„Getriebe“ – Versionsunterschied
[ungesichtete Version] | [gesichtete Version] |
Ot (Diskussion | Beiträge) K Änderungen von 78.34.133.142 (Diskussion) auf die letzte Version von Schotterebene zurückgesetzt Markierung: Zurücksetzung |
|||
(280 dazwischenliegende Versionen von mehr als 100 Benutzern, die nicht angezeigt werden) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
<gallery perrow="2" class="float-right" widths="180" heights="200"> |
|||
{{Dieser Artikel|beschreibt das Maschinenelement; für die Band des Namens siehe [[Getriebe (Band)]].}} |
|||
Gears large.jpg|[[Zahnradgetriebe]] mit zwei Zahnradpaarungen. <br />Teile von unten nach oben: Antriebs[[ritzel]], Zwischen[[Zahnrad|rad]], Abtriebsrad, [[Maschinengestell|Gestell]] (hinten) |
|||
4-Stroke-Engine.gif|[[Schubkurbel]]getriebe<br />im [[Ottomotor]] (4-Takt-Motor).<br />Antriebs- ([[Kolben (Technik)|Kolben]]), [[Koppelgetriebe|Koppel-]] ([[Pleuel]]) und Abtriebsglied ([[Kurbelwelle]]), [[Maschinengestell|Gestell]] (Gehäuse) |
|||
</gallery> |
|||
[[Datei:Scharnier 11.gif|mini|Koppelgetriebe als Weitwinkelscharnier]] |
|||
Ein '''Getriebe''' (oder ''Umformerelement'') ist ein [[Maschinenelement]], mit dem [[Kinematik|Bewegungsgrößen]] geändert werden. Mitunter spielt die Änderung einer [[Kraft]] oder eines [[Drehmoment]]s die entscheidende Rolle.<ref name="Hildebrand1968">[[Siegfried Hildebrand]]: ''Feinmechanische Bauelemente |
Ein '''Getriebe''' (oder ''Umformerelement'') ist ein [[Maschinenelement]], mit dem [[Kinematik|Bewegungsgrößen]] geändert werden können. Mitunter spielt die Änderung einer [[Kraft]] oder eines [[Drehmoment]]s die entscheidende Rolle.<ref name="Hildebrand1968">[[Siegfried Hildebrand]]: ''Feinmechanische Bauelemente''. Hanser, München 1968, S. 484 f.</ref> Die zu ändernde Bewegung ist oft eine [[Drehbewegung]] (siehe nebenstehendes Bild, links), manchmal auch eine Hin- und Herbewegung (siehe nebenstehendes Bild, rechts). Ein Getriebe besitzt im Allgemeinen einen ''[[Antrieb]]'', an dem die Bewegungsgröße von einer [[Kraftmaschine]] „eingespeist“ wird (z. B. von einem [[Motor]]), sowie einen ''[[Antrieb#Abtrieb|Abtrieb]]'', an dem eine [[Arbeitsmaschine]] angeschlossen ist. |
||
Beim aus dem Automobil bekannten |
Beim aus dem Automobil bekannten [[Schaltgetriebe]] oder beim [[Räderwerk]] einer Uhr handelt es sich vorwiegend um Zahnradgetriebe, die nur eine von mehreren Getriebearten sind.<ref>Autofahrer und viele Automobiltechniker gebrauchen den Begriff „Getriebe“ (ohne weitere Spezifizierung) in der Regel für das [[Fahrzeuggetriebe|schaltbare Antriebsgetriebe]]. Andere Getriebemechanismen, z. B. des Scheibenwischers (eine [[Kurbelschwinge]]), werden in der Regel explizit spezifiziert (das „''Scheibenwischer''-Getriebe“).</ref> |
||
== |
== Begriffsdefinitionen == |
||
Getriebe sind meist mechanische Vorrichtungen ([[einfache Maschine]]), können aber auch auf [[Hydraulik|hydraulischen]], seltener auf [[Pneumatik|pneumatischen]] oder [[Elektromagnetismus|elektromagnetischen]] Prinzipien beruhen. Sie bestehen aus mindestens drei Gliedern, je einem bewegten Ein- und Ausgangsglied und dem [[Maschinengestell]]. |
|||
Getriebe mit ausschließlich festen Bauteilen (also [[Festkörper]]n) werden ''Mechanische Getriebe'' genannt. Bei Beteiligung von Flüssigkeiten handelt es sich um ''[[Strömungsgetriebe]]'' oder ''hydraulische Getriebe''. Die Steuerung von [[Elektrischer Generator|elektrischen Generatoren]] und/oder [[Elektromotor|Motoren]] bewirkt ein gelegentlich sogenanntes elektrisches oder elektronisches Getriebe. |
|||
Sie übertragen und wandeln: |
|||
Die älteste Getriebe-Systematik stammt von [[Franz Reuleaux]] aus dem 19. Jahrhundert.<ref> Franz Reuleaux: ''Theoretische Kinematik.'' Braunschweig, 1875.</ref><ref>Siegfried Wetzel: ''[[Phywe]]-Schriftenreihe: Technik in Versuchen - Getriebe'', Industrie-Druck GmbH Verlag Göttingen, 1973</ref> Er teilte die mechanischen Getriebe wie folgt ein: |
|||
* [[Drehmoment]]e |
|||
* [[Drehrichtung]]en |
|||
* [[Drehzahl]]en |
|||
* [[Kraft|Kräfte]] |
|||
Die [[VDI-Richtlinie]] ''VDI 2127'' besagt: |
|||
{{Zitat|Getriebe dienen zur Übertragung und Umformung von Bewegungen, Energie und/oder Kräften.}} |
|||
== Getriebearten == |
|||
Ein Getriebe mit ausschließlich festen Bauteilen (also [[Festkörper]]n) wird ''mechanisches Getriebe'' genannt. Ist eine Flüssigkeit beteiligt, handelt es sich um ein ''[[hydrodynamisches Getriebe]]'' (Strömungsgetriebe, arbeitet mit Auftriebskräften an angeströmten Schaufeln) oder ein ''[[hydrostatisches Getriebe]]'' (arbeitet mit Druckkräften an Kolben). Die Kombination eines (elektronisch gesteuerten) [[Elektrischer Generator|elektrischen Generators]] mit einem [[Elektromotor]] nennt man gelegentlich elektrisches oder elektronisches Getriebe, historisch ist der [[Umformer#Leonardsatz|Leonard-Antrieb]]. |
|||
Die älteste Getriebe-Systematik stammt von [[Franz Reuleaux]] aus dem 19. Jahrhundert.<ref>[[Franz Reuleaux]]: ''Theoretische Kinematik. Grundzüge einer Theorie des Maschinenwesens'' (= ''Lehrbuch der Kinematik.'' Bd. 1). Vieweg, Braunschweig, 1875, [https://web.archive.org/web/20160304073037/https://contents.hsb.hs-mittweida.de/index.php?id=6&no_cache=1&tx_dlf%5Bid%5D=221&tx_dlf%5Bpage%5D=5&cHash=98b66f8ef62c8c3c1859bc3405760439 Digitalisat].</ref> Er teilte die mechanischen Getriebe wie folgt ein: |
|||
* Kurbelgetriebe (siehe [[Koppelgetriebe]]) |
* Kurbelgetriebe (siehe [[Koppelgetriebe]]) |
||
* [[Kurvengetriebe]] |
* [[Kurvengetriebe]] |
||
Zeile 18: | Zeile 32: | ||
* Sperrgetriebe |
* Sperrgetriebe |
||
== Getriebe mit gleichmäßiger Übersetzung (für Drehbewegung) == |
|||
== Begriffsdefinitionen == |
|||
Die häufigste Aufgabe eines gleichmäßig-übersetzenden Getriebes ist die Anpassung einer gegebenen Eingangsdrehzahl an eine geforderte Ausgangsdrehzahl. Beispiel: 6000/min eines Automotors am Getriebeeingang zu 1000/min am Getriebeausgang (um andere Verhältnisse zu verwirklichen, haben Automobilgetriebe mehrere Gänge). |
|||
Getriebe übertragen und wandeln: |
|||
Folgende Begriffe werden im Zusammenhang mit gleichmäßig-übersetzenden Getrieben von Drehbewegungen häufig verwendet<ref>Waldemar Steinhilper, Bernd Sauer: ''Konstruktionselemente des Maschinenbaues 2. Grundlagen von Maschinenelementen für Antriebsaufgaben'', Springer-Verlag, 5. Auflage, 2006</ref>: |
|||
* ''[[Drehmoment]]e'' |
|||
* Die ''[[Übersetzung (Technik)|Übersetzung]]'' ist das Verhältnis zwischen Antriebs- und Abtriebsdrehzahl. Ein Übersetzungsverhältnis größer Eins wird gelegentlich Untersetzung (kein in DIN genormter Begriff) genannt. |
|||
* ''[[Drehrichtung]]en'' |
|||
* ''[[Drehzahl]]en'' |
|||
* ''[[Kraft|Kräfte]]'' |
|||
In Anlehnung an ''[[VDI-Richtlinie]] [[VDI 2127]]'': |
|||
:''Getriebe dienen zur Übertragung und Umformung ([[Übersetzung (Technik)|Übersetzung]]) von Bewegungen, Energie und/oder Kräften.'' |
|||
Sie sind meist mechanische Vorrichtungen ([[einfache Maschine]]), können aber auch auf [[Hydraulik|hydraulischen]], seltener auf [[Pneumatik|pneumatischen]] oder [[Elektromagnetismus|elektromagnetischen]] Prinzipien beruhen. Sie bestehen aus mindestens drei Gliedern, je einem bewegten Ein- und Ausgangsglied und dem [[Maschinengestell]]. |
|||
Begriffe bei Getrieben, die eine Drehbewegung ändern: |
|||
* Die häufigste Aufgabe eines Getriebes ist die Anpassung einer gegebenen Eingangsdrehzahl, z. B. die Drehzahl von Elektromotoren, an eine geforderte Ausgangsdrehzahl, z. B. für ein Werkzeug. Beispiele: Motor des Rasierers an Drehzahl der Rundmesser oder Automotordrehzahl (6000/min) am Getriebeeingang soll am Getriebeausgang 1000/min haben (um andere Verhältnisse zu verwirklichen, haben Automobilgetriebe mehrere Gänge). |
|||
* Die ''[[Übersetzung (Technik)|Übersetzung]]'' ist das Verhältnis zwischen Antriebs- und Abtriebsdrehzahl. Das Übersetzungsverhältnis größer Eins wird gelegentlich Untersetzung (kein in DIN genormter Begriff) genannt. |
|||
* Das Übersetzungsverhältnis ist fest oder nur in Stufen veränderlich: ''Schaltgetriebe'' mit mehreren ''Gängen'' konstanten Drehverhältnisses. |
* Das Übersetzungsverhältnis ist fest oder nur in Stufen veränderlich: ''Schaltgetriebe'' mit mehreren ''Gängen'' konstanten Drehverhältnisses. |
||
* Das Übersetzungsverhältnis ist stufenlos veränderlich: '' |
* Das Übersetzungsverhältnis ist stufenlos veränderlich: ''[[stufenloses Getriebe]]''. |
||
* Das Verhältnis des maximalen zum minimalen Übersetzungsverhältnis ist der ''Stellbereich'' des Getriebes. |
* Das Verhältnis des maximalen zum minimalen Übersetzungsverhältnis ist der ''Stellbereich'' des Getriebes. |
||
== Getriebe mit gleichmäßiger Übersetzung (für Drehbewegung) == |
|||
Das Getriebe befindet sich in der Regel zwischen einer [[Antrieb|antreibenden]] [[Kraftmaschine]] ([[Motor]]) und einer getriebenen [[Arbeitsmaschine]] (oder einem Maschinenteil). Mit beiden ist es über je eine [[Kupplung]] fest oder lösbar verbunden. |
Das Getriebe befindet sich in der Regel zwischen einer [[Antrieb|antreibenden]] [[Kraftmaschine]] ([[Motor]]) und einer getriebenen [[Arbeitsmaschine]] (oder einem Maschinenteil). Mit beiden ist es über je eine [[Kupplung]] fest oder lösbar verbunden. |
||
Zeile 45: | Zeile 46: | ||
=== Nach Bauart === |
=== Nach Bauart === |
||
* ''Feste Getriebe'' |
* ''Feste Getriebe'' – Drehzahlverhältnis und Drehmomentwandlung sind nicht veränderbar. |
||
* ''Verstellgetriebe'' können in ''gestufte'' und ''stufenlose Getriebe'' unterteilt werden. |
* ''Verstellgetriebe'' können in ''gestufte'' und ''stufenlose Getriebe'' unterteilt werden. → siehe z. B. [[Kulissensteuerung]] von Dampfmaschinen oder [[Verstellpropeller]] von Booten bzw. Flugzeugen |
||
* [[Schaltgetriebe]]: Drehzahl und Drehmoment können abgestuft geschaltet werden. Die Funktion kann auch in einer Drehrichtungsumkehr in Form eines Rückwärtsganges liegen. |
* [[Schaltgetriebe]]: Drehzahl und Drehmoment können abgestuft geschaltet werden. Die Funktion kann auch in einer Drehrichtungsumkehr in Form eines Rückwärtsganges liegen. → typische Verwendung in [[Kraftfahrzeug]]en |
||
* Zugmittelgetriebe, siehe [[Continuously variable transmission]] (CVT) |
* Zugmittelgetriebe, siehe [[Continuously variable transmission]] (CVT) |
||
* [[Kettengetriebe]] |
* [[Kettengetriebe]] |
||
Zeile 53: | Zeile 54: | ||
* [[Reibgetriebe]] |
* [[Reibgetriebe]] |
||
* [[Wälzkörpergetriebe]] |
* [[Wälzkörpergetriebe]] |
||
* Zugmittelgetriebe, siehe [[Continuously variable transmission]] (CVT) |
|||
* [[Riemengetriebe]] (Flachriemen, Keilriemen) |
* [[Riemengetriebe]] (Flachriemen, Keilriemen) |
||
* Automatisches Getriebe: siehe [[Fahrzeuggetriebe]] |
* Automatisches Getriebe: siehe [[Fahrzeuggetriebe#Automatisierte Betätigung|Fahrzeuggetriebe]] |
||
* ''Leistungsteilungsgetriebe'': beispielsweise [[Differentialgetriebe]] |
* ''Leistungsteilungsgetriebe'': beispielsweise [[Differentialgetriebe]] |
||
=== Nach der Art der Kraftübertragung === |
=== Nach der Art der Kraftübertragung === |
||
==== Mechanische Getriebe ==== |
==== Mechanische Getriebe ==== |
||
Übertragen von Bewegungen, Kräften und Drehmomenten durch starre Bauteile, z. B. Zahnräder, Ketten, Riemen oder Gelenkstäbe |
|||
Übertragen von Bewegungen, Kräften und Drehmomenten durch starre Bauteile, z.B. Zahnräder, Ketten, Riemen oder Gelenkstäbe. |
|||
===== Formschlüssige Getriebe ===== |
===== Formschlüssige Getriebe ===== |
||
[[Datei:Worm-WormWheel-gearbox.jpg|mini|2-stufiges Zahnradgetriebe: [[Stirnradgetriebe|Stirnrad-]] (rechts, Antrieb) und [[Schneckengetriebe]] (links, Abtrieb) |
[[Datei:Worm-WormWheel-gearbox.jpg|mini|2-stufiges Zahnradgetriebe: [[Stirnradgetriebe|Stirnrad-]] (rechts, Antrieb) und [[Schneckengetriebe]] (links, Abtrieb)]] |
||
# [[Zahnradgetriebe]] |
|||
# [[Zahnriementrieb|Zahnriemengetriebe]] (Diese Getriebe werden der Form wegen auch den Riemengetrieben zugeordnet.) |
|||
# Getriebe mit [[Zahnrad|Zahnrädern]] |
|||
## [[Stirnradgetriebe]]: Eingangs- und Ausgangswelle sind parallel. |
|||
## [[Planetenradgetriebe|Planetengetriebe]]: An- und Abtriebswelle sind [[koaxial]]. Um das Innenrad kreisen Planetenräder, die ihrerseits wieder in ein Außenrad eingreifen. Sonderform der Stirnradgetriebe (zum Beispiel in der [[Nabenschaltung]] von Fahrrädern). |
|||
## [[Kegelradgetriebe]]: An- und Abtriebswelle sind nicht parallel (meist 90°) angeordnet. Die äußere Form der Zahnräder (Hüllkurve) entspricht Kegeln, deren Mittelachsen sich schneiden. |
|||
## [[Kronenradgetriebe]]: Verwendung und Bauform wie Kegelradgetriebe; allerdings ist das Ritzel als Stirnrad ausgeführt, und das Gegenrad hat die Form einer Krone mit der Verzahnung an der Radseite. Daher nennt man es [[Kronenrad]]. |
|||
## [[Schraubenradgetriebe]]: Wellen kreuzen sich. Die Wellenachsen sind windschief, haben also keinen Schnittpunkt. |
|||
## Ausgleichsgetriebe (auch [[Differentialgetriebe]]): Spezialgetriebe, das vor allem im [[Kraftfahrzeug]]bau eingesetzt wird. |
|||
## [[Schieberadgetriebe]]: Bei Schieberadgetrieben wird zwischen den verschiedenen Gängen durch axiales Verschieben eines Räderblocks auf einer Getriebewelle gewechselt. |
|||
## [[Harmonic-Drive-Getriebe]] (auch Taumelradgetriebe): es fällt unter die sogenannten [[Umlaufrädergetriebe|Umlaufgetriebe]]. Beim Harmonic-Drive-Getriebe wird das Antriebselement durch einen elliptischen Kurvenkörper permanent verformt. Das Untersetzungsverhältnis von HD-Getrieben ist systembedingt hoch. Es wird unter anderem bei Robotern, Geräten und Maschinen, auch in Luft- und Raumfahrt eingesetzt, wenn dort eine Drehzahl stark reduziert oder ein Moment stark erhöht werden muss. Aus Aufbau und Wirkart ergibt sich eine nahezu spielfreie Verzahnung. |
|||
# [[Zykloidgetriebe]] |
|||
# [[Schneckengetriebe]] |
|||
# [[Kettengetriebe]] (siehe auch [[Antriebskette]] und [[Kette]]narten) |
# [[Kettengetriebe]] (siehe auch [[Antriebskette]] und [[Kette]]narten) |
||
# [[Laschenkette|Lamellenkettengetriebe]] zwischen [[Kegelrad|kegelradähnlichen]] Rädern (Diese Getriebe mit stufenloser Änderung der Übersetzung werden der Form wegen auch den Riemengetrieben zugeordnet.) |
|||
# [[Zahnriementrieb]] |
|||
# [[Schrittgetriebe]] |
|||
===== Kraftschlüssige Getriebe ===== |
===== Kraftschlüssige Getriebe ===== |
||
{{Hauptartikel|Reibgetriebe}} |
{{Hauptartikel|Reibgetriebe}} |
||
# [[Riemengetriebe]] |
|||
# [[Riemengetriebe]] (hierzu werden auch [[Kettengetriebe#kraftschlüssige Kettengetriebe|kraftschlüssige Kettengetriebe]] gezählt) |
|||
# [[Kegelringgetriebe]]: An- und Abtriebswelle sind in Form von Kegeln dargestellt, die über einen stufenlos verstellbaren Ring eine (nahezu) beliebige Übersetzung ermöglichen. |
# [[Kegelringgetriebe]]: An- und Abtriebswelle sind in Form von Kegeln dargestellt, die über einen stufenlos verstellbaren Ring eine (nahezu) beliebige Übersetzung ermöglichen. |
||
# [[Wälzkörpergetriebe]] (auch: Reibradgetriebe) |
# [[Wälzkörpergetriebe]] (auch: Reibradgetriebe) |
||
Zeile 90: | Zeile 78: | ||
==== Hydraulische Getriebe ==== |
==== Hydraulische Getriebe ==== |
||
Bei hydraulischen Getrieben (siehe [[Strömungsgetriebe]]) sind An- und Abtriebsseite nicht mit festen Bauteilen (Räder, Riemen u.ä.) miteinander verbunden. Die Antriebswelle setzt eine Flüssigkeit im Inneren in Bewegung, die die Abtriebswelle antreibt. Es wird zwischen hydrostatischen (mit externer Druckerzeugung) und hydrodynamischen (integrierte Druckerzeugung) Getrieben unterschieden. |
Bei hydraulischen Getrieben (siehe [[Strömungsgetriebe]]) sind An- und Abtriebsseite nicht mit festen Bauteilen (Räder, Riemen u. ä.) miteinander verbunden. Die Antriebswelle setzt eine Flüssigkeit im Inneren in Bewegung, die die Abtriebswelle antreibt. Es wird zwischen hydrostatischen (mit externer Druckerzeugung) und hydrodynamischen (integrierte Druckerzeugung) Getrieben unterschieden. |
||
==== Elektrische Getriebe ==== |
==== Elektrische Getriebe ==== |
||
[[Datei:WardLeonard-Internationl.svg|mini|Schaltplan des Leonard-Antriebs]] |
|||
Eine elektrisch [[Steuerungstechnik|gesteuerte]] Kombination aus einem [[Elektrischer Generator|Generator]] und einem [[Elektromotor]] wird oft als elektrisches Getriebe bezeichnet. Ein [[Leonardsatz]] besitzt zum Beispiel einen drehzahlkonstanten Antrieb und kann am Abtrieb variable Drehzahlen liefern, die sowohl niedriger als auch höher als der Antrieb sein können. |
|||
Ein ähnliches Beispiel ist der [[Dieselelektrischer Antrieb|dieselelektrische Antrieb]]. Hier dreht ein Dieselmotor einen Generator und mit dem erzeugten elektrischen Strom werden ein oder mehrere Antriebsmotoren betrieben. Durch die elektrische Steuerung wird erreicht, dass der Dieselmotor im optimalen Drehzahlbereich arbeitet, sowohl beim Anfahren als auch bei hohen Geschwindigkeiten oder beim Rückwärts-Fahren. Typische Anwendungsfälle sind Schiffe und Lokomotiven. |
|||
Eine elektrisch [[Steuerungstechnik|gesteuerte]] Kombination aus einem [[Elektrischer Generator|Generator]] und einem [[Elektromotor]] wird oft als elektrisches Getriebe bezeichnet. Die Definition des Getriebes als kompaktes Maschinenelement trifft für solche Kombinationen nicht mehr zu. Ein älteres Beispiel ist der [[Leonardsatz]]. In modernen Kombinationen zu elektronisch gesteuerten [[Hybridantrieb]]en sind neben Generatoren und Elektromotoren [[Dieselmotor]]en, [[Gasturbine]]n und [[Ottomotor]]en beteiligt. |
|||
Ein neueres Beispiel für ein elektrisches Getriebe ist der [[Magnetisch-Elektrischer Getriebe-Automat|Magnetisch-Elektrische Getriebe-Automat]]. |
|||
Eine [[elektrische Welle]] vermag hingegen nicht, die Drehzahl zu ändern – sie dient zur winkeltreuen Fernübertragung einer Drehbewegung. Sie wird nicht als Getriebe bezeichnet. |
|||
=== Nach Bauform === |
=== Nach Bauform === |
||
Zeile 104: | Zeile 95: | ||
[[Datei:Porsche-gearbox-cutaway.jpg|mini|Schnittmodell eines Autogetriebes]] |
[[Datei:Porsche-gearbox-cutaway.jpg|mini|Schnittmodell eines Autogetriebes]] |
||
Bei Getrieben mit geschlossenem Gehäuse kommt kein Sand bzw. Staub in die Mechanismen, was wichtig für einen geringen Verschleiß ist. Die [[Schmierung]] erfolgt über Fett oder einen geschlossenen Ölkreislauf. Bei einfachen Getrieben reicht es zur Schmierung |
Bei Getrieben mit geschlossenem Gehäuse kommt kein Sand bzw. Staub in die Mechanismen, was wichtig für einen geringen Verschleiß ist. Die [[Schmierung]] erfolgt über Fett oder einen geschlossenen Ölkreislauf. Bei einfachen Getrieben reicht es zur Schmierung oft aus, wenn ein Zahnrad teilweise in ein Ölbad eintaucht und das beim Betrieb aufspritzende Öl die anderen Zahnräder mitschmiert. Das Gehäuse dient auch dem Lärmschutz und der Sicherheit. |
||
Beispiele: [[Kraftfahrzeuggetriebe]], Differentialgetriebe |
Beispiele: [[Fahrzeuggetriebe|Kraftfahrzeuggetriebe]], Differentialgetriebe |
||
== Getriebe mit |
== Getriebe mit ungleichmäßiger Übersetzung == |
||
Zur Berücksichtigung der |
Zur Berücksichtigung der Abhängigkeit der [[Übersetzung (Technik)|Übersetzung]] von der jeweiligen Position des Antriebes benutzt man die Übertragungsfunktion. Diese zeichnet die Position des Abtriebes über der Position des Antriebes auf. |
||
=== Kurvengetriebe === |
=== Kurvengetriebe === |
||
Zeile 120: | Zeile 111: | ||
Kurvengetriebe werden sehr häufig in der Automation eingesetzt, um Schalter zu bedienen, oder um komplizierte Bewegungsabläufe auszuführen. Am geläufigsten ist der Einsatz in Verbrennungsmotoren, wo Kurvengetriebe ([[Nockenwelle]]) das Öffnen und Schließen der Ventile steuern. Von dort ist auch das Problem des Abhebens des Abtasters bekannt (Ventilflattern). |
Kurvengetriebe werden sehr häufig in der Automation eingesetzt, um Schalter zu bedienen, oder um komplizierte Bewegungsabläufe auszuführen. Am geläufigsten ist der Einsatz in Verbrennungsmotoren, wo Kurvengetriebe ([[Nockenwelle]]) das Öffnen und Schließen der Ventile steuern. Von dort ist auch das Problem des Abhebens des Abtasters bekannt (Ventilflattern). |
||
Die Synthese von Kurvengetrieben geht |
Die Synthese von Kurvengetrieben geht meist einher mit der Synthese von Koppelgetrieben, die üblicherweise die abgetasteten Bewegungen weiterleiten und umformen. Es gibt spezielle Kurvenformen zur Optimierung des Abtastverhaltens, die u. a. sind: |
||
* geschwindigkeitsoptimal |
|||
* beschleunigungsoptimal |
|||
* kraftoptimal |
|||
* geräuschminimierend |
|||
Dazu werden im Allgemeinen entsprechend geneigte [[Sinusoid]]en verwendet. |
|||
* Geschwindigkeitsoptimal |
|||
* Beschleunigungsoptimal |
|||
* Kraftoptimal |
|||
* Geräuschminimierend |
|||
u. a. Dazu werden im Allgemeinen entsprechend geneigte [[Sinoide]]n verwendet. |
|||
=== Koppelgetriebe === |
=== Koppelgetriebe === |
||
[[Datei:Linkage path.png|mini|Koppelgetriebe]] |
[[Datei:Linkage path.png|mini|Koppelgetriebe]] |
||
{{Hauptartikel|Koppelgetriebe}} |
{{Hauptartikel|Koppelgetriebe}} |
||
Koppelgetriebe sind Getriebe, die Drehbewegungen in geradlinige oder schwingende Bewegungen umwandeln, auch umgekehrt. Sie zeichnen sich durch die Kopplung von mindestens zwei der beweglichen Elemente mit einer ''Koppel'' aus. |
Koppelgetriebe sind Getriebe, die Drehbewegungen in geradlinige oder schwingende Bewegungen umwandeln, auch umgekehrt. Sie zeichnen sich durch die Kopplung von mindestens zwei der beweglichen Elemente mit einer ''Koppel'' aus. |
||
Zeile 138: | Zeile 129: | ||
Die Koppel ist meistens ein Maschinenteil in Form einer [[Treibstange]], eines [[Pleuel]]s, einer [[Kuppelstange]] oder auch eines [[Gleitstein]]s. |
Die Koppel ist meistens ein Maschinenteil in Form einer [[Treibstange]], eines [[Pleuel]]s, einer [[Kuppelstange]] oder auch eines [[Gleitstein]]s. |
||
In die Gruppe der Koppelgetriebe gehört auch der [[Kurbeltrieb]]. Es setzt eine rotatorische ''(drehende)'' Bewegung in eine translatorische ''(geradlinige)'' Bewegung um oder umgekehrt. Anwendung findet er beispielsweise an [[Dampfmaschine]]n oder im [[Kolbenmotor]] (siehe auch [[Kurbelwelle]]). |
|||
==== Kurbeltrieb ==== |
|||
In die Gruppe der Koppelgetriebe gehört u. a. auch der [[Kurbeltrieb]]. Es setzt eine rotatorische ''(drehende)'' Bewegung in eine translatorische ''(geradlinige)'' Bewegung um oder umgekehrt. Anwendung findet er beispielsweise an [[Dampfmaschine]]n oder im [[Kolbenmotor]]. (siehe auch [[Kurbelwelle]]) |
|||
=== Schrittgetriebe === |
=== Schrittgetriebe === |
||
[[Schrittgetriebe]] setzen eine kontinuierliche Drehbewegung in eine ''intermittierende'' |
[[Schrittgetriebe]] setzen eine kontinuierliche Drehbewegung in eine ''intermittierende'' Drehbewegung um. Zwischen den einzelnen Schritten ist eine Pause, bis der nächste Schritt beginnt. Schrittgetriebe können mit fast jeder Getriebeart realisiert werden. |
||
Schrittgetriebe werden verwendet, um kontinuierliche Bewegungen in |
Schrittgetriebe werden verwendet, um kontinuierliche Bewegungen in ungleichmäßige Bewegungen mit momentaner oder zeitlicher Rast sowie auch mit [[Pilgerschritt]] (kurze Rückwärtsbewegung) umzuformen. Schrittgetriebe können unter anderem durch Rädergetriebe (zum Beispiel [[Sternradgetriebe]]), Räderkoppelgetriebe oder [[Koppelgetriebe]], aber auch durch [[Kurvengetriebe]] und Getriebesonderbauformen realisiert werden. |
||
Die bekannteste Bauform von Schrittantrieben ist das [[Malteserkreuzgetriebe]], bei dem das bestimmende Getriebeteil (je nach Ausprägung) die Form eines [[Malteserkreuz]]es annehmen kann. Sie wurden beispielsweise in Filmprojektoren und -kameras eingesetzt, um |
Die bekannteste Bauform von Schrittantrieben ist das [[Malteserkreuzgetriebe]], bei dem das bestimmende Getriebeteil (je nach Ausprägung) die Form eines [[Malteserkreuz]]es annehmen kann. Sie wurden beispielsweise in Filmprojektoren und -kameras eingesetzt, um den Film schrittweise zu bewegen, sind darüber hinaus aber wenig verbreitet. |
||
== Redewendung „Sand im Getriebe“ == |
== Redewendung „Sand im Getriebe“ == |
||
[[Datei:Wälzfräsmaschine.jpg|mini|„Besser ohne Sand“]] |
[[Datei:Wälzfräsmaschine.jpg|mini|„Besser ohne Sand“]] |
||
Aufgrund der Funktion eines Getriebes gibt es den umgangssprachlichen Ausdruck ''Sand im Getriebe'', wenn etwas schleppend oder nur gestört funktioniert. [[Sand]] im Getriebe sorgt für erhöhten [[Verschleiß]], kann ein Getriebe auch blockieren oder zerstören. Ihren Ursprung mag die Redewendung im Rennsport sowie bei anderen Wettbewerben haben, wie sie beispielsweise bei Ausschreibungen erfolgen. Dabei soll es mitunter vorkommen, dass |
Aufgrund der Funktion eines Getriebes gibt es den umgangssprachlichen Ausdruck ''Sand im Getriebe'', wenn etwas schleppend oder nur gestört funktioniert. [[Sand]] im Getriebe sorgt für erhöhten [[Verschleiß]], kann ein Getriebe auch blockieren oder zerstören. Ihren Ursprung mag die Redewendung im Rennsport sowie bei anderen Wettbewerben haben, wie sie beispielsweise bei Ausschreibungen erfolgen. Dabei soll es mitunter vorkommen, dass neben anderen [[Sabotage]]maßnahmen tatsächlich Sand in Getriebe und Motoren eingebracht wird, um damit den Konkurrenten Nachteile zu verschaffen. Auch waren und sind nicht alle Getriebe dicht gekapselt, wodurch Sand und Schmutz ins Getriebe gelangen kann, wie beim Fahrrad, landwirtschaftlichen Maschinen oder einem [[Betonmischer]]. |
||
== Siehe auch == |
== Siehe auch == |
||
* [[Getriebemotor]] |
|||
* [[Getriebegehäuse]] |
|||
* [[Direktschaltgetriebe]] (DSG) |
|||
* [[Portal:Technik/Themenliste Fahrzeugtechnik|Themenliste Fahrzeugtechnik]] |
|||
* [[Kreisschubgetriebe]] |
* [[Kreisschubgetriebe]] |
||
* [[Flaschenzug]] |
|||
* [[Hebel (Physik)|Hebel]] |
|||
* [[Lineartechnik#Linearantriebe|Linearantriebe]] |
* [[Lineartechnik#Linearantriebe|Linearantriebe]] |
||
* [[Planetengetriebe]] |
* [[Planetengetriebe]] |
||
* [[Extrudergetriebe]] |
* [[Extrudergetriebe]] |
||
* [[Schneckengetriebe]] |
|||
* [[Turbogetriebe]] |
* [[Turbogetriebe]] |
||
* [[Doppelkupplungsgetriebe]] |
* [[Doppelkupplungsgetriebe]] |
||
* [[Unendlichkeitsmaschine]] |
|||
* [[Räderwerk]] |
|||
== Literatur == |
== Literatur == |
||
* Johannes Loomann: ''Zahnradgetriebe. Grundlagen, Konstruktionen, Anwendungen in Fahrzeugen'' (= ''Konstruktionsbücher'', Bd. 26). 3., neubearbeitete und erweiterte Auflage, Springer, Berlin u. a. 1996, ISBN 3-540-60336-0. |
|||
{{überarbeiten}} |
|||
* |
* Kurt Luck, Karl-Heinz Modler: ''Getriebetechnik. Analyse, Synthese, Optimierung''. 2. Auflage, Springer, Berlin u. a. 1995, ISBN 3-540-57001-2. |
||
* |
* Thomas Nagel: ''Zahnriemengetriebe. Eigenschaften, Normung, Berechnung, Gestaltung''. Hanser, München u. a. 2008, ISBN 978-3-446-41380-1. |
||
* Michael Hilgers: ''Nutzfahrzeugtechnik: Getriebe und Antriebsstrangauslegung''. Springer Vieweg, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-12758-9 ([[doi:10.1007/978-3-658-12759-6]]). |
|||
* Thomas Nagel: ''Zahnriemengetriebe : Eigenschaften, Normung, Berechnung, Gestaltung.'' Hanser, München 2008, ISBN 978-3-446-41380-1. |
|||
== Weblinks == |
|||
{{Commonscat|Transmissions|Getriebe}} |
|||
{{Wiktionary}} |
|||
== Einzelnachweise == |
== Einzelnachweise == |
||
<references/> |
<references /> |
||
{{Normdaten|TYP=s|GND=4020807-2}} |
|||
== Weblinks == |
|||
{{Commonscat|Gearboxes|Getriebe}} |
|||
[[Kategorie:Getriebe| ]] |
[[Kategorie:Getriebe| ]] |
||
[[Kategorie:Getriebelehre]] |
[[Kategorie:Getriebelehre]] |
||
[[Kategorie:Getriebetechnik| ]] |
Aktuelle Version vom 18. September 2024, 11:32 Uhr
-
Zahnradgetriebe mit zwei Zahnradpaarungen.
Teile von unten nach oben: Antriebsritzel, Zwischenrad, Abtriebsrad, Gestell (hinten) -
Schubkurbelgetriebe
im Ottomotor (4-Takt-Motor).
Antriebs- (Kolben), Koppel- (Pleuel) und Abtriebsglied (Kurbelwelle), Gestell (Gehäuse)
Ein Getriebe (oder Umformerelement) ist ein Maschinenelement, mit dem Bewegungsgrößen geändert werden können. Mitunter spielt die Änderung einer Kraft oder eines Drehmoments die entscheidende Rolle.[1] Die zu ändernde Bewegung ist oft eine Drehbewegung (siehe nebenstehendes Bild, links), manchmal auch eine Hin- und Herbewegung (siehe nebenstehendes Bild, rechts). Ein Getriebe besitzt im Allgemeinen einen Antrieb, an dem die Bewegungsgröße von einer Kraftmaschine „eingespeist“ wird (z. B. von einem Motor), sowie einen Abtrieb, an dem eine Arbeitsmaschine angeschlossen ist.
Beim aus dem Automobil bekannten Schaltgetriebe oder beim Räderwerk einer Uhr handelt es sich vorwiegend um Zahnradgetriebe, die nur eine von mehreren Getriebearten sind.[2]
Begriffsdefinitionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Getriebe sind meist mechanische Vorrichtungen (einfache Maschine), können aber auch auf hydraulischen, seltener auf pneumatischen oder elektromagnetischen Prinzipien beruhen. Sie bestehen aus mindestens drei Gliedern, je einem bewegten Ein- und Ausgangsglied und dem Maschinengestell.
Sie übertragen und wandeln:
Die VDI-Richtlinie VDI 2127 besagt:
„Getriebe dienen zur Übertragung und Umformung von Bewegungen, Energie und/oder Kräften.“
Getriebearten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Getriebe mit ausschließlich festen Bauteilen (also Festkörpern) wird mechanisches Getriebe genannt. Ist eine Flüssigkeit beteiligt, handelt es sich um ein hydrodynamisches Getriebe (Strömungsgetriebe, arbeitet mit Auftriebskräften an angeströmten Schaufeln) oder ein hydrostatisches Getriebe (arbeitet mit Druckkräften an Kolben). Die Kombination eines (elektronisch gesteuerten) elektrischen Generators mit einem Elektromotor nennt man gelegentlich elektrisches oder elektronisches Getriebe, historisch ist der Leonard-Antrieb.
Die älteste Getriebe-Systematik stammt von Franz Reuleaux aus dem 19. Jahrhundert.[3] Er teilte die mechanischen Getriebe wie folgt ein:
- Kurbelgetriebe (siehe Koppelgetriebe)
- Kurvengetriebe
- Rädergetriebe (siehe Zahnrad- und Reibradgetriebe)
- Rollengetriebe (siehe Zugmittelgetriebe)
- Schraubengetriebe (siehe Schraubgetriebe)
- Sperrgetriebe
Getriebe mit gleichmäßiger Übersetzung (für Drehbewegung)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die häufigste Aufgabe eines gleichmäßig-übersetzenden Getriebes ist die Anpassung einer gegebenen Eingangsdrehzahl an eine geforderte Ausgangsdrehzahl. Beispiel: 6000/min eines Automotors am Getriebeeingang zu 1000/min am Getriebeausgang (um andere Verhältnisse zu verwirklichen, haben Automobilgetriebe mehrere Gänge).
Folgende Begriffe werden im Zusammenhang mit gleichmäßig-übersetzenden Getrieben von Drehbewegungen häufig verwendet[4]:
- Die Übersetzung ist das Verhältnis zwischen Antriebs- und Abtriebsdrehzahl. Ein Übersetzungsverhältnis größer Eins wird gelegentlich Untersetzung (kein in DIN genormter Begriff) genannt.
- Das Übersetzungsverhältnis ist fest oder nur in Stufen veränderlich: Schaltgetriebe mit mehreren Gängen konstanten Drehverhältnisses.
- Das Übersetzungsverhältnis ist stufenlos veränderlich: stufenloses Getriebe.
- Das Verhältnis des maximalen zum minimalen Übersetzungsverhältnis ist der Stellbereich des Getriebes.
Das Getriebe befindet sich in der Regel zwischen einer antreibenden Kraftmaschine (Motor) und einer getriebenen Arbeitsmaschine (oder einem Maschinenteil). Mit beiden ist es über je eine Kupplung fest oder lösbar verbunden.
Getriebe werden nach verschiedenen Kriterien unterteilt:
Nach Bauart
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Feste Getriebe – Drehzahlverhältnis und Drehmomentwandlung sind nicht veränderbar.
- Verstellgetriebe können in gestufte und stufenlose Getriebe unterteilt werden. → siehe z. B. Kulissensteuerung von Dampfmaschinen oder Verstellpropeller von Booten bzw. Flugzeugen
- Schaltgetriebe: Drehzahl und Drehmoment können abgestuft geschaltet werden. Die Funktion kann auch in einer Drehrichtungsumkehr in Form eines Rückwärtsganges liegen. → typische Verwendung in Kraftfahrzeugen
- Zugmittelgetriebe, siehe Continuously variable transmission (CVT)
- Kettengetriebe
- Schubkettengetriebe mit Schubgliederband
- Reibgetriebe
- Wälzkörpergetriebe
- Riemengetriebe (Flachriemen, Keilriemen)
- Automatisches Getriebe: siehe Fahrzeuggetriebe
- Leistungsteilungsgetriebe: beispielsweise Differentialgetriebe
Nach der Art der Kraftübertragung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mechanische Getriebe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Übertragen von Bewegungen, Kräften und Drehmomenten durch starre Bauteile, z. B. Zahnräder, Ketten, Riemen oder Gelenkstäbe
Formschlüssige Getriebe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zahnradgetriebe
- Zahnriemengetriebe (Diese Getriebe werden der Form wegen auch den Riemengetrieben zugeordnet.)
- Kettengetriebe (siehe auch Antriebskette und Kettenarten)
- Lamellenkettengetriebe zwischen kegelradähnlichen Rädern (Diese Getriebe mit stufenloser Änderung der Übersetzung werden der Form wegen auch den Riemengetrieben zugeordnet.)
Kraftschlüssige Getriebe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Riemengetriebe
- Kegelringgetriebe: An- und Abtriebswelle sind in Form von Kegeln dargestellt, die über einen stufenlos verstellbaren Ring eine (nahezu) beliebige Übersetzung ermöglichen.
- Wälzkörpergetriebe (auch: Reibradgetriebe)
- Rollringgetriebe
Hydraulische Getriebe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei hydraulischen Getrieben (siehe Strömungsgetriebe) sind An- und Abtriebsseite nicht mit festen Bauteilen (Räder, Riemen u. ä.) miteinander verbunden. Die Antriebswelle setzt eine Flüssigkeit im Inneren in Bewegung, die die Abtriebswelle antreibt. Es wird zwischen hydrostatischen (mit externer Druckerzeugung) und hydrodynamischen (integrierte Druckerzeugung) Getrieben unterschieden.
Elektrische Getriebe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine elektrisch gesteuerte Kombination aus einem Generator und einem Elektromotor wird oft als elektrisches Getriebe bezeichnet. Ein Leonardsatz besitzt zum Beispiel einen drehzahlkonstanten Antrieb und kann am Abtrieb variable Drehzahlen liefern, die sowohl niedriger als auch höher als der Antrieb sein können.
Ein ähnliches Beispiel ist der dieselelektrische Antrieb. Hier dreht ein Dieselmotor einen Generator und mit dem erzeugten elektrischen Strom werden ein oder mehrere Antriebsmotoren betrieben. Durch die elektrische Steuerung wird erreicht, dass der Dieselmotor im optimalen Drehzahlbereich arbeitet, sowohl beim Anfahren als auch bei hohen Geschwindigkeiten oder beim Rückwärts-Fahren. Typische Anwendungsfälle sind Schiffe und Lokomotiven.
Eine elektrische Welle vermag hingegen nicht, die Drehzahl zu ändern – sie dient zur winkeltreuen Fernübertragung einer Drehbewegung. Sie wird nicht als Getriebe bezeichnet.
Nach Bauform
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Offene Bauform
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Offene Bauform bedeutet, dass die Elemente des Getriebes frei zugänglich sind. Häufig werden sie jedoch aus sicherheitstechnischen Gründen verkleidet. Beispiele: Riemengetriebe (früher auch Transmission genannt)
Geschlossene Bauform
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei Getrieben mit geschlossenem Gehäuse kommt kein Sand bzw. Staub in die Mechanismen, was wichtig für einen geringen Verschleiß ist. Die Schmierung erfolgt über Fett oder einen geschlossenen Ölkreislauf. Bei einfachen Getrieben reicht es zur Schmierung oft aus, wenn ein Zahnrad teilweise in ein Ölbad eintaucht und das beim Betrieb aufspritzende Öl die anderen Zahnräder mitschmiert. Das Gehäuse dient auch dem Lärmschutz und der Sicherheit. Beispiele: Kraftfahrzeuggetriebe, Differentialgetriebe
Getriebe mit ungleichmäßiger Übersetzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Berücksichtigung der Abhängigkeit der Übersetzung von der jeweiligen Position des Antriebes benutzt man die Übertragungsfunktion. Diese zeichnet die Position des Abtriebes über der Position des Antriebes auf.
Kurvengetriebe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Kurvengetriebe werden Mechanismen bezeichnet, bei denen die Form einer bewegten Kurve von einem Abtaster abgegriffen und an andere Getriebeelemente (rotatorische oder translatorische) weitergeleitet wird. Die Abtastung erfolgt meist einseitig, das heißt, der Abtaster läuft auf der Kurve, an die er gedrückt wird, aber bei zu großen abhebenden Kräften kann er auch von der Kurve abheben. Um das zu vermeiden, wurden verschiedene Lösungen zur Zwangsführung der Abtaster entwickelt.
Kurvenkörper können ihre Kurve durch Rotation oder Längsverschiebung auf den Abtaster übertragen. Oft werden Kurvenkörper eingesetzt, die nur als Kreissegment ausgebildet sind und zum Zweck der Abtastung darum hin und her schwingen, entsprechend der Hin- und Herbewegung ebener Kurvenkörper.
Kurvengetriebe werden sehr häufig in der Automation eingesetzt, um Schalter zu bedienen, oder um komplizierte Bewegungsabläufe auszuführen. Am geläufigsten ist der Einsatz in Verbrennungsmotoren, wo Kurvengetriebe (Nockenwelle) das Öffnen und Schließen der Ventile steuern. Von dort ist auch das Problem des Abhebens des Abtasters bekannt (Ventilflattern).
Die Synthese von Kurvengetrieben geht meist einher mit der Synthese von Koppelgetrieben, die üblicherweise die abgetasteten Bewegungen weiterleiten und umformen. Es gibt spezielle Kurvenformen zur Optimierung des Abtastverhaltens, die u. a. sind:
- geschwindigkeitsoptimal
- beschleunigungsoptimal
- kraftoptimal
- geräuschminimierend
Dazu werden im Allgemeinen entsprechend geneigte Sinusoiden verwendet.
Koppelgetriebe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koppelgetriebe sind Getriebe, die Drehbewegungen in geradlinige oder schwingende Bewegungen umwandeln, auch umgekehrt. Sie zeichnen sich durch die Kopplung von mindestens zwei der beweglichen Elemente mit einer Koppel aus.
Koppelgetriebe sind ungleichmäßig übersetzende Getriebe.
Die Koppel ist meistens ein Maschinenteil in Form einer Treibstange, eines Pleuels, einer Kuppelstange oder auch eines Gleitsteins.
In die Gruppe der Koppelgetriebe gehört auch der Kurbeltrieb. Es setzt eine rotatorische (drehende) Bewegung in eine translatorische (geradlinige) Bewegung um oder umgekehrt. Anwendung findet er beispielsweise an Dampfmaschinen oder im Kolbenmotor (siehe auch Kurbelwelle).
Schrittgetriebe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schrittgetriebe setzen eine kontinuierliche Drehbewegung in eine intermittierende Drehbewegung um. Zwischen den einzelnen Schritten ist eine Pause, bis der nächste Schritt beginnt. Schrittgetriebe können mit fast jeder Getriebeart realisiert werden.
Schrittgetriebe werden verwendet, um kontinuierliche Bewegungen in ungleichmäßige Bewegungen mit momentaner oder zeitlicher Rast sowie auch mit Pilgerschritt (kurze Rückwärtsbewegung) umzuformen. Schrittgetriebe können unter anderem durch Rädergetriebe (zum Beispiel Sternradgetriebe), Räderkoppelgetriebe oder Koppelgetriebe, aber auch durch Kurvengetriebe und Getriebesonderbauformen realisiert werden.
Die bekannteste Bauform von Schrittantrieben ist das Malteserkreuzgetriebe, bei dem das bestimmende Getriebeteil (je nach Ausprägung) die Form eines Malteserkreuzes annehmen kann. Sie wurden beispielsweise in Filmprojektoren und -kameras eingesetzt, um den Film schrittweise zu bewegen, sind darüber hinaus aber wenig verbreitet.
Redewendung „Sand im Getriebe“
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufgrund der Funktion eines Getriebes gibt es den umgangssprachlichen Ausdruck Sand im Getriebe, wenn etwas schleppend oder nur gestört funktioniert. Sand im Getriebe sorgt für erhöhten Verschleiß, kann ein Getriebe auch blockieren oder zerstören. Ihren Ursprung mag die Redewendung im Rennsport sowie bei anderen Wettbewerben haben, wie sie beispielsweise bei Ausschreibungen erfolgen. Dabei soll es mitunter vorkommen, dass neben anderen Sabotagemaßnahmen tatsächlich Sand in Getriebe und Motoren eingebracht wird, um damit den Konkurrenten Nachteile zu verschaffen. Auch waren und sind nicht alle Getriebe dicht gekapselt, wodurch Sand und Schmutz ins Getriebe gelangen kann, wie beim Fahrrad, landwirtschaftlichen Maschinen oder einem Betonmischer.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kreisschubgetriebe
- Linearantriebe
- Planetengetriebe
- Extrudergetriebe
- Turbogetriebe
- Doppelkupplungsgetriebe
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johannes Loomann: Zahnradgetriebe. Grundlagen, Konstruktionen, Anwendungen in Fahrzeugen (= Konstruktionsbücher, Bd. 26). 3., neubearbeitete und erweiterte Auflage, Springer, Berlin u. a. 1996, ISBN 3-540-60336-0.
- Kurt Luck, Karl-Heinz Modler: Getriebetechnik. Analyse, Synthese, Optimierung. 2. Auflage, Springer, Berlin u. a. 1995, ISBN 3-540-57001-2.
- Thomas Nagel: Zahnriemengetriebe. Eigenschaften, Normung, Berechnung, Gestaltung. Hanser, München u. a. 2008, ISBN 978-3-446-41380-1.
- Michael Hilgers: Nutzfahrzeugtechnik: Getriebe und Antriebsstrangauslegung. Springer Vieweg, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-12758-9 (doi:10.1007/978-3-658-12759-6).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Siegfried Hildebrand: Feinmechanische Bauelemente. Hanser, München 1968, S. 484 f.
- ↑ Autofahrer und viele Automobiltechniker gebrauchen den Begriff „Getriebe“ (ohne weitere Spezifizierung) in der Regel für das schaltbare Antriebsgetriebe. Andere Getriebemechanismen, z. B. des Scheibenwischers (eine Kurbelschwinge), werden in der Regel explizit spezifiziert (das „Scheibenwischer-Getriebe“).
- ↑ Franz Reuleaux: Theoretische Kinematik. Grundzüge einer Theorie des Maschinenwesens (= Lehrbuch der Kinematik. Bd. 1). Vieweg, Braunschweig, 1875, Digitalisat.
- ↑ Waldemar Steinhilper, Bernd Sauer: Konstruktionselemente des Maschinenbaues 2. Grundlagen von Maschinenelementen für Antriebsaufgaben, Springer-Verlag, 5. Auflage, 2006