- Auerhammer
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Auerhammer ist seit 1930 ein Ortsteil der Stadt Aue im Erzgebirge.
Inhaltsverzeichnis
Der Auer Hammer
Der heutige Ortsteil an der Zwickauer Mulde ging aus einem im 15. oder 16. Jahrhundert angelegten Hammerwerk hervor, das am 7. November 1526 als Uttenhöfer Hammer erstmals urkundlich erwähnt wurde. 1560 war der „Hammer unter der Aue mit einem Zerrennwerk“ von der Familie Uttenhof in den Besitz des Münzmeisters Sebastian Funck aus Schneeberg übergegangen. Anfang des 17. Jahrhunderts gehörte das Unternehmen, in dem Eisentöpfe und Ofenplatten hergestellt wurden, zu den führenden erzgebirgischen Hammerwerken. Während der Pachtzeit Hieronymus Müller von Bernecks wurde der Hammer im Dreißigjährigen Krieg 1632 und 1633 zu großen Teilen zerstört. 1644 erwarben Veit Hans Schnorr d. Ä. und der Hammermeister Zacharias Schöppel die zerstörte Anlage für 1000 Gulden und setzten sie wieder in Betrieb. Nachdem Schnorr 1648 nach Russland verschleppt worden war, übernahm zunächst seine Frau, dann sein Sohn Veit Hans Schnorr von Carolsfeld das Hammerwerk. 1661 und beim Bruch des Filzteiches im Februar 1783 wurde das Hammerwerk erneut schwer beschädigt.
Schnorr junior baute die Anlage nach einem Brandschaden 1682 zu einem modernen Eisenhammerwerk mit Hochofen, Blechhämmern, Zinnhaus, Frischofen, Rennfeuer, Stabfeuer, Schmiede, Brett- und Mahlmühle sowie einem Eisen- und Schlackenpochwerk aus. Aus dem Schnorrschen Nachlass wurde das Werk 1730 versteigert und gelangte in der Folge an die Hammerherrenfamilien Rudolph und Viehweg. Im Besitz der Familie Reinhold kam das Werk um 1820 zum Stillstand.
Argentanfabrikation und Besteckherstellung
Ernst August Geitner, dem 1823 die Herstellung von Argentan gelungen war, richtete 1829 im stillgelegten Hammer die erste Argentanfabrik Europas mit Walzwerk ein, die viele Jahre erfolgreich produzierte. Geitners Schwiegersohn Adolph Lange führte das Unternehmen unter dem Namen „Sächsische Kupfer- und Messingwerke F.A. Lange“ weiter.
Während der Zeit des Nationalsozialismus mussten die Besitzer Bleche für die Rüstungsindustrie liefern. Deshalb wurden die Walzwerkanlagen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945/46 zu Reparationszwecken demontiert und die Familie Lange enteignet.
Erst in den Jahren 1948/49 gelang eine Wiedereinrichtung, das nun verstaatlichte Werk produzierte bis 1955 Eisenbleche für die DDR-Industrie. Danach erhielt es unter dem Namen VEB Halbzeugwerk ein neues erweitertes Produktionsprofil mit dem Schwerpunkt der Erzeugung von metallenen Halbzeugen und Sonderwerkstoffen. Umfangreiche neue Werkhallen und ein Sozialgebäude verbesserten die Arbeitsbedingungen.[1] Nach dem Zusammenbruch der DDR suchte die Stadt Aue lange Zeit nach einem Investor, der das Gelände und die Erzeugnisse übernehmen sollte. Ein großer Teil des Unternehmens konnte als neugegründete Firma Auerhammer Metallwerk GmbH weitergeführt werden. Die frühere Betriebsberufsschule wurde zu einem städtischen Weiterbildungszentrum umgewandelt, die Kantine privatisiert. Das historische Hammerherrenhaus, dem der Abbruch drohte, wird derzeit durch den Förderverein Herrenhaus Auerhammer e.V. saniert und soll zukünftig als Industriemuseum der Stadt Aue genutzt werden.
Als die frühere Zinnschmelzhütte Christian Wellners, die direkt an der heutigen Auerhammerstraße stand, nicht mehr ertragreich produzieren konnte, ließen dessen Söhne auf einem zugekauften Gelände einen großen Fabrikhallenkomplex errichten, in dem das Argentan weiterverarbeitet werden konnte. Es entstand die Besteck- und Tafelgeschirrfabrik von August Wellner und Söhne, die ihre Erzeugnisse viele Jahre weltweit vertrieb.
Der Ortsteil
Rund um die bedeutende Fabrik entstand eine einfache Wohnbebauung mit teilweise geringem Komfort. Die erhaltenen Häuser stammen fast alle aus dem frühen 20. Jahrhundert. Sie wurden ab 1990 saniert und komfortabler ausgestattet (Zentralheizung, Sanitärbereich). Für die Grundbildung der Arbeiterkinder errichteten die Fabrikbesitzer an der Zschorlauer Straße eine kleine Schule. Diese wurde in den 1960er Jahren geschlossen und danach als Station Junger Naturforscher und Techniker mit Freizeitangeboten in Form verschiedener Arbeitsgemeinschaften weitergenutzt.
Im Ortsteil Auerhammer befinden sich die Gebäude der Verwaltung des ehemaligen Landkreises Aue-Schwarzenberg, die nach der Kreisgebietsreform nun eine Abteilung des neu gebildeten Landratsamtes und das Kreisarchiv Aue beherbergen.
Literatur
- Siegfried Sieber: Festschrift zur 750-Jahrfeier der Stadt Aue im Erzgebirge am 7. Mai 1923. 1923, Reprint 2007.
- Jana Behm: Das Hammerherrenhaus zu Auerhammer. In: Erzgebirgische Heimatblätter 30(2008)4, S. 2–4.
- Jana Behm, Christine Weigel: Das Hammerwerk Auerhammer und sein Herrenhaus, Herausgeber: Auer Beschäftigungsinitiative e.V., Druck: Druckerei und Verlag Mike Rockstroh, Aue, 2007.
Weblinks
Commons: Auerhammer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Geschichte des Hammerwerkes „Auer Hammer“ auf der Homepage des Fördervereins Herrenhaus
- Deutsche Fotothek: Historische Ansicht des Hauptgebäudes Halbzeugwerkes Auerhammer
- Auerhammer im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
- ↑ Siegfried Sieber: Um Aue, Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt, Akademie-Verlag Berlin, 1974; Seite 26ff
50.58222222222212.694444444444Koordinaten: 50° 34′ 56″ N, 12° 41′ 40″ OKategorien:- Ort im Erzgebirgskreis
- Aue (Sachsen)
- Hammerwerk (Erzgebirge)
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