„2. Armee (Deutsch-Französischer Krieg)“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
 
(27 dazwischenliegende Versionen von 16 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Die deutsche '''2. Armee''' war ein Großverband im [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] von 1870/71 und bestand aus [[Preußische Armee|preußischen]] und [[Sächsische Armee|sächsischen Truppenteilen]].
Die deutsche '''2. Armee''' war ein Großverband im [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]] von 1870/71 und bestand aus [[Preußische Armee|preußischen]] und [[Sächsische Armee|sächsischen Truppenteilen]].

== Vorgeschichte ==
== Zur Vorgeschichte ==
Nach dem [[Deutscher Krieg|Deutschen Krieg]] und der Gründung des [[Norddeutscher Bund|Norddeutschen Bundes]] schloss [[Otto von Bismarck|Bismarck]] mit den verbleibenden süddeutschen Staaten die [[Schutz- und Trutzbündnis]]se ab, die ein gemeinsames Vorgehen im Falle eines auswärtigen Konfliktes vorsahen. Als durch die [[Emser Depesche]] (13. Juli 1870) und der darauffolgenden französischen Kriegserklärung der Waffengang unvermeidlich geworden war kam es zum Krieg.
Nach dem [[Deutscher Krieg|Deutschen Krieg]] und der Gründung des [[Norddeutscher Bund|Norddeutschen Bundes]] schloss [[Otto von Bismarck|Bismarck]] mit den verbleibenden süddeutschen Staaten die [[Schutz- und Trutzbündnisse 1866|Schutz- und Trutzbündnisse]] ab, die ein gemeinsames Vorgehen im Falle eines auswärtigen Konfliktes vorsahen. Am 19. Juli 1870, sechs Tage nach der [[Emser Depesche]], erklärte der französische Kaiser [[Napoleon III.]] Preußen den Krieg und befahl die Mobilmachung.
Während die deutsche [[Deutsche 3. Armee (Deutsch-Französischer Krieg)|3. Armee]] am südlichen Abschnitt im Elsass einbrach, marschierte die [[1. Armee (Deutsch-Französischer Krieg)|1. Armee]] südlich von [[Luxemburg]] zur Mosel vor, dahinter folgte die 2. Armee. [[Oberbefehlshaber]] der 2. Armee wurde [[General der Kavallerie]] [[Friedrich Karl von Preußen (1828–1885)|Prinz Friedrich Karl von Preußen]], als [[Generalstabschef|Chef des Generalstabes]] fungierte Oberst [[Gustav von Stiehle]].
Der [[Norddeutscher Bund|Norddeutsche Bund]] unter der Führung [[Preußen]]s und die mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten [[Königreich Bayern|Bayern]], [[Königreich Württemberg|Württemberg]], [[Großherzogtum Baden|Baden]] und [[Großherzogtum Hessen|Hessen-Darmstadt]] machten mobil. Frankreich begann den Deutsch-Französischen Krieg am 2. August mit einem Angriff sechs französischer Divisionen auf deutsches Territorium bei Saarbrücken.
Während die deutsche [[Deutsche 3. Armee (Deutsch-Französischer Krieg)|3. Armee]] am südlichen Abschnitt im Elsass einbrach, marschierte die [[1. Armee (Deutsch-Französischer Krieg)|1. Armee]] südlich von [[Luxemburg]] zur Mosel vor, dahinter folgte die 2. Armee. [[Oberbefehlshaber]] der 2. Armee wurde [[General der Kavallerie]] [[Friedrich Karl von Preußen (1828–1885)|Prinz Friedrich Karl von Preußen]], als [[Generalstabschef|Chef des Generalstabes]] fungierte Oberst [[Gustav von Stiehle]]. Die 2. Armee zählte etwa 170.000 Mann, 21.900 Reiter und 546 Geschütze. Das Hauptquartier war zu Kriegsbeginn in [[Festung Mainz|Mainz]].


== Gliederung am 1. August 1870 ==
== Gliederung am 1. August 1870 ==
[[Datei:Prinz Friedrich Karl.jpg|mini|hochkant|Oberbefehlshaber Prinz Friedrich Karl von Preußen]]
[[Datei:Prinz Friedrich Karl.jpg|mini|hochkant|Oberbefehlshaber Prinz Friedrich Karl von Preußen]]
[[Datei:General von Stiehle.JPG|mini|hochkant|General Gustav von Stiehle, Chef des Generalstabes]]
[[Datei:General von Stiehle.JPG|mini|hochkant|General Gustav von Stiehle, Chef des Generalstabes]]
[[III. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|III. Armee-Korps]] Generallieutenant [[Konstantin von Alvensleben]]
[[III. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|III. Armee-Korps]] Generalleutenant [[Konstantin von Alvensleben]]
* [[5. Division (Deutsches Kaiserreich)|5. Infanterie-Division]]: Generalleutnant [[Wolf Louis Anton Ferdinand von Stülpnagel|Ferdinand von Stülpnagel]]
* [[5. Division (Deutsches Kaiserreich)|5. Infanterie-Division]]: Generalleutnant [[Wolf Louis Anton Ferdinand von Stülpnagel|Ferdinand von Stülpnagel]]
* [[6. Division (Deutsches Kaiserreich)|6. Infanterie-Division]]: Generalleutnant [[Gustav von Buddenbrock|Gustav Karl von Buddenbrock]]
* [[6. Division (Deutsches Kaiserreich)|6. Infanterie-Division]]: Generalleutnant [[Gustav von Buddenbrock|Gustav Karl von Buddenbrock]]


[[IV. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|IV. Armee-Korps]] General der Infanterie [[Gustav von Alvensleben]]
[[IV. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|IV. Armee-Korps]] General der Infanterie [[Gustav von Alvensleben]]
* [[7. Division (Deutsches Kaiserreich)|7. Infanterie-Division]]: Generalleutnant [[Julius von Groß]], gen. von Schwarzhoff
* [[7. Division (Deutsches Kaiserreich)|7. Infanterie-Division]]: Generalleutnant [[Julius von Groß]], gen. von Schwarzhoff
* [[8. Division (Deutsches Kaiserreich)|8. Infanterie-Division]]: Generalleutnant [[Theodor Alexander von Schoeler|Alexander von Schoeler]]
* [[8. Division (Deutsches Kaiserreich)|8. Infanterie-Division]]: Generalleutnant [[Alexander von Schoeler]]


[[IX. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|IX. Armee-Korps]] General der Infanterie [[Albrecht Gustav von Manstein]]
[[IX. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|IX. Armee-Korps]] General der Infanterie [[Gustav von Manstein]]
* [[18. Division (Deutsches Kaiserreich)|18. Infanterie-Division]]: Generalleutnant [[Karl von Wrangel]]
* [[18. Division (Deutsches Kaiserreich)|18. Infanterie-Division]]: Generalleutnant [[Karl von Wrangel]]
* [[Großherzoglich Hessische (25.) Division|25. Infanterie-Division]]: Prinz [[Ludwig IV. (Hessen-Darmstadt)|Ludwig von Hessen]]
* [[Großherzoglich Hessische (25.) Division|25. Infanterie-Division]]: Prinz [[Ludwig IV. (Hessen-Darmstadt)|Ludwig von Hessen]]


[[X. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|X. Armee-Korps]] General der Infanterie [[Konstantin Bernhard von Voigts-Rhetz]]
[[X. Armee-Korps (Deutsches Kaiserreich)|X. Armee-Korps]] General der Infanterie [[Konstantin Bernhard von Voigts-Rhetz]]
* [[19. Division (Deutsches Kaiserreich)|19. Infanterie-Division]]: Generalleutnant [[Emil von Schwartzkoppen]]
* [[19. Division (Deutsches Kaiserreich)|19. Infanterie-Division]]: Generalleutnant [[Emil von Schwartzkoppen]]
* [[20. Division (Deutsches Kaiserreich)|20. Infanterie-Division]]: Generalmajor [[Alexander von Kraatz-Koschlau]]
* [[20. Division (Deutsches Kaiserreich)|20. Infanterie-Division]]: Generalmajor [[Alexander von Kraatz-Koschlau]]

[[XII. (I. Königlich Sächsisches) Armee-Korps|sächsisches XII. Armee-Corps]] Kronprinz [[Albert (Sachsen)|Albert von Sachsen]]
* [[23. Division (1. Königlich Sächsische)|23. Infanterie-Division]]: Generalleutnant Prinz [[Georg (Sachsen)|Georg von Sachsen]]
* [[24. Division (2. Königlich Sächsische)|24. Infanterie-Division]]: Generalmajor [[Erwin Nehrhoff von Holderberg]]


[[XII. (I. Königlich Sächsisches) Armee-Korps|sächsisches XII. Armee-Corps]] Kronprinz [[Albert (Sachsen)|Albert von Sachsen]]
[[Gardekorps]] Generalleutnant Prinz [[August von Württemberg]]
* [[1. Garde-Division (Deutsches Kaiserreich)|1. Garde-Infanterie-Division]]: Generalmajor [[Alexander von Pape]]
* [[23. Division (1. Königlich Sächsische)|23. Infanterie-Division]]: Generalleutnant Prinz [[Georg (Sachsen)|Georg von Sachsen]]
* [[2. Garde-Division (Deutsches Kaiserreich)|2. Garde-Infanterie-Division]]: Generalleutnant [[Rudolph Otto von Budritzki]]
* [[24. Division (2. Königlich Sächsische)|24. Infanterie-Division]]: Generalmajor [[Gustav Erwin Nehrhoff von Holderberg]]
* Sächs. Kavallerie-Division Nr. 12: Generalmajor [[Franz zur Lippe-Biesterfeld-Weißenfeld]]


[[Gardekorps]] Generalleutnant Prinz [[August von Württemberg]]
* [[1. Garde-Division (Deutsches Kaiserreich)|1. Garde-Infanterie-Division]]: Generalmajor [[Alexander von Pape]]
* [[2. Garde-Division (Deutsches Kaiserreich)|2. Garde-Infanterie-Division]]: Generalleutnant [[Rudolph Otto von Budritzki]]
* [[Garde-Kavallerie-Division (Deutsches Kaiserreich)|Garde-Kavallerie-Division]] Generalleutnant [[Karl Friedrich von der Goltz]]
* [[Garde-Kavallerie-Division (Deutsches Kaiserreich)|Garde-Kavallerie-Division]] Generalleutnant [[Karl Friedrich von der Goltz]]
* 5. Kavallerie-Division Generalleutnant [[Albert von Rheinbaben]]
* 5. Kavallerie-Division Generalleutnant [[Albert von Rheinbaben]]
* 6. Kavallerie-Division Generalleutnant [[Wilhelm zu Mecklenburg|Wilhelm, Herzog zu Mecklenburg-Schwerin]] <ref>Scheibert: Der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland 1870-1871, S. 300 </ref>
* 6. Kavallerie-Division Generalleutnant [[Wilhelm zu Mecklenburg|Wilhelm, Herzog zu Mecklenburg-Schwerin]]<ref>Scheibert: Der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland 1870–1871, S. 300 </ref>
'''Gesamtstärke''' der 2. Armee: 156 Bataillone, 148 Schwadronen und 91 Batterien (546 Geschütze)<ref>Julius von Pflug-Hartung: Krieg und Sieg 1870–71, Berlin 1895, S. 54</ref>


== Geschichte der Feldzüge ==
== Geschichte der Feldzüge ==
Zeile 39: Zeile 42:
=== Schlachtenfolge um Metz ===
=== Schlachtenfolge um Metz ===
[[Datei:Johann Emil Hünten Heinrich XVII Prinz Reuß bei Mars-la-Tour 1870.jpg|mini|Heinrich XVII. Prinz Reuß (1839–1870) fällt bei Mars-la-Tour, nach Johann Emil Hünten]]
[[Datei:Johann Emil Hünten Heinrich XVII Prinz Reuß bei Mars-la-Tour 1870.jpg|mini|Heinrich XVII. Prinz Reuß (1839–1870) fällt bei Mars-la-Tour, nach Johann Emil Hünten]]
Die deutsche 1. und 2. Armee zogen Anfang August 1870 die französische Rheinarmee unter Marschall [[François-Achille Bazaine]] auf sich und gerieten mit dem Gegner im Raum der [[Festung Metz]] in mehreren großen Schlachten aufeinander. Bazaine hatte Befehl sich von Metz über [[Verdun]] nach [[Châlons-en-Champagne|Châlons]] zurückziehen und mit weiteren Einheiten unter [[Patrice de Mac-Mahon|Mac-Mahon]] vereinigen. Der Rückzug begann verzögert am 15. August über [[Gravelotte]] und ab hier in zwei Kolonnen über Doncourt und Etain bzw. über [[Vionville]], Mars-la-Tour und Fresnes. Zwar war der bereits am 13. August geplante, aber durch die [[Schlacht bei Colombey]] unterbrochene Abmarsch der Franzosen nach Westen am 15. begonnen worden, doch waren der linke Flügel (französisches 2. und 6. Korps und Garde) auf der südlichen Straße erst bis [[Rezonville]], der rechte Flügel (französisches 3. und 4. Korps) nur zum Teil bis Vernéville gelangt. Drei Divisionen standen noch im Moseltal, daher befahl Bazaine, dass am 16. August der weitere Rückzug erst nachmittags stattfinden sollte, um das 3. und 4. Korps nachkommen zu lassen. Für den Morgen des 16. August war bereits wieder ein Halt befohlen, um Verpflegung und Munition zu ergänzen. Das verfolgende preußische III. Korps (Alvensleben) hatte den Auftrag, die [[Mosel]] bei [[Novéant]] und [[Champey]] zu überschreiten. Hierbei wurde es durch die 6. Kavallerie-Division verstärkt. Gleichzeitig war das X. Armee-Korps (Voigts-Rhetz), das [[Pont-à-Mousson]] und das linke Moselufer bereits besetzt hatte, angewiesen, mit der 5. Kavallerie-Division die Straße Metz-Verdun aufzuklären.
Die deutsche 1. und 2. Armee zogen Anfang August 1870 die französische Rheinarmee unter Marschall [[François-Achille Bazaine]] auf sich und gerieten mit dem Gegner im Raum der [[Festung Metz]] in mehreren großen Schlachten aufeinander. Bazaine hatte Befehl sich von Metz über [[Verdun]] nach [[Châlons-en-Champagne|Châlons]] zurückziehen und mit weiteren Einheiten unter [[Patrice de Mac-Mahon|Mac-Mahon]] vereinigen. Der Rückzug begann verzögert am 15. August über [[Gravelotte]] und ab hier in zwei Kolonnen über Doncourt und Etain bzw. über [[Vionville]], Mars-la-Tour und Fresnes. Zwar war der bereits am 13. August geplante, aber durch die [[Schlacht bei Colombey]] unterbrochene Abmarsch der Franzosen nach Westen am 15. begonnen worden, doch waren der linke Flügel (französisches 2. und 6. Korps und Garde) auf der südlichen Straße erst bis [[Rezonville]], der rechte Flügel (französisches 3. und 4. Korps) nur zum Teil bis Vernéville gelangt. Drei Divisionen standen noch im Moseltal, daher befahl Bazaine, dass am 16. August der weitere Rückzug erst nachmittags stattfinden sollte, um das 3. und 4. Korps nachkommen zu lassen. Für den Morgen des 16. August war bereits wieder ein Halt befohlen, um Verpflegung und Munition zu ergänzen. Das verfolgende preußische III. Korps (Alvensleben) hatte den Auftrag, die [[Mosel]] bei [[Novéant]] und [[Champey]] zu überschreiten. Hierbei wurde es durch die 6. Kavallerie-Division verstärkt. Gleichzeitig war das X. Armee-Korps (Voigts-Rhetz), das [[Pont-à-Mousson]] und das linke Moselufer bereits besetzt hatte, angewiesen, mit der 5. Kavallerie-Division die Straße Metz-Verdun aufzuklären.
Das III. Korps sollte weiter über Gorze und Onville vorgehen, das X. Korps über Thiaucourt einen Vorstoß gegen die Straße Metz-Verdun ausführen. Die weiteren Korps der 2. Armee (Garde, XII., IV., II. und IX.), die zum Teil ebenfalls bereits die Mosel überschritten hatten, sollten den Marsch nach Westen fortsetzen, um die Franzosen an der Maas zu stellen. Hierbei setzte das Oberkommando voraus, dass die Hauptmasse der Rheinarmee schon in vollem Marsch nach Verdun sei. Dies war jedoch nicht der Fall.
Das III. Korps sollte weiter über Gorze und Onville vorgehen, das X. Korps über Thiaucourt einen Vorstoß gegen die Straße Metz-Verdun ausführen. Die weiteren Korps der 2. Armee (Garde, XII., IV., II. und IX.), die zum Teil ebenfalls bereits die Mosel überschritten hatten, sollten den Marsch nach Westen fortsetzen, um die Franzosen an der Maas zu stellen. Hierbei setzte das Oberkommando voraus, dass die Hauptmasse der Rheinarmee schon in vollem Marsch nach Verdun sei. Dies war jedoch nicht der Fall.
Das III. Korps traf bei seinem Vorstoß in Richtung Rezonville auf drei komplette französische Korps. In der folgenden [[Schlacht von Mars-la-Tour]] am 16. August wurde die französische Rheinarmee zurückgeworfen, am 18. August folgte die entscheidende [[Schlacht bei Gravelotte]]: Die Franzosen hatten eine vorzügliche Auffangposition eingenommen und erwarteten die deutschen Truppen auf einem ständig nach Osten hin ansteigenden Terrain. Während das französische 3. und 4. Korps im Zentrum Aufstellung nahm, standen auf den Flügeln im Süden das 2. und im Norden das 6. Korps. Die französische Garde blieb in Reserve hinter dem südlichen Flügel. Bei den Deutschen war im Zentrum der Schlachtfront das preußische IX. preußische Korps (Manstein) bereits in Stellung gegangen. Ebenso war der rechte Flügel mit der 1. Armee bereits in Position, hier standen das VIII. und VII. preußische Korps zum Kampf bereit. Die frontal angesetzte Schlacht wurde durch die Umfassung durch das preußische Gardekorps und das XII. (sächsische) Korps über [[St. Privat]] nach Norden siegreich entschieden. Marschall Bazaine sah sich nach dieser Niederlage zum Rückzug auf Metz gezwungen und wurde dort mit ca. 180.000 Soldaten eingeschlossen.
Das III. Korps traf bei seinem Vorstoß in Richtung Rezonville auf drei komplette französische Korps. In der folgenden [[Schlacht von Mars-la-Tour]] am 16. August wurde die französische Rheinarmee zurückgeworfen, am 18. August folgte die entscheidende [[Schlacht bei Gravelotte]]: Die Franzosen hatten eine vorzügliche Auffangposition eingenommen und erwarteten die deutschen Truppen auf einem ständig nach Osten hin ansteigenden Terrain. Während das französische 3. und 4. Korps im Zentrum Aufstellung nahm, standen auf den Flügeln im Süden das 2. und im Norden das 6. Korps. Die französische Garde blieb in Reserve hinter dem südlichen Flügel. Bei den Deutschen war im Zentrum der Schlachtfront das preußische IX. preußische Korps (Manstein) bereits in Stellung gegangen. Ebenso war der rechte Flügel mit der 1. Armee bereits in Position, hier standen das VIII. und VII. preußische Korps zum Kampf bereit. Die frontal angesetzte Schlacht wurde durch die Umfassung durch das preußische Gardekorps und das XII. (sächsische) Korps über [[St. Privat]] nach Norden siegreich entschieden. Marschall Bazaine sah sich nach dieser Niederlage zum Rückzug auf Metz gezwungen und wurde dort mit ca. 180.000 Soldaten eingeschlossen.


=== Belagerung von Metz ===
=== Belagerung von Metz ===
[[Datei:Freyberg – Übergabe von Metz.jpg|mini|Übergabe von Metz, 27. Oktober 1870]]
[[Datei:Freyberg – Übergabe von Metz.jpg|mini|Übergabe von Metz, 27. Oktober 1870]]
Bazaine und seine Truppen wurden ab dem 20. August von der 2. Armee (linkes Moselufer) und der 1. Armee (rechtes Moselufer) eingeschlossen.
Bazaine und seine Truppen wurden ab dem 20. August von der 2. Armee (linkes Moselufer) und der 1. Armee (rechtes Moselufer) eingeschlossen.
Eine neu entstehende [[Maasarmee (Deutsch-Französischer Krieg)|Maasarmee]], bestehend aus dem Garde- und dem IV. Armee-Korps, der 5. und der 6. Kavalleriedivision sowie dem sächsischen Armee-Korps mit zusammen 70.028 Mann, 16.247 Pferden und 288 Geschützen wurde aus der Belagerungsarmee vor Metz herausgelöst und zur Unterstützung der 3. Armee nach Westen umgruppiert. Prinz Friedrich Karl, der sein Hauptquartier in Corny nahm übernahm den Oberbefehl der Belagerungstruppen: Das I. und VII. Korps standen rechts der Mosel, das II. im Moseltal südlich von Metz, das VIII., IX., III. und X. auf dem linken Ufer, die 3. Reserve-Division unter General [[Ferdinand von Kummer|von Kummer]] im Tal nördlich von Metz. Bazaine versuchte ohne Erfolg, den Belagerungsring am 31. August durch den [[Schlacht bei Noisseville|Angriff bei Noisseville]] zu durchbrechen. In der Nacht vom 1. zum 2. Oktober ließ Bazaine Infanterie unter Marschall [[François Certain de Canrobert|Canrobert]] von Woippy aus nordwärts in die Felder zwischen den Linien vorrücken. Der Angriff der Franzosen auf Failly und Rupigny wurde nicht nur abgewiesen, sondern nach dem vollständigen Eingreifen der 18. Division unter General [[Karl von Wrangel|von Wrangel]] sogar über den Bach von Chieulles zurückgeworfen. Ein weiterer Ausfall richtete sich gegen Ladonchamps, Ste.-Agathe, St.-Remy und Bellevue. Die Deutschen (Teile des III. Armeekorps) mussten sich aus der äußersten Linie, den Orten Ladonchamps und Ste.-Agathe, zurückziehen, konnten aber die befestigte zweite Linie behaupten. Im Verlauf des Kampfes gelang es den Preußen, die Franzosen in ihre Ausgangsstellungen zurückzutreiben. Der letzte Angriff der Rheinarmee begann am 7. Oktober 1870 in der Nähe der Ortschaften Bellevue, St.-Remy, Grandes Tapes und Petites Tapes. Ziel der [[Schlacht bei Bellevue]] war nicht mehr der Ausbruch mit der Vereinigung mit weiteren Verbänden, sondern die Beschaffung von Lebensmitteln. Die [[Belagerung von Metz]] dauerte bis zum 27. Oktober 1870, durch das Ausbleiben von Verstärkung und Versorgung sah sich Bazaine gezwungen mit etwa 150.000 Mann zu kapitulieren.
Eine neu entstehende [[Maasarmee (Deutsch-Französischer Krieg)|Maasarmee]], bestehend aus dem Garde- und dem IV. Armee-Korps, der 5. und der 6. Kavalleriedivision sowie dem sächsischen Armee-Korps mit zusammen 70.028 Mann, 16.247 Pferden und 288 Geschützen wurde aus der Belagerungsarmee vor Metz herausgelöst und zur Unterstützung der 3. Armee nach Westen umgruppiert. Prinz Friedrich Karl, der sein Hauptquartier in Corny nahm, übernahm den Oberbefehl der Belagerungstruppen: Das I. und VII. Korps standen rechts der Mosel, das II. im Moseltal südlich von Metz, das VIII., IX., III. und X. auf dem linken Ufer, die 3. Reserve-Division unter General [[Ferdinand von Kummer|von Kummer]] im Tal nördlich von Metz. Bazaine versuchte ohne Erfolg, den Belagerungsring am 31. August durch den [[Schlacht bei Noisseville|Angriff bei Noisseville]] zu durchbrechen. In der Nacht vom 1. zum 2. Oktober ließ Bazaine Infanterie unter Marschall [[François Certain de Canrobert|Canrobert]] von Woippy aus nordwärts in die Felder zwischen den Linien vorrücken. Der Angriff der Franzosen auf Failly und Rupigny wurde nicht nur abgewiesen, sondern nach dem vollständigen Eingreifen der 18. Division unter General [[Karl von Wrangel|von Wrangel]] sogar über den Bach von Chieulles zurückgeworfen. Ein weiterer Ausfall richtete sich gegen Ladonchamps, Ste.-Agathe, St.-Remy und Bellevue. Die Deutschen (Teile des III. Armeekorps) mussten sich aus der äußersten Linie, den Orten Ladonchamps und Ste.-Agathe, zurückziehen, konnten aber die befestigte zweite Linie behaupten. Im Verlauf des Kampfes gelang es den Preußen, die Franzosen in ihre Ausgangsstellungen zurückzutreiben. Der letzte Angriff der Rheinarmee begann am 7. Oktober 1870 in der Nähe der Ortschaften Bellevue, St.-Remy, Grandes Tapes und Petites Tapes. Ziel der [[Schlacht bei Bellevue]] war nicht mehr der Ausbruch mit der Vereinigung mit weiteren Verbänden, sondern die Beschaffung von Lebensmitteln. Die [[Belagerung von Metz]] dauerte bis zum 27. Oktober 1870, durch das Ausbleiben von Verstärkung und Versorgung sah sich Bazaine gezwungen mit etwa 150.000 Mann zu kapitulieren.


=== Loirefeldzug ===
=== Loirefeldzug ===
[[Datei:Prinz-friedrich-carl-in-den-tagen-vor-orlans.jpg|mini|Friedrich Karl vor Orleans]]
[[Datei:Prinz-friedrich-carl-in-den-tagen-vor-orlans.jpg|mini|Friedrich Karl vor Orleans]]
Die 2. Armee wurde freigemacht und marschierte an die [[Loire]] ab, wo sich eine neue starke französische Armee unter General [[Louis d’Aurelle de Paladines]] gebildet hatte. Ihr Ziel bestand darin den [[Belagerung von Paris (1870–1871)|Belagerungsring von Paris]], welches in der Zwischenzeit durch die deutsche [[Deutsche 3. Armee (Deutsch-Französischer Krieg)|3. Armee]] umschlossen war, aufzureissen. Am 10. November erreichte die 2. Armee mit dem II., III., IX. und X. Korps die Linie von [[Troyes]] bis Chaumont. Prinz Friedrich Karl operierte jetzt eng mit der Armeeabteilung des [[Friedrich Franz II. (Mecklenburg)|Großherzogs von Mecklenburg]] ([[I. Königlich Bayerisches Armee-Korps|I. Kgl. Bay. Korps]], je zwei preußische Infanterie- und Kavalleriedivisionen) zusammen. Ende November kam es an der [[Loire]] zu größeren Kämpfen. Die von Metz herangeführten deutschen Einheiten der 2. Armee waren im Raum südlich von Paris angekommen und die Armeegruppe des Großherzogs war von Le Mans zurückgekehrt. Nach einem am 24. November erfolgten Treffen bei Ladon und Maizières zeichnete sich ein neuer französischer Vormarsch auf Paris ab. Der Vormarsch der Franzosen erfolgte mit den einzelnen Divisionen nebeneinander aus einer Breite von 80 km. Dieser Vormarsch wurde auf dem französischen rechten Flügel am 28. November 1870 in der [[Schlacht bei Beaune-la-Rolande]] gestoppt. Nach einem Erfolg im [[Gefecht bei Villepion]] am 1. Dezember erlitt auch das Zentrum der Loirearmee am 2. Dezember in der [[Schlacht bei Loigny und Poupry]] eine folgenschwere Niederlage und musste sich in Richtung [[Orléans]] zurückziehen. In der [[Schlacht von Orléans]] am 3. und 4. Dezember 1870 wurde die Loirearmee unter de Paladines nochmals entscheidend geschlagen. Das preußische IX. Korps erwartete bei Einbruch der Nacht des 4. Dezember nicht mehr, dass die Einnahme von Orléans an diesem Tag noch möglich sei. Daher ordnete der sich beim Korps aufhaltende Oberbefehlshaber Prinz Friedrich Karl die Einstellung der Kämpfe an. Bald darauf marschierten jedoch die ersten Einheiten des III. Korps in die vom Gegner bereits geräumte Stadt ein. Bei ihrem Rückzug aus Orléans wurde die französische Armee aber in zwei Teile gespalten. Drei französische Korps (15., 18. und 20.) standen jetzt unter dem Befehl von [[Bourbakiarmee|Bourbaki]] und zogen sich in südöstliche Richtung auf [[Bourges]] zurück.
Die 2. Armee wurde freigemacht und marschierte an die [[Loire]] ab, wo sich eine neue starke französische Armee unter General [[Louis d’Aurelle de Paladines]] gebildet hatte. Ihr Ziel bestand darin den [[Belagerung von Paris (1870–1871)|Belagerungsring von Paris]], welches in der Zwischenzeit durch die deutsche [[Deutsche 3. Armee (Deutsch-Französischer Krieg)|3. Armee]] umschlossen war, aufzureissen. Am 10. November erreichte die 2. Armee mit dem II., III., IX. und X. Korps die Linie von [[Troyes]] bis Chaumont. Prinz Friedrich Karl operierte jetzt eng mit der Armeeabteilung des [[Friedrich Franz II. (Mecklenburg)|Großherzogs von Mecklenburg]] ([[I. Königlich Bayerisches Armee-Korps|I. Kgl. Bay. Korps]], je zwei preußische Infanterie- und Kavalleriedivisionen) zusammen. Ende November kam es an der Loire zu größeren Kämpfen. Die von Metz herangeführten deutschen Einheiten der 2. Armee waren im Raum südlich von Paris angekommen und die Armeegruppe des Großherzogs war von Le Mans zurückgekehrt. Nach einem am 24. November erfolgten Treffen bei Ladon und Maizières zeichnete sich ein neuer französischer Vormarsch auf Paris ab. Der Vormarsch der Franzosen erfolgte mit den einzelnen Divisionen nebeneinander aus einer Breite von 80 km. Dieser Vormarsch wurde auf dem französischen rechten Flügel am 28. November 1870 in der [[Schlacht bei Beaune-la-Rolande]] gestoppt. Nach einem Erfolg im [[Gefecht bei Villepion]] am 1. Dezember erlitt auch das Zentrum der Loirearmee am 2. Dezember in der [[Schlacht bei Loigny und Poupry]] eine folgenschwere Niederlage und musste sich in Richtung [[Orléans]] zurückziehen. In der [[Schlacht von Orléans]] am 3. und 4. Dezember 1870 wurde die Loirearmee unter de Paladines nochmals entscheidend geschlagen. Das preußische IX. Korps erwartete bei Einbruch der Nacht des 4. Dezember nicht mehr, dass die Einnahme von Orléans an diesem Tag noch möglich sei. Daher ordnete der sich beim Korps aufhaltende Oberbefehlshaber Prinz Friedrich Karl die Einstellung der Kämpfe an. Bald darauf marschierten jedoch die ersten Einheiten des III. Korps in die vom Gegner bereits geräumte Stadt ein. Bei ihrem Rückzug aus Orléans wurde die französische Armee aber in zwei Teile gespalten. Drei französische Korps (15., 18. und 20.) standen jetzt unter dem Befehl von [[Bourbakiarmee|Bourbaki]] und zogen sich in südöstliche Richtung auf [[Bourges]] zurück.


=== Verfolgungskämpfe nach Le Mans ===
=== Verfolgungskämpfe nach Le Mans ===
Der deutsche Vormarsch erreichte am 17. Dezember [[Vendôme]], wo dieser bis zum 6. Januar 1871 unterbrochen wurde. Nach der Schlacht von Orléans lag die strategische Initiative an der Loire nur noch bei den Preußen. Das abgespaltene französische 16., das 17. und das 21. Korps bildeten die sogenannte Zweite Loirearmee unter dem Kommando von General [[Alfred Chanzy|Chanzy]], die sich in einer langen Reihe von Rückzugsgefechten, hier insbesondere der [[Schlacht bei Beaugency]] nach Westen in Richtung [[Le Mans]] zurückzog. Chanzys Armee wurde Anfang in der [[Schlacht bei Le Mans]] (6.–12. Januar) nochmals entscheidend geschlagen und fast bis zur Atlantikküste verfolgt. Nach Verlusten von fast 100.000 Mann in dieser Schlacht, davon die Hälfte an Deserteuren, stellte die Loirearmee für den Rest des Krieges keine Gefahr für die deutschen Truppen mehr dar. Für die Deutschen war jetzt die Gefahr für die Belagerung von Paris aus südlicher Richtung aufgehoben.
Nach der Schlacht von Orléans lag die strategische Initiative an der Loire nur noch bei den Preußen. Das abgespaltene französische 16., das 17. und das 21. Korps bildeten die sogenannte Zweite Loirearmee unter dem Kommando von General [[Alfred Chanzy|Chanzy]], die sich in einer langen Reihe von Rückzugsgefechten, hier insbesondere der [[Schlacht bei Beaugency]] nach Westen zurückzog. Die deutschen Truppen verfolgten bis 17. Dezember nach [[Vendôme]], wo man bis zum 6. Januar 1871 verstärkt wurde. Chanzys Armee wurde dann Anfang in der [[Schlacht bei Le Mans]] (6.–12. Januar) entscheidend geschlagen und fast bis zur Atlantikküste verfolgt. Nach Verlusten von fast 80.000 Mann in dieser Schlacht, davon die Hälfte an Deserteuren, stellte die Zweite Loirearmee für den Rest des Krieges keine Gefahr für die deutschen Truppen mehr dar. Für die Deutschen war jetzt die Gefahr für die Belagerung von Paris aus südlicher Richtung aufgehoben.


== Literatur ==
== Literatur ==
* J. Scheibert: ''Der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland 1870-1871'' - unter Zugrundelegung des Großen Generalstabswerkes Verlag von W. Paulis Nachfolger (H. Jerosch), Berlin 1895
* [[Justus Scheibert]]: ''Der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland 1870–1871'' unter Zugrundelegung des Großen Generalstabswerkes Verlag von W. Paulis Nachfolger (H. Jerosch), Berlin 1895
* ''Der deutsch-französische Krieg 1870-71.'' Redigiert von der Kriegsgeschichtllchen Abtelung des Großen Generalstabes, E.S. Mittler uund Sohn, Berlin 1872
* ''Der deutsch-französische Krieg 1870–71.'' Redigiert von der Kriegsgeschichtllchen Abteilung des Großen Generalstabes, E.S. Mittler und Sohn, Berlin 1872
* Colmar Freiherr von der Goltz: ''Die Operationen der 2. Armee 1870 - Vom Beginne des Krieges bis zur Capitulation von Metz'', E.S. Mittler und Sohn, Berlin 1873
* Colmar Freiherr von deren Goltz: ''Die Operationen der 2. Armee 1870 Vom Beginne des Krieges bis zur Capitulation von Metz'', E.S. Mittler und Sohn, Berlin 1873


== Einzelverweise ==
== Einzelverweise ==
<References />
<references />


<onlyinclude>{{Navigationsleiste
{{Navigationsleiste Deutsche Armeen im Deutsch-Französischen Krieg}}
|BILD=
|TITEL=Deutsche Armeen im [[Deutsch-Französischer Krieg|Deutsch-Französischen Krieg]]
|INHALT=
[[1. Armee (Deutsch-Französischer Krieg)|1.]]&nbsp;&#124;
2.&nbsp;&#124;
[[Deutsche 3. Armee (Deutsch-Französischer Krieg)|3.]]&nbsp;&#124;
[[Maasarmee (Deutsch-Französischer Krieg)|Maasarmee]]&nbsp;&#124;
[[Südarmee (Deutsch-Französischer Krieg)|Südarmee]]
}}</onlyinclude>


{{SORTIERUNG:#:2 Armee #Deutschfranzosischer Krieg}}
{{SORTIERUNG:#:2 Armee #Deutschfranzosischer Krieg}}
[[Kategorie:Militärischer Verband im Deutsch-Französischen Krieg]]
[[Kategorie:Militärischer Verband im Deutsch-Französischen Krieg]]
[[Kategorie:1870er]]
[[Kategorie:Militärischer Verband (Deutsches Kaiserreich)]]
[[Kategorie:Militärischer Verband (Deutsches Kaiserreich)]]
[[Kategorie:Militärischer Verband (Preußen)]]
[[Kategorie:Militärischer Verband (Sachsen)]]
[[Kategorie:Gegründet 1870]]
[[Kategorie:Gegründet 1870]]
[[Kategorie:Friedrich Karl von Preußen (1828–1885)]]
[[Kategorie:Organisation (Mainz)]]
[[Kategorie:Aufgelöst 1871]]
[[Kategorie:Militärische Armee nach alphanumerischen Ordnungssystemen|#:2]]

Aktuelle Version vom 1. September 2024, 12:22 Uhr

Die deutsche 2. Armee war ein Großverband im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 und bestand aus preußischen und sächsischen Truppenteilen.

Zur Vorgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Deutschen Krieg und der Gründung des Norddeutschen Bundes schloss Bismarck mit den verbleibenden süddeutschen Staaten die Schutz- und Trutzbündnisse ab, die ein gemeinsames Vorgehen im Falle eines auswärtigen Konfliktes vorsahen. Am 19. Juli 1870, sechs Tage nach der Emser Depesche, erklärte der französische Kaiser Napoleon III. Preußen den Krieg und befahl die Mobilmachung. Der Norddeutsche Bund unter der Führung Preußens und die mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt machten mobil. Frankreich begann den Deutsch-Französischen Krieg am 2. August mit einem Angriff sechs französischer Divisionen auf deutsches Territorium bei Saarbrücken. Während die deutsche 3. Armee am südlichen Abschnitt im Elsass einbrach, marschierte die 1. Armee südlich von Luxemburg zur Mosel vor, dahinter folgte die 2. Armee. Oberbefehlshaber der 2. Armee wurde General der Kavallerie Prinz Friedrich Karl von Preußen, als Chef des Generalstabes fungierte Oberst Gustav von Stiehle. Die 2. Armee zählte etwa 170.000 Mann, 21.900 Reiter und 546 Geschütze. Das Hauptquartier war zu Kriegsbeginn in Mainz.

Gliederung am 1. August 1870

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Oberbefehlshaber Prinz Friedrich Karl von Preußen
General Gustav von Stiehle, Chef des Generalstabes

III. Armee-Korps Generalleutenant Konstantin von Alvensleben

IV. Armee-Korps General der Infanterie Gustav von Alvensleben

IX. Armee-Korps General der Infanterie Gustav von Manstein

X. Armee-Korps General der Infanterie Konstantin Bernhard von Voigts-Rhetz

sächsisches XII. Armee-Corps Kronprinz Albert von Sachsen

Gardekorps Generalleutnant Prinz August von Württemberg

Gesamtstärke der 2. Armee: 156 Bataillone, 148 Schwadronen und 91 Batterien (546 Geschütze)[2]

Geschichte der Feldzüge

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schlachtenfolge um Metz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Heinrich XVII. Prinz Reuß (1839–1870) fällt bei Mars-la-Tour, nach Johann Emil Hünten

Die deutsche 1. und 2. Armee zogen Anfang August 1870 die französische Rheinarmee unter Marschall François-Achille Bazaine auf sich und gerieten mit dem Gegner im Raum der Festung Metz in mehreren großen Schlachten aufeinander. Bazaine hatte Befehl sich von Metz über Verdun nach Châlons zurückziehen und mit weiteren Einheiten unter Mac-Mahon vereinigen. Der Rückzug begann verzögert am 15. August über Gravelotte und ab hier in zwei Kolonnen über Doncourt und Etain bzw. über Vionville, Mars-la-Tour und Fresnes. Zwar war der bereits am 13. August geplante, aber durch die Schlacht bei Colombey unterbrochene Abmarsch der Franzosen nach Westen am 15. begonnen worden, doch waren der linke Flügel (französisches 2. und 6. Korps und Garde) auf der südlichen Straße erst bis Rezonville, der rechte Flügel (französisches 3. und 4. Korps) nur zum Teil bis Vernéville gelangt. Drei Divisionen standen noch im Moseltal, daher befahl Bazaine, dass am 16. August der weitere Rückzug erst nachmittags stattfinden sollte, um das 3. und 4. Korps nachkommen zu lassen. Für den Morgen des 16. August war bereits wieder ein Halt befohlen, um Verpflegung und Munition zu ergänzen. Das verfolgende preußische III. Korps (Alvensleben) hatte den Auftrag, die Mosel bei Novéant und Champey zu überschreiten. Hierbei wurde es durch die 6. Kavallerie-Division verstärkt. Gleichzeitig war das X. Armee-Korps (Voigts-Rhetz), das Pont-à-Mousson und das linke Moselufer bereits besetzt hatte, angewiesen, mit der 5. Kavallerie-Division die Straße Metz-Verdun aufzuklären. Das III. Korps sollte weiter über Gorze und Onville vorgehen, das X. Korps über Thiaucourt einen Vorstoß gegen die Straße Metz-Verdun ausführen. Die weiteren Korps der 2. Armee (Garde, XII., IV., II. und IX.), die zum Teil ebenfalls bereits die Mosel überschritten hatten, sollten den Marsch nach Westen fortsetzen, um die Franzosen an der Maas zu stellen. Hierbei setzte das Oberkommando voraus, dass die Hauptmasse der Rheinarmee schon in vollem Marsch nach Verdun sei. Dies war jedoch nicht der Fall. Das III. Korps traf bei seinem Vorstoß in Richtung Rezonville auf drei komplette französische Korps. In der folgenden Schlacht von Mars-la-Tour am 16. August wurde die französische Rheinarmee zurückgeworfen, am 18. August folgte die entscheidende Schlacht bei Gravelotte: Die Franzosen hatten eine vorzügliche Auffangposition eingenommen und erwarteten die deutschen Truppen auf einem ständig nach Osten hin ansteigenden Terrain. Während das französische 3. und 4. Korps im Zentrum Aufstellung nahm, standen auf den Flügeln im Süden das 2. und im Norden das 6. Korps. Die französische Garde blieb in Reserve hinter dem südlichen Flügel. Bei den Deutschen war im Zentrum der Schlachtfront das preußische IX. preußische Korps (Manstein) bereits in Stellung gegangen. Ebenso war der rechte Flügel mit der 1. Armee bereits in Position, hier standen das VIII. und VII. preußische Korps zum Kampf bereit. Die frontal angesetzte Schlacht wurde durch die Umfassung durch das preußische Gardekorps und das XII. (sächsische) Korps über St. Privat nach Norden siegreich entschieden. Marschall Bazaine sah sich nach dieser Niederlage zum Rückzug auf Metz gezwungen und wurde dort mit ca. 180.000 Soldaten eingeschlossen.

Belagerung von Metz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Übergabe von Metz, 27. Oktober 1870

Bazaine und seine Truppen wurden ab dem 20. August von der 2. Armee (linkes Moselufer) und der 1. Armee (rechtes Moselufer) eingeschlossen. Eine neu entstehende Maasarmee, bestehend aus dem Garde- und dem IV. Armee-Korps, der 5. und der 6. Kavalleriedivision sowie dem sächsischen Armee-Korps mit zusammen 70.028 Mann, 16.247 Pferden und 288 Geschützen wurde aus der Belagerungsarmee vor Metz herausgelöst und zur Unterstützung der 3. Armee nach Westen umgruppiert. Prinz Friedrich Karl, der sein Hauptquartier in Corny nahm, übernahm den Oberbefehl der Belagerungstruppen: Das I. und VII. Korps standen rechts der Mosel, das II. im Moseltal südlich von Metz, das VIII., IX., III. und X. auf dem linken Ufer, die 3. Reserve-Division unter General von Kummer im Tal nördlich von Metz. Bazaine versuchte ohne Erfolg, den Belagerungsring am 31. August durch den Angriff bei Noisseville zu durchbrechen. In der Nacht vom 1. zum 2. Oktober ließ Bazaine Infanterie unter Marschall Canrobert von Woippy aus nordwärts in die Felder zwischen den Linien vorrücken. Der Angriff der Franzosen auf Failly und Rupigny wurde nicht nur abgewiesen, sondern nach dem vollständigen Eingreifen der 18. Division unter General von Wrangel sogar über den Bach von Chieulles zurückgeworfen. Ein weiterer Ausfall richtete sich gegen Ladonchamps, Ste.-Agathe, St.-Remy und Bellevue. Die Deutschen (Teile des III. Armeekorps) mussten sich aus der äußersten Linie, den Orten Ladonchamps und Ste.-Agathe, zurückziehen, konnten aber die befestigte zweite Linie behaupten. Im Verlauf des Kampfes gelang es den Preußen, die Franzosen in ihre Ausgangsstellungen zurückzutreiben. Der letzte Angriff der Rheinarmee begann am 7. Oktober 1870 in der Nähe der Ortschaften Bellevue, St.-Remy, Grandes Tapes und Petites Tapes. Ziel der Schlacht bei Bellevue war nicht mehr der Ausbruch mit der Vereinigung mit weiteren Verbänden, sondern die Beschaffung von Lebensmitteln. Die Belagerung von Metz dauerte bis zum 27. Oktober 1870, durch das Ausbleiben von Verstärkung und Versorgung sah sich Bazaine gezwungen mit etwa 150.000 Mann zu kapitulieren.

Friedrich Karl vor Orleans

Die 2. Armee wurde freigemacht und marschierte an die Loire ab, wo sich eine neue starke französische Armee unter General Louis d’Aurelle de Paladines gebildet hatte. Ihr Ziel bestand darin den Belagerungsring von Paris, welches in der Zwischenzeit durch die deutsche 3. Armee umschlossen war, aufzureissen. Am 10. November erreichte die 2. Armee mit dem II., III., IX. und X. Korps die Linie von Troyes bis Chaumont. Prinz Friedrich Karl operierte jetzt eng mit der Armeeabteilung des Großherzogs von Mecklenburg (I. Kgl. Bay. Korps, je zwei preußische Infanterie- und Kavalleriedivisionen) zusammen. Ende November kam es an der Loire zu größeren Kämpfen. Die von Metz herangeführten deutschen Einheiten der 2. Armee waren im Raum südlich von Paris angekommen und die Armeegruppe des Großherzogs war von Le Mans zurückgekehrt. Nach einem am 24. November erfolgten Treffen bei Ladon und Maizières zeichnete sich ein neuer französischer Vormarsch auf Paris ab. Der Vormarsch der Franzosen erfolgte mit den einzelnen Divisionen nebeneinander aus einer Breite von 80 km. Dieser Vormarsch wurde auf dem französischen rechten Flügel am 28. November 1870 in der Schlacht bei Beaune-la-Rolande gestoppt. Nach einem Erfolg im Gefecht bei Villepion am 1. Dezember erlitt auch das Zentrum der Loirearmee am 2. Dezember in der Schlacht bei Loigny und Poupry eine folgenschwere Niederlage und musste sich in Richtung Orléans zurückziehen. In der Schlacht von Orléans am 3. und 4. Dezember 1870 wurde die Loirearmee unter de Paladines nochmals entscheidend geschlagen. Das preußische IX. Korps erwartete bei Einbruch der Nacht des 4. Dezember nicht mehr, dass die Einnahme von Orléans an diesem Tag noch möglich sei. Daher ordnete der sich beim Korps aufhaltende Oberbefehlshaber Prinz Friedrich Karl die Einstellung der Kämpfe an. Bald darauf marschierten jedoch die ersten Einheiten des III. Korps in die vom Gegner bereits geräumte Stadt ein. Bei ihrem Rückzug aus Orléans wurde die französische Armee aber in zwei Teile gespalten. Drei französische Korps (15., 18. und 20.) standen jetzt unter dem Befehl von Bourbaki und zogen sich in südöstliche Richtung auf Bourges zurück.

Verfolgungskämpfe nach Le Mans

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der Schlacht von Orléans lag die strategische Initiative an der Loire nur noch bei den Preußen. Das abgespaltene französische 16., das 17. und das 21. Korps bildeten die sogenannte Zweite Loirearmee unter dem Kommando von General Chanzy, die sich in einer langen Reihe von Rückzugsgefechten, hier insbesondere der Schlacht bei Beaugency nach Westen zurückzog. Die deutschen Truppen verfolgten bis 17. Dezember nach Vendôme, wo man bis zum 6. Januar 1871 verstärkt wurde. Chanzys Armee wurde dann Anfang in der Schlacht bei Le Mans (6.–12. Januar) entscheidend geschlagen und fast bis zur Atlantikküste verfolgt. Nach Verlusten von fast 80.000 Mann in dieser Schlacht, davon die Hälfte an Deserteuren, stellte die Zweite Loirearmee für den Rest des Krieges keine Gefahr für die deutschen Truppen mehr dar. Für die Deutschen war jetzt die Gefahr für die Belagerung von Paris aus südlicher Richtung aufgehoben.

  • Justus Scheibert: Der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland 1870–1871 – unter Zugrundelegung des Großen Generalstabswerkes Verlag von W. Paulis Nachfolger (H. Jerosch), Berlin 1895
  • Der deutsch-französische Krieg 1870–71. Redigiert von der Kriegsgeschichtllchen Abteilung des Großen Generalstabes, E.S. Mittler und Sohn, Berlin 1872
  • Colmar Freiherr von deren Goltz: Die Operationen der 2. Armee 1870 – Vom Beginne des Krieges bis zur Capitulation von Metz, E.S. Mittler und Sohn, Berlin 1873
  1. Scheibert: Der Krieg zwischen Frankreich und Deutschland 1870–1871, S. 300
  2. Julius von Pflug-Hartung: Krieg und Sieg 1870–71, Berlin 1895, S. 54