Noch fünfhundert Schritte davon entfernt, hatte sie jedoch keine Semmel mehr. Der Wolf war immer noch hungrig, fiel sie an und fraß sie. Zum Andenken richtete man an dieser Stelle jenes Steinkreuz auf.« |
|||
⚫ | |||
»Ungefähr 400 Meter auf dem alten Weg nach Nauen liegt ein aus Feldstein gehauenes Kreuz. Der Sage nach war das Steinkreuz vor hunderten von Jahren errichtet worden, als eine Frau von einem Wolf angefallen und aufgefressen wurde.« <ref>[http://www.suehnekreuz.de/brandenburg/lietzow.htm Lietzower Steinkreuz auf Sühnekreuz.de]</ref> |
|||
Der Sage nach soll eine Frau aus Nauen kommend versucht haben, einen sie verfolgenden Wolf mittels zu werfen von frischen [[Brötchen|Semmeln]] daran zu hindern sie anzugreifen und zu fressen. Die Semmeln gingen ihr jedoch 400 Meter vor dem Dorf aus und der Wolf noch immer hungrig soll über sie hergefallen und sie gefressen haben. Zum Andenken wurde deshalb 400 Meter vorm Dorf an der betreffenden Stelle jenes Steinkreuz errichtet. <ref>[http://mdz1.bib-bvb.de/cocoon/bdlg/Blatt_bsb00000230,00096.html Märkische Sühnekreuze - Beitrag von Rudolf Schmidt (Eberswalde), 1916]</ref> |
|||
⚫ | |||
==Kommunikation und Infrastruktur== |
==Kommunikation und Infrastruktur== |
||
Lietzow ist im Rahmen des [[ÖPNV]] durch die Havelbus Linie 664 der HVG mit Nauen und [[Fehrbellin|Königshorst]] verbunden. |
Lietzow ist im Rahmen des [[ÖPNV]] durch die Havelbus Linie 664 der HVG mit Nauen und [[Fehrbellin|Königshorst]] verbunden. |
||
Zeile 30: | Zeile 31: | ||
== Weblinks == |
== Weblinks == |
||
* [http://www.havelland-kiosk.de/site_206.html Die Feldbahn im havelländischen Luch] |
|||
* [http://service.brandenburg.de/apps/wrapper/maps/maps.faces?id=17028&template=map_ot_xml&caller=/lis/detail.php?template=kommune_einzeln_d&id=17028 Übersichtskarte über die Lage von Lietzow innerhalb Nauens] |
* [http://service.brandenburg.de/apps/wrapper/maps/maps.faces?id=17028&template=map_ot_xml&caller=/lis/detail.php?template=kommune_einzeln_d&id=17028 Übersichtskarte über die Lage von Lietzow innerhalb Nauens] |
||
Version vom 6. Dezember 2007, 15:17 Uhr
Lietzow mit seinem Wohnplatz/Gemeindeteil Utershorst ist ein Ortsteil der Stadt Nauen im Landkreis Havelland in Brandenburg.
Nachbarorte
- Hertefeld, Gemeindeteil von Bergerdamm, Ortsteil der Stadt Nauen
- Stadt Nauen
- Berge, Ortsteil der Stadt Nauen
== Geografie ==
Lietzow liegt in einer Höhe von 30 m ü. NHN etwa 2 Kilometer nordwestlich von Nauen an der Bundesstraße 5 zwischen Nauen und Berge. Der Gemeindeteil Utershorst (unbenannte Parameter 1:52_38_13.55944_N_12_51_11.09241_E_scale:5, 2:52° 38′ 14″ N, 12° 51′ 11″ O ) liegt östlich der Bundesstraße 5 am Havelländischen Großen Hauptkanal. Der Ort hat eine Fläche von 29.62 km² und bei 479 Einwohner (Stand: 31. Dez. 2002) [1] eine Bevölkerungsdichte von 16 Einwohner/km².
Geschichte
1317 wurde Lietzow erstmal urkundlich erwähnt, die ersten menschlichen Siedlungen in der Region werden jedoch auf Älter geschätzt. Lytzowe hieß der Ort noch 1335, bereits im Jahre 1442 ähnelte die Schreibweise des Ortes mit Liezowe seiner heutigen Bezeichnung. Der Ortsname wird slawischen Ursprungs zu geordnet. Die Geschichte des typischen märkischen Straßendorf hat keine spektakulären Ereignisse aufzuweisen mit einer Ausnahme.
Ein Schüler des berühmten Karl Friedrich Schinkel (* 1781; † 1841), Friedrich August Stüler (* 1800; † 1865), muss sich nach Lietzow verirrt haben. Stüler hat 1860 die neugotische Dorfkirche ein bis heute größtenteils erhaltenes Backsteinbauwerk geplant und die Ausführung des Baues überwacht.[2] Die Kirche ist nicht nur eine architektonische Augenweide sondern auch ein bedeutendes bautechnisches Zeitzeugnis. Schließlich wurde wichtige Teil Kirche aus dem damals noch neuen und hochmodernen Baustoff Beton gefertigt und sind ein Zeugnis für die neuen architektonischen, gestalterischen und konstruktiven Möglichkeiten des Baustoffes und junger innovativer Baumeister. Bei der Betrachtung der Bedeutung des Bauwerkers sollte man beachten, dass das erste Werk für die Herstellung des Betonbindemittels Zement in Deutschland erst 1838 in Ulm und für Portlandzement erst 1850 in Buxtehude errichtet wurden. Neben der Kirche sind auch die Inneneinrichtung wie die Kanzel, Altar, Taufebecken und das Chorgestühl aus der Erbauungszeit erhalten.
Im Zuge der Gemeindegebietsreform des Landes Brandenburg wurde Lietzow im Jahre 2003 ein Ortsteil von Nauen.
Sage vom der Semmelfrau
»Ungefähr 400 Meter auf dem alten Weg nach Nauen liegt ein aus Feldstein gehauenes Kreuz. Der Sage nach war das Steinkreuz vor hunderten von Jahren errichtet worden, als eine Frau von einem Wolf angefallen und aufgefressen wurde.« [3]
Der Sage nach soll eine Frau aus Nauen kommend versucht haben, einen sie verfolgenden Wolf mittels zu werfen von frischen Semmeln daran zu hindern sie anzugreifen und zu fressen. Die Semmeln gingen ihr jedoch 400 Meter vor dem Dorf aus und der Wolf noch immer hungrig soll über sie hergefallen und sie gefressen haben. Zum Andenken wurde deshalb 400 Meter vorm Dorf an der betreffenden Stelle jenes Steinkreuz errichtet. [4]
==Kommunikation und Infrastruktur==
Lietzow ist im Rahmen des ÖPNV durch die Havelbus Linie 664 der HVG mit Nauen und Königshorst verbunden. Die postalische Erreichbarkeit der Lietzower Bürger wird mittels der Postleitzahl: 14641 Nauen OT Bergerdamm und die telefonische Erreichbarkeit mittels der Vorwahl: 03321 sichergestellt.
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik (LDS) - Beitrag zur Statistik - Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg von 1875 bis 2005 - Landkreis Havelland vom Dez. 2006
- ↑ Amtsblatt für den Landkreis Havelland, Jahrgang 8, Rathenow,06.08.2001, Nr. 08, Seite 119, Verzeichnis der Denkmale 2001PDF
- ↑ Lietzower Steinkreuz auf Sühnekreuz.de
- ↑ Märkische Sühnekreuze - Beitrag von Rudolf Schmidt (Eberswalde), 1916