„Josefine Mutzenbacher“ – Versionsunterschied

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== Fortsetzungen ==
== Fortsetzungen ==
Nach ''Die Geschichte einer Wienerischen Dirne. Von ihr selbst erzählt'' erschienen später noch die beiden Fortsetzungen ''Meine 365 Liebhaber'' und ''Peperl Mutzenbacher - Tochter der Josefine Mutzenbacher''. Die Autoren sind ebenfalls anonym; es gibt aber keine Hinweise, dass die Fortsetzungen vom gleichen Autor, also allenfalls auch von Felix Salten, stammen.
Nach ''Die Geschichte einer Wienerischen Dirne. Von ihr selbst erzählt'' erschienen später noch die beiden Fortsetzungen ''Meine 365 Liebhaber'' und ''Peperl Mutzenbacher - Tochter der Josefine Mutzenbacher''. Die Autoren sind ebenfalls anonym; es gibt keine Hinweise, dass die Fortsetzungen vom gleichen mutmaßlichen Autor Felix Salten stammen.


Außerdem bekannt ist die durch eine Lesung von [[Helmut Qualtinger]] bekannt gewordene Persiflage ''Fifi Mutzenbacher'' von Wolfgang Bertrand (ein Pseudonym von [[Wolfgang Kudrnofsky]]<ref>Andreas Klimt (Hg.): ''Kürschners Deutscher Literatur-Kalender'', K. G. Saur Verlag GmbH, 2002, ISBN 3-598-23585-2, S. 682 ({{Google Buch|BuchID=CRInAQAAIAAJ|Seite=682|Hervorhebung="Wolfgang Bertrand"}}, {{Google Buch|BuchID=CRInAQAAIAAJ|Seite=682|Hervorhebung="Fifi Mutzenbacher"|Linktext="Fifi Mutzenbacher"}})</ref>).
Außerdem wurde durch eine Lesung von [[Helmut Qualtinger]] die [[Persiflage]] ''Fifi Mutzenbacher'' von Wolfgang Bertrand (ein Pseudonym von [[Wolfgang Kudrnofsky]]) bekannt.<ref>Andreas Klimt (Hg.): ''Kürschners Deutscher Literatur-Kalender'', K. G. Saur Verlag GmbH, 2002, ISBN 3-598-23585-2, S. 682 ({{Google Buch|BuchID=CRInAQAAIAAJ|Seite=682|Hervorhebung="Wolfgang Bertrand"}}, {{Google Buch|BuchID=CRInAQAAIAAJ|Seite=682|Hervorhebung="Fifi Mutzenbacher"|Linktext="Fifi Mutzenbacher"}})</ref>.


== Verfilmungen ==
== Verfilmungen ==

Version vom 7. März 2013, 22:15 Uhr

Josefine Mutzenbacher: Meine 365 Liebhaber. Erste Ausgabe des zweiten Bandes (1925)

Josefine „Pepi“ Mutzenbacher ist der Name einer Wiener Prostituierten, die 1852–1904 gelebt haben soll. Ihre (vermutlich fiktiven) erotischen Lebenserinnerungen erschienen erstmals 1906 in kleiner Auflage in Wien bei dem ungenannten Erotika-Verleger Fritz Freund unter dem Titel Josefine Mutzenbacher. Die Geschichte einer Wienerischen Dirne. Von ihr selbst erzählt. Das Buch erschien auf Subskriptionsbasis, um die damalige Zensur zu umgehen.

Dieser Roman gilt seit seinem Erscheinen als ein Meisterstück erotischer Literatur, fand aber erst in den 1970er Jahren nach seiner Verfilmung durch den Regisseur Kurt Nachmann im deutschsprachigen Raum größere Verbreitung. Der Autor des Romans ist unbekannt; das Buch wird aber dem österreichisch-ungarischen Schriftsteller Felix Salten (u.a. Verfasser des später durch Walt Disney als Zeichentrickfilm auf die Leinwand gebrachten Kinderbuches Bambi) zugeschrieben. Je nach Lesart waren es die zeitgenössischen Autoren Karl Kraus oder Egon Friedell[1], die Felix Salten als Urheber nannten; Salten selbst hat sich in dieser Frage nie festgelegt.

Da weder Autor noch Verleger wagten, Ansprüche auf Urheberrecht geltend zu machen, erschienen schon bald Neudrucke, Neuschöpfungen und mehrere Fortsetzungen unter dem Namen Josefine Mutzenbacher, die teils mehr, teils weniger obszön ausfielen. Das Original gilt laut Oswald Wiener als „der wohl einzige deutsche pornographische Roman von Weltrang“, Teil 2 gilt als „erheblich abfallend“, Teil 3 als „uninteressant“.

Inhalt

In dem Buch erzählt die Protagonistin, die gealterte Prostituierte Mutzenbacher, aus ihrer Kindheit. Sie berichtet, wie ein Bettgeher sie schon als Fünfjährige auf den Schoß genommen und ihr das Röckchen aufgehoben hat, wie sie von anderen Kindern bei diversen „Vater-und-Mutter“-Spielchen aufgeklärt wurde und was die Nachbarin auf dem Dachboden so trieb; im Verlauf der Handlung kommen „Reinigungen“ durch einen scheinheiligen Kooperator ebenso detailliert zur Sprache wie inzestuöse Handlungen und vieles andere mehr. Am Ende des Buches ist sie etwa vierzehn Jahre alt und sammelt ihre ersten Erfahrungen als Prostituierte.

Aus der Erzählperspektive der Hauptfigur wird dabei stets die lustvolle Freiwilligkeit betont, auch in den oft seitenlangen Dialogen der Handelnden (samt einschlägigem wienerischem Vokabular). Zugleich wird ein Sittenbild des Wiener Proletariats im ausgehenden 19. Jahrhundert präsentiert. Je nach Zeitgeist steht das Werk in der Kritik, der Kinderpornografie Vorschub zu leisten.

Rechtliche Beurteilung in Deutschland

In Deutschland wurde das Buch von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften 1982 in die Liste der jugendgefährdenden Schriften aufgenommen. Der Rowohlt Verlag, der seiner Ausgabe ein erklärendes Vorwort sowie ein Glossar zur „Wiener Dirnensprache“ hinzugefügt hatte, klagte gegen die Indizierungsentscheidung.

Nachdem auch das Bundesverwaltungsgericht die Indizierung als rechtmäßig beschieden hatte, zog der Verlag vor das Bundesverfassungsgericht. Dieses hob mit der Mutzenbacher-Entscheidung aus dem Jahr 1990 (BVerfGE 83, 130) die Entscheidung der Bundesprüfstelle mit der Begründung auf, es fehle eine Abwägung mit dem Grundrecht der Kunstfreiheit des Artikels 5 Grundgesetz.[2]

Nachdem die Bundesprüfstelle diese Abwägung in einem neuerlichen Verfahren durchgeführt und das Buch erneut in die Liste der jugendgefährdenden Schriften eingetragen hatte, entschied das Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen in einem zweiten Prozess[3], dass es sich bei dem Werk um Kinderpornografie handele und die von der Bundesprüfstelle vorgenommene Abwägung mit der Kunstfreiheit nicht zu beanstanden sei. Dabei führte das Oberverwaltungsgericht Münster unter anderem aus:

„Die Bundesprüfstelle hat die schwere Jugendgefährdung im Sinne des § 6 GjS in ihrer Sitzung am 5. November 1992 eingehend – und nach wie vor gültig – begründet und dazu insbesondere darauf abgestellt, daß der Roman den sexuellen Kindesmißbrauch ausführlich und in einer für pornographische Erzeugnisse gebräuchlichen aufreizenden Weise schildere und ihn einschränkungs- und kritiklos verharmlose und verherrliche. Diese Bewertung als einer kontinuierlichen Würdeverletzung, der die Klägerin nicht mit sachhaltigen Einwänden entgegengetreten ist, liegt auch nach Auffassung des Senates offen zu Tage: Der Roman erschöpft sich nahezu - nur wenige Seiten sind hiervon ausgenommen – in einer Aneinanderreihung pornographischer Episoden, an denen Kinder und Jugendliche stets maßgeblich beteiligt sind. Die Hauptfigur der Josefine Mutzenbacher agiert dabei im Alter zwischen 7 und 13 Jahren. Detailreich werden inzestuöse Szenen zwischen Geschwistern sowie zwischen Kindern und ihren Eltern geschildert. Verführung in allen Varianten, gelegentlich aber auch Gewalt, Erpressung und Demütigung durch überlegene Geschlechtspartner (Eltern, Hausbewohner, Soldaten, den Beichtvater, den Katecheten, den Lehrer usw.) gehören zum Alltäglichen des auf das Sexuelle konzentrierten Kinderdaseins. All diese dargestellten Widerfahrnisse und ihr Ergebnis – der Status des Dirnenlebens der Titelfigur – werden stilistisch und inhaltlich in einer Weise gutgeheißen, die Kindern und Jugendlichen kaum ermöglicht, kritische Distanz zu gewinnen.“

Die Revision gegen das Urteil des Oberverwaltungsgerichtes wurde vom Bundesverwaltungsgericht nicht zur Entscheidung angenommen.

Fortsetzungen

Nach Die Geschichte einer Wienerischen Dirne. Von ihr selbst erzählt erschienen später noch die beiden Fortsetzungen Meine 365 Liebhaber und Peperl Mutzenbacher - Tochter der Josefine Mutzenbacher. Die Autoren sind ebenfalls anonym; es gibt keine Hinweise, dass die Fortsetzungen vom gleichen mutmaßlichen Autor Felix Salten stammen.

Außerdem wurde durch eine Lesung von Helmut Qualtinger die Persiflage Fifi Mutzenbacher von Wolfgang Bertrand (ein Pseudonym von Wolfgang Kudrnofsky) bekannt.[4].

Verfilmungen

In den Jahren 1970 bzw. 1971 wurden der erste (Josephine Mutzenbacher) und der zweite Teil der Erzählung (Mutzenbacher II. Teil – Meine 365 Liebhaber) von Regisseur Kurt Nachmann mit Christine Schuberth, Elisabeth Volkmann und Kai Fischer verfilmt. Der dritte Teil erhielt 1972 den Titel Ferdinand »Mutzenbacher«, erschien in Deutschland aber unter dem Namen Auch Fummeln will gelernt sein. 1976 folgte mit Josefine Mutzenbacher – Wie sie wirklich war eine pornografische Verfilmung unter der Regie von Hans Billian mit Patricia Rhomberg in der Titelrolle, die bis heute als einer der besten deutschen Pornofilme gilt. Folgerichtig gab es drei Fortsetzungen desselben Regisseurs, die jedoch nicht an den Erfolg des ersten Teils herankamen.

Literatur

Buchausgaben

  • Oswald Wiener (Hrsg): Josefine Mutzenbacher: Die Lebensgeschichte einer wienerischen Dirne, von ihr selbst erzählt. Rogner & Bernhard, München 1969. Mit dem Anhang Beiträge zur Ädöologie des Wienerischen.
  • Wolfgang Schneider (Hrsg): Josefine Mutzenbacher. Lebensgeschichte einer Wiener Dirne / Josefine Mutzenbacher und ihre 365 Liebhaber. AREA Verlag, Erftstadt 2004, ISBN 3-89996-276-1.
  • Josefine Mutzenbacher: Sammelband. Josefines Jugend; Josefine Mutzenbacher; Peperl Mutzenbacher - Tochter der Josefine. Tosa Verlag, Wien, ISBN 3-85492-843-2. Sammelband mit zahlreichen zeitgenössischen Photographien. (Bemerkung: Tosa hat die Titel der ersten beiden Teile geändert. „Josefines Jugend“ entspricht „Josefine Mutzenbacher: Die Geschichte einer wienerischen Dirne“ und „Josefine Mutzenbacher“ entspricht „Josefine Mutzenbacher: Meine 365 Liebhaber“.)
  • Hansjürgen Blinn (Hrsg.): Erotische Literatur. Von Lysistrata bis Lady Chatterley. Directmedia Publishing, Berlin 2006. ISBN 3-89853-536-3. Enthält unter anderem Teil 1.
  • Gutenberg-DE Erotica 1. Projekt Gutenberg-DE, Hamburg 2005. CD-ROM, die unter anderem alle drei Teile von Josefine Mutzenbacher enthält.
  • Josefine Mutzenbacher: Die Geschichte einer Wienerischen Dirne von ihr selbst erzählt. www.new-ebooks.de, Dresden.
  • Josefine Mutzenbacher: Meine Tochter Peperl. www.new-ebooks.de, Dresden.
  • J. J. Preyer: Ermittlungen im Falle Mutzenbacher. Eine neue Theorie über den Verfasser der Mutzenbacher in einen historischen Krimi verpackt. Oerindur Verlag, Steyr 2008. ISBN 978-3-902291-22-6.

Verfilmungen von Kurt Nachmann

Verfilmungen von Hans Billian

Einzelnachweise

  1. Vorwort vonFranz Tassié in der Buchausgabe von 1971
  2. Beschluss des Ersten Senats des Bundesverfassungsgerichts vom 27. November 1990
  3. OVG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 11. September 1997, AZ. 20 A 6471/95
  4. Andreas Klimt (Hg.): Kürschners Deutscher Literatur-Kalender, K. G. Saur Verlag GmbH, 2002, ISBN 3-598-23585-2, S. 682 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche, "Fifi Mutzenbacher" in der Google-Buchsuche)