„Ottilie Assing“ – Versionsunterschied
[gesichtete Version] | [gesichtete Version] |
→Werke: Lebensdaten der Anna Reihl, Cousine von Rosa Maria Assing |
→Werke: Lebensdaten noch ermittelt und richtiggestellt |
||
Zeile 28: | Zeile 28: | ||
* Frederick Douglass: ''Sclaverey und Freiheit''. Autobiographie, aus dem Englischen übertragen von Ottilie Assing. Hoffmann und Campe, Hamburg 1860 ([https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=hvd.32044004590105&view=1up&seq=9 Digitalisat]). |
* Frederick Douglass: ''Sclaverey und Freiheit''. Autobiographie, aus dem Englischen übertragen von Ottilie Assing. Hoffmann und Campe, Hamburg 1860 ([https://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=hvd.32044004590105&view=1up&seq=9 Digitalisat]). |
||
* Feuilletons und politische Berichte (größtenteils anonym) für: ''[[Telegraph für Deutschland]]'', ''Jahreszeiten'', ''[[Morgenblatt für gebildete Leser]]'', ''Süddeutsche Post'', ''Zeitschrift für bildende Kunst'' (mit dem Kürzel OA), das ''Deutsch-amerikanische Conversations-Lexikon'' (New York, 1870) sowie für Periodika der deutschen Sozialdemokratie; einiges davon online verfügbar in einer ungeordneten Zeitungsausschnittsammlung als [https://jbc.bj.uj.edu.pl/dlibra/publication/206142/edition/194911/content Digitalisate] der [[Jagiellonische Bibliothek|Biblioteka Jagiellońska]] aus der [[Sammlung Varnhagen]] (ab Scan 864). |
* Feuilletons und politische Berichte (größtenteils anonym) für: ''[[Telegraph für Deutschland]]'', ''Jahreszeiten'', ''[[Morgenblatt für gebildete Leser]]'', ''Süddeutsche Post'', ''Zeitschrift für bildende Kunst'' (mit dem Kürzel OA), das ''Deutsch-amerikanische Conversations-Lexikon'' (New York, 1870) sowie für Periodika der deutschen Sozialdemokratie; einiges davon online verfügbar in einer ungeordneten Zeitungsausschnittsammlung als [https://jbc.bj.uj.edu.pl/dlibra/publication/206142/edition/194911/content Digitalisate] der [[Jagiellonische Bibliothek|Biblioteka Jagiellońska]] aus der [[Sammlung Varnhagen]] (ab Scan 864). |
||
* ''Recollections of my Grandmother.'' In: ''The New National Era'', hrsg. v. Frederick Douglass, 3. August 1871; über die [[Jakobiner]]herrschaft in [[Straßburg]] nach Berichten ihrer |
* ''Recollections of my Grandmother.'' In: ''The New National Era'', hrsg. v. Frederick Douglass, 3. August 1871; über die [[Jakobiner]]herrschaft in [[Straßburg]] nach Berichten ihrer Verwandten Anna Maria Reihl, geb. Lobstein (1784–1882)<ref>Sie war Ottilie Assings Tante 2. Grades; vgl. die Lebensdaten bei [https://de.findagrave.com/memorial/82758810/ findagrave].</ref> ([https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn84026753/1871-08-03/ed-1/seq-4/ Digitalisat]). |
||
* Christoph Lohmann (Hrsg.): ''Radical Passion. Ottilie Assing's reports from America and letters to Frederick Douglass''. Lang, New York u. a. 1999, ISBN 0-8204-4526-6. |
* Christoph Lohmann (Hrsg.): ''Radical Passion. Ottilie Assing's reports from America and letters to Frederick Douglass''. Lang, New York u. a. 1999, ISBN 0-8204-4526-6. |
||
Version vom 24. November 2020, 19:53 Uhr
Ottilie Davida Assing (* 11. Februar 1819 in Hamburg; † 21. August 1884 in Paris) war eine deutsche Schriftstellerin und Kämpferin für den Abolitionismus.
Leben
Als ältere Tochter von Rosa Maria Varnhagen (1783–1840) und David Assur Assing (1787–1842), einem jüdischen Mediziner aus Königsberg, wuchs Ottilie Assing in einem liberalen, musisch und geistig inspirierten Elternhaus auf: Mutter Rosa Maria empfing unter anderem Heinrich Heine, Friedrich Hebbel, Karl Gutzkow und die Dichter des Jungen Deutschlands in ihrem Salon; Ottilie und ihre Schwester Ludmilla Assing beteiligten sich an politischen Diskussionen und „Leseabenden“, bei denen mit Gästen Dramen von Shakespeare, Goethe und anderen mit verteilten Rollen gelesen wurden.
Nach dem Tod ihrer Eltern übersiedelten die Töchter im September 1842 auf Ottilies Vorschlag zu ihrem Onkel Karl August Varnhagen von Ense nach Berlin. Während Ludmilla Assing bis zu Varnhagens Tod im Jahr 1858 bei ihm blieb und seine Sammlung von Papieren erbte, verließ Ottilie am 11. September 1843 im Streit mit dem Onkel und nach einem missglückten Suizidversuch Berlin und zog nach Dresden. Später kehrte sie nach Hamburg zurück und förderte das Theaterunternehmen von Jean Baptist Baison, bei dem sie auch auf der Bühne stand und dessen Biographie sie anonym veröffentlichte. Im Haus Baisons und seiner Ehefrau Karoline, geb. Sutorius, war Ottilie Assing als Erzieherin und Gesellschafterin tätig.
Beim Bankrott des Baisonschen Theaterunternehmens verlor Assing ihr Vermögen und wanderte 1852 in die USA aus, zunächst mit dem Ziel, Malerin zu werden. Seit 1859 war sie als Nachfolgerin von Amalie Schoppe, einer Jugendfreundin ihrer Mutter, die ebenfalls ausgewandert und in Schenectady, New York verstorben war, Korrespondentin für Johann Friedrich Cottas Morgenblatt für gebildete Leser. Bald darauf schloss sich Ottilie Assing der Antisklavereibewegung an; ihre auf Juli 1861 datierte Unterschrift findet sich in einem Album, das auch Einträge von Abraham Lincoln, John Brown jr., der wie sein Vater John Brown Sklaven mit Gewalt zu befreien versuchte, und anderen Vorkämpfern der afroamerikanischen Freiheitsbewegung enthält.[1] Bei einem Interview lernte sie den ehemaligen Sklaven und Bürgerrechtler Frederick Douglass kennen, dessen Autobiographie sie ins Deutsche übersetzte, und mit dem sie deutsche Philosophen, unter anderem die Werke Ludwig Feuerbachs, las.
Aufgrund der jahrelangen Freundschaft mit dem verheirateten Douglass, in dessen Haushalt Ottilie Assing oft wochenlang wohnte, wird vermutet, dass sie seine Geliebte gewesen sei. Zwar fehlen entsprechende Andeutungen im Briefwechsel der beiden, aber Ottilies Briefe an ihre Schwester Ludmilla Assing in Florenz legen ein Verhältnis durchaus nahe: „Wenn man mit einem Mann in so inniger Beziehung lebt wie ich zu Douglaß, so lernt man die ganze Welt, Männer wie Frauen von Seiten kennen die sich sonst gar nicht erschließen würden, zumal wenn es ein Mann ist, der so viel in der Welt gesehen hat und von so vielen Frauen geliebt worden ist.“[3]
1874 besuchte Ottilie Assing ihre Schwester, reiste mit ihr nach Deutschland und allein durch Italien und kehrte 1881, ein Jahr nach Ludmilla Assings Tod, dauerhaft nach Europa zurück. In Florenz versuchte Ottilie, Ludmilla Assing posthum für unzurechnungsfähig erklären zu lassen und ihr Testament anzufechten. Sie hatte das Wohnrecht in deren Haus in der Via Luigi Alamanni 27 geerbt, nicht jedoch das Vermögen der Schwester, das für die Einrichtung einer Schule vorgesehen war. Ihr literarischer Nachlass, die Sammlung Varnhagen mit zahlreichen Autographen – auch aus Stiftungen Ottilie Assings –, war dem Testament Ludmilla Assings und dem Wunsch des 1858 verstorbenen Onkels Varnhagen gemäß nach Berlin überstellt worden. Falls es zu einem Rechtsstreit mit dem Nachlassverwalter Salvatore Battaglia gekommen ist, den Ottilie Assing in Briefen an Bertha Gutzkow ankündigte, blieb dieser ergebnislos. Am 7. April 1883 setzte Ottilie Assing im amerikanischen Konsulat von Florenz ein letztes Kodizill zu ihrem Testament auf.[4]
Im Sommer 1884 hielt sich Ottilie Assing in Paris auf, wo sie im Hôtel d’Espagne, Cité Bergère 9–11 logierte. Angesichts einer Brustkrebserkrankung, die sie für unheilbar hielt, nahm sie am 21. August im Bois de Boulogne Gift. Man fand bei ihrem Leichnam 70 Francs Bargeld und eine Brosche in Form eines Eichenblatts. Frederick Douglass ließ über den amerikanischen Botschafter für ihr – heute nicht mehr existierendes – Grab sorgen. Am 13. September 1884 wurde sie auf der Cimitière parisien von Ivry (Division 13, Reihe 1, Stelle 38) bestattet.
Ihr Vermögen hatte Ottilie Assing größtenteils der American Society for the Prevention of Cruelty to Animals vermacht. Ihre Papiere in den USA wurden auf ihre Anordnung vernichtet; nur wenige Lebenszeugnisse befinden sich in der Varnhagensammlung der Biblioteka Jagiellońska in Krakau und im Frederick Douglass Memorial Archive.[5]
Nachruhm
- Für die Varnhagen Gesellschaft schuf die Künstlerin Kara Walker unter dem Titel Free me einen Scherenschnitt, der Ottilie Assing und Frederick Douglass einander gegenüber sitzend zeigt und 2015 im dritten Almanach des Vereins veröffentlicht wurde.[6]
- In der TV-Mini-Serie The good lord bird nach dem Roman von James McBride über das Leben von John Brown,[7] dargestellt von Ethan Hawke, in der Daveed Diggs den Frederick Douglass verkörpert, tritt in Episode 3 die Schauspielerin Lex King als Ottilie Assing auf.[8]
Werke
- Ottilie Assing: Jean Baptiste Baison. Ein Lebensbild, 1851, Verlag Meissner & Schirges, 1851, 126 S. (Digitalisat); Neuauflage bei Nabu-Press, 2012, ISBN 978-1-272-74117-4, 142 S.
- Frederick Douglass: Sclaverey und Freiheit. Autobiographie, aus dem Englischen übertragen von Ottilie Assing. Hoffmann und Campe, Hamburg 1860 (Digitalisat).
- Feuilletons und politische Berichte (größtenteils anonym) für: Telegraph für Deutschland, Jahreszeiten, Morgenblatt für gebildete Leser, Süddeutsche Post, Zeitschrift für bildende Kunst (mit dem Kürzel OA), das Deutsch-amerikanische Conversations-Lexikon (New York, 1870) sowie für Periodika der deutschen Sozialdemokratie; einiges davon online verfügbar in einer ungeordneten Zeitungsausschnittsammlung als Digitalisate der Biblioteka Jagiellońska aus der Sammlung Varnhagen (ab Scan 864).
- Recollections of my Grandmother. In: The New National Era, hrsg. v. Frederick Douglass, 3. August 1871; über die Jakobinerherrschaft in Straßburg nach Berichten ihrer Verwandten Anna Maria Reihl, geb. Lobstein (1784–1882)[9] (Digitalisat).
- Christoph Lohmann (Hrsg.): Radical Passion. Ottilie Assing's reports from America and letters to Frederick Douglass. Lang, New York u. a. 1999, ISBN 0-8204-4526-6.
Literatur
- Britta Behmer: Von deutscher Kulturkritik zum Abolitionismus: literarische und journalistische Betrachtungen der Emigrantin Ottilie Assing. Magisterarbeit, München 1996.
- Maria Diedrich: Love Across Color Lines. Ottilie Assing and Frederick Douglass. Hill & Wang, New York 1999, ISBN 0-8090-1613-3.
- Nikolaus Gatter: „Letztes Stück des Telegraphen. Wir alle haben ihn begraben helfen …“ Ludmilla Assings journalistische Anfänge im Revolutionsjahr. In: Internationales Jahrbuch der Bettina-von-Arnim-Gesellschaft. Bd. 11/12, 1999/2000, S. 101–120.
- Makkaroni und Geistesspeise. Almanach der Varnhagen Gesellschaft e. V. Hrsg. v. Nikolaus Gatter in Zusammenarbeit mit Christian Liedtke und Elke Wenzel. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2002 (mit den Vorträgen des Ludmilla-Assing-Colloquiums in der Villa Romana, Florenz 2000), ISBN 3-8305-0296-6.
Weblinks
- Varnhagen Gesellschaft e. V.
- Literatur von und über Ottilie Assing im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bibliothek Varnhagen der Staatsbibliothek zu Berlin
Einzelnachweise
- ↑ Album der Gertrude Colman, Katalog 57 (1999) des Antiquariats Between the Covers – Rare Books Inc., Merchantville, N. J., USA; Abbildung auf dem Buchumschlag von Maria Diedrich: Love Across Color Lines, Hill & Wang, New York 1999; vgl. gazzettino. Mitteilungen der Varnhagen Gesellschaft 1999, Nr. 3 (Web-Ressource).
- ↑ Veröffentlicht in gazzettino. Mitteilungen der Varnhagen Gesellschaft 2017, Nr. 39 (Web-Ressource).
- ↑ Ottilie Assing an Ludmilla Assing-Grimelli, 26. März 1874, Digitalisate auf der Webseite der Jagiellonischen Bibliothek aus dem Frühjahr 1874, ab Scan Nr. 292; zitiert in Britta Behmer: Von deutscher Kulturkritik zum Abolitionismus: literarische und journalistische Betrachtungen der Emigrantin Ottilie Assing. Magisterarbeit, München 1996, S. 196. David Blight beschreibt die komplizierte Beziehung der beiden in seiner Douglass-Biographie und kommt zu dem Schluss: „Assing and her host [Douglass] were probably lovers“. David W. Blight: Frederick Douglass. Prophet of Freedom, New York 2018, ISBN 978-1-4165-9031-6, S. 387, auch S. 290 f, 521 f, 529, 570, 572 f.
- ↑ Britta Behmer: Anonymität und Autorschaft. Die fremde Stimme Ottilie Assings. In: Makkaroni und Geistesspeise. Almanach der Varnhagen Gesellschaft e. V. Hrsg. v. Nikolaus Gatter in Zusammenarbeit mit Christian Liedtke und Elke Wenzel, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2002, S. 369–376.
- ↑ Britta Behmer: Von deutscher Kulturkritik zum Abolitionismus: literarische und journalistische Betrachtungen der Emigrantin Ottilie Assing. Magisterarbeit, München 1996, Anhang.
- ↑ Antje Buchwald: Auf Messers Schneide. Die Künstlerin Kara Walker; Kara Walker: Free me. Mit Auszug aus einer Kunstkritik von Ottilie Assing. In: Nikolaus Gatter (Hrsg.), unter Mitarbeit von Inge Brose-Müller und Sigrun Hopfensperger: Der Sopha schön, und doch zum Lottern. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2015 (Almanach der Varnhagen Gesellschaft, Band 3), S. 26 ff., ISBN 978-3-8305-0579-2.
- ↑ Jenni Zylka: Der schwarze Junge im Kleid, tageszeitung, 18. November 2020 (Web-Ressource).
- ↑ Rezension der Episode bei Den of Geek.
- ↑ Sie war Ottilie Assings Tante 2. Grades; vgl. die Lebensdaten bei findagrave.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Assing, Ottilie |
ALTERNATIVNAMEN | Assing, Ottilie Davida (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schriftstellerin, Abolitionistin |
GEBURTSDATUM | 11. Februar 1819 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 21. August 1884 |
STERBEORT | Paris |