- Sesshin
-
Ein Sesshin (chinesisch 接心 jiē xīn, W.-G. Chieh Hsin; jap. 接心) ist eine Periode unterschiedlicher Länge mit konzentrierter Zen-Meditation. Es findet in einem Zen-Kloster oder Trainings-Zentrum statt, wobei bedeutend intensiver Zazen praktiziert wird als in der täglichen Zen-Praxis. Das Programm eines Sesshins ist gekennzeichnet durch häufige und ggf. längere Meditationsperioden. Je nach Ausrichtung werden die Mahlzeiten ebenfalls in der Zazen-Haltung während eines Sesshin eingenommen. Längere Sitz-Perioden werden häufig durch Kinhin (Gehmeditation) unterbrochen. Das praktizierte Schweigen dient der Konzentration und Nicht-Ablenkung.
In einem ansonsten monoton erscheinenden Ablauf von Zazen und Kinhin stellen Sutren-Rezitation, Koan-Praxis, Dokusan (das persönliche Gespräch mit dem Lehrer) und das Teisho (Vortrag) des Roshi von außen betrachtet besondere Abwechslungen dar. Aber auch diese Tätigkeiten dienen dem "Vertrautwerden mit dem eigenen Geist" und werden mit derselben Geisteshaltung ausgeübt / wahrgenommen, wie in der Zazen-Haltung selber.
Mahlzeiten werden in ritueller Form (Oryoki) gemeinsam und in Stille eingenommen. Alle Tätigkeiten, so auch kleinere Arbeiten, Samu (Abwasch, Reinigung, Garten etc.) werden in großer Geistesgegenwart, bestimmter Form und Achtsamkeit verrichtet. Durch die Übung des "konzentrierten Tuns", wird dem Übenden eine Möglichkeit gegeben, den in der bewegungslosen Zazen-Haltung entwickelten Geist auch in den Tätigkeiten des Alltags zu transportieren und umzusetzen.
Am Anfang der Zen-Praxis braucht das Denken, das laut Rinzai ein wilder Affe ist, zwei bis drei Tage, um sich niederzulassen und zur Ruhe zu kommen; erst dann beginnt eine Phase der Klärung des Geistes und der Einsicht, die zu Kensho (Wesensschau) und Satori (Erwachen) führen kann. Längere Sesshin setzen eine gewisse Übung im meditativen Sitzen (Zazen) voraus.
Durch die Sesshin-Praxis wird die tägliche Zazen-Praxis vertieft. Im Laufe der fortschreitenden Praxis gibt es immer weniger Unterschiede zwischen dem konzentrierten "Sesshin-Geist" und dem täglichen Bewusstsein.
Die Sesshins im Zen-Buddhismus sind nicht zu verwechseln mit den gleichnamigen Übungen bei Shinnyo-En.
Literatur
- Robert Aitken: Zen als Lebenspraxis. 5. Aufl. Diederichs, München 1995, ISBN 3-424-00928-8
- Philip Kapleau: Die Drei Pfeiler des Zen. Lehre - Übung - Erleuchtung. 14. Aufl. Barth, München 2004, ISBN 3-502-61132-7
- Janwillem van de Wetering: Der leere Spiegel. Erfahrungen in einem japanischen Zen-Kloster. 20. Aufl. Rowohlt, Reinbek 2000, ISBN 3-499-14708-4
- Gerta Ital: Der Meister, die Mönche und ich. Eine Frau im Zen-Buddhistischen Kloster. 4. Aufl. Goldmann, München 1989, ISBN 3-442-11731-3
Wikimedia Foundation.