Dies ist ein als lesenswert ausgezeichneter Artikel.

„Mohr“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
zurück auf Jackalope 13:16, 31. Jan. 2007
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
{{Dieser Artikel|befasst sich mit dem Begriff „Mohr“. Personen und Firmen mit dem Namen Mohr finden sich unter [[Mohr (Name)]]}}
{{Dieser Artikel|befasst sich mit dem Begriff „Mohr“. Personen und Firmen mit dem Namen Mohr finden sich unter [[Mohr (Name)]]}}


Der Begriff '''Mohr''' ist eine kaum mehr verwendete, weil altmodische und zudem politisch nicht korrekte Bezeichnung für Menschen mit schwarzer [[Hautfarbe]], sei es historisch in Bezug auf [[Kuschiter]], [[Äthiopier]] oder [[Mauren]] oder später allgemeiner auf „[[Schwarzafrikaner]]“.
Der Begriff '''Mohr''' ist eine kaum mehr verwendete, weil altmodische und zudem [[Politische Korrektheit|politisch nicht korrekte]] Bezeichnung für Menschen mit schwarzer [[Hautfarbe]], sei es historisch in Bezug auf [[Kuschiter]], [[Äthiopier]] oder [[Mauren]] oder später allgemeiner auf „[[Schwarzafrikaner]]“.


== Wortherkunft ==
== Wortherkunft ==

Version vom 6. Februar 2007, 14:49 Uhr

Der Begriff Mohr ist eine kaum mehr verwendete, weil altmodische und zudem politisch nicht korrekte Bezeichnung für Menschen mit schwarzer Hautfarbe, sei es historisch in Bezug auf Kuschiter, Äthiopier oder Mauren oder später allgemeiner auf „Schwarzafrikaner“.

Wortherkunft

Ursprünglich bezeichnete das mittelhochdeutsche Wort mōr einen Mauren. Diese Herkunftsbezeichnung (Bewohner Mauretaniens) kommt allerdings vom Griechischen μαυρος, was noch soviel wie schwarz, dunkel, dunkelhaarig bedeutet. Das lateinische maurus hingegen kennzeichnet in aller Regel bereits den Mauren.

Im Mittelhochdeutschen wurde dann zwischen swarzer mōr (Maure mit dunkler Hautfarbe) und mōr (Maure) differenziert. Sogar heute noch findet sich im Deutschen die Bezeichnung schwarzer Mohr, was man aber eher als unnötige Doppelung oder als literarische Betonung empfindet.

Hochmittelalterliche Darstellung der Hölle im Hortus deliciarum Manuskript (um 1180)

Andererseits wurden jedoch sowohl das einfache mōr als auch hellemōr (Höllenmohr) als Synonyme für den Teufel verwendet, den man sich damals mit schwarzer Hautfarbe vorstellte (siehe auch hier die Bezeichnung „schwarzer Teufel“).

Von Anfang an ist also eine ambivalente Bedeutung zwischen Herkunft und Hautfarbe gegeben. Da zugleich das griechische Wort μορος (töricht, dumm, gottlos) mitschwingt, wurde der Begriff schon sehr früh als mehrfaches Stereotyp verwendet.

Erst im 16. Jahrhundert erwarb das Wort Mohr im Deutschen die ausschließliche Bedeutung eines Menschen mit schwarzer Hautfarbe, während der Maure nun als solcher bezeichnet wurde. Als im 18. Jahrhundert der Begriff Mohr dann zunehmend durch den Begriff Neger ersetzt wurde, kam es dabei auch zur Gegenüberstellung von „edlem Mohr“ (vorkoloniale Vorstellung) und „primitivem Neger“ (koloniale Vorstellung), was reiche Europäer nicht davon abhielt, auch die edlen Mohren als Vorzeige-Sklaven auszunutzen.

Die Bezeichnung Mohr für einen Menschen dunkler Hautfarbe wird heute nur noch in historischen Zusammenhängen verwendet. Wie auch der Ausdruck Neger kann „Mohr“ als ein rassistisch diskriminierender Ausdruck verstanden werden, selbst wenn er nicht mit rassistischer Absicht gebraucht wird.

Bedeutungen in anderen Sprachen

In den meisten europäischen Sprachen gibt es keinen Unterschied zwischen „Mohr“ und „Maure“.

Im Französischen wird sowohl le more als auch le maure (auch Lemaure) in der Regel als „der Maure“ verstanden.

Im Italienischen bedeutet il moro zunächst der Mohr im Sinne von „der Dunkle“, nicht aber „der Schwarze“ (il nero). Es ist eine Bezeichnung, die eher auf die dunkelhäutigen Mauren bezogen wird denn auf Schwarzafrikaner. In diesem Sinne ist auch Othello, der „Mohr von Venedig“, eigentlich ein Maure.

Die Sarden nennen die vier „Mohren“ auf ihrem Wappen und auf ihrer Fahne Sos Bator Moros. Die Korsen sprechen entsprechend von U Moru. Beides ist im Deutschen eher mit „der Maure“ zu übersetzen als mit „der Mohr“.

Im Spanischen ist el moro ebenfalls nicht der Mohr, sondern historisch eine Bezeichnung für die arabisch-muslimischen Mauren, die Spanien zwischenzeitlich erobert hatten. Heute wird es hauptsächlich als negativ besetztes bis diskriminierendes Wort für muslimische Araber allgemein verwendet.

Auch im Englischen wurden früher mit „the Moors“ die mittelalterlichen muslimischen Einwohner von al-Andalus, also der Iberischen Halbinsel, und des Maghreb bezeichnet, deren Kultur moorish genannt wird. Der Mohr als schwarzer Afrikaner ist im Englischen dagegen wie im Mittelhochdeutschen the blackamoor.

Der Mohr als Stereotyp

Begegnungen zwischen Europäern nördlich der Alpen und Afrikanern hatten bis ins 18. Jahrhundert Seltenheitswert. Zwar lebten und kämpften in der Römerzeit auch dunkelhäutige Afrikaner als Soldaten der römischen Armee in Mitteleuropa, doch endete dies mit der Zeit der Völkerwanderungen. Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit sind bildliche Darstellungen von Menschen schwarzer Hautfarbe nördlich der Alpen daher eine bemerkenswerte Ausnahme, während in den italienischen Staaten wie der Republik Venedig der Kontakt zu Afrika nie abriss.

Selten beruhen mitteleuropäische Darstellungen von „Mohren“ auf tatsächlichen Begegnungen, weit eher auf Reisebeschreibungen und überlieferten Darstellungen. Historische Abbildungen von Mohren folgen daher oft einem Stereotyp: dunkle bis schwarze Haut, dicke Lippen, krauses Haar, oft mit großen Ohrringen oder anderen Attributen „wilder Völker“.

Angelo Soliman
Ignatius Fortuna

Erst seit der Kolonialzeit kommen diese „Mohren“ aus Afrika und Amerika als Sklaven an die europäischen Höfe. An Fürstenhöfen, aber auch bei reichen Bürgern, wird es es bis ins 18. Jahrhundert eine Prestigesache bleiben, „Hofmohren“ zu haben, gewöhnlich als Kammerdiener („Kammermohren“) oder soldatisch gekleidete, eher zur Zier dienende Wachen. Bekannte Mohren sind beispielsweise Angelo Soliman († 1796) und Ignatius Fortuna († 1789). Infolgedessen kamen sie auch zum Militär, meist als Spielleute. Schließlich dienten sie auch als Ausstellungsattraktionen auf Jahrmärkten und speziellen Völkerschauen (beispielsweise seitens der Firma Hagenbeck, die heute für ihren Tierpark bekannt ist).

Im Jahr 1784 erschien Samuel Thomas von Soemmerrings Buch Über die körperliche Verschiedenheit des Mohren vom Europäer. Offiziere aus Hessen-Darmstadt hatten dem Mediziner Körper von in Deutschland verstorbenen Sklaven zur Sezierung überlassen. Diese „Mohren“ waren aus Amerika mitgebracht worden, sind hier aber an der mangelnden klimatischen Anpassung, durch Infektionskrankheiten oder durch Selbstmord gestorben. Aufgrund seiner mangelhaften Methodik glaubte von Soemmerring, das bereits gängige Vorurteil, dass Mohren bzw. Neger intellektuell und körperlich näher beim Affen seien als europäische Männer, „bestätigen“ zu können.

Zahlreiche Wortprägungen, historische Namen und Abbildungen haben dieses Bild des „Mohren“ bis heute erhalten, auch wenn der Begriff nicht mehr gebräuchlich ist.

Das „Mohrenland“: Zur geografischen Herkunft der Mohren

Während man heute allgemein beim Begriff „Mohr“ eher an Menschen aus Schwarzafrika denkt, zielt der historische Sprachgebrauch mehr auf Menschen aus nordafrikanischen Regionen, vor allem aus Nordostafrika (Äthiopien, Eritrea, Abessinien, Aksum, Nubien, Kusch) und Nordwestafrika (Mauretanien, Westsahara, Mali, Marokko, Algerien, siehe Bidhan).

Im Deutschen hat das Wort Mohr allem Anschein nach historisch eine stärkere Affinität zum altgriechischen Wortes ethiopos (für verbranntes Gesicht). So wurde es auch viel häufiger auf die schwarzhäutigen Äthiopier angewendet, während die Mauren zwar dunkel-, aber nicht schwarzhäutig sind. Die Identifizierung von Mohren mit Mauren kommt von der zugrundeliegenden Lautähnlichkeit und dem spanischen Einfluss, wo moro aus historischen Gründen das Wort für den arabisch-islamischen Mauren ist.

Wenn im Mittelalter, so zum Beispiel auch im Zusammenhang mit dem Freisinger Mohr, latinisiert von caput aethiop(i)s bzw. caput ethiopicum die Rede ist, hat dies im damaligen Kontext daher nicht unmittelbar etwas mit Äthiopien zu tun, sondern ist bereits allgemein mit „Mohrenkopf“ zu übersetzen.

In diesem Sinne übersetzt auch Martin Luther das Land Kusch, das sich südlich an Ägypten anschloss (Ezechiel 29,10) und im griechisch-römischen Sprachraum den Namen Äthiopien erhielt (so auch in der Septuaginta), konsequent mit „Mohrenland“. Dabei gibt der Prophet Jeremia (Jer 13,23) den Ausschlag, wo es heißt: „Kann etwa der Kuschite seine Haut wandeln oder der Panther seine Flecken?“. Auch hier steht bei Luther „der Mohr“. Der Prophet Jesaja hat dagegen bei seiner Beschreibung der Kuschiten (Jes 18) nicht auf die Hautfarbe angespielt, sondern stattdessen auf ihre Körpergröße („hochgewachsen“) und Unbehaartheit („blank“). Im Blick auf den äthiopischen Kämmerer scheint Luther außerdem die Begriffe „Morgenland“ und „Mohrenland“ miteinander zu identifizieren.

1670 schrieb Jeronimo Lobo über die „wahre Beschaffenheit des Mohrenlandes, sonderlich des abbysinischen Kayserthums“. Andererseits verstand Giovanni Antonio Cavazzi da Montecuccolo 1694 bei seiner historischen Beschreibung des „occidentalischen Mohrenlandes“ darunter neben anderen Gebieten die drei Königreiche Congo, Matamba und Angola. 1728 erschien erstmals in Deutsch der Bericht von Bartolomeo de Rogatis Von dem Verlust des Königreichs Spanien und dessen Wieder-Eroberung aus denen Händen der Mohren, womit wiederum die Mauren gemeint sind.

1894 wurde das Buch Dr. Adschai Samuel Crowther, der erste evangelische Neger-Bischof, oder Mohrenland wird seine Hände ausstrecken zu Gott veröffentlicht. Sogar Anfang der Dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts erschienen noch Titel wie Als Mohrenland noch christlich war ... (G. von Massenbach, 1933), Der Erstling aus Mohrenland (Biographisches von Samuel Ali Hussein, 1932) oder Altes und Neues aus dem Mohrenland (Kirchen- und Missionsgeschichtliches von Christoph Schomerus, 1934), wobei hier sowohl Mohr und Neger austauschbar werden als auch zunehmend ganz Afrika zum Mohren- bzw. Negerland wird.

Bekannte „Mohren“ und „Mohrinnen“

Die Frau des Moses

Da Luther in seiner Bibelübersetzung die Kuschiter generell mit Mohren identifizierte, bekam auch Moses, der eine Kuschitin heiratete, eine „Mohrin“ zur Frau (siehe Zippora). So heißt es in Buch Numeri 12,1 bei Luther: „Und Mirjam und Aaron redeten wider Mose um seines Weibes willen, der Mohrin, die er genommen hatte, darum dass er eine Mohrin zum Weibe genommen hatte...“

Serah, der Mohr und Tirhaka, König der Mohren

Auch beim kuschitischen Heereszug gegen König Asa (2 Chr 14,7-8) ist bei Luther vom „Sieg Asas über die Mohren“ die Rede und von deren Anführer „Serah, der Mohr“ (Einheitsübersetzung: „der Kuschiter Serach“, King James Bible: „Zerah the Ethiopian“). Luther nennt im Zweiten Buch der Könige (19,9) und in Jesaja (37,9) Thirhaka „König der Mohren“ bzw. „der Mohren König“ (Einheitsübersetzung: „Tirhaka, König von Kusch“, King James Bible: „Tirhakah king of Ethiopia“). Es handelt sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um Taharqa, König von Kusch bzw. Nubien. [1]

Die Mohrin im Hohenlied Salomos

Im Hohenlied der Liebe, das allgemein dem König Salomo zugeschrieben wird, ist die Braut eine Mohrin. Es heißt dort (1,5-6): „Ich bin schwarz, aber gar lieblich, ihr Töchter Jerusalems, wie die Hütten Kedars, wie die Teppiche Salomos. Sehet mich nicht an, dass ich so schwarz bin; denn die Sonne hat mich so verbrannt.“ Diese Figur wird der Tradition gemäß mit der Königin von Saba identifiziert.

Königin von Saba und Geliebte Salomos

Aufgrund der Anspielung im Hohen Lied der Liebe des Alten Testaments, das König Salomo zugeschrieben ist, und in dem er seine Geliebte als dunkelhäutig beschreibt, haben mittelalterliche Künstler geschlossen, dass die Königin von Saba eine Mohrin gewesen sein muss. Eine frühe und recht eindrückliche Darstellung in diesem Sinne findet sich im romanischen Verduner Altar in Klosterneuburg aus dem Jahr 1181. [2]

Und ebenfalls am Ende des 12. Jahrhunderts findet sich eine Statuen-Darstellung der Königin als mittelalterliche Prinzessin durch Antelami Benedetto in Parma (um 1196-1216), dunkelhäutig mit blondem Haar. [3]

Aber auch Konrad Kyesers Darstellung in seinem Bellifortis (1405) zeigt die mittelalterliche Vorstellung der Königin von Saba als Mohrin deutlich. [4]

Schwarze Madonna

Schwarze Madonna von Loreto (Kopie)

Vermutlich in der allegorischen Übertragung des Hohenliedes auf Jesus (Gott) und Maria (Kirche) und in Anlehnung an die Darstellungen der Königin von Saba kam es zu Darstellungen von Maria, der Mutter des Jesus von Nazareth, als Mohrin, siehe Schwarze Madonna. Die ältesten, der Legende nach wie viele Ikonen dem Evangelisten Lukas zugeschriebenen, Bildnisse von Schwarzen Madonnen, stammen wohl aus dem 6. bis 9. Jahrhundert, die entsprechenden Statuen aus dem 12 und 13. Jahrhundert. Die Tradition von Oropa im Piemont erzählt davon, dass der heilige Bischof Eusebius von Vercelli († 381) im 4. Jahrhundert, nach seiner Teilnahme am Konzil von Nicaea, eine Schwarze Madonna mitgebracht und in die von ihm gegründete Klosterzelle gebracht habe. Die heute dort verehrte Statue stammt dagegen eher aus dem 13. Jahrhundert.[5]

Einer der heiligen drei Könige

Darstellung eines Königs als Mohr, um 1538

Einer der Heiligen Drei Könige wird seit etwa Anfang des 14. Jahrhundert[6] als schwarzer Afrikaner dargestellt.

Je nach Region und Tradition unterschiedlich wird Caspar (der „jüngste“ König, der Weihrauch bringt), Melchior (unter anderem in der Geschichte König Melchior von Karl Heinrich Waggerl) oder Balthasar als Mohr dargestellt, am frühesten und häufigsten jedoch Caspar.

Die dunkle Hautfarbe, die man dem König zuschrieb, entstammt wohl einer Fehldeutung eines überlieferten Textes. Dennoch hat sich die Darstellung eines Königs als Mohr in der Bildenden Kunst bis heute erhalten und ist, wenn auch zunehmend weniger, an Kostümen beim Dreikönigsfest zu sehen.

Besonders eindrückliche Darstellungen finden sich:

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Darstellung in einem Tiroler Wappenbuch aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts. Dort wird zwar der König selbst hellhäutig, auf der Wappenfahne jedoch ein Mohr dargestellt.[19]

Äthiopischer Kämmerer

In der Apostelgeschichte (Apg 8,26) ist von einem äthiopischen Kämmerer der Königin Kandake aus dem „Mohrenland“ (Luther; Einheitsübersetzung: Äthiopien) die Rede, der vom Diakon Philippus getauft wird. Dieser Mohr gilt als Gründer, Philippus als Vater der äthiopischen Kirche. Schon der Kuschite, bei Luther wieder „Mohr“, Ebedmelech war zu Zeiten des Propheten Jeremia als Hofkämmerer beschäftigt (Jer 38-39). Immerhin rettet dieser den Propheten aus der Zisterne.

Hl. Mauritius und hl. Katharina

Mauritiusschrein (12. Jh.), Abtei Saint-Maurice
Darstellung des Heiligen Mauritius im Magdeburger Dom

Der hl. Mauritius († um 290), der aufgrund seines Namens in langer Tradition als Mohr gesehen wurde. Er war zunächst Schutzpatron Burgunds. Nach der Heirat Otto I. 951 mit Adelheid, der Tochter von König Rudolf II. von Burgund, schenkte dieser zum Weihnachtsfest 960 die Reliquien des hl. Mauritius aus der Abtei Saint-Maurice im Schweizer Kanton Wallis für den Magdeburger Dom, der der hl. Katharina von Alexandrien und dem hl. Mauritius geweiht ist. Dort befindet sich auch eine der ältesten figürlichen Statuen des hl. Mauritius, auf denen er ebenfalls als Mohr dargestellt ist. Er gilt als zugrundeliegende Figur für das Wappen von Coburg. Mauritius findet sich auf dem ältesten Siegel der Stadt Ingolstadt von 1291, aber wohl nicht als Mohr.[20] Außerdem gilt er mit hoher Wahrscheinlichkeit auch als zugrundliegende Figur im Wappen der Adelsfamilie Wolffskeel bzw. Grumbach.

  • Im Magdeburger Dom ist aber auch die hl. Katharina als Mohrin dargestellt.[21]
  • Als Motiv auf mittelalterlichen Bucheinbänden findet sich der hl. Mauritius beim Nachfolger des Johannes Fogel in Erfurt, der dort von um 1462 bis nach 1500 gewirkt hat.[22]
  • Matthias Grünewald (1475-1528) malt den heiligen Erasmus und Mauritius im ersten Viertel de 16. Jahrhunderts, letzteren als Mohren.[23]
  • In Jüterbog findet sich eine Statue aus dem Jahr 1506.[24]
  • Die Kombination von Mohrenkönig und dem hl. Mauritius als Mohr findet sich auf dem Dreikönigsaltar von Hans Baldung aus dem Jahr 1507, der sich heute in den Staatlichen Museen Berlins befindet. [25]
  • Ein von Hans Mielich (um 1515-1573) gemalter Ritter-Mohr Mauritius findet sich im Hochaltar des Ingolstädter Münsters.[26]
  • Ebenso zeigt eine Holzplastik in der Kirche St. Johann Baptist in Barby/Elbe den Ritter als Mohr.[27]

Moses, der Äthiopier

Moses der Äthiopier ist ein christlicher Einsiedlermönch in Ägypten, Glaubensbote bei den Sarazenen und späterer Bischof. Er wurde um 320 in Athiopien geboren und starb dort um 390/395. Als Äthiopier hatte er dunkle Hautfarbe und galt daher als "Mohr".

Belakane

Die schöne Sarazenenkönigin Belakane in Wolfram von Eschenbachs Parzival ist eine Mohrin.[28]. Ihr und Gahmurets Sohn Feirefiz wird als Elster-Mischling vorgestellt („schwarz-weiß-gescheckt“). Der Sohn von Feirefiz und Repanse de Schoye wird dereinst der sagenumwobene Priesterkönig Johannes sein. Die Spekulationen über einen historischen Hintergrund dieser Figuren sind vielfältig und umstritten.

Ludwig der Mohr

Ludovico il Moro

Herzog Ludovico Sforza (1452-1508) hat bei den Italienern den Beinamen il Moro („der Dunkle“), ebenso wie Herzog Alessandro de' Medici (1510-1537), wobei bei ihm il Moro meist mit „der Maure“ wiedergegeben wird.

Der Mohr von Venedig

Othello und Desdemona in Venedig. Gemälde von Théodore Chassériau (1850)

Der Mohr von Venedig, der später durch Shakespeares Schauspiel und durch die Opern von Gioacchino Rossini (1816) und Giuseppe Verdi (1887) als Othello bekannt wurde, war ursprünglich nur dem Familiennamen, nicht der Hautfarbe nach ein Mohr. Er hieß Cristofalo Moro und zog 1505 als Gouverneur der Republik des heiligen Markus nach Zypern, um dort die Insel gegen die heidnischen Türken zu verteidigen. Als er nach drei Jahren zurückkehrte, starb auf der Rückfahrt seine Frau, was ihn in tiefe Trauer stürzte. Die Sage hat daraus einen wirklichen Mohren gemacht, der als Befehlshaber von Zypern seine Frau aus Eifersucht ermordet hat.

1692 wurde vom Kapuziner-Missionar Dionigi de Carli eine davon unabhängige Schrift mit dem Titel Der nach Venedig überbrachte Mohr in Deutsch veröffentlicht.

Benedikt der Mohr

Benedikt der Mohr (um 1526 in San Fratello bei Messina in Italien, † 4. April 1589 in Palemero auf Sizilien) war Ordensoberer in Palermo und wurde 1807 von der katholischen Kirche heilig gesprochen.

Der Mohr Peters des Großen

Der Mohr Peters des Großen mit Namen Abraham Petrovich Hannibal[29] war ein abbessinischer Fürstensohn und Vorfahr von Alexander Sergejewitsch Puschkin. Puschkin hat dessen Lebensschicksal in einem Roman ausgestaltet. Ibrahim Hannibal wurde 1707 getauft, wurde vom Zaren wie ein Sohn geliebt, fiel aber in Ungnade, als er sich nicht verheiraten lassen wollte. Über diesen Mohren wurde 1976 im Stile eines Märchens der russische Film Wie Zar Peter seinen Mohren verheiratete gedreht.

Schwarzer König beim Schach

In mittelalterlichen Schachbüchern wird der Schwarze König als Mohr charakterisiert, so zum Beispiel im Konstanzer Schachzabelbuch von 1479 (heute in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien).[30]

Mohr oder Mohrin als Wappenfigur

Die gekrönte Mohrin im Wappen der Kirchberger

Wappen der Gemeinde Illerkirchberg
Wappen des Landkreises Neu-Ulm

Bereits ein alter Wappenschild der Grafen von Kirchberg zeigt eine gekrönte Frauengestalt (Jungfrau) mit vermutlich dreiblütiger Blume (Rose, Lilie oder Distel) in der Hand[31], die zu dieser Zeit als Symbol der Trinität steht, weshalb ein Bezug zu Maria möglich erscheint.

Bei den Kirchbergern erhält die Mohrin spätestens ab dem 15. Jahrhundert statt einem „schwarzen Hut“ eine Bischofsmütze, zunächst anstelle der Krone auf dem Kopf, dann in die Hand. Dies hat allem Anschein nach Eberhard von Kirchberg veranlasst, nachdem er 1407 Bischof von Augsburg geworden war.

  • 1488: Illertissen wird von Kaiser Friedrich III. ein Wappen in Anlehnung an das der damaligen Ortsherren, der Grafen von Kirchberg, verliehen. Dieses zeigte eine wachsende schwarz gekleidete Mohrin mit einer schwarzen Bischofsmütze auf dem Kopf, in der Rechten einen grünen Zweig mit drei Blättern, hier wohl allerdings mit drei Disteln. Die Grafen von Kirchberg starben 1520 aus, bald darauf erhält Illertissen das Wappen der neuen Grundherrn.

Eine Frau mit Mitra zeigt aber noch das Wappen von:

Auch das Wappen der Grafen von Fugger, Kirchberg und Weißenhorn zeigt diese Mohrin mit Mitra [36] und [37]







Der Mohr im Wappen von Wolffskeel und Grumbach

Datei:000 0107.JPG
Vollwappen der Grafen Wolffskeel v. Reichenberg

Wolffskeel´scher Mohr[38]: Das Wappen der Adelsfamilie Wolffskeel zeigt einen nach rechts schreitenden Mohr mit drei roten Rosen. Es erscheint erstmals beim Würzburger Fürstbischof Wolfram Wolfskeel von Grumbach (1322-1333).[39] Der Tradition nach handelt es sich um den hl. Mauritius. Er soll durch Ritter Eberhard von Wolfskeel, den Stammvater der Wolfskeels, in das Wappen gekommen sein.

Die Grabsteine Bischofs Wolframs und seines Neffen Otto II. von Wolfskeel (†1345), der ihm 1333 als Bischof von Würzburg nachfolgte, sind im Würzburger Dom zu sehen. Zwei weitere Grabsteine befinden sich heute im Mainfränkischen Museum:

  • Eberhard von Wolfskeel († 1379) [40]
  • Friedrich von Wolfskeel († 1408) [41]

Grumbach´scher Mohr: Die Grumbachs sind gleichen Ursprungs mit den Wolfskeels und führten anfangs auch das gleiche Wappen.

So findet sich auch der Mohr im Wappen und somit auf dem Zeremonienschwert und auf Münzen des Würzburger Fürstbischofs Johann III. von Grumbach (Bischof von 1455-1466).[42] und [43]

Als die Wolfskeels eine Wappenänderung forderten, um sich von den ihnen bald unbeliebten Grumbachs unterscheiden zu können, legte Kaiser Maximilian 1492 fest, dass der Mohr der Grumbacher nach links, der Mohr der Wolfskeels nach rechts schreiten soll.

Das Mohrenwappen findet sich auch auf den zumeist von Riemenschneider gefertigten Grabmälern folgender Grumbacher Adeligen:

Auch einige andere Ortswappen ehemaliger Besitzungen der Wolffskeels und Grumbachs zeigen daher auch einen derartigen Mohren.

Davon abhängig ist zum Beispiel der Mohr von Uettingen und der Mohr von Unterpleichfeld.

Bis 1974 befand sich der Wolffskeeler Mohr auch im Wappen des Landkreises Würzburg.[48]

Der gekrönte Mohr von Freising

Der „Freisinger Mohr“ von 1316

Freisinger Mohr: Auch das Bistum Freising und der Landkreis Freising tragen einen „Mohren“ im Wappen. Der gekrönte Afrikaner („caput aethiopis“) erschien zum ersten Mal 1284 im Wappen des Bischofs Emicho, Wildgraf von Wittelsbach (1283–1311). Der Titel "Wildgraf von Wittelsbach" verdeckt, dass er väterlicherseits von den Kyrburgern und über seine Großmutter von den Kirchbergern abstammt. Bereits sein Onkel Konrad war Bischof von Freising († 1278), so dass ein Bezug zum Kirchberger Wappen naheliegt.

Der Legende nach wurde aber bereits vorherigen Bischöfen, insbesondere Bischof Otto von Freising im Zuge seiner Teilnahme am zweiten Kreuzzug, der Mohr im Wappen verliehen. Ende des 15. Jahrhunderts ordnete man zum Beispiel auf einer Wandmalerei Otto von Freising selbstverständlich einen Mohren zu.[49]. 1586 weist der Maler Stephan Andreas Mayr ihm allerdings ein anderes Wappen mit zwei Mohren zu.[50]. Auch dieses Bild befindet sich in Klosterneuburg.

Nach einer verbreiteten Interpretation entstand der Mohr aber aus der Fehldeutung einer Darstellung, auf der eigentlich einfach ein gekröntes Haupt dargestellt war, mit dem Bischof Emicho die Reichsunmittelbarkeit seines Gebiets anzeigen wollte. Denkbar ist, dass es sich eigentlich um ein Porträt des Rudolf von Habsburg oder von Emicho selbst handelte. Eine weitere mögliche Herleitung ist der Bezug auf eine Stelle in der Apostelgeschichte, wo ein äthiopischer Kämmerer von dem Apostel Philippus getauft wird (Apg. 8,26).

In kolorierter Fassung wurde er dann im Jahr 1316 – eindeutig als „Mohr“ – auf dem Deckblatt des Haus- und Notizbuches von Bischof Konrad III. (1314–1322) abgebildet. Bis zur Auflösung des Hochstifts Freising im Jahr 1803 stand er dauerhaft im Wappen der Bischöfe von Freising. Ab 1846 durfte das neue Erzbistum München-Freising den Mohren wieder im Wappen tragen.

Wappen mit dem „Freisinger Mohr“ haben einige Städte und Orte, die früher dem Hochstift Freising angehörten:

Von Freising abhängige Gemeinde- und Landkreiswappen

Zusätzlich in Niederösterreich:

Steiermark:

Slowenien:


Von Freising abhängige bischöfliche Wappen

Wappen von Papst Benedikt XVI. mit dem „Freisinger Mohr“
Gedenkstein für Kardinal Faulhaber

Viele Freisinger Bischöfe haben den Mohren in ihr Wappen übernommen, zum Beispiel:

Siehe auch: Sebastian Munsters Cosmographie Universalis mit einem Freisinger Stadtbild von 1550.[69]. Dieses Bild zeigt dabei deutlich zwei unterschiedliche Mohrengesichter.

Der gekrönte Mohr von Lauingen

Wappen der Stadt Lauingen

Lauinger Mohr: In Lauingen (Schwaben) findet sich bereits ein altes Siegel von 1270 im Stadtarchiv, das einen Männerkopf mit langem Haupthaar, Bart und Bügelkrone zeigt, wobei es sich vermutlich um Friedrich Barbarossa handelt. 1451 wendet sich der seither mehrmals veränderte Kopf nach rechts ins Profil. Dabei ist erstmals deutlich ein Mohrenkopf mit Halskette, Ohrring und Mauerkrone zu erkennen. Lauingen ist neben Eisenberg auch die Stadt, die gerne als Mohrenstadt bezeichnet wird.

Der Mohr von Coburg und Zwickau

Wappen von Coburg

Coburger Mohr (14. Jahrhundert): Einen „Mohren“ zeigt das Stadtwappen von Coburg. Es handelt sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Darstellung des Stadtpatrons Hl. Mauritius. Denn die älteste Kirche Coburgs ist die Morizkirche. Sie geht zurück auf eine romanische Basilika aus dem 12. Jahrhundert und wird ebenfalls. Ab 1380 hat dann auch ein Coburger Münzmeister als Meisterzeichen einen Mohrenkopf. 1493 taucht in alten Akten das erste Mal das Wort "Mohrenkopf" auf, der von der Stadt verpflichtet wurde, neben seinem Meisterzeichen seine Ware auch mit dem Mohrenkopf zu versehen. Aus dem Jahr 1521 stammt schließlich der älteste Abdruck des Stadtsiegels mit dem Mohrenkopf. Nachdem der Mohr während des Nationalsozialismus aus dem Wappen verschwinden musste, wurde er 1953 in veränderter Form wieder aufgenommen [70]
Zwickauer Mohr: Auch von Zwickau ist der Stadtpatron der hl. Mauritius, nachdem er bereits 1212 als Patron der Stadtpfarrkirche erwähnt wird. Daher stellt der im aktuellen Großen Stadtwappen am Schildrand hinzugefügte Mohr auch ihn dar. [71]

Der Mohr und die gekrönte Mohrin von Pappenheim

Wappen von Pappenheim

Pappenheimer Mohr und Pappenheimer Mohrin: Das Stadtwappen von Pappenheim zeigt einen Mohrenkopf mit gekräuseltem Haar und einer Stirnbinde. Die Pappenheimer Marschälle haben diese Figur in ihre Helmzier aufgenommen. Auf den ältesten Siegeln der Marschälle findet sich ein edler Kaiserkopf (1251), der wohl eher das Haupt des Hiero von Syrakus darstellt. Dieser Männerkopf trägt auf einem Stadtsiegel 1335 eine Stirnbinde. Aufgrund einer vergröbernden Darstellung sei aus dem ursprünglichen Kaiserkopf ein Mohrenkopf geworden, so auf einem Siegel 1378, wobei auf dem recht fratzenhaften Gesicht eine hohe dreizackige Krone sitzt. Interessant ist, dass diesem Kopf im 15. Jahrhundert ein weiblicher (!) Oberkörper beigefügt wird, der im 16. Jahrhundert einen Zopf oder zwei abstehende Zöpfe hat[72] und später eine Mohrin wird.[73], [74] und [75]

Der Mohr von Schauenstein

Datei:Wappen Schauenstein.jpg
Wappen von Schauenstein

Schauensteiner Mohr: In der ersten erhaltenen farbigen Zeichnung des Wappens von Schauenstein (Oberfranken) aus dem Jahr 1581 ist der vorher schon traditionelle Mann schwarz und hält einen kleinen roten Stein empor. Es ist eindeutig ein Bergmann mit einem Erzbrocken in der Hand, um den Ortsnamen zu verbildlichen: ein zur Schau gestellter Stein. Seit 1692 wird der Bergmann nun als Mohr fehlgedeutet. Ab 1812 ist der Mann nackt dargestellt mit einem Stück Fleisch in der Hand, es gibt auch Abbildungen, die den Mohren mit einem Spiegel in der Hand zeigen.

Der Mohr von Bad Sulza

Wappen von Bad Sulza

Sulzener Mohr: Im Stadtwappen von Bad Sulza findet sich ein Mohr in Ritterrüstung. Er findet sich bereits im ältesten bekannten Siegel aus dem Jahre 1567 mit einer gefähnelten Lanze in der Hand. Dieser Mohr verweist auf den heiligen Mauritius als Patron der Soldaten und Salzsieder.

Der Mohr von Mehring

Wappen von Mehring (Bayern)

Mehringer Mohr: Das Adelsgeschlecht der Moringer scheint seit dem 8. Jahrhundert im Besitze von Mehring gewesen zu sein. Sie starben allerdings Mitte des 14. Jahrhunderts aus. Im Wappen trugen sie einen Mohren mit roter Kopfbedeckung. Dieser fand als beredtes Zeichen für den Ortsnamen auch Eingang in das heutige Gemeindewappen.

Der Mohr von Tuttlingen-Möhringen

Wappen von Tuttlingen-Möhringen

Zeigt das Wappen der früheren Stadt Möhringen an der Donau (seit 1973 ein Stadtteil von Tuttlingen). Das Wappen ist von Kaiser Friedrich III. aus Wien 1470 an Möhringen verliehen worden.

Der Mohr von Stuttgart-Möhringen

Wappen von Stuttgart-Möhringen bis 1942

Möhringer Mohr: Zeigt das Stadtteilwappen von Möhringen bis 1942 einen ungekrönten Mohren, so findet sich ab 1957 darauf ein gekrönter Mohr.

Der Mohr von Eisenberg

Wappen von Eisenberg (Thüringen)

Eisenberger Mohr: Der Eisenberger Mohr geht auf eine Sage über einen Mohren als Diener des Grafen von Eisenberg zurück, die sich sowohl in einer Standfigur am Marktplatz als auch im Wappen niederschlug, interessanterweise als "korsischer Mohr" mit verbundenen Augen. Die Mohrensage. Mitunter wird Eisenberg neben Lauingen daher auch Mohrenstadt genannt.

Der Mohr von Riedlingen

Auch die Fasnacht in Riedlingen kennt einen Mohren, die Riedlinger selbst sind die dazugehörigen "Mohrenwäscher". Für diesen Umstand wird folgende Geschichte als Begründung angeführt: In Riedlingen gastierte einmal ein Zirkus, bei dem unter anderem ein Schwarzer, ein "Mohr" war. Da die Einwohner Riedlingens bislang noch nie einen Schwarzen gesehen hatten, glaubten sie, es handle sich dabei um einen Weißen, der sich nicht gewaschen habe. Sie packten ihn, brachten ihn zum Marktbrunnen und versuchten, den Mohr weiß zu schrubben, was jedoch nicht gelingen wollte.[76]

Der Mohr von Mörlau

Mohr von Mörlau 2004
Wappen von Ober-Mörlen

Mörlauer Mohren: Die historisch exakte Herkunft der Mohren im Wappen von Ober-Mörlen ist nicht geklärt. Jedoch entstand das aktuelle Gemeindewappen auf Basis der Heraldischen Zeichen (Eppsteiner Sparren, Kurmainzer Rad und dem Mohren). Im Codex Laureshamensis, einem Kopialbuch des 12. Jahrhunderts, findet sich für das Jahr 790 die Bezeichnung "Moruller Marca", was meist als "Mark des Mohren" gedeutet wird. An das Wappen angelehnt tritt der Mohr von Mörlau seit 1948 als Figur der Ober-Mörler Fassenacht auf; in früheren Zeiten im Dienerlivree (ähnlich "Sarottimohr"), seit 2003 in seinem „orientalischen“ Fantasie-Kostüm (siehe rechts).

Der Mohr der Tucher und von Simmelsdorf

Wappen von Simmelsdorf

Die Nürnberger Patrizierfamilie Tucher hatte sehr bald einen Mohren im Familienwappen, der auch zum Markenzeichen der mit ihr verbundenen Brauerei wurde.[77] Aber auch die Nürnberger Landgemeinde Simmelsdorf hat aufgrund der historischen Verbundenheit mit dieser Familie einen Mohren ins Wappen aufgenommen.

Die Mohren in der Schweiz

Zunächst ist darauf hinzuweisen, dass in der zwischen 1335 und 1345 entstandenen Zürcher Wappenrolle auf dem Schild selbst oder im Wappenzier insgesamt neun Mohren vorkommen. In heutigen Wappen findet sich der Mohr in folgenden Gemeinden:

Mohrener Mohr: Das Wappen von Mohren in der Schweiz trägt ein besonders aufschlussreiches Kopfbild eines Mohren.

Mandacher Mohr: Das Wappen von Mandach geht auf einen Helmschild der Herren von Mandach (13. Jahrhundert) zurück, der volkstümlicher Deutung nach den hl. Mauritius darstellt, der auch der Schutzpatron der Kirche von Mandach ist.

Flumenthaler Mohr: Das heutige Gemeindewappen von Flumenthal in der Schweiz zeigt ein Mohrenhaupt mit weißem Stirnband und Kragen sowie roten Lippen. Dieser ist so ähnlich schon im Vogteiwappen zu finden, bei dem man einen Zusammenhang mit dem heiligen Mauritius vermutet, der allem Anschein nach früher der Patron der Kirche war. Zudem ist der Weihetag der Kirche der Mauritzentag (22. September) 1514.

Oberweninger Mohr: Das heutige Gemeindewappen von Oberweningen zeigt ebenfalls einen Mohr.

Möriken-Wildegger Mohr: Und auch das Gemeindewappen von Möriken-Wildegg trägt einen Mohrenkopf.

Mohr von Avenches/ Waadtland: Das Wappen des Städtchens Avenches zeigt in rot einen schwarzen Mohrenkopf mit weissem Stirnband.

Die Mohren von Aragon, Sardinien und Korsika

Aragonische Mohren: Bereits alte spanische Chroniken berichten davon, dass Peter I. in der Schlacht von Acoraz vier schwarze Könige enthaupten ließ. Entweder er selbst oder sein Nachfolger hätten diese Köpfe in ihren Wappenschild aufgenommen als Symbol für die Rückeroberung vier ehemals maurischer Gebiete. Spätestens 1281 führte Peter III., König von Aragon (Spanien) endgültig dieses Hoheitszeichen ein, das dann lange Zeit als Siegel verwendet wurde. Es handelt sich jeweils um einen weißen Schild mit dem roten St. Georgs-Kreuz und den Köpfen von vier Mohren mit weißem Stirnband. [78]

Datei:Sardinia flag.png
Flagge Sardiniens
  • Sardische Mohren: Das Landeswappen der italienischen Insel Sardinien zeigt wie das aragonische Wappen vier maurische Köpfe. Erst im 17. Jahrhundert wurde das ursprünglich aragonische Wappen durch Philipp IV. von Spanien offiziell für Sardinien eingeführt, indem er es auf Münzen prägen ließ.
Flagge Korsikas
  • Korsische Mohr: Das Landeswappen der französischen Insel Korsika zeigt ebenfalls einen Kopf eines „Mohren“ oder Mauren (Testa Maura). Er wird in Verbindung gebracht mit dem Kampf gegen die sarazenischen Mauren im 9. und 10. Jahrhundert. Eine sagenhafte Gestalt des damaligen korsischen Widerstandes war Ugo Colonna. Dieser soll auch den Mohrenkönig Nugalon bezwungen und danach alle heidnischen Korsen haben taufen lassen (Zwangstaufe). Diese maurische Besatzung spiegelt sich in korsischen Ortsnamen wie Campomoro, Morosaglia, Morsiglia usw. wider. Schon bald darauf tauchte der Mohrenkopf in diversen Siegeln und Wappen auf. Doch erst 1762 wurde der Mohrenkopf mit Stirnband von Pascal Paoli und der von ihm geleiteten Consulta zum offiziellen Wappen und Symbol für den Freiheitskampf der Korsen bestimmt. Der Legende nach geht dieses Symbol auf einen Kampf zwischen einem arabischen Herrscher, ein Maure, und einem korischen Verlobten um dessen Verlobte zurück, die der Maure entführt hatte. Im Kampf blieb der Korse siegreich, und er schlug dem Mauren den Kopf ab, spießte ihn auf eine Lanze und reckte ihn hoch in den Himmel. Das Stirnband geht dagegen auf eine andere Legende zurück. Nach dem Sieg der Pisaner und Genueser über die Mauren sollte ein maurischer Gefangener hingerichtet werden, dem dazu die Augen mit einem weißen Tuch verbunden wurden. Der Maure wollte aber sehenden Auges sterben und schob daher das Tuch hoch zur Stirn. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es sich bei der Fahne um eine Einführung durch den König von Aragon handelt.

Vincentellu d’Istria, der für Aragon und gegen die pisanischen und genuesischen Besatzer kämpfte, brachte es bis zum Vize-König. Er wurde dann aber von den Besatzern geschlagen und in Genua hingerichtet; dennoch wird dieser Kampf heute als Beginn der korsischen Monarchiebewegung angesehen.

Als dann der deutsche Baron Theodor von Neuhoff sich am 12. März 1736 selbst zum ersten und einzigen König Korsikas machte, führte er bei seinem Triumphzug durch Korsika ein Porträt von sich mit, auf dem unten ein Wappen abgebildet war, das auf dem Schild den nach rechts gerichteten Kopf eines Mohren mit verbundenen Augen und einer Kette um den Hals zeigte.

Erst Paoli hat dann das Tuch als Zeichen der Freiheit zum Stirnband umfunktioniert und etwas später auch die Halskette weggenommen.[79]

Der Mohr der Schwarzhäuptergilde

In Riga gab es die sogenannte „Compagnie der Schwarzen Häupter“ (kurz auch Schwarzhäuptergilde), eine frühe Abspaltung der Ledigen von der „Großen Gilde“ (14. Jahrhundert). Der Patron der Schwarzhäuptergilde ist der hl. Mauritius. Daher hat man auch einen Mohren im Wappen. Der Name leitet sich aber mehr vom Kopfschutz der gewappneten Kriegsknechte her: der schwarzen Sturmhaube. Das Schwarzhäupterhaus (Gildenhaus) ist durch die Rekonstruktion in den 90er Jahren bekannt geworden, nachdem das ursprünglich 1341 erbaute Gebäude 600 Jahre später 1941 bei einem deutschen Angriff zerstört wurde. An der Pforte des Hauses rechts steht im Blick auf Patron und Wappen ein Mohr.[80] Im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes von 1939 mussten die deutschstämmigen Schwarzhäupter Riga verlassen. Sie haben ihren neuen Sitz in die Stadt Bremen gelegt.

Mohren als Wasserzeichen

Die Wasserzeichenkartei Piccard, die der Datierung von mittelalterlichen Codices dient, kennt mehrere Mohrenköpfe

  • Mohrenkopf mit Stirnband ohne Krone, Ende 14. Jahrhundert, Codex 22 im Stadtarchiv von Tulln. [81]
  • Mohrenkopf, Süddeutschland, letztes Viertel 14. Jahrhundert.[82]
  • Mohrenkopf mit Krone, erstes Viertel 15. Jahrhundert. [83]

Literatur und Kunst

Literatur und Theater

Der „Mohr“ im Kinderbuch Struwwelpeter von 1845

Bekanntester „Mohr“ der Weltliteratur ist wohl William Shakespeares tragischer Held Othello, auch als "Mohr von Venedig" bekannt. Nach heutigen Interpretationen soll Othello ein Maure sein, dessen Hautfarbe im Stück jedoch als black (schwarz) beschrieben wird.

Das geflügelte Wort „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“ lautet im Original: „Der Mohr hat seine Arbeit gethan, der Mohr kann gehen.“ Friedrich Schiller legte diesen Satz in den Mund von Muley Hassan, dem Mohren von Tunis (Die Verschwörung des Fiesco zu Genua).

Bekannt ist auch die Moritat „von den schwarzen Buben“ aus dem Kinderbuch Struwwelpeter von Heinrich Hoffmann (1845): „Es ging spazieren vor dem Tor / ein kohlpechrabenschwarzer Mohr (...)“, in der sich Kinder über einen Mohren wegen seiner Hautfarbe lustig machen, dann jedoch vom „großen Nikolas“ in ein Tintenfass getunkt werden. Sie werden also zur Strafe selbst „schwarz gemacht“. Die Geschichte dient zwar vordergründig der antirassistischen Erziehung. Doch wird der schwarze Knabe als stereotyper Schwarzafrikaner (barfuß, dicke Lippen, krauses Haar, nackt bis auf eine kurze Hose) dargestellt und das Schwarzsein als solches wird als Makel angesehen, das zwar nicht Spott, aber doch Mitleid verdient: „Ihr Kinder, hört mir zu, und lasst den Mohren hübsch in Ruh! Was kann denn dieser Mohr dafür, dass er so weiß nicht ist wie ihr?“

Heinrich Heine veröffentlichte 1844 das Gedicht Der Mohrenkönig in seiner Gedichtsammlung Romanzero. Und in seinem Wintermärchen Caput 14 stehen die heiligen drei Könige stellvertretend in der Kritik, darunter auch Herr Gaspar, der König der Mohren.

Die Mohrin spielt außerdem in folgenden Werken eine bedeutende Rolle:

Musik

Nicht vergessen werden sollte auch der Mohr Monostatos aus der Zauberflöte von Mozart und Antonio Salieris Musikkomödie Il Moro, sowie dessen deutsche Oper Die Neger. Und der König der Nubier Amonasro in Verdis Aida ist ebenfalls ein Mohr. Auch Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal ließen am Ende des „Rosenkavaliers“ „einen kleinen Neger in Gelb“ auftreten, „ein Präsentierbrett mit Schokolade tragend“.

Malerei und Skulptur

Im Bereich der bildenden Kunst sind hervorzuheben:

  • Erasmus Grassers Mohr im Ensemble von 16 Moriskentänzern (1480) [84]
  • "Höfischer Mohrentanz bei Fackelbeleuchtung 1517 in Augsburg" (unbekannt, z.T. Dürer zugeschrieben)
  • "die Mohrin Katherina" von Albrecht Dürer (1521)[85]
  • der Mohr von Matthias Grünewald (vor 1528). [86]
  • der Kontrobass mit Mohrenkopf (um 1650) von Jakob Stainer, Absam.
  • der "Mohr in der Perlenschale" von Johann Melchior Dinglinger (1720), der heute in der Kurfürstlich-Königlichen Sächsischen Schatzkammer zu bewundern ist.[87]
  • der "Mohr mit der Smaragdstufe" von Balthasar Permoser (1724), der heute in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ausgestellt ist. [88]

Werbung

Der Sarotti-Mohr, ausgestellt im Imhoff-Stollwerck-Museum

Der 1868 von Hugo Hoffmann gegründete und 1881 durch Übernahme der „Confiseur-Waaren-Handlung Felix & Sarotti“ unter dem Namen Sarotti bekannt gewordene Schokoladenhersteller Sarotti wirbt seit den 20er Jahren mit dem „schokoladenbraune Sarotti-Mohr“ als Firmenlogo. Nach Beendigung des Krieges entwarf die Werbeagentur des Grafikers Julius Gipkens anlässlich des 50jährigen Bestehens der Unternehmung, in Anlehnung an die erste Fabrikationsstätte in der Mohrenstraße, das erste Mohrenzeichen: Drei Mohren mit dem Tablett. Am 27. August 1918 wird das neue Markenzeichen bereits angemeldet. Die bis heute verwendete Gestalt erhielt der Mohr dann von Gipkens 1920 und wurde 1922 zur eingetragenen Marke. Die Werbefiguren trugen einen Turban und ein Tablett und sollte wohl ursprünglich auf die traditionelle Funktion von Mohren als Bedienstete des Hochadels anspielen. Möglicherweise sollen sie auch auf den Anbau von Kakao in Afrika verweisen (der meiste Kakao kam zu der Zeit allerdings aus Südamerika). Denkbar ist auch, dass damit Sinnlichkeit und gesteigerte Genussfähigkeit assoziiert werden sollen, wie sie in stereotypen Vorstellungen den Bewohnern südlicher Länder zugeschrieben werden. (Wichtig ist in diesem Kontext der Kolonialismus, der in Europa Fantasien vom „sinnlichen Süden“ anregte; siehe Exotismus). Der Mohr trat von Anfang an auf Produktverpackungen, in der Print-Werbung wie auch ab 1964 in der Fernsehwerbung auf und wurde seither in zahlreichen Formen als Souvenir vermarktet. Seit 2004 wird der Sarotti-Mohr von der Firma Stollwerck offiziell als „Sarotti-Magier aus 1001 Nacht“ bezeichnet. Die Figur wurde niedlicher gestaltet und jongliert nun mit Sternen, statt ein Tablett zu tragen.

Auch im Logo der Wiener Kaffeerösterei Julius Meinl findet sich ein „Mohr“. Der Meinl-Mohr trinkt Kaffee, trägt einen hohen roten Fez und die Uniform eines Hotelpagen oder Dienstboten. Er wurde 1924 von dem Grafikdesigner Joseph Binder entworfen und 1965 zu einer abstrakteren Darstellung modernisiert. Auch mit ihm sollten Sinnlichkeit und eine „weltoffene“ und „exotische“ Atmosphäre von südländischen Hotels oder Kolonialherren-Anwesen assoziiert werden. Für die USA hat der Meinl-Konzern das schwarze Gesicht durch Gold ersetzt und begründet dies mit der dortigen Political correctness. In Europa präsentiert sich Meinl weiterhin mit dem traditionellen „Mohren“ mit rotem Fez. Allerdings gibt die Firma offiziell an, der Mohr ähnele einem „sympathischen Barockengel“ und stehe daher für „die europäische Komponente“ der Firma.

Die südwestdeutsche Bezeichnung „Mohrenkopf“ (auch „Negerkuss“) für einen Schokokuss (Schaumwaffelgebäck mit Schokoladenüberzug) stammt vermutlich ebenfalls aus den 20er Jahren. Sie leitet sich von der dunklen Farbe der Schokolade und der damals gängigen Assoziation von „Mohren“ mit Schokolade her. Die offiziellen Namensgebungen mit rassistischer Tendenz wurden mittlerweile abgeändert; der Alltagssprachgebrauch blieb erhalten.

Weitere sächliche Verwendungen

Apotheken, Gasthäuser, Brauereien, Häuser

„Mohren“ finden sich auch vielfach in den Namen und Wappen von Apotheken, Gasthäusern und Brauereien. Bei den Apotheken ist wohl öfter der Nachname des ersten Besitzers ausschlaggebend gewesen denn die Vorstellung vom Mohren, der dann erst später in die Wappen Eingang gefunden hat. Dagegen steht bei den Gasthäusern und Brauereien wohl öfter der schwarze König der heiligen Drei Könige im Hintergrund.

  • Mohrenapotheken finden sich zum Beispiel
    • Deutschland: in Aschaffenburg, Nürnberg zu St. Lorenz, Erlangen, Nürnberg-Südstadt, Mühlhausen/Thüringen, Meerbusch, Baesweiler, Memmingen, Bad Langensalza, Bremen, Karlstadt, Heidelberg, Eberbach, Halle, Bayreuth, Bergheim, Schwäbisch-Hall, Schwäbisch-Gmünd, Worms, Leipzig-Wiederitzsch, Meisenheim, Dortmund, Wuppertal, Bochum, Coburg, Hamburg, Mainz, Hanau, Hofgeismar, Bielefeld, München, Erfurt, Eberbach, Jüterbog, Celle, Osnabrück, Langenfeld, Ulm, Köthen (Anhalt), Zwickau, Heilbronn, Görlitz, Langenfeld, Hannover, Fürth, Herne, Bautzen, Kiel, Wolfsburg, Gelsenkirchen, Friedberg
    • Österreich: in Graz-Gries, Krems an der Donau, Wien, Bad Radkersburg
    • Schweiz: Winterthur
    • vgl. auch die Erzählung Die Leute aus der Mohrenapotheke von Ernst Penzoldt)
  • Eine Mohrenbrauerei gibt es im österreichischen Dornbirn: Sie ist die älteste Brauerei in Vorarlberg (als Brauerei gesichert seit 1834) und hat seit langer Zeit einen Mohren im Firmenwappen.[89]
  • Weitere Mohrenbrauereien gibt/gab es außerdem in Zwiefalten-Baach, in Coburg, in Ravensburg und in Schwäbisch Gmünd (Drei Mohrenbrauerei). In Leutkirch im Allgäu gibt es den Brauereigasthof "Zum Mohren".
Rottweil
  • Gasthäuser, Restaurants, Hotels etc. mit dem Titel "Zum Mohren" finden sich zum Beispiel in:
    • Deutschland: Aachen, Augsburg (Drei Mohren),Ettlingen (Drei Mohren), Landsberg am Lech, Riedlingen, Rottweil, Ottobeuren, Oberpullendorf, Gotha, Heidelberg, Flensburg, Niederstotzingen, Isselburg, Poppenricht (Zu den Drei Mohren)
    • Österreich: Reutte, Salzburg, Burgeis
    • Schweiz: Willisau
    • Südtirol: Reschen, Prissian bei Meran
  • Das Mohrenhaus, ein Herrenhaus in Radebeul, heute Kindergarten.

Straßen, Plätze und Brunnen

Schwarze Dampflokomotiven

Schwarze Dampflokomotive als Mohr

Im Englischen werden unter „black moors“ auch schwarze Dampflokomotiven verstanden.

Mohr von Beruf

Nicht selten werden auch Menschen, die beruflich viel mit Ruß zu tun und daher nicht selten auch ein verrußtes Gesicht haben, zum Beispiel Schornsteinfeger, mit dem Mohr in Verbindung gebracht.

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

Auch die Figur des Schwarzen Mannes, so zum Beispiel als Kinderschreck im Kinderspiel: Wer hat Angst vorm Schwarzen Mann, gehört in diesen Zusammenhang. Dabei ist es unklar, auf was genau der „schwarze Mann“ sich bezieht. Die angebotenen Deutungsmöglichkeiten reichen von Tod, Teufel, über Schornsteinfeger bis direkt zum Mohren. Wahrscheinlich ist jedoch, dass diese Figur zunächst nicht für dunkelhäutige oder verrußte Menschen steht, sondern allgemein für das dunkle, unbekannte Angstmachende und Böse (siehe im Englischen: Bogeyman).

Der Teufel als schwarzer Mann

Die mittelalterliche Vorstellung vom Teufel als schwarzem Mohr wurde erst allmählich durch die Vorstellung vom „roten Teufel“ abgelöst.

Flora und Fauna

Mohrrübe, Möhre, Morchel

Datei:Daucus2.jpg
Blütendolde mit "Mohrenblüte" in der Mitte

Umstritten ist inwieweit die Begriffe Mohrrübe bzw. Möhre mit Mohr zusammenhängen. Im althochdeutschen mor(a)ha, mittelhochdeutschen mohre, morhe, morche, aber auch im mittelniederländischen und altenglischen more für Möhre könnte unter Umständen ein Zusammenhang bestehen. Im 17. Jahrhundert findet sich umgangssprachlich auch der Begriff Mohrrübe. Tatsächlich hat die Wilde Möhre in der Mitte der Blütendolde eine durch Anthocyane schwarz/schwarzrot gefärbte „Mohrenblüte“ (auch „Scheininsekt“), von der sich der Name ableiten könnte.[96] Erst den späteren Kultursorten fehlt diese Mohrenblüte, was dann aber für die Namensgebung nicht mehr relevant war, da sich der Art- und Gattungsname eingebürgert hatte. Die Morchel (morhila) ist demzufolge ein „möhrenähnlicher Pilz“ oder eine Verkleinerungsform von Möhre, übertragen also Möhrchen. Da sie aber vom Art- bzw. Gattungsnamen herleitbar scheint, ist ein unmittelbarer Zusammenhang mit Mohren nicht gegeben. Andererseits gibt es viele Morcheln, die durch ihre dunkle Kappe durchaus Mohren-Assoziationen wecken.[97]

Mohrenfalter

Graubindiger Mohrenfalter (Erebia aethiops)
Weißbindiger Mohrenfalter (Erebia ligea)

In der Gattung Erebia gibt es eine Anzahl von Arten, die auf Grund ihrer vorwiegend dunkelbraun gefärbten Flügel als Mohrenfalter bezeichnet werden (Auswahl):

Weitere "Mohren"-Tiere und -Pflanzen

Mohrenkaiman (Melanosuchus niger)
Mohrenkopfpapagei (P. senegalus)

Andere „aethiops“-Kennzeichnungen der Biologie

Interessanterweise ist die lateinische Namengebung mit „aethiop(i)s“ bzw. „aethiopiacis“ (griech. für „wachsend im Mohrenland“ oder „durch die Sonne versengt“) häufig ein Anzeichen für „mohrenhaftes“ Aussehen, so bei:

Grünmeerkatze
  • Mohrengesichtige Affen, wie zum Beispiel die Äthiopische Grünmeerkatze (Chlorocebus aethiops) - mitunter auch Mohrenaffe genannt.[99].
  • Schwarzer Käfer, wie der äthiopische Hals- bzw. Schmalbock (Leptura aethiops = Strangalia aethiops))[100], der äthiopische Erdbock (Dorcadion aethiops)[101], der Carinatodorcadion aethiops [102], der äthiopische Laufkäfer (Pterostichus Steropus aethiops) oder der Schwarze Grabkäfer (Pterostichus aethiops) [103]
  • Schwarze Ameisen, wie die äthiopische Holzameise (Camponotus aethiops)[104]
  • Schwarze Vögel, wie die äthiopische Kapuzenwollrücken (Thamnophilus aethiops) [105]
  • Schwarze Schnecken, wie die äthiopische Schnecke (Diloma aethiops)[106]
  • Schwarze Pflanzen, wie die äthiopische Säulenkaktus (Cereus aethiops)[107] oder der äthiopische Rötling (Entoloma aethiops) [108]
  • Die Zantedeschia aethiopiacis (äthiopische Zimmerkalla) ist zwar nicht mohrenhaft, aber wächst in Äthiopien.

Nachname

Siehe Mohr (Name)

Sonstiges

In der Alchemie ist der „mineralische Mohr“ ein aus Metallen und Halbmetallen niedergeschlagenes schwarzes Pulver („Aethiops mineralis“)

Im süddeutschen Sprachraum werden schwarze Katzen und Hasen häufig „Mohrle“ genannt (Unsre Katz heißt Mohrle, hat ein schwarzes Ohrle, hat ein schwarzes Fell...).

Ein Biermischgetränk aus Cola und Hefeweizen wird in Süddeutschland mitunter als Mohr, häufiger jedoch als Neger bezeichnet.

Makaber ist, dass der „hochfürstliche Mohr“ Angelo Soliman des Wiener Hofes als ausgestopftes Präparat in der Sammlung des Naturhistorischen Museums endete.

Siehe auch

Literatur

  • Schlamp, M.F.: Der Mohrenkopf im Wappen der Bischöfe von Freising, 1930
  • Adolf Wilhelm Ziegler: Der Freisinger Mohr: Eine heimatgeschichtliche Untersuchung zum Freisinger Bischofswappen. München 1975; 1976
  • Dione Flühler: Die Darstellung des Mohren in Mittelalter, 1980
  • Peter Schütt: „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan ...“ Gibt es Rassismus in der Bundesrepublik?, 1981
  • Eckhard Henscheid, Immanuel Kant: Der Neger (Negerl). München 1982. ISBN 3-921499-58-5
  • Thomas Kleber: Der Sarotti-Mohr. Zum ikonographischen und literarischen Umfeld einer Werbefigur, 2001
  • Peter Martin: Schwarze Teufel, edle Mohren. Afrikaner in Geschichte und Bewußtsein der Deutschen, 2001
  • Sylvia Hahn (Red.): Der Mohr kann gehen. "Der Mohr von Freising". Ausstellungskatalog zur Ausstellung im Diözesanmuseum Freising, 23. November 2002 bis 2. März 2003, 2002
  • Mira Alexandra Schnoor: Der Mohr im Wappen. Afrikaner als Schildfiguren bayerischer Gemeinden, 2003
  • Susan Arndt und Antje Hornscheidt (Hg.): Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. 2004, ISBN 3-89771-424-8
  • Das Wappen Coburgs. Der Coburger Mohr, 2004
  • Rita Gudermann: Der Sarotti-Mohr. Die bewegte Geschichte einer Werbefigur, 2004
Wiktionary: Mohr – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen