ÜBER ENTWICKELUNGS GESCHICHTE DER T H I E R E. BEOBACHTUNG UND REFLEXION VON Dr. KARL ERNST v. BAER. ERSTER THEIL. MIT DREI COLORIRTEN KUPFERTAFELN. KÖNIGSBERG 1828. BEI DEN GEBRÜDERN BORNTR.ir, ER. Simplex est sigillum yeritatis '. AN MEINEN JUGENDFREUND Dr. CHRISTIAN PANDER, -ßeilräge zur Entwicklungsgeschichte wollen hier ia die Welt treten. Be- vor sie selbst reden, ist über ihre eigene Entwickelungsgeschichte zu berich- ten, danüt man wisse, was sie erzeugt, gepflegt und sonst auf sie gewirkt hat. Wer aber wird ein freundliches Ohr schenken der Rede des Vaters, die vielleicht länger sich ausspinnt, als sie sollte, da er kaum weifs, ob er das Vorliegende eine verspätete Frühgeburt oder eine frühzeitige Spätgeburt nennen soll? Wohl nur der Jugendfreund, den früh gleiche wissenschaftliche Liebe mit ihm verband ! Du hast noch ein näheres Recht, ja vielleicht eine Verpflichtung, des Kindleins Pathe zu seyn. Wenn nämlich die Bildung der Frucht ein Wachs- thuni über die Schranke des Individuums hinaus ist, so dürfen die vorliegen- den Untersuchungen sich rühmen, eine Folge jener für die Naturwissenschaft ewig denkwürdigen Verbindung zu seyn, in welcher ein in physiologischen Forschungen ergrauter Veteran, ein von Eifer für die Wissenschaft glühen- der Jüngling und ein unvergleichlicher Künstler sich verbanden, um durch vereinte Kräfte eine feste Grundlage für die Entwickelungsgeschichte des thie- rischen Organismus zu gewinnen. Du wurdest der Sprecher dieses Triumvi- rates, Dir also überreiche ich, was ich dem Vereine widmen möchte, zu dessen Bildung eine zufällige Veranlassung gegeben zu haben, mir das unver- diente Glück zu Theil wurde, indem ich Dich bei unsrer Begegnung in Jena bewog, nach Würzburg zu kommen, um meinen Herrn und Meister Döllin- ger kennen zu lernen, in dessen Hause jeder angehende Naturforscher Anre- gung, Unterstützung und Belehrung jeglicher Art fand. Du bliebst länger, als Du gewollt hattest. Da entwickelte sich jene glückliche Zeit, (wie gern verweilt meine Erinnerung bei ihr!) in welcher uns Döllinger und Nees von Esenbeck nach Würzburg und Sickershausen wie zwei Pole zogen, VI die sich aber nicht gegenseitig flohen, sondern selbst anzogen. Auf einer solchen Wanderung nach Sickershausen war es, wo Döllinger, als wir über den kleinen Steg gingen, der, von dem Wege aus Kitzingen nach Mainbern- beim ab, gegen Sickershausen leitet, den Wunsch äufserte, dafs ein junger Naturforscher unter seinen Augen, eine neue Reihe von Untersuchungen über die Entwickelung des Hühnchens anstelle, und hinzufügte, er hoffe, dafs sich wichtige Resultate ergeben würden. Der Vorschlag zog mich ungemein an, aber mein Aufenthalt in Würzburg konnte nicht mehr lange währen und auch in andrer Hinsicht ging die Unternehmung über meine Kräfte. Zum bessern Glücke für die Wissenschaft warst Du in der Nähe und Du fafstest den Ge- danken mit Wärme auf, der in Sickershausen zu einem festen Plane sich ge- staltete. So begannen die Untersuchungen, deren Anfängen ich noch beiwoh- nen konnte und für die ich eine grofse Vorliebe mitnahm. — In Königs- berg zu einem neuen Berufe angekommen, hatte ich anfangs diesem Gegen- staude keine Zeit zu widmen. Als ich aber im Jahr 1818 Deine Disserta- tion erhielt, ward der Wunsch in mir rege, dafs auch der ungenannte Freund der ersten Zeile sein Scherflein zur Entwicklungsgeschichte beilragen möge. Er wurde bald noch lebendiger, als Deine Beiträge ankamen. Sie gaben mir Licht, aber das Faltensvstern wollte mir durchaus nicht zusagen und gegen die Darstellung von der allmähligen Bildung des Amnions meinte ich Zwei- fel hegen zu dürfen. So ging ich 1819 an die erste eigene Beobachtung, die nur auf Verständuifs Deiner Untersuchungen gerichtet seyn konnte. Die Bildung des Amnions fand ich zwar wie Du sie angegeben hast, aber die Faltungen glaubte ich als Abschnürungen auffassen zu müssen. Im folgenden Sommer wurde eine neue Reihe von Untersuchungen begonnen. Jetzt ward es mir zuerst klar, dafs ein Schatten, den die innere Fläche Deiner Primi- tivfalten wirft, und die schräge Richtung, in welcher diese Erhebungen nach aufsen in die Fläche der Keimhaut übergehen , wodurch ihr Uebergang schwer VII kenntlich wird, Dich zu der Ansicht verleitet haben, als lägen die Wirbel- aufänge nach aufsen neben den Primitivfallen, während sie doch in ihrem Innern liegen. An diese Bemerkung knüpfte sich meine ganze fernere Unter- suchung, denn gleich einem leuchtenden Strahle schofs es mir nun durch die Seele, wie der Typus im Bau der Wirbel thiere sich allmählig im Embryo ausbildet. — Schon früher nämlich hatten sich in mir die Vorstellungen von den verschiedenen Typen im Bau der Thiere gestaltet, von denen ich endlich im Vten Bande der Verhandlungen der Leopoldinischen Akademie eine Skizze vorgelegt habe, und über welche bereits im» Winter von 1816 auf 1817 Hartmann, Fowelin und andre unsrer Freunde in Berlin meinen ersten Lehrkitzel in vier oder fünf Vorlesuugen aushalten mufsten *). Es sind die- selben Vorstellungen, welche ich in jener Schrift im Jahr 1819 zu enlwik- *) Also vor Erscheinung von Cuvier's Regne animal. Ich erlaube mir, diesen geringfügigen Umstand zu bemerken, um mich zu rechtfertigen, wenn ich die in dem vorliegenden Buche tum Grunde gelegten Ansichten über die Verwandtschaftsverhältnisse der Thiere als die mei- nigen behandle, in so fern man Etwas sein Eigenthuro nennen kann, was eine Frucht der Zeit ist. Denn dafs Cuvier's Eintheilung des Thierreiches in vier grofse Gruppen, die so unendlich fruchtbar für die Erkeuntnifs des thierischen Baues geworden ist, durch mehr- fache Entdeckungen, unter denen seine eigenen oben an stehen, vorbereitet gewesen seyn mufs , sieht man schon daraus, dafs Rudolph i's vorgeschlagene neue Eintheilung der Thiere in seinen Beiträgen zur Anthropologie und allgemeinen Naturgeschichte im Grunde dieselbe ist. Auch diese vortreffliche Abhandlung, die später mit Cuvier's unsterblichem Werke meinen Vorstellungen mehr Festigkeit und Klarheit gegeben hat, war mir damals noch nicht bekannt. Nur der Einwirkung war ich mir bewußt, die Oken's Nachweisung der Wirbel im Schädel auf mich gehabt hatte, und der Vergleichung dieses Verhältnisses mit denjenigen niedern Tlueren , die ich selbst untersucht halte. Hiermit mag man meine Vor- liebe für diese Ansichten von den thierischen Verwandtschaften entschuldigen, die mir die Beobachtung im Felde der Entwickelungsgeschichte überall wieder zu geben schien. Ru- dolphi und Cuvier haben mehr den Zweck, Einthcilungsgründe für eine systematische An- ordnung der Thiere zu geben. Worin ich von ihnen abweichen zu müssen glaube, habe ich in der siebenten Abhandlung meiner Beiträge für den genannten Band der Nova Acta Acad. Nat. Curios. hervorgehoben. .Ueberhaupt bitteich jenen Aufsatz , so wie die Bemerkun- gen über das äufsere und innere Skelet in M e ekel 's Archiv 1826 mit dem vorliegenden Buche als ein organisch zusammengehöriges Ganzes zu betrachten. Sie kommen aus dersel- /y\^y\CA / ben Wurzel und sind nur verschiedene Blätter desselben Stammes. /Cv ---V75">s. LI :.} RAR \ VIII kein unternahm, von der ich Dir die vier ersten Bogen mitgetheilt habe. Mehr sind nicht gedruckt, weil es mich in Verlegenheit setzte, mein eige- ner Verleger zu seyn und ich das nonum prematur in annum in Anwendung bringen wollte. Es wurde nach dieser Vorbereitung mir nun klar, wie von einer Mittellinie aus sich Deine Primitivfallen, die ich später Rückenplatten benennen lernte, nach oben und die Bauchplatten nach unten schlagen, um den aninialen Theil des Wirbelthiers zu bilden, und wie im plastischen Theile der Typus der Mollusken sich offenbart. So wurden mir die Unter- suchungen über Entwickelungsgeschichte immer lieber, da sie sich mit mei- nen übrigen Ansichten von der thierischen Organisation überall verschmolzen und beide gegenseitig die Gewähr ihrer Wahrheit zu geben schienen. Jetzt wird man freilich, wenn der Entwickelungsgang sich so unendlich einfach zeigt, finden, dafs sich das alles von selbst so verstehe und kaum der Be- stätigung durch die Untersuchung bedurft hätte. Aber die Geschichte vom Ei des Columbus wiederholt sich täglich, und es kommt mir darauf an, es einmal auf den Ring gestellt zu haben. — Wie langsam man übrigens in der Erkeuntiiifs dessen, was sich von selbst versteht, fortschreitet, besonders wenn beachtungswerthe Auctoritäten entgegenstehen, davon habe ich an mir selbst Erfahrungen genug gemacht. Obgleich ich schon im Jahr 1820 er- kannt hatte, dafs der Typus der Wirbelthiere die ganze Entwickelungsge- schichte beherrscht, und meine Untersuchungen während der Sommer 1821, 1822 und 1823 fortsetzte und in dem zuerst genannten Jahre bereits nach die- sen Ansichten in der hiesigen physicalisch - medicinischen Gesellschaft eine Reihe von Vorlesungen mit Demonstrationen verbunden hielt , so halte ich doch den dunklen Streifen, der sich schon früh in der Mittelebene zeigt, nicht für das erkannt, was er ist, weil Du, mein Freund! ihn für das Rückenmark angesehen hast. Ich hatte ihn nicht erkannt, obgleich ich im- mer eingestehen mufste, den Zusammenhang zwischen der spätem Form des Rü- IX Rückenmarkes und diesem dunklen Faden nicht begreifen zu können. Ueber- haupt hat mich die Erfahrung gelehrt, dnfs der Fortgang der Entwicklung so einfach und so gleichmäfsig ist, dafsman, so bald er für irgend einen Theil gefunden ist, nicht begreifen kann, wie man ihn nicht vorher gesehen hatte. Es wird sich immer finden, dal's unter allen möglichen Weisen, die man sich ersinnen kann, die Natur die einfachste und zunächst liegende befolgt. So kann ich jetzt nicht ohne Vergnügen an die lange Sorge denken, die mir die Entstehungs weise der Leber verursacht hat. Ihr erstes Auftreten ist sehr schwer aufzufinden, und wird nur zu leicht verkannt, weil die Vorbildung zur Leber seihst gar keine aufsehe Aehnlichkeit hat. Nachdem ich nun, im- mer rückwärts gehend, die Weise der Entstehung vollständig gefunden konnte ich nicht mehr begreifen, wie ich andre Möglichkeiten in meinem Geiste gestattet hatte. Nicht anders ist es mir mit dem Athmungsapparate ergangen. Seine Entstehungsweise , lange ein Räthsel für mich , ist die mög- lichst einfache. Unsre Phantasie aber schreitet so leicht über den einfachen Gang der Natur weg! Ich habe aber noch Historisches zu berichten. Bis zum Jahr 1823 waren also meine Untersuchungen fortgesetzt und halten mir bereits die Fun- damental -Resultate gegeben, von welchen aus alles übrige betrachtet werden mufs. Vorzüglich hatte ich jedoch in der frühern Bildung mich zu orienti- ren gesucht, und da ich schon mit dem Gedanken umging, einst eine aus- führliche Darstellung zu geben, mich vor allen Dingen bemüht, die schwie- rigen ersten Tage der Entwickelung vollständig kennen zu lernen. Darauf trat eine lange Lücke ein, indem die Anlegung eines zoologischen Museums hieselbst mir die Nöthigung auflegte , mich näher mit der beschreibenden Zoo- logie zu beschäftigen, auch einzelne anatomische Arbeiten mich in Anspruch nahmen. b Die Wiederaufnahme der unterbrochenen Untersuchungen verdanke ich dem freundlichen Zureden unser» ersten Lehrers in der Anatomie und Physio- logie, der die Liebe für diese Fächer in uns erweckt hat, meines jetzigen Collegen Burdach. Nachdem von demselben der Plan zu einer umfassen- den Bearbeitung der Physiologie entworfen und die Reulisirung derselben be- gonnen war, halte er die Güte, mich zu einer Bearbeitung der Entwicklungs- geschichte des Hühnchens für diese Physiologie aufzufordern. So schmeichel- haft es mir auch war, an einem so ehrenvollen Platze eine kurze Darstel- lung meiner bisherigen Erfahrungen zu geben, so wäre es meinen Wünschen noch mehr entsprechend gewesen, nur über die Entwicklung der ersten fünf Tage zu berichten, weil ich nur für diese Zeit mit einiger Vollständigkeit orientirt zu seyn glaubte, und ich den Wunsch hegte, bei meiner Darstellung der Entwickelungsgeschichle, so viel au mir läge, die Aufnahme von Unrich- tigkeiten zu vermeiden. Indessen liels ich mich zur Uebernahme des Ganzen bewegen und glaubte mir nur das Recht vorbehalten zu müssen, meinen Bei- trag als opusculum in opere betrachten zu können., und nicht iblofs erzählend zu verfahren, sondern die zunächst liegenden allgemeinen Resultate, wie ich sie schon im Jahr 1821 vorgetragen hatte, mit aufnehmen zu dürfen. So entstand, nachdem ich im Jahr 1826 und 1827 die früheren Pe- rioden noch einmal untersucht und in der spätem, so viel die Zeit erlaubte, mich umgesehen hatte, die nachfolgende Abhandlung. Sie wurde, so wie sie niedergeschrieben war, theilweise von Ende des Augusts 1827 au, meinem Collegen übergeben. Nachdem gegen Ende des Septembers die Ablieferung his zu dem Schlüsse des §. 7 (nach dem vorliegenden Abdrucke) erfolgt war, fand es sich, dafs Avir uns doch nicht gehörig verständigt hatten. Burdach wünschte einige allgemeiner scheinende und nicht streng zur Erzählung gehö- rige Bemerkungen entweder an andere Stellen versetzt oder ganz weggelassen zu sehen. Ich konnte mich zu den Versetzungen nicht entschliefsen, da ich XI die Stellen , in welche sie eingerückt werden sollten , noch nicht kannte willigte aber gern in die Wcglassung, für welchen Fall ich einen schon ge- schriebenen Bogen (es ist der §. 8 dieses Abdruckes) zurückbehalten zu müs- sen glaubte, da die meisten allgemein scheinenden Bemerkungen nur Vorbe- reitungen für diesen Paragraphen sind. Später erst , nach Ablieferung des Ganzen bis §. 14, fand ich , dafs durch ein Mifsverständnifs dennoch einige jener Bemerkungen an andre Orte des Hauptwerkes verlegt waren, und in der für den Druck genommeneu Abschrift meines Manuscriptes , um es mehr dem Ganzen anzupassen, noch kleine Umgestaltungen vorgenommen waren, die, wenn sie auch nicht we- sentlich sejsn mochten, doch um so mehr den Wunsch in mir rege machten, das Ganze in seiner ursprünglichen Form mit seinen Unvollkommenheiten er- scheinen zu lassen , da ich den Umfang der Veränderungen nicht kannte, während ich ursprünglich die Absicht hatte, dieser vorläufigen Skizze eine erweiterte , mit zahlreichen Abbildungen versehene Entwickelungsgeschichle des Hühnchens später folgen zu lassen. Bei einer neuen Durchsicht des Manuscriptes habe ich nur einige Un- vollkommenheiten des Ausdruckes verändert, Marginalien über den Inhalt der einzelnen Abschnitte zum bequemern Gebrauche beigefügt, und ein Paar Be- merkungen, eben nicht von Bedeutung, sind unter den Text gesetzt. Selbst was ich über die Bildung der Wölfßschen Körper gesagt hatte, ist in seiner ursprünglichen Form geblieben, obgleich ich bei Ausarbeitung des Manu- scriptes üljer sie durch Bathke's Darstellung der spätem Umbildung (ver- gleiche: Neueste Schriften der natttr forschenden Gesellschaft in Danzig , Bd. I. Heft 4.) sehr in Zweilel gesetzt Avar. Jetzt hat Rathke, wie ich erfahre selbst seine frühere Ansicht geändert. Wenn ich seine jetzige auch noch nicht näher kenne, so würde ich doch nun nicht mehr zweifeln, dafs die Wolffischen Körper nichts sind, als vorübergehende Nieren, ähnlich den Llew^jvjIC/}/ ' I fr <*\ I — ' L ■■■■■:.•'. R V ] ■ 7 VV XII elenden Fischnieren. Es freut mich wenigstens, für die Art ihrer Bildung die Ansicht verfochten zu haben, dafs sie aus einem Blutgefässe hervorspros- sen. Ich hoffe, dafs diese sich bewähren wird. Vielleicht hätte ich das Ganze umarbeiten sollen, um die trockne Er- zählung durch eingestreute Anwendungen auf physiologische Fragen lebendiger zu machen. Das aber hätte ein neues Werk gegeben, was ich nicht beab- sichtigte, und mir die Möglichkeit einer spatem ausführlichen Bearbeitung ab- geschnitten. Auch hebt sich wohl nach einer Frist von drei Vierteljahren allerdings manches Verhältnifs klarer hervor, und besonders tritt uns eine cousequentere Benennung entgegen, wenn wir die angenommene erst in der Ausarbeitung erprobt haben. Indessen habe ich in dieser Hinsicht auch nur Eine Umänderung vorgenommen. Ich habe die Benennung Keimhaut nur für den hautförmigen Theil gebraucht, welcher nach allen Seiten vom Embryo sich ausbreitet, für die frühere Zeit aber, wo der Embryo noch gar nicht verschieden ist von einer umgebenden Keimhaut, sondern beide Theile nur ein indifferentes Ganzes bilden, schien mir die Bezeichnung Keim der Sache und der Sprache am angemessensten. Das Wort Keimblatt, welches Du zu- gleich mit Keimhaut anwendest, hat das Unbequeme, dafs in diesem Blatte wieder Blätter zu unterscheiden sind und in manchen Thieren der Keim schon beim Hervortreten sackförmig ist. Die Benennung Rückenplatten und Bauch- platten hätte ich auch vielleicht nach einer Verbesserung, die ich später ken- nen lernte, verändern sollen. Burdach nennt sie Spinalplatten und Visce- ralplatten. Nun bilden die ersten allerdings in den Wirbellhieren die obere Hälfte des Leibes, welche das Rückenmark enthält, und die letztern die un- tere Körperhälfte, welche die bildenden Organe einschliefst. Allein ganz entschieden schien mir der Vorzug auch nicht, denn die Benennung medulla spinalis, von welcher das erstere Wort abgeleitet wird, ist selbst wieder ab- geleitet, und zwar morphologisch unrichtig abgeleitet von Spina, dem Stamme XIII der Wirbelsäule. Dieser Stamm hat aber eben sowohl Beziehung zur obern, als zur untern Hälfte des Körpers der Wirbelthiere. Zweitens würden die beiden Platten, aus welchen die gegliederten Thiere sich bilden, nach dieser Benennung Visceralplatten genannt werden müssen. Die Thiere sind aber wohl nicht blos Bäuche. Ueberdiefs hatte ich die frühere Benennung auch schon in Druckschriften gebraucht. So ist sie denn auch hier beibehalten, da die obere und untere Fläche der Thiere nicht nur im gemeinen Sprach- gebrauche, sondern auch in der zoologischen Kunstsprache Rücken- und Bauch- fläche (v enter , gastraeum) benannt werden. Wenn in gegliederten Thieren nicht für beide Flächen besondere Plattenpaare auftreten, so wird es am passendsten seyn, das einfache Paar Seitenplatlen zu nennen, besonders da die Centrallinie die- ser Platten mehr in der Bedeutung der Centrallinie der Baucliplatten der Wirbel- thiere, die Schlufslinie in der Bedeutung der Schlufslinie der Rückenplatten der- selben steht, (worüber ich auf das 4te Corollarium zu Schol. V. verweise,) ohne jedoch vollständige Uebereinstimmung zu haben. Hiervon suche ich den Grund in dem Schema der Entwickelung selbst, welches in den Wirbellhieren den Pri- mitivstreifen, den Inbegriff aller Centrallinien , in die Mitte stellt, in den geglie- derten Thieren ihn aber an der einen Fläche läfst, welche die untere wild; — Dieselben Gründe, die mich bestimmt haben, das Wort Rückenplatten beizu- behalten, mufsten mir aber auch die Benennung Rückensaite als unpassend er- scheinen lassen , da dieser Theil zwischen Rücken und Bauch in der Mitte liegt. Ich habe ihn in dem zweiten Abschnitte dieses Buches Wirbel- oder Spinalsaite genannt, konnte aber die Umänderung in der bereits zum Drucke beförderten Entwickelungsgeschichte selbst nicht mehr anbringen. Die Veränderung ist in- dessen so einfach, dafs Mifsverstäudnisse dadurch nicht zu fürchten sind. Diesen ausführlichen Bericht über die erste Abhandlung der vorliegenden kleinen Sammlung, glaubte ich mehr mir selbst als dem Publicum schuldig zu seyn, um den neuen Abdruck zu rechtfertigen. Die Erzählung der Entwickelung XIV des Hühnchens ist , wenn auch nicht kurz , dennoch ihrer ursprünglichen Bestim- mung gemäfs gedrängt und beschränkt sich nur auf das, was zur Darstellung der Vorgänge gehört, ohne vollständige Rücksicht auf die Leistungen meiner Vorgän- ger zu nehmen. An einigen Stelleu, wo mir eigene Beobachtungen fehlten, und ich doch wichtige Verhältnisse nicht übergehen wollte, wie das Maafs des Gewichts- verlustes und die Weiterbildung der an der Lunge hängenden Blasen zu Luftsäcken, habe ich die benutzten Auctoritätcn genannt. Alles übrige bitte ich als den Be- richt über eigene Untersuchungen anzusehen. So ist, was ich über tue Blutbil- dung zweifelnd anführe, auch nicht als Widerspruch gegen Deine oder Wo 1 fr s Darstellung zu betrachten , sondern soll nur genau angeben , wie weit ich selbst ge- langt bin. Das erste Strömen im dunklen Theile der Keimhaut aufzufinden, scheint mir so unendlich schwierig, dafs ich darauf aufmerksam zu machen nicht für über- flüssig hielt, da man jetzt in Inaugural- Dissertationen die Sache so darstellt, als ob sie nach Eröffnung von ein Paar Dutzend Eiern Jedem entgegenträte. Dafs es C. Fr. Wolff und Dir gelungen ist, die erste Bewegung zu erkennen, wenn Ihr Euer Augenmerk anhaltend auf diesen Gegenstand gerichtet habt, bestimmt läug- nen zu wollen , war meine Absicht nicht. Auch bin ich vollkommen davon über- zeugt, dafs erst durch die Bewegung des Blutes die Gefäfswand sich bildet, aber zwischen dem Mangel einer festen Gefäfswand und der Bewegung ohne vorgebil- dete Bahn, sind noch viele Zwischenstufen , welche wohl in Embryonen kaltblü- tiger Thiere, die lange unter dem Microscope leben , sich auffinden lassen. Im Hühnchen wird man die erste Bewegung kaum iu tausend Fällen einmal treffen können, vielleicht nie. Dieses näher aus einander zu setzen, würde mich hier zu Aveit führen. Die Zahl der von mir geöffneten Eier mag sich auch , wie bei der Würzbur- ger Untersuchung, auf ein Paar Tausend belaufen. Du weifst aber sehr wohl, dafs solche Zahlen den Erfolg eben nicht ausmachen, und dafs es vielmehr darauf an- kommt, die Embryonen in den am meisten belehrenden Momenten zu erhalten, XV und diese gehörig zu benutzen, nachdem man die uöthige Fertigkeit erlangt hat, vor allen Dingen aber auf ein deutliches Bewufstsevn von Dem , was man sucht. Die Verwunderung über die Kleinheit der Thede, an der die Vorzeit sich erfreute, genügt nicht mehr". Wie und woraus sie sich hervorbildeten, müssen wir erfor- schen, sie deshalb in der Bildung rückwärts verfolgen und zu diesem Zwecke eine grofse Zabl von Embryonen untersuchen. Eine vollständige Reihe von Abbildungen zu liefern, war mir jetzt nicht möglich, theils weil ich ein noch wenig geübter Zeichner bin, theils weil Kupfer- stiche , die man nicht unter seinen Augen ausarbeiten lassen kann , selten genügen, und eine bedeutende Zahl derselben in Königsberg anfertigen zu lassen nicht mög- lich ist, der Kosten nicht zu gedenken. Die idealen Abbildungen, die diesen Theil begleiten , werde ich unter meinen Augen stechen lassen , und dem zweiten Theile eine Tafel Abbildungen über einige wichtige Momente der Entwickelungs- geschichte beifügen. Diese soll auswärts gestochen Averden , um daran zu erfah- ren, welchen Grad von Richtigkeit man auf diesem Wege erlangen kann. — So sehr ich mich bemüht habe, in den Zeichnungen der beiden ersten Tafeln die mög- lichste Richtigkeit mit einleuchtender Verständlichkeit zu verbinden , und sie des- halb im Verlaufe von sieben Jahren mehrmals umgezeichnet habe, so finde ich doch , dafs beide Aufgaben sich nicht vollkommen verbinden lassen. Wo sie sich entgegentraten, habe ich die der Deutlichkeit vorwalten lassen, und ich hoffe in der That, dafs die Betrachtung derselben in fortlaufender Reihe das Wesentlichste in der Entwicklungsgeschichte, die Hervorbildung des Embryo aus einem blattför- migen Theile,- dem Beschauer lebendig vor die Seele stellen wird. Indessen niufs- ten doch offenbare Unrichtigkeiten vermieden werden. So durften die Figuren V und VI, da sie Längsdurchschnitte in der Mittelebene des Thiers sind, das Herz nicht so lang darstellen, als es um diese Zeit mit seinen Zipfeln wirklich ist, son- dern nur die Länge seines Mitteltheiles zeigen. Eben so wird man in den Oueer- durchschnitten der letzten Zeit die Höhe der häutigen Theile der Bauchwand we- L RfiARV • > - XVI ni^er ansehnlich finden, als man sie vielleicht nach dem beschreibenden Texte er- wartet. Man inufs sich hierbei erinnern , dafs diese Schnitte , um die allniählige Metamorphose des Darmes zu zeigen , sämmtlich in derjenigen Gegend der Bauch- höhle gedacht sind , die sich zuletzt schliefst. Anderes bemerkt die schon in den Druck gegebene Erklärung der Abbildungen. Ich erinnere nur noch, dafs nicht alle Zwischenglieder gegeben werden konnten und eben deshalb eine Figur auch wohl zur Erläuterung einer Bildung angeführt wird, die einige Stunden vorher- ging- Für die Darstellung der Entwickelungsgeschichte habe ich noch zu bemer- ken dafs ich den Embryo immer nach seiner horizontalen Lage beschrieben habe, nicht so wie man die Baumverhällnisse in organischen Körpern wohl nach dem Baue des menschlichen bestimmt. Die Bauchfläche heifst also die untere, das Kopfende (las vordere. So viel über den ersten Abschnitt! Ihm ist, um dem Ganzen Leser und Käufer zu verschaffen, ein zweiter neu beigegeben, in welchem ich unter dem Namen Scholien und Corollarien einige allgemeine Bemerkungen mittheile. Eine aröfsere Strenge für Reinheit der deutschen Sprache mag sie Folgesätze und Zusätze nennen. Sie sollen Skizzen aus meinem wissenschaftlichen Glaubensbekenntnis über die Entwickelungsgeschichte der Thiere geben, wie es sich aus der Beobach- tung des Hühnchens und verwandten Untersuchungen in mir bisher gestaltet hat. Es war vielleicht zu kühn, jene allgemeinen Umrisse , die bestimmt waren, nach längerer Zeit auf das gröfsere Werk zu warten, schon jetzt zu geben , da für sie kaum die Frucht eines ganzen Lebens hinreicht , und die genauere Untersu- chung über Entwickelungsgeschichte der übrigen Thierklassen erst begonnen ist, ich auch von Rathke's Untersuchungen über das Krebsei nur die frühem Resul- tate und von den Ergebnissen seiner Beobachtungen am Blennius viviparus noch war nichts kenne , meine eigenen Beobachtungen an wirbellosen Thieren , so wie an Fischen aber noch dürftig sind. Was ich von wirbellosen Thieren untersucht habe ist hie und da in der Schrift angeführt. Von Fischen hatte ich vor mehre- ren xvn :-/ VX4 fs v — _ ren Jahren bereits Gelegenheit, ein Paar kleine, durchsichtige Individuen in deikü Kiemen von Muscheln zu finden. Alle spätem Bemühungen haben mir nur ein-x> mal lebendigen Barschlaich verschafft , der in zweien Tagen abstarb , noch ehe es zur Entwicklung eines Gefäfssystems kam, so dafs meine Keuntnifs des Fisch- embryo viel mangelhafter ist, als die der andern Wirbelthiere , da ich Amphibien und Säugethiere wohl untersucht habe. Dennoch habe ich nicht angestanden, jene Umrisse schon jetzt zu geben, weil einige Jahre in dem Leben eines einzelnen Beobachters wohl nur wenig in ih- nen ändern werden, und weil Niemand sicher ist, ob die vorgefafste Meinung nicht aufsein Auge mehr einwirkt, als er glaubt und weifs. Deswegen hoffe ich Dank zu verdienen, wenn ich sie jetzt gebe, und zur Prüfung und Berichtigung auffordere; denn irrige, aber bestimmt ausgesprochene allgemeine Resultate, haben durch die Berichtigung, die sie veranlassen, und die schärfere Beach- tung aller Verhältnisse , zu der sie nöthigen , der Wissenschaft fast immer mehr genützt, als vorsichtiges Zurückhalten in dieser Sphäre. Anders ist es mit der Beobachtung. Diese kann nie genau genug seyn. Erfolgreicher ist es freilich für die Anerkenntnifs unserer Bemühun- gen, solcher allgemeinen Resultate sich so viel möglich zu enthalten. Man bekämpft diese Aussprüche, wenn sie zu allgemein scheinen und übersieht nur zu leicht alles Andere darüber. Das habe ich nicht übersehen können, da die Geschichte der Arbeiten über die Entwicklung der Thiere mich nur zu lebhaft daran erinnert. An Oken's Untersuchungen über die Entwicke- lung der Säugethiere hat sich der stumpfeste Witz geübt und hat nicht auf- gehört den allgemeinen Resultaten, die er ausspricht, zu widersprechen. Darüber scheint man aber fast nicht anerkennen zu wollen, welchen Werth die unmittelbare Beobachtung in diesen Untersuchungen hat. Sie gehört offenbar zu den genauesten, die wir über Säugethiere besitzen, und die all- gemeinen Sätze, obgleich ein grofser Theil von ihnen jetzt als irrig erschei- XVIII neu mufs, haben doch die Erkenntnii's der Entwicklungsgeschichte dadurch unendlich gefördert, dafs sie die Naturforscher zu einem deutlichem Bewufst- seyn brachten. So hoch ich auch Dutrochet's und Cuvier's Belehrun- gen über die Entwickelung der Säugethiere schätze, so scheint es mir doch unläugbar, dafs üken ? s Untersuchungen der Wendepunkt für eine richtigere Erkenntnifs des Eies der Säugethiere geworden sind. Die Erinnerung an das Schicksal der keuschen Bestrebungen flöfst mir nur Einen Wunsch ein, den ich nicht unterdrücken will. Möeen meine Nachfolger, die nothwendig meine Richter sind, mir die Bitte nicht abschla- gen, meinen Bericht über die Entwicklungsgeschichte des Hühnchens stets von den angehängten Folgerungen zu unterscheiden, und die Erzählung über die Veränderung der letzten Tage nur als gelegentliche Ergänzung anzusehen. Es würde Beschränktheit verrathen, wenn ich glaubte, nicht auch in der frühern Zeit geirrt zu hahen, aber das Zeugnifs, den Irrthum nach Kräften vermieden zu haben, hoffe ich zu verdienen. Dafs ich in den Anhängen dreister gewesen bin, habe ich so eben erklärt. Obgleich ich immer von dem Bestreben erfüllt war, nichts zu sagen, was ich nicht vertheidigen könne, so habe ich aus den angegebenen Gründen doch manches Verhältnifs sehr scharf und bis ins Einzelne bestimmt ausgesprochen. Das gilt besonders von einem Theile dessen, was ich über das Schema der Entwickelungsweise der Wirbelthiere sage. Ich glaubte dieses Schema, nach dem was ich in Yögeln, Amphibien und Säugethieren beobachtet habe, vollständig ausmalen zu müs- sen, damit es Richtschnur für künftige Untersuchungen und Vergleichuntren werden könne. Diese mögen bestimmen, was weniger allgemein ist und wie sich das Schema im Einzelnen modificirt, dessen Gültigkeit im Allgemeinen ich nicht bezweifeln kann. Ich betrachte das Einzelne als hinbestellte Fraee- sätze. Deshalb wird mich jede Belehrung und Beleuchtung herzlich freuen. Es ist nicht Sache Eines Menschen, die Gesetze der Entwickelungsgeschichte in allen Modilicationen zu durchschauen , und es soll mir vollständiger Lohn sej'n XIX Gedanken aufgeregt zu haben. Das Meiste scheint mir freilich so schlagende Wahrheit zu haben, dafs ich nicht umhin kann, zu hoffen, es werde hak! als solche anerkannt werden. Dahin rechne ich die Ansicht von der Meta- morphosenreihe des Individuums. Um diese beiden Abhandlungen auch für angehende Naturforscher und Aerzle verständlich zu machen, die mit dem Studium der Entwicklungs- geschichte sich noch nicht beschäftigt haben, suchte ich nach zweien früher von mir gehaltenen populären Vorträgen eine leicht fafsliche Darstellung zu entwerfen, die ich, da dieser erste Band schon ansehnlich geworden ist, für ei- nen zweiten, in wenigen Wochen nachfolgenden, mit dem das Ganze schliefst, zurückgelegt habe. Sie wird vor allen Dingen auch als Ergänzung der ersten Abhandlung dieses Bandes zu betrachten seyn. Hier setze ich den Bau des befruchteten Eies als bekannt voraus. Dort soll ein Abril's der Bildung des Eies bis zur Befruchtung gegeben werden und eine Beschreibung seiner Theile, damit man sich in der Darstellung der Entwickelungsgeschichfe orientiren könne. Wenn ich dabei wenig Eigenes gebe, so ist hierüber Niemand an- zuklagen als Purkinje, der mir so wenig Neues zu sagen und zu finden übrig gelassen hat. Dennoch hoffe ich, dafs diese Darstellung für Anfänger nicht überflüssig erscheinen wird. Ich weifs aus eigner Erfahrung, wie schwierig es ist, sich die erste Einsicht in die bisherigen Leistungen im Fache der Entwickelungsgeschichte zu erwerben, besonders wenn man mehrere Schrift- steller zugleich oder rasch nach einander studirt, wo die Verschiedenheit der Benennungen, auch wenn sie nicht grofs ist, doch sehr verwirrt. Daher wird auch das Wesentlichste in dem Fortgange der Entwickelung des Hühn- chens mit zwei Pinselstrichen nochmals zusammengefafst werden, weil man, ohne mit dieser Vorkenntnifs ausgerüstet zu seyn , in der Darstellung des Ein- zelnen sich nur zu leicht verliert. Auch soll, da die Aerzte in der Recel mehr mit der Form des Eies des Menschen und der übrigen Säugethiere in späterer Zeit bekannt sind, zur Zurechtfmdung derselben eine kurze Verglei- c 2 XX chung des Eies der Vögel und der Säugetlüere gegeben werden. Für Männer vom Fache werde ich noch eine oder die andre Abhandlung hinzufügen, viel- leicht auch eine bereits ausgearbeitete, aber vorläufig noch zurückgelegte, in welcher ich versuche, dem Grunde der verschiedenen Organisation- Typen nä- her zu treten. Doch schon zu viel, wenn auch nicht dem Freunde, doch wohl jedem Andern. Mögen Dir diese Blätter eine lebendige Erinnerung an glückliche Tage seyn ! Was ich im Anfange erzählte , brauchte ich freilich Deinem Ge- dächtnisse nicht zurückzurufen, allein ich glaubte es unter Deiner Adresse öffentlich berichten zu müssen, weil ich im frohen Gefühle, eine Veranlas- sung zu den Würzburger Untersuchungen gegeben zu haben, in einer Druck- schrift öffentlich gesagt habe, ich hätte eine „ansam qualemcunque" dazu geboten. Da könnte ein Glossenmacher glauben, ich hätte mehr Verdienste um dieselben, als ich habe, nämlich gar keine. Ein Anderes habe ich aber noch Dir und dem Würzburger Trium- virate zu sagen. Indem ich die nachfolgende Erzählung über die Entwicke- lungsgeschichte des Hühnchens nochmals durchlese, finde ich, zu eigner Ueberraschung , dai's ich Deiner Darstellung mehrmals widersprochen habe, obgleich ich nichts weniger im Sinne hatte, als einen Commentar, sey er widerlegend oder bestätigend, über frühere Arbeiten zu schreiben. Habe ich etwa Eure Leistungen herabsetzen wollen? Dann müfste ich verkannt haben, wie viel ich Euren Untersuchungen für die eigenen verdanke. — Oder ist es meine Absicht gewesen, durch Widerspruch gegen meine Vorgänger mir einen Schimmer zu erborgen? Dann hätte ich von Malpighi bis auf die neueste Zeit wohl reichlichem Stoff finden können. Nur der Wunsch hat mich immer beseelt, die Vorgänge der Entwicke- lung, wie sie mir erschienen sind, überzeugend darzustellen. Deswegen mufste ich, wo ich solchen Lehren, die vielfach in die Wissenschaft über- gegangen sind und die mir nicht begründet schienen, bestimmt widersprechen, XXI um den Leser nicht m Zweifel zu lassen. Aus diesem Grunde habe ich, wenn meine Darstellung auch sonst gedrängt ist und keinesweges auf histo- rische Erörterungen eingeht, doch bei der Entwicklungsgeschichte des Dar- mes den immer noch von manchen Seiten mifsverstandenen , zum Theil aber auch irrenden Wolff ausführlich berücksichtigen müssen. Aus demselben Grunde habe ich aber auch Dir zuweilen widersprochen, da Dein Werk mil Recht die höchste Achtung sich erworben hat und seine Unvollkommenheiten, wenn sie da sind, Gewicht erhalten haben. Untersuchungen zu widerlegen, die bald spurlos vorübergehen, ist überall vergeblich und lag ganz aufser der ursprünglichen Bestimmung dieser Abhandlung. Es ist aber das Erkennungs- zeichen einer tüchtigen Arbeit, dafs man oft auf sie zurückkommen mufs, entweder bestätigend oder widerlegend. Linne hat man fast ein Jahrhundert hindurch widerlegt, und noch sehr lange wird man bei irgend einer Unter- suchung aus dem Felde der beschreibenden Naturforschung Linne nicht über- gehen können. Das eben ist die Spur eines grofsen Mannes, die sich Jahr- hunderte lang erhält. So ist es also nur eine Frucht der Anerkenntnifs der Würzburger Ar- beiten, die Du bekannt gemacht hast, wenn ich Deinen Namen öfter nenne, als andere. Dafs eine Nachlese auch für die erste Zeit der Entwickelung noch übrig geblieben sey, wirst Du nach eilf jähriger Frist, in der Du selbst wei- ter geforscht hast, am wenigsten bezweifeln. Und wer liefse auf diesem schwierigen Felde, wo jeder Halm einzeln und sorgsam gesammelt seyn will, nicht noch volle Aehren stehen, auch wenn er sein ganzes Leben der Ernte widmete, und wer nähme nicht einige taube Aehren für volle mit. Selbst Caspar Friedrich Wolff, der wohl das Vollendetste in anatomischer Un- tersuchung leistete, hat geirrt! Glücklich nur, wem es gelang, Eine reife Garbe zu binden, welche Frucht giebt für fernere Aussaat! Du hast durch nähere Erkenntnifs der Spaltung im Keime, welche Wolff dunkel geblieben war, ein Licht gegeben, das sich auf alle Formen der Entwickelung ausbrei- ^ 4°. XX11 tet. Zufrieden würde ich seyu, wenn man es als meinen Antheil betrach- tet, nachgewiesen zu haben, flafs der Typus der Organisation die Entwicke- lungsweise bedingt. Noch Manchem wird ein Preis zu Theil werden. Die Palme aber wird der Glückliche erringen, dem es vorbehalten ist, die bil- denden Kräfte des thierischen Körpers auf die allgemeinen Kräfte oder Le- bensrichtungen des Weltganzen zurückzuführen. Der Baum, aus welchem seine Wiege gezimmert werden soll, hat noch nicht gekeimt! I. Ent- Verbesserungen. '^^^S^-? ma -^ B f tl ^-^ dUtn dnem ° rte > «» welchem ein anstän- selbst zu b-n t T DrU , ckereien > dafs es ihm «"möglich war, die Correctur So .haben si h IT' Au ^^ CmreCt0T Wste der Inhalt unverständlich seyn. V ersä 1 J f f f ch " lb ; und Druckfehler erhalten, die zum Theil wenigstens das nS^dSS^S? i ?^^ falm ' je mehr schon an sich eine ausführliche den d r e l vo H f "f g6SChiChte SChWer fofslich iSt - AuS diesem Grunde wer- serunten : ut r ^ e ? ZeiChnetCn a ^^ Üich ersucht > *e nachstehenden Verbes- S. V. Z. 12. lies: Frucht statt: Folge -VIII. Z. 15.1.: rm r st.. -mir - IX. — 10. 1. : Leber mit der ausgebildeten Leber selbst st.: Leber selbst - 9. Z. 6. 1. : immer mehr st: immer - 10. Z. 7. 1. : von der zwölften Stunde an st. : in der zwölften Stunde 17. Ij: immer st. : innere 35. 1. kreisförmigen Gruben st. : kreis- förmige Grube ~ ll - — *• '•* werdenden Fötus st.: Fötus ver- dünnt -12. — 34.1.: ausscheidenden st.: ausschnei- denden — 13. — 12. 1.: physical st.: phisical — 15. — 10. 1.: Dünne, nur st.: Dünne mir 2 *- '• ■" Rückenplatten st. : Rücken- platte -^ 16. — 14. I. : ihr st. : ihm — 20. — 27. I. : die Namen st. : den Namen — 30 1 : worden ist . . . hat st.: worden sind haben — 26. — 14. 1. : vordem st. : andern — 28. — 3. 1. : Abschnüren st. : Abscheuern — 31. —3. 1. : nicht mehr st.: viel mehr — 33. — 6. 1. : Decke st. : Dicke — 34. — 15. 1 : die Seitenzipfel st. : den Seiten- zipfel _ 37. — 30. 1. : Bootes st.: Blattes — 38. — 5.1.: und die st.: um die — 41. — 18. 1.: Scheide, umgeben st.: Scheide umgeben S. 41. Z. 27. lies: einnimmt statt: vereint — 43. — 37. 1.: dreiseitig, eine Kante st.: drei- seitig eine Kante, — 50. — 24. das Wort: „hervorgetreten" ist auszustreichen 53. Z. 5. 1. .- nicht so zu st. : so zu 9-1.: die Gefäfsbogen st.: den Gefäfs- bogen — 54. — 5.1.: freien st. : feinen — 55. — 19. 1.; Lagenverhältnifs st.: Lagerver- hältnifs — — —21. I.: als das Hirn, st.: , dafs das Hirn — 56. — 10. 1. : den st. : dem 11. 1.: wie st.: nie ~ 57 - — 3 - !■= wendend st. zuwendend 8 - }• '• den ersten st. : dem ersten 2S - 1- •" sich theilt; st. : sich theilt. - — G4. - 19. 1.: Hülfe; da ist, st. : Hülfe, da ... . ist ; — 67. _ 18. 1.: eben nichts st.: aber nichts — 69. _ 33. 1. : der st. : der der ~ /0, — !• '■! des Speisekanals st.: der Speise- röhre — 74.— 12. ].: Arterien st.: Aorten 24. 1, : sie st. : diese — 76. — 14. 1. : wulstigen st. : wülstigen 27. 1. : viele Schwierigkeit st. : viel Schwierigkeit — 79. — 18. 1. : auch oben st. : nach oben — 80. — 33. I.: und besteht, der Speiseröhre st.: und der Speiseröhre S. 87. Z.SO, lies: noch einmal statt: nur einmal 88, 24. 1. schon deshalb vermuthen st. : schon vermuthen 89. — 26.1.: Asymmetrie st.: Aesymmetrie 94 14. 1. • bald nachdem st.: bald, nach- dem _ _ 15. 1. : schärfer st.: schiefer — 97. — 36. 1. : schickt st. : schickte 98. 2. 1. : fortsetzt St.: festsetzt 33. 1. : venösen St.: nervösen — 102. — 37. 1. : den Falten st. : der Falte ^i 107. — 28. 1. : letzterem st.: letzterer _ _ 30. 1. : Verwachsung st. : Verwechse- lung 108. 33. 1. : bildet st. : bilden — 126. — 28. 1.: Kropf st.: Kopf 128. 81. 1. : nach innen St.: noch immer 37. 1. : nah an der st. : nach der _ i3i, 12. 1. : umgiebt St.: umschnürt — 133. — 9.1.: auf st.: aus 135, 3. 1. : Vorkammer st. : Kammer 137. 20. 1.: communicirende st.: concurri- rende !45. 37, 1. : unterscheiden st. : erkennen 148. 31. 1. : seinen Leib st. : einen Leib 156. 1. : polarische st. : plastische — 165. — 23. 1.: b. st.: I. — 167. — 4 1.: Dottersack st.: Dotter _ 169. — 33. 1 : doppelt st. : doppelte _ _ — 35. 1. : {. 3. h. st. : (. 3. I. _ 170. 84. 1 : nicht , dafs die st. : nicht die — 18. 1. : hier auf st. : hierauf 179. — 6. 1. : weniger st. : wenigen Auch bitte ich um Verzeihung, dafs vorkommt. Ich habe vielleicht versäumt wie meine Absicht war. S. 182. Z — 191. — — 195. — — 196. — — 199. _ — 201. — — 202. — — 211.— — 213. — — 215. — — 219.— 224. _ — 229. — — 238. — — 239. - — 243. - — 246. - — 253. - — 259. - — 262. - — 266. - — 269. - derselbe , ihn an 29. lies: den statt: der 2. 1. : Mittelhand ist st. : Mittelhand 9. 1. : derselbe st. : der Unterkiefer 1. 1. : in der Thierreihe st. : in dasThier- reich 12. 1.: da es sich mir st.: da es mir 17. 1. daran st. : dann 3. 1.: nur wenig st.: nun wenig 27. 1. : dem folgenden st. : den folgen- den 27. 1. : organischen Strömung st. : Or- ganisation 19. 1. : mufs st. : mufste 9. u. 10. 1. : des Haupttypus st. : der Haupttypen 8. 1.: Er ist St.: Es ist 14. 1.: Entwickelung: St.: Entwicke- lung, 29.1.: ihrem st.: seinem 3. 1.: ist, andere st.: ist: Andere - 1. 1. : Diese St.: die -3. 1.: fortgepflanzt St.: sich fortge- pflanzt ■ 13. 1. : lebhaften st. : lebhaftem • 27. 1. : Umhüllung st. : Umbildung - 4. 1. : gesonderte st. : gerundete - 10. 1.: Dotter st.: Dotter, ■ 16. 1. : untere st. : innere - 1. 1. : Frefswerkzeuge st. : Fufswerk- zeuge - 13. 1.: ersten Tages st.: zweiten Tages - 27. 1. : Gefäfshofes st. : Fruchthofes Satz auf Seite 225 und Seite 231 der ersten Stelle wegzustreichen, Baer. t. Entwickelungsgeschir.hlc H u n n E i e. w iiach Tan der erfolgt die Entwicklung des Hühnchens im Eie unter einem Nothwendi- Wärmegrade zwischen 28° und 32° R. Ich halte diese Angabe im Allgemeinen frld. armeT für richtig, wenn mau nicht jene Grenzen für unühersteiglich ansieht, und ich weifs aus Erfahrung , dafs es räthlich ist, hei der Brotmaschine sich zwischen diesen Extremen zu halten. Indessen irrt man, wenn man glaubt, dafs eine hö- here Wärme sogleich tödtet, und eine niedere die Entwicklung hemmt. Viel- mehr dürfte bei eifrig brütenden Hennen, wenn ihr Nest trocken liegt, die Wärme wohl häufig über 32° seyn. Hieron überzeugte mich vorzüglich das Ge- fühl der eignen Hand. An der Brütmaschine hatte ich mich so gewöhnt, die Temperatur von 3 1 ° , die, wenig die menschliche Temperatur übersteigend , ein angenehmes Gefühl von Wärme erregt, zu erkennen, dafs ich schon ohne An- sicht des Thermometers mit Sicherheit entscheiden konnte, ob das Lampenfeuer zu vermehren war , oder nicht. Ich habe aber mehrere Hennen gehabt, deren Nest meiner Hand nicht das Gefühl von angenehmer Wärme, sondern von einem gelinden Grade von Hitze gab, die 32° zu übersteigen schien. Unmittelbare Mes- sungs- Versuche habe ich noch nicht anstellen können, weil mir kein hinläng- lich kleines Thermometer zu Gebote stand. — In der Brütmaschme war die Temperatur zuweilen auf kürzere Zeit bis zu 35° gestiegen, ohne dafs die Eier ab- gestanden wären, ausgenommen wenn sie das Metall unmittelbar berührten. Im letztern Falle zeigte der zunächst gelegene Theil des Dotters eine Zersetzuug, und jüngere Embryonen, sie mochten mehr oder weniger von der angegriffenen Stelle des Dotters entfernt liegen, waren immer todt. Bei einer Wärme, die einige Grade geringer als 28° ist, stirbt der Embryo noch weniger ab, sondern er entwickelt sich nur langsamer; dann folgt ein noch tieferer Grad der Tempe- ratur, welcher ohne Weiterbildung das Leben doch erhält. An einem Eie, wel- ches ich im Juli öffnete, nachdem es 30 Stunden lang in der Stube gelegen hatte, . A 2 bemerkte ich, dafs das Herz ohne Anwendung künstlicher Wärme eine Pulsation machte. Ich wartete nun auf einen zweiten Herzschlag , und dieser erfolgte wirk- lich nach einer sehr langen Pause. Hierdurch aufmerksam gemacht, stellte ich Versuche an, und fand, dafs in allen Eiern, die ich im Juli (hei ansehnlicher Hitze im Freien) in einer nach Norden liegenden Stabe, in welcher überdiefs zur Abkühlung die Fenster während der Nacht immer orten standen , derEnibn o nach Verlauf von vier und zwanzig Stunden nie abgestorben war, sondern der Herz- schlag in sehr langen Zwischenräumen , zuweilen von weniger als einer Minute, in andern Fällen von 5 und mehr Minuten fortbestand. Meine Versuche stellte ich mit Embrj'onen an, die nicht über fünf Tage alt waren ; es ist aber nicht zu zweifeln , dafs die altern und selbstständigern Embryonen mit noch mehr Kraft ihr Leben erhalten. In der zweiten Hälfte des Augustes überlebten die Jüngern Embryonen eine Abkühlung von 24 Stunden nicht. An den längere Zeit hindurch ohne Absterben in der Abkühlung erhaltenen Embryonen bemerkte ich keine an- dere Veränderung, als dafs mir die Gefäfse weniger voll, und das Blut weniger geröthet schien. Eiiiflufs der Aufser der Wärme hat auch die Lage des Eies auf die Entwickelung Ein- I 5 iTp OPA Eief. flufs, denn Eier, die in der Brütmaschine eine senkrechte Stellung haben , pfle- gen bald abzusterben. Ungleich- Mit dem Einflüsse des verschiedenen Wärmegrades auf die Lebens- Aeu- ti'ei Entwik- fserung im Fötus steht die Verschiedenheit der Zeit für die einzelnen Stufen der kelnng. Entwickelung im innigsten Zusammenhange. Ueber die Ungleichheit in der Zeit, in der die Eier sich entwickeln, haben schon alle Beobachter geklagt, welche diese Entwickelungs- Geschichte nach der Zeitfolge darzustellen unternahmen. Eine neue Erörterung könnte also überflüssig scheinen. Indessen finde ich sie nothwendig, um die Grundsätze vorzulegen , nach welchen ich die einzelnen Pe- rioden der Entwickelung festgestellt habe. Wenn man nicht solche Grundsätze festhält, so kann man eine ganz monströse Entwickelungs -Geschichte liefern, de- ren einzelne Bestimmungen durchaus nicht zusammen passen. Seihst der genaue VVolffhat manche Angaben, die gar nicht mit einander zu vereiuen sind. Am Ende des zweiten Tages soll nach ihm das Herz vom wahren Amnion oder der se- rösen Schicht des Keimblattes noch nicht bedeckt seyn (eine sehr langsame Ent- wickelung!) ; nach dem Ende des dritten Tages soll sich der Fötus so krümmen, dafs der Kopf den Schwanz berührt (eine Form, die er selten vor dem fünften Page hat!), und erst nach dem Ende des fünften Tages soll der Harnsack (Allan- ' tanh, Chorion) hervortreten (wieder eine so langsame Entwickelung, dafs durch- aus ein Aufenthalt hier Statt gefunden haben mufs!). Alle drei Beobachtungen können an sich richtig seyn , allein sie sind auf keine Weise mit einander zu ver- einigen. Die Ungleichheiten in der Periodicität der Entwickelung sind von doppel- ter Art: l) Ungleichheit im ]\ T ebeneinanderseyn der Erscheinungen , 2) Ungleich- heiten im Fortgange der gesammten Entwickelung. Die Ungleichheiten der ersten Art sind nicht sehr bedeutend. Im Allee- . Ungleich o r ° m nejt im iNe- meinen findet man, dafs Theile um so mehr in gleichem Maafse fortschreiten , je beneinan- enger ihre physiologische Beziehung , namentlich in der Entwickelung selbst ist. Erjchejmm Gekrös- und Darmbildung bedingen sich gegenseitig so unmittelbar, dafs sie ein- s ° n ander nicht voraneilen können. Dagegen steht die Ausbildung des Hirns und des Darmes weniger in Uebercinstimmung. Am unbestimmtesten schien mir das \er- hältnifs der allgemeinen Krümmung des Körpers zur übrigen Ausbildung. Zu- weilen bildet am Ende des dritten Tages der Hals einen rechten Winkel mit dem llumpfe, und in andern Fallen ist um dieselbe Zeit der Rücken vom Hinterhaupte an fast gerade. Augenscheinlich ist aber das Verschwinden von Theilen , deren Wirksamkeit aufgehört hat, den meisten Abweichungen unterworfen. Die Grenzvene habe ich zuweilen am Ende des fünften Tages nicht mehr und in an- dern Fallen am zehnten Tage noch gauz deutlich erkannt. Viel schwankender als das Verhältnifs des Nebeneinanderseyns ist das Fort- Ungleich- . , , heit in der schreiten der Ausbildung nach der Dauer der Bebriitung , und eine wahre Plage Dauer der für den Beobachter, der, wenn er einen bestimmten Moment beobachten will, !nng fast gar nicht zum Ziele kommt , wenn er nicht alle Verhältnisse beachtet und be- herrscht. Ich habe schon gesehen, dafs Eier, die bereits im siebenten Tage der Bebriitung waren, Embryonen enthielten, wie sie im Anfange des dritten Tages hätten seyn sollen. Bei den Eiern in der Brütmaschine hört ohnehin fast alle Be- rechnung auf, wenn man nicht eine stete Wache, die für gleichmäfsige Tempera- tur sorgt, unterhält. Den Grund dieser Abweichungen in jedem einzelnen Falle anzugeben ist nicht leicht, da mehrere Verhältnisse zugleich wirken. Aus eige- ner Erfahrung glaube ich hierüher Folgendes sagen zu können. Zuvörderst entwickeln sich, wie es mir schien, im Allgemeinen die Eier Einflnts der schneller im Frühlinge und Anfange des Sommers, als im Herbste. Allein die Mitte des Sommers stand auch nicht zurück , so dafs ich noch nicht ganz sicher bin, ob die Jahreszeit einen eigentümlichen Einflufs hat, oder dieser vielleicht auf dem Einflüsse der Wärme beruht. Indessen schien mir doch die rasche Ent- wickelung im Anfange des Maies ersteren zu beweisen. Auf jeden Fall erzeugt aber die Jahreszeit nur geringe Abweichungen. Viel ansehnlicher ist der oben £' nflllfs der o O o Warme. berührte Einflufs der Wärme, und so allgemein anerkannt, dafs er nicht näher zu beweisen ist. Ich habe stets gefunden , dafs diejenigen Eier , welche unter der Brust der Henne liegen , sich rascher entwickeln , als diejenigen , die am Rande des Nestes unter dem Flügel sind. Einflufs Am auffallendsten aber ist, wenigstens für die ersten Tage der Bebrütung, des Kies. die Verschiedenheit der Entwickelung , je nachdem die Eier kurze oder lange Zeit vorher gelegt waren. Wenn ich am Ende des Juli vom Markte Eier kaufte , so brachte ich im Durchschnitt kaum die Hälfte derselben zur Entwickehmg, im August weniger als die Hälfte, und im September unter dreifsig Eiern zwei. Da die meisten Eier , die man in diesen Zeiten vom Markte kauft , lauge gelegen ha- ben, und ich zu denselben Zeiten andere Eier, die bei mir kurz vorher gelegt A\a- reu, fast alle zur Entwickelung brachte, so konnte ich nicht nur die alte Bemer- kung bestätigen, dafs Eier, wenn sie längere Zeit gelegen haben, und für unsere Geruchsorgane noch völlig frisch erscheinen , doch zur Entwickelung nicht taug- lich sind , sondern ich glaubte auch zu erkennen , dafs , abgesehen von den gar nicht befruchteten Eiern, im Dotter eine Metamorphose vorgegangen war. Be- kanntlich ist auch in nicht bebrüteten Eiern eine langsame Verdunstung. Aufser- dem schien mir aber in der Umgebung des Keimblattes eine ansehnlichere Lage von weifslichen Dotterkügelchen sich angesammelt zu haben , als man in frischen Eiern findet. Da diese weifsen Kügelchen mit denen übereinstimmen, welche während der Bebrütung sich in den Halonen sammeln, so glaube ich, dafs die- selbe Metamorphose , welche der Dotter während der Bebrütung unter dem Ein- flüsse des Keimblattes erfährt, auch ohne Bebrütung jedoch überaus langsam, in ihm eintritt. Eine Folge davon ist, dafs nun, wenn das Ei der Bebrütung unter- worfen wird, ein Mifsverhältnifs zwischen Keimblatt und Dotter sich findet, wel- ches entweder die Entwickelung ganz hindert, oder, wenn es noch nicht so weit vorgeschritten ist, sie verzögert, indem das Mifsverhältnifs nur langsam überwun- den wird. Alte Eier können gegen frische bei demselben Wärmegrade um einen bis zwei Tage zurückbleiben , wie ich im Bereiche der ersten fünf Tage gefunden habe. Ueber die spätere Zeit habe ich weniger bestimmte Erfahrung. Nach wei- Um nun doch die Zeiten für die einzelnen Entwickelungsstufen bestimmen sätien die Z u können, suchte ich eine Normal - Entwickelung festzustellen. Ich wählte Eier, wtckelung 1 welche wenige Tage vorher gelegt waren, und schob sie unter die Brust der brü- bestimmt tenden Henne. Ich bestimmte nun die Entwickelungsstufe für das Ende des ei- sten, zweiten u. s. w. bis zum Ende des fünften Tages, und suchte (he Zwischen- zeiten theüs annäherungsweise durch Schätzung, theils durch unmittelbare Beob- achtung zu finden. Ich glaubte das Ei unter günstige Umstände bringen zu müs- sen, um darnach die Zeit zu bestimmen, weil offenbar viele Momente die Ent- ist. Wickelung verzögern können , es aber nicht gut denkbar ist , dafs, besonders un- ter dem Huhne, nicht in der Maschine, die Entwickelung viel über das Normale getrieben werden kann. In derThat kam es mir auch nicht darauf an, alles recht frühzeitig zu finden , und ich habe nicht den höchsten Grad der Entwickelung, die zuweilen um einige Stunden vorgeschritten schien , sondern den unter den an- geführten günstigen Umständen gewöhnlichsten, als den normalen angenommen. Dazu kommt noch, dafs ich nicht eine hinlängliche Zahl von Eiern erhalten konnte, die so eben gelegt waren, um mit ihnen Versuche anzustellen. Auf die Erwärmung eines Eies müssen Avenigstens ein Paar Stunden hingehen, und man würde besonders für die ersten Momente der Entwickelung eine Priorität von eini- gen Stunden erhallen, wenn man Eier beobachtete, die sich noch nicht abgekühlt haben. Schon aus diesem Grunde sieht man , dafs ich eher zu lange als zu kurze Zeitmaafse angegeben habe. Man könnte noch den Einwurf machen , ob die Entwickelung, wie ich sie für die ersten fünf Tage festgesetzt habe, zu der Durchschnittszeit der ganzen Ent- wickelung von 21 Tagen pafst, oder ob nicht die Eier, wenn sie immer unter der Brust der Henne liegen, früher zur Reife kommen würden : J Es ist möglich — ja wahrscheinlich. Allein ein Versuch läfst sich darüber kaum anstellen, da die Hennen nur in der ersten Zeit die Eier ruhig liegen lassen, nachher aber, wahr- scheinlich weil sie die Ungleichheit in der Ausbildung bemerken , die inneru nach aufsen schieben , so dafs dann ein Ei, das bis zur Beweglichkeit des Fötus unter der Brust gelegen hat, nachher an den Rand des Nestes kommt, wo es sich etwas laugsamer entwickeln und in der Regel von der gewöhnlichen Zeit nicht sehr ab- weichen wird. Ueberhaupt ist die Bestimmung der Zeit bei dieser Wandelbar- keit etwas Unwesentliches, leider nur etwas Unvermeidliches für die Darstellung, um von dem Zusammenseyn der Erscheinungen eine Ansicht zu geben. Genauig- keit ist nur für das relative, nicht für das absolute Zeitmaafs wichtig. So habe ich nicht angestanden, die Ausbildung des ersten Kreislaufs der Einfachheit we- gen an das Ende des zweiten Tages zu setzen , obgleich nach meinen vergleichen- den Beobachtungen sie eigentlich um ein Paar Stunden früher fällt. Die ganze Entwickelung des Hühnchens imEie habe ich zur Bessern Ueber- Eintheihwg sieht in drei Perioden getheilt, nach der Verschiedenheit des vorherrschenden keiung.*' Kreislaufs. Die erste Periode reicht bis zur völligen Ausbildung des ersten Kreis- laufs und währt ungefähr zwei Tage. Die zweite Periode umfafst die Zeit des Kreislaufs durch die Dottersackgefäfse. Sie w r ährt drei Tage, wenn man sie bis dahin rechnet, wo die Harnsackgefäfse genug ausgebildet sind, um wesentlichen Antheil am Kreislaufe zu nehmen. Die dritte Periode, durch den Kreislauf ver- 8 mittelst dieser Gefäfse bezeichnet , reicht Ins zur Gehurt oder bis zum Vortreten des Lungenkreislaufs, welcher endlich die vierte Periode, das Leben aufser dem Eie , umfassen würde. Verlust am Ein Phänomen , das während der ganzen Brütezeit sich zeigt, ist die Ver- minderung des Gewichtes vom Eie. Nach Pfeil (De evolutione pulli in ovo incu- bato. üissertat. inaug. ßerol. 1823. in appendj verlieren die Eier im Durch schnitte während der ganzen Zeit der BebrütuDg 117 Gran an Gewicht , und zwar ist der Verlust in den letzten Tagen etwas geringer , weil auch der Vorrath voi« flüssigen Stoffen geringer ist. Ein Gewichtsverlust zeigt sich auch in Eiern , die nicht bebrütet sind, jedoch in weit geringerem Grade, so dals diese während ein und zwanzig Tagen ungefähr 29 Gran verlieren. Der Gewichtsverlust beruht ohne Zweifel auf einer Verdunstung eines Thei- les vom Inhalte des Eies. Ej Erste P e r 1 o d e. D §. i. Erster Tag. ie erste Wirkung der Bebrütung besteht in fortgehender Sonderung zwischen «. Sondeping Keim, Dotter und Dotterhaut, wobei ersterer an Umfang zunimmt. Schon in 70m Dotter. den ersten Stunden sondert sich nämlich der Keim von dem Dotter besser ab, als früher, hängt aber immer an der Dotterhaut, so dal's er beim Abziehen derselben ihr folgt. Allein im Umfange des Keimes hängt die oberflächliche Schicht des Dotters in den ersten Stunden doch noch so an der Dotterhaut, dafs sie mit ihr ab- gezogen wird, nach der Mitte des ersten Tages nicht mehr. Auch der Hügel der Keimschicht (Pander's Kern des Hahnentrittes) folgt der Dotterhaut, schält sich jedoch auch nicht glatt vom Dotter ab, sondern nimmt etwas Dottersubstanz mit. Dagegen ist schon sehr früh die Mitte dieses Hügels etwas von der Mitte des Kei- mes getrennt durch eine sehr geringe Quantität Flüssigkeil. Der Keim wird da- bei dünner und mehr in sich zusammenhaltend, d. h. also mehr blattförmig. Bei zunehmender Consistenz des Keimes entwickeln sich in ihm 2 Lagen, *• Sonderling eine oberflächliche dünnere aber festere Oberhaut- ähnliche, und eine untere, des KeimU dickere, mehr körnige, weniger in sich zusammenhängende. Die Sonderling „. \> '" tler ..... ^ Dick**. selbst läfst sich natürlich in ihrem Beginnen nicht erkennen, sondern erst, wenn sie ein Resultat geliefert hat. Ihr Anfang fällt wahrscheinlich in den Anfang der Bebrütung. Sie läfst sich schon vor der zwölften Stunde nachweisen, wenn man den Keim vorsichtig mit Nadeln unter dem Microscope zerreifst. Vollstän- dig ist die Sonderung aber erst später, und zwar kurz vor dem Auftreten des Embryo etwas deutlicher, als bald nachher. Wir nennen die obere Lage mit Band er das seröse Blatt *), die untere das Sdileimblatt. *) Diese Benennung ist wenig passend und mufs einst mit einer neuen vertauscht werden, da diese Schicht, jetzt zwar wie ein blolser Ueberzug erscheinend, doch eiie Grundlage des gan- ien animalischen Theiles ist. Darnach könnte man sie etwa das animalische Blatt nennen- Ich habe die Pander'sche Benennung der Bialter beibehalten. ß 10 2) in der Ungefähr gleichzeitig mit dieser Sonderung in der Dicke des Keimblattes Fläche. fe . . erfolgt eiue andere vom Mittelpunkte nach der Peripherie , indem die Mitte des Keimblattes heller, der Umfang aber dunkler wird, weil in der Mitte das seröse Blatt, im Umfange das Schleimblatt vorherrscht. Der helle Raum in der Mitte — der durchsichtige Fruchthof (Area pellucida) ist anfänglich klein und ziemlich rund , wird aber bald länglich und an einem Ende breiter. Aus dieser eirunden Form geht er gewöhnlich in eine deutlich birnförmige über, die er in der zwölf- ten Stunde nur bis zur Bildung der Kopfkappe des Embryo zu haben pflegt, in- dem das breitere Ende immer mehr an Breite zunimmt. Der dunkle Theil des Keimes umgiebt den hellen, wie ein breiter Ring. c.Erhebung j; m ( ][ ese Zeit hat der Keim einen Durchmesser von 3 bis 4 Linien, ist des Keimes. mit Ausnahme seines Randes stark nach oben gewölbt, wodurch auch die Dotter- haut hier hervorsteht, wie die Hornhaut des Auges. Ueber ihm wird also das " Eiweifs verdrängt. Das Schwinden des Eiweifses über ihm ist aber zu grofs , als dafs es allein von der Wölbung des Keimes und des darüber liegenden Thei- les der Dolterhaut abhängen sollte. Es scheint vielmehr die ganze Dotterkugel sich innerhalb des Eiweifses immer mehr zu erheben, wodurch der innere nach oben liegende Keim der Schaalenhaut näher kommt. Diese Veränderung ist na- türlich in den folgenden Tagen merklicher als im ersten. Der Keim ist unterdessen vollständig von den unter ihm liegenden Theilen geschieden ; denn beim Abziehn der Dotterhaut mit dem Keime bleibt der Hügel der Keimschicht zurück , der nach oben eine Vertiefung zeigt, umgeben von ei- d. Unionen. nem we ifsen kreisförmigen Rande. Dieser weifse Rand der obern Fläche ist durch eine kreisförmige Furche, welche eine helle Flüssigkeit enthält, von einem an- dern weifsen Kreise getrennt, den der Dotter bildet, und der wieder durch eine Furche sich von der zunächst nach aufsen liegenden Dottermasse scheidet. Indem diese kreisförmigen Wälle und die zwischen ihnen befindlichen mit Flüssigkeit gefüllten Furchen durch den Keim durchschimmern, entsteht das, was man Ha- lonen nennt. Aehnliche Sonderlingen in helle und dunkle Ringe sind auch in dem Keime, und zwar schon in unbebrüteten Eiern. Wenigstens ist der Rand dessel- ben dunkler als die Mille, noch ehe der eigentliche fast körnerlose und durch- sichtige Fruchlhof sich gebildet hat. Die Halonen im Dotter beginnen bald nach der achten Stunde, sind Anfangs kreisförmig, dann ein klein wenig länglich und wachsen mit dem Keime. Ihre Zahl ist ursprünglich 2 — S. Am zweiten Tage aber werden die Wälle, Avelche die kreisförmige Grube trennen, durchbrochen, und die Gruben laufen wellenförmig zusammen, wobei es unmöglich wird, die Zahl der Halonen zu bestimmen. Sie liegen in dieser spätem Zeit nur unter dem 11 Umfange der Keimhaut, deren Mitte ganz über einer Flüssigkeit schwebt. Es sammelt sich nämlich unter dem Keime immer mehr Flüssigkeit weswegen der Hügel der Keimschicht schon bedeutend von ihm absteht , und daher auch nicht immer an derselben Stelle im Verhältnis zu dem Fötus verdünnt liegt. Diese Flüssigkeit mag theils aus der Masse des benachbarten Dotters ausgeschieden seyn, theils aber aus der Centralhöhle des Dotters sich erhoben haben. Da der Gans, der aus der Centralhöhle nach dem Keime führt, durch den Hügel der Keimschicht oben gleichsam verstopft ist, so mufs die Flüssigkeit sich in Kreisen um jenen Hügel sammeln, wodurch sich die oben bemerkte Furche zwischen dem Hügel und der übrigen Fläche des Dotters leicht erklärt. (Vergleiche Fig. I.) Dafs aber auch der Dotter unter dem Embryo selbst umgewandelt wird , lehrt die weifsliche Farbe, welche der nicht flüssige Theil annimmt. Um die Metamorphosen zusammen zu fassen, welche von der Keimhaut *. NeueSou- als solcher abhängen, erwähnen wir hier noch einer, welche allerdings erst deut- derVlun" lieh beobachtet wird, wenn schon die erste Grundlage des Embryo erschienen ist. haut Zwischen der lßten und 20sten Stunde bemerkt man in dem äufsern dunkeln in der F ' ! »- Theile der Keimhaut eine durch gröfsere Dunkelheit auffallende Kreislinie , welche wie ein aufgeworfener Saum nach unten vorragt. Genauer angesehen zeigt sie sich nicht ganz kreisförmig , sondern aus 2 Bogenlinien bestehend , welche zu bei- den Seiten am meisten ausgebildet sind, nach vorn und hinten (im Verhältnifs zum werdenden Embryo und zu dem in der Mitte liegenden Fruchthofe) aber un- scheinbarer werden , und vorn gleich Anfangs auffallend , zuweilen auch hinten, aber stets weniger deutlich gegen einander eingebogen sind. Durch diese beiden Bogenlinien wird der den Fruchthof umgebende dunkle Theil der Keimhaut wie- der in 2 Ringe getheilt, einen äufsern und einen iunern. Nur in dem iunern Ringe bilden sich die am 2ten Tage entstehenden Gefäfse, weshalb man ihn mit Recht den Gefäfslwf (Area vasculosa) genannt hat. Schon vor dieser Scheidung "iderDicke. in der Fläche, aber weniger in die Augen fallend, entsteht eine übereinstimmende in der Dicke der Keimhaut. Zwischen dem serösen und dem Schleimblatte bil- det sich nämlich eine Schicht von Kügelchen , welche Pander das Gefäfsblait nennt, da aus diesen Kügelchen sich später die Gefäfse bilden. Es fehlt diese Schicht in dem äufsern Ringe. Sie findet sich dagegen im Gefäfshofe und im durchsichtigen Fruchthofe. Vorherrschend ist sie als wahre Gefäfsschicht im Ge- fäfsraume, so dafs derselbe Wechsel, welchen wir in derKeimhaut der Tiefe nach, d. h. in seiner Dicke finden: seröses Blatt, Gefäfsblatt, Schleimblatt, sich auch in der Ebene vom Centrum zur Peripherie zeigt , im (durchsichtigen) Fruchthofe, /rCnT? 1 ] dem Gefäfshofe und dem äufsern Ringe, den man, um ilim einen Namen zu ge- /c^y~^- — --^ B 2 AJ/o" -~o> : A R V 13 Leu , den Dotterhof nennen könnte. Im Fruchthofe nämlich ist das seröse Blatt, im Gefäfshofe das Gefäfsblatt und im Dotterhofe das Schleimblatt vorherrschend. /. Erste An- Bis über die Mitte des ersten Tages hat noch kein Theil des Embryo sich bryo. zu bilden angefangen. Um die vierzehnte oder fünfzehnte Stunde tritt das erste Rudiment desselben auf. Dieses besteht keinesweges in den beiden Primitivfal- ten Pander's, sondern in einem mittlem Streifen, der etwa lf Linie laug ist, und den ich Prhnitivstreifen nenne. Er ist der Vorläufer der Wirbelsäule und 5 . Lage des liegt in der Längenachse des durchsichtigen Fruchthofes. Die Längenachse des Fruchthofes entspricht aber nicht der Längenachse des Eies, sondern der Quer- achse desselben, und zwar liegt der Kopf des zukünftigen Embrj'o, der in dem ersten dunklen Slreifen schon durch ein etwas dickeres Ende angedeutet wird, nach links, das Schwanzende nach rechts, wenn man das Ei in seiner Längen- achse so vor sich stellt, dafs das stumpfe Ende dem Beobachter zu- und das spitze Ende abgekehrt ist, der Keim aber nach oben liegt. Hiernach ist die linke Seite des Embryo nach dem stumpfen Ende des Eies gerichtet, die rechte nach dem spitzen Ende. Indessen ist diese Lage nicht immer so bestimmt, dafs die Län- genachse des Embryo mit der Längenachse des Eies genau einen rechten Winkel bildete, der Winkel weicht vielmehr so ab, dafs die erstere bald auf der einen, bald auf der andern Seite sich mehr der letztern nähert, so dafs, freilich in sehr seltenen Fällen , beide Achsen fast zusammenfallen können , wobei denn der Kopf des Embrvo bald dem stumpfen, bald dem spitzen Ende des Eies zugekehrt ist. Nur einmal fand ich den Embryo umgekehrt liegen, so dafs sein Kopf in der Hälfte iles Eies lag, in der das Schwanzende hätte liegen sollen. Dieses Ei war nach dem spitzen Ende zu in seiner Schaale gebrochen. Es steht nämlich die Entwik- kelung der Eier nicht gleich still, wenn die Schaale Brüche bekommt, obgleich sie auch nie bedeutend vorzuschreiten scheint, so weit meine Erfahrungen reichen. k, Gnmd Diese Beobachtung scheint eiuen Wink über den nächsten Grund von der a§e ' Stellung des Embryo zu geben. Da nämlich die Luft immer am stumpfen Ende des Eies eintritt, das nicht verbrauchte Eiweits dagegen nach dem spitzen Ende desselben allmählig getrieben wird, so scheinen sich stumpfes und spitzes Ende zu einander zu verhalten, wie aufnehmender und ausscheidender Pol , und berück- sichtigen wir die Lage des Eies während seiner Büdung, so erkennen wir, dafs es im Eileiter so liegt, dafs das stumpfe Ende dem aufnehmenden und das spitze Ende dem ausschneidenden Pole nicht nur des Organes, sondern des ganzen müt- terlichen Körpers zugekehrt ist. Auf jeden Fall müssen die heterogenen Substan- zen , die in der Längenachse des Eies hinter einander liegen, erregt durch Wärme, einen dynamischen Prpzefs hervorbringen , der längs der Achse des Eies vor 13 sich geht , und der vielleicht nach genauen physikalischen Versuchen näher zu be- stimmen sejn wird. Dagegen glaube ich auf dieversclüedene Wanne-Empfindung, die man hat, wenn man das stumpfe oder das spitze Ende des Eies mit der Zunge berührt, wenig Gewicht legen zu dürfen, denn da das Eiweifs ein gröfseres Lei- tungsvermögen für die Wärme hat, als die Luft, so folgt daraus, dafs die wär- mere Zunge am spitzen Ende schneller abgekühlt wird, als am stumpfen. Ein Ei, das auf 29° — 30° R. erwärmt ist, scheint der Zungenspitze an beiden Enden gleich warm zu seyn. Ein ziemlieh empfindliches Thermometer an beide Enden eines nicht erwärmten Eies angesetzt, oder in dieselben eingesenkt, liefs mich kei- nen Unterschied finden. Indessen will ich auf diese Beobachtung gar kein Ge- wicht legen, da ich nicht alle störenden Einflüsse vermeiden konnte. Aber auch die Versuche von Murray (Edinb. phisieol Journal 1826), nach denen das stum- pfe Ende wärmer seyn soll , erregen nicht volles Vertrauen. Vielmehr scheint diese Frage noch einer neuen , sehr sorgfältig anzustellenden Untersuchung zu be- dürfen. DerProzefs, der längs der Achse des Eies wirksam ist, hat die Folge, dafs in dem über dieser Achse liegenden Keime der neu anschiefsende Stoff nach links sich in rundern, d. h. für die Fläche in breitern, für die Masse in dickern For- men sammelt, als nach rechts, wo die Formen mehr spitz auslaufen. So war es schon in der birnförmigen Gestalt des Fruchthofes , so ist es in dem Primitivslrei- fen des Embryo und allen übrigen Theilen desselben im Allgemeinen. Dieses Ver- hältnifs dürfte daher mit dem Electromagnetismus in Beziehung zu bringen seyn. Was nun den früher erwähnten Primitivstreifen anlangt, so besieht er nur kurze Zeit, weshalb P ander ihn in der Darstellung der Entwicklungsgeschichte ganz ausgelassen hat. Gesehen hat er ihn jedoch ohne Zweifel, denn die Abbil- dungen in Tab. 1. Fig. 4. 5. Tab. II. Fig. 2. in P ander' s Beiträge u. s. w. kann ich nur auf diesen Streifen beziehen. Er ist auch sehr verschieden in seinem Aus- sehen. In der Regel besteht er aus einer Ansammlung von ziemlich lose zusam- menhängenden Kügelchen. Der Fruchthof ist nämlich um diese Zeit noch nicht so hell, als später, und enthält noch ziemlich viele Kügelchen, die sich aber im Primitivstreifen noch besonders ansammeln, der daher wegen gröfserer Dunkel- heit von geübten Augen schon ohne Vergröfserung erkannt wird. Er ist mehr oder weniger erhaben , und wenn ich nicht sehr irre , steht seine Erhebung mit der Dunkelheit im Gegensätze. Einige Mal sah ich ihn als einen erhabenen, nach unten holden , dann aber fast durchsichtigen Wulst, der sich wohl ^ Linie aus der Ebene erhob , wie nicht nur der Schatten, sondern besonders auch das Her- nbjdeiten an seinen Seiten mit einer feinen Sonde oder Borste lehrte. Kaum ist es i. Primitiv- ste eiffeo. 14 «laublich , dafs diese Variationen auf einander folgen müssen als Stufen der fort- sclireitenden Entwicklung , vielmehr ist wohl die hohe Auftreibung des Primitiv- streifens nur Abweichung von dem normalen Verlaufe ; denn man sieht nicht recht ein , wie sich diese beiden Formen des Frimitivstreifens aus einander entwickeln sollen. So viel ist aber gewifs, dafs vor dem Auftreten der Pander'schen Primi- tivfallen der Stamm der Wirbelsäule immer zuerst durch einen mittlem unpaari- gen Streifen markirt wird. k. Rücken- Aus diesem Streifen erheben sich bald zu beiden Seiten die Erhabenheiten, P * welche P and er Primitivfalten nennt, die aber einen andern Namen erhalten müs- sen indem sie weder das Erste des Embryo , noch wahre Falten sind. Sie sind zuerst unregelniäfsige, rundliche, ziemlich dunkle Wülste. Der Raum zwischen ihnen ist heller. Es scheint also, dafs die Körner aus dem Primitivstreifen nach den Seiten weichen. Sie treten zwischen der löten und 18ten Stunde auf, und erreichen einander beim ersten Auftreten weder am vordem noch am hintern Ende. Ueberhaupt bilden sich die beiden Enden zuletzt , aber doch bald aus. Mit dem obern Rande stehen sie etwas weiter von einander, als mit der Grund- fläche, indem der obere noch zugerundete Rand über der Mitte der Grundfläche lie^t. (Fi CT . 2.) Aus diesen beiden Wülsten wird der Rücken (denn nicht an, son- dern in ihnen bilden sich, wie wir zeigen werden, die Rudimente der Wirbel- bogen) , weshalb sie Rückenplatten heifsen mögen. Die Metamorphose der Rückenplatten ist verschieden, je nachdem der Pri- mitivstreifen mehr körnig und weniger gewölbt, oder mehr ein hohler Wulst ist. Im erstem Falle nämlich erhebt sich unter fortgehender seitlicher Ausbreitung der Basis die obere Kante dieser Platte in einen scharfen Kamm, dessen Schneide zuerst gerade in die Höhe gerichtet ist , nach der innern Seite ganz senkrecht ab- schüssig gegen die Furche *) (Spatium carinatum Malpighis und Panders), nach aufsen aber allmählig herablaufend. Später sind die Schneiden gegen einan- der gekehrt, und ragen also über die sie trennende Furche vor (Fig. 3.) und errei- chen einander endlich, wodurch die Furche in einen geschlossenen Kanal verwan- delt wird. Sie verwachsen darauf mit einander. — Je mehr aber der Primi- tivstreifen gewölbt ist , um desto mehr sind die Schneiden oder Kämme der Rük- kenplatten nach aufsen gekehrt. Ihre Vereinigung mufs daher später und lang- samer erfolgen. Ja, in einem Falle , wo die Erhebung des Primitivstreifens wohl 5 Linie betrug, waren die Kanten der Rückenplatten so nach aufsen gekehrt, da& diese fast horizontal lagen , wie mau durch untergebrachte Sonden leicht fand ; ») Rückenfurche oder Riickentpalte. saite. 15 dennoch war schon der erste Anfang von 3 Wirbeln in. jeder Platte zu erkennen, so dafs ich nicht glauben kann, dafs sie sich jemals vereinigt hätten, sondern ver- muthe, dafs hier sich eine Rückgratsspalte gebildet haben müfsle, so selten auch diese Krankheit in Vögeln vorzukommen scheint. Mit den Rückenplatten bildet sich aber noch ein anderer Theil, den ich ' : Rücken die Rückensaite (Chorda dorsalis) nenne. Dies ist ein Streifen, der gerade in der Achse der zukünftigen Wirbelsäule und also des ganzen Fötus verläuft. Er be- steht ursprünglich aus einer einfachen Reihe dunkler Kügelchen, die nach dem vordem Ende mehr zusammengedrängt, am hintern Ende mehr vereinzelt sind. Man erkennt ihn in seiner ersten Bildung -wegen seiner Dünne nur, wenn das Wasser, in welchem mau den Keim untersucht, sehr rein von Dotterkügelchen ist. Er nimmt darauf an Dicke und Festigkeit zu, indem die Zahl der Kügelchen in ihm sich mehrt. Das vorderste Ende ist schon sehr früh in einen runden , viel dickern Knopf ausgebildet, und die ganze Rückensaite gleicht daher schon vor dem Ende des ersten Tages einer sehr dünnen Nadel mit einem zarten Knopfe. Dieses Ansehn behält sie auch ferner , indem sie allmählig stärker wird , und sich (freilich mit dem ganzen Embryo) krümmt. Diese Saite ist offenbar übereinstim- mend mit der Knorpelsäule , welche sich in der Wirbelsäule einiger Knorpelfische während des ganzen Lebens findet. Wie bei jenen legen sich im Huhne die Wir- belkörper um die Saite , aus denen man sie bis in die Hälfte der Entwickelung, wo sie allmählig stärker wird, wie eine Schnur hervorziehen kann. Sie ist nicht nur die Achse, um welche sich die ersten Theile des Fötus bilden, sondern der wahre Maafsstab für den ganzen Leib und alle Hauplsystenie. llu-e Entstehung scheint mir mit der Entstehung der Rückenplatle gleich- zeilig. Zwar sieht man, wenn die Rückenplatten zuerst deutlich werden, die Rückensaite oft noch nicht ; indessen liegen doch in der Mitte unter der Rücken- fürche einzelne Kügelchen in einer geraden Linie, und diese Kugelreihe ist nichts Miiders, als die werdende Rückensaite. Auch habe ich deutlich gesehen, dafs bei stark gewölbten Primitivstreifen die Rückensaite bestimmt schon da war, ohne Spur von Rückenplatten. Die Norm der Entwickelung scheint also darin zu be- stehen , dafs der Primitivstreifen, bald nach seiner Entstehung, in zweiSeitenhälf- len, die Rückenplatten, und einen mittlem Streifen, die Rückensaite, sich scheidet, imd zwar so, dafs ziemlichJzugleich beide Theile entstehen, aber zu Anfange die Entwickelung nach den Seitenlheilen 'rascher -geht, wenigstens deutlicher bemerkt wird 1 . Die Rückensaite nun ist es, welche von allen Beobachtern , die das Rücken- mark sehr früh gesehen haben wollen , für dieses Organ gehalten worden ist ; denn 16 das Rückenmark fehlt als gesonderter Körper durchaus vor der Verwachsung der Rückenplatten. Die Lage der Rückensaite in der Mittellinie des Körpers konnte zu dieser Verwechselung Veranlassung gehen , indessen ist es immer merkwürdig, wie man einen so haardünnen und dabei dunklen, vorn mit einfachem Knopfe en- digenden Körper, dessen Knopf zu den Hirnblasen in gar keiner Beziehung steht, und welcher mit seiner Umgebung eng verwachsen ist, für das Rückenmark hal- ten konnte. Scheide Die Einfügung der Rückensaite ist nämlich ganz eigentümlich. So wie der Rücken- ^urch eine einfache Reihe von dunklen Kügelchen die Riickensaite sich zu bilden anfängt, sieht man auch diese Linie von einem hellen Saum umgeben, tmd je dunkler die Rückensaite wird, desto heller ist dieser Saum, bis er die Durchsich- tigkeit von Glas erhält. Da der Saum aber von allen Seiten erscheint, so ist er eigentlich eine Scheide für die Rückensaite. Er ist mit dieser letzten ursprüng- lich ein Ganzes, und in den beiden ersten Tagen so eng mit ihm verbunden, dafs nur die allergcöfste Geduld und die feinsten Nadeln im Stande sind, die Saite von der Scheide zu trennen, und am ersten Tage mag der Versuch wegen der Dünne der Saite nie ganz gelingen. Um diese Zeit sind beide Theile wirklich nur Eins, das so in sich gesondert wird, wie wir fast überall, wo im Embryo sich ein dunk- ler Körper bildet, auch neben ihm einen Gegensalz von heller Masse ohne Kügel- chen werden sehen. Auffallend ist nur in der Scheide für die Rückensaite die Fe- stigkeit, die diese glashelle Masse hat. Am dritten Tage läfst sich die Riicken- saite mit einiger Vorsicht aus der Scheide ziehen, und vom 4teu Tage an gelingt der Versuch ziemlich leicht. n . Umbeu- Die Scheide umgiebt auch den Knopf der Rückensaite. Hier ist es, wo gung des ^ g VGr( ] ern Enden der Rückenplatlen zusammenstoßen , nicht unmittelbar an deu ende«, Knopf, sondern durch die Scheide von ihm getrennt, indem alles, was gegen die Bückensaite wächst, durch die Scheide von unmittelbarem Anstofsen an sie abge- halten wird. Der Rücken ist also ursprünglich grade eben so lang, als der Stamm der Wirbelsäule oder die Rückensaile. Ailein da die Rückenplatten schneller wachsen, als die Rückensaite, so krümmen sie sich, uud besonders ihre obere Kante. Beim ersten Auftreten der Rückenplatten sind sie nämlich nicht mehr ge- krümmt, als der Primitivstreifen war, und dieser ist in der Länge nur so viel ge- krümmt, als die Wölbung der Mitte der Keimhaut beträgt. Indem sie aber sich ver^röfsern, bilden sie nicht nur mit ihrer ganzen Masse einen Bogen, dessen Krümmung nach oben gerichtet ist, sondern vorzüglich krümmt sich ihre obere Kante an dem vordem Ende etwas um den Knopf der Rückensaite nach unten. Die Folge davon ist, dafs, wenn man jetzt den FöIuj» von oben Leu achtet, er vorn I II 11 - 17 vorn 2 Spitzen (die vorragenden Umbettgungen der Rücken platten) hat. Diese vordem Umbeugungen nehmen immer zu , und ziehen auch das vordere Ende der Rückensaite mit sich. Es ist mithin der ganze Stamm der Wirbelsäule, aber nur am vordersten Ende, umgebogen, und diese Umbeugung wird zum Kopf, in wel- chem der Knopf der Rückensaite die Mitte der Schädelbasis einnimmt. (Fig. II. and in späterer Form Fig. III.) Nach vorn grenzt diese Umbeugung mit halb- mondförmigem Rande an den nicht umgewandelten Theil der Keimhaut, mit dem sie einen Winkel bildet , der allmählig spitzer wird. Wenn ich so eben die Umbiegung des Vorderendes vom Embryo als aus «■ Absei dem ftarken Wachsthum der Rückenplatten hervorgehend dargestellt habe , so ge- Embryo von schall es mehr, um die Metamorphose anschaulicher zu machen; denn allerdings h " it eim sieht man bald, dafs diese Veränderung von einem tiefern gemeinsamen Grunde bedingt wird, der sich in allen Theilen der Bildung als ein Streben offenbart, den Embryo von dem umgebenden Theile des Keimes und des übrigen Eies zu schei- den *). Kaum hat sich nämlich das vordere Ende der Wirbelsäule umgekrümmt, so zieht sich der benachbarte Theil der Keimhaut nach hinten an die untere Flä- che des Fötusrudimentes , indem die Stelle, wo der Umschlag der Keimhaut vom vordem Ende des Fötus in die Fläche der übrigen Keimhaut abgeht , immer melir nach hinten rückt, und dadurch wirklich eine Leibeshöhle von vorn nach hinten sich zu formen anfängt, deren untere Wand jetzt nur von der Keimhaut gebildet ist. (Fig. III.) Dieser Vorgang beruht also l) auf dem Wachsthum des Embryo, der sich schneller vergröfsert als seine Basis, aufserdem 2) aber auch auf beginnender Verengerung der Communication zwischen dem Embryo und der Keimhaut, wel- che aber erst am zweiten Tage deutlich wird; denn die erste Umbeugung der Rückenplatten erfolgt erst um die 20ste Stunde, das weitere Zurückweichen von der Umbeugung der Keimhaut am Ende des ersten Tages. Dadurch wird ein Theil der vordem Hälfte des Fruchlhofes aus der Ebene gezogen und er erscheint nun nicht mehr birnförmig , sondern bisquitförmig. Wir verfolgen nun jene Verengung der Verbindung zwischen dem Embryo ^Anlage und der Keimhaut hier nicht weiter, sondern kehren vielmehr zu den Rücken- platten zurück. Während sich diese mit ihren obern Kauten einander nähern, erscheinen in ihnen die Wirbel in zwei gegenüber liegenden Stücken für jeden Wirbel. Sie bestehen, wie die Rückensaite, aus zusammengedrängten Körn- *) Denjenigen Theil des Keimes, welcher sich nicht zum Embryo umgeformt hat, werden wir in Zukunft die Keimhaut nennen, und wir haben diesen Ausdruck schon angewendet für die Zeit, in welcher schon e in Anfang vom Embryo da ist. 1» chen, welche Flecken bilden , umgeben von hellen Umkreisen, die zu ihnen in demselben Verhältnisse stehen , wie die Scheide zur Rückeusaite. Eine andere dem Knorpel ähnlichere Textur ist durchaus noch nicht da. Die Flecken sind zwar beim ersten Auftreten noch nicht ganz viereckig , gehen aber sehr bald in diese Form über, wodurch die hellen Zwischenräume Queerbändern gleich wer- den. Diese Anlagen der Wirbel bilden sich in der Gegend, wo der kammfor- mige erhabene Theil der Rückenplatten in den ebenen übergeht , und die Kante des Kammes wird von ihnen nicht erreicht. Die Folge davon ist, dafs es scheint, als bildete sich der Wirbel neben den Rückenplatten, indem man, wenn der Rücken sich zu schliefsen anfängt, bei der Ansicht von oben auf jeder Seite neben den Wirbelanfängen nach innen einen hellen Streifen bemerkt, den zwei Schatten begrenzen. Dieser helle Streifen ist der durchsichtige übergebogene Kamm. Der äufsere Schatten ist die Grenze der Höhle für das Rückenmark, wie besonders die Betrachtung der Fig. 3. deutlich macht, wo wir oben in 3' die Ansicht der Rük- kenseite haben, durch punktirte Linien auf den Queerdurchschnitt reducirt. Dafs die Wirbelanfänge wirklich in den Rückenplatten hegen, erkennt man , wenn man beide Platten mit Nadeln aus einander legt, wobei ein Theil der Wirbel- rudimente mit umgelegt wird , und vorzüglich in den Fällen , wo die Rückenplat- ten , auf den hochgewölbten Primitivstreifen sitzend , ganz nach aufsen gekehrt sind. In diesen sah ich die Wirbelrudimente , die ganz im ersten Beginnen wa- ren , vollständig umgeworfen. Die ersten Wirbelrudimente entstehen gegen Ende des ersten Tages und zwar in der Halsgegend ; von da bilden sich nach vorn und hinten neue, Dafs sich die Ränder der Primitivfallen kräuseln, und Buchten bilden, 9 Schlufs indem sie sich einander nähern, bezweifle ich. Zwar sieht mau in der Regel ' solche Kräuselungen, wenn man Embryonen, deren Rücken eben im Begriff ist, sich zu schliefsen, in kaltem Wasser untersucht. 31a n erkennt aber auch, dafs diese Kräuselungen sich allmählig immer mehr von einander geben und die Rük- kenfürche sich weiter öffnet. Durch die Einwirkung des kalten Wassers werden nämlich die Rückenplatten von einander gezogen, und da die Wirbelrudimente etwas fester sind, als ihre Zwischenräume, so zieht sich die; Mitte jedes Wirbels etwas weniger zurück. Untersucht man Embryonen um dieselbe Zeit in warmem Wasser, so sieht man die Kräuselungen so lange nicht, als das Wasser warm bleibt. Weniger gewifs bin ich darüber, ob auch im vordem oder Kopf- Theile der Wir- belsäule vor dem Schlüsse keine Erweiterungen sind. Es hat allerdings zuweilen das Anseh», doch fand ich, dafs wenigstens die innern einander zugekehrten Ränder der Rückenplatten immer gerade waren, und nur der umschlossene Raum 19 d. h. also die Seitentlieile der Platte sich nach aufsen wölbten, jedoch ohne abge- sonderte Zellen zu bilden, in einer gleichraäfsigen Erweiterung, mit Ausnahme des vordersten Endes. Wahrend diese Veränderungen im Rücken am Ende des ersten Tages er- r - Erhebung folgen, erhebt sich der Embryo von dem Dotter, und der ganze durchsichtige und de S ry ° Fruchthof nimmt an der Erhebung Antheil , und zwar gleichmäfsig, da in ihm Fr,,chthoff ' 5 der Umfang der Bauchplatten noch nicht bestimmt ist. Alle Blätter sind zugleich erhoben und hegen dicht an einander. Nur nach vorn fangen die Blätter an, sich zu trennen, und zwar in Folge des Zurückziehens unter das Kopfende, was wir am zweiten Tage näher ins Auge fassen werden. Am Ende des ersten Tages bat also der Embryo folgende Beschaffenheit. *■ Ailgemei- Man erkennt in ihm nur noch Bildungsgewebe, oder jene Grundmasse aller thie- f^nheh^'des rischen Theile, welche aus einem eiweifsäknlichen Gruudschleime und unvoll- 5 ra , bry ,° am Ende des er- ständig isolirten Kügelchen besteht. In einer Gegend sind mehr Kügelchen, in sten Tages. einer andern ist mehr geronnener Grundschleim angehäuft ; nirgends ist die Spur einer continuirlichen Faser. Der Erub^o ist nach oben gewölbt , wie ein umge- stülptes ganz flaches Boot. Von den zukünftigen Theilen des Thieres ist noch nichts kenntlich , als die Rückensaite und die beiden Rückenplatten , die der Ver- wachsung nahe sind und 5 bis 7 Wirbel enthalten. Ueberhaupt ist also nur die obere Hälfte des Thieres da. Die untere oder Bauch - Hälfte ist noch gar nicht von der Keimhaut abgesondert. Die Theile , welche wir weiter unten als Bauchplat- ten bezeichnen werden , scheinen zu beiden Seiten der Wirbelsäule schon ange- legt , denn neben der Wirbelsäule ist die Keimhaut etwas dicker , und im vorder- sten Ende sind die Bauchplatten schon etwas kenntlich. Sie sind aber nach aulsen noch nicht begrenzt, und da sie sich offenbar nicht aus dem jetzt schon sichtba- ren Rudimente des Embryo entwickeln, sondern aus dem benachbarten Theile der Keimhaut, so sieht man daraus, dafs der Embryo noch nicht gegen die Keim- haut begrenzt ist, mit Ausnahme des vordem scharf begrenzten Endes. Ueber- haupt wird man aus der Darstellung erkannt haben, dafs das Rudiment des Em- DerEmbno bryo nichts ist, als eine besondere Modißcation einer Stelle des Keimes, eine iso- gehandelt™ lirte Wucherung desselben, ein Verhältnifs , welches während der ganzen Ent- Theil der •T---11-1 ■ • t tr i -!*>• Keimliaiu. Wickelung im Eie bleibt, nur mit der Veränderung, dafs jener isolirte Theil, den wir Embryo nennen, und der jetzt noch unbedeutend ist gegen die übrige Keimhaut , bald der wesentliche wird , und diese beherrscht. Der Embryo dieses Zeitraums hängt also nicht blofs mit der Keimhaut zu- *• Schichte» sammen, sondern geht ohne bestimmte Grenze in sie über. Im Embryo kommen "" daher auch alle Schichten der Keimhaut wieder vor. Das Schleimblatt liegt ganz C 2 20 dünn und lose an der untern Fläche der Wirbelsäule. Das seröse Blatt setzt sich ununterbrochen in die glatte äufsere uud innere Oberfläche der Rückenplatten fort. Der Inhalt der Riickenplatten ist der festeste Theil im Embryo. Viel lockerer ist eine Schicht von weichem Bildungsgewebe zwischen den Bückenplatten und dem Schleimblatte. Es ist durch den Augenschein nicht ganz fest zu bestimmen , ob nur diese lose Schicht, oder auch der Inhalt der Rückenplatten als der Gefäfs- schicht angehörig anzusehen ist, da der Inhalt der Rückenplatten nach aufsen nicht scharf begrenzt ist. Ueberdies ist die Gefäfsschicht in der Keimhaut nicht ein so selbständiges Blatt, wie das seröse und Schleimblatt. Sie ist gegen beide nicht scharf begrenzt, und überhaupt nur das Bildungsgewebe zwischen jenen beiden Blättern, gleichsam die Leibesmasse zwischen der Oberhaut und der Schleimhaut jenes nicht zu höherm Leben bestimmten Theiles vom Keime; denn offenbar kann man den ganzen Keim , da ein Theil desselben zum Embryo wird, als den ungeformten Leib des Thieres selbst betrachten, der nichts ist, als ein «rolser, nicht geschlossener Darmsack. Aul jeden Fall ist aber jene weiche Schicht unter der Wirbelsäule der Ge- fälsschicht in der Keimhaut durch den lockern Bau ähnlicher, und nimmt auch allein die Gefäfse aus der Gefäfsschicht der Keimhaut später auf und löst sich von den Rücken- und Bauchplatten, nicht aber von der Gefäfsschicht der Keimhaut. Ferner ist auch die innere Masse der Riickenplatten nicht nur jetzt, sondern auch un ganzen zweiten Tage innig mit der Oberfläche derselben verbunden, und das Auge unterscheidet keine Grenze zwischen jener Masse und der äufsern allerdings helh in Bekleidung. Beides scheint nur eins, und erst am dritten Tage wird eine bekleideude Schicht abtrennbar. Man kann daher die ganzen Rücken platten als Wucherungen des serösen Blattes betrachten *). *) Panders Benennungen: seröses Blatt und Gefäfsblatt, sind nicht recht passend. Indessen habe ich den Namen nicht verändern wollen , theils weil die Pa nder 'sehen Benennungen der Schichten des Keimes allgemeinen Eingang gefunden haben, und eine Unterscheidung der Schichten in der Keimhaut ein Wendepunkt in dem Studium der Entwickelungsgeschichte ge- worden sind und den spätem Forschungen das wahre Licht angezündet haben, theils weil ich noch keine ganz conseqnent durchgeführte zu geben weifs. Das Wesentliche in der Schichtung scheint mir nur in der Vorbereitung zu künftigen Bildungen zu bestehen. Wie nämlich aus dem weitern Verlaufe der Darstellung erhellen wird, tritt beim Uebergange des zweiten Tages in den dritten eine Spaltung des Embryo und der Keimhaut in einen animalischen und einen plastischen Theil auf (§. 5.C.). Wenn die Spaltung erfolgt ist, hat jede Lage 2 Schichten, in der untern Lage ist ein Schleimblatt und ein Gefäfsblatt, jedes von eigentümlicher Organisation. In der obern La°e sind auch zwei Schichten, die im Embryo deutlich zu unterscheiden sind (§ ebend.) als zukünftige Haut und der animalische Theil des Leibes. Es ist aber nicht mög- lich zu bestimmen , ob die letztere Schicht in die Keimhaut übergeht oder nicht. Gesondert ist sie in der letztem nicht, sie scheint aber in die untere Begrenzung der obern Lage überzu- gehen. Früher lassen sich (im Verlaufe des zweiten Tages) beide Lagen durch künstliche Tren- 21 Fassen wir alles, was von der Entwickelune am ersten Tage gesagt ist, in "■ AiJgemei- . ■, „, . . " er Chara- einen allgemeinen Ausdruck zusammen, so finden wir das Characteristische die- cterderEnt- ser ersten Bddung in einen bis jetzt nur noch am vordem Ende begrenzten Hervor- ™™ e e "" t «i wachsen aus dem Keime, wodurch dieser in einen Embryo und eine Keimhaut Ta K e - sich scheidet. Der Stoff für das Wachsthum des Embryo kann jetzt wohl nur von der un- "• 1Jer Nf h - ... 11 rungsstnß tem Fläche kommen, wo sich eine Flüssigkeit aus dem Dotter angesammelt hat. kommt vo«. Dafs der Dotter selbst wieder Stoff aus dem Eiweil's angezogen hat, scheint mir nicht zu bezweifeln; denn> wenn auch der Dotter jetzt noch nicht augenschein- lich gewachsen ist, so ist doch die Zunahme desselben in den folgenden Tagen nicht zu verkennen. Sehr deutlich ist aber jetzt schon die Abnahme desEiweifse» und wohl gröfser, als sie durch die blofse Verdunstung seyu könnte, wie man daraussieht, dafs sie in solchen Eiern , die keinen Embryo enthalten, unbedeu- tend ist. Besonders ist das Eiweil's über dem nach oben gewölbten Fruchthofe zurück gewichen. §. 2. - Zweiter Tag, Wenn wir die Erzählung der Bildungen des ersten Tages damit schlössen, ^ Air ^"a- dafs sie im Wesentlichen auf einem Hervorwachsen des Fötus aus den Ursprung- cterderVer- licheu Theilen der Dotterkugel beruhen (§. 1. u.), so wollen wir den Bericht über am „,. i|Pn den zweiten Tag mit der Bemerkung beginnen, dafs in ihm die Isolirung des Fö- ' a ? e - tus aus den Theilen der Dotterkugel auch durch Abgrenzung des Zusammenhan- ges immer mehr hervortritt, welche für die vordere Hälfte des Körpers schon eine Abschnürung wird , und dafs , so wie anfänglich aus dem Stamme der Wirbel- säule nur eine Entwickelung von der Seite nach oben bemerkt wurde, um eine Höhle für die Centrallheile des Nervensystems zu umschliefsen , nun auch eine Entwickelung aus derselben von der Seite nach unten hervortritt, um eine Höhle für die plastischen Organe zu bilden , und somit der allgemeine morphologische Character des animalischen Theiles vom Wirbellhiere vollständig wird. Wir schickeu diese Bemerkung voran , weil nur nach dieser Ansicht die Vorgänge in der ersten Hälfte des zweiten Tages, die alle auf den bezeichneten Metamorpho- nung in der Keimhaut unterscheiden. Allein am ersten Tage ist eigentlich nur eine obera glatte, und untere körnige Begrenzung. Dazwischen ist Etwas , das kein continuirlicb.es Blatt für sich ist. Auch ist es zu viel , um es allein auf das künftige Gefäfsblatt zu beziehen, wenn auch allerdings in ihm das Blut sich bildet. £2 scn beruhen, deutlich dargestellt werden können. In der zweiten Hälfte des zwei- ten Tages uehen sie zwar noch fort, allein sie werden mehr verdeckt durch Ent- wicklung eines Hauptgegensatzes in dem nunmehr selbstständig gewordenen Fö- tus, in der Entwicklung des Nerven- und Blutsystems. b. Verwach- Zuvörderst betrachten wir die Weiterbildung dessen, was am vorigen Ta- ckenpiauen" ge schon begonnen war, die Bildung des Kückens und der in ihm enthaltenen Höhle. Nachdem die Aneinanderlegung der Rückenplatten mit geraden , nicht gebuchteten Rändern bewirkt ist, erfolgt die Verwachsung derselben. Sie ist am Anfange dieses Tages so zart, dafs die leiseste Berührung mit der Nadelspitze sie trennt, ja die Contraction, welche die Rückenplatten durch kaltes Wasser erfah- ren sie zerreifst , und die wenigstens in einem Theile der Länge bestehende Ver- bindung unter den Augen des Beobachters sich löst. Die Verwachsung tritt - -zuerst hinter dem künftigen Kopfe auf, und verbreitet sich von da ziemlich rasch nach vorn und hinten. Nur in der Gegend des künftigen Kreuzbeins klaffen die Dorsalplatten einige Zeit von ein- ander, und bei flüchtiger Untersuchung scheint es, als ob sie sich hier wäh- rend des ganzen zweiten Tages nicht erreichten, indem die dunkeln Streifen, welche die Rückenplatten ihrer Dicke wegen jetzt bilden, hier noch am Ende des zweiten Tages aus einander laufen. Indessen zeigt die Untersuchung mit der Sonde , dafs dennoch um diese Zeit eine Verwachsung erfolgt ist , dafs nur die Grundflächen der Rückenplatten hier weiter von einander stehen , die obern Kan- ten sich dagegen stärker umgebogen und einander erreicht haben, ihrer Durch- sichtigkeit wegen aber nicht sogleich erkannt werden. Es bleibt also der Kanal für das Rückenmark *) , der eben durch die Verwachsung der Rückenplatten er- zeugt wird , in der Kreuzgegend eine Zeitlang offen , schliefst sich aber dann, be- hält jedoch eine breite Grundfläche, c Vermehr Während der Verwachsung der Rückenplatten nimmt die Zahl der Wir- wi'rW e ' belrudimente zu, und da die neuen Wirbel sowohl vor als hinter den frühern sich ansetzen, so ist es eben nicht leicht, die Gegend zu bestimmen , in welcher die ersten Wirbelrudimente sich gezeigt haben, da man, wenn sich eine vermehrte Zahl von Wirbeln zeigt , nicht einmal bestimmen kann , wie viele sich vor, und wieviele sich hinter den frühesten angesetzt haben. Zwar liegen um die 30ste Stunde die vordersten Wirbelrudimente ziemlich dicht hinter der Gegend , wo das Schleimblatt sich umbeugt, allein abgesehen davon, dafs diese Stelle selbst in *} Dieser Kanal ist zugleich der Kanal im Innern des künftigen Rückenmarkes. 33 der Wirbelsäule in Ermangelung vieler andern Theile sich schwer bestimmen läfst, so ist es auch offenbar, dafs innerhalb der Wirbelsäule der Raum vor den ersten Wirbeln bedeutend anwächst. So viel ist aber gewifs, dafs weit mehr Wir- bel hinter als vor den ersten sich erzengen. Die Wirbel werden immer deutlicher viereckig und zwischen ihnen die hellen Stellen bandförmig, nur die ersten und letzten Wirbel sind noch unregelmäfsig. In der Mitte des zweiten Tages sind 1 bis 1 2 Wirbel da. Schon wenn die Verwachsung der Rückenplatten im vordem Theile des * SdbMel- . i • i • rrii •! un " Wirbel- Rückens erfolgt, ist der eingeschlossene Kanal etwas weiter, als im luntern 1 heile, hoble. so dafs man deutlicher und etwas weiter von einander stehend die zwei Schatten sieht, welche die innere Höhlung dieses Kauais zeigt. Diese Erweiterung ist die erste Andeutung der Schädelhöhle, und ragt mit ihrer hintern Spitze bis über die Stelle, wo die Umbeugung des Schleimblattes sich um die 30ste Stunde befindet. Inder 3 6sten Stunde reichen beide gleich weit nach hinten, iudem die Schädel- höhle durch die fortgehende Umbeugung der Rückenplatten mehr nach vorn rückt. Die Schädelhöhle hat im ersten Auftreten noch keine Einschnürungen und Erwei- terungen, bis auf das vorderste Ende, welches sehr früh^'und wenn nicht zu- gleich mit dem Schlüsse der Rückenplatten , doch gleich nach demselben , eine ganz kleine rundliche Höhle bildet, die kaum den 6ten Theil einer Linie im Durchmesser haben kann , so dafs die gesammte Höhle für den Centraltheil des Nervensystems einen hohlen Raum bildet, der eben so, wie die Rückensaite , die Gestalt einer Nadel hat, nur weiter ist, als die Rückensaite. Sehr bald, und zwar schon um die SOste Stunde, vergröfsert sich die vorderste Höhlung auf eine sogleich näher zu beschreibende Weise , und hinter ihr entsteht eine zweite Er- weiterung für die Vierhügel, hinter dieser eine dritte sehr viel längere für das verlängerte Mark. Diese letzte Zelle hat selbst wieder geschlängelte Wandungen, so dafs man in ihr eine gewisse Unbestimmtheit der Bildung , oder eine Neigung, in mehrere Zellen zu verfallen, erkennt. Besonders ist eine Einschnürung ziem- lich deutlich, welche den Raum in eine vordere kürzere rundliche, und eine hin- tere längere engere Abtheilung einigermaafsen trennt. Diese Einschnürung ist bald mehr bald weniger früh bemerkbar, bildet sich aber nicht weiter aus. Da- her kommt es, dafs die Beobachter bald 3, bald 4 Hirnzellen auftreten lassen. Die vorderste dieser Zellen, oder diejenige, welche die früheste war, umschlielst in späterer Zeit die Schenkel des grofsen Hirns und die Sehhügel. Die eftge ru;. de Gestalt, welche sie im ersten Erscheinen hat, verändert sie schon um die dreifsigste Stunde, indem sie im hintern Theile ihres Unifanges sich erweitert hat, uud nach vorn sich etwas zuspitzt. Diese seitliche Ausdehnung des hintern 24 Theils nimmt ziemlich rasch zu und treibt zu beiden Seiten rundliche Erhöhun- gen hervor, — die ersten Anfänge der Augen. Um die 33ste Stunde hat das vordere Ende des Embryo sehr viel Aehnlichkeit mit dem Kopfe einer Fliege , in- dem die vordere Zelle nach hinten sich stark erweitert hat, nach vorn aber ver- engt ist. Auf dem Vorderende selbst sind kleine Vorragungen, welche man, nach der Ansicht von oben, für Spitzen halten könnte. Es sind aber vielmehr Leisten, wie man erkennt, wenn man das umgebogene Vorderende an seiner vordem Flä- che betrachtet. Um die 86ste Stunde sind diese Leisten stark vorspringend, auch erkennt man um diese Stunde die Augen sehr bestimmt als solche. Sie sind ein wenig nach unten gerückt. Wenn mau nämlich das Vorderende etwas auf die Seite dreht, bemerkt man nach unten eine seilliche Vorragung. Dreht man den Kopf ganz auf die Seite, so sieht man in dieser Gegend eine helle Kreisfläche, uni- seben von einer dunklern Kreislinie. Der Kreis seihst ist so hell, dafs man durch ihn und durch den ganzen Kopf wie durch Wasser sehen kann , wenn beide Au- genrudimente in der Achse des Beobachters liegen, während die übrige Seiten- fläche des Vorderendes schon einige Uudurchsichtigkeit hat. Die Augen sind also seitliche Hervortreibungen der hintern Region der vordem Hirnzelle. Ich habe nicht finden können, dafs diese Stelle vorher in dem Kopfende der Rückenplatten angedeutet oder vorgebildet wäre, vielmehr mufs ich glauben, dafs die Augen aus dem Iunern der Hirnzelle hervorgetrieben wurden, und nur ihre äufsere ver- dünnte W ölbung der ursprünglichen Seitenwand des Kopfendes angehörte. e. Inhalt der -yy as j sl nun a ] Jer t ] as Hervortreibeude ?- Diese Fräse führt uns noth wendig Schädel - und Wirbel- au r e ine andere. Was ist im Kanal für Hirn und Rückenmark, und wann und wie treten die Ceutraltheile des Nervensystems auf? Ich habe schon früher be- merkt , dafs ich gewifs bin , sie seyen noch nicht da , wenn die Rückenplatten sich der Verwachsung nähern. Dieselbe Beobachtung habe ich auch in Frosch- eiern gemacht, die ich in Salpetersäure erhärtet hatte. Läge liier ein Rücken- mark offen da , es könnte auf dem dunklen Grunde der schwarzbraunen Rücken- furche, da das Eiweifs durch die Salpetersäure verzehrt wird, schwerlich der Untersuchung entgehen. Ich glaube aber auch mit Sicherheit behaupten zu kön- nen, dafs Rückenmark und Hirn noch nicht angeschossen sind , wenn die Rük- kenplatten des Hühnchens erst kürzlich verwachsen sind; denn, wenn man die Verwachsung mit einer feinen Nadel trennt, erscheint der Inhalt des eingeschlos- senen Kanals völlig hell, und auch die innere Fläche der Wände ist hell. Selbst wenn die Hirnzellen auftreten , enthalten sie noch gar keine feste Nervenmasse. Es mufs aber doch etwas da seyn , was sie aus einander treibt. Wenn man den Bücken eines Fötus aus dieser Periode unter Wasser öffnet, so tritt keine Luft- blase 25 blase hervor, auch findet man, dafs die Hirnblasen im kalten Wasser nur wenig zusammenfallen. Man sieht hieraus , dafs weder Luft noch ein blofser Dunst im Iiückenkanale und den Hirnzellen sich fiudet, sondern eine tropf hare, durchsich- tige Flüssigkeit. Spater, wenn das Hirn schon gebildet , aber noch sehr hohl ist, läfsi sich in ihm eine Quantität Flüssigkeit sehr leicht und bestimmt erkennen , und es ist wohl keine Frage, dafs diese früher die ganze Höhlung ausfüllte. Statt des Hirns und Rückenmarkes ist also ursprünglich nur eine Flüssigkeit da. Der erste Anfang vom Auftreten des Auges wird auch nur von ihr bewirkt. Sie ist die Vor- läuferinn der Centraltheile des Nervensystems , und als solche war Site schon bei Erhebung der Rückenplatte vorhanden. Gegen die Mitte des zweiten Tages wird Hirn und Rückenmark erkennbar. Unter welchen Formen es geschieht, soll an- gegeben werden, wenn wir auch die übrigen Veränderungen bis zu dieser Zeit verfolgt haben werden. Die Bildung des Gesichtstheils vom Kopfe scheint durch das Hervortreten j. Gesicht. der Augen veranlafst zu werden. Das Auge bezeichnet die Grenze zwischen Schä- del und Gesicht. Zugleich aber zeigt sich eine Masse hinter dem Auge, die nicht unmittelbar zu dem Kopftheüe der Rüclcenplatten gehört , sondern , — da auf der untern Fläche Kopf und Rumpf (mit Inbegriff des Halses) noch durch gar nichts unterschieden werden, denn noch fehlt die MundöfFnung, — das vorderste Ende der Bauchplatten zu seyn scheint. Die Bauchplatten aber sind es , von welchen wir schon oben bemerkten, g . Baucli dafs sie nach unten eben so (§. 2. «.) zu einer Höhle unter der Wirbelsäule sich p at,en verbinden, wie es oben die Rückenplatten thun, jedoch geht jenes Schliefen sehr viel langsamer vor sich, und wird im Grunde nur mit dem Ende der Bebrütung vollständig bewirkt. Da die Metamorphose der Bauchplatten nicht in ihrer gan- zen Länge gleichzeitig ist, so kommt es vor allen Dingen darauf an, von den Bauchplatten überhaupt eine Vorstellung zu gewinnen. Man sieht in der Mitte des zweiten Tages in der hintern nicht geschlossenen Hälfte des Embryo zu bei- den Seiten der Rückenplatten in der Keimhaut ein Paar breite dunkle Bänder, welche parallel mit der Wirbelsäule herablaufen. Durch eine helle Linie sind sie von den Rückenplatten und durch eine andere nach aulsen von der nicht veränder- ten Keimhaut getrennt; Sie liegen hiej hinten noch innerhalb der allgemeinen Wölbung, welche der Fruchthof um diese Zeit bildet, und bestehen aus einer verhältnifsmäfsig festen und halb durchsichtigen Masse , welche eng an dem serö- sen Blatte anhängt, und aus diesem gleichsam herausgewachsen scheint, gerade wie früher die Rückenplatten. Verfolgt man diese Platten nach vorn, wo schon der vordere Theil des Leibes geschlossen ist (§. l.o. §. 2.£.)> so bemerkt man, D 26 dafs die Baucliplalten hier iu den geschlossenen Theil hineingehen und die Seilen- wand bilden. Sie reichen bis zum Knopf der Rückensaite. Wolft' schon hat ihnen den passenden Namen Baucliplatten (Laminae abdominales) *) gegeben, al- lein P ander hat diese Benennung mit dem Ausdrucke Bauchfalten (Plicae abdo- minales) vertauscht, und setzt ihre Entstehung an den Schlufs des zweiten Tages. Allerdings krümmen sie sich um diese Zeit nach unten, und bilden dadurch eine Faltung in der Keimhaut, allein es ist keinem Zweifel unterworfen, dafs sie schon viel früher in der Ebene der Keimhaut kenntlich sind, und sobald der vordere Theil des Embryo von unten umschlossen ist, zeigen Queerschnitte desselben, dafs die Seitenwände aus zwei ansehnlich dicken Platten gebildet werden. Sie sind also im Vorderende schon am Anfang des zweiten Tages, weiter nach hinten etwas später kenntlich, ja im Grunde schon am Ende des ersten Tages angelegt, aber noch nicht von der übrigen Keimhau! abgegrenzt. (§. l.s.) h. Ko»f- Um die Schlielsung des andern Leibesendes genauer zu beschreiben, keh- la PP e - ri . n w j r zulll Ende des ersten Tages zurück, und erinnern nur, dafs die Rücken- saite oder der Stamm der Wirbelsäule am vordersten Ende sich nach unten ge- krümmt hatte, und die Linbeugung des Keimblattes eine ganz kurze Strecke sich hinter den Knopf der IlückensaiLe zog (§. I/o. Fig. III.). Mit dem Beginnen des zweiten Tages rückt diese Umbeugung immer weiter nach hinten , und so wird denn der Embryo immer weiter von unten geschlossen und bekommt in seinem vordem Ende eine stets wachsende, vom Schleimblatte ausgekleidete Höhle. (Fig. IV.) Zugleich mufs der Theil der Keimhaut, welcher von der Umbeugung nach vorn verläuft, um in die übrige Fläche der Keimhaut überzugehen, das Vorder- ende des Kopfes verdecken, wenn man es von unten betrachten will. Wir nen- nen diesen Theil die Kopfkappe (Fig. IV. p r).. Es wird aus der Darstellung so- wohl als aus der Ansicht der Abbildung allgemein verständlich seyu, dafs die Kopfkappe nichts Selbslständigcs, sondern ein unmittelbarer Theil der Keim- haut ist. ;. Eiste Sobald mit dem Finde des ersten Tages die Anlage der Kopfkappe entsteht, devBUiter wird in ihr auch schon eine Trennung der Blätter der Keimhaut angedeutet. In der ersten Hälfte des zweiten Tages geht diese Trennung rasch vorwärts, so dafs um die Mitte desselben das obere oder seröse, im Umschlage also das vordere, Blatt um eine halbe Linie vom Schleimblalle absteht. Die Trennung verliert sich auch *) Da sie aber die ganze Länge der unter« Fläche einnehmen, was Wolff nicht erkannte, so sollte man sie lateinisch Laminae ventrales nennen. 27 nie wieder, denn es wird hier, da die Abschnürung nicht blols von vorn nach hinten, sondern auch zugleich von der Seife im Vorderende des Körpers erfolgt, der körnige Inhalt des Gefäfsblaltes von beiden Seiten zusammengeschoben, wo- durch schon das seröse Blatt vom Schleimblatte entfernt geludten werden mufs. Eine unmittelbare Folge davon ist, dafs die Kopf kappe in der Mitte des zweiten Tages in ihrem serösen Blatte viel kürzer ist, als im Gefäl's- und Schleimblatte. (Fig. IV.) Das Zurückweichen des Umschlages der Keimhaut ist der Anfang der Ab- k. Bildung schnürung des Embryo von der übrigen Keimhaut, welche wir am dritten Tage d " ie v n e den allgemein im ganzen Umfange finden werden. Da sie vorn zuerst auftritt , so er- HöhIe - hält der Embryo auch im vordem Ende zuerst eine Höhlung. Diese Höhlung (dg) ist unmittelbar durch das Schleimblatt von allen Seiten gebildet, denn das Schleim- blatt ist die unterste Schicht im Rudiment des Embryo , und die oberste im um- geschlagenen Theile der Keimhaut. Die Höhlung selbst ist noch sehr weit, und reicht vorn an die Unibeugung der Wirbelsaule, welche den Boden der Höhlung Lüdet. Sie ist also hier in Form eines Blindsackes geschlossen. Nach hinten geht sie durch eine ansehnliche runde, offene Mündung (wo der Umschlag aufhört) in den Raum über, in welchem der Dotter liegt. Offenbar ist diese Höhlung der vorderste Theil des werdenden Speüekanals , und mit diesem unbestimmten Na- men wollen wir ihn vorläufig belegen , da noch keine Abtheilungen in ihm sich gebildet haben , um sie als Rachenhöhle , Speiseröhre oder dergl. zu unterschei- den, obgleich der umgebogene Theil der Wirbelsäule sich als Decke der Rachen- höhle schon jetzt characterisirt. Das offene Ende der vordem Höhlung (Fig. III. IX. g) nennen wir den vordem Eingang in den Speiselanal. Die Wolff'sche Be- nennung Fovea cardiaca, welche Me ekel bald Magengrube, bald Herzgrube übersetzt, mufs durchaus vermieden werden. Sie hat gewifs zu dem schweren Verständnisse der Wol ff sehen Arbeit sehr wesentlich beigetragen. Denn wie soll man es verstehen , dafs die Fovea cardiaca bald in die Speiseröhre, bald in den Magen, dann in den Darm, oder gar in (he Darmrinne Wol ff 's, d. h. in die Lücke zwischen den Blättern des Gekröses führen soll, abgesehen davon, dafs die letztere Angabe nicht ganz richtig ist ? Indem sich nun der vordere Theü des Speisekanals bildet , sieht mau schon an den Seitenwäuden desselben die vordem Enden der so eben beschriebenen Bauchplatten. Am Knopf der Rückensaite stofsen sie unter sich zusammen, wei- ter nach hinten aber stehen ihre untern Ränder von einander ab, und die Lücke ist also blofs von der zurückgezogenen Keimhaut (§. 1. o.) ausgefüllt. In der Ge- gend des Unischlages gehen die Bauchplatten noch mehr aus einander, und ihr D 2 28 hinterer Theil liegt, wie bemerkt wurde, nur schwach ausgebildet in der Ebene des Keimblattes. » i. Anlage Wir erwähnten , dafs durch das Abscheuren der vordem Hälfte des Leibes dangT™ ' und das damit verbundene Zusammenrücken der vordem Enden der Bauchplatten, (denn dafs auch diese ursprünglich ziemlich horizontal gelegen haben, versteht sich von selbst, und ist auch in den ersten Stunden des zweiten Tages kenntlich,) indem der körnige Inhalt der Gefäfsschicht aus dieser Gegend zusammengedrängt wird. Es zeigt sich nämlich zwischen dem serösen und dem Schleimblatte schon am Ende des ersten Tages eine dunkle, körnige Masse, die in 2 seitliche Schen- kel nach hinten in die Seilenränder der Kopfkappe ausläuft. Beide Schenkel sind nach vorn durch einen ganz dünnen Faden verbunden. Während der ersten Hälfte des zweiten Tages rücken beide Schenkel immer mehr zusammen, wodurch allniählig eine dunkle Masse in Form eines umgekehrten \ sich bildet. Sie hat nämlich, da die Schenkel von vorn nach hinten zusammengeschoben werden , ei- nen vordem gemeinschaftlichen Stamm und hinten zwei Schenkel, und ist der Stoff, aus dem sich das Herz bilden soll. Der Stolf , sage ich, denn noch kön- nen wir ihn nicht das Herz selbst nennen, da er weder scharf begrenzt, noch hohl, sondern eine Körnerinasso von zäher Consistenz ist, welche ihrer Dicke wegen etwas nach unten vorragt. Um die Mitte des zweiten Tages nun wird die beschriebene Masse hell und im Innern flüssig , während die äufsere Fläche sich zu einer Wandung umformt. So entsteht das Herz, indem diese Masse sich in flüssiges Blut verwandelt, wäh- rend gleichzeitig oder ganz kurz vorher im flüssigen Inhalte des Rückenkanals sich die feste Nervenmasse von Hirn und Rückenmark zu sondern angefangen hat. Die beiden wichtigen Momente der Blut- und Nervensystem -Bildung haben wir nun näher ins Auge zu fassen. m. Hirn und Kurz vor der Mitte des zweiten Tages sieht man zuerst an der innern Flä- m'ark?" che der Rückenplalten , die vor wenigen Stunden einen geschlossenen Kanal mit mehreren Zellen im vordem Theile desselben gebildet haben , eine trübe Abson- derung. Diese Absonderung enthält ansehnliche, ziemlich dunkle Körnchen, die durch eine helle zähe Masse verbunden werden, und sieht aus wie ein mit dem Pinsel aufgetragener Ueberzug, welche*, mit der innern Fläche der Rückenplatteu sehr fest verbunden ist. Er ist zu weich, um ihn ein wahres Blatt zu nennen. In der 2ten Hälfte des 2ten Tages bildet der Niederschlag mehr ein Continuum und kann den Namen eines Blattes erhalten. Man erkennt das Blatt beim OeiFnen des Rückenkanals als eng an der Wand desselben anliegend. Auch im senkrechten Durchschnitte ist das Blatt kenntlich, — allein es ist noch so dünn, dafs bei un- £9 als ein geschlossener Wandung des Kanals sehr dünne geöffnetem Fötus der Rückenkanal blofse Flüssigkeit zu enthalten scheint. Lälsl man den Embryo einige Stunden in kaltem Wasser liegen, so wird diese Körner- schicht weit deutlicher, und man erkennt nun, namentlich in den Hirnzellen, auch von aufsen eine dunkle , körnige Bekleidung, die ganz das Ansehn von matt geschliffenem Glase hat. Viel habe ich mich mit dor Frage beschäftigt, ob diese erste Anlage de* Centraltheils vom Nervensysteme aus zwei von einander gesonderten Blättern be- steht, welche erst später unter sich verwachsen, oder nicht. Ich mufs mich ge- gen die gewöhnliche Meinung erklären. Oft habe ich nämlich aus Queerschnitten von Embryonen der 2ten Hälfte des zweiten Tages, und noch öfter aus dreilägi- gen Embryonen das zarte Rückenmark herausgenommen, und wenn dieses ohne Quetschung und Zerreifsung gelungen war, zeigte sich das Rückenmark immei seillich zusammengedrückter Kanal. Nach oben ist die , eben so auch ursprünglich nach unten, wo sie jedoch bald an Dicke zunimmt. An den Seiten ist die Wand aber dicker, dunk- ler, körnerreicher, und diese vorherrschende Dicke der Seiten nimmt immer zu. so dafs man allenfalls sagen könnte, der hohle Cylinder bestünde aus zwei ur- sprünglich vereinigten Hälften, die wir in Zukunft mit dem Namen der Blätter des Rückenmarks belegen werden. Die Marklage, welche die Hirnzellen im In- nern bekleidet, scheint bei erster Ansicht wirklich während des zweiten Tages nach oben gefheilt zu sevn, weil die Wandung der Zellen, von oben angesehen, ganz durchsichtig ist; diese Ansicht gewinnt dadurch noch an Augenscheinlich- keit, dafs in der Mittellinie der oberu Wölbung ein zarter, dunkler Strich ver- läuft. Allein eine nähere Betrachtung zeigt, dafs dieser Strich die noch nicht verwischte Naht der Rückenplatten ist, und wenn man den Embryo längere Zeit in Wasser liegen läfst, und die dunkelkörnige Lage, wie oben bemerkt wurde, deutlicher erscheint, sieht man bestimmt, dafs die Hirnzellen auch von oben von ihr bekleidet sind, sogar die Gegend, wo später die vierte Hirnhöhle entstehen soll. Ich halte also auch das Hirn für eine in mehrere Zellen «etheille, oben völ lig geschlossene Blase, und spreche dieseMeinung nur nach sehr sorgfältigen, viel- fach wiederholten und nicht blofs im Vogeleie bestätigten Untersuchungen aus. In- dessen mufs ein sehr wesentlicher Umstand ins Auge gefafst werden. Der Gtett- Iraltheil des Nervensystems enthält am 2ten Tage nicht blofs das eigentliche Ner- A'enmark, sondern auch seine Hüllen in indifferenter Verbindung. Keineswegs fr fr aber kann ich beistimmen, wenn man behaupten wollte, was ich in der Mittel- linie des Körpers am 2ten Tage gesehen habe, sey blofs harte Hirnhaut, und aus oder an dieser bilde sich erst später Markmasse, vielmehr glaube ich, es sey, so was jetzt in der Mitte liegt, dasselbe, was die Seileinheile bildet, und daraus würden erst die Hüllen für Hirn und Rückenmark ausgeschieden. Denn ganz iti der Mittellinie , so dünn auch liier das Blatt seyn mochte, sah ich doch immer noch Kügelchen, die ich für wahre Nervenkügelchen hielt. Was nun die äufsere Form des Cenlraltheiles anlangt, so ist das Rücken- mark, wie ich bemerkte, eine seitlich zusammengedrückte Röhre mit verhält- uifsmäfsig ansehnlicher Höhlung, die eine Flüssigkeit enthält. Das verlängerte Mark ist eine unmittelbare, allmählig sich erweiternde Verlängerung dieser Höhle, in -welcher die Gegend für das künftige kleine Hirn ein wenig abgegrenzt ist. Die Vierhügel bilden eine Zelle vor diesem. Bis hieher liegt das Hirn in gerader Linie mit dem Rückenmarke. Nur die Zelle, welche am frühesten sich gezeigt hatte, ganz am vordem Ende lag, und aus -welcher die Augen herausgetreten sind, liegt vor dem Knopfe der Wirbelsäule, und da diese nach unten umgebogen ist, unter dem übrigen Hirne. Untersucht man die Dicke der Hirnwand, so findet man, dafs sie im obern gewölbten Theile sehr unbedeutend ist, nach unten aber zunimmt, so dafs der un- tere Rand jeder Hälfte im vordem Theile des Hirns schon das Ansehn eines ver- dickten Fadens hat. Dieser Faden nun, der zukünftige Schenkel des groisen Hirns, läuft um den Knopf der Riickensaite herum, und erreicht hier auf der Schädelbasis sein Ende in einer Verlängerung, die nach unten geht, und sich zum Trichter ausbildet. Dieser ist wohl das wahre ursprüngliche Ende vom Central- theile des Nervens}stems , und ein umgebogenes Ende der zuerst erschienenen Zelle. Aber es liegt nun (gegen Ende des zweiten Tages) vor dieser Zelle noch eine durch einen mittlem Einschnitt gelheilte. Diese vorderste Doppelzelle halte ich jetzt, nachdem ich mich lange nicht Labe orientiren können, für entwickelt aus den beiden Leisten, deren ich aus dem Anfange des zweiten Tages erwähnte (§. 2. d.), und lür die Hemisphären. Hiernach werden die Hemisphären erst spä- ter entwickelt, aus der Zelle, welche ursprünglich die erste ist, und das vordere umgebogene Ende der Hirnschenkel, mit ihrer blattförmigen obern Ausbreitung, und den Trichter umfafst. n . Sehnerve. Der Kanal vom Hirn zum Auge ist nun auch mit einer dünneu Lage Ner- venmark ausgekleidet, und somit ist auch der Sehnerve anfänglich hohl und un- mittelbare Fortsetzung des Hirns. o. Ohr und So wie in der ersten Hälfte des zweiten Tages das Auge aus der vordem Hörnerve. Hirnzelle hervorgetrieben wird , eben so tritt in der zweiten Hälfte das Ohr aus dem verlängerten Marke hervor, als ein mit Nervenmark ausgekleideter hohler Cylinder , der die Rückenplatte an dieser Stelle etwas hervortreibt. Die Hervor- 31 treibuug endigt aber nicht sphärisch , wie im Auge, sondern, wie es scheint, ist die äufsere Fläche etwas concav. Auf jeden Fall steht der vordere Rand der Auf- treibung nicht mehr vor, als der hintere. Die Auskleidung von Nervenmark ist der Gehürnerv. Von andern Nerven sah ich nichts. Die Ausbildung des Blutsystems habe ich nicht in allen einzelnen Momen- , p- B]» tbl1 - , düng. teu verfolgen können. Nach Fand er sollen schon sehr früh unter dem serösen Blatte dunkle Iuselchen sich bilden, welche aus kleinen Kügelchen bestehen. Gegen die 20ste Stunde soll das inselartige wieder verschwinden und die ganze Fläche gleichförmig mit Kügelchen angefüllt sejn. Gegen die 30ste Stunde zei- geu sich wieder zarte Risse zwischen den Kügelcheu. Diese sammeln sich von neuem zu Inseln, welche zuerst eine gelbliche Farbe annehmen, dann nach und nach roth werden, und nun die von Wolff beschriebenen Blutinseln sind. Diese Inseln verlängern sich, werden schmaler, greifen mit ihren Enden in einander, und bilden ein röthliches Netz mit durchsichtigen Zwischenräumen. So entstehen zarte Ströme röthlicher Kügelchen , die sich nach ihrer verschiedenen Dicke in Aestc und Stämme einreihen. Der Zwischenraum zwischeu diesen Strömungen wird unterdessen durch eine zarte Haut ausgefüllt. Ich kann über die Blutbildung nur sagen, dafs in dem Gefäfsblatte am er- sten Tage Bläschen entstehen , vom Bildungsgewebe zusammengehalten , dafs et- was später dunkle Körner sich zeigen, dafs dann zwischen diesen Körnern Risse sich bilden, welche die Körner wie Maschen umgeben. Den Inbegriff der Kör- ner, welche von einer solchen Masche umgeben sind, nennt Pander eine Insel. In den Rinnen erkennt man bald eine Strömung, welche ich jedoch nur im durch- sichtigen Fruchlhofe sehen konnte, da der Gefäfshof zu dunkel ist, um so zarte Strömungen erkennen zu lassen. Im Gefäfshofe sieht man vielmehr eine Flüssig- keit in grofsen Massen sich ansammeln, sich röthen und dem blofsen Auge als Blutstropfen erscheinen, und zwar sah ich im Gefäfshofe schon Blutinseln , wenn ich im Fruchthofe noch keine Strömung entdecken konnte. Dagegen ist das, was im Fruchthofe zuerst (liefst, ungefärbt, und es bilden sich in demselben gar keine rothen Blutstropfen. Ja es schien mir, dafe zuerst Bewegung im Herzen sich fin- det, etwas später die Strömung in den Rinnen des Fruchthofes und zuletzt erst ein Hinzuströmen des rothen Blutes aus dem Gefäfshofe. So viel ist gewifs, dafs im Herzen einige Stunden hindurch eine ganz helle Flüssigkeit sich bewegt, die nicht etwa nur deshalb ungefärbt erscheint, weil ihre Quantität gering ist, denn zu der- selben Zeit sind schon rothe, oder wenigstens gelbe Blutinseln im Fruchthofe, de- ren Durchmesser geringer ist , als die Weite des Herzens. Nicht ohne grofse Be- 32 deukliehkeit gebe ich diese Darstellung als das Resultat meiner bisherigen Unter- suchungen , da sie durchaus meinen Vermuthungen nicht entsprochen haben. Es schien nämlich vielmehr wahrscheinlich, dafs durch Zuströmungen aus dem Keim- blatte das Herz zuerst mit Blut versorgt werde, deshalb möchte ich zu wiederhol- ten Untersuchungen auffordern, denn die Blutbildung in warmblütigen Thieren zu erforschen , unterliegt fast unendlichen Schwierigkeiten , und nur sehr viel- fache Beobachtungen können so viele einzelne glückliche Momente geben, dafs daraus eine vollständige und zuverlässige Geschichte dieser Bildung entworfen wer- den kann. Selbst die vielbesprochene Strömung des Blutes, ohne Kanäle, würde mir am Hühnchen nicht erweisbar scheinen, denn so oft ich auch Strömun- gen im durchsichtigen Fruchthofe sah, erkannte ich doch jedes Mal einen überaus zarten Schatten zu beiden Seiten der Strömung , der, wenn er auch nur die Grenze des benachbarten Bildungsgewebes andeutete, doch anzeigte, dafs das Blut in einer ausgefurchten Bahn sich bewegte. Dagegen habe ich an Eidechsen - Em- bryonen, deren Kreislauf man stundenlang beobachten kann, mit Bestimmtheit »esehen , dafs aus einer Schlagader für das Hirn sieben bis acht dünne Strömchen über die Wölbung dieses Organs flössen, und dafs, je nachdem jeder einzelne Herz- schlag kräftiger oder schwächer war, die beiden hintersten Strömungen näher oder entfernter von den vordem verliefen , als entscheidenden Beweis, dafs durch ein halbflüssiges Bildungsgewebe hier das Blut ohne vorgezeichnete Bahn getrieben wurde. Heribil- Wir gehen zur Bildung des Herzens und der Gefäfsstämme über. Der er- dung. steren J • l r 1 • ner Charac- in der ersten Periode begonnen hatte, während der zweiten Periode fortschreitet, t er. wird durch sie die Bildung der Brust und des Unterleibes , so wie des Gekröses und des Speisekanals bewirkt. Die Erzeugung dieser Theile geht nur aus einer besondern Modification der Abschnürung hervor, welche schon am Ende des zweiten Tages auftrat , die aber erst am dritten Tage sich in ihren Wirkungen zu erkennen giebt, und die wir daher jetzt im Zusammenhange betrachten. Vorher bemerken wir nur noch, dafs Brust- und Unterleibshöhle in der *• Untere Entstehungsweise nicht verschieden sind , sondern gemeinschaftlich durch die Körpers. Bauchplatten gebildet werden. — Da sie im Embryo mehr noch als im erwach- 40 senen Vogel eine gemeinsame ununterbrochene Höhle bilden, die unter der Wirbelsäule des Rumpfes hegt ; so werden wir unter der Benennung : Bauchhöhle, beide zusammenfassen , und in dieser Brust - und Unterleibsgegend unter- scheiden. — Da aber die Bauchplatten auch den Hals umschließen , und dieser ursprünglich hohl ist , so ist auch seine Höhlung von der Bauchhöhle nicht ge- trennt. Erst später schwindet seine Höhlung, indem das Herz zurücktritt. «. Spaltung Die Bauchplatten waren am Ende der ersten Periode noch fast in der Ebene Bauchplat- des Keimblattes, jedoch schon nach der untern Fläche concav, und mit dem ten " äufsern Rande liefer stehend, als mit dem inuern. Vom Schlüsse des zweiten To^es an nimmt die Aushöhlung der Unterfläche des Embiyo rasch zu , indem die Bauchplatten sich immer mehr mit ihrem äufsern Rande nach unten neigen. Zugleich aber erfolgt eine Trennung innerhalb der Bauchplalten. — Die Tren- nung besteht darin, dafs eine obere Lage von einer untern in der ganzen Breite der Bauchplatten bis zum innern Rande geschieden wird. Da dieser innere Rand bis an den Stamm der Wirbelsäule reicht, so geht also die Trennung bis an den Rand der Unterfläche der Wirbelsäule. — Sie erfolgt sehr rasch und die untere Lage vergröfsert lieh zugleich, wodurch sie nach unten sich wölben mufs, während sich etwas Flüssigkeit zwischen beide Lagen absetzt. Eine nothwendige Folge der Wölbung nach unten, oder vielmehr ein Begleiter derselben, ist der Um- stand, dafs am Rande der Wirbelsäule der innere Rand der gelösten untern Lage, da sie hier angeheftet bleibt , sich immer mehr senkrecht stellt. Indem der senk- recht gestellte innere Rand sich zugleich verdickt, so erscheint er natürlich von unten oder von oben betrachtet nur als ein duukler Streifen , indem das Uebrige der untern Lage fast durchsichtig ist. — Ferner wird es leicht verständlich , wie es das Ansehen habe , als ob der senkrechte, durch Dicke ausgezeichnete Rand- streifen , wenn mau seinen Uebergang in den durchsichtigem gewölbten Theil der untern Lage nicht berücksichtigt, aus den Seitenrändern der Wirbelsäule hervor- ncwachsen sey. — Dieses Ausdruckes hat sich denn auch Wo HF zuweilen be- dient, um die Sache anschaulicher zu machen, allein er hat so vielseitig und um- ständlich die ganze Metamorphose, so wie den Uebergang dieser Blätter in die nach unten gewölbte tiefere Lage der Keimhaut (WolfF's falsches Amnion) dar- gestellt, dafs jener Ausdruck nicht zu Mißverständnissen hätte Veranlassung ge- ben sollen. — Wolff hat die Metamorphose, die wir darzustellen angefangen haben, mit einer Sicherheit und Vollständigkeit beschrieben, welche gar keine wesentliche Unrichtigkeit zuliefs. — Leider aber hat er sich mancher Benennung bedient, welche für den Gegenstand nicht recht pafst, und daher zu falschen Vorstellungen führen konnte. So steht die Rinne, welche Wolff Darmrinne nennt, 41 nennt, mit dem Darmkanale gar nicht in nächster Beziehung, sondern ist eine Lücke zwischen Leideu später geschlossenen Blättern des Gekröses. Hierzu kom- men noch seine vielfältigen Wiederholungen , welche mehr verwirren als aufklä- ren. — Selbst Pan der scheint über die W o 1 ff'sche Darstellung, so wie über den eigentlichen Hergang in Zweifel geblieben zu seyn. (Beiträge zw Entwieke- lungsgeschichte S. 22 .) — Ich habe es mir daher besonders angelegen sern las- sen, die Entstehungsweise des Gekröses und Darmes mit Genauigkeit zu verfolgen, und kann als Resultat dieser Bemühungen versichern, dafs Wolff's Darstellung nur an der Unvollkommenheit leidet, dafs er das Scbleimblatt vom Gefäfsblatte nicht unterscheidet. — Fügt man diese Unterscheidung, durch welche P ander der ganzen Entwickelungsgeschirhte Licht gegeben hat , noch hinzu, so sind alle einzelnen Angaben Wolff's richtig. Wir wollen , um diese Metamorphose gehörig verstehen zu können , vor- her noch einen Blick auf den Zustand des Embryo vor Beginn derselben werfen. — Wir haben au ihm einen Mittellheil und zwei Seite ntheile. Diese sind die bei- den Bauchplatten ; jener besteht nach oben aus den verwachseneu Rückenplatten, welche schon Rückenmark umschliefsen. Unter ihnen liegt die Rückensaite mit ihrer Scheide umgeben, von ungeformtem , nicht ganz lockerem , an die Basis der Rückenplatten anstofsendem Bildungsgewebe , als Grundlage der künftigen Wir- belsäule. Weiter nach unten ist die Aorta umgeben von einer durchsichtigen, lockern, der untern Fläche der Wirbelsäule lose verbundenen Masse von Bildungs- gewebe. — Fragt man nun nach den ursprünglichen Schichten des Keimblattes, die alle in die Bildung des Embryo übergegangen sind , so findet man das Schleim- Watt noch sehr dünn auf der ganzen untern Fläche vom Mitteltheile des Embryo ausgebreitet, und bei gehöriger Vorsicht und Uebung leicht trennbar, indem es überall nur durch ein wenig Bildungsstoff angeheftet wird. — Die Aorta, mit der hellen umgebenden Masse , welche die untere Hälfte des Stammes vereint , gehört wohl dem Gefäfsblatte an. In den Seitentheilen oder den Bauchplatten ist, so lange sie horizontal liegen, keine bestimmte Trennung der Lagen erkennbar. Indem sie sich aber am Ende des zweiten Tages herabkrümmen, entsteht in ihnen jene oben berührte Spaltung in eine obere und eine untere Lage. — In der un- tern Lage lassen sich wieder zwei Schichten deutlich erkennen , die jedoch immer au einander geheftet bleiben. Die untere ist das Schleimblatt , die obere ist dik- ker, durchsichtiger, enthält die Blutgefäfse, und wird von nun an als das eigent- liche Gefäfsblatt von uns betrachtet werden, da es sich in das Gefäfsblatt des Ge- fäfshofes fortsetzt , obgleich wir es immer als durch Beobachtung noch nicht ent- F 42 schieden müssen gelten lassen , ob die eigentliche Bauchplatte nicht auch dem ur- sprünglichen Gefälsblatte (der ersten Zeit) ihren Ursprung verdankt. In der obern Lage nämlich lassen sich jetzt auch zwei Schichten erkennen, die noch enger an einander gefügt sind, als die Schichten der untern Lage. — Es hat sich das seröse Blatt als eine Oberhaut etwas gesondert, von einer dickem, anfangs gefalteten , bald aber in sanfter Wölbung ausgebreiteten Platte aus dunk- lerem Bildungsgewebe. — Letztere ist die eigentliclie Bauchplatte, aus der das fibröse System , die Knochen, Muskeln und Nerven der Bauchwände (mit Ein- schlufs der Brust- und der Halswände) sich erzeugen. Sie bilden also mit den Diese öpai- Jiückenplatten gemeinschaftlich den animalischen Theil des Rumpfes , während TrtmBungin die abgelöste untere Lage den vegetativen Theil bildet. Diese am Schlüsse des lischeT'uifd zweiten Tages in den Seitentheilen eintretende Trennung ist im Grunde nur eine vegetativen Fortsetzung der schon früher in der Kopfkappe bemerklichen. — Sie geht wäh- bes. rend des dritten Tages rasch fort, so dafs bald die untere Lage stark nach unten Durch die- gewölbt ist. — Die Wölbung wird noch dadurch vermehrt, dafs auch die ei- entst^ht'dif gentlichen Bauchplalten, indem sich ihre Faltung hebt, ihren untern Rand nach «f P 7&: °fV unten und innen krümmen. — Da aber unter der Wirbelsäule das Gefäfsblatt Wollt s tal- sches Am- s i c h nicht ablöst, so hat das nach unten gerichtete Gewölbe eine tiefe, mittlere, rinnenförmige Einsenkung, welche WolfF die Oeffnung des falschen Amnions nennt , indem bei ihm der nach unten gewölbte Theil der Keimhaut , da er den Embryo gewissermafsen von unten verhüllt, das falsche Amnion heilst. — Es wird aber um diese Zeit, nach dem Gesagten, nicht der ganze Embiyo verhülli, sondern die untere Fläche der Wirbelsäule ist unverdeckt, und man könnte das falsche Amnion als aus zwei Gewölben gebildet beschreiben , wenn i>eide nicht vorn und hinten zusammenliefen. — Beide Gewölbe gehen nämlich vorn in die Kopikappe und hinten in die Schwanzkappe über, was nothwendig so seyn muls, da ja diese beiden Kappen auch nichts sind, als Theile der Keimhaut, welche Theile des Embryo von unten überwölben, und es ist nun ganz klar, dai's die Bil- dung der Kopf- und Sclrwanzkappe die Anfänge einer Metamorphose sind, wel- che jetzt allgemein ist, und den ganzen Embryo mit Ausnahme der Wirbelsäule verhüllt; man kann daher mit gröfstem Rechte die Seitentheile Seitenlappen nennen. Kopf kappe, Schwauzkappe und Seitenkappen sind die einzelneu Regio- nen des falschen Amnion oder einer allgemeinen Kappe. Mit diesem Namen be- legen wir nämlich die ganze Wölbung der untern Lage der Keimhaut , welche Wo IfF das falsche Amnion nennt. Die letztere Benennung ist ohnehin vor» Bän- der für etwas ganz anderes gebraucht worden. Von der allgemeinen Kappe zeigt uns Fig. VI. die Kopf- und Schwanzkappe im Längend urchschnitle, Fig. 6' und 6" aber die Seitenkappen im Queerdurchschnilte. Wir bemerkten schon, dafs der innere Rand der abgetrennten unteru La<*e d. Gekrns- der ßauchplatten sich bald senkrecht stellt , und sich verdickt. Der verdickte pIatten - Tlieil sondert sich durch zwei immer deutlicher werdende Winkel von den benach- barten Tljeilen ab, durch einen obern Wiiikel (Fig. 6' h.) von der untern Fläche der Wirbelsäule, durch einen untern Winkel (oder den Wulst nach Wollf) (ebend. i.~) von dem nicht verdickteu, aber desto mehr gewölbten Theile des Ge- fäfsblatles. Der verdickte Streiten zwischen beiden Winkeln ist nichts anderes, als eine Gelrösplatte. Ziemlich rasch nämlich spitzen sich die untern Winkel bei- der Seiten zu und rucken zugleich gegen einander, bis sie sich erreichen. Bevor sie sich erreicht haben, bilden beide Gekrösplatten mit der untern Fläche der Wir- belsäule, die noch von dem nicht abgetrennten Theile des Gefäfsblattes bekleidet bleibt, — einen Halbkanal. Dieser ist es, den Wolff die Darmrinne nennt; sie ist offenbar nichts, als eine Weiterbildung seiner Oeffnung des falschen Amnions. Die Verbindung der beiden untern Winkel ist das, was Wolff die Naht nennt. Wolff irrt aber, wenn er glaubt, dals vor der Bildung der Naht die Lücke des Gehröses (seine Darmrinne) völlig offen ist, und dieser Irrthum rührt daher dal» Wolff das Schleimblatt nicht berücksichtigte. Dieses Blatt liegt nämlich nur so lange an der Wirbelsäule an, als die Gekrösplatten noch nicht senkrecht stehen. So wie aber die Gekrösplatten sich senkrecht stellen , wird die zarte Bindemasse zwischen dem Schleimhlalte und den übrigen Lagen in der Mitte des Embrro im- mer lockerer, und das Schleimblall steht daher ab. — Wenn nun die untern Winkel beider Gekrösplatten sich einander nähern , so schieben sie sich über dem Schleimblatle weg und lösen dieses immer mehr von der Wirbeisäule ab, so dals nach gebildeter Naht keinesweges ein 'Fheil des Schleimblattes in der nun geschlos- senen Naht enthalten, sondern das ganze Schleimblatt von derselben hervorgetrie- ben ist. Es folgt daraus, dals, so lange die Gekrösplatten noch nicht senkrecht stehen, der Halbkanal zwischen ihnen nach unten allerdings völlig offen und nach oben von der Schleimhaut ausgekleidet ist, dafs aber, wenn die untern Ränder oder Winkel der Gekrösplatten sich einander nähern , der Halbkanal nicht nach unten offen, sondern von dem hervorgetriebenen, sehr dünueu Schleimblatte über- deckt ist. Hieraus sieht man ferner, dafs, wenn nach Bildung der Naht die Lücke völlig umschlossen ist , sie von allen Seiten nur vom Gefäfsblatte umgeben ist. K.s wird also dieser Kanal im Gekröse auf ähnliche Weise durch das Gefäfsblalt ge- bildet, wie oben der Kanal für das Rückenmark durch Verwachsung der Rücken- platten. Die Lücke im Gekröse xsl dreiseitig eine Kante, ist nach unten gegen F 2 44 die Naht gerichtet, zwei Flächen seithch gegen die Gekrösplatten und eine Fläche nach oben gegen den Theil der Gefäfshaut, der an der Wirbelsäule angeheftet bleibt. Die Lücke verbleibt ziemlich lange unausgefüllt , wenigstens den ganzen dritten Ta« hindurch, aber unter steter Veränderung, denn sie nimmt an Breite zu aber an Höhe stets ab, bis sie ganz verschwindet. Die obern Winkel beider Gekrösplatten nämlich rücken nicht von der Stelle, gehalten durch die , unten zu besprechende, Bildung der Wolff 'sehen Körper, und da der Fötus immer breiter wird , so mufs die obere Fläche sich vergröfsern. Dagegen legen sich die Gekrös- platten, vom Augenblicke der Bildung der Naht an, immer mehr an einander , wo- bei sie in senkrechter Richtung zunehmen, so dafs in der zweiten Hälfte des drit- ten Ta«es die Platten in der Mitte des Leibes schon eine ansehnliche Höhe haben und also schon ein unverkennbares Gekröse bilden. Diese Bildungsart des Gekröses stimmt nicht nur so vollkommen mit seinem Baue in erwachsenen Thieren , dafs sie schon dadurch an sich klar ist , sondern ist auch von mir so vielfältig in allen einzelnen Momenten gesehen , dafs darüber nicht der geringste Zweifel obwalten darf. Was die Untersuchung bei den ver- schiedenen Uebergängen sehr erleichtert , ist der Umstand , dafs die Veränderung nicht in der ganzen Länge des Fötus gleichzeitig erfolgt. Vielmehr rückt die Ver- wachsung d. h. die Bildung der Naht allmählig von vorn nach hinten fort, und vor der Mitte des dritten Tages findet man daher im hintern Theile des Fötus die Naht noch nicht gebildet, während in der Mitte sie da ist und nach vorn schon et- was Gekröse. Nach der Verwachsung der Gekrösplatten in ihrer ganzen Länge ist aber das Wachsthum des Gekröses etwas hinter der Mitte des Rumpfes bei wei- tem rascher, als in der übrigen Länge. Verfolgt man in der ersten Hälfte des drit- ten Tages die Gekrösplatten nach vorn bis in den schon umschlossenen Theil des Leibes , so sieht man, dafs hier über dem schon gebildeten Theile des Speisekanals ein eben solches sehr kurzes Gekröse ist, welches nur am vordersten Ende des Speisekauais aufhört ; dafs die Platten des Gekröses sich, nachdem sie die Naht gebildet haben, nach unten aus einander begeben, den aus dem Schleimblatte ge- bildeten vordem Theil des Speisekanals umfassen und sich nach unten wieder vereinigen, so dafs also der schon geformte Theil des Speisekanals aus einer in- nern von dem Schleimblatte gebildeten, und aus einer äufsern, von dem Gefäfs- blatte erzeugten Röhre besteht. Wir sehen daraus , dafs dieser vorderste Theil sich auf eben die Weise früher gebildet haben mufs , die wir nun sogleich vom Darme näher beschreiben wollen , wo sie sich im Fortschreiten besser beobachten läfst. Darmplat- Wir kehren also wieder zu dem offenen Theile des Leibes zurück. Bis Icn zur Schliefsuug der Naht des Gekröses verhält sich das Schleimblatt ganz leidend. Kaum aber ist dieses erfolgt , so wird es selbstständig. Nach geschlossener Naht erhebt sich nämlich auf jeder Seite ein schmaler Streifen des Gefäfsblattes mit dem Schleimblatte zugleich von neuem aus der horizontalen Ebene in die senkrechte. Beide Streifen stofsen mit ihren obern Rändern an die Naht oder an das Gekröse, da während dieser Zeit die Naht sich in das Gekröse d. h. aus einer Linie in eine Fläche auszieht. Der untere Rand des sich erhebenden Streifens geht in einen Winkel in die (relativ) horizontale Fläche der Seitenkappen über. Beide Strei- fen sind an ihrer innern Fläche concav, an der äufsern convex und umschlieisen also einen Halbkanal , -welcher der noch offene Darm ist. So wie früher der Theil des Gefäfsblattes, der sich abgrenzte zur Bildung der Gekrösplatte, um so mehr sich verdickte, je mehr er sich senkrecht stellte, eben so verdickt sich der neu sich abgrenzende Theil von oben nach unten, und diese Verdickung findet sich ebenfalls im Schleimblatte , wenn auch nicht ganz in demselben Maafse , und be- weiset eben, dafs das Schleimblatt nicht unthätig bei dieser Metamorphose ist. Es scheint vielmehr bedingend. Wir nennen nun diese beiden Streifen Darmplat- ten, und machen darauf aufmerksam, dafs sie aus dem Schleimblatte und dem Ge- fäfshlatte zugleich bestehen. Die Darmplatten nähern sich einander nach unten immer mehr, und bilden so eine ziemlich tiefe Rinne von der Mitte des 3ten Ta- ges an. Wir nennen sie Darmrinne , da sie den nicht geschlossenen Theil des Darm - oder Speisekanals umfafst. Alles scheint anzudeuten , dafs die Panne sich bald in der ganzen Länge durch eine Naht schliefseu will. Indessen erfolgt die Umwandlung des Halbkanals in ein geschlossenes Rohr nur allmählig und nicht durch eine mittlere Naht, sondern indem sich von den beiden Enden aus die schon beschlossenen Anfangs- und Endtlieile des Speisekanals gegen die Mitte verlängern. Während nämlich von den Seiten die Keimhaut sich gegen den Embryo wölbt, um mit ihren innersten Theilen in die Organisation des Embryo überzu- gehen, war dasselbe in der Längendimension von den beiden Enden aus schon früher erfolgt, wie uns die Abbildungen IV. V. und VI. versinnlichen werden. Wir wissen , dafs am Ende des 2ten Tages die Kopfkappe schon bedeutend war, uud dal's auch mit dem hintern Ende der Embryo über seine Anheflung an das Keimblatt hinauswuchs, so dafs von unten aus betrachtet das hinterste Ende der Wirbelsäule durch den Unnvurf der Keimblätter schon etwas verdeckt wurde. Die Stelle dieser hintern Umbeugung rückt nun während des dritten Tages immer mehr nach vorn. Eben so rückt die Umbeugung, welche die hinlere Grenze der Kopfscheide bezeichnet, immer weiter nach hinten. Durch das Fortschreiten beider Unibeugungen wird immer mehr vom Gefäfs - und Schleimblatte nach in- nen gekehrt und wird durch diese Umkehrung unmittelbarer Theil des Speise- /£\> L I B R A R Y j 46 kanals. Natürlich laufen die schon geschlossenen röhrenförmigen Theile mit offe- uen Mündungen gegen den noch uligeschlossenen mittlem Theil oder die Darm- rinne aus. Die Wände der geschlossenen Enden des Speisekanals hören hier aber nicht auf, sondern biegen sich nach allen Seiten in die Kappe und die Keimhaut als ihre unmittelbare Fortsetzung um. Nur mit ihrer oberu Wand gehen sie durch die Darmrinne unmittelbar in einander über. Der Eingang in den Mastdarm ist ■während des ganzen dritten Tages sehr weit, und der Mastdarm selbst ist in der ersten Hälfte des dritten Tages nur eine weite und tiefe Grube, ähnlich der Form der Rachenhöhle am Anfange des zweiten Tages. Am Ende des dritten Tages ist je- ner ein weiter, etwas gekrümmter Trichter, dessen stumpfes Ende fast ganz bis au die Spitze der Wirbelsäule reicht und hier bestimmt geschlossen ist, indem sich vom After noch keine Spur erkennen läfst. Da nun der hintere über der Ver- bindung mit dem Dotter hervorragende und verdünnte Theil des Embryo in Form eines kurzen Schwanzes herabgekrümmt ist , so scheint es , als ob der Darmkanal in den Schwanz hineinragte , im Grunde aber ist der wahre Schwanz noch gar nicht da , sondern wächst erst vom vierten Tage an über den Mastdarm hinaus, mit Ausnahme eines überaus kleinen Spitzchens , welches schon am Ende des drit- ten Tages sich zeigt. Der vordere Theil des Speisekanals ist am Anfange dieses Tages ziemlich weit , nur die zukünftige Speiseröhre enthaltend. Der Theil, der sich in der Mitte dieses Tages bildet, wird zum Magen, ist aber noch unmerk- lich weiter, als der am Ende desselben Tages sich bildende Anfang des Zwölffin- gerdarmes. Nur noch ungefähr ein Drittheil der ganzen Länge des Speisekanals hat am Schlüsse des dritten Tages die Form einer Rinne: diesen ungeformten Theil nennt Wo lff den Mitteldarm. Es ist aber der zukünftige ganze Dünndarm des Huhnes. /. Speise- Wenn wir mit Wolff die Bildung der umschlossenen Enden des Speise- Kanal, kanals, um sie in ihren einzelnen Momenten verfolgen zu können, als eine Hin- einstülpung der Kopf- und Schwanzscheide dargestellt haben, so versteht es sich von selbst, dafs diese Hineinstülpung nicht auf ganz mechanische W eise zu denken ist, wodurch die früher in eine Fläche ausgebreiteten Blätter der Keim- haut sich in Falten zusammenlegen müfsten , vielmehr ist diese Einstülpung mit einem organischen Wachsen verbunden, und man kann mit demselben Rechte sa- oen dafs, nachdem durch die Enden der Rückensaite die Stellen für Mund und After bestimmt sind, beide Enden des Speisekanals aus den untern Schichten der die Dotterkugel umkleidenden Keimhaut herausgezogen würden, so dafs die Dot- terkugel der gemeinschaftliche Mittellheil beider Enden des Speisekanals ist , in welche beide übergehen. Noch richtiger ist es, wenn wir die Darmbildung mit 47 der vorhergehenden Gekrösbildung, so wie die Zusammenneigung der Bauchplat- ten als fortgehende Abschnürung des Fötus vom Dotter und dem ihn bekleidenden Keimblatte betrachten, denn die Verbindung zwischen beiden verengert sich bis zum Ende des 5ten Tages immer fort, nicht nur relativ zum wachsenden Fötus (was als ein blofses UeberwachseiL des Fötus gedeutet werden könnte) , sondern auch absolut. Im Grunde aber besteht die Metamorphose aus allen dreien Momen- ten zugleich. Dafs ein wirkliches Hineinstülpen des Keimblattes da sey , lehren die Gefäfsstämme, deren Einniündungsstellen immer mehr sich hineinziehen, so dafs z. B. die eintretenden Venenstämme am Anfange des dritten l'ages ganz am hintern Rande der Kopffalte gerade eingehen, im weitem Verlauf des dritten Ta- ges aber um dun hintern Band der Kopfscheide herum nach innen laufen müssen und, ganz verdeckt von ihm, zusammen münden. Dafs zugleich ein Ausziehen der Enden des Speisekauais Statt finde, sehen wir daraus, dafs die schon gebildeten Cyliuder anfänglich weit sind, dann sich immer dünner ausziehen, und erst später und zwar da, wo sie nicht in Berührung mit dem noch nicht ausgezogenen Theile des Dotters sind, in sich selbst sich zu einer weitern Höhlung ausdehnen. Die Abschnürung lehrt, wie schon bemerkt wurde, die absolut kleiner werdende Com- municationsöffuung zwischen Dotter und Fötus, und dafs dieses Verhältnifs im Grunde das vorherrschende ist , ergiebt sich wohl daraus , dafs hieran alle Schich- ten des Keimblattes und alle Theile des Fötus , die mit ihm verbunden sind , und zwar von allen Seiten in der Längen- und Queerdimension , zu gleicher Zeit Theil nehmen. Es bildet sich daher am Darmkanal keine untere Naht, weder im Schleimblatte noch im Gefäfsblatte, sondern es ist so, als ob eine unsichtbare Hand die Communication zwischen Embryo, Keimhaut und Dotter zusammen- schnürte , wobei das , was vom Darme gebildet wird , nicht erst aus zwei Hälften erwächst, sondern sogleich ganz da ist. Das war es, was wir oben ($. 4. §. 5. «.) als die für diese Periode characte- ä- Umhat, ristische Abschnürung bezeichneten. Wir erwähnten aber zugleich der Eiuhül- bryo "weh lun" des Embryo- Diese »eschieht auf folgende Weise. Indem die Blätter iuner- dle . a,, g?- ~ J " o meine Kajj- halb der Bauchplatten sich von einander trennen und die untere Lage (Gefäfsblatt p& und Schleimblatt) sich blähend nach unten wölben, während der untere Rand der sich nach unten und innen bewegenden eigentlichen Bauchplatte sich über dem Gefäfsblatte grade so wegschiebt, Arie die Gekröspfatte über dem Schleimblatte um die Naht zu bilden , hebt sich der äufsere Rand der Seitenkappen über den un- tern Rand der Bauchplatte ungefähr bis zur Hohe der Rückensaite des Fötus, und geht erst in dieser Höhe in einem anfangs stumpfen, dann rechten , zuletzt spitzen Winkel in das übrige Keimblatt über. (Fig. 6', 6"). In der Läugendirnensioo 48 war dieser Winkel am vordem Rande der Kopf kappe schon viel früher da. Er wird im Verlauf des dritten Tages spitzer und erhebt sich bis über das Vorder- eude des Kopfes. (Fig. VI. t.) An der Schwanzkappe tritt der Winkel , in wel- chem die Schwanzkappe hinten endet, erst im Verlauf des dritten Tages auf, et- was früher als der Winkel der Seitenkappen. Es bildet sich also ein scharfer Winkel im ganzen Umfange der allgemeinen Kappe , in Form eines elliptischen Ringes , in welchem das Keimblatt scharf umwendend aus der Kappe in seine übrige Fläche übergeht. Die Ebene dieses Ringes streift denRücken des Embryo ; der gröfsere Theil des Embryo liegt unter dieser Ebene, ist also in den Dotter ein- ■•esenkt. Der Ring verengt sich und verdeckt etwas die Seitenränder, Kopf- und Schwanzende des Embryo. Von unten angesehen ist der Embryo ganz verhüllt, von oben nur in seinem Umfange. Dadurch wurde Wolff veranlafst, diese Wöl- bung der Keimhaut, die wir die allgemeine Kappe genannt haben, um es sogleich deutlich zu machen, dafs die Kopfkappe nur der Anfang dieser Bildung war, das fälsche Amnion zu nennen. Die Umhüllung , die der Embryo durch die Kappe von unten erhält , ist die Vorbereitung zur Bildung einer vollständigen Einhüllung durch das wahre Amnion. Die Kappe enthält nämlich schon einen Theil des Amnion und bald bildet sich auch der übrige auf folgende Weise. / Einimi- So wie die Kappe sich in jedem einzelnen Theile zu bilden anfängt, ent- lang durch j 1;1 | t sie a rj e Schichten des Keimblattes. Bald aber zeigt sich die oft besprochene Amnion 3 ' "' Trennung der Blätter. So Avie sich der scharfe Winkel des Umfangs der Kappe «ebildethat, ist auch schon die Trennung bis dahin gediehen, und nun erhebt sich das seröse Blatt selbstständig in eine Falte , die wir die Amnionsfalte nennen. Die Basis der Amnionsfalte ist der elliptische Ring, den der Winkel der Umbeu- >uu" bildet. Die Falte erhebt sich aber natürlich nicht im ganzen Umfange zu- gleich, da die Kappe selbst und der Winkel nicht gleichzeitig sich ausbilden. Zuerst tritt sie am Vorderende der Kopf kappe auf, und die bogenförmige Falte, die wir schon am 2ten Tage (§. 2. x.) vor dem Kopfe des Embryo bemerkten, ist der Anfan«* dieser Bildung. Diese vordere Falte zieht sich ziemlich rasch über den Kopf und Hals , und da sie eine Erhebung des serösen Blattes aus der vordem Grenze der Kopfkappe ist , so wird erst jetzt aus der Kopfkappe eine Kopf scheide, welche den Kopf umhüllt, unten aus der Kopfkappe (Fig. VI._pr) , oben aus der Amnionsfalte (rt) bestehend. Im Anfange des dritten Tages tritt ihr entgegen «me ähnliche Falte aus dem hintern Ende der Schwanzkappe, und verwandelt diese in eine wahre Schwanzscheide. Bald erhebt sich nun auch die Falte von der Seite aus den Rändern der Seitenkappen, indem die Schenkel der vordem und hintern Fal- 49 Falten sich gegen einander verlängern und sich erreichen. Schon vor der Mitle des dritten Tages hat man also eine zusammenhängende elliptische Falte , die sich erhebt und zugleich nach oben immer verengt, wodurch sie einen Sack um den Fötus beschreibt, der sich allmählig schliefst und nichts Anderes ist, als das wahre Amnion. Zwar habe ich schon Eier untersucht, bei denen das Amnion am Ende des dritten Tages ganz geschlossen war , indessen glaube ich doch als Norm an- nehmen zu müssen, dafs, auch ohne alle Verzögerung in der Entwicklung , am Ende des 3ten Tages das Amnion gewöhnlich noch eine Oeffhung von einer Linie Länge, und zwar über dem Lendentheile des Fiückens behält, da das Amnion vom Kopfe aus nicht nur am frühesten anfängt sich zu entwickeln , sondern auch am raschesten damit fortfährt. Indem sich die Oeffnung immer mehr verengt, sieht man an ihrem vordem und hintern Ende eine kurze Narbe, so dafs es scheint, es sey hier eine wahre Verwachsung. Die Basis der Amnionsfalte sitzt auf dem Umfange der Kappe. Da sie aus dem serösen Blatte der Keimhaut gebildet wird, so ist es natürlich, dafs, wenn wir von den Seitenwänden aus die innere Lamelle der Amnionsfalte verfolgen, wir an dem serösen Blatte fort bis zu der anliegenden Bauchplatte gelangen. (Fig. 6".) Eben so läfst sich eine Continuitäl der innern Lamelle der Falte überall durch das seröse Blatt bis zum Umfange des Fötusleibes erkennen, wir mögen von vorn , von hinten , oder von der Seite ausgehen. So finden wir den Umfang des Ueberganges von der äufsern Fläche des Fötus in das seröse Blatt der Keimhaut, und es ist klar, dafs, wenn durch irgend einen Umstand entweder die Basis der Amnionsfalte oder die äufsere Lamelle dieses Blattes unkenntlich würde, man noch augenscheinlicher den Zusammenhang des Amnions mit dem Fötus erkennen, und den ganzen Theil des serösen Blattes vom Rande der Falte an bis zum Fötus als zum Amnion gehörig ansehen würde. Eiu solcher Umstand tritt aber später wirklich ein, und das Amnion, wie es später selbstständiger erscheint, besteht dann nicht blofs aus der Amnionsfalte (Fig. VI. r t , s u) , die am 3ten Tage her- vorwächst, sondern auch aus dem Theile, der schon früher da war (p r, q «). Da der Uebergang des Fötus in das seröse Blatt sich eben so wohl abschnürt, als seine Uebergänge in andere Blätter, so rückt mithin die Umbeugung von allen Seiten näher zusammen. So war am Ende des vorigen Tages der hinterste Theil des Herzens noch unbedeckt vom serösen Ueberzuge und lag zwischen dem serösen Blatte und dem Schleimblatte. Im Verlaufe des dritten Tages wird durch Fort- rücken der Umbeugung nicht nur das Herz ganz von einem serösen Ueberzuge bedeckt, sondern dieser geht noch hinter das Herz und bekleidet den obersten Theil der zukünftigen Brustgegend. Eben so wird der hinterste Theil der Unter - G 50 Ieibsgegend von einem serösen Ueberzuge bedeckt. Von der Seite rückt zwar der Ueb'ergang auch näher zusammen, da aber die Bauchplatten sich anfanglich gefaltet hatten und erst allmählig aus der Faltung sich nach aufsen stellten , so fehlt noch eine aus dem serösen Blatte gebildete seitliche Wandung. i. Krüm- Während diese Abschuürung und Umhüllung sich bildet, bleibt der m u n 2. d gs Embryo. Embryo nicht gerade, sondern er krümmt sich in doppelter Hinsicht. Wir erinnern uns , dafs schon am ersten Tage das vorderste Ende der Rückenplatten vor und nach der Verwachsung sich über den Knopf der Rückensaite hinüber bog, dafs am zweiten Tage der hintere Theil des Kopfes bis zum Ende des verlängerten Markes eine leichte Krümmung nach unten erhielt. Diese Krümmung nimmt vom Anfange des dritten Tages an rasch zu. Die Folge davon ist, dafs das vor- dere Ende des Fötus tiefer nach unten geschoben wird, und damit hängt die stärkere Wölbung der Kopfkappe nach unten zusammen. Zugleich schiebt sich immer mehr von dem Rücken über und an den Knopf der Rückensaite. Am Ende des 2ten Tages stand nur die vorderste Hirnblase oder das grofse Hirn und nicht einmal vollständig vor dem Knopf der Rückensaite. Im Sten Tage geht auch die zweite Hirngegend darüber weg , und der vordere Rand der Vierhiigel erreicht beinahe den Knopf. Mehr aber noch als die vordere Kopfgegend rückt der hintere Theil des künftigen Kopfes , der am zweiten Tage äufserlich von dem übrigen Bücken gar nicht zu unterscheiden war, nach vorn, was man am deut- lichsten an dem nach vorn rückenden Ohre erkennt. Eine Folge davon ist, dafs die Kopftheile sich immer mehr zusammendrängen , und nun erst die Form eines Kopfes annehmen. Am Anfange des 2ten Tages ist die erste Hirnblase, der dritte Ventrikel mit dem Trichter, der vorderste Theil des ganzen Embryo her- vorgetreten ; am 3ten Tage bildet die Blase der Vierhügel das vordere Ende , das aber allmählig auch nach der Bauchseite sich bewegt, indem am Ende des dritten Tages auch schon eine Krümmung im Nacken bemerklich wird , die aber erst am 4ten Tage sich mehr ausbildet. Zugleich krümmt sich auch das Hinterende des Körpers nach unten. k. Drehung Im Vorderende ist ferner die Krümmung eine doppelte, denn wenn sie Seite. dCr auch als eine Krümmung nach unten beginnt, so verbindet sich doch sehr bald mit ihr eine Drehung auf die linke Seite, so dafs die Spitze des Kopfes sich nach der rechten Seite des Fötus dreht. Die Drehung beginnt am Kopfe und rückt allmählig fort, so wie der Fötus sich schliefst. Der offene Theü des Leibes ist den dritten Tag hindurch noch gerade, oder, ehe der Schwanz sich auf die linke Seite dreht, 5 förmig gebogen , auf dem Bauche hegend. 51 Das Drehen des Embryo auf seine linke Seite ist ein sehr wichtiges Moment in der Bildungsgeschichte des Fötus , denn mit ihm hängen viele Ver- änderungen, namentlich die Metamorphose des Herzens auf das innigste zu- sammen. Die linke Seite des Embryo zeigt schon bei Entwickelung des Kreis- laufes eine physiologische Verschiedenheit von der rechten , denn sie ist im Ver- hältnifs zu dieser die receptive, aufnehmende Seite. Die aufsteigende Vene steigt am bnken Rande des Fötusleibes in die Höhe und geht von links nach rechts in den Fötus ein. Sind zwei herabsteigende Venen da, so ist doch die Unke stärker und hat ein weiteres Flufsgebiet, wie man wohl den Umfang der Körper- gegend nennen kann, aus welchem das Venenblut aufgenommen wird, als die rechte absteigende Vene. Ist nur eine solche Vene , so ist es eben die linke , und auf der rechten Seite bildet sich erst allmählig eine kleine analoge, welche das Blut aus der Kopfscheide aufnimmt. Von der linken Seite strömt nämlich nicht nur das Venenblut ein , sondern auch die Eingänge in den Speisekanal , besonders der vordere, stellen sich immer mehr links, und der ganze offene, rinnenförmige Theil des Speisekanals liegt mehr links, und nach der Drehung hegt der^ganze Dotier an der linken Seite des Vogel - Embryo. Wie wichtig dieses Verhällnifs seyn mufs, sieht man daraus, dafs in allen Thieren , bei denen der Dottersack nicht gleich anfangs vom animalischen Theil umwachsen wird , wozu immer eine ursprüngliche Ausdehnung des Keimblattes gehört, sondern der Fötus vom Dottersacke auf kürzere oder längere Zeit sich ab- schnürt, der Dottersack an der linken Seite des Fötus liegt, so der Dotter bei Eidechsen, Schlangen, Vögeln, so die Nabelblase in allen Säugethieren , die ich bisher im Embryonenzustande zu untersuchen Gelegenheit hatte. Unter mehreren hundert Embryonen des Huhnes fand ich nur zwei, welche die rechte Seite dem Dotter zugekehrt hatten. " In dem einen war die Drehung noch nicht weit vorge- schritten , und das Herz hatte ganz die gewöhnliche Form und Lage , so dafs ich zweifelhaft bin , ob diese falsche Wendung sich nicht noch aufgehoben hätte. In dem andern Falle aber hatte schon der halbe Fötus sich auf die rechte Seite ge- dreht, die hintere Hälfte war nicht ganz gerade, sondern eigenthümhch gedreht} als ob sie eine Gewalt erlitten hätte. Das Herz war hier ganz umgekehrt gestellt ; die Vorkammer lag nach rechts , die Wölbung der Kammern nach links, und so war in allen seinen Theilen das umgekehrte Verhältnifs der Lage, die wir als die normale beschreiben werden. Ich kann daher; nicht zweifeln, dafs hier ein Situs inversus sich zu bilden angefangen habe. Etwas häufiger fand ich bei Säugethier- Embryonen, namentlich in Schweinen , wo das Ei des Fötus , nicht durch eine harte Schaale eingeschlossen, mehr durch die äufsern Umgebungen in G 2 : [ LIBRARY] ges. 52 der Entwickelung der ihm eigenthünilichen Rauniverhältnisse gehindert -wird, die Nabelblase nach rechts liegen , etwa iu 1 2 Fällen einmal , aLer nie ohne dafs die Nabelblase eine verdrehte Form halte, indem beide Zipfel derselben nach demselben Ende des Eies hinliefen. !. Gefafi- Von diesen Betrachtungen nehmen wir Veranlassung, zur Metamorphose Anfluge d"! dfiß Gefäfssystems während des dritten Tages überzugehen , da auf dieses System dritten Ta- c ]j e D re hung den gröfsten Einilufs ausübt. Während des dritten Tages nun erweitert sich nicht nur der Gefäfshof, sondern die Grenzvene tritt immer stärker hervor. Es mehrt sich auch sichtlich die Zahl der Blutgefässe im Gefäfsraume. In die Gegenden, welche ursprünglich fast nur von Venen besetzt waren , in die Kopf kappe und das vordere und hintere Ende des Geläfsraumes, verzweigen sich die Arterien, und in den Seitentheilen des Gefäfsraumes büden sich neue Venen , die sich auf der linken Seite in die aul- steigende Vene ergiefsen , auf der rechten Seite aber einen eignen Ideinen Stamm bilden, der, da er nicht das Blut aus dem hinlern Thede des Gefäfsraumes empfängt, niemals die Gröfse der aufsteigenden bnken Vene erhält, und mit der rechten absteigenden Vene dicht vor ihrem Eintritt iu das Herz sich verbindet. Beide Venenstämme der linken uud rechten Seile treten in einen gemeinsamen Stamm zusammen , der schon das hintere Ende des Herzens ist ; denn jene Stämme sind dasselbe, was wir im 2ten Tage die Herzschenkel (§. 2. q.) genannt haben. Dieser gemeinschaftliche Stamm wird erst im Verlaufe dieses Tages durch Entwickelung der Leber vom eigentlichen Herzen getrennt , erscheint aber im Anfange noch als integrireuder Theil desselben , so wie er nach hinten un- mittelbar in die beiden Herzschenkel sich auszieht. Wir wissen, dafs am Ende des 2ten Tages das Herz selbst noch die Form eines Kanals hat, dessen Anfang in der Miltellinie der Bauchlläche liegt, der sich von hier unter steter Erweiterung zuerst ein wenig, nach links und dann stärker nach rechts, zugleich aber nach unten krümmt. Von der Stelle der stärksten Konvexität nach rechts uud unten nimmt die Weite dieses Kanals wieder ab und er geht wieder nach links und oben, theilt sich dann schon am Anfange des dritten Tages in vier Paar Bogen, von welchen der erste dicht am hintern Rande d< r nun geöffneten Mundspalte verläuft und den stärksten ßlutstrom aufnimmt, der hinterste aber so schwach ist, dafs er nur mit grofser Sorgfalt erkannt wird und von dem durchschiel'senden ßlule noch nicht geröthet erscheint. ZAvischen e- schränken sich also sämmtliche Venen dieser Zeit nicht nur auf das Pfortader- system, sondern auch auf den Theil desselben, der vom Darm und Gekröse kommt. Diese Pfortader geht auch nicht nur unmittelbar in das Herz , sondern ihr kurzer Stamm ist eben von dem aufnehmenden Theile des Herzens noch gar • nicht unterschieden. Am Herzen selbst ist die stärkste Wölbung, die zukünftige Spitze. Man kann also mit Recht sagen , dafs die Spitze des Herzens nach rechts gekehrt ist. Ein Unterschied zwischen der Herzkammer und dem venösen Theile, 54 oder der küuftigen Vorkammer, so wie zwischen jener und dem Aortenwulst, ist auch noch gar nicht deutlich , wenn auch der weitere Verfolg lehrt , dafs aus dem gewölbten Theile die Kammer wird. Dagegen sieht man im Innern dieser Haupt- wölbung einen dunkeln Streifen , den ich lauge für zurückgebliebenes Blut ange- sehen habe in welchem ich aber endlich den feinen Rand emer im Innern befind- lichen Falte erkannte. Es ist die zukünftige Scheidewand der Herzkammern, welche schon aus dem zweiten Tage stammt (§. 2. r.), und schon bei der erstezi Entstehung des Herzens , wenn nicht gebildet , doch veranlafst seyn mufs. Es ist also nicht eine linke Kammer zuerst da, sondern eine Kammer, welche l>eide zukünftige einschliefst. — Ueber die Bedeutung der Arterien ist wenig mehr zu sagen , als dafs die beiden grofsen aus dem Embryo tretenden Aeste die Nabel - Gekrösschlagadern , Arteriae omphalo - mesentericae , sind, m. Weiter- Die Weiterbildung, welche das Gefäfssystem im Verlaufe des dritten Gefäts- d " Ta^es erfahrt, besteht aufser den Veränderungen im und am Herzen darin, dafs, lystems. na chdem die Venen in den Seitentheilen des Gefäfshofes sich vermehrt haben, die Stämme, in welche sie gesammelt werden, sich immer mehr an die Arterien- stämme anlegen. So liegt neben jeder Gekrösschlagader eine Vene, welche in queerer Richtung auf den Embryo zu verläuft. Am Rande des sich bildenden Darmes und Gekröses tritt jede derselben in die benachbarte aufsteigende Vene. Am linken Rande liegt die ursprüngliche aufsteigende Vene, die aus dem hintern Ende des Gefäfsraumes kommt. Am rechten Rande hat sich der gemeinschaftliche Stamm einer andern aufsteigenden Vene gebildet, die ein kleineres Flufsgebiet hat und daher enger ist. Alle vier Venen ahmen offenbar die Verzweigung der Aorta nach. So bildet sich allmählig der erste Kreislauf um. Da die Umbildung aber nicht sehr auffallend ist und nur eine unmittelbare Weiterbildung, so wollen wir sie die zweite Form des ersten Kreislaufes nennen. Vollendet wird diese Um- bildung erst am 4ten Tage, denn am Ende des 3ten liegen die Seitenvenen nur mit ihren Verzweigungen an den Arterien mit den Stämmchen etwas vor den- selben. Ueberhaupt nehmen in der Keimhaut die Arterien eine tiefere Lage ein, als die mehr nach oben liegenden Venen, so dafs die Gekrösschlagadern unter den aufsteigenden Venen weggehen , um in den Gefäfsraum zu kommen, während in den Hauptstämmen das Verhältnifs umgekehrt ist , da die Aorta an die Wirbel- säule angeheftet ist, die Venen aber in dem noch nicht zuni Gekröse vereinigten Theile des Gefäfsblattes liegen. Auch ihr gemeinschaftlicher Stamm, der am Ende des dritten Tages selbstsläudiger und länger ist , liegt unter dem Speisekanal, während die Aorta immer über ihm liegt. — In der Aorta verlängert sich der Stamm , und die Theilungsstelle rückt also immer tiefer herab , die letzten Enden 55 der Aorta verlieren sich auf den im Verlauf des dritten Tages entstehenden Harn- sack (Allantois). Endlich -wird das Gefa'fssystem wesentlich dadurch verändert, dafs die Aorta sich in den Leib des Fötus verzweigt (zuerst läfst sich die Entstehung der Carotiden erkennen) , und dafs eben so Venen im Embryo sich bdden , von denen die Drosselvenen am Ende des dritten Tages schon sehr deutlich sind. Wir verweisen aber die nähere Betrachtung der Körpergefäfse auf den vierten Tag, wo sie mehr im Zusammenhange betrachtet und verständlicher gemacht werden können , nachdem von den Umbildungen des Herzens und seinen Umgebungen gesprochen ist, und brechen hier nur mit der Bemerkung ab, dafs am Ende des dritten Tages , also aufser der Pfortader, schon ein Körpervenen- system da ist. Das Herz ist mit seinen Ein - und Ausgängen so steten Umänderungen , "■ Uml » 1 - ö o » düng des unterworfen, dafs es von einer Stunde zur andern Verschiedenheiten erkennen Herzens. läfst. Da die Veränderungen mannigfaltig und gleichzeitig sind, so mufs man, um sie im Einzelnen zu verstehen , sie sogleich in ihren allgemeinsten Resultaten überbkcken. Diese bestehen erstens darin, dafs das Herz mit seinen Anhängen sich immer mehr nach hinten zurückzieht. Da zu gleicher Zeit die über der Rücken- saite liegenden Theile sich nach vorn schieben, so wird das Lagerverhältnifs des Herzens zum Hirne ganz umgeändert. Während nändich das Herz in seiner ersten Bildung ganz unter dem Hirne lag und grade so weit nach hinten reichte , dafs das Hirn diese Lage noch am Ende des zweiten Tages nicht sehr verändert hatte, liegt am Ende des dritten Tages nur das vorderste Ende des Herzens , in so fern man die Aortenzwiebel als solches ansehen kann, unter dem verlängerten Marke als hinterstem Ende des Gehirns. Rechnet man die Aortenzwiebel nicht mit zum Herzen , so liegt das ganze Herz hinter dem Hirne. Zweitens schiebt sich das Herz in seinen einzelnen Theilen zusammen, während es sich zurückzieht, so dafs die vordem Theile sich mehr zurückziehen, als die hintern. Ja der aufnehmende Theil rückt sogar weiter nach vorn. Eine Folge davon ist, dafs die Mitte des Herzens weit mehr nach unten hervorgetrieben wird , und am Ende des dritten Tages wie ein weiter Kropf, nur bekleidet vom serösen Ueberzuge, zwischen dem Vorderende der Bauchplatten hervorragt, seiner allgemeinen Richtung nach, dem Kopfe parallel. Drittens zieht sich das aufnehmende Ende des Herzens , während der Leib sich immer mehr schliefst und auf die linke Seite dreht, nach links hin. Naöh dem ersten Viertel des dritten Tages ist schon diese linke Lage sehr deutlich und nimmt bis zum Ende dieses Tages immer mehr zu. Eine Folge davon ist, dafs 56 *e- immer aber bleibt noch eiu Theil des Darmes rinnenförmig offen. Die Ein- hüllung des Embryo durch das wahre Amnion wird im Anfänge dieses Tages /^^Ä^A?^ vollendet, wenn sie nicht schon am Schlüsse des vorigen erfolgt Avar. ?o3~aJ; Vv < ' I 66 b. Ehihnl- D er Vorgang der Einhüllung ist sehr einfach. Von allen Seiten rückt der d«s Amnion, inuere Rand der elliptischen Amnionsfalte gegen die Mitte zusammen, bis die Oeffhung sich mit einer weifsen Narbe über dem Lendentheile des Rückens schliefet. Am Ende dieses Tages ist oft auch die Narbe nicht mehr kenntlich. Da zugleich die Spaltung der BläUer in der allgemeinen Kappe bis zum Umfange derselben fortgegangen ist, so steht das abgelöste seröse Blatt jetzt nur mit der Amnionsfalte in Verbindung, und wir haben daher nun plötzlich ein geschlossenes Amnion (Fig VII und VIII. und Fig. 7") , entstanden aus der Amnionsfalte (t r', us), dem serösen Blatte der Kappe (Fig. VII. r p, q s und Fig. 7.) und über- gehend in die untere Wand desEmlnyo, so viel davon schon durch das seröse Blatt gebildet ist (dp, q b) (§. 5. A.) c i'anders rj a j os Amnion aber aus einer Falle gebildet ist, so folgt daraus, dafs falsches - Amnion. über dem geschlossenen Amnion noch ein Blatt liegt, welches an die Stelle der Naht angeheftet, im übrigen Umfange aber frei ist. Es ist das obere Blatt der Amnionsfalte Qr t u s). Dieses Blatt hat Pander das falsche Amnion genannt. *■ .. Ab " Was die Abschuür uns anlangt, so finden wir, dafs der kreisförmige Um- des Eiribryo. wurf, welcher durch die Kopfscheide, die Schwanzscheide und die Seitenscheiden düng.' gebildet wird, sich von allen Seiten gegen die Mitte zusammenzieht. Die Coni- muuicalion zwischen dem Embryo und dem Eie erscheint nun schon als blofse Oeffnung, die mit dem Worte Nabel bezeichnet wird. Es mufs einleuchten, dafs dieser Nabel kein neuer Theil ist, sondern die Stelle, wo der Embryo in die übrigen Eilheile übergeht, die nur durch Verschnürung die jetzige Form erhalten hat. Vergleichen wir nämlich unsere Abbildungen VII. VI. bis zu I. und die Queerdurchschnitte in derselben Reihenfolge rückwärts, so finden wir, dafs eben dieser Nabel früher die weite Oeffhung des Leibes t noch früher der ganze Um- fang des offenen Leibes und endlich am ersten Tage noch ganz unbegrenzt war, da der Embryo selbst keine Grenze hatte. Da der Nabel der Uebergang vom Embryo in das Ei ist, so müsseu in ihm sich sämmtliche Blätter der Keimhaut wiederfinden, und wir wollen diese einzelnen Blätter unterscheiden, da dire fer- nere Geschichte nicht dieselbe bleibt. Am meisten nach aufsen ist eine Scheide vom serösen Bialte (p q ). Sie geht nach oben in die Haut des Embryo über, nach unten in das seröse Blalt der Kappe. Da aber das seröse Blatt der Kappe in diesem Tage zum Amnion wird, so geht diese Scheide also ins Amnion über. Man könnte sie den Amnionsnabel , noch besser den Hautnabel oder Bauchnabel, nennen; denn der sonst wohl gebrauchte Name Nabelscheide ist in so fern nicht recht passend , als diese Scheide für die Leibeshöhle selbst den Nabel bildet. In ihr ist eine zweite Röhre, welche wieder aus zwei Röhren besteht, die aber 67 iuimer vereinigt bleiben, und dalier nur einen gemeinschaftlichen Kanal bilden. Im Innern dieses Kanals ist nämlich ein Uebergang des Schleimblaues aus dem Schleimblatle der Dotterkugel in die innere Fläche des Darmes. Nach aufsen ist ein übereinstimmender Uebergang aus dem Gefäfsblatte in die Gefäfsschicht des Darmes. Und dieser Kanal ist überhaupt ein blofser Darmnabel , der im Hautuabel liegt. Seine Höhlung führt aus dem Räume, den der Dotter einnimmt, in die Höhlung des Speisekanals , und zwar durch den vordem und den hintern Eingang in die schon gebildeten Enden des Speisekauais , unmittelbar aber gegen die Darmrinne. Es ist nur noch ein kleiner Theil des Darmes rinnenförmig. Immer ist diese Darmrinne schon von beiden Seiten gewölbt und nur nach unten offen. Die Höhlung des Haulnabels führt in die Bauchhöhle, welche in der zweiten Hälfte des vierten Tages eine ansehnliche Weite hat. Wir wollen nun der Entstehung der Bauchhöhle nachgehen, welche nlötz- .*■ Ea «c h - - * hohle lieh aufgetreten zu seyii scheint, da ein ansehnlicher freier Raum im Embryo sich findet , welcher Speisekanal , Leber , die Wolfiischen Körper und den Harnsack umschliefst. Das Gekröse hängt tief herab bis zu dem Theile des Darmes, der noch rinnenförmig ist, und theilt dadurch die Bauchhöhle fast in zwei Hälften. Das giebt uns Licht über die Entstehung der Bauchhöhle. Diese ist aber nichts anderes, als die Vereinigung der beiden Lücken, welche am dritten Tage in den Bauchplatten sich bildeten, wie aus der Ansicht der Fig. 5, 6 und 7. deutlich werden mufs. Ginge um jene Zeit das Gefäfsblatt ^das zukünftige Gekröse) nicht in einer langen Strecke in das Keimblatt über, so würde schon am dritten Tage die Bauchhöhle die gewöhnlichen Verhältnisse haben. Doch überblicken wir ihre Bildung vom Anfange bis zum Ende des vierten Tages! In den beiden ersten Tagen hat der Embryo gar keine Bauchhöhle, also auch keine offene. Man kann zwar dem Embryo in der ersten Periode einen offenen Bauch zuschreiben , in so fern die zukünftigen Bauchwände noch in der Ebene des Keimblattes liegen , aber keine offene Bauchhöhle. Offen ist dagegen seine Darnihöhle , d. h. sein Speise- kanal. Am Ende des zweiten Tages beginnt nun jene Spaltung (§. 2. .v.), und so lange die Spaltung im Bereiche jeder Bauchplatte bleibt, sind zwei Bauchhöhlen da, als schmale Spalten (Fig. 5.). Im Verlaufe des dritten Tages nehmen beide Hölüungen an Weite zu, bleiben aber immer getrennt, bis auf ganz enge Com- niunicationen , die vorn im umschlossenen Theile des Embryo, vor und neben dem Herzen sich finden müssen (§. 5. c.). Die Trennung zwischen der obern und untern Lage des Keimblattes geht am Ende des dritten Tages über die äufsern Grenzen der Bauchplatten hinaus und trennt das seröse Blatt im Umfange der Kopf kappe, der Schwanzkappe und der Seitenkappen, d. h. im Umfange der I 2 68 allgemeinen Kappe, wenn nicht im dritten, doch im vierten Tage (§. 5. h.). Da zu gleicher Zeit die Abschnürung des Embryo von der übrigen Keimhaut -weiter schreitet, so erhält die gedoppelte Bauchhöhle immer mehr untere Wand und Seitenwand. Da ferner die Spaltung von der Bauchplatte durch den Nabel in die Kappe fortgeht, so mufs sich der Darmnabel vom Hautnabel trennen. Deshalb slofsen beide Bauchhöhlen im Nabel zusammen. Je enger der Darmnabel "wird, um desto weniger ist die Bauchhöhle getheilt. Die Verengerung geht aber im Darmnabel rascher vor sich , als im Hautnabel , und dieser Unterschied wird noch vergröfsert durch das Durchdrängen des Harnsackes, -wovon weiter unten. Am Ende des vierten Tages erkennt man schon kaum mehr, dafs der Darmnal>el iiiiiiej- die Bauchhöhle getheilt hatte, besonders da der Nabel jetzt ziemlich weit unter den untern Rand der Bauchpiatten gerückt ist, oder mit andern Worten, da die Bauchhöhle nur oben von den Bauchplatten, nach unten aber von einer Verlängerung des serösen Blattes gebildet wird. Es ist aber diese Verlängerung des serösen Blattes nicht mehr blofse Oberhaut, sondern scheint aus zwei Schichten zu bestehen, und ist wahre Haut. Die Bauchhöhle hat also oben zu beiden Seiten die Bauchpiatten, die immer noch schmal sind; weiter nach unten ist sie von der Haut bis auf die Nabelöffnung umschlossen. Nach hinten geht die Bauchhöhle ursprünglich bis an die Stelle, wo das hintere Ende des Speisekanals an die Bauchpiatten stöfst. Nach vorn scheint das Verhältnifs weniger einfach, ist im Grunde aber doch dasselbe. Die Rachenhöhle wird nämlich , wie unten das Afterende, unmittelbar von den Bauch platten unifafst. Bis hierher hat sich also die Trennung der Bauchplatten nicht erstreckt. Es ist nur der Unterschied, dafs die Rachenhöhle weit länger ist. Ihre Grenze ist noch immer durch die hintersten Kiemen- (Arterien-) bogen bezeichnet, welche am vierten Tage der nun hinzugetretene fünfte Bogen ist. Die Kiemenspalten gehen also durch die Wand der Rachenhöhle hindurch, ohne auf einen Raum zu stoßen, der das Verhältnifs der Bauchhöhle halte. Hinter ihnen spitzt sich die Rachenhöhle zu, um in den übrigen Speisekanal überzugehen, der viel enger ist, und hier hat man gleich eine umgebende Höhle, welche das Herz umfafst und sich in die Bauchhöhle fortsetzt. Erinnern wir uns nun, dafs schon sehr früh in der Kopf kappe die erste Spaltung der Blätter eintritt, so sehen wir leicht ein, dafs mit diesem Momente eigentlich die Bildung der Bauchhöhle begann. Daraus folgt, dafs die Bauchhöhle im An- lange gewissermafsen aufserhalb des Embryo lag und zuerst nur das Herz enthielt; dafs diese Bauchhöhle sich dann durch Spaltung in die Bauchpiatten nach hiulen in zwei Schenkel fortsetzte; dafs dann beide Schenkel hinten zusammenliefen, sobald der Harnsack nicht mehr von den Blättern der Schwanzkappe eng um- 69 schlössen war, und nun endlich die Bauchhöhle die Darmhöhle umschliefst, mit Ausnahme des Darmnabels, in welchem die Darmhöhle die Bauchhöhle durch- bohrt. Nach aufsen comraunicirt die Bauchhöhle mit dem Baume des Eies , der zwischen dem Amnion und der tiefern Lage der Kappe liegt und mit dem Baume zwischen Amnion und dem obei'n Blatte der Amnionsfalte, oder dem serösen Ueberzuge. Die Betrachtung der Bauchhöhle führt uns nothwendig zu der Bestimmung /. Ajigemei- anderer Regionen des Embryo. Hinten ist die Wirbelsäule über die Bauchhöhle auf denen die Wolffischen Körper sich bilden , sind aber vielleicht noch eher Venen, welche der Aorta entsprechen, und also die Haupt- wurzeln der untern Hohlvene wären. Am vierten Tage ist auch eine Drosselvene, die das Blut aus dem Kopfe zurückführt, sehr deutlich, und im untern Rande jeder Bauchplatte ist noch eine Vene, die mit der Drosselvene jeder Seite vor dem Eintritte in das Herz sich verbindet. Sie scheint also die Intercostalvene zu seyn. Sie entsteht, wie schon bemerkt ist, und wie man hier deutlicher als an irgend einer andern Stelle beobachten kann, so, dafs die Leibesmasse in einzelnen Punk- ten flüssig wird, die Flüssigkeit sich ansammelt, roth wird, in Form von Blut- punkten erscheint und erst allmählig in Rinnen verläuft. Im Leibe des Embryo scheint, so weil die Beobachtung reicht, die Venenbildung der Artfricnbildung voranzugehen. q. Herz. 72 Am vierten Tage sondert sich das Ffortadersystem schon sehr deutlich vom Hohlvenensystem dadurch , dafs die Pfortader sich in die Leber verzweigt , in verhältnifsmäfsig ungeheuer weiten und kurzen Kanälen und dadurch, dafs der Veuenstamm , in welchem sich die Ffortader freilich noch mit ihrem Stamm ver- längert, bis zum Herzen eine sehr bemerldiche Strecke verläuft. Vom Herzen liegt der venöse Theil noch ganz nach links. Beide Heiz- ohreu vergröfsern sich ansehnlich und bekommen Einkerbungen. Sie münden in den «emeinschaftlichen Venensack. Die Verdickung der Wand, welche anfang- lich nur in den Herzohren herrschte, verbreitet sich am vierten Tage von ihnen aus auch auf den zwischenliegenden Venensack, der am Ende des vierten Tages nicht mehr die ursprüngliche Venenwand hat. Deswegen will ich von jetzt an die beiden Herzohren mit dem Venensacke zusammen die (noch einfache) Vor- kammer nennen. Die Kammer spitzt sich allmäblig sehr zu. Die Spitze ist an- fangs mehr nach rechts gerichtet, rückt dann aber immer mehr nach hinten. Ihre Wände nehmen sehr an Duukelheit zu, und auch der vordere Rand pflegt am Ende dieses Ta°es nicht recht hell zu seyn. Zwischen Kammer und Vorkammern wird der helle Zwischenkanal (Canalis auricularis) ansehnlicher. Der Aorten- wulst verdickt sich mit einer Hauptwölbung nach unten und links, und scheint erst jetzt den Namen eines eigenen Theils des Herzens zu verdienen. Die innere Hrihlun« hat in der Mitte eine grofse Weile, wie schon das durchschiefsende Blut während der Circulation zu erkeunen giebt. Macht man feine Queerschnitle , so findet mau, dafs die Höhlung nicht cylindrisch ist, sondern in jedem Queer- schuitte eine Spalte bildet, welche in der Mitte schmal, zu beiden Seiten weiter ist. Ist das ausgeschnittene Stück aber etwas lang, so kann man nicht durch die Spalte von einer Fläche zur andern hindurch sehen, weil die zweischneidige Höh- lung sich etwas um ihre Achse dreht. Die Kammer sieht äufserlich noch uuge- ■> theilt aus. Im Innern findet man aber eine stark vorspringende Falte, welche die Höhlung in zwei Abtheilungen scheidet, die längs des freien Randes der Falte mit einander Communication haben. Dieselbe läuft auf der einen Seite bis an die Basis der Aortenzwiebel, auf der andern bis in den Ohrkanal. Ob sie auch in dem Venensacke ist, konnte ich nicht unterscheiden, denn dieser ist zu undurch- sichtig, um ohne Zergliederung eine innere Falte in ihm zu erkennen, und zu klein, um eine zuverlässige Zergliederung gelingen zu lassen. Die Falle in der Herzkammer scheint mir nur eine Vergröfserung der schon am dritten Tage deut- lich gesehenen Falte. Sie verläuft aber jetzt auf eigen thümliche Weise schief, so dafs durch sie ein rechtes und zugleich hinteres Fach von einem Unken und vor- dem 73 dem abgegrenzt wird. Beide Fächer münden gemeinschaftlich in die Höhlung der Aortenzwiebel ein. Mit den Gefäfsbogen und den ihnen zugehörigen Kiemenbogen und Kie- r - Kiemen- menspalten gehen merkwürdige Veränderungen vor. Gräfte '"in Zuvörderst wird der Blutstrom in dem ersten Bogen immer schwerer zu ,hnen - erkennen, und am Ende dieses Tages sah ich ihn nie. Der Grund liegt theils in einer Verdickung des Bogens, theils aber in wirklicher Abnahme des Blutstro- mes. Auch der zweite Gefäfsbogen wird allniählig schwächer, ist aber am Ende des Tages, wenn der Embryo kein Blut verloren hat, doch noch bei gehöriger Aufmerksamkeit kenntlich. Dagegen verstärken sich der dritte und vierte Bogen sehr, und nehmen bei weitem die meiste Blutmasse auf. Auch bildet sich im Verlaufe dieses Tages ein fünfter hinterster Bogen , den ich auf der linken Seite • immer schwächer fand , als auf der rechten. Am Ende dieses Tages haben wir also wieder vier Blutströme, die aber nicht die Blutströme des dritten Tages sind. Dafs ich mich hierin nicht geirrt habe, erweisen mir vielfältige Beobachtungen, die im Einzelnen anzuführen hier nicht möglich ist. Während dieser Metamor- phose am vierten Tage verdickt' sich der erste Kiemenbogen sehr, und sein unte- res Ende wird kolbig. Da er dieses Ansehn in geringem Grade schon am dritten Tage hatte , so ist schon daran seine Identität kenntlich. Der zweite Bogen er- hebt sich dagegen nach aufsen in ein Blatt, welches nach oben und unten in die allgemeine Ebene des Halses ausläuft, in der Mitte aber mit elliptischem Rande stark vorragt; der convexe Rand dieses Blattes ist zuerst fast nach aufsen, je mehr es wächst, um desto mehr aber nach hinten gerichtet, so dafs man am Ende des vierten Tages etwas von hinten beobachten mufs , um die ansehnliche zweite Kiemeuspalte, die er etwas überdeckt, zu erkennen*). Zwischen dem vierten und fünften Gefäfsbogen bildet sich eine länglich -rundliche Spalte, während die andern Spalten sich etwas vergröfsern, mit Ausnahme der vordersten, die sich durch ein zartes Bildungsgewebe in der zweiten Hälfte des vierten Tages anfüllt, und am Ende desselben völlig geschlossen ist, nur in der Durchsichtigkeit die ehe- malige Trennung zu erkennen gebend. Wir haben also auch drei Kiemenspalten, die uicht die frühern sind, indem eine neue hinzugekommen und eine frühere verschwunden ist (§. 5.o.). Der ganze Apparat der Kiemenbogen hat, von der untern Fläche angesehen, eine auffallende Aehnlichkeit mit dem Kiemengerüste der Fische, besonders wenn wir dieses im skelettirten Zustande betrachten. Alle *) Dieses Blatt ist es, welches Rathke Kiemendeckel nennt, dessen Bedeutung es 211 hab scheint. K 74 Bogen haben sich etwas verdickt, am meisten freilich die beiden ersten, und ihre untern Enden werden nicht blofs durch eine dünne Haut verbunden, wie am dritten Tage, sondern sie sind zusammengerückt, und in der Mittellinie liegt ein Streifen festeren Bildungsgewebes, ähnlich der mittlem Knochenreihe im Kiemengerüste der Fische. Spaltet man die Rachenhöhle auf, so sieht man, wie sie vorn breiler ist und nach hinten sich trichterförmig verengt. Im vordem Theile ist eine etwas verdickte, aber noch wenig isolirte Stelle über den beiden ersten Kiemenbogen. Diese verdickte Stelle zeigt nach hinten schon zwei kurze Schenkel. Ich halte sie für die erste Anlage des Zungenbeins. Da der stärkste Strom des Blutes durch den dritten und vierten Gefäfsbogen geht, so wird jetzt noch ein gröfserer Theil der Aortenwurzel zur Kopfschlag- ader. An diesem Tage fand ich aufser derselben ein Gefäfs, das ich für die Wirbelschlagader hielt. Das Blut, das auf das Hirn geführt wird, breitet sich fast strahlenförmig in mehrere Bogen über die Hirnblasen aus, und sammelt sich in Venen , von denen eine in Form eines Blutleiters in der Mittellinie der Vierhügel liegt. Aus der Aorta gehen sehr deutliche Gefa'fszweige in alle Wirbelzwischen- räume ein. Im Gefäfshofe liegen Venen und Aorten mit ihren Verzweigungen dicht neben einander. Wirbel - Die Wirbelanlagen in den Rückenplatten verlängern sich nach unten gegen die Wirbelsaite, wodurch der Stamm der Wirbelsäule mehr ausgebildet wird; na*ch oben erreichen sie sich aber nicht. Extremi Die Extremitäten verwandeln sich aus Leisten in Blätter, welche hinten breiter und zugeruudet sind, und nicht mein* auf dem Rande der Bauchplatle zu sitzen scheinen, sondern, da diese breiter geworden sind, auch auf der Furche zwischen den Bauch- und Rückenplatten ihre Basis haben. V , Ceutral - Im Rückenmarke bilden sich beide Blätter #nehr aus und sondern sich von veusystems. einer äußerst zarten Hülle, welche noch sehr eng an den Rückenmarksblättern anliegt, und kaum ohne Verletzung getrennt werden kann. Ich habe daher nicht unterscheiden können, ob die Rückenmarksblätter oben mit einander verwachsen siud, oder nicht, doch scheinen sie blofs von der Hülle zusammengehalten, nach unten siud sie aber durch eine dünne Masse verbunden, die nicht zur Hülle gehört. In jedem Blatte zeigt eine deutliche innere Furche eine Theüung in einen obern und einen untern Strang an, von denen der untere stärker ist. Im verlängerten Marke legen sich beide Blätter weit aus einander; die Kräuselungen, die man am dritten Tage sah, sind zu deutlichen Oueerstreifen geworden. Die vierte Hirnhöhle ist noch von einem Blatte bedeckt, das Nervenmasse zu enthalten scheint. Nicht nur zeigt es unter dem Microscope diese Ansicht, sondern es wird auch im Wein- laten. 75 geiste völlig weifs, wie Nervenmasse. Dieses aufliegende Blatt klebt an den Rückeninarksblättern im ganzen Umfange der vierten Hirnhöhle eng an, läfst sich aber ohne alle Zerreifsung glatt von ihnen ablösen , und scheint eine Verdickung der hier schon mehr getrennten Hülle. Aus allem geht also hervor, dafs aus der ursprünglichen kanalförmigen Anlage Flu den Centraltheil des Nervensystemes sich eine Hülle von dem eigentlichen Nervenmarke trennt, dafs dieses Nervenmari: nach oben gespalten ist, was am fünften Tage noch viel deutlicher wird, und dafs auf der vierten Hirnhöhle, wo sich die Blätter des Nervenmarkes am Aveitesten aus einander geben, eine Lage von nerveuähnlicher Masse aufliegt, grade wie auf der vierten Hirnhöhle mancher Amphibien. Diese aufliegende Masse ist wie in den Amphibien, so auch im Hühner -Fötus, vom kleinen Hirne und ver- längerten Marke getrennt. Das kleine Hirn ist schon deutlich da. Die Rücken- marksblätter breiten sich nämlich, nachdem sie die vierte Ilirnhöhle eebildet haben, auf jeder Seite in ein mehr senkrecht stehendes rundliches Blätlchen aus. Beide Blättchen klaffen hinten weit aus, einander, stofsen aber nach vorn zu- sammen, und umschliefsen einen kurzen und engen Kanal, der in die Blase der Vierhügel führt. Diese Blätter waren im Grunde schon am dritten Tage kennt- lich, obgleich weniger bestimmt, da sie überhaupt von der äufsern Hülle noch nicht deutlich geschieden waren. Am vierten Tage aber ist der Character des kleinen Hirnes unverkennbar, wenn auch nicht alleTheile desselben da sind, die dem kleinen Hirn in höhern Thieren zukommen. Die Vierhügel bilden die gröfste Blase. Sie erscheint nach oben geschlossen; die Höhlung, die sie enthält, ^vollen wir die Sylvische Hirnhöhle nennen. Die darauffolgende Hirnblase, die früheste von allen und ursprünglich die vorderste, bildet die Region der dritten Hirnhöhle und ist viel niedriger und kürzer, als die eben beschriebene. Aus der Mitte der Decke dieser Ilirnhöhle zieht sich in der zweiten Hälfte dieses Tages schon die Nervenmasse etwas zurück, so dafs man eine helle Lücke in der Mittel- linie erkennt. Zugleich bekommt sie in der Decke eine seichte Einkerbung der Queere nach. Die dritte Hirnhöhle steigt tief gegen die Schädelbasis herab, und diese Verlängerung ist der Trichter. Da die Vierhügel weiter nach vorn (im Verhältnifs zum ganzen Embryo) liegen, und überhaupt alle Hirntheile, die ur- sprünglich hinter einander lagen, sich allmählig zusammenkrümmen, so bleibt eine Lücke zwischen dem Trichter, dem kleinen Hirne und den Vierhügelo. Die Lücke ist jetzt schmaler, als am dritten Tage. In dieser Lücke liegt die Bücken- saite und zugleich umgebendes , dem Stamme der Wirbelsäule gehöriges Bildungs- gewebe, mit immer schärfer werdender Umbeugung. Von der Stirn und Scheitelgegend aus sind die Seitenventrikel durch eine tiefe Einsenkung von ein- K 2 76 ander abgegrenzt , aber nicht völlig geschieden. Es scheint, dafs ihre Nerven- blätter in der Mitte zusammenstofsen , sie sind aber von der Hülle noch nicht deutlich getrennt. Das Hirn besteht also aus Blasen, welche ich nach den Ven- trikeln benannt habe, da sonst ein Name gefehlt hätte, um die Blase für die dritte Hirnhöhle zu bezeichnen. Allein die Wandung dieser unter sich zusammen- hängenden Blasen ist nicht mehr ein so einfaches Blatt, als am dritten Tage. So wie schon im Rückenmarke der untere Strang jeder Seite deutlicher ist , so ist die Fortsetzung desselben im Hirne als ein erhabener Strang noch viel kenntlicher. Diesen Strang sieht man,, obgleich seitlich immer in die Seitenwand übergehend, deutlich auf den Boden der vierten Hirnhöhle und der Sylvischen Höhle bis in die dritte Hirnhöhle verlaufen. Hier bildet der Strang den Trichter. Während alter am Anfange des dritten Tages die hintere Wand des Trichters das eigentliche Ende des untern Randes des Rückenmarkes schien, und am Ende des dritten Tages, wo man schon die Andeutung eines Stranges erkennt, der Uebergang in die vordere und hintere Wand des Trichters gleichmäfsig war, ist am vierten Tage der Uebergang in die hintere Wand des Trichters schwach im Verhältnifs zu dem sehr verdickten Uebergange in die vordere Wand. Diese ist jetzt das vor- zügliche Ende des Stranges, in welches er mit ziemlicher Dicke übergeht, und dadurch dem Eingange des Trichters einen wülstigen Saum giebt. Dieses Ende des Stranges bildet in der Vorderwand des Trichters eine Anschwellung , die fast wie eine plötzliche Umbeugung aussieht , allein bei der Kleinheit der Theile läfst sich darüber nicht mit Bestimmtheit entscheiden. Endlich verliert sich der Strang aber auch mit einer kaum merklich erhobenen Fortsetzung in die Blase des Seitenventrikels seiner Seite oder in die Hemisphäre des grofsen Hirnes. v. Sinnes- Mehrere der Hirnventrikel verlängern sich in die hohlen Sinnesnerven. Sinnes- Die hohlen Eingänge in dieselben sind an erhärteten Hirnen von der innern Fläche orga " e " der Hirnblasen aus deutlich und ohne viel Schwierigkeit erkenntlich , und zwar der Eingang in den Hörnerven aus der vierten Hirnhöhle zwischen den Blättern des kleinen Hirns und den Blättern des verlängerten Markes , der Eingang in den Sehnernen aus dem dritten Ventrikel vor dem Trichter, der Eingang in den Riechnerven aus dem Seitenventrikel in der untern Fläche desselben. Da noch keine Faserung zu erkennen ist, so kann man über den Uebergang der einzel- nen Hirntheile nur nach der äufsern Gestaltung urtheilen, und nach diesen scheinen die Sinnesnerven nicht aus beschränkten Stellen, sondern vom ganzen Umfange der Hirnblasen zu entspringen ; so dafs also z. B. der Sehnerve nicht von der Stelle käme , die künftig zum Sehhügel wird , sondern im eigentlichen Sinne des Wortes eine Verlängerung der Hirnblase ist, die die dritte Hirnhöhle einschliefst. 77 Hiernach sind überhaupt die Sinnesnerven Hervorstülpungen desHirnes in die Leibesmasse, und die Sinnesorgane dadurch bewirkte Modifikationen der letztem. Am deutlichsten bewährt sich dieses im Auge. OefFnet man ein in Wein- »• Al, «? c - geist erhärtetes Auge vom vierten Tage, so findet man die Netzhaut verhälluils- mäl'sig sehr dick und fest, so dafs man sie ohne sonderliche Mühe vollständig toii den andern Blättern getrennt darstellen kann. Dieses Markblatt bildet nun eine feste kugelförmige Höhle, welche durch einen hohlen Kanal mit der dritten Hirn- höhle verbunden ist, und füglich als ein nach der Seite getretener Hirnventrikel betrachtet werden könnte. Der Kanal, der sich in diesen Ventrikel ausdehnt, der künftige Sehnerve nämlich, steigt von innen nach aufsen, dehnt sieh dann plötzlich zur Netzhaut aus, und zwar so, dafs in derselben Richtung, die der Sehnerve schon vor dem Eintritte hatte, in der hintern (oder, wenn wir den Kopf auf die Schädelbasis stellen , untern) Fläche der Netzhaut ein heller Streifen ver- läuft, in welchem dieselbe sehr verdünnt ist. Allerdings ist der verdünnte Streif auch nach innen gestülpt, aber nur sehr wenig. Die Verdünnung sieht aber grade so aus , wie am dritten Tage die vertiefte Furche , die durch die untere Mittellinie aller Hirnblasen durchgeht (§. 5. aa.) , oder die untere Naht der Bückenmarksblätter. Hiernach wäre jede Netzhaut nach hinten (oder unten) beinahe gespalten. Die Blase der Netzhaut hat keinen so dünnen Inhalt, als die Hirnblasen, sondern ein dick flüssiges Eiweifs , den Glaskörper , der sich, nach der Behandlung in Weingeist, ausschälen Jäfst. Die Netzhautblase ist ferner nicht überall durch Nerveumasse geschlossen , sondern hat eine kreisförmige Oeffnung an ihrem Ende, welche durch die Linse ausgefüllt wird. Diese ist ziemlich ansehnlich. Die Kapsel und die Linse selbst sind deutlich zu unterscheiden. Die Blase der Netz- haut ist von einer völlig getrennten Haut umgeben, die auf der innern Fläche schon sehr stark dunkel gefärbt ist. Die dunkle Färbung hat sie Jedoch nur bis zur Linsenkapsel, d. h. also so weit auch die Netzhaut geht. Vor dieser Stelle ist sie ganz durchsichtig, und liegt dicht an der Vorderwand der Kapsel an. Eben dem Gegensatze zur Netzhaut mufs sie ihre dunkle Färbung verdanken, denn unter dem Streifen, wo diese verdünnt ist, bleibt jene ungefärbt. Dies ist die so viel beschriebene sogenannte Spalte in der Gefäfshaut, die aber keine Unter- brechung des Zusammenhanges ist. Die äufsere Haut liegt eng auf der Augen- haut, ist verdünnt und gewölbt, ohne Spur von Augenlieder. Die vordere Augenkammer fehlt. Von dem Ohre kann ich nur angeben, dafs sein innerer Theil noch mehr *■ Ohr. verdeckt ist, als am dritten Tage. Im Boden der Rachenhöhle erkannte ich 78 aber eine tiefe gegen das Ohr gerichtete Grube, Avahrscheinlich der Anfang der Ohrtrompete. r _ N a se. An der Stelle, wo am dritten Tage der Riechnerve hervortritt, bildet sich am vierten Tage in der nun verdickten Schädelmasse ein längliches Grübchen mit wulstigem Rande, die Nasengrube. Beide Nasengruben hegen ziemlich dicht zusammen. Unter dem Auge , ' und zwar vom hintern Rande desselben anfangend und f«. u ach vorn wachsend, erhebt sich eine schmale Leiste aus Bild nngsgewebe. Es ist der zukünftige Oberkiefer. Der Unterkiefer ist als solcher noch nicht kennt- lich obgleich er schon da ist, denn der erste Kienienbogen verwandelt sich in ihn und in so fern er am vierten Tage schon dicker wird, als die andern, hat die Umwandlung in den Unterkiefer auch begonnen. na. Andere Was die Metamorphose derEitheile anlangt, so bemerken wir fortgehende Theile des y erm i n derung des Eiweifses, besonders über dem Dotter, weshalb dieser mit der umgebenden Hülle oft schon die Eischaalenhaut berührt. Hierdurch und durch den Umstand, dafs ein bedeutender Theil des Gefäfshofes am Lufträume sich her- abzieht, scheinen die Gefäfse desselben der unmittelbaren Einwirkung der Luft ausgesetzt. Der Gefäfshof dehnt sich nämlich allmählig über die Hälfte der Dot- terku^el aus , den übrigen Raum hat der Dotterhof fast ganz eingenommen , so dafs nach unten kaum ein Kreis von wenigen Linien im Durchmesser von der Keinihaut unbedeckt bleibt. Die Dotterhaut ist viel zarter geworden und zerreifst leicht. Der Dotter hat sich merklich vergröfsert und ist gröfstentheils flüssig ge- worden, indem er zugleich eine weifsgelbe Farbe annimmt. Er gleicht einer Emulsion. Diese Metamorphose beginnt zuerst unter dem Embryo, und zeigt ich dann im ganzen Umfange der Dotterkugel. Der Luftraum hat ansehnlich Eies. SIC zugenommen. . - §. 7. Fünfter Tag. v . Der fünfte Tag scheint bestimmt zu seyn, das zu vollenden, was der dritte merkung. ul ul vierte eingeleitet haben , und die Verhältnisse vorzubereiten , die in der drit- ten Periode in Wirksamkeit treten ; denn die Abschnürung des Embryo erreicht den höchsten Grad. Dagegen entwickelt sich der Harnsack zum Athmungsorgan. ., ... Der Nabel verengt sich nämlich von allen Seiten, und zwar ist der Darm- rung. Dot- n abel am Ende dieses Tages schon ein enger Kanal, der senkrecht in den Darm führt. Dieser Kanal ist der Dottergang , der von nun an bis kurze Zeit vor der 79 Geburt fast unverändert bleibt. Vorderer und hinterer Eingang in den Speise- kanal sind zusammengerückt, und kein Theil des Darmes ist mehr rinnenförmig. Der Hautnabel ist zwar viel weiter, als der Darmnabel , wird aber doch, nach- dem der weite Theil des Harnsackes durchgetreten ist und nun der dünn sieh ausziehende Stiel dieser Blase nachfolgt, sehr viel enger, als am vierten Ta°e. Er umschliefst den Dottergang und den Stiel des Harnsackes mit den zu beiden gehörigen Gefäfseu. Der Harusack liegt nun gröfstentheils aufserhalb des Leibes, und nur der c. Lage des Stiel geht in diesen ein. Da der Harnsack sich zwischen der Gekrösplatte und Harnsacke! Bauchplatte der rechten Seite durchgedrängt hat (§. 6.m.) } so lie^t er immer rechts am Embryo , und zwar in dem Räume zwischen der obern und untern Lage der Kappe, und wenn diese schwindet, zwischen dem Amnion und der serösen Hülle. Der Harnsack erreicht einen Durchmesser von 4 — 5 Linien und ist sehr gefafsreich. Beide Blätter des Amnions erleiden aber auch eine Metamorphose. Nach- d - Seröse dem sich das Amnion geschlossen hat, lösen sie sich von einander, 'und diese Lö- H "" e ' sung scheint noch durch die Vergröfserung des Harnsackes befördert zu werden. Dadurch wird l) das Amnion jetzt eine nach oben abgelöste, seihstständi°e Hülle, 2) hat sich aus dem obern Blatte eine neue Hülle gebildet, die oben das Amnion mit dem Embryo bedeckt, nach aufsen aber so weit reicht, als die Keimhaut, deren seröses Blatt sie Ja eben ist. Dieses seröse Blatt ist nur jetzt sehr weit von der untern Lage gelrennt, so dafs ein ausgedehnter Raum zwischen dem Amniou, der tiefem Lage des Keimblattes , und dem abgelösten serösen Blatte da ist , in welchen Raum die Bauchhöhle des Embryo durch den Hautuabel überseht. Auf die Entstehung dieser neuen äufsern Hülle , die wir die seröse Hülle nennen , folgt eine merkliche Verdünnung und endliche Zerreifsung der Dolter- haut. So bald diese zerrissen ist, zieht sich das Eiweifs rascher als früher vom Dotter weg, und weicht nach dem spitzen Ende des Eies, wo man noch eine Zeit- lang die Ha<:elschnüre findet. Die Keimhaut hat sich unterdessen so vergröfsert, dafs der Gefäfshof fast t . Ausdeh- \ des Dotters einnimmt und der Dotterhof den übrigen Raum. Der Dotterhof ist Keimhiut sehr dünn und klebt so fest am Eiweifse an, dafs er beim Abtrennen des Eiweiises leicht zerreifst, daher die Angabe, dafs derDolter hier gar nicht umschlossen sey, sondern eine Lücke seiner Hülle durch das Eiweifs , wie durch einen Pfropf ver- schlossen werde, wogegen eine sorgfältige Untersuchung mir entschieden zu spre- chen scheint. 80 / uie Kap- D ft die Spaltung innerhalb der Keimhaut immer weiter vorrückt, so ist pe schwm- endlich nichts da , was die untere Lage am Rande der Kappe in die Höhe hielte. Der Winkel , den der Umfang der Kappe gebildet hat , wird nämlich durch die Trennung aufgehoben. Der ganze Umfang sinkt also wieder, und hiermit ist das Ansehn der Kappe verschwunden, wenn man nicht noch den trichterförmigen, an die untere Fläche des Embryo sich anlegenden Uebergang der Keimhaut in den Dottergaug dafür gelten lassen will. e . Form des Der Embryo liegt ganz auf der linken Seite und ist so stark zusammen- Embryo. gekrümmt, dafs Kopf und Schwanz sich meistens berühren. Da nun der Harn- sack an der rechten Seite des Embryo liegt , so erreicht er die höchste Gegend und wird nur durch die seröse Hülle von der Schaalenhaut getrennt. Der Kopf ist dem Rumpfe an Masse gleich. Die Vierhügel ragen stark vor , der Hals wächst rasch , ist aber an der untern Seite noch immer viel kürzer, als an der obern , so dafs er sich nicht gerade strecken läfst. Der Nacken ist hin- ter dem Kopfe besonders stark, aber in einen grofsen Bogen fast gleichmäfsig gekrümmt. Die Bauchplatten haben sich ansehnlich in der Höhe vergröfsert. Die Bauchhöhle ragt noch etwas in den Hals. Die Leber liegt schon im Rumpfe in der Gegend der vordem Extremitäten, aber vom Herzen befindet sich noch mehr oder weniger vor denselben. Das Zurückziehen des Herzens scheint auf die Krüm- mung des Halses zu wirken, da die Gefäfsbogen noch mit der Rachenhöhle ver- bunden sind und durch das Herz nach hinten gezogen zu werden scheinen. h. Darm- Beide Darmhälften bilden einen scharfen Winkel unter sich gegen den Dot- kanal. tergang , indem das Gekröse sich stark in der Mitte seiner Ausdehnung vergrö- fsert hat. Die Weite des Speisekanals hat im Allgemeinen zugenommen , und die ein- zelnen Theile treten viel bestimmter hervor. Der Magen ist nicht nur scharf ab- oe^renzt gegen den Darm , sondern ist viel weiter und ragt nach links in Form ei- nes Büudsacks vor und bekommt eine dicke Wandung, uhmuiigs- Die Lungenflügel haben sich von dem Speisekanale fast ganz gelöst, de r organe. se j u< ^r^lich verlängerte Mitteltheil liegt aber noch eng an. Die Luftröhrenäste nicht nur haben sich verlängert, sondern auch der Stamm der Luftröhre ist, je- doch weniger , gewachsen, und der Speiseröhre ganz ähnlich, aus einem engen, dunklen Kanal von Schleimhaut mit einer dicken äufsern Lage der Gefäfsschicht bedeckt. Man sieht also, dafs Speisekanal und Luftweg sich so von einander trenuen , dafs die Scheidewand immer weiter nach vorn sich verlängert *). Die *) oder die Luftröhre sich mehr herauszieht. 81 Die Leber ist sehr ansehnlich. Beide Lappen sind dicker geworden , und * Leber. scheinen im Innern eine schwammige Textur zu haben. Eine »euauere Unter- suchung zeigt, dafs die Venen sich überall mit weiten Aesten zwischen die Gallen- gänge verzweigt haben. Die Gallengänge haben einen gemeinschaftlichen Stamm. Das Pankreas tritt aus der Gefafsschicht hervor und hebt einen Theil der- /Pankreas. selben vom Speisekanal ab. Um die Stelle, wo das Pankreas hervortritt, bildet wl.fdung™ der Darm eine starke Windung. So entsteht eine erste Umbeugung oder Schlinge, die dem Zwölffingerdarm eigen ist, und am nächsten Tage deutlicher wird. In- dem sich der Magen zu wölben anfing , hatte sich die Gefafsschicht dieser Gegend sehr verdickt. Da nun die stärkste Wölbung des Magens ursprünglich nach oben und zuweilen etwas nach rechts lag (§. 6.g.), am fünften Tage aber der Magen sich so dreht, dafs die Wölbung sich nach links stellt, so wird die äufserste Lage der Gefafsschicht, indem sie an der Drehung keinen Antheil nimmt, vom Magen getrennt, und wandelt sich später in ein gesondertes Blatt, das Netz, um. In "■ Netz. diesem Blatte sieht man zuerst am fünften Tage ein blutrothes Körperchen , die Milz. Die Blinddärme haben noch die Form von stumpfen Kegeln. Der weite .. n - Bünd- Darm ist ganz kurz. Der After erscheint in Form einer einfachen Queerspalte. ter Darm. Dadurch wird der Schwanz für immer abgegrenzt. Die Wolffischen Körper haben an Höhe und Breite sehr zugenommen, und <>■ Wolffi- sind überaus blutreich. An ihrer innern Fläche erscheint ein rundlicher Streifen s< ° rpe ' von Bildungsgewebe, der Hoden oder Eierstock. Nach oben und aufsen ein an- derer blattförmiger Theil , der vom Wolffischen Körper in die Wand der Bauch- höhle übergeht. Die hohlen Queergänge im Wolffischen Körper verzweigen sich uud winden sich. Man sieht im Wolffischen Körper nach dem Absterben des Embryo einzelne ßlutströpfchen , und es schien mir deutlich, dafs diese Blut- ansammlungen im Innern der erwähnten Gänge liegen , und ich kann daher nicht umhin, die schon früher ausgesprochene Ansicht (§. 5.x.) hier noch zu bestäti- gen , dafs die Wolffischen Körper ursprünglich aus Verzweigungen eines Gefäfs- stammes sich bilden, welches mit Sicherheit zu bestimmen mir nicht gelungen ist, wie im nächsten Abschnitte näher untersucht werden soll. Am 5teu Tage sieht man deutlich den Stamm der Ilohlveneu mit vielen kleineu Wurzeln aus der innern Seite der vordem Enden beider Wolffischeu Körper hervortreten und hin- ter der Leber hinaufsteigen. Das Herz ist noch mehr zusammengezogen, als früher, so dafs die Vorkam- p . Herz. mer an die Aortenwurzel angrenzt. Zwar hegt immer noch jene links und etwas nach hinten, diese rechts und etwas nach vorn, allein das linke Herzohr ist so L 82 zurückgewichen, dafs es ungefähr gleiche Hohe mit dem rechten hat, und das letztere hegt nicht blos an der linken Seite der Kammer, sondern schon etwas über ihr. J)ie Spitze der Kammer ist nach hinten gekehrt und hat sich mehr zu- gespitzt. Beide Herzohren sind stärker gekerbt , und krümmen sich etwas nach unten ; der nuttlere Veneusack la'fst äufserlich eine beginnende Einschnürung be- merken. Der Olirkanal hat seine gröfste Länge und ist so durchsichtig , dafs mau in ihm eine innere Falte als dunklen Streif erkennt. Die Herzkammer ist völlig dunkel, die Scheidewand in ihr hat so zugenommen , dafs sie das Innere in zwei Kammern trennt , die nur durch eine längliche Lücke mit einander in Verbindung stehen. In der Aortenzwiebel sind zwei von einander getrennte Gänge, die aber äufserlich nicht zu erkennen sind. Es mufs also die Mitte de"s spaltförmigen Ka- nals, den wir am vierten Tage fanden, verwachsen sejn. Beide Gänge scheinen sich etwas um einander zu drehen, so dafs der eine, der mehr nach unten liegtj von hinten und rechts nach vorn und links geht, der andere, der mehr oben ver- läuft, von hinten und links nach vorn und rechts geht. Der erste kommt also aus der rechten Abtheilung der Kammer, der letztere aus der linken. Beide schei- nen durch zwei verschiedene Blutströme entstanden. Da nämlich die Falte in der Herzkammer immer mehr in eine schiefstehende unvollständige Scheidewand sich ausbildet, mufs der Blutstrom in ihr getheilt werden, der eine läuft mehr nach der Bauchseite in den Raum, welcher zur linken Kammer sich auszubilden bestimmt ist. Indem dieser nun in der Spitze der Kammer sich umwendet , um in den anfangs einfachen Kanal der Aortenzwiebel zu gelangen , erhält er noth- wendig, aufser der Richtung von hinten nach vorn, die von links nach rechts und von unten nach oben; der Strom in der zweiten Höhlung läuft mehr oben und nach rechts, indem er hier umkehrt erhält er die Richtung von rechts nach links, und von oben nach unten. Die Richtung von hinten nach vorn ist beiden Strömen gemeinschaftlich , allein da sie beide aufserdem noch eine verschiedene haben , so kann es nicht fehlen, dafs sie, obgleich anfangs in einen gleichmäfsigen , fast runden Kanal zusammengedrängt (am dritten Tage) , diesen Kanal allmählig nach zwei Richtungen ausfurcheu (am vierten Tage §. 6. eschreiben wollen , ohne auf die Krümmung des ganzen Embryo selbst Rücksicht zu nehmen, jedoch auch ohne das Hirn auf seiner Basis ruhend zu denken sondern das vordere Ende des Leibes bildend, so finden wir die Vierhügel am meisten nach vorn liegend, nach oben und unten fast gleich weit überragend. Aus dem Rückenmarke steigt das verlängerte Mark in einem stumpfen Winkel nach unten. Darauf folgt eine zweite Umbeugung auch im stumpfen Winkel, indem der Stamm des kleinen Hirns nach vorn verläuft. Dann kommt die recht- winkliche Umbeugung in den Stamm der Vierhügel. Von hier geht die Um- beu^un" so stark fort, dafs die Spitze des Trichters nach oben gegen den Stamm des kleinen Hirns gerichtet ist, und die Hauptfortsetzung der Hirnschenkel in die Hemisphären fast gerade nach hinten läuft. Früher war der Eingang in die Seh- nerventrube in dieser Richtung, noch früher der Trichter. Dieser ist der zuerst umgebogene Theil, der schon am zweiten Tage sich vor der Umbeugung der Rückensaite herabkrümmt ($. 2. m.). Hieraus wird ersichtlich, dafs der Hirn- schenkel am unmittelbarsten zu jeder Zeit in den Theil des Hirns übergeht, der am meisten nach hinten gerichtet ist. Mit der veränderten Krümmung ist eine Umänderung im" Wachsthum verbunden. Der Trichter ist noch am dritten Tage sehr weit, so wie aber die vordere Zusammenkrümmung zunimmt, und der Trichter gegen die Rückensaite gedrängt wird, nimmt sein Wachsthum ab. Um die Veränderungen in der Krümmung des Hirns selbst bestimmen zu können, habe ich die Richtungen nur nach ihnen bezeichnet, indem ich die ]ie«ion der Vierhügel die vordere genannt habe. Nehmen wir aber auf den Embryo selbst Rücksicht, so finden wir, da er am fünften Tage stärkte, als an irgend einem andern gekrümmt ist, die Vierhügel noch mehr nach unten, als nach vorn gerichtet, und die vorderste Region des Embryo ist eigentlich unaus- »efüllt, der Einschnitt nämlich hinter den Vierhügeln, zwischen ihnen und dem verlängerten Marke. Auge. Das Auge hat sich sehr vergröfsert und seinen weifsen Streifen behalten. In der Netzhaut sieht man diesen Streifen jetzt erhaben , und aus zwei Strängen bestehend, die eine Furche zwischen sich lassen, ähnlich den Hirnschenkeln in den verschiedenen Hirnregionen. Ich fand nicht, dafs die umgebende dunkle Haut hier deutlich nach innen gestülpt war , wie Huschke angiebt, obgleich sie an die äufsere Fläche der beiden Nervenstränge Pigment absetzt. Mitten unter 87 dem Nervenstreifen ist sie aber ohne Pigment, uiul zu einer wirklichen Einstül- pung ist kaum Raum, da die Furche zwischen Leiden Nervensträngen von innen angesehn nicht erhaben, sondern vertieft ist. So sieht wenigstens das Verhältnifs in Augen, die in Weingeist erhärtet sind, aus. In frischem Zustande habe ich sie weniger untersucht. Auf jeden Fall besteht der Streif in der Netzhaut aus zwei Wülsten und einer sehr zarten Verbindung. Die dunkle Haut des Auges schien früher einfach und setzte sich ununterbrochen in die Hornhaut fort. Jetzt langt sie an sich zu spalten, ein äufseres ungefärbtes aber noch dünnes Blatt steht in unmittelbarem Zusammenhange mit der Hornhaut, ist also die harte Haut (Sclerotica); das innere Blatt ist dunkel gefärbt und hört am Rande der Linsen- kapsel auf. Es ist die Gefäfshaut. Der Glaskörper und seine Haut siud deutlich gebildet. Die Linse hat eine starke Wölbung. Die Nasengruben werden weit tiefer und durch den vorspringenden Stirn- w. N«e. fortsatz mehr getrennt. Das Ohr wird durch einen runden erhabenen Saum bezeichnet. Gewöhn- *. Ohr. lieh ist aber diese Grube während des fünften Tages noch sehr unansehnlich. Nach inuen scheint das Ohr durch die Eustachische Trompete schon eine Oeifnung zu haben. Die äufsere üeffnung bildet sich dagegen gewöhnlich am folgenden Tage, so dafs sie erscheint, wenn die Kiemenspalten geschlossen sind. Ich habe sie aber auch nicht ganz selten gesehen, wenn noch eine oder die andere Kiemen- spalte da war. §. 8. allgemeiner Character der zweiten Periode. Ueberblicken wir die Vorgänge der zweiten Periode, so finden wir zu- "■„ Die Vor- vörderst eine Reihe von Erscheinungen, welche die in der ersten Periode aufge- Irrttch™ tretene Abgrenzung des Embryo von der Keimhaut fortsetzen , ferner Erscheinun- gen , welche in dieser Periode neu auftreten und für sie wesentlich sind , und endlich Fortschritte der innern Ausbildung als Vorbereitung für die Zukunft. Die Abschnürung und Einhüllung haben wir schon als höhere Form des *• *™i&? Selbstständigwerdens characlerisirt, denn durch sie scheidet sich der Embryo von duälisinmg. den übrigen Theilen des Eies. Wir erwähnen ihrer hier nur einmal, um in einem Ueberblicke darzulegen, wie eben aus diesem Grunde die Vorgänge der Abschnürung und Einhüllung im ganzen Umfange des Embryo erfolgen , und wie sie in gleichmäfsiger Folge hervortreten, fridier nämlich in der Läugenachse, und zwar zuerst am vordem , dann am hintern Eude , später 'in der Queerachse, und B8 endlich im ganzen Umfange. So haben -wir zuerst eine Kopf kappe, dann eine Schwanzkappe, darauf Seilenkappen. Alle sind nur nach einander erscheinende Theile der allgemeinen Kappe, die zuletzt als Ganzes wirkt und den Nabel bildet. Eben so tritt die Amuionsfalte zuerst vorn, dann hinten, zuletzt an der Seite auf, und schliefst sich endlich, von allen Seiten zusammenwachsend. Schon früher waren die Dolterveneu in derselben Pieihefblge aufgetreten, zuerst die vordem, dann die hintern und zuletzt die seitlichen. Noch früher hatte der Embryo sich vorn, dann hinten und später an den Seiten zusammengekrümmt. "Wir sehen also alle Vorgänge , die auf das Verhältuifs des Embryo zu der Keimhaut Bezug ha- ben , denselben Gang gehen , und eine Menge der einzeln nach einander aufgeführ- len Erscheinungen lassen sich auf den einfachen Satz zurückführen, dafs, während der Embryo sich nach dem angegebenen Gange zusammenrollt, das benachbarte Keimblatt sich zuerst mit seiner untern, plastischen Lage unter des Embryo unterer Fläche bei Bildung der Kappe , und dann mit seinem obern Blatte über seiner obern Fläche in ^derselben Folge zusammenzieht, um das Amnion zu formen. c Ausbü- Die der zweiten Periode eigenthümlichen Vorgänge sind : l) die in der piasfischen «anzen Breite des Keimes (des Embryo nämlich und des Keimblattes) , mit Aus- Theiis des na j, me der Mittellinie, entstehende Trennung zwischen dem plastischen Theile der zweiten voa der einen und dem animalischen Theile von der andern Seite ; 2) die Wen- genthümlich dun» des Embryo auf die linke Seite, und 3) die Versetzung der Ingestion nach der linken Seite, nachdem sie früher die Unterfläche beherrscht halte. Es ist auffallend , dafs diese drei scheinbar heterogenen Metamorphosen in der Zeit zu- sammenfallen , und wir dürfen schon vermuthen, dafs ein Gemeinsames ihnen zum Grunde liegt. Was zuvörderst das letzte Verhältnifs anlangt, das Auftreten der Ingestion auf der linken Seite, so haben wir dieses schon oben (§. 5. k.) besprochen, und tfezei"t, wie das Venenblut und der Dotter von der linken Seite in den Embryo «ehen. Dagegen wendet sich das , was aus dem Embryo hervorgelrieben wird, nach der rechten Seite, wie der Harnsack mit seinem Inhalte. Ja die ganze rechte Seite des Embryo wächst in der zweiten Periode merklich kräftiger und rascher, und in dieser kräftigen Entwicklung während der frühesten Zeit könnte vielleicht der Grund liegen , dafs bei vielen YVirbelthieren auch in späterer Zeit die rechte Seite kräftiger ist, als die linke. Es geht also auch die Abscheidung neuer Masse mehr nach rechts, als nach links. Ja fast in allen einzelnen Organen offenbart sich dasselbe Verhältnifs, und übt auf die Gestaltung der Theile seineu Ein Hufs. Von der linken Seite empfängt das Herz sein Blut, und nach der rechten treibt 89 treibt es dasselbe aus. Hierauf beruht die Art der Gefäfsvertheilung in den Säupe- thieren und Vögeln, indem, wie auch die einzelnen Modificationen seyn mögen immer der Hauptstrom des Blutes zuerst nach rechts ^eht. Der Grund vom Uebertrelen der Ingestion nach der linken und der Egestion nach der rechten Seite möchte wohl darin liegen, dals die linke Seite des Embryo ursprünglich nach dem ingestiven Pole des Eies zugekehrt ist. Es scheint näm- lich, dafs, während der Embryo in seiner ersten Bildung mit der aufnehmenden untern Fläche dem Dotter zugekehrt ist , auch das polare Verhältnifs im Eie sich der Keimhaut und dem Embryo allmäh lig mittheilt. Daher schon in der ersten Periode der Eintritt des Venenblutes von der linken Seite. Wenn nun die linke Seite allmählig immer mehr Anlheil an der physiologischen Bedeutung der untern Eläche nimmt, so scheint es noth wendig, dafs sie auch räumlich in ihre Verhält- nisse tritt, und sich nach unten stellt. Dies ist es eben, was wir mit andern Worten ein Drehen des Embryo auf seine linke Seite genannt haben. Der Embryo steht nämlich zum Dotter in nächster Beziehung und empfängt aus ihm seine Nahrung. Seine iugestive Seite mufs daher immer dem Dotter zugekehrt seyn Die Umänderung des ingestiven und egestiven Gegensatzes und die Wendung auf die Unke Seite , sind also nur Erscheinungen derselben Metamorphose. Aufnahme von der linken und Ausscheidung nach der rechten Seite ist Character des Molluskentypus. Wir schliefsen also, dafs in der zweiten Periode der Typus der Mollusken sich der bisher symmetrischen Anlage des Wirbelthieres einbildet. Man darf aber nicht sagen , dafs der Embryo des Huhnes jetzt auf der Bildungsstufe der Mollusken stehe. Wirbelsäule, Rückenmark und Hirn sprechen zu sehr dagegen. Vielmehr sind nur die plastischen Organe nach dem Typus der Mollusken gebaut , und im animalischen Theile ist nur eine leise Andeutung von Aesymmetrie in der stärkern Entwickelung der rechten Hälfte. Die seitliche Ungleichheit wurde aber begleitet von einer Spaltung der Schichten des Keimes in eine obere und eine untere Lage. Diese Spaltung ist, wie wir gezeigt haben (§. 5. c), nichts als die Bildung der Bauchhöhle, eine Trennung des plastischen Theils vom animalischen durch einen mit Feuchtigkeit gefüllten Raum. Das Selbstständigwerden derjenigen Theüe des Keimblattes und des Embryo , welche bestimmt sind , die plastischen Organe zu erzeugen , und , was ganz dasselbe ist die BUduDg der Bauchhöhle , die ja in der ersten Zeit alle plastische Organe von der Rachenhöhle bis zum After enthält , scheint demnach auch eine unmittelbare Folge der Versetzung der Ingestion auf die linke Seite. Ist diese aber wieder die Folge der Einwirkung des gesammten Eies auf den Keim, so scheint Alles, was die zweite Periode besonders characterisirt , auf dieser Einwirkung zu beruhen. M 90 d. Dadurch Vergleichen wir den Typus der Wirbelthiere mit andern Hauptabschnitten wird der ° *■ character des Thierreiches , so finden wir , dafs sie sich von allen übrigen Formen l) durch tiüeresvoii- die der Länge nach durch das ganze Thier laufenden Centraltheile unterscheiden; ständig. 2) dafs aufserdem der animalische Theil den Typus der gegliederten Thiere nach- ahmt, jedoch mit dem Unterschiede, dafs von der Centralachse eine überein- stimmende Büdung nach oben und nach unten geht , dafs also aufser der seitlichen Duplicität noch eine Duplicität nach oben und nach unten sich zeigt, und 3) dafs der plastische Theil nach dem Typus der Mollusken gebaut ist. Es bedarf nicht mehr der Nachweisung , wie alle diese Charactere in der Entwickelung des Hühn- chens deutlich und rasch hinter einander hervortreten. Wir bemerken nur nach allem Vorhergehenden, dafs dasselbe schon am Anfange des dritten Tages das Wesentliche des Wirbelthieres vollständig enthält. — Mit dem Hervorbrechen des Harnsackes reiht sich der Vogel - Embryo in diejenige Abtheilung der Wirbel- thiere, die weder ihr ganzes Leben, noch ihre Jugend im Wasser zubringen. 91 Dritte Periode. $. 9. Sechster und siebenter Tag. Der Luftraum ist in steter Vergrofserung. Die Keimhaut umfafst den a - Aligemei- ganzen Dotier. Der letztere ist daher in eine mit dem Ümbryo zusammenhangende Eies. Hülle eingeschlossen, die man Dottersack nennt. Am Dotterhofe klebt das Ei- weils , welches sehr an Consistenz zugenommen hat , fest an , und eben so in der Spitze des Eies an der Schaalenhaut. Den Gefäfshof umgiebt viel mehr als die Hälfte des Dotters; die Grenzvene wird enger, oder fängt schon an zu schwinden. Auch die übrigen Gefäfse sind weniger voll. Die aufsteigende und die absteigende Vene schwinden am schnellsten und sind am siebenten Tage oft nicht mehr kennt- lich. Uebrigens liegt überall ein Venenast neben einem Arterienaste. Der Dotter hat sehr an Masse zugenommen und ist fast ganz flüssig, mit Ausnahme eines kleinen Theds , der in der untern Hälfte der Dotterkugel und nicht an der Keim- haut anliegt, sondern mehr nach innen sich befindet. In dem flüssigen Theüe des Dotters sind die gröfsem Dotterkügelchen sehr ansehnlich , mit bloisen Augen leicht kenntlich, von y% bis ^ Linie im Durchmesser, und ziemlich hell, offenbar von einer beträchtlichen Menge enthaltener Flüssigkeit. Zerdrückt man ein solches Kügelchen, so fallen viele kleinere heraus. Da nun die Zahl der grofsen Dotterkügelchen im Verhältnifs zu der ganzen Masse abgenommen hat, so ist auch nicht zu zweifeln, dafs sich viele von ihnen aufgelöst haben. Der Harnsack über- wachst den Embryo von der rechten Fläche desselben nach allen Seiten und breitet sich aus, je nachdem er zwischen der neuen serösen Hülle, der tiefern Lage des Keimblattes und dem Amnion Raum findet. Dadurch wird der Harnsack sehr zusammengedrückt, läfst sich aber doch deutlich als eine zusammenhängende Blase erkennen, welche eine ganz helle Flüssigkeit enthält. Am siebenten Tage hat diese zusammengedrückte Blase den Umiäng eines Thalerstückes , und die beiden Hälften sind merklich durch die enthaltene Flüssigkeit gesondert, jede Hälfte läfst noch deutlich das Gefäfsblatt und das Schleimblatt unterscheiden. Das Gefäfsblatt legt sich sehr eng an die seröse Hülle, und diejenige Hälfte des M 2 92 Sackes, welche an dieser Haut anliegt, ist gefäfsreicher , als die nacli unten ge- kehrte. Durch die innige Anheftung des Harnsackes an den oberu Theil der serösen Hülle wird der Embryo gleichsam oben angehängt. Eine Folge davon ist, dafs jetzt der Embryo nicht in den Dotter hiueindrückt, sondern den Uebergang des Dottersackes in den Dottergang sogar etwas in die Höhe zieht ; damit schwiD- det denn die letzte Spur der Kappe. Das Amnion nimmt vom fünften Tage au schnell an Umfang zu, und füllt sich mit vieler Flüssigkeit. b. Lage des Gewöhnlich findet man den Embryo nicht mehr in der Mitte der oberu Fläche des Dotters, sondern nachdem stumpfen Ende übergeneigt. Die Veran- lassung der Ortsveränderung scheint zum Theil in der Ortsveränderung des Ei- weifses zu liegen, zum Theil im eignen Gewicht des Embryo. Indem nämlich am fünften Tage die Dotterhaut reifst, und nach Zerreifsung derselben das Eiweifs sich uach dem spitzen Ende zurückzieht, wird die Dotterkugel etwas gedreht. Da um diese Zeit über dem Dotter sehr wenig und unter ihm noch ziemlich viel Eiweifs ist, und dies letztere der Dotterkugel fester anhängt, so folgt daraus, dafs, indem das Eiweifs nach Zerreifsung der Dotterhaut sich nachdem spitzen Ende des Eies zusammenzieht, die obere Hälfte des Dotters nach dem stumpfen Ende gedreht wird. Das eigne Gewicht des Embryo vermehrt diese Drehung. Das Maafs derseUien ist aber sehr verschieden, und hängt vielleicht davon ab, dafs die ganze Dotterkugel mit ihrem serösen Ueberzuge sich bald früher , bald später durch den Harnsack au die Schaalenhaut anheftet. Zuweüen bleibt der Embryo ganz in der Mitte angeheftet, dann breitet sich dennoch der Gefäfshof mehr nach dem stumpfen als nach dem spitzen Ende aus. «.Bewegung \ m sechsten Tage sah ich die erste Bewegung im Embryo, welche im Zucken einzelner Glieder bestand , und vom Hinzutreten der kalten Luft hervor- gerufen zu seyn schien. Am siebenten Tage ist die Bewegung allgemeiner. Der Embryo schwingt im Amnion hin und her auf dem Nabel, wie auf einem be- festigten Stiele. Am auffallendsten war es mir, dafs dieses Hin- und Her- schwanken nicht blofs vom Embryo bedingt wird, sondern noch mehr vom Amnion , welches sich bald au dem einen , bald an dem andern Ende zusammen- zieht, indem es sich runzelt. Es schien mir daher eine Art unregelmäfsiger Pul- sation im Amnion. d Gestalt Der Embryo ist stark gekrümmt, indessen doch weniger, als am fünften " Tage. Namentlich nimmt die vordere Fläche des Halses sehr zu. Seine Krüm- mung vermindert sich daher, und er kann nun im todten Fötus ziemlich gerade gestreckt werden. Mit dem Geraderwerden des Halses ist das Zurückweichen des Kopfes nach der Riickengegend verbunden und dadurch das schärfere Hervor- 93 treten eines Höckers im Nacken, der die Umbeugung des Rückenmarkes in da* Hirn bezeichnet. Der Rumpf ist sehr aufgetrieben durch Vergröfserung der Leber und Eintritt des Herzens in den Rumpf. Dennoch hat der Kopf wenigstens so viel Masse , als der Rumpf. Der Nabel ist nicht mehr eine blofse Üeffhung oder ein Ring, sondern ein Kanal , der am Ende des siebenten Tages 1 Linie lang ist. Man kann in der That den Vögeln eine Nabelschnur zusprechen, die nur kurz ist und hohl bleibt. In der Höhlung derselben hegt der Stiel des Harnsackes mit seinen Gefäfsen und eine Darmschlinge mit dem Dottergange, nebst den dazu gehörigen Gefäfsen. Die Dottergefäfse sind zum Theil aus dem Frühern bekannt. Die Arterie «• Bestim- ist ein Zweig der absteigenden Aorta. Eine Vene bildet den Stamm der Pfortader, Gefäße, die mit welcher sich die andern Darmvenen verbinden. Sie mufs fortan die vordere £"* h™ vö *~ Dottervene heifsen, denn von nun an tritt noch eine hintere Dotterveue auf, tre,e " welche längs des hintern Theiis des Speisekanals nach hinten bis dahin läuft , w o die Venen aus dem Schwänze, der Kloake und so weiter zusammentreffen , und verbindet sich mit diesen. Am zehnten Tage hat sie schon eine sehr ansehnliche Weite und läl'st nicht zweifeln, dafs sie der coinmunicirende Ast zwischen Pforf- ader und Rumpfvenen ist, den man erst in neuerer Zeit beschrieben hat, obgleich er im erwachsenen Vogel sehr ansehnlich ist , und von hinten nach vorn dicker werdend ununterbrochen in den Stamm der Pfortader übergeht. Die Gefäfse des Harnsackes sind die insbesondere so genannten Nabelgefäise. Aus dem Früheren wissen wir, dafs, indem der Harnsack hervortritt , er zwei Aeste der absteigen- den Aorta mit sich nimmt. Wir werden später hören , dafs im Vogel allmählig die rechte dieser Nabelschlagadern schwindet. Eine sehr starke Nabelvene kommt vom Harnsacke, steigt an der untern Bauch wand nach vorn und läuft in dem Einschnitt der Leber an der untern Fläche fort. In frühester Zeit habe ich ihre Endiguug nicht deutlich unterscheiden können. In späterer Zeit giebt sie einen sehr starken Ast an jede Hälfte der Leber , verbindet sich dann am vordem Ende dieses Organs mit einer Leberveue, die sieb sogleich in die liohlvene, deren Stamm von oben sich in die Leber eindrückt, einmündet. Mau kann also fast mit demselben Rechte sagen, dafs die Nabelvene in den Stamm der Hohlvene gehtj oder da(s sie in eine Lebervene sich mündet. Der Theil der Nabelvene, welcher nach der Vertheiluug in die Leber bis zum Hohlvenensystem reicht , wäre also dem Ductus venosus Arantii der Säugethiere zu vergleichen. Einen unmittel- baren Uebergang in die Pfortader aufserhalb der Leber habe ich nicht gefunden. Die Piörtader geht an der hintern Fläche in die Leber. Im Innern derselben mögen wohl Communicationen seyn. Ja, in der frühern Zeit sind sie wohl nicht täten. 94 zu bezweifeln, da die Pfortader selbst unmittelbar in die Hohlader gebt und die Uebergänge nur allraäbüg dünner werden. Die Beobachtung kann hierüber kaum entscheiden , da die Leber so am Gefäfse durchzogen ist , dafs sie noch am zwölf- ten Tage sich ganz von der Injectionsmasse färben läfst. Ich habe eine Leber aus dieser Zeit vor mir, die wie ein Klumpen Injectionsmasse aussieht, von einer Haut überzogen. Zerreifsungen sind dabei nicht zu linden. /. Bauch- Die Bauchplatten sind noch sehr schmal , und nehmen anfangs ein Drit- platten. ^^ ^ ^^ g^ ^ jj;jf te der Höhe des Bauches ein ; das Uebrige dieser Höhe wird von der Bauchhaut umschlossen , welche mehrere Schichten deutlich unter- scheiden läfst. So wie das Herz sich aus dem Halse zurückzieht , schliefst sich die Höhle des letztern, indem die Bauchplatten sich daselbst enger zusammen- legen. In den Bauch platten ist der Anfang der Rippen kenntlich als dunkle Streifen. g . Rücken. Aus den Wirbelbogen schiefsen bald , nachdem sie oben geschlossen sind, uanz merkliche Dornfortsätze hervor, wodurch der Rücken schiefer wird. Die -h. Extremi- Extremitäten haben sich verlängert, ihre Basis hat sich auf den Bauch- und Rük- kenplatten ausgebreitet und sie haben sich in alle vier Hauptglieder getheilt. Ober- arm und Oberschenkel sind sehr kurz; Ellenbogengelenk und Knie nach anfsen berichtet, wie bei den meisten Amphibien ; Unterarm und Unterschenkel laufen etwas nach hinten, aber besonders der erstere, doch noch mehr nach unten. Hand- und Fufsgelenk haben noch keine Selbstständigkeit, sondern die Richtung des Unterarms und Unterschenkels wird durch die Endglieder fortgesetzt. Bis an diese Gelenke ist noch grofse Uebereinstimmung in beiden Extremitäten. In den Endgliedern ist zwar auch noch die ursprüngliche Uebereinstimmung nicht zu verkennen , allein es tritt doch auch schon die Individuabtät deutlich hervor. In ersterer Hinsicht sehen wir, wie beide Endglieder an Breite zugenommen und ihre freien Ränder mehr nach unten gerichtet haben, als früher, besonders in der vordem Extremität. Beide Endglieder haben sich in breite Platten umgewandelt, welche die Form eines Kreisausschnittes haben. Der dunkle Inhalt, der am fünf- ten Tage noch die Form des ganzen Endgliedes nachahmte, hat sich jetzt in ein- zelne Strahlen gesondert. In diesen Strahlen schiefsen die verschiedenen Glieder der Mittelhand und Finger, so wie des Mittelfufses und der Zehen an, und zwar allmähhg von den erstem anfangend bis zum letzten Gliede der letztern; denn die dunklen Strahlen sind die einzelneu Finger und Zehen, welche in der hellen Platte, wie in einer Schwimmhaut liegen, aus welcher noch kein Finger hervorragt. Fufswurzel und Mittelfufs sind noch eben so kurz, als Handwurzel und Mittelhand. In der Fufswurzel bildet sich nicht ein einzelner Knorpel, sondern so viel als Ze- 95 hüii da sind. Eine Differenz zeigt sich- aber darin , dafs im Endgliede der vordem Extremität gleich anfangs drei Strahlen (Finger) , im Endgliede der hintern Extre- mität vier Strahlen (Zehen) sich bilden. Bei denjenigen Hühnern, welche fünf Zehen haben, bilden sich auch alle fünf zugleich. In dem Flügel ist gleich an- fangs der Mittelfinger der längste, der vordere oder der Daumen der kürzeste Fin- ger. Im Fufs ist die vorderste Zehe die kürzeste, die vorletzte nach aufsen und hinten die längste , allein der Unterschied ist so unbedeutend , dafs der Rand den- noch in beiden Extremitäten kreisförmig aussieht. In allen einzelnen Zehen- und Fingerstrahlen sind die Knorpel der einzelnen Glieder eingesenkt in eine fortlau- fende Scheide , welche den Inhalt jedes einzelnen Strahls umfafst. Diese Scheide ist die fibröse Hülle der Knochen. Der Stirnfortsatz verlängert sich rasch nach unten und hinten (oder nach ,. Kiefern, vorn und unten , den Kopf auf der Basis ruhend gedacht). Zu beiden Seiten sei- ner Wurzel hegen die Nasengruben. Die Oberkieferfortsätze wachsen gegen den Stirnfortsatz. Am sechsten Tage ist ein tiefer Einschnitt zwischen beiden , des- sen Spitze auf die Nasengrube trifft. Am siebenten Tage erreicht der Oberkie- ferfortsatz jeder Seite den Stirnfortsatz unterhalb der Nasengrube. An der Spitze wird aber der Stirnfortsatz noch nicht vom Oberkieferfortsatz erreicht , es bleibt vielmehr immer noch auf jeder Seite des Stirnfortsatzes ein kürzerer Ausschnitt, welchen die Nasengrube nicht mehr erreicht. Die Mundöffnung hat daher auf jeder Seite einen breiten Schenkel. Die Mitte wird verengt durch den vorragen- den Unterkiefer. Dieser vergröfsert sich rasch und spitzt sich zu. Es ist derselbe Theil, den wir früher als ersten Kiemenbogen beschrieben haben. Er besteht also niemals aus zwei gesonderten Hälften, sondern ist vom Anfange an verwach- sen. Nach innen von ihm liegt in der Mittellinie die Zunge als eine erhabene Leiste. Die noch bestehenden Gefäfsbogen haben sich , nachdem die Kiemenspal- k. Hais. ten mit Bildungsgewebe angefüllt worden , von der Rachenhöhle getrennt , und ziehen sich rasch zurück, so dafs sie nur sehr wenig vor dem Herzen hegen. Eben dadurch wird die vordere Fläche des Halses frei und kann sich verlängern und gerade strecken. Der Kiemendeckel überwächst die zweite Kiemenspalte und verlängert sich nach hinten, dicht an die Fläche des Halses sich anlegend und daher rasch unkenntlich werdend. Zuweilen sieht man seinen hintern Rand am Ende des sechsten Tages noch als ein erhabenes Leistchen vorragen. Nach dem sechsten Tage habe ich nie eine Kiemenspalte entdecken können. Durch die Ausbildung der Kiefern ist die Rachenhöhle nach vorn in eine /. Mund- Mundhöhle verlängert. «U Speisc- Ma 96 Die Speiseröhre hat sich sehr verlängert, der Muskelmagen springt stark röhre. uaau lj n k. s vor , und zeigt zwei helle Stellen , die sehnigen Mittelpunkte beider Muskelmassen. Die Höhlung des Magens ragt weit über den Austritt des Zwölf- fingerdarms hinüber. Vor dem Muskelmagen erkennt man den Vormagen. Beide sind aber noch wenig abgegrenzt, igen Der Darm bildet hinter dem Magen eine Schlinge, welche den Zwölffin- «nd Darm. ^^ en thält , und weiter nach hinten eine zweite Schlinge, die aus zwei ganz einfachen und gleichen Bogen besteht : der erste geht von der Schlinge des Zwölf- fingerdarmes unmittelbar in den Nabel und ist der vordere Theü des Dünndarmes. Der zweite geht aus dem Nabel eben so einfach zum After und enthält den hintern Theil des Dünndarmes und den Dickdarm. Die Blinddärme entwickeln sich rasch in diesen beiden Tagen. Am siebenten haben sie die Länge einer Linie, und lie- gen dicht am Darme an , die blinden Enden nach vorn gekehrt. „. Leber. Die Leber nimmt eine Menge Blut auf, und erscheint fast eben so roth, wie die von Blut angefüllte Vorkammer des Herzens. Der linke Leberlappen , der den Magen bedeckt, ist merklich kleiner , als der rechte. Die Milz ist vom Ma- geu völhg abgetrennt. P . Ath- Im Athmungsapparate finden wir die Luftröhre verlängert und sehr rasch mungsappa- ^^3^ ßi e Luftröhrenäste werden dadurch verhältnifsmäfsig kürzer. Der Winkel, in welchem die Luftröhrenäste sich verbinden, wird stumpfer. Die Lungen sind ganz getrennt vom Speisekanal , oder nur durch einen Streifen Bil- dun°\ssewebe mit ihm verbunden. Jede Lunge theilt sich durch eine Einschnü- run« in zwei Hälften, eine vordere gröfsere, und eine hintere innere, die viel schmäler ist. Die vordere Hälfte ist solider. In ihr sieht man dunkle zusammen- laufende Streifen noch sehr undeutlich. Es sind Verästelungen der innern Höhle. Im hintern Theile ist die Höhlung ansehnlicher und nicht astförmig verzweigt. Es ist dieselbe, welche schon früher (§. 6. h.) bemerkt wurde. Wo (he Luftröhre in die Rachenhöhle übergeht, zeigt sich eine kleine Erhabenheit, der Anfang des Kehlkopfes. Der Uebergang selbst ist verengt. Am fünften Tage schien die Luftröhre mehr unmittelbar in die Rachenhöhle überzugehen, und die Speise- röhre senkte sich von oben in einen Bogen in die hintere Spitze der Rachenhöhle ein. Jetzt ist die Ansicht anders, die Speiseröhre ist mehr die unmittelbare Fort- setzung der Rachenhöhle. Diese Veränderung scheint mit der mehr gelösten Krümmung des Halses zusammenzuhängen. q . wolffi- Schon am fünften Tage bemerkte ich, dafs sich nach obon und aufsen vom scher "Knr- ^,- () i£g sc i ien Körper ein blattförmiger Theil zeige. Man erkennt ihn am besten im Queerdurchschnitte. Er geht in die Bauch wand über, und es bleibt zwischen ihm 97 ihm und dein Wolffischen Körper eine Lücke. Am sechsten und siebenten Ta»e sieht man plötzlich an derselben Stelle einen sehr dickwandigen Kanal in der oan- zen Länge der Wolffischen Körper fortlaufen. Nach hinten sich verdickend °eht er in das Ende des Mastdarmes oder die zukünftige Kloake ein (§. 10. rn.); nach vorn läuft er weit über das Ende der Wolffischen Körper hinaus. Er scheint aus dem losgetrennten Blatte , das man dem werdenden Bauchfelle zuschreiben kann, gebildet, und da dieser Kanal später zum ausführenden Gange der Geschlechts- theile, d.h. zum Eileiter oderSaamenleiter sich ausbildet, so liegt die Vermulhung .sehr nahe, dafs er in seinem ersten Auftreten den Kanälen entspricht, welche aus der Bauchhöhle mehrerer Fische in die Geschlechtsöffnung führen. In der gan- zen Länge des Wolffischen Körpers ist er bestimmt hohl. Vorn läuft er über die Spitze des lelztern hinaus, wird plötzlich dünuer, vielleicht indem die Höhlung des Kanals in die Bauchhöhle übergeht, und die dünne Fortsetzung konnte ich über die ganze Lunge fort bis nah an den vordem Theil des Herzens verfolgen. Hier verlor ich aber immer den Faden in der Nähe der Vorkammer, ohne seine Eudigung bestimmt angeben zu können. In den hintern Theil dieses Kanals schienen mir, vom siebenten Tase an, zahlreiche Gänge aus dem Wolffischen Körper einzugehen. Hiernach könnte man auf die Vermuthung fallen , dafs dieser Kanal das umgewandelte Blutgefäfs sey. Allein dagegen spricht die Weite und Dicke des Kanals. Auch konnte ich ihn nie durch Injectionen der Blutgefäfse füllen. Ferner ist von hier an Rathke's Darstellung, nach welcher dieser Kanal sich zum ausführenden Gange des Ge- schlechtsapparates umbildet, nicht zu bezweifeln, und ich werde fortan dieser Darstellung folgen , und den Kanal den Ausführungsgaug des Geschlechtsappara- tes nennen. Dagegen mag ich aber auch die frühem Angaben, nach welchen der Wolf- fische Körper ursprünglich aus einem starken Blutgefäfse sich bildet , nicht auf- geben , so wenig ich auch beides zu vereinigen im Stande bin. Injicirte ich am sechsten oder siebenten Tage Embryonen mit Glück, so füllte sich immer ein Blutgefäfs , das unter dem Ausfülirungsgange in der ganzen Länge des Wolffischen Körpers verlief und sich mit zahllosen Aesten in ihm verzweigte. Ich konnte nicht mit Bestimmtheit ermitteln , ob es eine Vene oder Arterie sey , da beide Ar- ten von Blutgefäfsen in Embryonen sich durch Injection zugleich anfüllen. Im frischen Zustande sah ich gewöhnlich zwei Gefäfsstämme. Da die Aorta immer bis zu dem Wolffischen Körper weiter ist und dann plötzlich dünn wird, so ist es wahrscheinlich, dafs sie bedeutende Aeste in diese Körper schickte, und da die ersten Hauptäste, in welche die Aorta im dritten Tage sich spaltet, gerade da N Herz. 98 liegen , wo die Wolffischeu Körper sich erzengen , so ist es möglich , dafs diese aus ihnen hervorwachsen , und der Stamm der Aorta zwischen ihnen sich fest- setzt. Ferner haben wir gesehen , dafs vom fünften Tage an deutlich aus dem vordem Ende des Wolffischen Körpers eine starke Vene hervortritt , die mit de* benachbarten sich zu einem Stamme verbindet, der in die Hohlvene geht, oder vielmehr jetzt den Stamm der hintern Hohlvene eben so ausmacht, wie in späte- rer Zeit die beiden Hauptwurzeln der hintern Hohlvene aus den Nieren hervor- treten. Es ist daher glaublich, dafs das Verhältnifs der ßlutgefäfse , wenigstens der Venen, jetzt im Wolffischen Körper eben so ist, wie spater in den Niereu. Darnach könnte man vermuthen, dafs der dünne Faden, der aus dem hintern Ende des Wolf fischen Körpers zum Mastdarm -Ende geht, auch eine Vene sey, da eine eben solche Vene später in die Nieren tritt. Dann würden die Wolffischen Körper früher im Verhältnisse der Nieren stehen, jedoch ohne Ausführungsgang und ohne Secretion seyn. Ist der Fadeu ein Ausführungsgang, so ist die Aehn- lichkeit mit den Fischnieren noch gröfser. Ich führe diese Vermuthung nur an, um zu zeigen, dafs die Bild uugsweise des Wolffischen Körpers mir durchaus nicht klar ist, und unterdrücke mehrere andere , wodurch der früheste Zustand mit dem spätem in Verbindung gebracht werden könnte. Es mufs hier etwas Wesentliches noch unentdeckt, oder von mir nicht richtig gesehen seyn. Auch von der Niere weifs ich nur zu sagen, dafs sie am Ende des fünften oder Anfange des sechsten Tages als eine dünne, fast un- geformte Masse an der obern Fläche des Wolffischen Körpers entsteht. Im Herzen sind die einzelnen Abschnitte mehr zusammengerückt. Die Vorkammer schiebt sich aus ihrer linken Stellung allmählig über die Kammern. Beide Herzohren liegen in einer Ebene, das linke ist noch das gröfsere. Der ge- meinschaftliche Venensack hat nicht mehr blos die Gefäfswand, sondern die Wan- dung der ursprünglichen Herzohren, hat sich in diese hinein verlängert, und um- giebt sie schon ganz. Im Innern scheint die Spur einer unvollständigen Scheide- wand zu seyn, als Folge der äuf'sern Einschnürung. Indem sich der Venensack ausgebildet hat, werden die ursprünglichen Theile der Vorkammern immer mehr nach unten geschoben , und zeigen sich nun deutlich in der Lage als die Herz- ohren. Der Ohrkanal Haller's wird bald unkenntlich, indem er sich in die Kam- mern hineinschiebt, zugleich aber von der Muskelmasse der Kammern überwach- sen wird. Dieser Ohrkanal scheint also die von der nervösen Oeffnung jeder Kam- mer in ihre Höhlung hinein ragende Verdoppelung der innern Haut des Herzens zu bilden. Die Herzkammer hat nicht nur ihre Gestalt und Lage verändert, son- dern erscheint schon äufserlich als eine doppelte. Man sieht nämlich an der untern 99 ' Fläche eine Furche, welche eine kleinere rechte, Lei weitem nicht bis zur Spitze reichende Kammer von der linken bis zur Spitze gehenden sondert. Die Aorten - zwiebel ist in einen Bogen ausgezogen , und hat am Ende des sechsten Tages, wenn man das Herz von der Bauchseite betrachtet, ganz das Ansehn, als ob sie nur aus der rechten Kammer entspränge, denn sie sitzt rechts von der Furche auf, welche beide Kammern abgrenzt. Bei Eröffnung des Herzens findet man auf die- ser Furche die Scheidewand , welche bis an die Aortenzwiebel reicht, diese hat weniger das Ansehn eines Knollen, als früher. In ihr sind jetzt zwei weit ge- trennte Kanäle enthalten. Der mehr nach der Bauchseite liegende kommt aus der rechten Kammer, und bedeckt, von dieser Fläche angesehen, ganz den andern Gang, und eben aus diesem Grunde scheint, von unten gesehen , die Aortenzwie- bel aus der rechten Kammer zu kommen. Sie kommt aber aus beiden zugleich. So viel zum allgemeinen Verständnifs. Das Ansehn des Herzens verändert sich indessen in diesen beiden Tagen so sehr, dafs wir noch mehr die einzelnen Veränderungen nach der Zeitfolge durchgehen müssen. Wir erinnern, dafs die rechte Kammer im Grunde schon lange da war, aber mit der linken offene Gemeinschaft hatte , und mehr nach der Rückenseite lag. Indem nun mit dem Schlüsse des fünften Tages die Vorkammern von links nach der Mitte sich bewegen, werden auch die Herzkammern etwas um ihre Axe gedreht. Es erscheint daher die rechte Kammer auch an der uutern oder Bauch- fiäche , aber nur mit dem vordersten Ende , sieht deshalb , wenn man das Herz nicht umdreht, wie eine kleine seitliche Blase aus. Die Aortenzwiebel sitzt auf der Scheidewand , und scheint noch um diese Zeit mehr der linken Kammer an- zugehören, weil die rechte überhaupt nur am Bande sich zeigt und man den Uebergang aus der linken Kammer in die Aortenzwiebel an der linken Seite der- selben deutlich sieht. Dieses Ansehn gewinnt das Herz gegen Ende des fünften Tages; sie ist entwickelter in der ersten Hälfte des sechsten. — Es ist merk- würdig, wie schnell nun die rechte Kammer theils wirklich wächst, theils zu wachsen scheint. Indem nämlich die Drehung fortschreitet, kommt nicht nur mehr von der rechten Kammer an der Bauchfläche zum Vorschein , sondern da das Blut jetzt aus der rechten Hälfte der Vorkammern von vorn nach hinten hin- einschiefst, und dann wieder nach vorn und links umkehren mufs, wird die Wand der Kammer immer mehr von der Scheidewand allgehoben , daher dies ra- sche Deutlichwerden der abgrenzenden Furche. Dazu kommt noch, dafs die linke Kammer eben auch durch die Drehung sich immer mehr in einen Kegel ver- wandelt, die nun geschlossene Scheidewand also immer mehr gewölbt wird, und daher .das Blut, das in die rechte Kammer tritt, noth wendig die Wand derselben N 2 100 abhebt , wodurch die Furche deutlicher wird. Am Ende des sechsten Tages steht die Aortenzwiebel schon ganz vor der rechten Kammer, und am siebenten Tage ist in der Herzkammer selbst wenig Drehung mehr zu erkennen, wohl aber im Innern der Aortenzwiebel. Diese sieht nun weniger wie ein Knollen aus, und scheint nun wieder weniger entschieden aus der rechten Kammer zu kommen , als am Ende des sechsten Tages. Der Grund liegt darin, dafs der Kanal aus der rechten Kammer, der nach links verläuft, jetzt schon an der Basis der Zwiebel den linken Rand derselben einnimmt, denn die arteriöse Mündung dieser Kammer ist schon sehr weit nach Hnks gerückt. Die Unibeugung ihres Kanals , um sich mit den andern zu verbinden, ragt also mehr nach der Rückenseite vor, und nicht, wie früher, nach links *). Ueberhaupt wird die Umbeugung des Kanals schwächer , denn die Trennung beider Kanäle geht immer weiter nach vorn. Am Ende des siebenten Tages ist die Aortenzwiebel in der ganzen Länge breiter ge- worden, und mau findet beide Kanäle im Innern ganz getrennt, ja sie werden schon durch Furchen äufserlich etwas gesondert. Während dieser Umgestal- tung verändert sich die Form des Herzens, indem sie anfangs breiler und dann schmaler und länger ist. Auch seine Richtung bleibt nicht ganz dieselbe. Am fünften Tage ist die Spitze des Herzens nach hinten gerichtet. Sobald es aber ganz in die weite Bauchhöhle getreten ist, neigt sich che Spitze wieder etwas nach unten, i. Bildung ^ m Schlüsse des fünfteu Tages sahen wir auf jeder Seite drei Gefälsbogen, >ler Arterien- ° , , ' V "amme. von denen der hinterste auf der linken Seite aber immer schwächer bleibt, als der auf der rechten. Dieses Verhältnifs scheint darauf zu beruhen, dafs in der Aortenzwiebel zwei Ströme sind , die sich um einander winden , und sich daun zu einem gemeinschaftlichen Stamme, aus welchem eben jene Bogen kommen, znsammenmünden. Der Strom aus der rechten Kammer hat nach der am fünften Tage gegebenen Beschreibung an dem Ende , wo er -mit dem andern zusammen- mündet, die Richtung von links nach rechts und von unten (der Bauchseite) nach oben (der Rückenseite). Da nun die hintern Bogen nicht so stark nach unten herabsteigen , als die vordem , so wird der Strom aus der rechten Kammer vor- züglich die hintern Bogen anfüllen. Da derselbe zugleich die Richtung von rechts nach links hat, so schiefst er dem hintersten linken zurücklaufenden Bogen fast ganz vorbei und vertheilt sich in den letzten rechten und vorletzten linken Bogen. *) In dem veränderten Ansehn , welches der Aortenwulst in den verschiedenen Perioden der Drehung gewährt, nmls man den Grund suchen, dals frühere Beobachter ihm bald Gemein- schaft mit der rechten, bald mit der linken Kammer zuschrieben. Die verschiedenen Grade der Drehung können nur durch eine Beihe von Abbildungen kenntlich gemacht werden. 101 Der hinterste linke Bogen wird dalier nur sehr schwach angefüllt, und im Ver- laufe des sechsten Tages schwindet er ganz. Der Strom aus der linken Kammer hat dagegen zuletzt che Richtung von oben nach unten , und füllt daher vorzüglich die beiden vordersten Bogen an, die am tiefsten herabsteigen. Der mittlere Bogen der rechten Seite mag am fünften Tage an beiden Strömen gleichen Anthed haben, später aber nur an dem Strome aus der linken Kammer. Beide Ströme nämlich, welche, ich möchte sagen , nur gezwungen durch die frühere Einfach- heit des Kanals zusammenlaufen, lösen sich hier an der Spitze der Aorteuzwiebe! alhnählig eben so von einander, als schon früher an der Basis derselben, und am Ende des sechsten und Anfange des siebenten Tages geht der Strom aus der rechten Kammer nur in die hintern Bogen der rechten und den jetzt ebenfalls hintersten Bogen der linken Seite. Der Strom aus der linken Kammer geht in l>eide vordere Bogen und anfserdem , vielleicht weü er überhaupt der stärkere Strom ist, auch in den mittlem Bogen der rechten Seite. Beide Ströme sind nun im Innern der Aortenzwiebel vöUig getrennte Kanäle, wie Injectionen nüch ge- lehrt haben, obgleich man auf serlich die Trennung nicht erkennt. "Wir haben also jetzt fünf Bogen, zwei auf der linken, drei auf der rechten Seite. Die bei- den hinlern Bogen beider Seiten werden von der rechten Kammer, die übrigen von der linken Kammer ausgefidlt. Nach oben laufen sämmdiche Bogen einer Seite in die Aortenwnrzel dieser Seite zusammen. So bleibt das Verhältnils im Grunde während der ganzen dritten Periode, jedoch mit allmähliger Umänderung, indem die hintern Bogen sich mehr in die Lungen verzweigen. Wir werden im nächsten §. diese Metamorphose genauer und im Zusammenhange mit der spätem Form betrachten, nachdem wir hier ihren Uebergang aus der ersten Form berück- sichtigt haben. Endlich ist noch zu bemerken, dafs das Herz jetzt mit einem Herzbeutel beut versehen scheint, den ich zuweilen auch am fünften Tage zu bemerken glaubte. Vou der Eutwickelung desselben weifs ich nur so viel anzugeben, dafs man auf dem Herzen, nachdem es sich mit Muskelmasse umhüllt hat, eine Schicht durch- sichtigen Stoffes bemerkt, bestimmt, den serösen Ueberzug des Herzens zu bilden. Der äufsere Theil des Herzbeutels wird eine ähnliche Bildungsweise haben. Am Central theile des Vervensystems erkennt man jetzt aufserder zuerst auf- m u ä r )f uc e " getretenen Hülle, welche an Festigkeit zugenommen hat, eine zweite innere eng anliegende. Jene ist die harte, diese die weiche Hirn- und Rückenmarkshaut. Das Rückenmark hat da, wo die Verven der Extremitäten hervortreten, bedeutend an Dicke zugenommen. Beide Verdickungen laufen aber noch zusammen, so dafs der ganze Rumpftheil verdickt ist gegen den weit dünnern Halsthed. Die Herz- 102 untern Stränge des Rückenmarkes sind , wenigstens im Rumpfe, stärker, als die obern. Nimmt man die Hülle weg, so sieht man eine Spalte an der oJ>ern Fläche des Rückenmarkes. Beide Blätter hegen aber doch eng an einander , gleichsam zusammengeklebt. In kaltem Wasser rollen sie sich jedoch nach aul'sen, nachdem man die Hülle entfernt hat. Au Embryonen vom sechsten Tage habe ich mehrere Nerven vom Rückenmarke aus bis tief in die Bauchplatten ausgearbeitet. Sie sind überaus dünn , nicht einmal von der Dicke eines Haares. »• Hnril - Im Hirne sind die Vierhüeel der vorherrschende Theil, der weit über die Allgemeine «- /» • c • ■ 1 Form. andern vorragt und dem Kopte eine stumpfe Spitze giebt. Am siebenten Tage nimmt ihr Wachsthum jedoch schon ab. Da der Nackenhöcker sich in diesem Zeiträume schärfer hervorhebt, so ist nun auch der Winkel, den hier das Rücken- mark mit dem verlängerten Marke macht, viel schärfer, als früher. Er ist fast ein rechter. Eben so wird der darauf folgende Winkel der Uebergang aus dem ver- längerten Marke in das ldeine Hirn aus einem stumpfen zu einem rechten Winkel. Ueberhaupt also werden die hintern Einbiegungen des Hirnes schärfer. Dagegen löst sich die vordere Hälfte des Hirnes etwas aus der Krümmung, und alle einzelnen Theile rücken der Rückenseite des Embryo näher , ganz einsprechend der allge- meinen Form des Körpers, die wir oben aus einander setzten (§. 9. d.). Wenn wir nämlich die Unibeugung der Rückensaite als den festen Punkt der Drehung betrachten, so können wir diese am besten dadurch anschaulich machen, dafs wir sagen, alle Abschnitte des Hirnstammes mit seinen Ent- wickelungeu (den Hirnblasen) , die nach der Lage des gesammten Embryo über (oder den Kopf auf seine Basis gestellt, hinter) dieser Umbeugung liegen, knicken sich schärfer ein. So sehen wir die Vierhügel nicht mehr vor (über) der Um- beugung der Rückensaite, sondern mit dem gröfsten Theile des Umfanges über Jiinter) ihr. Dadurch stofsen nicht nur die Vierhügel ganz an das noch gespaltene kleine Hirn, sondern überdecken die hintere Wasserleitung völlig und den Ueber- gaug in das kleine Hirn. Ja, die Decke der Vierhügel wird durch das Zu- sammenschieben sehr stark gefaltet mit zwei bis drei tiefen Fallungen, die schief nach vorn gerichtet sind, gerade so, als ob der vordere Theü der Vierhügel sich in beschleunigtem Rückzuge über den hintern Theü habe schieben müssen. Dafs dieser Ausdruck nicht blofs das Verhältnifs versinnlicht , sondern wirklich das Wesen desselben angiebt, schliefse ich daraus, dafs die harte Hirnhaut nie in diese Faltungen eingeht. Ja , es schien mir oft sogar , als ob selbst die weiche Hirnhaut darüber wegginge, während ich in andern Fällen deutlich die weiche Hirnhaut aus der Falte hervorgezogen habe. In die mittlere Einsenkung zwischen 103 beiden Hirnhälften , die an Tiefe sehr zunimmt, geht dagegen die harte Hirnhaut immer tief ein. Unter (Vor) der Umbeugung der Rückensaite strecken sich die einzelnen Theile etwas mehr gerade, wenigstens der Hirnstamm, denn die Hemisphären rücken freilich so nach ol>en , dafs sie sich etwas über die Blase der dritten Hirn- höhle neigen. Aber eben dieses Verhältnifs beruht auf der Tendenz , sich nach dem Rücken zu ziehen , die im untern (vordem) Theile des Hirnes waltet. Die Ursprünge der Riechnerven, die am dritten und vierten Tage in der Mitte der untern Flache zu finden waren, liegen jetzt fast ganz vor, und sind es in Zukunft noch mehr. Indem die Blase des grofseu Hirnes sich gegen die Blase des dritten Ven- Ein *elne ... ,.. • i 7- ii • i Hirntheile. tnkeis verlängert, wird die Abgrenzung zwischen beiden Blasen tiefer, so dals äufserlick die Seitenfläche der Hemisphäre wie ein Hügel nach hinten vorsteht *). Da zugleich die mittlere Einschnürung sehr an Tiefe gewonnen hat, und diese mittlere Einschnürung auch die vordem Enden der Hemisphären weiter von ein- ander trennt, so sieht man im Innern der Blase des grofsen Hirnes einen tief hinein- ragenden Bogen, welcher vorn mit zwei nahe an eiuander liegenden Schenkeln in die Basis jeder Hemisphäre übergeht. Nach hinten läuft dieser Bogen auch in zwei weiter getrennte Schenkel ans, die nichts anderes sind, als die seitlichen Einschnü- rungen, welche die Hemisphären gegen die Blase des dritten Ventrikels abgrenzen. Der ganze Bogen mit seinen vier Schenkeln ist überhaupt kein neuer Theil, sondern (im: Ansicht, die durch die Einkerbungen hervorgebracht wird. In der That ist es leicht begreiflich, dafs, wenn man an einer Blase die Decke vorn imd oben in scharfem Winkel eindrückt, und nach hinten eben so durch seitliche Eindrücke die Blase von einer hintern Fortsetzung abschnürt, ein solcher vierschenklicher Bogen entstehen mufs. Der vierschenkliche Bogen ist offenbar dem Gewölbe der Säugethiere entsprechend und unterscheidet sich nur dadurch, dafs in ihm keine dicken Längenbündel sich bemerken lassen. Er besteht hier im Vogel -Embryo vielmehr nur aus einer einspringenden Falte, deren Räuder das Gewölbe dar- stellen. Es ist daher das Gewölbe schon von Anfange an da und am fünften Tage schon ganz deutlich, wir setzen aber hier seine Bildung besonders aus einander, *) Indem wir es für nöthig hielten, bei Beschreibung der allgemeinen Form des Hirnes auf die Krümmung des ganzen Embryo Rücksicht zu nehmen, haben wir sowohl dies Lagen- verhältnifs zum ganzen Embryo, als zu dem Kopfe für sich angegeben. Der Versuch dieses auch bei Beschreibung des einzelnen durchzuführen , hat aber gezeigt , dafs sie dadurch nur undeutlich wird. Deswegen ist in diesem Abschnitte bei Beschreibung der einzelnen Theile das Hirn auf seiner Basis ruhend beschrieben. 104 weil am sechsten Tage die Verhältnisse unverkennbar sind. Am siebenten Tage scheinen die vordem Schenkel des Gewölbes etwas dicker au ihren Enden , wo sie in den Boden des Hirnes übergehen. Es geht aus der gegebenen Darstellung her- vor , dafs unter den hintern Schenkeln des Gewölbes ein offener Uebergang in die Blasen der dritten Hirnhöhle sich findet. Was aber das Offenseyn der ganzen Hirnmasse anlangt, so kann man jetzt darüber näher entscheiden, da die Aveiche Hirnhaut zu erkennen ist. Bei Eröff- nung der Hemisphäre finde ich immer noch die mittlere Einseukung ganz von einer continuirlichen Lage Nervenmasse bedeckt. Allerdings springt die Nerven- masse in erhärteten Hirnen an der Kante der Einseukung leicht von einander. Dieser Umstand rührt aber wohl ohne Zweifel von dem scharfen Winkel her , in welchem beide Seiten zusamruenstofsen , denn das Aufreifsen erfolgt mit zackigen Händern, und da ich stets Nervenmasse in der Mittellinie erkannt habe, so zweifle ich nicht, dafs die Decke des grofsen Hirnes Jus jetzt nicht offen gewesen ist. Eher könnte man noch zweifeln, ob nicht die Decke der Vierhügel am sechsten Tage sich öffnet, denn die Mittellinie der Einseukung ist am siebenten Tage sehr dünn und hängt noch sehr eng mit der weichen Hirnhaut zusammen. Ich finde aber dennoch keine wahre Lücke im Markblatte. Später wird das Markblatt dicker und die Einsenkung nimmt ab. Wenn nun die bisherige Dar- stellung richtig war, so läfst sich mit Bestimmtheit behaupten, dafs das grofse Hirn und die Vierhiigel bis jetzt in ihrer Decke nicht offen gewesen sind. Da- gegen ist die dritte Hirnhöhle in ihrem vordem Theile ganz weit geöffnet , ja die Ränder der Seitenblätter drängen stark nach aufsen , so dafs der Saum der letztern sich umwirft, wenn man die Hirnhaut wegnimmt. Ueber die Oeffnung der vierten Hirnhöhle ist nie ein Streit gewesen. Nur im ersten Auftreten ist auch hier der Centraltheil des Nervensystems geschlossen (§. 2. m. §. 5. aa.). Oeffnet man das Hirn, so sieht man im Innern desselben jetzt sehr deut- lich den gestreiften Körper, um den der Seitenventrikel sich windet. Es ist der Kolben, von welchem wir am fünften Tage berichteten, dafs er das eine Ende des Hirnstammes bilde. Er wächst vom fünften bis zum siebeuten Tage sehr rasch , und wie es scheint vorzüglich in die Höhe , denn die Fortsetzung des Hirn- stammes scheint jetzt mehr in seine Basis zu gehen, als in seine Masse, eine An- sicht, die zum Theil auch darauf beruhen mag, dafs das grofse Hirn sich etwas aus seiner Krümmung gehoben hat. An der Spitze des Trichters bemerkt man ein kleines Knöpfchen, den Hirnanhang, der noch wenig vom Trichter getrennt ist, und vielleicht einer Ver- wachsung der vSpitze des Trichters seinen Ursprung verdankt. Die 105 Die Sehnervengrube ist enger und tiefer geworden. Beide Eingänge der Sehnerven sind dadurch zusammengerückt, und bilden, wenn man von der Basis die Sehnerven wegschneidet, zuerst eine zweischenkliche , dann eine ganz ein- fache Oeffnungin der Spitze dieser trichterförmigen Vorragung, die jjetzt ansehn* Lcher ist, als der eigentlich sogenannte Trichter. Aus der Spitze dieser Vorra- gung treten die Sehnerven hervor. Man sieht leicht ein, dafs die Spitze dieser hohlen Vorragung nichts ist, als die Kreuzung der Sehnerven, denn bis jetzt iiel jeder Sehnerve , ohne sich mit dem andern zu kreuzen , in das Auge seiner Seite. Eine Kreuzung ist auch jetzt noch nicht,, aber sie ist vollkommen vorbereitet, wie wir im nächsten Zeitabschnitte linden werden. An der iunern Fläche der dritten Hirnhöhle sieht man eine rundliche Vor- legung — den Sehhügel. Er war schon am fünften Tage angedeutet, tritt aber jetzt bestimmter hervor. Er ruht auf dem Hirnschenkel, hebt sich aber noch mehr aus dessen Fläche hervor, als der gestreifte Körper, so dafs der Hirnschen- kel unter ihm wegzugehen scheint. Aus ihm geht ein schmaler Wulst oder ein Strang in die hintere Wand der Sehuervengrube , und ein Theil des Ilirnsehenkels scheint in eben diesen Strang überzugehen, die Stränge beider Seiten laufen in einander über; doch beruht diese Beschreibung nur auf dem äufsersten Ansehn, indem ich noch immer keine deut- liche Faserung erkenne. Die hohlen Eingänge in den Hörnerven und den Riechnerven konnte ich w. Sinne*- vom Anfange dieser Periode an nicht mehr auffinden. Die Stelle, an welcher der "* rven - Au " Riechnerve austritt, ist nur sehr dünnwandig. Der Eingang in den Sehnerven ist, wie bemerkt wurde, noch hohl, aber der Seh nerve scheint solide und Iäfst sich leicht in zwei Stränge theilen. Die Netzhaut ist noch sehr dick , dicker, als die Decke des grofsen Hirns. | Sie reicht aber in dieser Dicke nicht mehr bis an die Linse, sondern in einiger Entfernung von der Linse sieht man sie plötzlich dünn werden, und der dünne ringförmige Theil hat am 6ten Tage noch. das Au- sehn eines sehr verdünnten Nervenblattes , am 7ten aber ist er durchsichtiger und giebt sich als das Strahlenblättchen zu erkennen. An derselben Stelle, wo die Netzhaut aufhört, sieht man nun auch in der dunklen Haut eine Trennung in Aderhaut und Ciliarkörper. Letzterer bekömmt einige sehr ldeine Falten. Icli weifs nicht, ob es eine wahre Trennung ist, oder ob nur die Netzhaut und Ader- haut sich von der Linse zurückziehen und das Strahlenblättchen und der Ciliar- körper neu hinzugetretene Tftfile sind. Auffallend ist der geringe Zusammenhang zwischen Gefäfshaut und Ciliarkörper, denn oft bleibt nach Erhärtung im Wein- geist der Cüiarkörper beim Aufheben der Gefäfshaut auf dem Glaskörper Und der AS b / /üO^?>s< 106 Linse liegen. Die' Trennung zwischen Gefäfshaut und der noch sehr dünnen har- ten Augenhaut ist ganz vollständig, und die Hornhaut steht nur mit der letztern in Verbindung. Die Gefäfshaut ist unter der Netzhautfalte, die zwei starke Wülste enthält , noch ungefärbt , aber der weii'se Streifen ist nur an der Eintrittstelle des Sehnerven ansehnlich. Nach aufsen nimmt er ab. *• 0hr " Das Ohr ist nach aufsen geöffnet. Diese Oeffnung liegt über der Mund- spalte. Mau kann sie nicht mit der ersten Kiemenspalte verwechseln, weil sie in den Rückenplatten und nicht in der Bauchplatte liegt. Die Ausmündungen bei- der Eustach'schen Röhren rücken einander näher, und die Röhren selbst liegen nur an der Anlage des Keilbeins aa, nicht in derselben. /. Nase. Die Nasengrube nimmt am sechsten Tage an Tiefe zu. Indem der Ober- kiefer mit dünner Spitze den Stirnfortsatz erreicht, bleibt zwischen beiden eine Lücke, der Nasengang, der nach aufsen als äufsere Nasenöffnung ausgeht, mit dem andern Ende aber in die Mundhöhle geht. Dieser Gang ist kurz , indem er fast senkrecht hinabsteigt, denn die Einmündung des Nasenganges in die Mund- höhle ist ganz dicht hinter der Schnabelspitze, wie in Amphibien. Der ganze Nasengang geht unter der Nasengrube weg , welche nur von oben in den Nasen- gang einmündet. Das Riechorgan hat sich also früher gebildet , als der für die Athmung bestimmte Luftkanal ; denn jene schon am 4ten Tage bemerkte Nasen- grube iat das eigentliche Riechorgan. §• 10. Achler, neunter und zehnter Tag. a. Allge- Der Dotter scheint noch an Umfang zuzunehmen. DerGefäfshof derKeiro- thefle. baut dehnt sich bis auf \ des Dottersackes aus. Die Grenzvene schwindet aber ganz. Auch die andern Gefäfse nehmen ab, jedoch die Arterien mehr, als die Ve- nen. Ja , in letzteren ist die Abnahme vielleicht nur scheinbar, denn während sie an der Oberfläche weniger deutlich erscheinen, ragen sie auf der untern Fläche wie erhabene Wülste sehr stark vor. Sie sind hier mit einem gelben, Dotterkügel- chen enthaltenden und daher von ihnen gefärbten Zellgewebe stark bedeckt. Die zarten Aeste, welche wenig Blut enthalten, sehen deshalb gelb aus. (Maliers vasa lutea.") Dafs diese feinen Reiser unmittelbar unveränderte Dottermasse auf- nähmen, wie man sich gedacht hat, scheint mir sehr zweifelhaft. Das gelbe Ansehn leite ich nur vom Ueberzuge her. Rührte das gelbe Ansehn von enthalte- nem Dotter her , so müfsten in den gelben Gefäfschen die gröfsern Dotterkügelchen seyn, da diese vorzüglich die färbenden sind, ja es mül'sten viele solcher grofsen 107 Dotterkügelchen zugleich in einem Gefäfsaste sich finden, um so dünne Ströme gelb zu färben. Es sind aber die gröfsten Dotterkügelchen sehr viel gröfser, als die Blutkügelchen , und -wenn die Venen hinlänglich weite Mündungen hätten, um jene aufzunehmen, so ist nicht einzusehen, "wie das Blut nicht ausiliefst da die geringste Verletzung einer Vene der Keimhaut das Blut von allen Seiten dahin zu- sammenfliefsen läfst. Es schien mir, dafs im Embryo des Hühnchens die Gefäfse immer vom Blute mehr ausgedehnt sind, als im erwachsenen Thiere, weil sich in jenem auch für kleine Gefäfse viel schwerer eine Verschliefsung entweder durch Zusammenziehen des Gefäfses oder durch einen Blutpfropf bildet, als in diesem. Dagegen ist es keinem Zweifel unterworfen , dafs der flüssige Theil des Dotters von den Venen aufgesogen Avird, denn vom loten Tage an ist die Abnahme des Dnlter.s beträchtlicher, : als die Aufnahme durch den Dottergang allein bewirken könnte, und in den feinern Venenzweigen ist das Blut so wenig gefärbt, dafs mau die Beimischung eines wenig gefärbten Wassers zu erkennen glaubt. Auch führt die Aufnahme des flüssigen Theiles von Eiweifs darauf hin. Das seröse Blatt hat sich bis zum äufsern Umfange des Gefäfshofes getrennt und der Harnsack verbreitet sich in diesem Baume nach allen Seiten. Die Ge- fäfse mehren sich in demselben sehr. Der Uebergang seiner Arterien in die Ve- nen scheint in den feinern Zweigen unmittelbar. Die linke Nabelarterie ent- wickelt sich stärker, als die rechte. Der Harnsack bedeckt den gröfsten Theil des Dottersackes als eine geschlossene Blase. Die eine Hälfte dieser Blase lie^t nämlich auf dem Amnion und dem Dottersacke, die andere an der serösen Hülle und mit ihr an der Schaalenhaut. Diese äufsere Hälfte ist viel blutreicher als die innere. Beide Hälften sind durch die enthaltene Flüssigkeit getrennt. Jede Hälfte besieht ursprünglich aus dem der Flüssigkeit zugekehrten Schleimblatte und dem Gefäfsblatte. Beide Blätter werden aber im Verlaufe dieser Tage in der untern Hälfte und im Stiel , also da, wo die Athmung weniger vorherrschend ist, un- kenntlicher , und scheinen besonders in letzterer nur ein Blatt zu bilden , von wel- chem ich nicht habe bestimmen können, ob es das. ursprüngliche Schleimblatt oder Gefäfsblatt oder eine Verwechselung beider ist. Das Amnion ist stark angefüllt von Flüssigkeit. Das Hin- und Herschwan- j. Amnioi ken des Embryo, unterstützt von Contractionen des Amnions, ist am achten Tage sehr lebhaft, weniger lebhaft in den folgenden Tagen. Dafs das Amnion dabei selbstthätig ist, erschien mir unverkennbar, (obgleich ganz unerwartet,) denn erst nachdem das Amnion sich an einem Ende unter starker Fiunzelung zusammen- gezogen hatte , bewegte sich der Embryo nach dem entgegengesetzten Ende von der Flüssigkeit getragen. Reizte ich das Amnion mit der Nadel, so wurden die 2 108 Zusammenziehungen lebhafter, oder traten wieder hervor, nachdem sie aufge- hört hatten. Die Bewegung des Embryo ist daher durchaus keine Kreisbewegung, wie in Schnecken -Embryonen, sondern ein Hin- und Herschwanken durch eine Art Fulsation hervorgebracht, c Gestalt p er Fötus wächst stark vom 8ten bis zum toten Tage. Er ist noch sehr gekrümmt , doch kann wegen stärkeren Hervortretens des Bauches der Kopf lange nicht mehr den Schwanz berühren, Immer noch ist die rascheste Entwickelung im Kopfe, und es scheint dieser noch entschiedener dem Rumpfe an Masse über- legen , als in den früher besprochenen Tagen, was vielleicht daher rührt, dafs für die äufsere Ansicht das Hinterhaupt jetzt bestimmter zum Umfange des Kopfes gehört. Der Oberschnabel hat anfangs auf beiden Seiten noch einen Ausschnitt, welcher später in eine sanfte Ausrundung übergeht, und am Ende des zehnten Ta- ges kaum bemerklich ist. Auf der Spitze des Überschnabels entsteht ein kreide- weifser Flecken. Die Form des Kopfes wird viel runder, indem die Vierhügel weniger vorragen. taten. Der Hals wird bedeutend länger und freier, doch ist er hinten noch merk- lich länger, als vorn. Der Nackenhöcker ist am 8len Tage noch sehr stark vorra- gend, später weniger. Am 9ten und loten Tage erheben sich in der Haut die Federbälge, 2uerst auf der ^Mittellinie des Rückens vom Halse bis an den Steifs und auf den Hüften. Am stärksten ragen die Bälge der Steuerfedern auf dem Steifse vor. . ■i. Extremi- \ n ■den Extremitäten tritt die Differenz mehr hervor. Der Ellenbogen rich- tet sich nach hinten, das Knie nach vorn. Flügel und Fufs sind aber am 8ten Tage in ihrer Richtung noch ganz abhängig vom Unterarm und Unterschenkel. Die Finder der Hand sind also mit ihren Spitzen nach vorn gerichtet, die Zehen nach hinten. Dann tritt eine Selbstständigkeit im Hand- und Fufsgelenkc ein; erstercs richtet sich mit seiner Streckseite nach vorn , lelzteres nach hinten. Die Fingerspitzen bewegen sich daher in einem Bogen von vorn nach hinten , die Ze- henspitzen von hinten nach vorn. Am Schlüsse des zehnten Tages berühren sich die einander zugekehrten Ellenbogen- und Kniegelenke fast. Die Zehen sind sehr stark nach vorn gerichtet, die Finger noch etwas mehr nach unten als nach hin- ten. Zugleich entwickeln sich die Finger und Zehen, so dafs zuvörderst die An- lage aller Glieder jedes Fingers und jeder Zehe sich innerhalb der Hautlappen bil- den, und dann die Finger über die Hautlappen herauswachsen. Beim Heraus- wachsen bleiben der mittlere Finger und der hintere vereint, ja sie werden durch die sich verdickende Haut noch enger verbunden, weshalb man am Ende des zehn- ten Tages sie äufserlich nicht mehr von einander unterscheidet. Es sind die bei- 109 den im Hauptflügel enthaltenen Finger. Der Vorderfinger -wachst dagegen mehr nach vorn hinaus, ist am neunten Tage völlig abgesondert und Avird der Stamm des Afterflügels. Da das vordere Endglied sich zugleich nach hinten richtet, so hat es am 1 Oten Tage schon vollständig den Character des Flügels. Es fehlen nur die Federn. An der hintern Extremität sondert sich eben so die vordere Zehe zuerst und stellt sich immer mehr nach innen, indem sich die Sohlenfläche, welche ursprünglich nach innen gekehrt war, nach unten stellt und wird die Hinterzehe; die andern Zehen wachsen ebenfalls über die Zehenhaut, jedoch ge- sondert und mit ungleicher Geschwindigkeit , wodurch die Ungleichheit üi der Länge der Zehen zunimmt, und am Ende des loten Tages auch der Fufs schon im Allgemeinen seine Form hat. Nägel fehlen aber noch. Der Nabel ist trichterförmig und erscheint daher als unmittelbare Fort- «. Nabel. setzung des Bauches, in welche die Darmschlinge so tief hineinragt, dafs der Dot- tergang in der Spitze des Trichters liegt. Die Bauchplatten nehmen bedeutend an Höhe zu und erreichen einander /• Bauth- vorn. An dieser Stelle entsteht gegen Ende dieses Zeitabschnittes das Brustbein als Nerven. eine kurze und breite Platte, ohne Spur von Kamm. Ich konnte nicht bemer- ken, da ls sich dieser Knorpel aus zwei Hälften bilde. Zu beiden Seiten werden die Rippen viel früher deutlich begrenzt, zwischen den Rippen schiefsen Muskeln an. In dieser Periode habe ich endlich auch zuerst Nerven mit Deutlichkeit nicht blos gesehen, sondern auch im ganzen Verlaufe ausgearbeitet, und zwar nun auch fast alle Nerven des Rumpfes. Sie sind indessen schon viel früher da, und ich habe bemerkt, dafs ich die abgerissenen Enden schon am fünften Tage erkannte und einen Theil des Stammes am sechsten und siebenten Tage verfolgte, al- lein wegen der geringen Consistenz sind sie, besonders ohne Erhärtung durch Weingeist, erst lange nach der Bildung im weitern Verlaufe zu erkennen. So ist es kaum zu bezweifeln, dafs die eigentümliche Verzweigung des herumschwei- fenden Nerven durch das Zurückweichen der Aortenbogen und den frühesten , ver- hältnifsmäfsig hohen, Stand des Luftröhrenendes veranlafst wird. Auch glaubte ich zuweilen den herumschweifenden Nerven am Hühnchen am fünften Tage als ein höchst zartes Fädchen gesehen zu haben, jedoch nie mit hinlänglicher Bestimm t- lieit. Ob jemals die Beobachtung nachweisen könne, dafs die Nerven in das Rückenmark hinein- oder aus diesem herauswachsen, bezweifle ich durchaus. Zwar scheint das Rückenmark während der beiden ersten in dieser Darstellung angenommenen Perioden glatt , wenn man es aus seiner Höhle nimmt, und man sieht keine Einfügung der Nerven; da aber in den Rückenmarksnerven wahr- scheinlich, wie im Rückenmarke selbst, die Scheide erst später sich entwickelt, 110 so ist es natürlich, dafs ein so zartes Fädchen aus ganz weicher Masse bestehend und dabei wenig gefärbt und dünner als ein Haar keine Spur zurückläfst. Dafs die Sinnesnerven offenbar aus dem Hirne hervorwachsen , beweist nicht , dafs die andern Nerven auf dieselbe Weise entstehen , denn die Sinnesorgane werden eben erst durch die Hervorstülpungen des Hirnes erzeugt. Die Bauchplalten und Rük- kenplatten bilden sich aber unabhängig vom Rückenmarke. Dafs die Nerven aus den sich bildenden Muskeln oder andern Theilen in den Centrallheil hineinwach- sen . ist mir wenigstens eben so unwahrscheinlich, als das Entgegengesetzte , da eine solche Entwicklung irgend eines Theils von einem Ende zum andern fort, so da£s das Eine Ende neuen Ansatz bekommt, mir sonst nirgends vorgekommen ist. Vielmehr scheint jeder Theil gleich ganz da zu seyn , und nur aus sich eine Entwickelung zu erfahren. Hiernach ist es wahrscheinlich, dafs, sobald eine hinlängliche Differenziruug in den Bauchplatten oder andern Theilen da ist, um Nervenmasse von anderer Masse , sey es auch nur auf der untersten Stufe der Dif- ferenziruug, zu scheiden, der Nerve seiner Ausdehnung nach immer ganz da ist und beide Enden hat, das centrale wie das peripherische. g . Muskeln Bald nachdem sich die Knorpeln gebildet haben, sieht man auch Fase- rnd Verkno- nxn(Ten in (j em anliegenden Bildungsgewebe, — die werdenden Muskeln nämlich. Ihre Sehnen sind ununterbrochene Fortsetzungen der Knochenhaut. In der Stufe der Bildung, die wir hier darstellen , sind schon ziemlich alle Muskeln der Extre- mitäten keiinbar , besonders aber die auf dem Hüftbeine und dem Schulterblatte liegenden, welche man, nach Entfernung der Haut, schon mit unbewaffnetem Auge sehr deutlich unterscheiden und mit dem Messer trennen kann. Mehr eingesenkt in das allgemeine Bddungsgewebe und weniger von ihm geschieden sind die Mus- kelbäuche am Vorderarm und Unterschenkel. In der hintern Extremität zeigt sich auch am frühesten Verknöcherung. Der erste Verknöcherungspunkt findet sich im Schienbein am Anfange des neunten oder am Ende des achten Ta- ges. Er ist am Ende des neunten Tages schon ansehnlich und hart. Um diese Zeit tritt Verknöcherung im Oberschenkel und in den ersten Gliedern der Ze- hen ein. h. Lage der In der Bauchhöhle ist durch das vollständige Hineintreten des Herzens die i^dfrijanch- Lage der enthaltenen Eingeweide sehr verändert. Leber und Magen sind nämlich höhle. Ma " s ehr zurückgedrängt. Da sich zugleich die Leber sehr vergröfsert, steht der Bo- den des Magens nicht weit von der hintern Wand der Bauchhöhle ab. Eben da- durch hat der Bauch so bedeutend an Höhe gewonnen, indem der Darm, der sich merklich vergröfsert hat , nach unten geschoben ist. Der Vormagen ist sehr deut- lich und selbstsländig ausgebildet. Das blinde Ende des Magens ragt weit über aen. 111 den Austritt des Darmes vor. Am' Anfange., dieses iZeftabschmUes gehl,, die Höhlung des Vormagens noch fast ohne Verschnürung in die Höhlung des' Muskel- magens über, und letzterer ist mehr der Boden des Magens, als ein selbstständi'ger Theil. Es ist daher mehr Aehnlichkeit mit dem Bau des Magens derjenigen Vögel, die vom Rauhe lehen, später ist die Sondcrüng aufserlioh und innerlich schärfer. Der Magen geht hiermit in die Form über, die er iu den Vögeln, welche von Körnern lehen , hat. Verfolgen wir den Speisekanal weiter nach vorn , so finden wir die Speise- '• Kro P f - röhre nicht nur weiter, sondern sie erweitert sich besonders am untern Thefle des Halses in eine blasige Auftreibung, deren Couvexität nach rechts sich richtet. Es ist der Kropf. Er scheint schon am siebenten Tage angedeutet und ist vom achten an unverkennbar. Der Darm hat sich bedeutend vergröfsert, aber doch lange nicht in dem *■ "arm. Maalse, wie der Magen. Aus der ersten Schlinge des Darmes wächst jetzt das K '° ahe ' Pankreas bedeutend iu die Länge herror, die zweite Schlinge ragt bis aus der Nabelöffnung hinaus. Die vordere Hälfte des Dünndarmes hat sich zu sehr ver- längert , um in einem einfachen Bogen in diese Schlinge überzugehen , die hintere Hälfte des Darmes hat sich weniger verlängert; aber der weite Darm unterscheidet sich durch die gröfsere Weite schon auffallend vom engen Darme. Die Blind- därme sind i| Linien lang, eben so lang ist der weite Darm. Dieser letztere ist deutlich durch eine Falte gegen die Kloake abgegrenzt. Ich weifs nicht anzu- geben , ob die Falte nicht schon früher sich gebildet hat. Gegen Ende dieses Zeitraumes zeigt sich die erste Spur der Bursa Fabricii. Wahrscheinlich entsteht sie auch durch Hervorstülpung. Doch habe ich, ihre Ausbildung nicht vollständig verfolgen können. Die Afterspalte ist von einem vorragenden Wulste umgeben. Die Leber erscheint nicht mehr so roth als früher, sondern mehr braun- '• Leber gelb ; die ßlutgefäfse haben sich verengt und das Parenchyma ist schon vermehrt. "^ "^ Injeclionen färben jedoch die Leber noch vollständig. An derselben zeigt sich die Gallenblase. Die Milz ist vom Magen weiter entfernt uud wird von einem Blatte gehalten, das zum Magen geht. Dieses Blatt ist jetzt schon sehr dünn und hat daher vollständig die Beschaffenheit des Netzes. Das Bauchfell ist jetzt unverkennbar, aber dicker als im spätem Zustande. "*■ Eauci '- A ' * ' ' i i feil und ein weniger in sich zusammenhängendes und verdichtetes Blatt. Man erkennt : nämlich schon früher einen durchsichtigen Ueberzug, der alle Organe, so weit sie an die Bauchhöhle grenzen, überzieht und Urnen das Ansehn giebt, als ob sie mit einer Leimauflösung überstrichen wären. Dieser Ueberzug wird in fort- gehender Entwickelung immer mehr blattförmig, d.h. consistenter und dünner. organe. 112 So scheinen alle serösen Häute sich zu bilden , indem die an eine mit thierischem Wasser gefüllte Höhle grenzenden Organe einen solchen Ueberzug erhalten. n.Athmungs- Die Athrnungsorgane bilden sich in dieser Zeit rasch aus. Der vordere Theil der Lunge -wird dicker und drängt sich immer näher an den Rücken an. Die innern Verzweigungen in ihm nehmen sehr zu, und sind schon am achten Tage von sehr bestimmten Wänden gebildet, während sie früher wie mildern Pinsel nur zart in die Masse hineingezeichnet schienen. Zuerst theilt sich jeder Luftröhrenast in zwei Hauptäste und diese gabelförmig immer weiter. Aus diesen gröfsern Gängen wachsen gegen Ende dieses Zeitabschnittes äufserst zarte und dünne Cylinder hervor, die parallel neben einander stehen, und nicht eigent- lich gabelförmig aus den gröfsern Aesten kommen, sondern seitlich in Reihen aus ihm hervortreten. Diese dünnen Cylinder haben alle ein blindes knopf- förmiges Ende, das gegen den Umfang der Lunge gerichtet ist. Die ganze "V er- theilung giebt am zehnten Tage unter dem Microscope einen prachtvollen Anblick. Der hintere und innere Theil behält während dieser Tage das Ansehn einer schmalen Leiste. Das Microscop zeigt aber im Innern schon am achten Tage die Höhlung nicht ungetheilt, sondern in drei bis vier sackförmigen Erweiterungen hervorgestülpt , die nach vorn in einen gemeinschaftlichen Kanal übergehen , nach hinten aber ihre gröfsere Wölbung haben , ohne jedoch aus dem hintern Rande des Streifens hervorzuragen. Die Erweiterungen des Kanals sind also an diesem Tage durchaus nur innerlich. Die hinterste dieser Erweiterungen scheint dieselbe blasige Höhle zu seyn, die wir am vierten Tage bemerkten (§. 6.h. ; §. 9./>.). Am zehnten Tage ragen diese Blasen schon nach hinten aus dem Rande hervor, besonders die hinterste , welche fast die Gröfse eines Stecknadelknopfes hat. Die Wand ist aber durch die Vergröfserung dünner und durchsichtiger geworden. — Die Luftröhre verlängert sich in diesen Tagen sehr rasch. Sie ist an den Theilungsstellen in beide Aeste verdickt , als Vorbildung des untern Kehlkopfes, und eben so an ihrem vordem Eude etwas becherförmig erweitert, als Vorbildung des obern Kehlkopfes. Der Uebergang in die Rachenhöhle ist jedoch -wieder in eine Spalte verengt und bildet, von -wulstigen Rändern umgeben, die Stimmritze. Zwischen beiden Kehlköpfen ist die Luftröhre am dünnsten, und da die erweiter- ten Stellen anfaugs sehr ausgedehnt sind und erst ganz allmählig in die verengte Mitte übergehen , so hat es fast das Ansehn , als ob die Luftröhre sich von vorn und hinten gegen die Mitte ausgebüdet hätte. Knorpelringe fand ich noch nicht, o. Nieren. Von den Nieren ist zu bemerken > dafs Läppchen in ihr sich ausbilden; der Rand der Nieren wird daher mehr gekerbt. Die Nieren verkürzen sich ; des- halb werden die Harnleiter in ihrem hintern Theile ganz frei. Die 113 Die Wolffischen Körper verkürzen sich immer mehr. Sie werden in der p- Woiffi- Mitte breiter, spitzen sich dagegen nach den Enden, besonders nach dem vordem scheKör P er - zu. Nach den Geschlechtern entwickelt sich aber ein sehr auffallender Unter- schied. Im männlichen Geschlechte wachsen die Theile , obgleich sie gegen die benachbarten Organe in der Entwickelung sehr zurückbleiben , doch mehr als im weiblichen , und im weiblichen Geschlechte bleibt der rechte Körper etwas hinter dem linken zurück. Die Gefäfse in ihnen vermehren sich. Der ausführende Kanal der Geschlechtstheile bekommt im Weibchen ein weit breiteres vorderes Ende, als im Männchen. Der dünne Faden des Wolffischen Körpers fangt im männlichen GescMechte an zu schwinden und wird gegen Ende des zehnten Tages unkenntlich. Die zeugenden Organe beider Geschlechter ziehen sich zusammen, aber zu ¥ oden und verschiedenen Formen nach den beiden Geschlechtern. Im männbchen Ge- Eierstöcke schlechte werden sie schotenförmig, und sind nun nicht mehr als Hoden zu ver- kennen; im weibbchen Geschlechte werden sie zu dreieckigen Platten. Im Wesentlichen bleibt die äufsere Form des Herzens von jetzt an dieselbe. ?• Herz. Kleine Veränderungen gehen aber doch fort. So wird die Spitze des Herzens immer schärfer und überragt mehr die rechte Kammer als früher. Die Drehung des Herzens scheint auch noch ganz leise fortzuschreiten. Es stellt sich allmählig wieder in die Längenachse des Körpers, nachdem die Spitze eine Zeit lang nach unten gerichtet war. In der rechten Herzkammer sieht man die muskulöse Klappe sehr deutlich, so wie auch die übrigen Kläppchen des Herzens und die isolirten Muskeln sich unterscheiden lassen. Von den beiden Vorkammern ist die linke immer noch die gröfsere. Beide sind dicht an die Kammer eingerückt. Wir haben früher bemerkt, dafs die erste Anlage der Vorkammern zwar in Ge- doppelter Zahl entspringt, dafs diese Anfänge aber die zukünftigen Herzohren sind, dafs dagegen der Venensack zwischen beiden eine ungetheilte Höhle ist. Allein in dem Zeiträume, den wir jetzt betrachten, kann man unbezweifelt von zwei communicirenden Venensäcken sprechen, denn in der gemeinschaftlichen Höhlung sind sehr deutlich durch eine einspringende Vorragung zwei Äbtheilun- gen kenntlich. Diese Vorragung, die zukünftige Scheidewand, bildet einen Bogen, der am breitesten ist, wo die Scheidewand der Kammern auf den Venen- sack stöfst; von hk:r läuft er an der untern Wand des Venensackes (das Herz immer in seiner horizontalen Lage gedacht) nach der vordem Wand fort, und scheint sich vor der Erreichung der Veneneinmündung, die in der obern Wand ist, zu verlieren. Man kann also auch noch gar nicht sagen, ob die Hohlvene in den bnken oder rechten Venensack geht, denn an dieser Fläche schien mir noch P 114 keine Abtheilung zu seyn. Die Hohlvene hat aber hei ihren Eintritte die Rich- tung nach links, ein Verhältnifs, das von der Metamorphose des Herzeus un- mittelbare Folge zu seyn scheint. Während der zweiten Periode nämlich mufste die Hohlader sehr stark nach links verlaufen, um den venösen Theil des Herzens zu erreichen. Im demselben bog sich die Vene in einen sehr spitzen Winkel um gegen den zurücklaufenden Ohrkanal. Indem mit dem Uebergange in die dritte Periode der venöse Theil des Herzens sich mehr nach der Mitte zieht, wird die linke Biegung des Blutstromes immer stumpfer, aber doch nur ganz allmähhg. Die Krümmung dieses Bogens war zugleich nach vorn gerichtet. Dieselbe Rich- tung hat er noch, mit geringerer Biegung nach links, und der Blutstrom wendet daher in der linken Hälfte des gemeinschaftlichen oder noch sehr wenig getheilten Venensackes um. Davon scheint die immer noch bestehende stärkere Auftreibung der linken Wand abzuhängen. Der Blutstrom ging in der zweiten Periode durch beide Kanäle des von einer Scheidewand allmählig getheilten Ohrkanals in die Kammer. Das thut er auch jetzt noch, indem er in die venösen Oeffnungen beider Kammern, welche den Ohrkanal aufgenommen haben, hineinströmt. Die Venensäcke sind, wie anfänglich die Herzohren, nur seitliche Erweiterungen dieses Stromes. Ich habe nur von einer Hohlvene gesprochen. In der zweiten Periode ist es ganz klar, dafs nur ein Venenstamm , der vor dem Eintritte in das Herz zu beiden Seiten die vordem Hohlvenen als Aeste aufnimmt, in das Herz tritt. Jede vordere Hohlvene wird zusammengesetzt aus der Drosselvene , den Armenvenen und den Intercostalvenen ihrer Seite. Dies Verhältnifs ändert sich jetzt nur in so fern um, als das ' gemeinschaftliche Stämmchen der Hohlvene immer kürzer erscheint. Am achten und neunten Tage ist nur noch die Mündung gemeinschaft- lich. Später treten aber auch die Mündungen aus einander. Es scheint also immer mehr von dem Stamme der Vene verlox'en zu gehen , und es entsteht die Frage, ob das Schwinden dadurch zu erklären ist, dafs die Vene mehr in das Herz hinein wachse, oder dafs mehr vom Venenstamme sich in die Venensäcke umwandelt. Das Hineinwachsen der Vene macht uns die Entstehung der Klappen anschaulicher, allein die Klappen scheinen nur die innere Wand der Venen zu enthalten. Da überdies das Auftreten der Klappen grofsen Abweichungen unter- worfen ist , (denn zuweilen sah ich am achten Tage zwei kleine Klappen an der Einmündung der Hohlvene, in den meisten Fällen konnte ich sie nicht unter- scheiden,) so dürfte wohl eine Umwandlung, welche mehr die äufsere als die innere Wand ergreift, das vorherrschende Verhältnifs seyn, da es überdies auch das durchgehende in der ganzen Entwickelung des Herzens ist ; denn wir erinnern 115 uns, dafs die Herzohren und die Venensäcke von Anfang an nur Umwandlungen der Hohlrene sind. Die Aortenzwiebel halte schon am siebenten Tage nicht mehr die Gestalt ' Endung einer Zwiebel, sondern mehr eines breiten, zuweilen schon gefurchten Gefäfs- aderstämni*. Stammes. Jetzt sieht mau sie tief gefurcht und durch die Furchen scheinbar in vier Kanäle getheilt. Untersucht man die Sache genauer , so findet man , dafs die drei Kanäle der rechten Seite in einen kurzen gemeinschaftlichen Stamm zu- sammenfliefsen , und dafs der linke Kanal noch einen rechten obern verdeckten Ast hat. Es sind nämlich die beiden Hauptströme, die man schon am siebenten Tage im Innern der Aortenzwiebel getrennt findet, jetzt auch äufserlich gelrennt und kürzer geworden. Ihre ehemalige vordere Vereinigung ist vollständig gelöst. Der eine dieser Hauptstämme kommt aus der linken Kammer, liegt bei seinem Urspruuge mehr oben , und wird also bei der Betrachtung von der untern Fläche von dem andern verdeckt. Er theilt sich in die beiden Trunci anonymi, welche die Speiseröhre zwischen sich lassen, und einen dritten Bogen, der auf der rechten Seite hinter dem Truncus anonymus verläuft. Der zweite Hauptkaual kommt aus der rechten Kammer, liegt bei seinem Urspruuge mehr uach unten, ist aber gleich nach links gerichtet. Er theilt sich in zwei Kanäle, von denen der eine mehr unten hegend neben dem linken Truncus anonymus nach links verläuft, der andere mehr nach oben und rechts über die Gefäfebogen weggeht, welche nach dieser Seite aus dem ertfteW Hauptstamme sich wenden. Auffallend ist die Kürze der gemeinschaftlichen Stämme. Die Metamor- phose der Gefiifsbogen ist jetzt Jus auf einen gewissen Grad gediehen , welcher die Umwandlung der ersten Form in die Gefäfsvertheilung verstehen läfst, die Avir im erwachsenen Vogel kennen. — Wir hatten nämlich ursprünglich einen ein- fachen Kanal , der aus der Herzkammer kam , und sich in fünf Paar nicht zu- gleich, sondern nach einander entstehender Bogen theilte. Alle Bo^en einer Seite liefen in eiue Aortenwurzel zusammen, und beide Aorlenwurzeln bildeten den Stamm der Aorta. Von den fünf Paar Bogen schwand zuerst der erste, und dann der zweite. Am fünften Tage sind also nur drei Paar Bogen , und die Aorten- wurzel , so weit sie den beiden ersten Bogen angehört , scheint in den Stamm der Kopfschlagader umgewandelt zu seyn. Unterdessen hat der Ursprung der Aorta sich verdickt, und ein kolbiges Ansehn gewonnen. Er enthält nämlich zwei Ströme, die sich um so mehr scheiden, je vollständiger die Trennung der Kam- mern wird. Beide Ströme laufen aber noch eine Zeitlang nach vorn zusammen. Der eine Strom kommt aus der. linken Kammer und richtet sich ge^en den ur- sprünglich dritten Bogen beider Seiten und den vierten der rechten Seite. Der P 2 116 andere Strom kommt aus der rechten Kammer und vertheilt sich in den vierten Bogen der linken und den fünften Bogen der rechten Seite. Der fünfte Bogen der linken Seite schwindet. Zugleich ziehen sich die Bogen von der Rachenhöhle nach hinten zurück. Endlich sind im jetzigen Zeitabschnitte beide Ströme auch äufserlich geschieden. Die Aorta entspringt noch aus zwei Wurzeln, welche verhältnifsmäfsig kürzer sind , als früher. Die rechte Wurzel wird vom dritten, vierten und fünften Bogen ihrer Seite gespeist, die linke schwächere vom dritten und vierten Bogen ihrer Seite. Die Aorta bekommt also noch das Blut aus beiden Kammern, und zwar erhält jede Wurzel einen Bogen aus der rechten Kammer, und außerdem uimmt die rechte Wurzel zwei Bogen aus der linken Kammer, die Unke nur einen aus derselben auf. Der fünfte Bogen der rechten Seite hat seine Lage etwas verändert , da er über dem aus der buken Kammer kommenden Ur- sprünge der Aorta weggeht. Den Grund dieser Umänderung kann man in der Richtung des Blutstromes aus der rechten Kammer suchen. , Die fünf jetzt bestehenden Bogen bleiben für immer, verändern aber ihre Bedeutung. Die beiden dritten Bogen gehen noch mit ziemlich starkem Strome in die Aorteuwurzel ihrer Seite über. Man denke sich aber diese Uebergänge schwächer werdend, wie später erzählt werden soll , dagegen den Uebergang in die Kopfschlagader und Armschlagader "stärker, wodurch diese als unmittelbare Verzweigungen der Bogen sich zeigen, so erscheinen beide Bogen als die Trunci anonymi , wie wir sie schon benannt haben. Der fünfte Bogen der rechten und der vierte Bögen der Unken Seite schicken jetzt schon kleine Zweige in die Lunge. Der Hauptstrom dieser Bogen geht dagegen in die Aorta. Man denke sich die Verzweigung in die Lunge so verstärkt, dafs sie die Fortsetzung der Bogen bildet, den Uebergang in die Aorta aber schwächer werdend , so haben wir aus beiden Bogen die Lungenarterien und aus jeder einen communicirenden oder Botalli'schen Gang in die Aorta. Wenn nach der Geburt auch diese schwinden , so hat sich also der ganze Ursprung der Aorta aus der rechten Kammer in die Lungenschlag- adern umgewandelt. Während alle übrigen Uebergänge in die Aorta schwächer werden, verstärkt sich der vierte Bogen der rechten Seite immer mehr und bildet vor dem Auskriechen des Hühnchens die Hauptwurzel der absteigenden Aorta, bald nach demselben aber die einzige. Ich habe der folgenden Darstellung vorgegriffen , um von nun au die ver- schiedenen Bogen nach der Bedeutung, die sie allmählig annehmen, benennen zu können. Es sollen also in Zukunft die jetzt bestehenden ersten Bogen (d. h. die dritten nach der ersten Bildung) die ungenannten Stämme (Trunci annonymi), oder, da diese Bezeichnung ungeschickt ist , die vordem Schlagader- 117 stamme, die hintersten Bogen (oder der rechte fünfte und linke vierte Bogen der ersten Bildung) die Lungenschlagadern, und endlich der vorletzte Bogen der rechten Seite die absteigende Aorta oder der hintere Schlagader stamm heifsen. Wie die beiden Körper, welche man bald als Schilddrüsen, bald ab> Thymusdrüsen des Vogels angesehen hat, die Ueberbleibsel der Kiemenbo«eu seyn sollen, wofür Huschke sie hält (Isis Bd. XX. S. 403), ist nicht recht ein- zusehen. Die Iviemeubogen gehen in die Wand des Halses über, und die Masse, die sie bildet, weicht nie bis dahin zurück, wo jetzt die Gefäfsbogen liegen. Auch fand ich diese Körper nicht an den vordem Schlagaderstämmen , sondern auf jeder Seite als zwei kleine blutreiche Körperchen nahe an der Ursprungsstelle der Kopfschlagader, aus welcher jedes Körperchen einen kleinen Ast erhielt. Gerade diese Lage könnte aber, da der hinterste Theil der Kopfschlagader ur- sprünglich zur Wurzel der Aorta gehört hat , darauf hinführen , dafs diese kleinen Körper den geschwundenen ersten Gefäfsbogen (nicht Kiemenbogen) iliren Ur- sprung verdankten. Allein ich habe von der Umbüdung nichts wahrgenommen. Beide Körperchen haben eine auffallende Aehnlichkeit mit der Milz und , wenn ich nicht irre , mit dem ersten Zustande der Wolffischen Körper. Sie hängen noch inniger mit den Drosselvenen zusammen, als mit der Kopfschlagader, und scheinen, unter dem Microscope betrachtet , aus verästelten und verwickelten Gefäfsen zu bestehen. Wenn ich diese Gefäfsdrüsen , wie man sie nennen könnte , am Halse deutlich sah , waren auch immer die Nervenknoten im Vagus und Sympathicus deutlich. Unter dem Microscope hatten die Nervenknoten und die Gefäfsdrüsen grofse Aehnlichkeit, da man in den ersten eben so die Vertheüung der Nerven- fäden , die in der Mitte der Körperchen sich zu verwickeln schienen , bemerkte. Nur die dunklere Farbe der Gefäfsdrüsen unterschied sie von den Nervenknoten. Das erste Auftreten beider Theile habe ich noch nicht verfolgen können. Im Rückenmarke sondern sich die Anschwellungen , aus denen die Nerven der Extremitäten entspringen. Während nämlich früher das Rückenmark (§. 9. u.) im ganzen Rumpfe verdickt erschien, verdünnt sich jetzt verhältnifsmäfsig die Mitte desselben, und die Anschwellungen weichen nach vorn und hinten aus ein- ander. Uebrigens hat jede Eintrittsstelle eines Nerven eine kleine Anschwellung für sich. Die Blätter des Rückenmarkes klaffen jetzt deutlich aus einander , be- sonders im Halse ; die untern Stränge des Rückenmarkes sind an der Austrittsstelle der Nerven für die Extremität viel stärker, als die oberen. Das Hirn verändert seine Gesammtform während dieser drei Tage gar sehr. Die Vierhügel, die schon am siebenten Tage weniger wuchsen, bleiben Wachsthum so zurück, dafs sie niederzusinken scheinen, und zwar um so mehr, s. Rücken- mark. i. Hirn. Gesammt- im form. 118 da sie wohl in die Breite zu wachsen fortfahren , aber nicht mehr in die Höhe. Die stärkste Entwicklung ist jetzt in den Hemisphären des grofsen Hirns, die sich nach allen Seiten wölben , vorzüglich aber gegen die Vierhügel hin sich ver- längern. Dadurch wird die Blase der dritten Hirnhöhle , die schon am sechsten und siebenten Tage in der Entwickelung sehr zurückgeblieben war, fast ganz überdeckt. Man sieht also , wenn man das Hirn von seiner Decke aus betrachtet, fast nur die Vierhügel und das ansehnlichere grofse Hirn. Zwischen beiden ist eine tiefe, noch ziemlich breite Queerspalte, auf deren Boden man die Blase der dritten Hirnhöhle findet, mit ihrer geöffneten und hinaufgedrücklen Decke. Hinter den Vierhügeln ist das kleine Hirn mit deutlichem Mittelkörper. Die wesentlichste Veränderung besteht aber wohl darin , dafs man jetzt iu den meisten Gebenden sehr deutlich Faserungen auftreten sieht, die sich zum Theil in dicke Bündel zusammenlegen. Einzelne Doch, gehen wir die einzelnen Abschnitte durch. Indem das grofse Hirn Theile. -wächst, verändert sich seine äufsere Ansicht, besonders aber die Ansicht der in- nernTheile. Der Theil, den wir dem Gewölbe des Säugethierhirnes gleichge- setzt haben, ist schon am achten Tage kaum mehr zu kennen, die mittlere Ein- setzung wird tiefer ; da aber zugleich die gestreiften Körper stark wachsen und besonders nach hinten, so werden die hintern Schenkel des Gewölbes stark erho- ben und aus einander gezogen. Die Mittellinie des Gewölbes stellt sich daher im- mer mehr senkrecht gegen den Boden des grofsen Hirnes. Die mittlere, aus zwei sich immer näher an einander legenden Blättern bestehende und bis auf die Mittel- linie des Gewölbes reichende Einsenkung ist also jetzt schon unverkennbar der Theü des Vogelhirnes, den man die strahlige Scheidewand nennt, und der sich von der durchsichtigen Scheidewand der Säugethiere dadurch unterscheidet, dafs er in Ermangelung eines Balkens bis an die Decke sich fortsetzt. Die Seitenven- trikel werden en<*er. Nach der Basis des Hirnes zu findet man Kreuzungsfasern. Dadurch , dafs sich die Mittellinie des ehemaligen Gewölbes oder Her un- tere Rand der werdenden Scheidewand mehr senkrecht stellt und die hintern Schenkel nach oben und aus einander geschoben werden , wird auch der Ueber- gang aus der Höhle des grofsen Hirns in die dritte Hirnhöhle erweitert, und da die dritte Hiruhöhle in der Decke geöffnet ist, so hat das grofse Hirn hier einen mittelbaren Ausgang. Diesen mittelbaren Ausgang durch die Decke der dritten Hirnhöhle hatte das grofse Hirn schon am siebenten und sechsten Tage, ja noch früher. — Damals aber hatte bestimmt das grofse Hirn keinen andern unmittel- baren Ausgang , so dafs die Seitenventrikel also nur mit der mittlem durch das ganze Hirn gehenden Höhle communicirten. Ob nun der Ausgang, den die Ven- 119 trikel des grofsen Hirnes in diesem Zeitabschnitte gewinnen, Llos dadurch entsteht, dafs die hintern Schenkel des Gewölbes aus einander gezogen werden, oder ob wirklich ein Theil der Hirnwand aufreifst, kann ich leider nicht mit Bestimmt- heit entscheiden. Am achten Tage und am Anfange des neunten sind die Ventri- kel noch überall geschlossen. Am loten Tage schien mir aber in der That der hintere Uebergang der Scheidewand in der Decke jedes Ventrikels auch bei dem vorsichtigsten Abtrennen der Hirnhaut eine Lücke in der Contiuuität, von schar- fen Rändern umgeben, zu offenbaren. Es ist aber äußerst schwer hierüber mit Bestimmtheit zu entscheiden, da die Scheidewand um diese Zeit nach oben über- aus dünn ist und die Analogie des Amphibienhirnes dagegen spricht. Indem das grofse Hirn und die Blase der dritten Hirnhöhle sich näher zu- sammenschieben , vergröfsern und erheben sich die Sehhügel ansehnlich. — Von ihnen sieht man einen erhabenen, breiten Streifen, der nach aufsen um den Hirnschenkel herum nach unten verläuft, hervortreten, eine deutlich gefaserte Structur annehmen, mit dem gleichnamigen Streifen der andern Seite sich ver- binden, zum Theil kreuzen und in die Sehnerven übergehen. Der Streifen ist also der Sehnervenstreifen, der die Sehnerven mit dem Sehhügel und der Vier- hügelhälfte jeder Seite in Verbindung setzt. Früher war namentlich der letzte Theil weit von den Sehnerven entfernt, und ein Zusammenhang nicht anders als durch fremdartige Theile zu erkennen. Jetzt aber sind die Vierhügel ziemlich dicht an die Sehhügel gerückt. Der Sehnervenstreifen ist aber auch nicht etwas ganz Neues, das sich zwischen zwei Theile hinein lagert, sondern eine Ausbil- dung der äufsern Wand der Hirnbasis, und schon am siebenten Tage glaubte ich, durch die spätere Form aufmerksam gemacht, eine überaus schwache Erhebung zu erkennen. Der Boden der dritten Hirnhöhle führt in den Trichter, an dem ich nur bemerkte , dafs sein knopfförmiger Anhang deutlicher vom Trichter ge- schieden und von einer Grube des werdenden Keilbeines enger umfalst wird. Die Sehnervengrube füllt sich in diesen Tagen auch allmählig aus und man er- kennt keine Eingänge in die Sehnerven mehr. Ich habe schon früher bemerkt (§. 8. f.), dafs beide Eingänge der Sehnerven sich näherten und endlich in die Spitze der Grube zusammenrückten (§. 9.0.). Jetzt ist gar kein Eingang mehr und die Nerven sind gekreuzt. Um sich deutlich zu machen, wie die Sehnerven vorher nicht gekreuzt sind , nachher aber gekreuzt , ohne doch jemals ihren Ur- sprung oder ihr Ende zu verändern, erinnere man sich an das Verhältuifs der Seh- nerven , wie es am vierten und fünften Tage ist. Jeder Nerve hat seinen beson- ; dem hohlen Eingang au der Seitenwand einer trichterförmigen Grube. Man denke sich nun, dafs jeder Sehnerve sich verlängert, indem er sich immer mehr 120 aus dem Himtheüe herauszieht. Stellen wir uns das Herausziehen ganz mecha- nisch vor, "wie aus einem zähen Teige, so wird immer mehr von der Wand der uemeinschaftlichen Sehnervengrube in die Substanz der Sehnerven umgewandelt. Eine nothwendige Folge davon ist , dafs zuletzt die Spitze der Grube beiden Ner- ven gemeinschaftlich wird , und beide hohlen Eingänge über derselben zusammen- rücken. Jene Spitze ist jetzt die Kreuzungsstelle. Wenn nun unterdessen die Fasern deutlich geworden sind, so kommen sie an dieser Stelle von beiden Seiten zusammen. Man erinnere sich, dafs am vierten und fünften Tage keine deut- lichen Fasern sich erkennen lassen , dafs es vielmehr das Ansehn hat , als ob der Sehuerve von der gesammten Wand der dritten Hirnhöhle käme. Denkt man sich nun den Umfang des Ueberganges (der freilich durch nichts bezeichnet ist) nicht allzu klein , so ist nicht nur ein Theil der rechten Wand der dritten Hirnhöhle, sondern auch ein kleinerer Theil der angrenzenden linken Wand Ursprung des Sehnerven der rechten Seite, und es kann gar nicht auffallen, dafs später bei deutlicher Faserung jeder Sehnerve von beiden Seiten kommt. Diese Darstellung scheint eben zu erweisen, dafs immerfort die Sinnesnerven aus dem Hirne heraus- wachsen , was für die erste Bddung so klar vor Augen liegt. Die Decke der dritten Hirnhöhle verändert sich durch Faltung , indem sich das grofse Hirn und die Vierhügel zusammenschieben. Der hintere Theil der Decke , der keine Oeffnung hatte , faltet sich zwar auch etwas , erhebt sich aber nicht, sondern verdickt sich nur durch Faltung. Er hat am lOtenTage schon deutlich den Character der hintern Commissur. Unter ilim liegt ein Kanal , den ich die vordere Wasserleitung nennen will. Es ist der hintere Theil der ursprüng- lich ein Ganzes bildenden und nachher sich in einen vordem und einen hintern Abschnitt scheidenden Blase der dritten Hirnhöhle (§. 7. u.). Der Theil der Decke aber , der unmittelbar von den Sehhügeln ausgeht , und der zum Theil geöffnet ist , erhebt sich und faltet sich , und zwar nicht eigentlich durch das Zusammen- rücken des grofsen Hirnes und der Vierhügel (denn nach unten stofsen diese noch nicht an einander), sondern, wie es scheint, durch ein Zusammenknicken derHirn- .schenkel selbst und ein Aneinanderrücken der einzelnen Theile an der Basis des Hirnes. Am meisten verändern die Vierhügel ihr Aussehen. Die Faltungen, die wir vom siebeuten Tage beschrieben , nehmen am achten zu. Gleichzeitig wird die mittlere Einsenkung breiter. Oeffnet man um diese Zeit eine Hälfte der Vier- bügel, so sieht man eine seitliche Höhle sich zwischen die einzelnen Faltungen verzweigen. Die Faltungen nehmen den vordem Theü der Vierhügel ein und las- sen einen kleinem hintern Theil glatt. Das ist alles, was ich von der Abtheilung der 121 der Vierhügelmasse in ein vorderes und ein hinteres Paar Anschwellungen gesehen hahe, deren S e r r e s erwähnt. Am neunten Tage fangen die Faltungen an, unter sich zu verwachsen, und am loten Tage hat man fast nur eine einfache Höhle auf jeder Seite mit einer dicken Wand Diese Holde commuuicirt mit der g egen- iiher liegenden unter der mittlem immer breiter werdenden Einsenkung. Die Vier- hügel bestehen also aus zwei immer mehr nach den Seiten rückenden Blasen, durch einen breiten mitten durchgehenden Kanal verbunden. Der mittlere Ka- nal, welcher die mittlere Wasserleitung heifsen kann, geht vorn in die vordere, hinten in die hintere Wasserleitung über, und ist jetzt nur noch wenig weiter, als diese beiden. Seine Decke ist nach hinten sehr dünn. Im Innern der Vier- hügel knickt sich der durchgehende Hirnschenkel nach oben ein, und damit hängt die Verkürzung der Vierhügel wohl zusammen. Von innen angesehen hat , diese Einknickung einige Aehnlichkeit mit einem Hirnganglion , ist aber jetzt noch lange nicht so frei, wie die innern Ganglien der Vierhügel in niedern Wirbel- thieren. Das kleine Hirn wächst rasch, nachdem sich beide Blätter vereinigt ha- ben. Von der Vereinigung sieht man am Ende des siebenten Tages statt des ein- fachen Blattes ein durch Faltung und Einkerbung gedoppeltes Blatt, selten eine dreifache Faltung. Am zehnten Tage ist schon ein deutlicher Wurm da, denn die Mitte der Verwachsung verdickt sich. Obgleich man nach unten keine Brücke bemerkt, so sind doch die Hirnschenkel unter dem kleinen Hirne sehr verdickt. Die vierte Hirnhöhle erhält ein sehr verändertes Ansehn. Die Umbeu<*un- gen der Hirnschenkel werden nämlich immer schärfer, so dafs die vierte Hirn- höhle sich immer mehr unter dem kleinen Hirne versteckt. Sie geht nach hinten nicht unmittelbar in die Spalte des Rückenmarkes über, vielmehr sind dieRücken- marksplatten hier nicht nur verwachsen, sondern die Verwachsung bildet so^ar eine Vorragung, die dem kleinen Hirne ähnlich, jedoch viel kleiner als das letz- tere ist. Alle Fortsetzungen der harten Hirnhaut, Sichel, Zelt u. s. w. sind stark ausgebüdet. Merkwürdig aber ist es, dafs der Schädel fast noch ganz die Consi- stenz einer Haut hat. Nur das Keilbein, das Hinterhauptsbein und die Gegend um das innere Ohr haben eine etwas feslere Consistenz. In der Wirbelsäule sind die Wirbel ringförmig, indem der Körper nur sehr wenig dicker ist, als der Bo- gen; die Rückensaite läfst sich jedoch am Ende dieser Periode nicht mehr so leicht ausziehen , als früher. Noch ist der ganze Wirbel knorpelig. Die Gröi'se der Augen könnte man fast ungeheuer nennen. Beide zusam- H . Ancen men betragen mehr als die Hälfte des Kopfes. Bis zum siebenten Tage waren, die 122 Augen völlig unbedeckt. Am achten Tage sieht man rund um das Auge in der Haut einen fast kreisförmigen Saum, nur nach innen ist der Kreis etwas verlän- gert. Hier sieht man dagegen innerhalb des Saumes eine dünne Falte sich bil- den , letztere ist die Kickhaut. Der kreisförmige Saum erhebt sich in Form einer Falte gegen die Mitte, jedoch mehr von oben und von unten, als von beiden Sei- ten. Dadurch wird allmählig eine Ellipse gebildet, welche am iOtenTage noch so weit ist, dafs der gröfste Theil des Auges unbedeckt bleibt. Die harte Augen- haut ist sehr dünn. Die Gefäfsliaut hat noch einen länglichen Flecken ohne Pigment , der , vom Eintritte des Sehnerven nach dem Rande zu immer schmaler werdend, in ziemlicher Entfernung vom Rande aufhört. Dann sieht man aber weiter nach aufsen an der innern Fläche des Ciliarkörpers wieder einen weifsen Strich. Dieser schien jedoch nicht im Ciliarkörper, sondern auf seiner innern Fläche aufzuliegen, und in einer Falte zu bestehen, aus der ich zuweilen eine (in Weingeist geronnene) Masse hervorzog, die an die Campanula Halleri im Fisch- auge erinnert. Ueberhaupt bildet die Netzhaut an dem pigmentloseu Streifen jetzt eine deutliche Falte nach innen, die in dem Glaskörper sich eindrückt. Der Ci- liarkörper wächst und ist an der hintern Fläche von einer dünnen Haut bedeckt, die sich jetzt scharf von der Netzhaut sondert, und die ich früher schon als Strah- lenblättchen bezeichnet habe. Sie scheint nämlich an der Linsenkapsel aufzuhö- ren, oder mit ihr verwachsen zu seyn. Sehr deutlich ist es, dafs die Netzhaut mit aufgeworfenem , zuweilen gekerbtem Saume sich von dem Strahlenblättchen sondert. Gegen Ende dieses Zeitraumes erscheint die Regenbogenhaut als ein schmaler Ring an der Oeffnung der Gefäfsliaut. Sie ist noch ungefärbt. v. Nase. Der Nasengang stellt sich allmählig mehr horizontal, theils indem der Schnabel mehr hervortritt, vorzüglich aber dadurch, dafs der Überkiefer , nach- dem er den Stirnfortsatz erreicht hat, nach innen sich gegen den benachbarten ausdehnt, und von der Schnabelspitze aus nach hinten zu immer mehr mit ihm verwächst , wobei sich zugleich die Nasenscheidewand bildet. Dadurch werden also die Gaumenbogen geformt. Vorn stofsen sie an einander, nach hinten wer- den sie durch einen Schlitz getrennt. In diesen Schlitz laufen die Nasengänge aus. Gegen Ende dieses Zeitraumes fangen die Gaumenbogen schon an zu verknorpeln. Die Muscheln wachsen aus der Nasengrube hervor gegen den Nasengang. Ohr. Der äufsere Gehörgang ist weit und tief. Die Eustachische Röhre ist nicht ganz so weit , als im frühern Zustande , aber noch nicht vom Keilbeine umfafst. Spaltet man diese Röhre auf, so führt sie zum innern Ohr, welches mehrere Theile zeigt, die ich nicht bestimmen kann , da ich ihrer Entwickelung nicht stufenweise gefolgt bin. Unter andern sieht man eine weifsliche Blase, noch von weicher 123 Masse umgeben , wahrscheinlich den Vorhof. Die Bogengänge sind am Ende die- ses Zeitraumes vom Schädel aus auch zu finden. Eilfter bis dreizehnter Tag. Der Luftraum nimmt immerfort zu, dasEiweifs ab. Der Dottersack wird «. Aiigemn schlaff und fällt zusammen. Er ist also weniger gefüllt. Die grofsen Dotterkü- " e Eltheile - gelchen scheinen sich sehr vermindert zu haben. Der Gefäfshof hat sich fast über den ganzen Dotter ausgedehnt. Nur ein kleiner Theil , von etwa vier bis fünf Linien im Durchmesser, wird blos vom Dotterhofe umgeben. Indem der Dotter- hof sich so verkleinert , scheint er wirklich zu schwinden , wenigstens glaubte ich um diese Zeit auch bei vorsichtigem Abtrennen des Eiweifses oft eine Wahre Lücke in der Umkleidung des Dotters zu sehen. Wenn auch die Grenzvene nicht mehr bemerkt wird, so ist doch ihre ehemalige Stelle sehr kenntlich, denn die Keim- haut ist im Dotterhofe sehr zart und dünn, im Gefäfshofe ist sie dagegen sehr viel dicker, besonders in ihrem Schleimblalte. Dieses ragt mit tiefen, gekräuselten Falten, die schon am Anfange dieser Periode kenntlich waren, jetzt aber eine Tiefe von mehr als einer Linie erlangt haben , in die Dottermasse hinein. Die Falten sind wieder mit kleinen Runzeln besetzt und offenbar den Darmfalten analog, die in vielen niedern Wirbelthieren die Stelle der gesonderten Darmzotten vertreten. In jeder Falte liegt eine gröfsere Vene , und in den kleinen Runzeln zartere Ve- nenäste. Bei stärkerer Entwicklung des Harnsackes schwindet auch die seröse b Harnsack Hülle des Dotters. Ich habe leider versäumt , die Zeit anzumerken, in welcher diese Hülle nicht mehr gefunden wird, und kann jetzt, wo ich keine frischen Eier zu untersuchen Gelegenheit habe, das Versäumte nicht nachholen. Doch "laube ich , dafs im nächsten Zeitabschnitte diese Hülle nicht mehr da ist. Der Harnsack umwächst nun allmählig den ganzen Dotter mit dem Amnion , so dafs, da er im Allgemeinen nach rechts fortschreitet , er sich selbst erreicht. Wo er sich erreicht , verwachsen die Ränder dieses Sackes. Ueberhaupt wird die ur- sprüngliche Form desselben bald ganz unkenntlich. Es ist schon am dreizehnten Tase die linke Nabelarterie entweder allein oder doch vorzüglich entwickelt, und die rechte kaum bemerklich. Die Stämme und Hauptzweige der Arterie so wie der Nabelvene scheinen oft zwischen der äufsern und innern Hälfte des Sackes zu liegen, indem sie die innere Hälfte nach der Höhlung hineinfalten. Da die Stelle ihres Hervortretens , der Nabel nämlich , und auch ihre Enden durch Anheftung 2 . 124 des Harnsackes an die Schaalenhaut befestigt sind , so nehmen die gröfsern Aeste, indem sie wachsen, eine sehr verschiedene Stellung an, wodurch die verbindende Haut auf verschiedene Weise gefaltet erscheint , verwächst und unkenntlich wird. Zuweilen hat es ganz das Ansehn, als ob dieses gewöhnlich sogenannte Chorion nur aus einem Blatte bestünde , indem die innere Hälfte nicht im Zusammenhange dar°estellt werden kann. Man sieht aber aus der ganzen Enlwickelungsweise, dafs, wenn der Harnsack sich selbst in seinem Wachsthume erreicht hat, Amnion und Dottersack von zwei Lagen desselben umgeben sind , einer innern und äufsern, von denen jede ursprünglich aus dem Schleimblatte und dem Gefäfsblatte bestan- den hat. Gewöhnlich sind beide Hälften auch noch vollständig zu entwickeln. In der Flüssigkeit zwischen beiden Lagen sieht man jetzt zarte, weifse, flockige Streifen und Klümpchen als Niederschlag aus dem Hirne. Die Stämme der Ve- nen und Arterien des Harnsackes unterscheiden sich durch die Farbe, jene ent- halten ein helleres , diese ein dunkleres Blut. Die Arterien sieht man bei jedem Pulsschlage in den Stämmen sich strecken, und in der Nähe der befestigten Stel- len sich krümmen. c. Amnion. Das Amnion erhält zarte aber deutliche Gefäfse. d Gestalt Di e Bewegungen des Embryo sind selbstsländiger, seine Lage wechselt im und Lage des j^ uze i nen se h r un( j sc beiut von Nebenumständen der Umgebung abzuhängen. Doch ist er dem stumpfen Ende näher, als dem spitzen. Gewöhnlich liegt er hier in Form eines Ringes , der die Oueerperipherie des Eies einnimmt. Er scheint be- haart, und diese Haare haben die Farbe des künftigen Huhnes. Untersucht man sie genauer, so findet man, dafs sie keine wahren Haare, sondern die (am 13tenTage bis auf vier Linien) verlängerten, schmalen und nicht geöffneten Federbälge sind, welche die künftigen Federn mit ihrer Färbung enthalten, mit äufserst zarten, noch nicht in gesonderte Strahlen aufgelösten Fahnen. Der Rumpf übertrifft den Kopf schon merklich an Masse. Der Schnabel hat keinen Ausschnitt mehr, wird stumpfer und erhält sei- nen hornigen Ueberzug. Die Zehen bekommen Nägel. Die Oberhaut an den Fü- llen theilt sich in Schilder und Schuppen, ist aber noch weich, die Hinterzehe stellt sich ganz nach hinten. e . NabB i. In den Nabel hängt jetzt eine, nicht mehr einfache , sondern gewundene Schlinge des sich stark verlängernden Darmes tief herab und bis aus dem Nabel heraus, so dafs in derThat einTheil des Darmes aul'serhalb des Leibes; liegt, auch wenn man den Nabel zur Bauchhöhle rechnet, da die Höhlung des Nabels mit ihr in offener Communication steht. Der Stiel des Harnsackes ist dagegen mit dem Nabel verwachsen. Die Bauchplatten verlängern sich stark gegen den Nabel, er- 125 reichen ihn jedoch noch nicht nnd lassen eine elliptische Lücke zwischen sich , die nur von der ßauchhaut bis zum Hautnabel ausgefüllt wird. Was der Hautnabel für die Bauchhaut ist, das ist diese Lücke für die Bauchplatten , die jetzt sich in Knorpel, Muskeln und Nerven getheilt haben, und die animalischen Theile des Leibes, so viel davon unter der Wirbelsäule hegt, bilden. Ich möchte die Lücke daher den Leibesnabel nennen. Sie nimmt lange nicht mehr die ganze Länge des Rumpfes ein. Daher ist vorn, wo die Bauchplat- ten zusammengestofsen sind, Raum für die Vergröfserung des Brustbeines , wel- ches am loten Tage noch sehr kurz ohne Kamm und völlig weich war. Das Brustbein und mit ihm der ganze Brustkasten verlängern sich rasch nach hinten. Das erslere erhält einen zarten Kamm. Das Knörpelskelet ist äni dreizehnten Tage ziemlich vollständig da. Da- /. Skelet. her sind auch überall die Muskeln unverkennbar. Die Verkuöcherung ist erst im Beginnen, zeigt sich aber, nachdem im vorigen Zeitabschnitte die Verknöche- rung nur in der hintern Extremität bemerkt wurde, mit dem Uten Tage auf so vielen Punkten, und schreitet so rasch fort, und so viel ich gesehen habe, nicht in allen Individuen auf völlig gleiche Weise , dafs man erst nach einer Reihe von blos über diesen Gegenstand angestellten Untersuchungen die normale Reihenfolge genau wird bestimmen können. In einem Embryo vom Anfange des zwölften Tages , den ich eben vor mir habe , sind Verknöcherungen in den gröfsern Röh- renknochen der Extremitäten, im Schlüsselbeine und Schulterblatte, auch im Schaambeine und dem Hüftbeine. Die Verknöcherung der vordem Rippen ist anderthalb Linien lang. In der Wirbelsäule haben sich die Körper verdickt, die vordem haben untere Dornfortsätze erhalten, so dafs die Wirbel ziemlich die Form haben , die ihnen im altern Vogel zukommt. Es ist aber die ganze Wirbelsäule noch knorpelig, mit Ausnahme eines sehr kleinen verhärteten Punktes in jedem Wirbel. Dieses Pünktchen liegt im Innern des Wirbelkörpers und umfafst die Rücken saite mit zwei kurzen Schenkeln. Vor- her schon war die Rückensaite , die jetzt im Verhältnifs? zu dem dickem Knorpel hell erscheint , in jedem Wirbel durch das Wachsen seines Körpers verengt, so dafs die Rückensaite die äufsere Form eines Lj mphgefäfses hatte. Die Verenge- rung nimmt mit dem Auftreten der Verknöcherungspunkte rasch zu. Die ersten Verknöcherungspunkte erscheinen in den Hals- und Brustwirbeln, während die Backenwirbel noch keine haben. Vier und zwanzig Stunden später als der eben beschriebene Verknöcherungszustand , am dreizehnten Tage also , sind schon an- sehnliche Verknöcherungspunkte zu beiden Seiten in den Wirbelbogen , dagegen wachsen die Verknöcherungen in den Wirbelkörpern äufserst langsam. Hierin 126 nia« der Grand liegen, dafs man diese bisher übersehen hat, besonders da sie in den dickern Wirbelkörpern der Säugethiere schwerlich durchscheinend seyn werden. Im Kopfe fand ich am Ende des zwölften Tages Verknöcherungspunkte fast in allen denen Knochen, die vom Schädel mehr entfernt sind. Der Zwischen- kiefer ist schon hart, der Jochbogen ist fast verknöchert, obgleich weich; im Unterkiefer sind Knochen von 2f Linie Länge, kleinere im Oberkiefer, in den vordem und hintern Gaumenknochen, im Quadratbeine, sogar in den Hörnern des Zungenbeines, ferner ein starker Knochen an der Grundfläche der Augenscheide- wand (wohl der Keilbeinschnabel). Die Schädeldecke war noch überaus dünn und weich, doch waren die vordem Fortsätze der Stirnbeine verknöchert. Auch ein kleinerer Theil des Schläfenbeines war verknöchert, die Bogengänge selbst aber noch knorpelig. Die Basis des Schädels oder die Fortsetzung der Wirbel- körperreihen bestand aus dicken Knorpelmassen, welche kleine Knochenkerne enthielten. Einen Tag später sind fast alle Knochen des Kopfes wenigstens zum Theil verknöchert, und die Schädeldecke ist als eine grofse Fontanelle zu betrachten. g . Bauch- Der Bauch wächst in seinem hintern Theile langsamer, als im vordem, emgeweide. ^ nun j as jj erz eme ansehnliche Gröfse hat , auch die Leber rasch wächst , ob- gleich nie in dem Maafse , wie in Säugethieren , so reicht der Magen bis in die Gebend des Nabels. Hierin scheint der Grund zu liegen, dafs um diese Zeit ein ansehnlicher Theil des Darnies im Nabel hegt , und sogar mit mehreren Windun- gen aus ihm heraushängt. Die hohle Nabelschnur verlängert sich dabei fast bis auf einen halben Zoll, kanal h. Speise- Verfolgen wir den Speisekanal von vorn nach hinten , so finden wir die innere Fläche der Speiseröhre mit ansehnlichen Längsfalten besetzt. Der Kopf ist mehr begrenzt , als in früherer Zeit , und ragt stark nach rechts vor. Nach dieser Seite hat die ganze Speiseröhre eine Krümmung, so dafs sie nicht mehr über der Luftröhre liegt. Der Vormagen ist ansehnlich erweitert , äufserlich und innerlich gegen den Muskelmagen begrenzt. Er ist dickwandig , und auf seiner innern Fläche sind die Schleimdrüsen sehr deutlich. Der Muskelmagen hat eine sehr dicke Muskelwand und überhaupt die bleibende Form. Von ihm geht rechts der Zwölffingerdarm ab bis zum Nabel, krümmt sich dann scharf um, steigt rechterseits bis zur Unterfläche der Leber, in dieser scharfen Umbeugung das Pankreas umfassend. Von der Leber wendet sich der Krummdarm wieder nach 127 hinten, geht von der rechten Seite in den Nabel, macht ausserhalb desselben einige Windungen , die von dem verlängerten Gekröse gehalten werden, nimmt in einer Windung den Dottergang auf, steigt an der Nabelwand wieder zurück und geht auf der linken Seite in den weiten Darm über, der sich längs des Kreuz- beines in einfacher Krümmung zur Kloake begiebt. Dafs mau den im Nabel liegenden Theil des Dünndarmes in der That als herausgetrieben durch die Enge des Bauches betrachten darf und nicht blos als neu gebildete Verlängerung des Darmes, schlielse ich daraus, dafs die Blinddärme, die am dreizehnten Tage die Länge von vier Linien haben, jetzt fast ganz im Nabel liegen. Der Dickdarm ist am wenigsten gewachsen, hat aber an Weite bedeutend zugenommen. Ander Leber ist die Gallenblase grün gefärbt, und etwas Galle findet sich im Zwölffinger- darme und im Magen. — Im Allgemeinen hat also der Verdauungsapparat schon seine bleibende Form, wenn wir davon absehen, dafs ein Theil des Dünndarmes hervorgetriebeu ist. Die Kloake ist vom Darme deutlich geschieden. In die Kloake geht mit '■ Kloake. weiter Mündung , aber mit Veränderung der Structur, die Bursa Fabricii über. Diese ist nämlich an ihrer innern Wand gefaltet. Beim Uebergange in die Kloake hören die Falten auf. Hier münden die Ausführungsgänge des Geschlechts- apparates und die der Nieren ein. Aufserdem geht der Stiel des Harnsackes in die Kloake. Dieser Stiel ist in der Nähe der Kloake erweitert, obgleich der Üebergang selbst eng ist. Die Erweiterung spitzt sich gegen den Nabel wieder zu. Das ist es, was von einigen Beobachtern die Harnblase genannt ist. Die Nierenläppchen theilen sich sehr, wodurch der äufsere Rand der *• Nieren. Nieren noch gekräuselter aussieht, als früher. Der Harnleiter ist deutlich bis in die Kloake zu verfolgen. Um den zwölften Tag entstehen nach Rathke die Nebennieren am vordem Ende der wahren Nieren. Die Wohfischen Körper verkürzen sich immer mehr, sind aber noch sehr }• ,)Y olffl " -,.... . . sehe Korper. blutreich. Die Verkürzung ist im weiblichen Geschlechte, besonders auf der rechten Seite, fortwährend stärker, als im männlichen. Die innern Gänge win- den sich mehr und rücken auf der einen Seite gegen den Hoden *) , der sich auch verkürzt, und auf der andern Seite in den Ausführungsgang übergehend näher zusammen. Der letztere verliert sein vorderes Ende im männlichen Geschlecht, im weiblichen ist er rechts viel mehr verkürzt, als links. *) Wird wohl nicht richtig seyn. 128 m. Lungen. Die Lungen hatten sich schon an die Rippen angelegt. Von jetzt an machen die Rippen tiefe Eindrücke, als ob die Lungen immer mehr nach oben drängten, und die Lungen verwachsen mit dem Brustkasten, indem der von beiden Seiten ausgeschiedene Peritonealüberzug sie zusammenleimt. Beim Ueber- pange aus dem vorigen Zeitabschnitte in diesen haben die Lungen oft ein pinsel- arti^es oder sammtartiges Ansehn , indem die dünnen letzten Röhrchen aus der ursprünglich allgemeinen Fläche hervorragen, sie werden aber bald wieder zu- sammengekittet, und am dreizehnten Tage haben sie ganz die bleibende Form. Die hintere mit Bläschen gefüllte Leiste beginnt dagegen erst jetzt ihre Ent- wickelung. Nach Rathke's handschriftlichen Mittheilungen sind am Anfange dieses Zeitraumes vier Bläschen auf jeder Seite *). Die Bläschen drängen sich aus der Fläche hervor, und zwar die hintersten bei weitem rascher, als die vor- dere. Jene reicht am dreizehnten Tage frei in die Bauchhöhle hinein bis zum Nabel. Die Luftröhre wird in ihrer Dicke gleichmäfsiger , doch bleibt das vor- der ste Ende noch weiter, als das hintere. Die Luftröhre sondert sich in mehrere Schichten , die am dreizehnten Tage sich leicht von einander trennen lassen. Die innerste Schicht ist die dünne , doch feste Schleimhaut (welche sich von der sie zunächst umgebenden Schicht so vollständig löst, dafs man sie aus derselben, wie aus einer Scheide hervorziehen kann. Rathke). Sie wird umgeben von einer zweiten , viel festern und dickern Schicht , welche sich in lauter hinter einander liegende Ringe mit ihren kurzen Zwischenmassen scheidet. Es sind die Luft- röhrenringe mit den fibrösen Zwischenräumen. Enger hegt an dieser mittlem eine dritte äufsere Schicht , welche gefasert und nach beiden Seiten verdickt ist. Sie besteht aus einem muskulösen Ueberzuge , der zu beiden Seiten die Musculi »terno-tracheales bildet. Die Erweiterung des obern Kehlkopfes nimmt zu, so dafs er in zwei flache Seitentaschen ausgedehnt scheint. Zuletzt lassen sich alle Theile des Kehlkopfes unterscheiden, sogar die kleine erhabene, vom Schildknor- pel noch immer vorspringende Leiste erscheint als ein zartes Strichelchen am Ende dieses oder dem Anfange des nächsten Zeitraumes. In diesem Zustande zeigen die Kehlkopfknorpel deutlich ihre Uebereinstimmung mit den Luftröhrenringen oder Theilen derselben, von deren Form sie weniger abweichen, als später. „. Hen. Die rechte Vorkammer des Herzens bekommt die Gröfse der linken. Die hintere Hohlvene tritt in die rechte Vorkammer nach der Scheidewand , die sich jetzt *) Ich habe nämlich nur drei gesehen. 129 jetzt bis hierher verlängert hat. Der Blutstrom ist gegen die linke Kammer ge- richtet. Die hintere Hohlvene nimmt kurz vor dem Eintritt in das Heiz die rechte vordere Hohlvene auf. Die linke vordere Hohlvene hat aber eine selbsts ländige Mündung, indem auf die oben (§. 10. q.) angedeutete Weise die gemeinschaft- liche Mündung liefer in die Vorkammer hineingezogen ist. Es hat fast das An- sehn, als ob diese Mündung jetzt das eirunde Loch, oder die Lücke in der Scheidewand einnähme. Die Mündung der hintern Hohlvene steht nahe an der Einmündung der linken vordem Hohlvene. Beide sind durch eine kleine Klappe getrennt , welche das Blut aus der letzten Vene nur in die rechte Vorkammer ge- langen läfst, das der hintern Hohl vene vorzüglich in die linke Vorkammer, ob- gleich, da die Vene nicht geschlossen ist, doch auch die rechte Vorkammer angefüllt werden mufs. Was die ehemaligen Gefäfsbogrn anlangt, so ist die Umänderung lebhaft. ••„ Arürien- Die vordem Schlagaderstämme lösen sich allmählig mehr von den hintern Bogen. Sie gehen am dreizehnten Tage ganz unmittelbar in die Kopfschlagader und Ann- schlagader über, und erscheinen als Stämme derselben. Ihre Uebereänee in die beiden Aortenwurzeln werden dagegen dünner und gehen in immer schärfer werdenden Winkeln ab, haben also mehr die Form von communicirenden Aesten. Die Lungenschlagadern gehen in gleichmäfsig fortlaufenden Bogen über in die Wurzeln der Aorta , jedoch auf verschiedene Weise nach den beiden Seiten. Auf der linken Seite ist die Lungenschlagader, da der communicirende Ast aus dem vordem Schlagaderstanmie schwach ist , die Wurzel der Aorta seihst und bei weitem stärker als die rechte Lungenschlagader. Auf der rechten Seite erweitert sich nämlich der hintere Schlagaderstamm auf Kosten der Lungenschlagader dieser Seite, so dafs jener vorzüglich die rechte Wurzel der Aorta bildet und die Lungenschlagader nur als Ast aufnimmt, — Veränderungen, welche anzu- deuten scheinen , dafs immer noch die linke Kammer ihr Blut mehr nach rechts, die rechte Kammer mehr nach links treibt. Jede Lungenschlagader giebt über- dies einen zarten Zweig in die benachbarte Lunge. Der vordere Theil des Körpers wird also nun aus der linken Kammer mit Arterienblut versorgt, der hintere aus der Unken und rechten zugleich. Das Hirn von oben angesehen sieht fast aus, wie das Kreuz (trefle) in p. Hirn. den Kartenblättern. Die Vierhügelmasse ist in zwei Anschwellungen weit nach der Seite gerückt. Die Mitte der Decke ist ganz niedergesunken und bildet eine sehr breite Verbindung zwischen beiden Vierhügel - Anschwellungen. R 130 Vordere, hintere und mittlere Wasserleitung machen nun einen ununter- brochenen Kanal aus. Den hintern Arm des Kreuzes Lüdet das kleine Hirn, das sich zwischen die Leiden Vierhügelblasen einkeilt, und die Höhe derselLen erreicht hat , aufserdem die an das kleine Hirn anstofsende Verwachsung Leider RückenmnrksLlätter. Den vordem Arm des Kreuzes endlich nimmt das grofse Hirn ein , welches sich nach vorn zuspitzt. In der Mitte , wo diese vier Arme zusammenstolsen, ist eine Verliefung, aus welcher ein Hügel vorragt, aher nicht ganz Lis zur Höhe der andern Theile. Der Hügel Lesteht offenhar aus Hirn- masse, und kann nichts anders seyn, als die im vorigen Zeiträume in Falten nach ohen geschoLene Decke der dritten Hirnhöhle. Der Hügel ist nämlich an der untern Fläche hohl, wie ein umgestürzter Kessel, und läuft vorn mit zwei durch eine Spalte (che ursprüngliche Spalte in der Decke der dritten Hirnhöhle) getrennte dünne Schenkel in die Sehhügel üLer. Nach hinten aber scheint er durch ein weifses Blatt in die hintere Commissur überzugehen. Es ist ein- leuchtend, dafs dieser Hirntheil, der am dreizehnten Tage nicht eine Linie von den Sehhügeln absteht, die Zirbel ist. Es wäre hiernach die Zirbel die auf- gehobene (§. 10. t.) und später verkümmerte Decke der dritten Hirnköhle, so wie der Hirnanhang die abgestorbene Spitze des Trichters oder des ursprünglichen Endes der dritten Hirnhöhle ist. Die früher erwähnte Verwachsung der Blätter des Rückenmarkes bei ihrem Uebergange in das Hirn erhebt sich nun und legt sich an das kleine Hirn an, wodurch die vierte Hirnhöhle ganz verdeckt wird. Das kleine Hirn ist beträchtlich vergröfsert und hat Oueereinschnitte in seinem Mitteltheile be- kommen, wodurch es in Blätter getheilt wird. Die beiden aus einander ge- wichenen Vierhügelmassen enthalten aber noch eine kleine Höhle, die mit der Wasserleitung communicirt. In jeder Höhle ist jetzt ein länglich rundes deut- liches Ganglion. Die Wände sind durch die Verwachsungen dick geworden. Die Sehhügel sind sehr ansehnlich und im Verhältnifs zu den andern Hirntlieileu gröfser als im erwachsenen Vogel. Die vordere Hirncommissur bildet sich auch vollkommen aus. q. Auge. In den Augen sehen wir jetzt die Augenliederspalte sehr verengt, die kreisförmige Falte nämlich in ein oheres und unteres deutliches Augenlied umge- wandelt, welche nicht mehr durchsichtig sind. Im Auge seihst ist die Linse nicht mehr so convex als früher. Dadurch schon wird die Bddung einer vor- dem Augenkammer veraidafst. Die RegenLogenhaut fängt an sich zu färhen, 131 und zwar vom innern Rande aus. Die Netzhaut wird alhnählig dünner. Die Falte der Netzhaut ragt stark in den Glaskörper hinein, und wird von der Eintrittsstelle des Sehnerven aus von dem neu sich bildenden Fächer durchwachsen, der gefaltet tief in den Glaskörper sich einbohrt. Ich habe noch nicht eine unmittelbare Continuität des Fächers mit der Gefäfshaut ein- decken können. Im Olire ist das Trommelfell deutlich. Es liegt sehr schief. Die Ohr- r. Ohr. trompete liegt in einer Furche des Keilbeines, noch immer nicht von seiner Masse umschlossen. §. 9. Vierzehnter bis sechzehnter Tag. Der Dottersack fällt immer mehr zusammen und wird von den Stämmen «. Chorion. der Nabelgefäfse unregelmäfsig eingeschnürt. Der Harnsack umschnürt das ganze Ei, und heftet sich, da die seröse Hülle fehlt, unmittelbar an die Schaalenhaut, jedoch so, dals sich beide immer durch Abziehen leicht trennen lassen. Am spitzen Ende des Eies scheinen die Ränder des Harnsackes, wenn das Eiweifs sehr fest an der Schaalenhaut sitzt, dieses zu durchschneiden, denn man findet zuweilen ein wenig Eiweifs am spitzen Ende des Eies aufserhalb des Harnsackes, das übrige innerhalb desselben. Die ursprüngliche Bildung des Harnsackes ist durch die Verwachsung mit sich selbst ganz unkenntlich geworden. Er scheint eine continuirliche Hülle zu sejn, und mag von jetzt an den Namen Chorion führen. Die Stellung des Embryo ist noch weniger bestimmt, als in der nächst b. Form vorhergehenden Zeit. Indessen fand ich den Kopf immer nach der Brust "" dLa g edes gekehrt, wenn auch noch nicht immer unter dem rechten Flügel. Der en<* e Raum im Eie erlaubt dem Embryo nicht mehr, in der Queerachse des Eies zu bleiben, sondern bei fortgehendem Wachsthume wird er jetzt immer ent- schiedener mit seiner längsten Dimension in die Längenachse des Eies geschoben. Davon mögen die endlosen Verschiedenheiten in der Gestalt des Dottersackes und in der Stellung der Nabelgefäfse abhängen, wodurch eben die ursprüngbehe Form des Chorions noch unkenntlicher wird. Ein um diese Zeit aus dem Eie genommenes Küchelchen schnappt nach Luft. R 2 133 Zuerst rücken immer mehr Darmwindungen aus dem Hautnabel hervor, der sich dabei erweitert; dann fangen sie an , sich wieder etwas zurückzuziehen. Der Leibesnabel rückt dem Hantnabel sehr nahe. Die Federbälge mit den ent- haltenen Federn verlängern sich und erreichen am sechzehnten Tage eine Länge von 8 Linien, ohne sich zu öffnen, so dafs, mit unbewaffnetem Auge be- trachtet, das Hühnchen durchaus behaart erscheint. Die Hornplatten auf den Füfsen und dem Schnabel nehmen an Festigkeit und Farbe zu. Die Nägel werden spitzer. c. Her«. Im Herzen rücken die Einmündungen der linken vordem Holdvene und der hintern Hohlvene bedeutend aus einander. Die Klappe zwischen ihnen wird undeutlich, oder geht in die Eustachische Klappe über; ein muskulöser Wulst scheidet aber den Blutstrom aus der linken vordem Hohlvene vom eirunden Loche. Aeufserlich angesehen scheinen die rechte vordere Hohlvene und die hintere Hohlvene eine gemeinschaftliche Mündung zu haben. Im Innern aber ist schon eine Scheidung angedeutet. Die Einmündung der hintern Hohlvene ist nämlich mit zwei Klappen besetzt, deren Bedeutung und Stellung jetzt deut- licher ist. Die eine zieht sich von der Mündung der hintern Hohlvene nach der Lücke der Scheidewand und durch dieselbe hindurch. Sie ist also die Klappe des eirunden Loches. Die andere geht aus der gegenüber liegenden Wand der Vene hervor, reicht mit dem einen Ende bis zur Einmündung der linken vordem Vene und trennt daher beide Blutströme ; mit dem andern Ende erreicht sie die Stelle, wo die rechte vordere Hohlvene und die hintere Hohl- vene zusammenstofsen. Es ist die Eustachische Klappe, wie die spätere Zeit deutlicher zeigt. Jetzt wird also das Blut aus der vordem Hälfte des Körpers vorzüglich in die Unke, das Blut aus der hintern Hohlvene in die rechte Vor- kammer geleitet. d. Schiae- Die vordem Schlagaderstämme lösen sich immer mehr von der Wurzel der aderstämme. herabsteigenden Aorta, und öfter habe ich den verbindenden Kanal am sech- zehnten Tage nicht mehr finden können. Die Lungeuschlagadem geben viel stärkere Aeste in die Lungen, als früher, wobei ihr Uebergang in die hintere Schlagader weit schwächer wird. «.Athmungs- Von den Lungen selbst weifs ich keine bedeutende Veränderung anzu- apparat. g e ] >en- Die Entwickelung der Säcke am hintem Rande der Lunge hat Rathke weiter verfolgt, und gefunden, dafs sie in die Bauchhöhle gegen die verschiedenen 133 Orgsthe sich verlängern, indem sie das Bauchfell vor sich hertreiben. Nach diesen (handschriftlich mitgetheilten) Beobachtungen wird aus dem hintern, schon in dem vorigen Zeiträume tief in die Bauchhöhle hineinragenden Sacke der grofse Luftsack des Hinterleibes, aus den beiden vordersten werden die Luft- sÄcke des Herzens (Bulla cordis anterior et posterior). An der weiter gewordenen Luftröhre sind nun auch alle Theile des untern Kehlkopfes zu unterscheiden , und von der bleibenden Form. Am ol>ern Kehlkopfe sind die früher schon kenntlichen Knorpel ebenfalls zur bleibenden Forin umgewandelt. Die Leiste aus dem Schildknorpel hat sich erhoben, und die einzelneu Muskeln sind schon kenntlich. Die Stimmritze scheint sehr eng von ihnen verschlossen zu werden, denn in der Luftröhre findet man um diese Zeit Luft und nicht Flüssigkeit, wie im Verdauungsapparate. Die Nieren werden massiger und haben ein weniger getheiltes Ansehn. /. Ham. und Geschlechts- Die Nebennieren treten mehr hervor. Der Stiel des Harnsackes erweitert sich in apparat. der Nähe der Kloake. Im Geschlechtsapparate tritt die Verschiedenheit der Geschlechter immer bestimmter hervor. Die Hoden nähern sich der bohnenförmigen Gestalt , und in ihnen treten nach Rathke die Saamengefäfse auf. Die Eierstöcke dagegen bleiben flach. Der rechte entwickelt sich nicht weiter, und der linke nimmt vom au Breite zu. Der rechte Wolffische Körper bleibt auch in der Ent- wickeluug im weiblichen Geschlechte stehen, während der linke noch etwas fort zu wachsen scheint. Im Männchen sind die Wolffischen Körper gröfser. \)er Faden des Wolffischen Körpers ist im Weibchen noch vorhanden. Der auffallendste Geschlechtsunterschied ist aber wohl im Ausführungskanale. Im männlichen Geschlechte haben sich die vordem Enden verloren, der hintere Theil dagegen wird länger und enger, auch etwas gebogeu und hat schon ganz den Character des Saamenleiters. Im Weibchen verschrumpft der rechte Aus- führungsgang, bis auf einen kurzen und dünnen Faden , der in die Kloake geht, al>er den Wolffischen Körper lange nicht erreicht, der linke dagegen behält seine ganze Länge und verdickt sich. Sein vorderes Ende dehnt sich zum Trichter aus, und das hintere erweitert sich. Zugleich rückt dieser nun deut- liche Eileiter vom Wolffischen Körper ab nach aufsen. Vom Hirne bemerke ich nur, dafs das kleine Hirn sich mehr erhebt und g. Hirn, nach vom sich tiefer zwischen die Vierhügelblasen einkeilt. Diese rücken dabei 134 allmal lüg uacli unten und die Zirbel wird mehr erhoben, so dafs ihre Verbindung mit der Region der dritten Hirnhöhle dünner wird. Die Zahl der Einschnitte des kleinen Hirnes vermehrt sich beträchtlich. /, Auge. Das obere und untere Augenlied erreichen einander und schlielsen die Augenliederspalte mehr oder weniger, jedoch ohne zu verwachsen. Die vordere Ausenkammer bildet sich durch verminderte WöUmng der Linse und ver- mehrte Wölbung der Hornhaut weiter aus, und da zugleich die Regenl>ogeu- haut wächst, so grenzt sich auch eine hintere Augenkammer ab, jedoch ohne völlig gesondert zu seyn, da kein Pupillenmembran erscheint. i.Ohr und Das innere Ohr verknöchert schon im Anfange dieses Zeitraumes. Inder Nase sind die Muscheln lang ausgezogen. Die Schuppen am Eingänge der Nase, welche die Familie der Hühner auszeichnen , treten deutlich hervor. §. 13. Siebzehnter bis neunzehnter Tag. Der Dottersack verliert immer mehr Inhalt und faltet sich daher in mehrere durch tiefe Einschnürungen gebildete sackförmige Abschnitte. Oft ist in dieser Zeit nur Eine tiefe Einschnürung, wodurch der Dottersack zwedappig wird. Der Dottersack schien mir gegen das Ende der Entwickelung im Eie immer dunkler als früher, wahrscheinlich von dem fortgehenden Verluste der flüssigen Theüe. Der Harn - Niederschlag mehrt sich stark im Chorion, welches sich auf keine Weise mehr entwickeln läfst. Das Eiweifs schwindet allmählig ganz. Auch nimmt die Flüssigkeit des Amnions ab. Die Lage des Hühnchens wechselt, doch hegt es stets zusammen- gekrümmt, so dafs es mit seinem ganzen Körper fast die Form des Eies hat, und immer liegt die Längenachse des zusammengekrümmten Hühnchens in der Längenachse des Eies. Eine Queerlage gestattet der Raum nicht mehr. Gewöhnlich liegt aber das vordere Ende des Hühnchens nach dem Lufträume zu. Schon früher war der Kopf gegen die Brust zurückgebogen. Im vorigen Zeiträume war aber die Krümmung einfach und nach dieser die Spitze des Schnabels nach hinten gekehrt. Jetzt tritt allmählig eine doppelte Krümmung ein, so nämlich, dafs der Hals nach hinten .gebogen bleibt, das Kopfende aber wieder nach vorn sich krümmt. Der Kopf liegt gewöhnlich unter dem rechten 135 Flügel und richtet allniählig die Schnabelspitze nach vorn. Eine Folge dieser Stellung ist , dafs die Spitze des Schnabels nahe an dem Thede der Eihäute liegt, der den Luftraum begrenzt. Während im vorigen Zeitabschnitte immer mehr Darmmündungen aus dem Nabel hervortrateu , erweiterte sich dieser sehr. Zugleich scheint die Bauchhaut an dem Hautnabel herausgewachsen, indem der Leibesnabel sich dem Hautnabel nähert. Es wird nämlich das seröse Blatt der Keimhaut dicker und erhält eine complicirte Organisation. Es scheint diese höhere Entwickelung vom Nabel aus fortzuschreiten und zeigt eine unmittelbare Verlängerung des- jenigen Blattes der Bauchhaut, welches an den Bauchwänden anliegt. Diese höhere Organisation breitet sich in der gegenwärtigen Periode sehr aus, und zugleich trennt sich das seröse Blatt vollständig von dem GefäTs - und Schleim- blatle. Da nun in dem jetzigen Zeiträume der vorgefallene Darm in die Bauch- höhle zurücktritt, folgt ihm auch der Dotter, umgeben von dem Gefäfs - und Schleimblatte. Der Dottergang erweitert sich dabei. Am neunzehnten Tage hat der Eintritt des Dotters erst begonnen, weshalb wir später noch einmal darauf zurückkommen werden. Im Allgemeinnen behalten die Federn dire Bälge während dieser ganzen Zeit, obgleich sie fast die Länge eines Zolles erreichen. Die rechte Vorkammer scheint jetzt gröfser als die linke. Das eirunde Loch des Herzens und die Einmündung der hintern Hohlvene rücken immer weiter aus einander. Die stark entwickelte Eustachische Klappe trennt jetzt auch die Mündungen der hintern Hohlvene und der rechten vordem Hohlvene ganz entschieden von einander. Sie zieht sich aus bis an die Grenze zwischen der vordem linken und der hintern Hohlvene. Durch sie wird dem Blute der beiden vordem Hohlvenen nur der Eintritt in die rechte Vorkammer gestattet, dagegen leitet diese Klappe das Blut aus der hintern Hohlvene durch das eirunde Loch in die linke \orkammer, obgleich, da die Klappe nicht die untere Wand der Vorkammer erreicht, so viel Blut über die Klappe über- strömen wird, als die rechte Kammer aufser dem unmittelbaren Zuflüsse aus beiden vordem Hohlvenen zu fassen vermag. Die Eustachische Klappe ist die Fortsetzung der rechten Wand der Hohl- vene. Aufserdem sieht man gewöhnlich noch eine kleine Klappe als Fort- setzung der linken Wand. Die Klappe des eirunden Loches habe ich überaus 136 wechselnd gefunden, zuweilen schien sie ganz zu fehlen und, in andern Fälleu safs sie am ganzen Unifange des eirunden Loches an, und ragte in Form einer kurzen Rölire in die linke Kammer hinein, so dafs ich nicht im Stande bin, das normale Verhältnifs in diesem Zeiträume anzugehen. Ueherdies habe ich es uicht oft genug im frischen Zustande untersuchen können. Die communicirenden Kanäle zwischen den vordem Schlagadern und Wurzeln der Aorta schwinden in der Regel. Zuweilen sah ich jedoch einen noch am neunzehnten Tage. Die Lungenschlagadern verzweigen sich stark in die Lungen, und die Uebergänge in die Aorta erscheinen immer mehr als blos communicirende Kanäle. Da nun die linke Wurzel blos aus diesem Kanäle besteht, so ist sie sehr viel dünner, als die rechte. Unter den Lungen ist die Haut, welche die Stelle des Zwerchfelles der Lage nach vertritt , völlig ausgebildet und verhältniCsmäfsig fest. Die Leber ist gelb. In den Blinddärmen sind die Schleimgruben sehr deutlich. §. 14. Zwanzigster und ein und zwanzigster Tag. In den beiden letzten Tagen beginnt schon das Auskriechen. Wir werfeu hier aber nur noch einen Blick auf die Vorbereitungen. — Aus dem Amnion hat sich allmählig fast alle Feuchtigkeit verloren, eben so aus dem Räume zwischen der äufsern und innern Hälfte des Chorions, wo desto mehr Harnniederschlag sich findet. Der Embryo nimmt aufser dem Lufträume fast die ganze Höhlung des Eies ein, denn der Dottersack ist auch in den Leib des Embryo getreten. Mit dem neunzehnten Tage ungefähr beginnt dieses Eintreten, indem der Dottersack nur von seiner nächsten Hülle umgeben dem Darme folgt. Der Nabel ist nicht weit genug, um den Dottersack in seinem ganzen Durchmesser durchzulassen. Es tritt daher zuerst nur der dem immer mehr erweiterten Dottergange nahe gelegene Theil ein, indem er sich zu- spitzt. Ist aber nur ein Theil des Dottersackes so durch den Nabel gegangen, so erweitert er sich wiederum in der Bauchhöhle, und der Dottersack besteht nun aus zwei Hälften, einer innern und einer äufsern, welche durch eine ver- 137 verengte Stelle, die im Nabel liegt, mit einander Gemeinschaft haben. Es zieht sich aber immer mehr von der äufsern Hälfte durch den Nabel, so dafs also die Vorragung im Dottersacke immer weiter fortrückt, bis' endlich der ganze Sack in die Bauchhöhle schlüpft. Der in die Bauchhöhle eingetretene Theil behält hier nicht seine sphärische Gestalt, sondern legt sich in alle leeren Räume der Bauchhöhle hinein, und formt sich also nach den Lücken, welche andere Theile hier lassen. Dann aber scheint sich der Ueberzug des Dotters wieder zusammen zu ziehen , und im Augenblicke des Auskriechens , noch mehr aber bald nachher, erhält er eine selbststäudige fast kugliche Form , jedoch mit Einschnitten, welche die Gefäfse veranlassen. Wenn der Dotter ganz in die Bauchhöhle getreten ist, so verengt sich der Nabel rasch und fängt an zu vernarben , wobei die äufsere Hülle des Dotter- sackes wie ein Bruchsack zurückbleibt und abgeschnürt wird. Die Form des Leibes wird durch den eingetretenen grolsen Dottersack sehr verändert. Der spitz hervorgedrängte Nabel bildet das hintere Ende des Leibes, indem der After in die Höhe geschoben wird. Der Nabel hat erst in der letzten Zeit seinen vollständigen Character erhalten, indem das, was wir Hautnabel und Leibesnabel genannt haben, zusammenrückt, und ver- wachsen ist. Der coneurrirende Ast aus der rechten Lungenschlagader in den hintern Arterienstamm und die linke Wurzel desselben aus der linken Lungenschlag- ader sind sehr eng geworden und bilden zwei Botallische Gänge, von denen der rechte sehr viel kürzer ist , als der linke. $. 15. Vom Auskriechen des Hühnchens. Wenn das Hühnchen die gewöhnliche Lage hat, so nämlich liegt, dafs das Vo^derende an den Luftraum stöbst , der Hals zurückgekrümmt ist, der Kopf unter dem rechten Flügel liegt, mit der Schnabelspitze nach vorn gerichtet, so steht diese Spit2e°gaiiz : nahe an der Gegend des Chorions, welche den Luft- raum begrenzt. Ein geringer Versuch , den Kopf aus dieser Lage zu bringen, durchslöfsl das Chorion, und die Schnabelspitze dringt in den Luftraum. Das Hühnchen kann nun, ohne übrigens seine Lage zu verändern, etwas Luft S 138 einziehen, und mithin auch einen Ton von sich geben. Ich habe zuweilen schon zwei Tage vor dem Auskriechen, und ohne dafs das Ei irgend einen Rifs hatte, das Küchlein in der Schaale piepen gehört. Dabei bleibt es lange in seiner Lage, wie mich die Beobachtung an mehreren Eiern , die ich öffnete, gelehrt hat. Der Kreislauf in den Nabelgefäfsen geht fort. Hat die Athmung einmal begonnen, so wird sie auch fortgesetzt, wie man an der Bewegung des Brustkastens und des ganzen Küchleins erkennt. Lunge und Luftsäcke können aber in dieser Stellung nicht gehörig ausgedehnt werden. Da der Kopf des Küchleins auf einer Seite liegt , und schon wegen des hohen Kammes des Brustbeines nicht in der Mitte liegen kann , so ist auch die Stelle , wo das Chorion durchstofsen wird , nicht in der Mitte des Luftraumes, sondern dem Rande, also auch der Eischaale, näher. Verstärkte Bewegungen bringen also die Schnabelspitze an die Eischaale. Oft ist das durchgestoßene Loch ganz am Rande des Luftraumes, und schon die erste Bewegung drängt an die Eischaale an. Ist der Andrang stark genug, so bekommt diese Püsse. Gewöhnlich wird aber auch zugleich ein Stückchen der Schaale abgesprengt, ohne dafs die Schaalenhaut reifst. Oft mag die Schnabelspitze, wenn sie nicht sogleich den Luftraum erreichte, sondern aufserhalb seines Randes zuerst die Eischaale zersprengte, erst später in den Luftraum dringen und dem Küch- leiu den hier befindlichen Luftvorrath zuführen ; denn auffallend ist es , dafs zuweilen fast vier und zwanzig Stunden nach dem Absprengen des ersten Stückchens der Schaale verfliefsen, ehe das Loch merklich vergröfsert wird. Liegt aber der Kopf nach dem spitzen Ende des Eies hin, so wird die Oeffnung rascher erweitert, und die Schaalenhaut durchgestofseu. Bei dieser Lage des Küchleins hörte ich es niemals vorher piepen. Hat das Hühnchen die Oeffnung des Eies so erweitert, dafs es nicht nur freien Zutritt von Luft hat, sondern auch den Hals etwas ausstrecken kann, so bleibt es eine Zeitlang in dieser Stellung, wobei es frei und stark athmet. Bis zu diesem freien Athmen schienen mir die Gefäfse des Chorions stark mit Blut augefüllt, und die ganze Haut schien keineswegs abgestorben. So wie aber ein ungehindertes Athmen eintritt, verliert das Chorion sein Blut und es stirbt ab. Es löst sich dann vom Nabel und das Kücldein yerlä'fst das Üi. . 139 §. 16. Allgemeiner Character der dritten Periode. Die Vorgänge der dritten Periode zeigen uns die Herrschaft, welche der Embryo über die übrigen Eitheile gewinnt. Wenn zuerst der Embryo nur ein Theil der Keimhaut war, so wird jetzt die Keimhaut ein Theil des Embryo. Während er in der zweiten Periode sich von den übrigen Eitheilen abschnürte, und sich einhüllte, nimmt er sie jetzt allmählig in sich auf. Der Dotter mit der ganzen Keimhaut tritt unmittelbar in den Leib des Embryo ein. Mittelbar geht das Eiweifs denselben Weg. Auch die Flüssigkeit des Amnions verliert sich. Nur die Theile, welche der Embryo aus sich heraus getrieben hat, der Harnsack und die Haut, welche eine Verlängerung des Bauchfelles zu seyn scheint, nimmt er nie wieder auf. Die Herrschaft, welche der Embryo allmählig über die übrigen Eitheile gewinnt, ist offenbar eine höhere Form des Selbstständigwerdens, wovon das Leben aufserhalb des Eies endlich die höchste ist, in welcher das Thier nicht mehr die Theile des Eies, sondern die Außenwelt zu seiner Selbstbildung verwendet. Wir haben beim Schlüsse der zweiten Periode bemerkt, dafs während derselben der Character des Wirbelthieres vollständig wird, indem der anima- lische Theil nach dem gedoppelten Typus der gegliederten Thierreihe und der plastische nach dem Typus der Mollusken sich formt, und dafs bald der Embryo durch Entwickelung des Harnsackes in die Reihe derjenigen Wirbel- thiere tritt, welche sich nicht im Wasser entwickeln. Erst im Verlaufe der dritten Periode wird das Hühnchen zum Vogel durch die eigenthümliche Ausbildung der Athem - Organe , und äufserlich wird diese Thierklasse kenntlich, indem sich die Schnabelbildung kund giebt, und die vordere Extremität die Form des Flügels annimmt. Bald ent- wickeln sich auch die Federbälge. Es ist aber zuvörderst ein Vogel über- haupt, nicht ein Vogel aus der Familie der Hühner. Erst allmählig offen- bart es sich, dafs aus dem Embryo ein Landvogel sich entwickelt, in- dem die Schwimmhaut unkenntlich wird, und darauf reiht er sich in die Familie der Hühner ein, wenn der Kopf sich bildet, der Vormagen sich vom Muskelmagen scheidet, die stumpfen Nägel auf den Füfsen, und die Schuppe über der Nasenöffnung sich zeigen. Zuletzt tritt der Character der S 2 140 Gattung auf durch den Kamm auf der Stirne, die eigenthümliche Schnabel- bilduug u. s. w. Endlich bildet sich die Individualität aus, und wird erst mit der Hohe des Lebens ausserhalb des Eies vollendet ; denn offenbar sind die eben ausgekrochenen Küchlein einander viel ähnlicher, als die ausge- bildeten Hühner. ■ ■ l!i ' IL S c h o 1 i e n und Corollarien eu dei Entwicklungsgeschichte des Hühnchens im E i e. n i i Kl v ' i w Scholion I. Ueber die Sicherheit in der Beobachtung der Embryonen. Die erste Frage, die uns entgegentritt , wenn wir aus Beobachtungen über die a . Zweifel. Entwickelung irgend einer Thierform eine Einsicht in das Wesen dieses Vor- ganges gewinnen wollen, ist wohl die: Bis zu welchem Grade der Sicherheit , geht überhaupt die Beobachtung an Embryonen ? Die Schärfe des Auges und der Werkzeuge findet ja bei jeder Untersuchung eine Grenze , so also auch bei Be- trachtung des Embryo. Wenn nun das Microscop vor der Befruchtung und gleich nach derselben keinen Embryo gewahr wird , wie können wir die Ueberzeugung gewinnen , dafs keiner da ist ? Dieser Einwurf, früher häufig selbst von Beob- achtern microscopischer Gegenstände geltend gemacht, wird jetzt vorzüglich von Laien gehört, ist aber bei ihnen um so häufiger und nachdrücklicher. In der That ist es schwer, eine Zuversicht zu jenen negativen Angaben zu gewinnen, wenn man weifs, dafs die Naturforscher von vielen Gegenständen, die das unbe- waffnete Auge sehr wohl erkennt , den Bau mit Sicherheit und Vollständigkeit an- zugeben nicht im Stande sind. Eine IMilbe sieht jedermann, und doch ist es selten möglich, mit Genauigkeit ihre Frefswerkzeuge zu bestimmen, und noch viel weniger ihren innern Bau zu erforschen. Sie besitzt ohne Zweifel ein Nerven- system; es dürfte aber keinem Naturforscher gelingen, dasselbe darzustellen. So deutliche Beweise von der Beschränktheit unserer Mittel für die Untersuchung dürfen wohl dem Zweifel Raum geben : „ Ob nicht der ganze Embryo mit allen seinen Theilen da seyn kann , aber so fein gebaut , dafs Messer und Microscop ihn nicht erreichen ? " E$, scheint mir daher nicht überflüssig, diese Frage etwas näher ms Auge zu fassen, und ich hoffe, dafs die Beleuchtung derselben zuvörderst bestimmen wird, was der Beobachtung entgehen kann und was ihr nicht entgeht, dann aber auch zur Einsicht in die Beschaffenheit des Embryo bei- tragen wird. 144 b. Der Embryo ist nicht fein gebaut , weder im Gewebe , Man fürchtet also, die Kleinheit des Embryo und die Feinheit seines Baues werde ihn ganz — oder einzelne seiner Theile dem Auge unkenntlich machen. Ich glaube dagegen behaupten zu dürfen, dafs der Embryo, >e jünger er ist , um so weniger fein *) gebaut ist. — Wenn wir an einem er- wachsenen Huhne irgend einen Theil in seinem Gewebe untersuchen und dann das Gewebe desselben Theiles im Küchlein, so lange es im Eie ist, vergleichen, so finden wir immer, dafs das Gewebe im erwachsenen Thiere feiner, im Jüngern «röber ist. Wählen wir statt der übrigen Theüe einen Muskel als Beispiel, weil hier das Verhältnifs sehr augenscheinlich ist! Ein Muskel aus einem er- wachsenen Huhne läfst sich unter dem Microscope in Bündel, diese in Fäden theilen, und in den Fäden lassen sich bei gehöriger Sorgfalt wieder sehr feine Fasern unterscheiden , zu deren Betrachtung eine starke Yergröfserung erfordert wird. Je jünger nun das Huhn ist, um desto weniger dünn sind die Elementar- fasern der Muskeln. In einem Embryo aber aus der Mitte der Bebrütung sind die Durchmesser der Muskelfasern noch beträchtlicher, obgleich sie schwer genug von einander zu trennen und microscopisch zu unterscheiden sind. Die Schwierig- keit lie CT t aber nicht in ihrer Dünne, denn diese wird schon von einer scharfen Linse erreicht, sondern in der Weichheit und Unbestimmtheit der Form. Die Muskelfasern sehen in ihrer Entstehung fast wie eine Reihe unförmlicher Klümp- cheu von ansehnlicher Gröfse aus. Was von den Muskeln bemerkt ist, gilt auch von allen übrigen Theilen. Die einzelnen organischen Elemente , aus denen sie bestehen, sie seyen Fasern, Kü^elchen oder Blättchen , sind um so feiner ausgearbeitet, je entwickelter das Thier ist. So ist die Faserung des Hirnes und Rückenmarkes , so bald sie kennt- lich wird wie mit grobem Griffel gezeichnet , und es scheinen nur die gröfsern Strände zu seyn, in denen erst später die untergeordneten Fasern sich bilden sollen. In frühester Zeit ist aber gar keine Faserung im Hirne. Ueberhaupt ist ia in den ersten Tagen des Embryonenlebens noch gar keine Textur kenntlich, wenn man nicht fast durchsichtige, nicht scharf begrenzte Körnchen, die auch in den hellen Theilen sich finden , dafür ansehen will. In andern Theilen sieht man dunldere Körnchen, entweder verbunden oder umgeben von einer durch- sichtigen ungeformten Masse. Diese Körnchen, meist wieder aus untergeordneten Körnchen bestehend , sind im Verhältnifs zu den Theüen , die sie zusammensetzen, so *rofs, dafs man sagen könnte, der Embryo gleiche in frühester Zeil einem _~ Bilde, *) Ich vermeide mit Bedacht das Wort zart , welches so wohl Dünne als Weichheit in sich schliefst. Zart ist der Embryo gewifs ! 145 Bilde, das ans ' Pflastersteinen oder Granitblöcken zusammengesetzt ist. Am ersten Tage besteht die Wirbelsaite fast nur aus einer Reihe solcher Kügel- chen, die man mit ziemlicher Bestimmtheit zählen kann. Wenn an einer Stelle zwei neben einander liegen, so wird sogleich dadurch dieser Theil unförmlich. Das vom Gewebe Gesagte findet auch seine Anwendung auf die äufsere noch in der Form. Alle Theile sind um so roher und ungeformter, je jünger sie sind. Die Form der Extremitäten geben das am meisten in die Augen springende Beispiel; es gut TheiIe - aber für alle Theile. Im Hühner -Embryo von zwei mal 24 Stunden kenne ich nur einen einzigen Theil, der dünner als ein Haar ist, die Wirbelsaite nämlich. Ein Haar ist aber schon dem blofscn Auge erkennbar und kann leicht unter dem Microscope bis zur Stärke einer Stange vergrößert werden. Da die Wirbelsaile der dünnste Theil ist, den man findet, so hat es keine «• Die Wahrscheinlichkeit, dafs im Embryo Theile vorkommen, die ihrer Dünne wegen entzieht' also dem Microscope gar nicht erreichbar wären. Der Embryo hat überhaupt, je ^"tu 6 '']"" jünger er ist, um so weniger kleine Theile. Alle Thede sind im Augenblicke ihres Werdens im Verhältnis zum Umfange des Embryo grofs zu nennen , wenig- stens sind sie nie dünn und fein. Die Weite des Darmes nimmt im Anfange mehr als g von der W r cite der Bauchhöhle ein. Diejenigen Organe , welche durch Her- vorstülpung aus allgemeinen Apparaten sich bilden , müssen zwar auch im Ver- hältnifs zum Embryo allmählig gröfser werden , was am auffallendsten sich am Harnsacke zeigt, allein sie haben wenigstens eine sehr breite Basis. So z. ß. die Extremitäten; so alle Hervorslülpungen aus dem Darme. Die Lebergänge siud im Werden colossal gegen die spätere Zeit ; der Harnsack und die Bungen haben beim Hervortreten eine weite Communication mit dem Darme, eben weil sie, je jünger, um so mehr nur Modificationen des Darmes sind. — Noch weniger noch den kann der ganze Embryo des Huhnes sich durch seine Kleinheit verstecken. Wenn bryo^'e^Be- er zuerst bemerkt wird, ist er schon über eine Linie lang und man kann daher obachtu "g- mit der gröfsten Sicherheit behaupten, dafs im Anfange der Bebrütung der Embryo nicht da ist, denn schon bei mittelmäfsiger Vergröfserung lassen sich im Fruchthofe die einzelnen Kugelchen unterscheiden, von denen der Embryo beim Erscheinen mehrere hundert enthält. Die Gröfse dieser Kügelchen, die hell oder dunkel in allen organischen Theilen sich finden , macht ein Vorgebilde tseyn des Embryo in der zweiten und dritten Generation völlig unmöglich. Dagegen giebt es andere Grenzen , die der Untersuchung Schranken setzen *• Hinder- und die .eben in dem Mangel an bestimmter Form und Ausbildung liegen. Die Unters" d ' 6 ursprüngliche Gleichmäfsigkeit aller Theile macht, dafs wir diese erst erkennen, ch,ia S geben T 146 aber die Un- wenn die Differenz bis auf einen gewissen Grad gestiegen ist. Das gilt besonders heirde^For- von der Trennung der ersten Anlage in über einander liegende Blätter und der men und die e i nze i nen Organe in constituirende Elemente. So sind gewifs die Nervenfäden geringe Con- o • l -i •■ 1 sistem. se hr viel früher da , als wir sie unterscheiden , nicht wegen ihrer Dünne , aber wohl wegen ihrer Zartheit, Durchsichtigkeit und Uebereinstimmung mit der umgebenden Masse für uns unkenntlich. Angenommen, die Nerven wären schon gesondert, aber 7 -§ö Linie im Durchmesser, weich und durchsichtig: durch welche Mittel wollten wir sie von der umgebenden Masse der Bauchplatten unter- scheiden? Wären sie dunkel, so würde ein solcher Durchmesser schon von einer scharfen Linse erreicht werden; wären sie starr, so würden sie zwar, wenn sie zugleich hell wären, auch nicht ohne Zerreifsung des Leibes sichtbar seyn, diese aber würde sie bloßlegen und deutlich zeigen, wie die Fasern eines zerrissenen Papiers. Glücklicher Weise läfst aber das grobe Gefüge, das der früheste Embryo in allen leicht zu unterscheidenden Theilen offenbart, mit Sicherheit schliefsen, dafs die Nerven schon bei der ersten Sonderung eine viel ansehnlichere Dicke haben, immer aber bleibt es gewifs, dafs sie in ihrem Entstehen nicht zu beobach- ten sind. Ueberhaupt können wir alle Ausbildung im Innern eines Theiles erst gewahr werden, wenn sie schon eine Zeitlang fortgeschritten ist. Dagegen läfst sich jede Veränderung des äufsern Umrisses sowohl am ganzen Embryo, als an seinen einzelnen Theilen sogleich erkennen, weil die Kleinheit an sich kein Hindernifs wird. c Was Aus diesen Gründen ist für die Untersuchung der Embryonen, wenigstens die r Methode der Embryonen höherer Thiere , fast nie eine sehr starke Vergröfserung erforder- der Unter- j-^ ^Ane solche verwischt die geringen Unterschiede in der Textur und ver- folgt. dünnt die Schatten , an denen man oft ganz allein die Lagerung , ?o wie die Ge- staltung innerer Theile erkennt , zu sehr. Ein gröfseres Bedürfnifs als die starke Vergröfserung ist es, die verschiedenen Schatten, die sich oft decken, mit Bestimmt- heit zu unterscheiden und den Embryo nach allen Seiten wenden und ihn unter schwacher Vergröfserung zergliedern zu können. Meine Untersuchungen haben mich viel rascher weiter geführt, nachdem ich angefangen hatte unter einer Linse von etwa 5 Linien Brennweite zu beobachten, unter welcher ich mit beiden Händen an dem in einem mit Wasser gefüllten Uhrglase liegenden Embryo arbeiten konnte. Ich habe mich hierzu eines von A d a m s in London verfertigten Taschenmicroscopes bedient, welches nicht nur als einfaches Microscop mit 1 bis 3 Linsen, sondern auch nach Bedürfnifs als zusammengesetztes gebraucht werden kann. Nicht oft habe ich eine oder zwei Linsen zu der ersten hinzugefügt, seltener den Tubus des zusammen- gesetzten Microscopes augewendet und nur sehr selten zu einem stärkern Microscope meine Zuflucht genommen , und auch dann meist ohne den gehofften Erfolg. 147 Scholion II. Die Ausbildung des Individuums imVerhältnifs zu seiner Umgebung. Die obigen Bemerkungen über die rohen Formen und das grobe Gefiige a üie We . des Embryonenleibes können für die Erkeimtnifs des Wesens der Entwickelung senheit des benutzt werden. Wenn es nämlich auch an sich klar ist, dafs, obgleich jeder herrscht die Fortschritt in der Entwickelung nur möglich gemacht wird durch den vorherge- Ausb,ldlln "- henden Zustand, dennoch die ganze Entwickelung von der gesaniniten Wesenheit desThiers, welches werden soll, beherrscht und geleitet wird, und nicht der jedesmalige Zustand das allein und absolut Bedingende für die Zukunft wird, so ist es doch nicht ohne Interesse, dieses Verhältnifs aus der Beobachtung erweisen zu können. Ich glaube aber , dafs sich ein solcher Beweis führen läfst. Wenn wir eine Anzahl ausgewachsener Hühner ganz genau mit ihrer äu- ssern und innern Gestaltung auf eine Tafel zeichnen wollten , so würden wir zwar einige Unterschiede erkennen , aber doch nur unwesentliche , die auf die Lebens- verhältnisse wenig Einflufs ausüben können, wie etwa- längere und kürzere Hälse, stärkere und schwächere Füfse und dergleichen mehr. Je jünger die Embryonen aber sind , um desto mehr Unterschiede und im Verhältnifs zur geringen Ausbil- dung um desto bedeutender scheinende , würden wir gewahr werden. Das wird für die erste Bildung sehr auffallend, und alle Beobachter machen diese Bemer- kung. Würden Embryonen von der Bildungsstufe , wo der Bücken sich schliefst, eben so, aber bis zu dem Maafse der Erwachsenen vergröfsert, auf eine Tafel ne- ben einander gezeichnet , so würde man, ganz abgesehen von dem rasch ern oder langsamem Fortschreiten der gesammten Entwickelung , die gröfsten Unterschiede erkennen , und glauben , diese Embryonen könnten nicht zu derselben Form sich ausbilden. Bald ist das Verhältnifs des Kopfes zum Bumpfe in einem Individuum viel gröfser als im andern ; bald sind die Embryonen mit Ausnahme der Wirbel- saite und der Anlage der Wirbel durchsichtig wie Glas , bald sind sie viel dunk- ler. Einige sind stärker gekrümmt oder mehr aus der Keimhaut erhoben , als an- dere. In einigen wird man die Wirbelsaite nicht bis zum Ende des Leibes rei- chen sehen , in andern werden die Bauch platten schon im ganzen Umfange kennt- lich seyn. Noch gröfser sind die Verschiedenheiten, wenn wir weiter zurück- T 2 148 gehen *), und ich habe schon in der Erzählung der Entwicklungsgeschichte des Hühnchens (§. 1. i.) darauf aufmerksam gemacht, wie verschieden der Primitiv- streifen sich gestaltet. Da die Bildung noch auf einer so niedrigen Stufe der Ent- wickelung steht, dals man nicht viel mehr als Erhebungen und Kügelchen sieht, so erscheinen eben deshalb die Unterschiede um so gröfser, und man kann kaum begreifen, wie diese Verschiedenheiten zu demselben Resultate führen und wie nicht neben volJkommnen Hühnern zahllose Krüppel entstehen. Da aber die Zahl der Krüppel unter den altern Embryonen und erwachsenen Hühnern nur sehr ge- ring ist, so mul's man zurück schliefsen, dafs die Verschiedenheiten ausgeglichen werden, und jede Abweichung, so viel möglich, zur Norm zurückgeführt wird. Daraus ist aber ersichtlich, dafs nicht der jedesmalige Zustand ganz allein und nach allen seinen Einzelheiten den zukünftigen bestimmt, sondern allgemeinere und höhere Verhältnisse ihn beherrschen. So kann, glaube ich, die Naturfor- schung, der man so gern den Vorwurf macht, dals sie materialistische Ansichten begünstige und nähre, aus der Beobachtung selbst die streng materialistische Lehre widerlegen und den Be-vreis fuhren , dafs nicht die Materie , wie sie grade angeord- net ist, sondern die Wesenheit (die Idee nach der neuen Schule) der zeugenden Thierform die JEntwickelung der Frucht beherrscht. b. Wachsen- Deswegen ist auch das wesentlichste Resultat derEntwickelung, wenn wir ständigkeit sie im Ganzen übersehen, (He zunehmende Selbstständigkeit des werdenden Thiers. des Embryo yy ir } ia ], en sc hou in der Entwicklungsgeschichte des Hühnchens die verschiede- ist aas we o o sentlichste nen Stufen derselben mit besondern Namen belegt , und es wird hinlänglich seyn, sie hier nach einander zu überblicken, um den Fortgang anschaulicher zu ma- chen. Der Embryo ist anfangs nur eine Wucherung des Keimes , also ein Theil desselben , ja , so gar ein Theil ohne bestimmte Grenze. Später erst finden wir eine Abgrenzung vorn übrigen Keime , oder der Keimhaut, aber er steht zu die- ser noch in einem sehr untergeordneten Verhältnisse, von ihr sein Blut zur Er- nährung erhaltend. Beide bilden ein zusammengehöriges Ganze. Kaum hat je- doch der Embryo seine Grenze gefunden, so fängt er an sich noch mehr zu schei- den. Einen Theil des Keimes wandelt er in einen Leib um (Rückeu-, Bauch-, Gekrös- und Darmplatten) , durch Abschnürung vom übrigen Keime. Mit einem *) Ich habe in der Abhandlung über die Entwickelungsgeschichte des Hühnchens (f. 1. I.) berich- tet, dafs ich zuweilen die Rückenplatten ohne die Wirbelsaite gesehen habe. Jetzt habe ich dagegen in einem Primitivstreifen noch ohne Spur von Rückenplatten eine vollständige Wir- belsaite beobachtet. 149 andern Theile umhüllt er sich (Amnion). Was früher Tlieil war, will eiuSelbsi- ständiges werden , bedarf aber noch der Keimhaut und hört nicht auf, mit ihr ein Ganzes zu bilden. Endlich wird seine Herrschaft über die Keimhaut entschie- den und er nimmt sie mit dem ganzen Dotter als Theil in sich auf. Keimhaut und Embryo sind also vom Anfange an ein Ganzes, welches sich im* Vogel uio trennt, mit Ausnahme eines Theiles vom serösen Blatte. Nur die übrigen Eitheile wer- den beim Auskriechen als unnütz verlassen. Da der Embryo sie nicht in sich auf- nehmen kann , so sondert er sich von ihnen und zeigt hierin den letzten Grad sei- ner wachsenden Selbstständigkeit. Jetzt steht er nur noch im Verkehr mit der «esammlen Natur', welche früher nur dutch das Ei auf ihn wirkte. | Wo der Embryo vom Anfange an sehr grofs ist, ist der Dottersack so früh ein Theil von ihm, dafs er zur Ausbildung seiner Selbstständigkeit keiner vorher- gehenden Abschuürung bedarf. So im Frosche. Ein geringer Grad von Abschnü- runf, aufweiche bald eine Beherrschung folgt, scheint in den Knochenfischen. Anders ist es im Säugthier- Embryo. In diesem, der die Anlage zur höchsten Ausbildung in sich trägt , geht die Abschnürung und die Einhüllung rascher vor sich , als im Hühnchen. Sie geht auch weiter. Hier ist es nicht blofs das oben- Blatt der Keimhaut, welches das Amnion bildet , sondern auch die untere Lage, die im Huhne, bei der Bddung der Kopfkappe, man möchte sagen, nur die Miene macht, den Kopf zu umhüllen , und bald niedersinkt. In Eiern von Hunden sah ich eine Falte der Keimhaut, mit allen Blättern wie eine Kaputze bis an die Mitte des Rückens über den Kopf gezogen, so dafs die vordere Hälfte des Embryo wirk- lich in demDarmsacke lag, obgleich nicht frei. Eben so wie die Einhüllung, geht auch die Abschnürung weiter und ist rascher. Sie zieht sich zu einem Strange aus (Nabelschnur) , als ob der Embryo die Keimhaut Höhe. Merkwürdig ist es aewifs, dafs die Nabelschnur des Menschen so viel länger ist, als in irgend einem andern Säugethiere, und da für die ansehnlichere Länge kaum ein Zwecksich nach- weisen läfst, so finden wir hierin um so mehr einen Beweis, dafs die Länge der- selben nur der Ausdruck eines höhern Verhältnisses seyu mufs, der früher auf- blühenden Selbstständigkeit des Embryo nämlich. Die lange fortgehende Ab- schnürung der Säugethiere ist aber auch der Grund, dafs, wenn der Embryo den gehörigen Grad von Selbstständigkeit erhalten hat, er den weit von ihm getrenn- ten Dottersack nicht mehr in sich aufnehmen kann. Das Beispiel der Säugethiere, in welchen der Darmsack nicht in den Leib fa ng der eingeht , darf uns wohl nicht abhalten , Embryo und Keimhaut als ein Ganzes zu ^gte't 1 wird betrachten, und den Keim selbst für das unausgebildete Thier anzusehen. Dazu durch dieEe- kommt noch, dafs der Keim von dem Augenblicke an, wo die Entwickelung be- gesetzt!' 150 «ünnl, mit seinem Rande eng an der Dotterhaut anliegt, so dafs man diese als eine Oberhaut des Keimes und also auch des Embryo betrachten kann , -wodurch schon jetzt angedeutet wird, wie die Dottermasse vom werdenden Thiere umschlossen wird. Da ferner der Keim sich aus der Keimschicht, diese wieder aus dem Dot- ter sondert so ist selbst die Dotterkugel vor der Befrachtung nichts als die nie- drige Form des Thiers, aber eine so niedrige Form, dafs das Thier noch gar keine Selbstständigkeit hat, sondern nur Theil des mütterlichen Körpers ist. Die Zeugung der höhern, in Geschlechter getrennten Thiere, scheint in der That aus zwei Momenten zu bestehen. Zuerst wird die Möglichkeit eines neuen l'hiers durch unmittelbares Wachsihum des mütterlichen. Körpers gegeben. Es bleibt aber nur Theil. Durch die Befruchtung wird aus dem Theile ein Ganzes, ähnlich in sei- nem Wesen den zeugenden Aeltern, zu deren Organisation es sich unter den er- forderlichen Verhältnissen herauf bildet. In den niedem Thieren , wo kein Ge- gensatz von Geschlechtern ist und jedes Individuum also die Idee dieser Thierform «anz enthält, bedarf es nur der Reife, um zu zeugen. Zeugen ist hier unmittel- bare Verlängerung des Wachsthums über die Grenzen des Individuums hinaus und Fortpflanzung nichts als ein Fortwachsen über sich selbst. In solchen Thieren hingegen , welche entweder doppeltes Geschlecht besitzen , oder getrennten Ge- schlechtes sind, erzeugt das Wachsthum in dem einen Geschlechtsapparate die Anlage zu dem neuen Keime als einen Theil von sich , und die Einwirkung des entgegen besetzten Geschlechtes hebt die Herrschaft des ersteren auf. Corollarium über die Paarung. Man mufs , wie es scheint , in der Paarung oder der gegenseitigen Einwir- kung beider Geschlechter wieder einen doppelten Act, die Begattung und die Be- fruchtung , so wie eine doppelte Wirkung unterscheiden ; die erste besteht darin, die Frucht der Herrschaft des weiblichen Eierstockes zu entziehen, die zweite darin ihr ein individuelles Leben zu geben. Für die erstere scheint das männ- liche Geschlecht nur in so fern thätig, als es den weiblichen Geschlechtsapparat zu einer höhern aussondernden Thäligkeit aufregt. Dem aufbewahrenden weib- lichen Character wird die männliche , aussondernde Richtung mifgetheilt. Eben deshalb kann das Aussondern des Eies zuweilen auch ohne Paarung erfolgen , in- dem die Einwirkung des Männchens durch andere Verhältnisse ersetzt wird. Dieses geschieht jedoch um so seltener, je höher das Leben der Thierform ent- wickelt ist. Die Graafschen Bläschen der Säugethiere scheinen nicht ohne Be- 151 galtung oder ihr analoge Reizung des weiblichen Geschlechtsapparates sich zu öff- nen. Häufiger kommt dieses schon in Vögeln vor, und es ist sogar Regel bei dem productivsten derselben , dem Haushuhne ; jedoch erfolgt auch hier der Austritt des Eies erst wenn der Eierstock überfüllt ist. In den Fröschen gehen zwar die Eier stets vor der Befruchtung ab, allein ich habe mehrmals beobachtet, dafs die Eier viele Wochen, ja zuweilen vielleicht ganz zurückgehalten werden, vrenn man die Weibchen allein hält. Das Abgehen der Eier scheint also durch das Um- fassen des Männchens , wo nicht allein bedingt , doch gar sehr beschleunigt zu werden, und dieses Umfassen ist in der That eine Begattung *). Nachtschmetter- linge legen nicht selten gleich nach dem Auskriechen aus der Puppenhülle Eier, vorzüglich aber, wenn man sie aufspiefst , oder Wenn sie in ganz engen Behält- nissen gehalten, oder sonst belästigt werden. Aus Allem geht hervor, dafs das Heraustreiben des Eies allerdings durch den weiblichen Geschlechtsapparat be- wirkt wird , dafs dieses aber in der Regel durch die Einwirkung des männlicheu Geschlechtes dazu aufgeregt wird , dafs aber auch wohl andere Aufregungen den Einflufs des männlichen Geschlechtes ersetzen können. Was die zweite Wirkung der Paarung anlangt, oder die Begründung eines selbstsländigen Lebens, so scheint hierzu die Einwirkung des männlichen Ge- schlechtes und zwar durch seinen Zeugungsstoff viel nothwendiger , als zur Lösung des Eies, und im Allgemeinen um so nothwendiger, je höher das Leben entwickelt ist und vielleicht je mehr die Differenz der Geschlechter ausgebildet ist. Wenig- stens kennt man in den Wirbel thieren keine sichere Beobachtung der Entwicke- luug von Jungen ohne Befruchtung. Die Erfahrungen, die man von Salamandern anführt , sind nicht beweisend. Blumenbach sah einen Salamander nach fünf- monatlicher Einsamkeit Junge zur Welt bringen, (Kleine Schriften S. 136). Da er aber die Jahreszeit nicht angiebt , so darf man hieraus nicht auf eine Zeugung ohne vorhergegangene Befruchtung schliefsen, was Blumen h ach auch nicht thut. Wurfbain (Salamandrologia p. 83) machte eine ähnliche Beobachtung, da aber die Jungen nach fünfmonatlicher Einsperrung der Mutter im März reif zur *) Für die Fisch- Weibchen mag die Nähe des Männchens auch ohne Berührung doch nicht ohne Einflufs seyn , und es wäre nicht überflüssig, genaue Beobachtungen anzustellen, ob einzeln gehaltene Weibchen, immerund eben so früh laichen, als andere. Ich vermuthe diesen Einflufs, weil ich erfahren habe, dafs Froschweibchen, die in einem grofsen Blechkasten mit vielen an- dern Fröschen gehalten wurden', laichten, obgleich ich nicht bemerken konnte, dafs sie von Männchen umfafst waren, denn jeden Abend nahm ich die gepaarten Frösche heraus und doch fand ich zuweilen am Morgen Laich , der sich nicht entwickelte. Einer solchen Einwirkung des Geschlechtes aus der Entfernung fehlt es auch nicht an Analogie , wenn wir uns erinnern, welchen Einflufs die Nähe der Bienenkönigin auf das Leben des ganzen Stockes ausübt. 152 Welt kamen , so stammten sie offenbar vom vorigen Jahre. Dagegen sollen die Eier von eben ausgekrochenen Schmetterlingen zuweilen Embryonen entwickeln, und für diese Erfahrung spricht die Autorität eines Pallas. An Blattläusen hat mau Zeugung ohne Befruchtung vielfach beobachtet. Hierin schon liegt ein voll- standiger Beweis, dafs bei der Befruchtung das männliche Geschlecht nicht allein wirkt und das weibliche Geschlecht ganz leidend sich verhält. Vielmehr scheint die Frucht aus einem weiblichen Geschlechtsapparate weiblicher Natur , welche durch das Keimbläschen repräsentirt wird, und es bedarf der Einwirkung des männlichen Zeugungsstoffes derselben Thierart, um (he Idee des Thiers vollstän- dig zu machen und ihm die Möglichkeit der Entwicklung zu geben. Wie nun diei Einwirkung de» männlichen Geschlechtes ersetzt werde, um jene Eier der Schmetterlinge oder die Früchte der Blattläuse zur Enlwickelung zu bringen, ist tun so mehr unbegreiflich , als der Zeugungsstoff einer merklich verschiedenen Thierart nicht einmal befruchtend wirkt. Vielleicht darf man annehmen , dals diese Eier ursprünglich nicht weiblicher Natur, sondern weiblich - männlich waren, bei den Blattläusen als normale Folge vom Einfluls der Jahreszeit, bei jenen Schmetterlingen als besondere Abweichung, zu welcher die lnsecten schon da- durch eine Neigung offenbaren, dafs das Keimbläschen in ihnen ungemein früh schwindet. — Indessen bleiben neue Bestätigungen vom Auskriechen der, Eier unbefruchteter Phalaenen sehr zu wünschen. ■ ■: Scho- 153 Scholion IIL Innere Ausbildung des Individuums. Nachdem -wir im vorigen Scholion die wachsende Selbstständigkeit des a . Aus dem Embryo als einer lebendigen Selbstheit und die Veränderungen in seinem Verhält- AII e em . e »- i ■■ l_ tt i • i nerntnttdas nisse zu den nächsten Umgebungen ms Auge gefafst und erkannt haben , wie er Besondere aus einem Theile zum Ganzen heranwächst, wollen wir jetzt einen Blick auf den dreifacher Weg werfen, den seine innere Ausbildung nimmt. Wir werden hier eine Wie- Form - derholuug desselben Vorganges finden. Es ist nämlich , wenn man den Fortgang der Ausbildung betrachtet, vor allen Dingen in die Augen springend, dafs aus einem Homogenen, Gemeinsamen allmählig das Heterogene und Specielle sich hervorbildet. Dieses Gesetz der Ausbildung ist wohl nie verkannt worden, und ist so vorwaltend in allen einzelnen Momenten der Metamorphose , dafs es gar nicht möglich ist, über die Ausbildung genau zu berichten, ohne immer im Sinne der- selben sich auszudrücken. Sie ist daher auch in unsrer Darstellung überall so vorleuchtend, dafs es überflüssig scheint, sie hier erweisen zu wollen. Ueber die Weise des Vorganges werden aber einige Betrachtungen nicht überflüssig seyn und im Folgenden ihre Anwendung finden. Es lassen sich drei Formen der DüFe- renzirung unterscheiden. Durch Sonderung wird zuvörderst der Keim in heterogene Lagen getheilt, *• P"märe die bei fortgehender Entwickelung immer mehrEigenthümlichkeit gewinnen, aber schon im ersten Auftreten eine Anlage zu dem Gefüge verrathen , das sie später auszeichnen soll. So ist im Keime des Vogels , sobald er im Anfange der Bebrü- tung in sich Zusammenhang gewinnt, eine mehr glatte continuirliche obere Fläche und eine mehr körnige untere Fläche zu unterscheiden. Es sondert sich dann die Keimhaut in zwei getrennte Lagen , von denen die untere in den plastischen Lei- bestheil des Embryo , die obere in den animalen übergeht, und von denen die un- tere wieder deutlich zwei eng verbundene Blätter hat, das Schleimblatt und das Gefäfsblatt, die obere, wenigstens im Embryo, auch in zwei Lagen sich theilt, in die Haut nämlich und die Theile, die ich die eigentlichen Bauch- und Rücken - platten genannt habe , und welche das Knochen - , Faserhaut - und das Muskel- U ' 154 system mit den dazu gehörigen Nerven in der Indifferenz enthalten. Um einen Namen für die folgenden Betrachtungen zu gewinnen , nenne ich diese Schicht die Fleischschicht. Die Spaltung im animalischen Theile wird zwar innerhalb der Keimhant nie vollständig erreicht, doch .scheint die* Änjaga drm. nicht ganz zu fehlen (vergl. Anmerkun" zu §. 1. der Entwicklungsgeschichte). Dafs auch das Rückenmark im Wesentlichen eine solche abgelöste Schicht ist, Iäfst sich am Huhne zwar nicht so augenscheinlich nachweisen, als die ALblätlerung der andern Schichten, allein das äufserst feste Anliegen der ersten erkennbaren Anlage des Rückenmarkes an die innere Fläche der Rückenplatten giebt dieser Entstehuhgsweise einen sehr grofsen Grad von Wahrscheinlichkeit. Hierzu kommt noch, dafs in Fröschen das Rük- kenmark im ersten Entstehen sehr dunkel, fast schwarz ist. Es scheint hier also deutlicher eine Abblätterung von der schwarzen Keimhaut. Jedoch glaube ich, dafs das Wasser im Rückenkanale nicht ohne Einflufs auf diese Bildung ist. Es nimmt innerhalb des genannten Kanals sehr rasch ab , nachdem die erste Anlage des Rückenmarkes aufgetreten ist, und so wie das Rückenmark gesondert da steht, ist seine innere Fläche überaus weich , wie von Wasser durchzogen , und nimmt rasch an Dicke zu. Im Frosche zeigt sich auch die innere Fläche des Rückenmar- kes schnell heller gefärbt. Es hat also den Anschein , als ob das Wasser in die Organisation des Rückenmarkes und des Hirnes einginge. Das würde aber nicht hindern, das Rückenmark im Wesentlichen für eine Abblätterung der Rücken- nlatten zu halten , und jene Infdtration mit dem Wasser des Rückenkauales wäre dem Aufschwellen der Gefäfsschicht zu vergleichen, die wir bemerkt haben (vergl. §. 5. der Entwickelungsgeschichte). Das Abblättern des Rückenmarkes hat nur das Eigenthümliche, dafs es erst erfolgt, nachdem der Rücken geschlossen ist. Die Differenzirung des Keimes in Schichten giebt also die Haut der innern nicht verschlossenen Holden oder die Schleimhaut, ferner die Schicht für die Stämme des Gefäfssystems , die Flcischschicht, die Hautschicht und für die Wir- helthiere die Nervenschicht oder die Schicht für die Centraltheile des Nervensy- stems. Die beiden letztern haben in Bezug auf den Keim dieselbe Ursprungsstätte, nämlich die obere Fläche des Keimes. Da nun der Embryo der Wirbclthiere sich durch doppeltes Zusammenrollen bildet, was wir im nächsten Scholion ausführ- licher betrachten Avollen, so werden aus diesen Schichten Röhren. — So viel von der Sonderimg in Schichten, die wir die primäre Sonderung' nennen wollen. ,. Histologi. Aufser der Differenzirung in Blätter erfolgt später eine andere im Innern rutg. S ° nde " der Blätter, indem sich Knorpel-, Muskel- und Nervenmasse scheiden, einTheil der Masse aber flüssig wird und in die Bahn des Blutes übergeht. Bei dieser in- 155 — — — nern Differenzirung nehmen also einzelne Elernentarthede die Natur der Schichten an, indem sie zu Nervenmasse und BInt sich bilden. So werden denn zwei von den in Röhren umgewandelten Blättern allgemeine Systeme, indem die Differen- zirung, welche sie abschied, sich in den andern Blättern wiederholt, und die ur- sprünglichen Röhren sind nur die Centralthede dieser Systeme. Andere durch in- nere Differenzirung entstandene Thede , wie die Knochen , bilden sich nur in ge- wissen Schichten. Ich nenne diese Form der Differenzirung die histologische Son- derung. Eine dritte' Form der Differenzirung ist vorzüglich eine Differenzirung der d - Morpho- äufsern Gestaltung. Einzelne Abschnitte der ursprünglich aus den Schichten ge- Sondernng. bildeten Röhren entwickeln sich nämlich zu individuellen Formen , welche in spä- terer Zeit besondere Verrichtungen haben , die zwar in der allgemeinsten Bezie- hung untergeordnete Glieder der Verrichtung der ganzen Röhre sind, aber doch von den Verrichtungen anderer Abschnitte abweichen. So scheidet sich die Ner- venröhre in Sinnesorgane, Hirn und Rückenmark, die Schleimhautröhre in Mund- höhle, Speiseröhre, Magen, Darm, Athmungsapparat, Leber, Harnsack u. s. w. Die Besonderheit in der Entwicklung ist nämlich entweder mit einem vermehr- ten oder verminderten Vf achsthume verbunden. Nie ist zwar ein vermehrtes Wachsthum im ganzen Umfange einer Röhre gleichmäfsig , es ist aber doch bald mehr ausgebreitet, bald mehr auf eine Stelle beschränkt. Ist es ausgebreitet, so hat der Vorgang mehr den Character einer Abgrenzung eines Abschnittes gegen den andern , so (he Scheidung von Hirn und Rückenmark, von Magen und Darm. Zeigt sich aber das vermehrte Wachsthum auf einer beschränkten Stelle des Umfanges einer Röhre, so giebt sie uns mehr das Büd einer Hervorstülpung. So die Entwickelungsweise der Sinnesorgane *) aus der Nervenröhre , des Athmungsapparates , der Leber , des Harnsackes aus der Schleimhautröhre (in Verbindung mit der Gefäfsschicht). Im Grunde ist aber *) Ich meine hierbei vorzüglich die höhern Sinnesorgane. Vom Auge und Ohr zeigt dieEntwicke- lungsgeschichte diese Bedeutung ganz klar. Was die Nase anlangt, so scheint die Hervorstül- pung blofs den Stamm des Riechnerven oder den Riechkolben zu umfassen. Im Grunde ist auch hier das Verhältnifs wohl nur relativ. Das Auge nämlich scheint eine Hervorstülpung der Nervenröhre durch die Fleischschicht (die die Knochen mit enthält) bis an die Hautschicht, und die äufsern Theile des Auges sind dadurch hervorgerufene Metamorphosen der Haut. Das Ohr möchte ich eine Hervorstülpung der Nervenröhre bis in die Fleischschicht und zwar bis in die Knochenlage derselben nennen. Dieser Hervorstülpung wächst dann eine Einstülpung der Hautschicht entgegen. Die Nase wäre eine Hervorstülpung der Nervenröhre bis an die Fleischschicht, denn die eigentlichen (Riechnerven, die gewöhnlich sogenannten Aeste, möchten wohl nicht durch Hervorstülpung, sondern durch innere Differenzirung entstanden seyn. U 2 156 die Entwickelungsweise dieselbe und der Unterschied nur relativ. Solche isolirte Umbildungen der allgemeinen Röhren haben etwas Gemeinsames und man hat schon im Alterthume diese Uebereinstimmung erkannt, indem man sie Organe nannte. Ich nenne diese Differenzirung die morphologische Sonderung. Die histologische Souderung, von der wir so eben sprachen, ist davon verschieden, und tritt in jedem Organe noch besonders auf, weshalb jedes Organ auch Ver- längerungen der allgemeinen Systeme, des Nerven - und Gefäfssystemes nämlich, enthalt. In vielen erscheinen auch Muskelfasern , nur in wenigen Knorpel (oder Knochen) , wie in der Luftröhre und dem Kehlkopfe , aufser der Fleischschicht, wo diese histologischen Elemente vorherrschend sind, c. Nirgends go bildet sich durch eine dreifache Differenzirung die Heterogenität des düng, C ' S on- Körpers aus, und jedes einzelne Organ, so wie jeder gröfsere Inbegriff von ÜmbilduT Organen zeigt eine zunehmende Selbstständigkeit , wie wir wohl die Besonderheit eines jeden einfachen Organes oder eines Inbegriffes von Organen nennen können. Je weiter wir zurückgehen , um desto mehr finden wir nicht nur die einzelnen Organe sondern auch die histologischen Elemente mit einander verbunden. Die Beobachtung selbst zeigt mehr als es irgend die Darstellung kann, dafs alles Einzelne früher in einem Allgemeinen mit enthalten war. Es ist in der That leichter sich hiervon zu überzeugen, als den Beweis zu führen, wenn es nicht an sich klar scheint. Nur gegen die roheste Ansicht der Neubildung mag Folgendes bemerkt werden : l) Wenn durch innere Differenzirung ein Theil sich bildet, war nicht vorher eine Lücke da. Wo z. B. sich ein Nerve oder die Grundlage eines Knor- pels erzeugt, war nicht vorher eine Lücke , sondern eine gemeinsame Masse, die sich in Nerv und Nichtnerv scheidet. Am deuthchsten für das Auge ist unter den Vorfänden der histologischen Sonderung wohl die Bildung der Knorpel. Ueberall wo zur Bildung der Anlage eines Knorpels sich dunkle Köruerhäufchen sammeln sieht man um ihnen herum die Masse ganz hell werden. Dieser Vor- (j aD o zei°t die histologische Sonderung augenscheinlich. Ueberhaupt scheint die histologische Sonderung im Vergleich zu der morphologischen, mehr eine plastische zu seyn, Gegensätze hervorrufend. 2) Dafs nirgends ein Neues sich bildet , das mit einem schon früher Ge- bildeten nicht zusammenhinge, sondern im Gegentheile sich ihm erst anfügte. Nichts also schwimmt frei umher, sich hier oder da anfügend , wie man es sonst wohl vom ranzen Embryo und noch neuerlich vom Rückenmarke sich gedacht und belehrt hat. Vielmehr ist die morphologische Sonderung eben so wohl Her- vorbilduug eines Besondern aus einem Allgemeinen, wie die histologische Son- 157 derung, mit dem Unterschiede nur, dafs die morphologische Sonderung auf einem modificirten Wachsthume beruht , und also relative Differenzen giebt , di« histologische Sonderung aber, wie eben bemerkt "wurde, antagonistisclie. Ein jedes Organ ist also ein modificirter Theil eines allgemeinern Orgaues, und in dieser Hinsicht kann man sagen, dafs jedes Organ schon in den Fundainental- organen enthalten ist, und zwar mit seinem ganzen Umfange. Ich glaube mich deutlicher zu machen, wenn ich mich auf ein besonderes Beispiel berufe. Der Athmungsapparat ist ein besonders hervorgewachsener ursprünglich nur sehr kleiner Theil der Schleimhautröhre. Er war also schon in der Schleimhautröhre enthalten , und zwar mit seinem ganzen Inbegriffe ; denn wenn man auch zuerst nur die Luugeu deutlich als seitliche Ausstülpungen hervortreten sieht, so ist doch zwischen ihnen an der untern Fläche eine Stelle, welche bald eine ganz schwache Erhebung bildet. Diese ist die künftige Luftröhre, und wenn sich die Lungen so weit gelöst haben, dafs ihre Verbindung mit der Schleimhautröhre nur noch eng ist, so verlängert sich unter fortwährendem Hervortreten der Lungen diese Stelle in die Luftröhre. Es fehlt also geziau genommen die Luftröhre nie ganz, sondern sie entwickelt sich nur laugsamer und später als die Lungen. Dasselbe Verhältnifs scheint mir überall, jedoch in verschiedenem Grade. So ist die Ausbildung der Extremitäten offenbar ein Theilen in besondere Abschnitte, alleiu das erste Hervortreten der Extremitäten könnte man, nach der blofsen Ansicht, fast eine hinzutretende Neubildung nennen, so wenig war ihre Ent- wickelung vorbereitet, wenn nicht die schon gesonderte Hautschicht ununter- brochen von den Rücken- und Bauchplatten aus über die erste Anlage der Ex- tremitäten wegginge. In der Bildung der einzelnen Organe wiederholt sich also das Verhältnifs, welches zwischen dem Embryo und seiner nächsten Umgebung Statt fmdet — es besteht in einer fortgehenden Sonderung, mit dem Unterschiede nur, dafs die Orgaue sich nicht lösen , weil sie nie ein Ganzes werden, sondern Theile bleiben. Daher auch nicht ein Organ das andere in sich aufnimmt und nur wenige Theile durch die andern völlig vernichtet werden. Ganz entgegengesetzt dieser Darstellung ist die Lehre von Serres. Nach /■ P* hte Ose ö •• l- i Umbilaung ihm soll der ganze Organismus entstehen durch Zusammenwachsen ursprünglich ist der An- getreunter Elemente , so dafs auch die einfachsten Theile wenigstens aus zwei g^^en 1 Hälften zusammengesetzt würden. Sie beruht nicht auf genauer Beobachtung. w ^ c n h ( T s ' Serres führt diese Ansicht so consequent durch, dafs er sogar behauptet, die Vorstellung, die man von dem organischen Wachsen habe, sey eine ganz ver- kehrte, alle Vergröfserung eines Organes bestehe vielmehr in einer Anlagerung 158 neuer Tlieile von aufsen *). Mir ist nichts in lebenden Korpern bekannt, was auf diese Ansicht führte, als etwa die Bildung des mütterlichen Theiles der Placeuta. Hier lagert sich wirklich auf die innere Fläche des Fruchthalters ein ausgeschiedener Stoff auf und verwächst , wenigstens in den Thieren , in welchen mütterlicher und kindlicher Theil der Placenta zu Einem Körper sich zu ver- einigen bestimmt sind, zuvörderst mit dem Fruchihälter. Es scheint auch bei Wiederkäuern ein ähnliches Verhältnifs, obgleich kindlicher und mütterlicher Theil nie zu einer Einheit werden. Aber es ist wohl zu bemerken , dals dieser Stoff von demselben Theile ausgeschieden wurde und nicht von aufsen hinzuge- fügt ist und Blutgefässe sich in ihn verzweigen. Es ist also hier nur ein über- rasches Wachsen, wo der wachsende Theil seine eigene Schranke durchbricht, und die Bildung neuen Stoffes schneller ist, als die histologische Differenzirung in ihm. Dafs die Horntheile nach den Serres'schen Vorstellungen sich ver- gröisern, ist bekannt, aber eben deshalb hat man ihnen mit Recht das organische Wachsthum aligesprochen. — Nach S er res beruht also das organische Wachsen in Vereinigung von lauter isolirt und neu entstandenen Einzelheiten. Wir behaupten dagegen, die Entstehung eines Organes ist wie die Entstehung des Embryo nur der Anfang des Wachsthums und das Wachsen eine Fortsetzung der Entstehung, die aber nur scheinbar ist und auf Umbildung beruht. Ein absoluter Anfang ist nirgends benierklicb. g. Aiige- Was endlich die Richtung anlangt, nach welcher die Ausbildung fort- tung derAus- schreitet , so tritt es eben so klar in Jedem Momente der Bildung dem Beobachter bildung. entoe-Jen , dafs sie von der Mitte zur Peripherie fortgeht. Aus dem Innern des Eierstockes tritt die ganze Dötterkugel hervor. Aus der Mitte des Dotters tritt das Keimbläschen an die Peripherie; aus der Mitte stammt auch vielleicht die Masse der ganzen Keimschicht. Aus der Mitte der Keimschicht bildet sich der Keim. Die Mitte des Keimes bildet sich zuerst als Fruchthof zur Erzeugung des Embryo vor. Aus der Mitte des Fruchthofes bildet sich der Embryo, erst all- mählig einen Theil der Peripherie in seinen Leib umwandelnd. Was vom Embryo zuerst da ist , ist recht eigentlich seine Mitte , von wo aus die Bildung nach allen Seiten fortschreitet. Wenn sich Rücken - und Bauchhöhle später durch Verwachsung von den Seiten her schliefscn, so ist das nur eine Ver- wachsung in peripherischen Theden ; denn die Kämme der Rückenplatten und die untern Ränder der Bauchplatten sind ihrem Wesen nach peripherische Theüe. *) Annales des sciences naturelles, Tome XII. Sept. Die nähere Erörterung darüber gehört für das nächste Scholie-n. Nur in der Ver- knöcherung der schon gebildeten Knorpel gehen häufig die peripherischen den mehr centralen voran. Hier erlaube ich mir nur noch die ßemerkung, dafs die Entwickeluug nach der Peripherie , von der wir im nächsten Schoben mit besonderer Beziehung auf die Wirbelthiere sprechen werden , nicht so zu verstehen ist , als ob jedes einzelne Atom erst aus der Mitte hervorgetreten wäre. Nur der Fortschritt der Entwickelung hat diese Richtung, uud daraus folgt zwar, dafs jeder Theil früher der Mitte näher gelegen hat, nicht aber, dafs alle Masse ganz in der Mitte gelegen hat, was im strengsten Sinne genommen eine Unmöglichkeit wäre. Schon das rasche Wachsen des Keimblattes lehrt, dafs jeder Theil desselben, da wo er ist, sich nährt. 160 S c h o 1 i o n IV. Ueber das Schema, das die Entwickelung der Wirbelthiere befolgt. §. 1. Im Keime und werdenden Embryo zeigt sich in edlen Dimensionen dieselbe Reihenfolge von Differenzen. Je weiter wir in der Entwicklungsgeschichte zurückgehen , um desto mehr fallen alle Vorgänge zusammen. Es ist daher kaum möglich, irgend ein Verhältnifs von seinem Entstehen an zu verfolgen, ohne auch andere wieder- holend zu berühren. Dieses zur Entschuldigung, wenn hier einige Bemerkungen nur Fortsetzungen oder Wiederholungen von Bemerkungen aus dem dritten Scholion scheinen, und andre vielleicht spätem Erörterungen vorgreifen. — Es kam mir diu 1 darauf an, eine Reihe von Betrachtungen zusammen zu fassen, die sich vorzüglich auf die Bildungsweise der Wirbelthiere beziehen. Sie sollten dem folgenden Scholion als Vorbereitung dienen. Dieses letztere wird auch näher zu scheiden sich bemühen, was in dem vorhergehenden mehr allgemeine Gültig- keit hat und nur der Darstellung wegen in engern Zusammenhang mit Verhält- nissen gebracht ist , die nur im Wirbelthiere walten. So zusammengesetzt auch und scheinbar verworren der Bau eines aus- gewachsenen Wirbelthiers ist, so einfach und nach allen Richtungen gleich- mäfsig ist der Fortgang der Ausbildung dieser Form in der ersten Zeit. a. Die Ueberblicken wir zuvörderst die Scheidung, welche in der Dicke des I ) i ff worfen , dafs jene drei Arten der Sonderung in allen Thierformen vorkommen, / Cy x 2 fvj&r 'LIBRARY in 164 so fern sie nicht fast ganz einfach sind. Für die Wirbelthiere hiufs' aber «ler Fortgan» der Ausbildung ein eigentümlicher seyn. Nun wissen wir aus der Entwickelungsgeschichte des Huhnes , dafs sich zuerst eine Axe bildet , dafs von dieser aus eine Entwickelung nach der Seite, dann nach oben und wieder gegen die Mittelebene fortgeht, und durch Verwachsung eine Röhre sich nach oben bildet an welcher nur die obere oder animalische Schicht des Keimes Theil nimmt ; dafs darauf eine andere Fortbildung in entgegengesetzter Richtung von den Seiten nach unten fortgeht, woran sowohl die auimale als die plastische Schicht Theil hat. Denselben Fortgang habe ich im Frosche vollständig verfolgt, und wenn ich auch keinen Embryo von andern Amphibien, von Fischen und von Säugelbieren gesehen habe , iu welchem der Rücken noch offen gewesen wäre, so liefseu doch die Jüngern Embryonen mit Sicherheit erkennen, dafs auch hier dasselbe Schema waltete, denn die Wirbelsaite und die kaum verwachsenen Rückenplatteu habe ich in allen erkannt. Nehmen wir nun darauf keine Rück- sicht dafs auf der ßauchfläche am Vogel, Säugethier und den meisten Amphi- bien län»ere Zeit hindurch eine Gegend (der Nabel) ungeschlossen bleibt, und wir können dieses um so mehr, da in andern Wirbel thieren, wie im Frosche, sich kein wirklicher Nabel bildet, so sehen wir, dafs der Embryo der Wirbelthiere zuvörderst aus zwei Hauptrühren besteht, einer obern für die Rückenhälfte und einer untern für die ßauchhälfte. Jede Röhre ist aus seitlichen Hälften zusammen- »ewachsen, und zwar so, dafs in jeder Röhre nur die der andern zugekehrte Linie wo zwischen beiden Hauptröhren die Wirbelsaite als gemeinschaftliche Axe liegt, ursprünglich central ist, die Seitentheile und die der Axe abgekehrte Schlufslinie aber einst exceutrisch, und zwar diese Schlufslinieu (für die obere Röhre die oberste Linie, für die untere Röhre die unterste Linie) einst am meisten peripherisch waren. Wir können das Schema , welches die Wirbelthiere in ihrer Entwickelung verfolgen, seinem Queerdurchschnitte nach mit einer 8 vergleichen, wenn wir uns denken, dafs von der Mitte aus nach oben und unten die Gestalt dieser Ziffer vollendet wird. b Dadurch Da ferner theils gleich nach dem Schlüsse nach oben , theils während des werden aus g c hi usses nac h unten, im Embryo die Sonderung in Schichten eintritt, so bilden ten des Kei- alle Schichten bald Röhren. Diese Röhren nenne ich die Fundamentalorgane, mes Rohren. ^ ^^ ihnen die speciellen Organe sich allmählig ausbilden. Sie müssen sich nothwendig einander einschliefsen , aber nicht auf ganz gleiche Weise. Die Figur 4. der Tafel III. giebt eine Durchschnitts -Abbildung dieser Röhren. Ihr gegenseitiges Lagerungsverhältnifs ist nothwendiges Product der primären Son- deruDg und des Schema der Entwickelung. 165 Erinnern wir uns nochmals, dafs der Keim sich in zwei Lagen theilt, eine •"• Lage- runflsvcr- animalische und eine plastische, dafs die plastische wieder aus einem Gefäfsblatte hältnifj die- und einem Schleimhlatte besteht, die animalische aber später sich ebenfalls in "J f _ j^,""' eine obere und untere Schicht sondert , dafs ferner an der Bildung der Bauchhälfte ri R- 4 - beide Lagen Antheil haben , an der Bildung der Rückenhälfte aber nur die anima- lische Lage , und dafs beide Hälften durch ein Zusammenwachsen von beiden Seiten nach oben und unten gebildet werden ; so folgt daraus : 1) dafs das Schleimblatt eine innerste Rühre in der Bauchhälfte des Thieres bildet. Wir nennen dieses Fundamenlalorgan die Schleimhautröhre (Fig. 4. f.). Aus ihr bilden sich alle diejenigen Organe, durch welche das Thier mit der Aufsenwelt einen Stoffwechsel unterhält. Es ist dieselbe Fläche, die auch der Keim der ernährenden Dottermasse zugekehrt hatte. 2) dafs das Gefäfsblatt in der Bauchhälfte die Schleimhautrühre umgiebt. Da aber das Gefäfsblatt schon einen Schlufs bildete (die Naht des Gekröses) , ehe die Schleimhaut sich schlofs, so formt es zwei Röhren, eine über der Schleim- hautröhre, welche nichts enthält, sich allmählig verengert und endlich verwächst, und eine zweite , welche die Schleimhautrühre genau umgiebt. Diese gedoppelte Gefäfshautröhre (Fig. 4. e.) unterhält allen Stoffwechsel im Innern des Leibes, und die Gefäfse, die sich in ihr bilden, dringen daher später in alle Theile des Leibes ein. S) dafs die ursprünglich untere Schicht der animalischen Lage, welche wir die Fleischschicht genannt haben (Schob III.), zwei Rühren bilden mufs, eine Rächenröhre (/) und eine Bauchröhre (c), welche beide umhidlend sind, indem die letztere die beiden früher genannten Rühren umgiebt, die erstere aber die Nervenröhre. Bei weiterer Sonderung trennt sich die Fleischschicht wieder in eine innere Knochenschicht (mit Inbegriff der fibrösen Häute) und eine Muskel- schicht. Das Skelet hat also nach diesem Typus auch untere und obere Bogen, mit eiuer mittlem Säule, und stellt überhaupt das ganze Schema der Entwicklung am vollständigsten dar. Da beide Röhren der Fleischschicht über einander liegen, und die Knochenlagc in beiden Röhren nach innen liegt, so gehört die gemein- schaftliche Axe beider Röhren und des ganzen Thieres dem Skelette an. 4) Es bleiben nun noch im Embryo der röhrenförmige Centraltheil des Nervensystems, oder die Nervenröhre (d) und die Haut (A), welche eine allge- meine äufsere Röhre über beide Röhren der Fleischschicht bildet. Diese beiden Theile stammen in Hinsicht auf den Keim aus demselben Bette. Sie sind die jetzt abgesonderte obere Schicht von der animalen Lage des Keimes. Sie müssen auch ursprünglich zusammengehangen haben, so dafs sie beim Schlüsse des Rückens 166 eine innere engere und eine äufsere weitere mit dieser verwachsene Röhre bildeten, und sind nur durch den Schlufs der beiden Blätter der Rückenröhre von einander getrennt. Vielleicht beruht es hierauf, dafs nur die Nervenröhre vom Anfange an geschlossen gefunden wird, indem wir sie erst als selbstständig erkennen , wenn die beiden Kämme der Fleischschicht sie von der Haut getrennt haben. Die ursprüngliche Uebereinstimmung von Haut und Rückenmark scheint wichtig, und wenn die erstere die Peripherie, das letztere das Centrum des auimalen Nervensystems ist , so sehen wir , wie durch die Entwickelung auf die einfachste Weise ein Theil des ursprünglich Gemeinschaftlichen nach innen gestellt wird , durch Bildung der Rückenröhre , während der andere Theil an der Peri- pherie bleibt. In dem eingeschlossenen , innern Theile entwickelt sich nun das thierische Leben zu seiner höchsten Blüthe , während der peripherische Theil auf niederer Stufe stehen bleibt. — Eben so theilt sich später wieder die Nerven- röhre in zwei Schichten, in eine umhüllende, die Häute, und eine umhüllte, das Nervenmark. So auch die Haut, die sich allmählig in Lederhaut und Ober- haut scheidet. Bezeichnen wir nun den Gegensatz von der weniger lebendigen Haut und dem mehr lebendigen Rückeumarke mit — und -\-, so sehen wir, dafs in jedem Gliede sich derselbe Gegensatz wiederholt. In der Gliederung der hineinsetretenen Rückenröhre von der Fleischschicht kehren sich die Pole aber bei der Sonderung in Knochen und Muskeln um, die leblose Seite ist nach innen, die lebendigere ist nach aufsen gekehrt. Dadurch entsteht folgende Reihe von Gegensätzen : Hautschicht. Rückenröhre der Fleischschicht. Nervenschicht. Oberhaut, Lederhaut. Muskel, Knochen. Häute, Nervenmark. — -4- -4- — — -+- Eine ähnliche oder verwandte Gliederung ist schon deshalb für die untere oder Bauchhälfte wahrscheinlich , weil die ersten Glieder dieselben sind und weil sie nach demselben Typus gebaut ist, nur mit dem Unterschiede, der aus der Verschiedenheit der ursprünglich untern aufnehmenden Fläche des Keimes und seiner obern hervorgeht. Auf jeden Fall scheint hier ein Glied mehr zu seyn. Doch wage ich nicht, die Gliederung aufzustellen, da es noch fraglich ist, welcher von den ursprünglichen Röhren die Muskelschicht des Darmes angehört, ob dem Gefäfsblatte , oder dem Schleimblatte. Bedenkt man indessen, dafs auch m dem isolirten Theile des Gefäfsblattes Muskelfasern sich bilden, im Herzen nämlich, dafs ferner das Gefäfsblatt auf dem Darme beträchtlich anschwillt (Entwickelungsgeschichte §. 5.), und zwar in der Magengegend am meisten, so 167 darf man wohl vermuthen, dafs die Muskelschicht, die im Athinungsapparate sogar von Knorpeln und Knochen begleitet wird , dem Gefäfsblatte angehört. Solche Röhren hat jedes Wirbelthier als Fundamentalorgaue. Wo sich der Embryo vom Dotter abschnürt, können wir im Dotter, wenn wir ihn uns cylindrisch denken , noch eine aufser dem Leibe liegende Röhre für das Gefäfs- blatt und das Schleimblatt erkennen, die durch Einschnürung von den im Leibe enthaltenen Röhren geschieden sind. In denselben Embryonen bildet sich nun durch die Amnionsfalte aus dem serösen Blatte eine Röhre , welche den gesammten Embryo einhüllt (Amnion), und eine zweite, welche den Embryo mit dem Darm- sacke umschliefst (seröse Hülle). Es sind dieselben Thiere, welche im Harn- sacke auch ein hervorgetretenes Organ haben. Werfen wir noch einen allgemeinen Blick auf das gegenseitige Verhältnils d - Gestai- der Fuudamentalorgane, so scheint uns dieses eine nähere Einsicht in die Organi- hä?t 8 nifs r 'der sation der Wirbelthiere zu versprechen. Aufser der Haut, welche beide Hälften F " ndamen - _ . . .,, ,..■ - . * talorgane. des W irbelüneres umscnuelst, finden wir zwei Paar Fuudamentalorgane. Das eine Paar ist doppelröhrig , die Fleischschicht und das Gefäfsblatt. Wird hier- durch ein gewisser Grad von ursprünglicher Uebereinstimmung ausgesprochen? Wir lassen es dahin gestellt seyn, können es aber doch nicht unbemerkt lassen, dafs diese beiden es sind, in welchen die meiste histologische Sonderung sich später entwickelt. Das andere Paar besteht aus einfachen Röhren, die eine ist oben , die andere unten. Jene bildet das Innere des animalischen Leibes , diese das Innere des plastischen Leibes. Jene wird von der obern Röhre der Fleisch- schicht , diese von der untern Röhre der Gefäfsschicht eingeschlossen. Im All- gemeinen wird also im Wirbelthiere oben das animalische Leben, unten das plastische Leben vorherrschen. In der Längendimeusion wiederholt sich das- selbe Verhältnifs, da überhaupt von vorn nach hinten dieseüje Aufeinanderfolge ist, wie von oben nach unten ($. 1. £.). — Mit dem Verhältnisse von aufsen und innen ist es anders, wegen des doppelten Zusammenrollens. In der Bauchhälfte nämlich ist die untere Fläche des Keimes zur innern geworden , in der Rücken- hälfte nur der mittlere Theil der obern Fläche, während das Uebrige der obern Fläche für den ganzen Leib zur äufsern Grenze wird. Deshalb ist der Gegensatz der obern und untern Hälfte nicht vollkommen. Fruchtbarer als die Betrachtung des blofsen Lagerungsverhältnisses der «■ Fortgang Fundamentalorgane dürfte ein Rückblick auf ihren Bildungsfortgang für die ganze cenSalS Entwicklungsgeschichte seyn. Da alle Bildung von einer Axe aus, nach beiden ™? Schlufc- Seiten und nach oben und unten fortgehend, eine Fläche in zwei Hanptröhren Fundamen- umwandelt, wie schon öfter bemerkt wurde (Schol. IV. §. 2. a.), so können wir ta,or « anf,n - 168 Bildung«- diesen, Fortgang durch das Schema Fig. 5. darstellen. Die Ansicht dieser Ab- bogen, bildung, besonders "wenn wir sie mit Fig. 4. vergleichen, versinnlicht uns , wie der Keim aus der Gestalt einer Platte sich zum Embryo umbildet. Geht nämlich alle Entwickeluug vom Centrum zur Peripherie, zugleich aber auch aus äeT Fläche nach oben und unten von einer Axe a, so wird aus der Peripherie die obere und untere Mittellinie des ganzen Körpers gebildet. Die beiden ' punktirten Linien m tri und n n zeigen an , wo die Schlufslinie des Rückens und des Bauches herstammen , wenn wir sie auf die vergröfserte Platte des Keimes beziehen. Sie sind die äufsersten Grenzen des Theiles vom Keime, der sich in die Rückenhälfte, und des Theiles, der sich in die Bauchhälfte verwandelt. Dadurch wird es an- schaulich , was wir oben bemerkten , dafs die Schlufslinien der Rücken - und ßauchhälfte ursprünglich am meisten peripherisch waren, m tri und n n sind die Wege, die diese Theile zurücklegen würden, um aus dem Keime den Embryo zu bilden , wenn keine Vergröfserung zugleich Statt fände. Alle Blätter wachsen aber bei dieser Ortsveränderung zugleich vom Centrum nach der Peripherie zu, so dafs jeder einzelne Punkt in einem bestimmten Bogen fortrückt. Nehmen wir jetzt nur auf die Bildung der Fundamentalorgane Rücksicht , so können wir die Richtung der Entwickeluug mit denjenigen bogenförmigen Linien unsrer 5ten Figur bezeichnen, in denen kleine Pfeile zur Andeutung der Richtung enthalten sind. Ich nenne den Weg, auf welchem jeder Punkt während der Bildung fortrückt, seinen Bildungsbogen. b , c, d, e, /in Fig. 5. sind nun die Bildungsbogen für alle Theile, die in der Ebene ihrer Schicht bleiben, ohne aus ihr hervorzu- treten *). Auf welches Fundamentalorgan jeder Bildungsbogen sich bezieht, ergiebt sich leicht aus der Vergleichung mit Fig. 4., da die Bezifferung die- selbe ist. Es wird nun aus dieser Fig. 5. auch klar, dafs man durchaus nicht die «anze Mittelebene des Embryo für central ansehen darf, dafs vielmehr, so wie im ganzen Embryo, eben so in jedem röhrigen Fundamentalorgane, eine Centrallinie ist, von welcher aus die Bildung fortschreitet, und ihr gegenüber in derselben Röhre eine Schlufslinie sich findet. Die Central- linie eines jeden Fundamentalorganes ist der Axe des ganzen] Thieres am ineisten zugekehrt. Sie ist die einzige, die in der ganzen Röhre ursprüng- lich einfach war. Die Schlufslinie ist aus zwei am meisten peripherischen Half- *) Diese sind die ursprünglichen Bildungsbogen im Gegensätze xu den durchbohrenden Bildungs- bogen. (Schol. IV. $. 3. m.). 169 Hälften gebildet, denn jedes Fundanientalorgan ist aus einer Fläche in eine Röhre umgewandelt *)', Um uns hiervon zu überzeugen und es zugleich zu versinnlichen , denken wir uns eine Ebene senkrecht durch den Leib des Thiers gelegt. In Fig. 4. ist x, y der Durchschnitt dieser Ebene. Verfolgen wir ihn nun von oben bis uuten, so treffen wir zuerst auf Haut, dann auf Knochen und auf die obere Naht des Rückenmarkes. Alle diese Stellen sind nicht ursprünglich einfach, sondern durch Verwachsung der Rückenplatten einfach geworden. Folgen wir der Linie weiter, so stöfst sie noch einmal auf die Nervenröhre, aber da, wo sie ursprünglich ein- fach ist. Hier ist also ihre Centrallinie. Weiter fortgeführt trifft die Ebene auf die Wirbelsaite und ihre Umgebung, die Centrallinie für beide Röhren der Fleischschicht und die Axe des ganzen Thiers. Noch weiter nach unten kommt sie auf das Gefäfsblatt. Es ist hier die nie getheilt gewesene Centrallinie dieses Blattes. Bald darauf treffen wir nochmals auf das Gefäfsblatt in der Naht des Gekröses, also auf eine verwachsene Stelle. Noch weiter erreicht unsre Mittel- ebene zuerst die Schleimhautröhre , an der Linie, die nie peripherisch gewesen ist, dann zum zweiten Mal dieselbe Röhre , wo sie einst peripherisch war. An der Bauchfläche stöfst sie wieder auf die Fleischschicht und auf Haut, in einer Linie, die einst die äufserste Peripherie war **), So hat also jede der Funda- mentalröhren eine der Axe des ganzen Thiers zugekehrte Linie, und diese Linie ist zugleich die Axe für die Bildung dieser Röhre. Nur diese Linie ist ursprüng- lich central. In jeder Röhre ist aber eine andere von der gemeinschaftlichen Axe abgekehrte Linie, und waa in dieser Linie liegt, war für jede Röhre einst am meisten excentrisch. Nur die Ilautschicht macht eine Ausnahme. Sie ist überall excentrisch gewesen. Ihre Axe ist ursprünglich mit der Centrallinie der Nerven- röhre identisch , von welcher die Haut nur später abgeschnitten wird und nun als Haut gar keine Centrallinie hat. Auch bei der Weiterbildung, wenn aus den Fundamentalorganen durch /. Anwen morphologische Sonderung (Schob III. rf.) sich die einzelnen bleibenden Organe Früheren* ausbilden, wirkt das aufgestellte Schema immer fort. Denn es lassen sich fol- gende allgemeine Regeln bei der Weiterbildung erkennen : *) Dals die Bauchhälfte sich mehr durch Abschnürung als durch wirklich seitliche Verwachsung bildet, ist kein Einwand. Die doppelte «ymmetrische Entwickelung schliefst die Vorstellung von Verwachsung in sich. Jenes Verhältnifs ist nur eine Modification , wovon wir den Grund später beleuchten wollen. (Vergl. §. 3. d. dieses Scholions.) **) Verlängert man die Linie x y bis in den Dottersack, wie in unsrer Abbildung geschehen ist, so trifft sie auch hier nur auf Theile, die ursprünglich peripherisch waren. y . " 170 1) Die Centrallinie aller einzelnen Fundamentalorgane scheint im Allge- meinen *) eben so -wenig geneigt, irgend eine weitere Entwickelung zu erfahren, als die Axe des gesammten Thiers, oder die Wirbelsaite. In der Nervenröhre bleibt sie unverändert, eben so in der Gefäfskautröhre , wo ihr vorderster Theil nur schwindet. So auch in der Schleimhautröhre. Dennoch bestimmt sie immer die Richtung der Entwickelung, denn alle fernere Entwickelung scheint immerfort nach der Richtung der Pfeile in unsrer 5 ten Figur fortzugehen, woraus eine zweite allgemeine Regel folgt: 2) Alles, was aus der Schlufslinie irgend eines Fundamentalorganes hervor- tritt, bleibt in der Mittelebene und theilt sich nicht wieder seitlich. Wenn diese Regel Wahrheit hat , so ist sie nur eine nothwendige Folge des in unsrer Fig. 5. abgebddeten Schemas der Entwickelung und eben dadurch eine Bestätigung desselben. Soll nämlich die Fortbildung nach den punktirten Linien dieser 5'en jPig Ur fortschreiten, so kann etwas, das in dieser Richtung fortgeht, so bald es' die Mittelebene erreicht hat , diese nicht wieder verlassen. Da es hierauf sein Gleichnamiges der andern Seite trifft, kann es wohl, wenn die Entwickelung stark ist , innerhalb der Mittelebene wachsen , aber nicht aus ihr heraus **). Suchen wir einige Beweisgründe auf! Der Athmungsapparat tritt aus der Schleimhautröhre hervor, aber so, dafs die Lungen aus den Seitentheilen aus- gestülpt werden, der Luftröhrenstamm aus der untern Fläche oder der Schlufs- linie. Jene verzweigen sich, diese nicht, die Luftröhrenäste nämlich sind schon ursprünglich seitlich und die Stämme der Lungen. Der Harnsack tritt aus der Schlufslinie seines Fundamentalorganes hervor und bleibt ungetheilt. Die Dorn- fortsätze, die Flossenträger, die Flossenstrahlen, lauter Vorragungen der Mittelebene, könuen eine ungeheure Länge erlangen, spalten sich aber nicht seitlich. Die so- genannten untern Dornfortsätze , welche an der untern Fläche der Brust - und *) Ich habe mich des Ausdruckes „im Allgemeinen" bedient, weil ein nicht seltenes Organ viel- leicht eine Ausnahme macht. Ich meine die Schwimmblase der Fische. Der Analogie nach sollte man vermuthen , dafs sie aus der Schleimhautröhre hervorwächst. Dann würde sie freilich, wo sie einfach ist, aus der Centrallinie dieser Röhre hervortreten, und die allge- meine Gültigkeit des Gesetzes aufheben. Allein , da auch Schwimmblasen vorkommen, welche mit dem Speisekanal gar nicht in Verbindung stehen, so ist vielleicht ihre Bildungs- weise eine andere. Stammen sie etwa ursprünglich aus der Lücke des Gekröses? **) Das hindert aber nicht die Schlufslinie irgend eines Fundamentalorganes, statt bei weiterer Entwickelung von der Centrallinie sich zu entfernen , vielmehr derselben sich nähert. Dieses Verhältnifs mufs vielmehr eintreten , wenn in den Seitentheilen eines Fundamentalorganes eine stärkere Entwickelung ist , als in den ursprünglich peripherischen Rändern , welche die Schlufslinie bilden. In der ganzen Nervenröhre erzeugt ein solches Verhältnifs in späterer Zeit die Einschnitte in der Mittelebene. 171 Bauchwirbel mehrerer Vögel hervorstehen, und hei einigen, wie in der Gatlun« Colymbus, sehr lang und an der Spitze in zwei seitliche Bogen gespalten sind machen keine Ausnahme, denn sie liegen nicht, wie .die untern Dornfortsätze des Schwanzes, in den Bauchplatten, gehören nicht zu der Knochenlage der Bauchröhre und scheinen überhaupt nicht durch einen Schluls erzeugt, sondern Wucherungen aus dem Stamme der Wirheisäule nach innen zu von dieser Röhre. Hiernach müssen sie bei weiterer Entwickelung nach unserm Schema in seitliche Bogen auslaufen. Die gespaltenen Domfortsätze der Halswirbel des Menschen könnten eher für eine Ausnahme gelten , allein sie sind nicht nur unbedeutend sondern auch durch die Muskeln hervorgezogen , und ihre Grundlage , die fibröse Haut, ergänzt sie als Nackenband. Bedenklich sind freilich die Dornfortsätze der Schildkröten, die oben in eine Platte sich ausdehnen. Allein das Entwickejungs- schema mufs nothwendig bei den Schildkröten auf eine ganz eigene Weise modi- ficirt seyn, welche auf nähere Untersuchung ihrer Entwickelung sehr begierig macht. Vielleicht liegen die Rückenplatten in diesen Embryonen sehr tief, so dafs sie von den Bauchplatten überwachsen werden. Auf jeden Fall mufs es erlaubt seyn , sie ganz unberücksichtigt zu lassen , bis ihre Entwickelung unter- sucht ist. 3) Wenn irgend ein Organ seine Stelle seitlich und symmetrisch ver- ändert (die Veränderung in der Längenrichtung und die unsymmetrische Wan- derung nach der Seite lassen wir für jetzt unberücksichtigt) , so geschieht dieses nur von der Centrallinie in seinem Bildungsbogen nach der Schlufslinie derselben hin*). Nur in dieser Richtung , glaubeich, können Organe fortrücken, nicht in der entgegengesetzten nach der Centrallinie hin. So rücken die Rippenknorpeln mit ihrer ganzen Umgebung, den geraden Bauchmuskeln , den Brustwarzen der Säugethiere , der Arteria mammaria u. s. w. der Mittellinie des Bauches immer näher. So wissen wir ferner aus Rathke's Untersuchungen, dafs die Ge- schlechtstheile der Fische allmählig der Schlufslinie des Bauches zunicken. (Neueste Schriften der natur forschenden Gesellschaft in Danzig , Bd. I. Heft 3.) Von den Hoden und Eierstöcken der Säugethiere ist es längst bekannt. Dagegen rücken die Geschlechtstheile der Insecten nach der Mittellinie des Rückens, wie Herold gelehrt hat. In den Insecten geht aber die Entwickelung nur nach dem Rücken hin, worüber im V. Scholion mehr. Sie haben ihre Schlufslinie oben. ») Das hindert natürlich nicht, dafs ein Theil bei allseitiger Vergröfserung nicht mit einem Ende /CQ^^A/ auch der Centrallinie näher rückte, wie die Rippen an die Wirbelkörper sich anlegen , doch /Qv' scheint immer das entgegengesetzte Ende stärker zu wachsen. Aö 2 ■ ^(LIBRARY 172 4) Die Centrallinien aller Fundanientalorgane liegen über einander in der Mittelebene. In Fig. 5. enthält die Linie « ß die Durchschnitte aller Central- linien. Erinnern wir uns nun , dafs sämmtliche Blätter sich nur allmablig von einander getrennt haben, und je weiter wir zurückgehen, um so mehr eine einzige Schicht bildeten, so erkennen wir, wie alle Centralünien früher dichter zusam- menlagen , ja nur Absonderungen einer einzigen ursprünglichen Centrallinie des Keimes sind, und es wird uns klar, wie das früher bei Bildung des einfachenKeimes erkannte Gesetz, dafs alle Entwickelung aus einem Centrum nach der Peripherie fort- schreitet (Schob III. g.) , auch beim Auftreten der doppelt symmetrischen Ausbil- dung fortwirkt und alle Entwickelung wahrhaft excentrisch ist. Das Auseinander- treten der Centrallinen selbst ist nichts als ein besonderer Ausdruck dieses Gesetzes. Nur eine mittlere Centrallinie bleibt bei dieser Sonderung die Axe des Ganzen, 5) In der Regel ist in den Wirbelthieren jedes Organ, das einfach ist, ursprünglich in der Mittelebene gewesen, oder das gleichnamige Organ der andern Seite ist als verkümmert anzusehen. Jeder eiufache Theil scheint nändich ent- weder ursprünglich einfach, wenn er aus einer Schlufslinie stammt, oder einfach, indem seine zwei gleichnamigen Hälften durch den Fortgang der Entwickelung in die Schlufslinie geführt wurden. — Ich stelle diesen Satz etwas zweifelnd hin, weü mir der erste Bildungsmoment der Milz nicht recht klar ist. Indessen ist es geAvifs, dafs sie im Hühnchen , je früher man sie untersucht, um so mehr in der Mitte Ue£t. Sie scheint also aus der Mitte zu stammen und nach links zu rücken. In Hinsicht der Leber ist hierüber kein Zweifel. Die Entwickelungsgeschichte der Leber, der ich in allen einzelnen Abstufungen gefolgt bin, liefert überhaupt die schönsten Bestätigungen für die Betrachtungen dieses Paragraphen. Sie tritt gedoppelt auf als zwei Lebergänge , welche Ausstülpungen aus den Seitentheilen der Schleimhautröhre sind. Dann verwachsen beide Lebergänge nach unten, also an der Sehlufsseite für ihren Bildungsbogen. Durch weiteres Hervortreten der Lebergänge wird endlich auch die Mitte zwischen beiden hervorgehoben , uud nun ist der Lebergang in seinem Stamme einfach. Aus diesem stülpt sich wahr- scheinlich die ungetheilte Gallenblase hervor. Wodurch aber die Leber und die Milz aus ihrer Seiteidage weggerückt werden , können wir erst später unter- suchen (Schob IV. §. 3. i. und Schob V. §. 3. g.). Bedenken erregt auch das Panlcreas. Es scheint eine seitliche Hervorstülpung. Allein ich mufs bemerken, dafs ich sehr oft beim ersten Erscheinen desselben, auf der entgegengesetzten Seite, obgleich nicht ganz gegenüber, eine ähnliche kleine Ausstülpung der Schleimhautröhre sah , die sich aber nicht weiter entwickelt. Das Pankreas der rechten Seite scheint also schon in der Bildung abzusterben. 173 §. S. Weitere Umbildung aus der einfachen Röhrenform. Wir haben im vorigen Paragraphen zu zeigen gesucht, wie durch das Schema, welches die Entwickelung der Wirbelthiere beherrscht, aus einem blatt- förmigen Keime , in welchem eine primäre Sonderung in Schichten gegeben ist, die Grundform der Wirbelthiere gebildet wird, die aus heterogenen in einander steckenden Röhren besteht. Es . wird nun nicht unpassend seyn , die weitere Umbildung zu verfolgen, um zu untersuchen, ob in derselben auch einige allge- meine Verhältnisse aufgefunden werden, wodurch sie uns verständlicher wird. Diese Umbildung erfolgt durch morphologische und histologische Son- derung. Wir finden dabei zuvörderst, dafs je früher ein Fundamentalorgan auf- getreten ist, um so rascher es sich auch umbildet, so dafs die Röhrenforni in den frühesten Fundamentalorganen fast nur in der Idee besteht. Es entwickelt sich überhaupt die Rückenhälftc rascher als die Bauchhälfte. A ^ 1( "^ ä [ l n Nach $. 1.6. dieses Scholions wiederholt sich aber das physiologische Verhältnils, den yer- t • m- n i i • i rr i L • J schiedenen das in der Dimension der Tiefe von oben nach unten sich otteübart , auch in der Dimensio- Flächendimension vom Centrum nach der Peripherie zu und , so bald der Embryo {^nbiUu^ als solcher sich zeigt , am stärksten in der Längendimension von vorn nach hinten, wirkt. Hiermit übereinstimmend wächst die Mitte des Embryo stärker, als seine Peripherie, und hierauf läfst sich (he ganze Metamorphose, die wir Erhebung und darauf folgende Abschnürung des Embryo genannt haben, zurückführen, denn die Er- hebung ist ja ein Zurückbleiben der Peripherie des noch ganz in der Fläche aus- gebreiteten Embryo gegen die Mitte, wozu bei fortgehendem Wachsthume auch wirkliche Verkleinerung tritt. — Indem dasselbe Verhältnifs des schnelleren Wachsthumes in der Längendimension vorn am stärksten wirkt , wird die Bil- dung des Kopfes dadurch veranlafst. Die Rückenplatten nämlich erheben sich , ihr oberer Rand wächst am b ff d ^ 1 a ' lu s ^jj raschesten und besonders am vordem Ende. Schon aus diesem Grunde müssen die Central- sie sich vorn nach unten umbeugen. Dazu kommt noch , dafs auch die Ab- Fundamen- schnürung am vordem Ende zuerst wirksam ist. So wird der vorderste Theil der tal0I 'S ane »' Rückenröhre rasch umgebogen und die Abgrenzung des Kopfes wird dadurch angedeutet , obgleich nach hinten die Grenze noch nicht bestimmt ist und auch vorn und unten der Anfang der Bauchplatten ohne Abgrenzung an dem Vorder- ende der Rückenplatteu anliegt. Nun entsteht das merkwürdige Verhältnifs, dafs hei fortgehender Krümmung jedesmal der am meisten nach vorn liegende Theil des Kopfes , in welchem unterdessen ein Hirn sich zu sondern angefangen hat , am 174 stärksten wächst. So -wird die Ungleichheit in der Rücken - und Nervenröhre erzeugt, und -wenn nun die Gefäfsbogen nach Verwachsung der Kiemenspalten sich lösen und zurücktreten , schiebt sich der Kopf wieder mehr zurück und be- kommt auch eine schärfere hintere Grenze. Auf solche Weise scheidet sich das Hirn vom Rückenmarke, zugleich der Schädel vom Rücken, das Gesicht von den übrigen Bauchplatten. Die erste Anlage des Herzens und die erste Anlage des Kopfes hegen über einander, und unläugbar ist das Herz für das Gefäfsblatt eben das, was der Schädel für die Rückenröhre oder das Hirn für die Nervenröhre ist. So wie nun der Kopf sich nach vorn stellt , mufs die Anlage des Herzens hinter ihm liegen, weil sich das Verhältnifs von oben und unten in das von vorn und hinten um- wandelt. So wie aber das Hirn sich immer mehr nach hinten schiebt , eben so das Herz. Der mittelste Theil des zuerst fast geraden Herzens strebt nach unten, dann nach hinten , und wird nun deutlich die Spitze der Herzkammer. Dieselbe Metamorphose scheint den Magen innerhalb der Schleimhautröhre zu bilden, denn ein Theil der untern Fläche tritt hervor und verlängert sich dann nach hinten. Sn zeigt sich dieselbe Unibeugung in allen Schichten in der Reihenfolge von oben nach unten und zugleich von vorn nach hinten. In derselben Reihenfolge wird auch die Umbeugung schwächer. c. Derjenige Wir haben schon bei verschiedenen Gelegenheiten bemerkt, dafs eine welchen 6 de" Metamorphose , die in irgend einer Schicht eintritt , in der andern sich wieder- strom der j 1Q j t unc ] föchten daher die Bildung der Centraltheüe in den andern Blättern als Flüssigkeit Wiederholungen und nothwendige Begleiter der Kopf- und Hirnbildung in dem f c Te C int e Vich serösen Blatte betrachten. Diese Bildung aber (und also auch die Bildung der rascher zu an( } eru Centraltheüe) scheint, wie wir zeigten, davon bedingt, dafs die obere der entge- Fläche sich rascher entwickelt, als die untere, die Mitte rascher, als der Umfang, gengesetzte. ^ Vorderende rascher, als das hintere Ende. Sollte für das raschere Wachsthum dieser Pole der verschiedenen Dimensionen (wozu später noch die rechte Seite hin- zutritt) nicht vielleicht noch ein übereinstimmendes Verhältnifs aufzufinden seyn, welches man, wo nicht als Grund, doch als Begleiter betrachten kann ? Wenn wir unsern Blick vom Embryo des Huhnes abwenden und auf das Wachsthum der organischen Körper überhaupt werfen , um zu erfahren , welcher Abschnitt derselben am stärksten wächst , so scheint eine allgemeine Regel sich darin zu offenbaren, dafs in einem Organismus diejenige Seite irgend einer Dimension, gegen welche die organische Strömung gerichtet ist, sich rascher bildet. Es ist als ob dort der in Bewegung gesetzte organische Stoff mehr Nei- seln in verhältnifs zum Dotter zu behalten. Zuvörderst ist die ganze untere Fläche des !chaff, H und Keimes gleichmäfsig aufnehmend ; wenn darauf für den Embryo die Peripherie fcLndJ*' mehr aufnehmend wird, als die Mitte, so stellt sich diese Peripherie nach unten, nimmt in der Wir haben zWar oben mit Recht das Erheben des Embryo aus der Fläche des Dotte/d™ Keimes als Erfolg eines rascheren Wachsthums der Mitte gegen die zurück- hVdltr h" bleibende Peripherie angesehen, allein man mufs gestehen , dafs die fernere Ab- «chenden schnürung, die Bildung des Nabels, etwas mehr ist, als ein Zurückbleiben. e1 "" Wenn aber in der Peripherie ein Streben auftreten sollte, sich nach unten zu stellen, so könnte dieses Streben keinen andern Erfolg haben, als eine von allen Seiten zugleich wirkende Abschnürung, oder eben das, was wir die Nabel- bildung nennen. In dem Verhältnisse der aufnehmenden Seite zum Dotter scheint also der Grund zu liegen, dafs die Bauchhälfte des Thiers sich nicht durch wirk- liche Naht , sondern durch Abschnürung schliefst. — Später ist die linke Seite mehr aufnehmend , als die rechte , und indem sich nun der Embryo auf die büke Seite wendet, nimmt dieser Pol blofs die Stelle ein, welche der aufnehmende Pol in andern Dimensionen schon früher eingenommen hatte. Ich mufs es einem folgenden Abschnitte (Schol. V. §. 3.) überlassen her- '■ Durch vorzuheben, wie es mir wesentlich scheint, dafs alle Bewegung innerhalb des auf di/ihlk" Wirbelthiers eine vorherrschende Richtuue nach rechts hat, und wie die«» mir 5 eite wird ~ ? i ,Txv ' ui, -3c um oie asymme- realisirt wird durch die asymmetrische Anordnung vom plastischen Theile des trische An- Leibes. Der Embryo ist aber völlig symmetrisch, so lange der plastische Theil p^ "tischen" vom animalischen sich noch nicht gelöst hat. Ja selbst in der ersten Zeit dieser ^ug 8 ™ 15 **" Trennung konnte ich keinen andern Unterschied gewahr werden , als dafs sie auf Z 178 der rechten Seite etwas rascher zu erfolgen scheiut. Doch ist dieser Unterschied äufserst ^ering, und ich habe Lei Betrachtung der Röhrenbildung der Fundamen- talorgane nicht Grund gehabt, ihn zu berücksichtigen. Sobald aber die linke Seite sich als die mehr ingestive offenbart, wird diese Symmetrie aufgehoben, und zwar zuerst im vordersten früher gebildeten Theile des Leibes. Der auf- nehmende Theil des Herzens zieht sich nach links, und durch ihn tritt das Blut in der Richtung nach rechts in den Embryo ein. Hierdurch scheint die Aus- beutung vom Mitteltheile des Herzens nach rechts veranlafst. Um diese Zeit ist die Thätigkeit desselben mehr eine aufnehmende. Das Blut wird also nach rechts eingesogen. Sobald aber der mittlere Theil des Herzens durch stärkere Wandung zu einer Herzkammer sich umformt und mehr ausstofsend wirkt, verändert es seine Stellung so , dafs der Erfolg ein Fortstofsen des Blutes nach rechts ist. Die Spitze der Herzkammer nämlich bewegt sich in einem Bogen nach hinten und links. Ueberhaupt scheint mir die allmählig immer mehr auftretende Asymmetrie darauf zu beruhen, dafs alle bewegenden Kräfte mehr nach rechts als nach links wirken, worüber ich auf den angeführten ausführlichen §. 3. g. des Schob V. verweise. Die Magenwölbung stellt sich nach links, um nach rechts fortzu- stoßen , die Leber nach rechts , weil die Pfortader hierher drängt. Die Milz wandert aus der Mitte nach links und begründet schon durch diese Lageuver- änderung die Vermuthung , dafs ihre Verrichtung vorzüglich eine fortbewegende ist. So ist also das Auftreten der Asymmetrie im plastischen Theile nur eine Fortbildung vom Drehen auf die linke Seite , das wir im ganzen Embryo bemer- ken, und scheint mit ihm abhängig vom Vorherrschen der Ingestion auf der linken Seite des ganzen Keimes. k. Das Wir wissen ferner, dafs der Embryo sich allmählig stark zusammen- krümmen krümmt, so dafs das vorderste Ende nach hinten , das hintere nach vorn gerichtet des Embryo w j r( j Auch dieses Verhältuifs scheint sich in den Fundamentalor Es schien hier nicht passend , irgend eine bestimmte Darstellung dieser Theorie wieder zu geben , um dann ihre Widerlegung zu versuchen. Da sich ein gewisser AViderspruch in der Natur bemerklich genug machte, so sind die Ausführungen durch verschiedene Manner sehr verschieden ausgefallen. Immer waren diejenigen, denen am meisten specielle Kenntnisse zu Gebote standen, vorsichtiger und unbestimmter, wahrend diejenigen, die ihnen folgten, viel bestimmter auftraten. Mir scheint die ganze Lehre mehr eine Entwickelungsstufe der Naturwissenschaft, als das Eigenthum eines einzelnen Mannes. Man erkannte den ver- schiedenen Grad der Ausbildung in den verschiedenen Thierformen. Man lernte einsehen dafs diese Thierformen als Modifikationen von einander zu betrachten sind. Es war natürlich ja nothwendig, dafs man nun versuchte, die einfachste Form dieser Modifikationen durch- zuführen, die der unmittelbaren Entwickelung aller Formen aus einer. Diese Entwickelung nun als historisch begründet anzunehmen, ist nur als ein kleiner Schritt weiter zu betrachten zu welchem die Consequenz führen mufste. Eine Vergleichung mit der individuellen Ent- wickelung gehörte dann nothwendig m denselben Ideenkreis, und es ist auf jeden Fall ein Verdienst, den Versuch zumachen, wieweit sich die Kennlnifs der Entwicklungsgeschichte in denselben einführen lälst. [n der Ueberzeugung , dafs die ganze Ansicht in ihrem vollen Umfange eine noth- wendige Durchgangsbildung unserer naturhistorischen Kenntnisse ist, schien es nicht noth- wendig, in der oben gegebenen kurzen Darstellung genau chronologisch zu verfahren. Manche der angedeuteten Versuche, die Thierklassen als aus einander entstanden darzu- zustellen , sind älter, als die bedeutendem Versuche, die Enluickelungsstufen des Embryo auf die Klassenver6chiedenheiten zurückzuführen. Das weifs ich sehr wohl und ich erwarte in dieser Hinsicht keine Vorwürfe. Ich wählte nur die kürzeste Darstellung, Der ganze Kreis von Vorstellungen, die ich hier genauer zu bestimmen hoffe, indem ich auf den Unterschied zwischen der höhern und niedern Stufe der Ausbildung des thierischen Körpers und dem Typus der Organisation aufmerksam mache, greift so vielseitig in alle Untersuchungen ein, dafs man in einer überaus grofsen Zahl von Werken auf ihn stöfst, weshalb es ganz unwesent- lich ist, eine einzelne herauszuheben. Cc 202 Uebertreibungen ge richtet, zum Theil schwach, da sie nicht auf eigene und sorg- fältig au der Ausbildung derselben Thierform gemachte Beobachtungen sich stützen konnten. Einzelne Ausnahmen mufsten auch nun venig Gewicht haben, ohne Einsetzung einer andern durchgreifenden Lehre. Da die allmählige Hervorb.il- dung des Embryo aus einer zarten homogenen Masse zu gewaltig an die Leibes- beschaffenheit der niedersten Thiere erinnerte, so mufsten alle Einwürfe als nur gegen unbedeutende Kleinigkeiten verschwendet erscheinen, wenn man nicht, diese Uebereinstimmung anerkennend, noch ein anderes, verschiedenes Verhält- nifs nochzuweisen vermochte. Endlich mufste in neuester Zeit die Lehre von der Uebereinstimmung der individuellen Metamorphose mit der denkbaren Metamorphose des ganzen Thier- reiches ein besonderes Gewicht erhalten, als durch Rathke's glänzende Ent- deckung Kiemenspalten in den Embryonen der Säugethiere und Vögel nachge- wiesen und bald darauf sogar die Gefäfse dazu aufgefunden wurden. §. 2. Zweifel und Einwurfe, a. Zweifel. .Schon früh war meine Aufmerksamkeit auf das gegenseitige Verhaltnifs der bleibenden Thierfoi men gerichtet, und was mir dabei zuerst zur Evidenz wurde, war, dals dieses Verhältnifs auf keinen Fall als einreihige Fortbildung betrachtet werden könne. Eine einreihige Fortbildung, wenn auch nur als Jogi- scher Begriff, scheint aber für die bleibenden Thierformen ganz nothwendig, wenn sie sich iu der Entwickelang des Individuums wiederholen soll. Ich lernte daher diese Lehre mit Mißtrauen betrachten , und hatte sie bei Untersuchungen des Hühnchens im Auge, überzeugt, die fortgesetzte Beobachtung der Entwicklung Einer Thierart müsse ein sichereres Urtheil geben , als eine Menge einzelner, nicht zusammenhängender Vergleichungeu. Da nun meine Untersuchungen mich überzeugten, daß der wesentliche Character des Wirbel- thiers ungemein früh im Hühnchen auftritt und die ganze Entwicklungsgeschichte beherrscht, so wählte ich bereits im Jahre 1823 meine Zweifel zum Gegenstande eines akademischen Sireilsatzes *). Indessen schien es passend , nicht früher öf- Es kommt hier nur auf die Frage an, ob die Entwickelung eines Thiers im Wesentli- chen darin begründet ist, die Organisation bleibender Thierformen, die man als weniger ent- wickelt betrachten kann , zu durchlaufen, oder mit andern Worten , ob die periodischen Ver- schiedenheiten des Individuums und die Organisationsverschiedenheiten des ganzen Thierrei- che3 auf einander zurückgeführt werden können. Hiermit hängt nothwendig die Frage zusam- men , worin die Organisationsverschiedenheiten des gesammten Thierreiches begründet sind. *) Dissertatio defessitibus mammalium reliquiis. Regiomont 1823. 4 to , an welche die thetit angehängt ist r Legem a naturae scrutatoribus proclamatam „evolutionein, quam prima aetate 203 fentlich von ihnen zu sprechen , als bis ich eine Reihe von Untersuchungen vorle- gen würde. Auch war meine Ueberzeugung in Bezug auf jenes Gesetz damals mehr negirend. Jetzt glaube ich ein anderes an die Stelle setzen zu können , und die erste Abhandlung dieser Sammlung giebt, wie ich glaube, eine passende Ge- legenheit , dieses zu entwickeln. Es wird nicht überflüssig seyn, vor allen Dingen einige Einwendungen gegen die so eben besprochene Lehre anzuführen, die schon aus früheren Unter- suchungen von Embryonen sich machen liefsen und die dazu dienen mögen, in denjenigen Lesern, welche ihr völlig zugethan sind, dem Zweifel Raum zu geben. Es kommt dabei gar nicht auf eine Vollständigkeit an. Auch werde ich mich mit kurzen Andeutungen begnügen. Vor allen Dingen erregte es Bedenken in mir, dafs man fast nur die Ent- wickelungsgeschichte der höchsten Formen kannte, die Entwicklung der Säuge- thiere mit Inbegriff des Menschen und die der Vögel. Was nun in ihrem Embryo- nen -Zustande vom bleibenden abwich, mufste wohl, wenn es irgend in der Thierreihe eine Analogie fand, diese fast immer unter den niedern Thieren finden. Dafs aber überhaupt zwischen dem Embryonenzustande einzelner Thiere und dem entwickelten Zustande anderer einige Uebereinstimmuneen vorkommen, scheint ganz uothwendig und nicht von Bedeutung. Sie können nicht fehlen , da die Embryonen nicht aufserhalb der Sphäre der Thierwelt liegen, und die Varia- tionen, deren der thierisclie Leib fähig ist, doch durch eine innere Verknüpfung und Wechselwirkung der einzelnen Organe für jede Form bestimmt werden , wo- durch einzelne Wiederholungen nothwendig werden. Um sich zu überzeugen, dafs ein solcher Zweifel nicht ganz ohne Gewicht i;t, denke man sich nur, die Vögel hätten ihre Entwicklungsgeschichte studirt, und sie wären es, welche nun den Bau des ausgewachsenen Säugethiers und des Menschen untersuchten. Würden nicht ihre physiologischen Lehrbücher Folgen- des lehren können? „Jene vier- und zweibeinigen Thiere haben viele Embryo- „ nenähnlichkeit , denn ihre Schädelknochen sind getrennt, sie haben keinen „Schnabel, wie wir in den fünf oder sechs ersten Tagen der Bebrütung; ihre Ex- tremitäten sind ziemlich gleich unter sich, wie die unsrigen ungefähr eben so „lange ; nicht eine einzige wahre Feder sitzt auf ihrem Leibe, sondern nur dünne . Federschafte, so dafs wir schon im Neste weiter sind, als sie jemals kommen, ,ihre Knochen sind wenig spröde und enthalten, wie die unsrigen in der Jugend auodque subil animal, evolutioni , quam in animalium serie obiervandam putant, respondtrt" c. natura alienam eise contende. Cc 2 204 „gar keine Luft; überhaupt fehlen ihnen die Luftsäcke und die Lungen sind nicht „ angewachsen , -wie die unsrigen in frühester Zeit ; ein Kropf fehlt ihnen ganz ; „Vormagen und Muskelmagen sind mehr otler weniger in Einen Sack verflossen; „lauter Verhallnisse, die bei uns rasch vorübergehen, und die Nägel sind bei den „ meisten so ungeschickt breit, wie bei uns vor dem Auskriechen ; an der Fähig- „keit zu fliegen haben allein die Fledermäuse , die die vollkommensten scheinen, „ Theil , die übrigen nicht. Und diese Säugethiere , die so lange nach der Ge- „burt ihr Futter nicht selbst suchen können, nie sich frei vom Erdboden erheben, ,, wollen höher organisirt seyn , als wir ? " b. Einwürfe. Soll es ein Naturgesetz seyn, dafs die Entwicklung des Individuums darin besteht, bleibende Tb,ierformen niederer Ausbildung zu durchlaufen, so müfsten : 1) in Embrjonen keine Verhältnisse vorkommen, die nicht wenigstens in einzelnen Thiereu bleibend sind. Es giebt aber kein Thier, welches seinen Nahrungsstoff mit sich herumtrüge, wie der Embryo den Dotter. Kein Thier hat einen heraushängenden Darmtheil , wie der Dotiersack ist. Aus der Entwik- kelungsgeschichte der Vögel und einiger Säugethiere (besonders der Raubthiere), wo dieser Dottersack sehr lange besteht, zu einer Zeit besteht, wo alle Verhält- nisse des Vogel- und Säugthierleibes entweder die Ausbildung erreicht haben oder ihr nahe sind , sollte man aber schliefsen, dafs es recht viele solche Thiere gäbe. — In den Säugethieren treten unter allen Zähnen die Schneidezähne zuerst hervor. Kein Thier dagegen hat ein bleibendes Gebifs, welches blofs Vorderzähne ent- hielte. 2) So wie aber die Verhältnisse des Embryo in ihm Formen erzeugen, welche in keinem erwachsenen Thiere vorkommen, wie der heraushängende Darm- sack, eben so machen sie es ihm unmöglich, manche grofseThiergruppen zu wie- derholen. Alle Embryonen sind von Flüssigkeit umgeben, vermögen also nicht unmittelbar Luft zu athmeu. So kann schon der wesentliche Character der In- secten, die lebhafte Beziehung zur Luft, sich nie in ihnen wiederholen. Des- halb können auch die Säugthier- Embryonen nie den ausgebildeten Vögeln glei- chen. ~3) Es müfste ferner der Embryo höherer Thiere auf jeder Bildungsstufe nicht mit einer Einzelheit einer bleibenden Thierform übereinstimmen, sondern mit seiner Gesammtheit, auch wenn die eigenthümlichen Verhältnisse desEnibryo gewisse Uebereinstimmungen ausschliefsen. Wollte man nämlich auch einräu- men, dafs dem Embryo, als solchem, gewisse Verhältnisse eigenthümlich und bleibend seyn müssen, dafs er z. B. nur, weil er als Embryo vom mütterlichen Körper Nahrungsstoff mitnehmen mufs, einen heraushängenden Dottersack habe, 205 und in dieser Hinsicht mit bleibenden Thierfornien nicht übereinstimmen könne, so müfsten dennoch diejenigen Verhältnisse, deren Uebereinstimmung bald hier bald da vorkommt, gemeinschaftlich sejn. Das ist aber nicht der Fall. Wenn ich etwa dem Embryo, so lange beide Herzkammern noch nicht geschieden und die Finger noch nicht von einander gesondert sind, die Organisation eiuesFisches zuschreiben wollte , so finde ich doch keinen zusammengedrückten Schwauz und tausend andre Dinge nicht, die allen Fischen schon sehr früh zukommen. Eben so ist es, wenn ich irgend eine bleibende Thierform nehme und sie mit dem Em- bryo einer hohem Form vergleiche. Man sagt, die Cetaceen hätten Fötusähnlich- keit (d. h. Aehnlichkeit mit Embryonen höherer Säugthierformen) , weil ihre Ho- den in der Bauchhöhle sind , weil einige von ihnen keine wahren Zähne haben, weil das vordere und hintere Keilbein getrennt bleiben u. s. w. Allein die andern Schädelknochen der Cetaceen verwachsen sehr früh und innig, geben also eine Al- tersähnlichkeit. Ihre Kiefern sind sehr lang , obgleich alle Säugethiere und auch die Cetaceen um so kürzere Kiefern haben, je jünger sie sind. Das Getrenntste n der Schädelknochen ist aber nicht etwa Eigenthümlichkeit des Embryonen zustan- des , die niedern Thierklassen im erwachsenen Zustande fehlt ; denn bei den Fi- schen wird es wieder als Embryonenähnlichkeit hervorgehoben, dafs ihre Schä- delknochcn mehrfach getheilt sind und blofs an einander liegen, obgleich an der Basis des Schädels die Einheit des Keilbeins , ganz umgekehrt wie bei den Ceta- ceen, wieder eine Aehnlichkeit mit dem Alter der höchsten Säugethiere giebt. Die Uebereinstimmung mit dem Fische oder dem Cetaceum ist also wohl nicht das Bedingende für die Organisation des Embryo. 4) EsmüCsten, wenn das zu untersuchende Gesetz begründet wäre, keine Zustände in der Ausbildung von bestimmten Thieren vorübergehend vorkommen, die nur in höheren Thierfornien bleibend sind. Von solchen Uebereinstimmungeu lassen sich aber recht viele nachweisen. Freilich können wir sie nicht in der Ent- wickelungsgeschichte des Menschen finden, da wir keine höhere Organisation kennen. Allein schon die Säugethiere geben uns Beispiele genug. In allen sind in frühester Zeit die Kiefern so kurz , wie sie im Menschen bleibend sind. Der Scheitelkamm entwickelt sich in den Thieren, die damit begabt sind, sehr spät, dennoch fehlt er den höchsten Formen. Die Beispiele mehren sich aber, je mehr wir herabsteigen. Wir haben schon oben die Vögel redend eingeführt, um eine Menge früher bekannter Verhältnisse nachzuweisen, in welchen der Embryo des Vogels mit dem ausgewachsenen Säugethiere übereinstimmt. Wir können noch mehrere hinzufügen. Das Hirn der Vögel ist in dem ersten Driltheile des Em- bryonenzustandes dem Hirne der Säugethiere viel ähnlicher, als im erwachsenen 206 Zustande. Die Vierhügel sind nicht her abgetreten, der Riechkolben ist hohl und dick; es ist sogar eine Art Gewollte da. Die Fufswurzel der Vögel bildet sich aus mehreren Knorpeln zu einem einzigen Knochen. Die Augen stehen im Hühnchen anfänglich näher zusammen, als später, und gehen ihm ein Menschengesicht. — Junge Eidechsen besitzen ein sehr grofses Hirn. Die Froschlarve hat einen -wah- ren Schnabel, wie die Vögel, und vor dem Verluste des Schwanzes einen so langen Darm wie es nur in einigen Formen von Säugelhieren bleibend ist. Die Frosch- larve ist im ersten Anfange ungeschwänzt, ein Verhällnüs, das nur in den höch- sten Formen der Säugelhiere vorkommt, denn selbst der erwachsene Frosch hat einen innern Schwanz, wie man den langen Schwanzwirbel nennen mui's. — Die Tausendfüfse , die Milben und Hydrachnen haben , wenn sie aus dem Eie krie- chen nur drei Paar Füfse, wie die Inseclen mit Metamorphose im ausgebildeten Zustande. "Wollte man nun auch die Arachniden meiner Uelter2eugung zuwider für höher entwickelt ansehn, als die wahren Inseclen, so wird doch Jedermann eingestehen, dafs die Inseclen mit Metamorphose höhere Ausbildungen der Mv- • riapoden sind. Solche Beispiele dürften gar nicht vorkommen , wenn dieEntwik- kelun" der höhern Thierformen in einem Durchbilden durch die niedern bestünde. 5) Wir müfsten die Organe oder gröfsern Apparate auf dieselbe "Weise, -wie sie im Embryo höherer Thiere sich ausbilden, auch in den verschiedenen Thierklassen, wenn wir diese als aus einander entwickelt zusammenstellen, er- scheinen sehen. Das ist lange nicht immer der Fall. Die hintere Extremität ist in den meisten Fischen nur in ihrem Endgliede vollkommen, im Embryo höherer Thiere bildet sich das Wurzelglied zuerst. 6) Endlich müfsten solche Theile, die nur den höheren Thieren zukom- men in der Entwickelung derselben sehr spät auftreten. Das ist durchaus nicht der Fall. Einige Theile der Wirbelsäule, der Stamm derselben und die Wirbel- bogen sind im Hühnchen früher da, als irgend ein anderer Theil. Wie kann das Hühnchen nun jemals Aehnlichkeit mit einem wirbellosen Thiere haben ? Doch diese Bemerkung führt uns unsrer Aufgabe näher, und so soll denn hier der Versuch gemacht werden, das wahre Verhältnifs aufzufinden. §• 3.' lieber das gegenseitige Verhältnifs der verschiedenen bleibenden Thierformen. a . Stufe der Um das wesentliche Verhältnils der Formumwandlung in der Ausbildung organischen , »dividuums aufzusuchen , mui's ich vorher einen Blick auf die verschiedeneu Ausbildung. " C3 , , ' .. .--, -■ i Thierformen werlen. Ich habe diesen Gegenstand zwar schon an einem andern 207 Orte beleuchtet (Nova acta Acad. C. L. C. Vol. XIII. Pars II. p. 73 9 — 762.^), da aber die daselbst gemachten Bemerkungen , hier ihre Anwendung finden sollen, überdiefs jene Abhandlung in den Händen "Weniger ist, so kann ich es nicht ver- meiden, einen Aufzug aus dem dort Gesagten voranzuschicken, um darauf -wei- ter bauen zu können. Vor allen Dingen mache ich darauf aufmerksam, dafs man den Grad der Ausbildung des thierischen Körpers und den Typus der Organisation unterschei- den mufs. Der Grad der Ausbildung des thierischen Körpers besteht in einem grö- fsern oder geringern Maal'se der Heterogenität der Ekmeutartheile und der einzel- nen Abschnitte eines zusammengesetzten Apparates, mit einem Worte, in der gro- fsern histologischen und morphologischen Sonderung. Je gleichmäfsiger die ganze Masse des Leibes ist, desto geringer iYie Stufe der Ausbildung. Eine höhere Stufe ist es, wenn sich Nerv und Muskel, Blut und Zellstoff scharf sondern. Je ver- schiedener sie sind, desto entwickelter das thieiische Leben in seineu verschie- denen Richtungen, oder richtiger umgekehrt, je mehr das thieiische Leben in seinen einzelnen Richtungen ausgebildet ist, desto heterogener sind die Elemen- tartheile, die dieses Leben in die Erscheinung treten lassen sollen. Dasselbe Verhältnis gilt für die einzelnen Abschnitte eines Apparates. Höher ist die Organisation, wo die verschiedenen Abschnitte eines ganzen S) Ste- rnes oder Apparates unter sich ungleicher sind , und jeder Theil mehr Individua- lität hat, als vro das Ganze mehr gleichmäfsig ist. Eine höhere Ausbildung also ist es, wo der Unterschied zwischen Hirn und Rückenmark gröfser ist, als wo man die ursprüngliche Uebereinstimmung noch deutlich erkennt. Trennen wir dieses Verhältnifs der höhern Ausbildung bestimmt von dem Verhältnisse der Ty- pen, so werden manche Schwierigkeiten, welche bei der immer noch mehr oder weniger herrschenden Ansicht von einer einzigen fortlaufenden Reihe der Weiter- bildung von der Monade bis zum Menschen entgegentreten , leicht besiegt. "Wir wählen die Fische als Beispiel. "Weil sie ein Hirn und Rückenmark, nebst einem innern Skelette haben und überall deutlich den Haupttypus der Wirbel thiere tra- gen, setzt man sie über alle Wirbellosen und wundert sich, dafs die Biene und überhaupt die meisten Insecten mit Metamorphose uns mehr Kunstfertigkeit und in jeder Hinsicht ein mannigfacheres Leben offenbaren. In der Biene aber >ind Nerv und Muskel viel differeuter ausgebildet, als im Fische. Die einzelnen Ab- schnitte eines Apparates oder eines organischen Systeme« sind auch heterogener. In den meisten Fischen ist der Magen wenig vom Darme und dieser wenig von den Pförtneranhängen verschieden. Im Darme selbst ist oft der weite Darm vom en- gen kaum zu unterscheiden. Im Nervensysteme zeigt uns der Fisch ein Hirn, wel- 208 cfhes das Rückenmark -wenig zu beherrschen vermag. In der Biene ist überall viel gröfsere Heterogeuität. Das erste verwachsene Ganglienpaar, obgleich kein wirk- liches Hirn, da -wir nur den Theil des Organismus so benennen dürfen, welcher das vordere Ende eines Rückenmarkes ist, beherrscht doch das übrige Nerven- system mehr, als das Hirn der Fische, und hat mehr die Bedeutung eines Central- t heiles vom Nervensystem. Ich glaube daher, dafs in der That die Biene hoher organisirt ist, als der Fisch, obgleich nach einem andern Typus *). b. Typus der Typus nenne ich das Lagerungsverhällnifs der organischen Elemente und Oreanisa- . tion. der Organe. Dieses Lagerungsverhällnifs ist der Ausdruck von gewissen Grund- verhältuissen in der Richtung der einzelnen Beziehungen des Lebens, z.B. des aul- nehmenden und ausscheidenden Poles. Der Typus ist von der Stufe der Ausbil- dung durchaus verschieden, so dafs derselbe Typus in mehreren Stufen der Aus- bildung bestehen kann, und umgekehrt, dieselbe Stufe der Ausbildung in mehreren Typen erreicht wird. Das Product aus der Stufe der Ausbildung mit dem lypus giebt erst die einzelnen gröfsern Gruppen von Thieren , die man Klassen genannt hat. In der Verwechselung des Grades der Ausbildung mit dem Typus der Bil- dung scheint mir der Grund mancher mifslungenen Classification und in der offen- baren Verschiedenheit beider Verhaltnisse schon hinlänglicher Beweis zu liegen, dafs die verschiedenen Formen der Thiere nicht eine einseitige Fortbilduno von der Monade bis zum Menschen darstellen. Ich unterlasse es , dieser Bemerkung weiter zu folgen , da eine nähere Er- örterung überflüssig wird , wenn es mir gelingt , das , was ich Typus nenne , an- schaulich zu machen. Der Typus also ist das Lag erungsv erhält nifs der Theile. Es läfst sich leicht erkennen, dafs die verschiedenen Typen Modificationen von gewissen Haupüypen sind, in denen das Lagerungsverhältuifs besonders characterisirt ist, und dafs Zwischenformen vorkommen, welche die Charactere der Hanpttypen entweder zu einem Mit leltypus vereinigen, oder bei denen in der einen Hälfte des Leibes der eine, in einem andern Theile der andere Haupttypus vorherrscht. DieseZwi- sehen- ■*" ! *) Man hat schon langst die Bemerkung gemacht, dafs unter verwandten Formen diejenigen, welche im Wasser leben, in Entwickelung der animalischen Functionen im Gegensatze zu den plastischen hinter den auf dem Lande lebenden zurückbleiben , welche mehr Beweglichkeit und geistige Anlage verrathen. Sollte der Grund nicht im Wasser selbst liegen? Der Gegensatz von Nerv und Muskel scheint sich im Wasser nicht so stark zu entwickeln, als bei regerer Wech- selwirkung mit der Luft. Die Muskeln sind weniger roth und weicher, die Nerven auch we- niger weifs und consistent. Man kann sich des Bildes nicht erwehren, dafs beide aussehen, als ob sie mit Wasser infiltrirt seyen. Wenn in den Fischen einige Muskeln durch Röthe sich aus- zeichnen, wie die Kiefermuskeln des Störs, so sind auch die zu ihnen gehenden Nerven weifser, als die übrigen. 209 schenformen lasse ich vorläufig unberücksichtigt und verweise auf die angeführte Abhandlung. Die Haupttypen raufs ich aber hier nochmals hervorheben. Ich glaube, dafs vier Haupttypen sich deutlich nachweisen lassen: der pe- ripherische oder strahlige Typus, der gegliederte oder Längen -Typus, der mas- sige oder Mollusken - Typus , und der Typus der Wirbelthiere *). Der peripherische Typus wird dargestellt durch einige tellerförmige Infh- ?■ Penpiie- sorien, die Ilhizostomen, Medusen, Asterien. Die Dimension der Fläche ist in pus. der äufsern Form repräsentirt. Der Hauptgegensatz ist der vom Centrum zur Pe- ripherie. Vom Mittelpunkt zum Umfange nämlich geht der Gegensatz der Auf- nahme zur Ausscheidung. Diesem entsprechend ist die ganze Organisation strah- lenförmig um einen Mittelpunkt vertheilt. Aul'serdem ist nur noch der Gegensatz von oben und unten ausgebildet, aber in schwächerem Grade; ein Gegensalz von rechts tiud links von hinten und vorn besteht gar nicht. Die Bewegung ist daher richtungslos. — Da die ganze Organisation strahlenförmig um einen Mittelpunkt verlheilt ist, so sind die Centra aller organischen Systeme im Mittelpunkte oder ringförmig um den Mittelpunkt gelagert, (so in der Mitte der Magen, um ihn die Nerven und Gefäfskreise , wenn diese Theüe überhaupt ausgebildet sind,) von ih- nen aus gehen die Aeste in die Strahlen ab. In jedem Strahle wiederholt sich, was in einem sich findet, und jeder Strahl, bis an den Mittelpunkt fortgeführt, hat einen gleichen Antheil auch an den Centraltheilen — (nur das Harnsystem scheint davon eine Ausnahme zu machen,) so dafs man den ganzen Leib in eine Anzahl gleicher Sectoren theilen kann , und der Verlust eines Strahles , sobald die Mitte unverletzt bleibt, das Leben nicht stört, indem diesem für seine Integrität kein nothwendiger Theil abgeht. Im Längen typus , den wir in Vdjrionen , in Filarien, im Gordius **) , in rf> Längen- den Naiden und in der ganzen Reüie der gegliederten Thiere finden , ist der Ge- T yP ll£ - gensatz von Aufnahme und Ausscheidung an die beiden Enden des Thiers verlegt und dieser beherrscht die gesammte Organisation. — Mund und After sind an den beiden Enden , gewöhnlich auch die Geschlechtstheile, doch finden diese zu- weilen ihre Ausmündung weiter nach vorn, jedoch die weiblichen, die nicht blos *) Ich lasse es hier unentschieden, ob man in denjenigen Thieren , wo die ganze Organisation mit peripherischer Gleichförmigkeit nicht um einen Mittelpunktj sondern um eine Axe gelagert ist, wie in den Holothurien , nicht einen besondern Typus erkennen soll. Aufnahme und Ausschei- dung bilden hier nicht den Gegensatz vom Centrum zur Peripherie, sondern zwei Enden einer Linie, und um diese Axe herum ist die übrige Organisation peripherisch vertheilt. Hierher könn- ten auf niederer Stufe die Naematoideen gehören, und vielleicht noch niedere Formen. **) Wenn diese Thiere oder einige von ihnen nicht vielleicht nach der vorigen Anmerkung in einen /y Q" " / 1^ "N, eigenen Typus mit den Holothurien zu bringen sind. fsTj^v vJ Dd 210 ausscheidend, sondern auch aufnehmend sind, häufiger, als die männlichen. Wo beide Geschlechtsorgane vom hintern Ende weggerückt sind , liegt doch die Aus- mündung der weiblichen gewöhnlich Aveiter nach vorn, als die der männlichen. So in den Tausendfüfsen und der grofsen Familie der Krebse. Die Blutegel und Regenwürrner bilden eine seltenere Ausnahme. Bei der bestimmten Futurum* des Poles für die Aufnahme gelangen die Sinnesorgane als Werkzeuge für die Re- ceptivität des Nervensystems früh zu einer bedeutenden Stufe der Ausbildung. Der Darmkanal geht, so lange der Typus unverändert ist, gerade durch. Eben so die Gefäfsstämme und das Nervensystem. Alle organische Bewegung hat also diese Ilauptrichtung, nur untergeordnete Aeste gehen seitlich ab und beson- ders da , wo der Hauptgegeusatz in der ganzen Länge wie in einer galvanischen Kette sich wiederholt, so dafs in jedem einzelnen Abschnitte ein wiederholtes Vorn und Hinten mit einem Antheil an den wesentlichen Bestandtheilen des Or- ganismus sich findet. Daher die Geneigtheit, in mehrere Theile nach der Länge des Körpers zu zerfallen. In den Avaliren mit Metamorphose versehenen Insecten sammeln sich diese Glieder wieder in drei Hauptabschnitte, von denen im ersten das Nervenleiien, im zweiten Bewegung , im dritten Verdauung vorherrscht, ob- gleich keiner der drei Abschnitte eine dieser Lebensverrichtungen ganz entbehrt. Neben dem Hauptgegensatze von vorn und hinten ist auf höheren Stufen der Ausbildung noch ein schwächerer von oben und unten zu erkennen. Ein Unterschied von rechts und links ist nur als sehr seltene Ausnahme bemerklich und fehlt in der Regel. Eine senkrechte Ebene theilt daher den Leib in zwei gleiche Hälften, weswegen man diese Organisation eine symmetrische nennen darf. Alles, was einlach ist, liegt in dieser Mittelebene, so lange nicht durch Ver- kürzung des ganzen Leibes der weniger verkürzte Darm aus der Mittelebene ge- schobeu wird *), — und alles, was in der Mittelebene liegt, ist einfach, was aufser ihr liegt, doppelt. In der Mitlelebene ist aber eine Verschiedenheit von oben und unten zu erkennen , nach unten sammeln sich die animalischen , nach oben die plastischen Theile, wenn wir nur auf den innern Bau Rücksicht nehmen. Die Stämme der animalischen Theile sammeln sich also nach unten und bilden hier eine Art von Axe, von welcher die ganze Organisation zu beiden Seiten nach oben fortgeht, ein Verhältnifs, das erst durch die Entwickelungsweise ganz klar wird. (Vergl. Coroll. 4.). *) In der That scheint nur in den Insecten mit Metamorphose der Darm ans der Mittelebene ge- bracht zu werden, zuweilen erst in der letzten Verwandlung, zuweilen schon im Larven- zustande. 211 Die sensible und die irritable Lebensrichtung ist in dieser Thierreihe be- sonders ausgebildet. Die Bewegung ist lebhaft und um so mehr entschieden nach vorn gerichtet, je mehr der Leib in die Länge gezogen ist. Je mehr der Leib in einigen Formen, wie in den Spinnen und Taschenkrebsen, verkürzt ist um desto weniger ist die Richtung der Bewegung bestimmt. Die plastischen Organe sind wenig ausgebildet — besonders sind Drüsen selten und sie werden meist durch einfache Röhren ersetzt. Einen dritten Typus glaube ich in dem Reiche der Mollusken zu erkennen, e . Massiger und ich zähle zu demselben noch auf niedern Stufen der Ausbildung die Räder- T yP" s - thiere , und unter den Infusorien die gewundenen, oder sonst weder symmetrisch noch peripherisch gebildeten. — Man kann diesen Typus den massigen nennen denn weder Länge noch Fläche sind vorherrschend, sondern der ganze Leib und seine einzelnen 1 heile sind mehr in gerundete Masseu geformt, die entweder solide oder hohl sind. Da der Hauptgegensatz der thierischen Organisation , der von Aufnahme und Ausscheidung, nicht an die zwei entgegengesetzten Enden des Leibes auch nicht in das Centrum und die Peripherie versetzt ist, so zeigt sich fast immer Mangel an Symmetrie. Fast immer liegt der ausscheidende Pol nach rechts vom aufnehmenden. Das entgegengesetzte Verhältnifs ist so selten, dafs man es ein verkehrtes genannt hat. Dagegen ist der ausscheidende Pol bald dem aufnehmen- den sehr nahe, bald weit von ihm entfernt, so dafs er dem hintern Ende des Körpers sich nähert. Da der Weg der Verdauung immer durch diese beiden Pole bestimmt wird, so ist er mehr oder weniger bogenförmig. In der einfachsten Form ist der Weg ein emfacher Bogen, wie in Plumatella. Wenn der Kanal sich verlängert, wickelt er sich in der Mitte spiralförmig auf und die Spirale hat wahrscheinlich ihre bestimmten Gesetze. So scheint der Anfangstheil des Darm- kanales immer unter den folgenden zu liegen. Auch der Hauptstrom der Blutbewegung geht in Bogen , die nicht mit der Mittellinie des Thiers zusammenfallen. Ist die Spirale des Darmes in einer Ebene gewunden , so bildet sich dadurch freilich mehr oder weniger Symmetrie , wie in den scheibenförmigen Schnecken und den gleichschaligen Muscheln, aber diese Symmetrie ist nur sehr unwesentlich, man könnte sie fast zufällig nennen, da sie oft in sehr nahe verwandten Thieren fehlt. Das Nervensystem besteht in zerstreueten Knoten, die durch Fäden zu einem Netze verbunden sind. Die gröfsern von jenen sammeln sich um den Schlund. Die geistigen Anlagen entwickeln sich sehr wenig und Sinnesorgane treten erst spät auf. Die Bewegung ist sehr langsam und unkräftig. Bei dem Dd 2 212 Mangel an Gliederung verwehen sich die Muskeln nach allen Richtungen und wirken auf jeden Punkt mit einzelnen Bündeln , daher Contraction nach allen Richtungen. Da dem massigen Typus gemäls die secernirenden Theile, welche in andern Typen als Röhren auftreten , sich hier zu Knäueln zusammenwinden, so sind die Drüsen häufig und ansehnlich. Am meisten und frühesten ausge- bildet sind überhaupt die plastischen Organe , und man kann diesen Typus daher auch den plastischen nennen. Da weder seitliche noch peripherische Gleichheit ihm zukommt , so kann man weder durch eine , noch durch mehrere Ebeuen den Leib in gleiche Abschnitte theilen. Auch ist keine gerade Axe nachzuweisen, um welche sich die Organisation vertheilt, sie wird vielmehr durch sehr mannig- fache Curvcn bestimmt. j. Typus I n J en Wirbelthieren finden wir einen vierten Hauptlypus. Er ist aber der Wirbel- \ . * .. . thiere. gleichsam aus den frühem zusammengesetzt. Wir unterscheiden nämlich einen TheTl? iscier animalischen und einen plastischen Theil des Leibes, welche zwar gegenseitig auf ihre Gestaltung einwirken, von denen jedoch jeder einen andern Typus iu seiner Bildung offenbart. Im animalischen Theile erinuert schon die Gliederung an den zweiten Typus , auch ist Aufnahme und Ausscheidung ebeu so an beide Enden verlegt , aber doch besteht ein wesentlicher Unterschied. Der animalische Theil der Wirbelthiere ist nämlich nicht blofs von einer Längenaxe aus nach beiden Seiten verdoppelt, sondern zugleich nach oben und nach unten, und zwar so , dafs die beiden seitlichen nach unten zusammenlaufenden Entwicklungen den plastischen Theil einschliefsen , die beiden nach oben gehenden aber einen Centrahheil des animalischen Lebens (Rückenmark und Hirn), Avelcher den wirbellosen Thieren fehlt. Das feste Knochengerüste repräsentirt diesen Typus am vollständigsten, indem aus einer mittlem Axe, dem Stamme der Wirbelsäule, Bogen nach oben gehen , die in einen obern Kamm sich schliefsen , und Bogen nach unten, die mehr oder weniger in einem untern Kamme zusammenlaufen. Diesem entsprechend sehen wir vier Reihen von Nerveninsertionen am Rücken- marke, welches selbst vier Hauptstränge und einen vierschneidigen Inhalt von grauer Masse enthält. Eben so bilden die Muskeln des Rumpfes vier Haupt- bäuche, wie man am deutlichsten an den Fischen sieht. Der animalische Theil ist also doppelt symmetrisch gebaut. Ich lasse es auch hier wie iu der angeführten Abhandlung in den Ver- handlungen der Kaiserl. Leopold. Academie unentschieden , ob bei weiterer Aus- bildung der Wirbelthiere das vordere Ende des animalischen Theiles immer mehr sich dem strahl igen Typus nähert, und erinnere nur, dafs das Hirn mehr und mehr um die dritte Hirnhöhle sich sammelt und auch die Hirngefälse aus einem all- 213 mählig immer mehr kreisförmig sich rundenden Hinge an das Hirn treten , ob- gleich dieser Ring von vier Gefa rsstämmeu gespeist Avird , als Repräsentanten eines Verhältnisses , wie aas einem ursprünglich vierzähligen Typus ein strahlen- förmiger sich ausbildet. Leicht nachweisbar scheint es mir aber, wie im plastischen Theile des g- Plasti- Leibes der Typus der Mollusken herrscht, obgleich überall uuler dem Einilufs Taf. m. des animalischen Theiles, wodurch der Typus bald mehr, bald weniger ver- Flg> 6 deckt wird. Vor allen Dingen erinnert schon das plastische Nervensystem, so wie die Eigenthümlichkeit der plastischen Muskeln an den Typus der Mollusken. Es kommt aber besonders darauf au , nachzuweisen , dafs die wesentlichste Eigenheit, die Richtung der lebendigen organischen Strömung, nach rechts hin walte. Wenn nun dieser seitliche Gegensatz sich im aufnehmenden und aus- scheidenden Pole selbst nicht offenbart, so liegt der Grund wohl darin, dafs der plastische Leib vom animalischen umschlossen wird , und wo der erstere an die Peripherie tritt, er ganz dem Typus desselben unterworfen ist. Mund und After liegen deshalb in der Mittelebene des ganzen Körpers *). Wenden wir uns an die inuern Theile, so dürfen wir ferner nicht ver- gessen, dafs 1) fast alle organische Fortbegung eine rückgängige zur Folge hat. Wäre das nicht, so mülste mit wenigen Pulsschlägen alles Blut aus dem Körper ge- lrieben seyn. Es kommt also nur darauf au , die Richtung derjenigen Bewegung anzugeben, welche hier die bestimmende ist. 2) dafs auch in andern Fällen die Bewegung von der ihr ursprünglich zukommenden Richtung abgelenkt werden kann, wenn sie einen Ausgangspunkt hat, der nach den Gesetzen der Organisation auch der Endpunkt einer andern, mehr Kraft besitzenden Organisation ist. S) dafs durch den symmetrischen Einflufs des animalischen Theiles eine Strömung innerhalb des plastischen Theiles in die Mittelebene gestellt wird. Wir dürfen deshalb, wenn wir eine Bewegung auch nur zuweilen aufser dieser Ebene, aber immer in derselben Richtung abweichend linden, diese als die ursprüng- liche betrachten. *) Doch liegt in den Larven der Frösche der After in der That rechts von der Mittelebene des Schwanzes. 214 Diese Bemerkungen ■werden durch die Anwendung , die sie sogleich finden sollen , klarer werden, o. Gefäfs- Betrachten wir zuerst die Blutströmung, so finden wir freilich in den system. Fischen den Hauptstrom des Blutes aus dem Herzen in der Mittelehene fortgehend, ohne Zweifel aber nur wegen der Herrschaft des animalischen Theiles, in welcher Hinsicht wir auf eine bei dem Athmungsapparate zu machende Bemerkung ver- weisen. Und doch ist es auch hier, als wollte das Blut nach rechts, denn die Herzkammer der Fische scheint in der Regel nach der linken Seite mehr aus- gedehnt, und nach links liegt auch die Vorkammer. Die Richtung, die das Blut dadurch erhält, geht also allerdings mehr nach rechts, allein der symmetrische Bau der Kiemen hält sie in der Mittelebene zurück. In allen Thieren mit Lungen aeht aber der Strom des Blutes aus der linken Kammer deutlich mehr nach rechts als nach links, so dafs zur Ernährung der linken Hälfte des Kopfes das Blut oft von rechts herüber kommen mufs. Das giebt diesem Blute freilich wieder eine Bewegung von rechts nach links, die wir als Folge der Symmetrie im anima- lischen Theile ansehen müssen. Die vorherrschende Kraft zur Bewegung des Blutes giebt nämlich gewifs die linke Herzkammer, und diese sendet das Blut immer nach rechts. In den Eidechsen, Schlangen und Schildkröten geht alles Blut welches zur Ernährung der vordem Hälfte des Körpers bestimmt ist, in Einem Strome zuerst nach rechts, und von da vertheilt es sich erst. Das nach vorn sehende Blut geht nun fast symmetrisch in zwei Strömen vorwärts, das für die hintere Fläche des Körpers bestimmte Blut setzt in den Vögeln seine Richtung un^etheilt nach rechts fort und mufs nun freilich , da die Symmetrie den Einilufs der bewegenden Kraft alhnählig schwächt, sich nach links hinüber wenden, um die Mitte zu erreichen. In den genannten Amphibien tritt die Herrschaft der Symmetrie noch früher auf; der Blutstrom für die hintere Hälfte des Körpers ist «leich anfangs getheilt, aber viel mehr Blut strömt nach rechts als nach links, und das letztere vertheilt sich früher, als ob es mit weniger Kraft fortgetrieben wäre. In den Fröschen ist die Vertheilung gleich anfangs ziemlich symmetrisch. — In den Säugethieren steigt die Aorta zwar an der linken Seite der Wirbelsäule herab, bedenkt man aber, dafs die Stellung der Aorta immer von einem grölsern gemeinschaftlichen Stamme für die vordere und hintere Schlagader bestimmt ist, dafs dieser gemeinschaftliche Stamm immer nach rechts gerichtet ist und sich erst nach links wendet, nachdem er auf der rechten Seite die Arterien der vordem Körperhälfte angegeben hat, oder indem er sie auf der Umbeugung seihst abgiebt, so läi'st sich das Hinübergehen auf die linke Seite als Einilufs der Symmetrie be- trachten ; denn der Bogen, den die Aorta bildet, ist um so weiter, je kürzer der 215 Hals ist. Das heilst mit andern Worten , die Aorta geht um so mehr nach der linken Seite hinüber , je näher sie dem Kopfe steht , dessen Einllufs symmetri- sirend ist. In den langhalsigen Säugethieren , wo aus dem gemeinschaftlichen Stamme auf der rechten Seite der Stamm für die Kopf- und Schlüsselbeiuschlag- ader (die vordere Aorta) abgeht, beugt sich der nach hinten gehende Ast su rasch um, dafs man kaum sagen kann, er ginge nach links. In solchen Be- trachtungen finden wir auch vielleicht die Erklärung, warum überhaupt die Säugethiere in der Lage der absteigenden Aorta von den übrigen Lungenthieren abweichen. Ich glaube, der Unterschied ist in dem gröfsern Blulbedürfuisse des Hirnes begründet. Denken wir uns in einem ganz unbestimmten Wirbel thiere den Blutstrom aus der linken Kammer nach rechts gehend. Ist das Blutbedüri- liil's des Hirnes grofs, so wird dieser gemeinschaftliche Blutstrom aul'ser der Richtung nach rechts zugleich mehr die Richtung nach vorn haben, als bei Thieren mit kleinem Hirne und Kopfe. In den letzlern wird daher das Blut, das für die hintere Hallte des Leibes bestimmt ist, nach Abgabe des Blutes für die vordere Hälfte unter kurzer Fortsetzung des Stromes nach rechts sogleich durch EiuÜufs der Strömung nach hinten umgebogen. Ist aber die Strömung nach vorn stärker, so wird die Strömung nach hinten erst allmählig diese Richtung besiegen , und die Aorta mufste noch weiter nach rechts und vorn fortgehen , oder wenn der Einflufs der Symmetrie das nicht zuläfst , allmählig nach links über- biegen , um nach hinten zu kommen. Dafs aber wirklick das Blut in den Säuge- thieren eine stärkere Strömung nach vorn hat, lehrt wohl die gröfsere Länge des gemeinschaftlichen Stammes, und dafs der Bogen um so weiter ist, je länger dieser gemeinschaftliche Stamm wieder unter den Säugethieren selbst ist, bestätigt das Gesagte. So kann man sich die Verschiedenheit in einer ungeformten Masse ent- standen denken. Wie sie aus dem symmetrischen Kiemenapparate der Säuge- thiere hervorgebildet wird, bleibt noch künftigen Untersuchungen zu entscheiden überlassen. Auch wo das Herz in der Mittelebene des Körpers liegt , ist der Ursprung der Aorta, so bald zwei Kammern da sind, immer so gelagert, dafs der Stol's, den die linke Kammer dem Blute giebt , nach rechts geht. Wenn die Spitze des Herzens nach links gerichtet ist, so wird dieses Verhällnifs noch stärker (Fig. 6. Pfeil d.). Eine Richtung des Herzeus nach rechts scheint nirgends normal. Ich glaubte sie zuweilen bemerkt zu haben, überzeugte mich aber, dafs diese Lage nur vom Hin - und Hergleiten in dem für die Untersuchung umgekehrten Thiere herrühre. Deshalb wird es erlaubt seyn , in unsrer schematischen Ab- bildung das Herz so zu stellen, wie es im Menschen und einigen andern 216 Thieren *) steht. Ich wähle die schiefe Stellung des Herzens , um an ihr zu zeigen , wie die starke Ausbildung der Verhältnisse der Strömung in einem vor- herrschenden Theile wohl eine entgegengesetzte Strömung in einem abhängigen Theile desselben Systems erzeugen kann. Das Lungenblut strömt nämlich in den meisten Thieren ziemlich gerade nach hinten in das linke Herz. Wo aber dieses sich so stellt, dafs es entschieden nach rechts treibt, erhält der Strom des Lungen- blutes eine geringe Richtung nach links. (Fig. 6. l'.) So viel von der Richtung der arteriellen Blutbewegung. Dafs auch der venöse Strom sich nach rechts richtet, ist noch viel deutlicher. Das Blut aus der linken Seite von der vordem Hälfte des Körpers geht sehr stark nach rechts hin- über. Wir können daher summarisch den venösen Blutstrom aus dem vordem Theile des Körpers mit dem Pfeile 2 bezeichnen. Dafs auch von hinten das Venenblut nach rechts sich bewegt, lehrt die Ablenkung der hintern Hohlvene nach rechts, je weiter sie vorrückt, so wie die Gestaltung des Rippenvenen- stammes. Der Pfed 3 repräsentirt diese Strömung. Sie ist noch deutlicher im Pfortadersysteme (4). ^.Athmungs- Den Alhmungsapparat finden wir, wenn wir einen Blick auf die gesammle apparat. Thierreihe werfen , bald an das ingestive, bald an das egeslive Ende des Leibes geknüpft, bald der Länge nach zwischen beiden Extremen vertheilt. Diese ver- schiedene Stellung scheint der Athmungsapparat einnehmen zu können, weil seüie Verrichtung sowohl in Ingestion als in Egestion besteht. Sehr nahe liegt die Ver- muthung, dafs in denjenigen Thierformen, in welchen der Alhmungsapparat das vordere Ende einnimmt, dasselbe mehr ingestiv Avirkt, dagegen mehr egestiv, wo er, wie in Holothurien , den meisten Mollusken^ einigen Insectenlarven , sich mit oder neben dem Darme ausmündet. Beziehen wir diese Vermuthung auf die Umänderung des Blutes selbst, so mufs sie freilich noch Vermuthung bleiben, denn von den wenigsten Thieren können wir für jetzt bestimmen , ob durch das Athmen das Blut mehr Stoffe aufnimmt, oder mehr Stoffe verliert. Sehr deutlich scheint es mir aber, dafs bei dem nach vorn gelegenen Athmungsappaiate wenig- stens die ingestive Bewegung die bestimmende ist, so wie bei der Lagerung nach hinten die egestive. In den Holothurien, den Mollusken , den durch das hintere Ende *) Die symmetrische Stellung des Herzens wird, wie es scheint, den Vierfüfsern zu allgemein zu- geschrieben. Sie scheint mir nur den Thieren mit zusammengedrückter Brust zuzukommen. In Thieren mit flacher Brust steht dSs Herz mehr oder weniger schief und zuweilen im Embryonenzustande noch mehr als im Erwachseneu. So fand ich noch kürzlich in mehreren Embryonen von Igeln das Herz sehr stark nach links gerichtet, viel weniger in der Mutter. 217 Ende Luft einziehenden Inscctenlarven werden durch Muskelcontractionen die Athmungsorgane entleert. Die Wiederanfüllung ist vorzüglich Folge der nach- lassenden Muskelthätigkeit, wenigstens ist, wenn noch eine entgegengesetzte Muskelthätigkeit hinzutritt, diese geringer, als die ausleerende. Umgekehrt ist es in den Lnngenthieren. Die Aufnahme der Luft ist hier mehr activ, die Aus- treibung mehr passiv. Der Weg für die Aufnahme wird also die Lagerung des Apparates bestimmen, nicht der rückgängige Weg der ausgeleerten Luft. Nun finden wir zwar die Lunge gedoppelt; aber in allen Thieren die rechte Lunge gröfser und in den ächten Schlangen sogar nur diese entwickelt, von der linken nur eine Spur. Dazu kommt noch, dafs in einigen Cetaceen, wie in der Gattun« Physeter, das rechte Nasenloch verkümmert. Ja es mag noch allgemeiner seyn, dafs die rechte Nasenöffnung kleiner ist, als die linke, wie z.B. aus Sömmer- ring's Beschreibung des fossilen Hyänenschädels hervorgeht (Nova acta Nat. cur. XIV. p. 14J. Wir können also durch den gelben Pfeil (5) in uusrer Figur summarisch den Weg der Luft für die Athmung der Wirbelthiere bezeichnen. In den Kiemen der Fische ist freilich eine solche seitliche Differenz wenigstens nicht auffallend, allein die Kiemen sind so unmittelbar an den animalischen Theil des Leibes geknüpft, wie schon die vorübergehenden Kiemenbogen der Embryo- nen von Lungenthieren beweisen, dafs die Asymmetrie des plastischen Leibes sich in ihnen nicht entwickeln kann. Wenn ein Apparat, wie der verdauende, von einem Pole zum andern y. durch die ganze Länge des plastischen Leibes hindurchgeht, so kann er freilich apparat*' nicht überall seinen Inhalt nach rechts treiben. Man darf nur erwarten, dafs in den Abschnitten, wo die bewegenden Kräfte am stärksten hervortreten , die also die bestimmenden für die Lagerung des Ganzen sind, die Bewegung diese Bich- tung erhalte. Nun finden wir aber in allen Wirbelthieren , so viel mir bekannt ist , den Magen nach links Hegend und den Pförtner an seiner rechten Seite , so wie den Anfang des Zwölffingerdarmes nach rechts gehend, er mag sich übrigens zugleich nach vorn wenden, oder nicht. Der Magen treibt also seinen Inhalt nach rechts. Dasselbe Verhältuifs ist häufig in dem muskulösen Mastdarme. Andere Abschnitte müssen nun freilich von rechts nach links gehen , allein sie sind die weniger thätigen. So denke ich mir, dafs, wenn die Speise in den Säugethieren nach links geht, um in den Magen zu kommen, dieser entgegengesetzte Weg nur durch die Macht des Magens, der, um nach rechts zu treiben, links liegt, her- vorgebracht wird. Auch ist es nur der hintere Theil der Speiseröhre , der vom Magen beherrscht wird; denn wenn das Knochengerüste des Halses so stark ge- krümmt ist, dafs die Speiseröhre von der untern Fläche desselben abgleitet, so Ee 218 liegt, wenn ich nicht irre, die Speiseröhre immer, mit Ausnahme des hintersten Endes, nach rechts. So fand ich seine Lage in Vögeln, in Schildkröten, im Kameel , im Faulthier , und wahrscheinlich ist sie in vielen andern Säugethieren eben so. Wenn sich in den Vögeln ein gesonderter Kropf Lüdet, so liegt auch dieser nach rechts. Mithin hat die Bewegung vom Schlünde aus, die von den kräftigen Schlingmuskeln beherrscht wird, ebenfalls im Allgemeinen die Rich- tung nach rechts. Vergleiche den Pfeil 6. *) Der Weg der Galle dürfte zAvar in den meisten Fällen von rechts nach links gehen , indessen kann man diese verkehrte Richtung als abhängig von der Lage der Leber betrachten, welche von der vorherrschenden Strömung des Pfort- aderblutes nach rechts gestellt wird. In der That stellt sich die Leber bei der Entwickelung des Embryo um so mehr rechts , je mehr das Pfortadersystem sich von den übrigen Gefäfsen scheidet. 5. Ge- .Was die Geschlechtstheile anlangt , so sind sie bei engerer Verknüpfung apparIt! S " m ^ dem animalischen Leihe, welche auch aufser der Lagerung ini erwachsenen Zustande besonders durch die Entwickelungsgeschichle klar wird , in der Regel ziemlich symmetrisch. Wo aber die Symmetrie weniger hervortritt, wie z. B. in dem weiblichen Vogel , da ist nur der linke Eingang entwickelt , das Ei wird also auch von links nach rechts fortbewegt. Wir zeigen also die Richtung dieser Beweeun" durch den Pfeil 8 an. Alle Pfeile nun , die wir nach diesen Betrachtungen in unsre Figur ein- i. Harn- gezeichnet haben, zeigen ihre Spitzen nach rechts gerichtet. — Nur die Harn- apparat, -yvege scheinen sicli diesem Gesetze nicht fügen zu wollen. Wo die Nieren nicht übereinstimmend auf beiden Seiten sind, wie in mehreren Ophidiern, ist die Niere der rechten Seite länger und mehr nach vorn gelegen. Es scheint daher der Weg des Harnes vorherrschend nach links zu gehen. Sollte die vorherrschende Thä'tig- keit der Nieren darin bestehen, Venenblut anzuziehen, während sie den Harn blos ablliefsen lassen: dann würden sie sich dem allgemeinen Gesetze fügen **). *) Dafs der Uebergang von rechts nach links wieder einer bestimmten Norm unterworfen ist, dafs also eine bestimmte Form von Spiralgängen sich nachweisen lasse, wenn die Richtung nach rechts nicht fortgesetzt werden kann, ist wohl nicht zu bezweifeln. Doch sind hier die Störungen so mannigfach , und die Auffindung des Typus so schwierig, dafs dieser Versuch uns zu weit führen möchte. Ohnehin halte ich die Strömung nach rechts für die vorherr- schende und allen Systemen gemeinsame, und sie genügt uns hier. **) Ueberhaupt aber ist das Vorherrschen der rechten Niere auch in den Schlangen nicht allge- mein. Zuweilen wird die Länge derselben durch die gröfsere Dicke der linken Niere aufge- wogen , wie ich in Vipera Berus sehe. In Tortrix Scytale finde ich aber das Vorherrschen der rechten Niere nach Meckel und Finke offenbar. Merkwürdig ist es, dafs das Harn- syslem das einzige ist, welches auch im peripherischen Typus abweicht. 219 Genug für den Beweis, dafs im plastischen Theile der Wirbellhiere die organische Strömung vorherrschend nach rechts geht , um zu erhärten , dafs die Verhältnisse des Molluskentypus in dieser Hälfte des Wirbelthiers walten. Wir sind nun die vier Haupttypen durchgegangen, und es wird für unsern h. Unterge- Zweck hinlänglich seyn, nur noch kurz zu bemerken, dafs diese Haupltypen in pe„" ete Ty untergeordneten Formen aLändern, wie Variationen auf ein Thema. So sind dir Glieder der gegliederten Reihe bald mehr gleich unter sich , gleichsam an einen Faden aufgereiht , bald mehr um einen Mittelpunkt gesammelt. Auf diese Weise bilden sich Variationen der Haupttypen, die man sich als um ihn gelagert denken kann und von denen einige ihm näher stehen , wenn sie den Character der Haupt- typen reiner darstellen, andere mehr von ihm abweichen. Diese untergeordneten Typen, verbunden mit einem bestimmten Grade der Ausbildung, geben das, was wir Thierklassen nennen. Dabei wird bald das- eine, bald das andere Lebens verhältnifs mehr ausgebildet, oder richtiger: die Ausbildung des Lebens nach dieser oder jener Richtung erzeugt eben die Variationen der Haupttypen, wie diese selbst wesentlich in ihren Lebenserscheinungen verschieden sind. So sind offen- bar unter den Wirbelthieren die Vögel diejenigen, in welchen die Beziehung zur Luft vorherrschend ist. Sie durchzieht ihren ganzen Körper und für sie sind die vordem Bewegungsorgane organisirt. Eben so die wahren geflügelten Insecten in der Reihe der gegbederten Thiere. Die Thierklassen theilen sich wieder in geringere Variationen , die Avir Familien nennen , welche nicht nur den Haupt- typus, sondern auch den Typus der Klasse mit besondern Modificalionen tragen, wodurch sich der Character der Familie bildet. Modificationen geringern Gra- des in diesem Familien- Character geben die Gattungen. So geht es fort bis zu den Arten und Abarten. Wenn es richtig ist, dafs alle gröfsern und kleinern Gruppen von Thieren auf einem doppelten Verhältnifs beruhen , dem der höhern oder geringern Ausbil- dung und der Variation der Hauptlypen in Verschiedenheiten geringern Grades, und dieser wieder weiter , so ist eine einreihige Forlbildung des Thiers im gan- zen Thierreiche eine unrichtige Vorstellung. §.4. Anwendung dieser Darstellung auf die, Geschichte der individuellen Entwiclelung. a. Der Em- Machen wir nun von dieser Uebersicht der bleibenden Formverhältnisse aih^äh[ eCl ' unter den verschiedenen ausgebüdeten Thieren auf die Bildungsgeschichte der eine immer ,. , , . höhere Stufe einzelnen Individuen diß Anwendung! der Ausbii- Ee 2 du "£ 220 Vor allen Dingen ist es klar, dafs die Verhältnisse, welche wir höhern und nietlern Grad der Ausbildung des Thiers genannt habe«, ganz übereinstim- men mit der in der Entwicklungsgeschichte des Individuums immer mehr hervor- tretenden histologischen und morphologischen Sonderling (vergl. Scholionlll. c. d.). In dieser Hinsicht ist also grofse Uebereinstiinmung. Die Grundmasse, aus der der Embryo besteht, ist übereinstimmend mit der Körpermasse der einfachsten Thiere. In beiden sind wenig bestimmte Formen , ein geringer Gegensatz von Theilen, und die histologische Sonderung bleibt noch hinter der morphologischen zurück. Wenn wir nun die niedern Thiere überblicken, in einigen mehr innere Ausbildung bemerken, als in andern, und sie dann nach dieser Ausbildung in eine Reihe stellen oder aus einander entwickelt uns denken ; so ist es nolhwendig, dafs wir in der einen wirklich historisch begründeten Folge und in der andern gene- tisch gedachten Reihe eine Uebereinstimmung eben in dieser fortgehenden innern Sonderung finden, und es lassen sich also eine Menge Uebereinstimmungeu zwi- schen dem Embryo höherer Thiere und der bleibenden Form niederer Thiere nachweisen. b. Ergeht Dadurch ist aber noch nicht erwiesen, dafs jeder Embryo einer höhern aus einem Thierform allmählig die niedern Thierformen durchlaufe. Vielmehr scheint sich Typus m den -j r Typus jedes Thiers deich anfangs im Embryo zu fixiren und die rdie I früh abfällt P? ohne Verbindung mit der"3 J Mutter — Monotremen. -^ einen her- vor- wach- sen- den Harn sack L 1 eine I Nabel- schnur, I nachkurzer Verbindungmit Ü ^der Mutter— Reutelthiere. 3 ("sehr wenig — Nager. J mittelmäfsig die Säuge- ^ di thiere. länger ver harrt. • Der Dotter- J_sack : ("wächst lange fori; der Harn sack wächst; o a wächst wenig, der Harn- Lsack: ifsig Insectenfresser. stark — t Fleischfressee. C wächst wenig. I Nabelschnur sehr lang — Affen, Mensch. fineinzel- nenHäuf- chen — Wieder- käuer. wächst sehr lang. Frucht- L,kuchen \ ausge- breitet. Pachy- dermen. \^Cetaceen. 229 Abtheilung von Eiern hat einen bald verkümmernden Dottersack, allein einen ungeheuer nach zwei Enden auswachsenden Harnsack. Diese Eier geben Huf- thiere und Flossenthiere , und zwar Thiere mit gespaltenem Hufe, wenn der Fruchtkuchen über das ganze Ei vertheilt, aber doch in einzelnen Stellen gesam- melt ist. Andere Hufthiere und Cetaceen , wenn der Mutterkuchen gleichmäßig ausgebreitet ist *). — Hiernach wird die Hauptverschiedenheit der Säugethiere auch schon sehr früh im Eie bestimmt, denn je nachdem der Harnsack stark her- vorwachst, oder nicht, Avird das Ei lang oder kurz**). Im erstem Falle bekommt der Embryo nicht nur eine breitere Hornbedeckuug für die Finger, sondern auch einen zusammengesetzten Magen , und was damit verbunden ist, lange Kiefern, ein ilaches Kiefergelenk, gewöhnlich zusammengesetzte Zähne, Unfähigkeit zu greifen und zu klettern u. s. w. Es ist überhaupt die plastische Reihe unter den Sängethieren. Einem Einwurfe gegen die ganze Darstellung kann ich nicht umhin zu be- gegnen, der dadurch begründet scheint, dafs zuweilen Embryonen nahe ver- wandter Thiere schon früh ziemlich verschieden aussehen. Es sind nämlich die Embryonen der Schlangen sehr früh aufgerollt, und unterscheiden sich dadurch merklich genug von den Eidechsen. Das rührt offenbar von der ansehnbehen Länge, in welche hier der Typus der Wirbelthiere ausgezogen ist. Die Zer- gliederung zeig* im innern Baue grofse Uebereinstimmung, und da das liintere Ende der Eidechsen auch eine Spirale bildet , so rührt der Unterschied wolü nur daher, dafs der Typus der Wirbelthiere in den Schlangen mehr in die Länge gezogen ist, und er scheint überhaupt gröfser als er ist , weil er so unverhüllt da liegt. Eben so sind die Larven mancher Insectenlamilien für die äufsere Betrach- tung sehr verschieden nach den einzelnen Gattungen. Viel hängt hier vielleicht davon ab, ob sie längere oder kürzere Zeit im Eie verweilen. Dennoch wäre dieser einzige Einwurf, den ich gegen die gegebene Ansicht zu machen wüfste, auch nicht von Bedeutung, wenn nicht eine innere Verschiedenheit verwandter Larven nachgewiesen wird. Von einem Durchlaufen des Embryo durch die ganze Thierreihe kann schon deshalb nicht die Rede seyn, weil er nie aus einem Haupttypus in den andern übergeht. Unser Schema lehrt aber auch augenscheinlich, wie der .-7 *) Nach einer brieflichen Mittheilung von Rudolphi hat das Chorion äes Delphins Aehnlich- keit mit dem der Pferde. Nach Bartholin soll es eine Placenta txilit seyn. *♦) Vielleicht ist der Unterschied noch früher schon in der Schaalenhaut kenntlich. Siehe: lieber die Gefäfsv erbindun g zwischen Mutter und Frucht. Leipzig, 1828. Fol. >" ganzen 230 Embryo nie durch eine andre Thierform hindurchgeht, sondern nur durch den lndifferenzzusland zwischen seiner Form und einer andern, und je weiter er rückt, desto geringer ist der Unterschied der Formen , zwischen welchen die Indifferenz lie°t. In der That zeigt die Abbildung, dafs der Embryo einer gewissen Thier- form im Anfange nur ein unbestimmtes Wirbelthier, dann ein unbestimmter Vogel und so weiter ist. Da er zugleich innerlich sich ausbildet, so ist er in der Reihe seiner Ausbildung zugleich ein immer mehr entwickeltes Thier. Aber, wird mau hier einwenden, wenn dieses Entwickelungsgesetz richtig seyn sollte, wie war es möglich, dafs man für das frühere so viele un- lüu"bare Gründe anführen konnte. Die Sache ist ziemlich leicht erklärlich. Zuvörderst ist der Unterschied so grol's nicht, als er beim ersten Anblicke scheint, und zweitens hat man, wie ich glaube, bei jener Ansicht zuerst sich eine An- nahme erlaubt und nachher vergessen, dafs sie nicht erwiesen war, vor allen Dingen aber den Unterschied zwischen Typus der Organisation und Stufe ihrer Ausbildung nicht beachtet. Da nämlich der Embryo allmählig durch fortgehende histologische und morphologische Sonderung sich ausbildet, so mufs er in dieser Hinsicht mit wenig entwickelten Thieren um so mehr übereinstimmen, je jünger er ist. Ferner weichen die verschiedenen Thierformen bald mehr bald weniger vom Haupttypus ab. Der Typus selbst ist natürlich nirgends rein ausgebildet, sondern nur unter bestimmten Modifikationen. Nun scheint es aber ganz not- wendig, dafs diejenigen Formen, in welchen die Thierheit am höchsten ausge- bildet ist, am meisten vom Grundtypus abweichen. In allen Grundtypen näm- lich, wenn ich sie richtig aufgefunden habe, liegt eine gleichmäfsige Vertheiluug der organischen Elemente. Wenn nun vorherrschende Centralorgane sich bilden, und vor allen Dingen ein Centraltheil des Nervensystemes , wonach wir doch am meisten die höhere Ausbildung abmessen müssen, so wird nothwendig der Typus bedeutend modificirt. Die Würmer, die Myriopoden haben einen gleichgliedrigen Körper und stehen dem Typus näher als die Schmetterlinge. Ist nun das Gesetz wahr, dafs bei der individuellen Ausbildung der Haupttypus zuerst bestimmt wird und nachher die Modificationen, so mufs der unentwickelte Schmetterling der ausgebildeten Scolopendra und selbst dem ausgebildeten Rundwurme ähnlicher seyn, als umgekehrt die junge Scolopendra oder der junge Rundwurm dem aus- gebildeten Schmetterlinge. Nimmt man nun auf die Eigentümlichkeiten des Rundwurmes, das rothe Rlut z. R., das er auch erst später erhält, nicht Rück- sicht, so kann man leicht sagen, der Schmetterling sey anfangs ein Wurm. Dasselbe ist deutlich bei den Wirbelthieren. Die Fische sind weniger vom Grundtypus entfernt, als die Säugethiere, und besonders der grofshirnige Mensch. 231 Sehr natürlich also, dafs der Embryo der Säugethiere dem Fische ähnlicher ist, als der Embryo des Fisches dem Säugethiere. Wenn man nun im Fische nichts erkennt, als das wenig ausgebildete Wirbel ihier (und das ist die unbegründete Annahme, deren wir oben erwähnten), so mufs man das Säugethier für einen höher ausgebildeten Fisch halten, und dann ist es ganz consequent zu sagen , der Embryo des Wirbelthieres sey anfangs ein Fisch. Deswegen durfte ich früher behaupten (§. l.), dafs mit der herrschenden Ansicht über das Entwicklungs- gesetz die Ansicht von einer einseitigen Stufenleiter der Thiere nothwendig sich verbindet. Nun ist aber der Fisch nicht blofs ein unvollkommenes Wirbel thier, sondern hat aufserdem noch den Fischcharacter , wie die Entwicklungsgeschichte deutlich nachweist. Doch schon genug! Ich habe versucht, in der Versiunlichung des Eut- wickeluugsganges auch darzustellen, wie der Embryo des Menschen allerdings dem Fische näher sieht, als umgekehrt, indem er sich weiter vom Grund typus entfernt, und nur aus diesem Grunde ist manches Problematische, wie die Nabel- schnur der Monotremen, mit aufgenommen. Im Einzelnen kann diese Darstellung eben so wenig alle Relationen richtig geben , wie jede andre Abbildung organi- scher Verwandtschaften auf einer Fläche, auch wenn die Untersuchung schon beendigt wäre, die doch kaum begonnen ist. Wir fassen nur noch den Inhalt dieses Paragraphen an seinem Schlüsse zusammen. Die Entwickelung eines Individuums einer bestimmten Thierfornt wird von zwei Verhältnissen bestimmt, l) Von einer fortgehenden Ausbildung des thierischen Körpers durch wachsende histologische und morphologische Son- derung ; 2) zugleich durch Fortbildung aus einer allgemeinem Form in eine mehr besondere. Corollarien zum fü nft en Scholion. Die Entwickclungsgeschichte ist der wahre Lichtträger für Untersuchungen über organische Körper. Bei jedem Schritte findet sie ihre Anwendung, und alle Vorstellungen, welche wir von den gegenseitigen Verhältnissen der organischen Körper haben , werden den Einflufs unsrer Kenntnifs der Entwickelungsgeschichte erfahren. Es wäre eine fast endlose Arbeit, den Beweis für alle Zweige der Forschung führen zu wollen. Da aber jene Vorstellungen von selbst sich umge- stalten müssen, wenn man den Entwickelungsfortgang anders aufgefafst hat, so 23£ ma<* es erlaubt seyn , Einzelnes herauszuheben , um daran den Einflufs der hier gegebenen Darstellung zu beurkunden und eben dadurch ihre Ausführlichkeit zu rechtfertigen. Ich habe versucht , auch diese Zusätze oder Anhänge so zu ordnen, dals die frühern zum Verständnifs der nachfolgenden beitragen , doch hat es mir nicht in allen Einzelheiten gelingen wollen, -wenn ich nicht viele erläuternde Episoden einschalten wollte. Man wird ohnehin über Wiederholungen zu klagen haben. Die gröfste Wiederholung geht aber schon daraus hervor, dafs alle diese Betrachlungen eben nichts sind, als Reflexe vom Inhalte dieses Scholious. Erstes Gorollarium. Anwendung dieses Scholinns auf die Lehre von den Hem/nungsbildungen. Es ist nicht mehr an der Zeit den Beweis zu führen, dafs die Mifsbil- dungeu nur verstanden werden können aus der Kenntnifs der regelmäfsigen Ent- wickehmg. — Nur über die Hemmungsbildungen erlaube ich mir ein Wort, da mau wohl hie und da das Verstehen dieser Mifsbüdung für unzertrennlich von der Ansicht einer Durchbildung der höhern Tliierform durch specielle niedere Thier- formen angesehen hat, und glauben könnte, dafs ein Widerspruch gegen diese Vorstellung auch ein Widerspruch gegen die Vorstellung von Hemmungsbildungen sey. Die Lehre von den Hemmungsbildungen steht aber zu fest, um durch die veränderte Ansicht von der Aufeinanderfolge der Formenverschiedenheiten in der Entwicklung der höhern Organismen erschüttert zu werden. Jedoch wird mau diese Mifsstaltungen nicht für ein Zurückbleiben einer fremden Thierform, die der Embryo hätte durchlaufen sollen, sondern ganz einfach für ein theilweises Stehenbleiben auf einer frühern Stufe der eigenen Entwickelung ansehen müssen. Zuweilen ist allerdings eine Aehnlichkeit mit irgend einer bleibenden Thierform in einzelnen Theilen in die Augen springend, allein es ist eben so leicht erweis- lich, dafs diese Aehnlichkeit nicht das Bedingende der Mifsgestaltung, sondern das Resultat anderer Verhältnisse ist, entweder 1) weil jene Thierform dem Grundtypus näher steht, wo denn ein Zurückbleiben auf einer frühern Bddungs- stufe eiue höhere Form einer solchen nothwendig näher bringen mnfs, oder 2) weil ein umgeändertes Bildungsverhältnifs sich dem BUdungsverhältnisse des- selben Theiles in einem andern Thiere nähern kann. So ist z. B. die Nase des [Menschen zuweilen in einen Rüssel verlängert, welche an den Rüssel des Schwei- nes erinnert. Es geht aber die menschliche Nase nie durch eine Bildung hin- durch, in welcher sie der Nase des Schweines ähnlich wäre. Vielmehr ist die Nase' 233 Nase des Schweines in der vierten Woche des Enibrj onenlebens nicht nur der Nase des frühen menschlichen Embryo ähnlich, sondern seihst der Nase des erwachsenen Menschen viel ähnlicher, als in späterer Zeit. Dieses Verhältnifs stimmt ganz mit der allgemeinen Regel. Die Nase der Luft athmenden Säuge- llüere ragt gewöhnlich nicht über die Kiefern hervor. Die Besonderheit des Schweinerüssels tritt also eben so Avohl als die Besonderheit der menschlichen Nase später auf, ohne dafs eine Form durch die andere hindurch gebildet würde. Wenn nun der Mensch den Rüssel eines Schweines hat, so ist das keine Hem- mungsbildung, sondern die Folge einer abweichenden Bildung, die ein Resultat hat , wie im Schweine , wo sie aus normalen Verhältnissen hervorgeht. — Da wir grade eine Formabweichung der Nase vor Augen haben , so erinnere ich nur an den Wolfsrachen, als einer unbezweifelbaren Hemmungsbildung, die aber eben so sicher nicht ein Stehenbleiben auf einer andern Thierlorm ist. Zweites Corollarium. Zuwendung der gegebenen Darstellung auf die Bestimmung der einzelnen Or- gane in den verschiedenen Thierformen. Die nähere Kenntnifs der Entwickelungsgeschichte wird uns auch einst die einzig sichern Bestimmungsgründe für eine passende Benennung und richtige Beur- theilung der organischen Theile in den verschiedenen Thierformen geben , und schon jetzt läfst sich in dieser Hinsicht Einiges erkennen. Da nämlich jedes Organ das was es ist, nur durch die Art seiner Ent- wickelung wird, so kann sein wahrer Werth nur aus seiner Büdungsweise erkannt werden. Wir urtheilen jetzt meistens nach einem unbestimmten Gefühle, statt jedes Organ nur als isolirte Bildung seines Fundamentalorganes zu betrachten und von diesem Gesichtspunkte aus die Uebereinstimmung und Verschiedenheit in den verschiedenen Typen zu erkennen. Ein jeder Typus hat nämlich nicht nur seine Fuudamentalorgane, sondern in jedem Typus theilen sich diese in individuelle Or- gane , die nicht ganz das seyn können , was sie in einem andern Typus sind. Wir bedürfen daher einer vollständigen Benennung, welche nicht blos die Namen der Organe aus dem Typus der Wirbelthiere auf die Organe anderer Typen anwendet, sondern diesen eigene Namen giebt, wenn sie andern Ursprunges sind. Dieser Forderung wird zwar kaum in einem Jahrhundert genügt werden können, indes- sen wird es gut seyn, die Aufmerksamkeit darauf zu richten. Allerdings hat schon oft die unmittelbare Beobachtung des ausgebildeten Thiers zur Erkennung &8 234 der wesentlichen Verschiedenheit geführt ; vielleicht hat man aber die bedingen- den Verhältnisse weniger ins Auge fassen können. Ich erinnere zuvörderst an die Frage , wie die Reihe von Nervenknoten auf der Bauchseite der gegliederten Thiere zu benennen sey. Ein Rückenmark bü- den sie gewii's nicht , da dieses aus einer Nervenröhre besteht, die nur durch das Schema, das die Entwickelung der Wirbelthiere beherrscht, erzeugt wird. Dem sympathetischen Nerven der Wirbelthiere sind jene Nervenknoten, eben so wenig vergleichbar, denn sie versorgen die der Willkühr unterworfenen Muskeln, und das plastische Nervensystem liegt in den gegliederten Thiereu auf der Rückenfläche *). Sie sind vielmehr die Enden der paarigen Nerven des animalischen Lebens, und eben deshalb, wie schon Weber und Treviranus bemerkt haben, den imWir- belthier von ihrer Einfügung in das Rückenmark sogenannten Rückenmarksnerven mit ihren Spinalganglien vergleichbar. Diese Nerven haben jedoch im geglieder- ten Thiere nur eine Reihe von centralen und von peripherischen Enden, weil der ganze animalische Theil des Leibes eiu einfach symmetrischer und nicht ein dop- pell symmetrischer ist. Ob mau das vorderste Nervenknoleupaar der gegliederten Thiere Hirn nen- nen soll, oder nicht, hängt ganz davon ab, welche Bedeutung man dem Worte Hirn geben will. Gewifs ist es nicht das Organ , welches wir in Wirbelthieren Hirn nennen, denn dieses ist das vordere Ende der Nervenröhre, die den geglie- derten Thieren fehlt. Es ist vielmehr das vorderste Knotenpaar in der Ganglien- reihe , und da diese mit den Spinalganglien der Wirbelthiere zu vergleichen ist, so erscheint jenes sogenannte Hirn für den Längentypus das, was der Gasser'sche Knoten für die Wirbelthiere ist. Auch dieser nimmt ja Sinuesnerven auf. Man scheint ein besonderes Gewicht darauf zu legen, dafs er über dem Schlünde liegt. Das scheint mir jedoch eine unrichtige Ansicht. Er liegt eigentlich nur vor dem Scldunde. Die Muudöffhung ist nämlich wenn wir den Längentypus ganz rein in seiner Idee auffassen , nicht am vordersten Ende, sondern nach unten gerichtet, so wie auch die Mundüffuung der Wirbelthiere nicht am vordersten Ende des Ty- pus der Wirbelthiere liegt, sondern etwas hinter ihm nach der Bauchfläche zu, weshalb ein Theil der ßauchplatten, die Wandung der Nase nämlich, vor und *) Zwar war ich schon früher bestimmt worden , den sogenannten zurücklaufenden Nerven der gegliederten Thiere für ihr plastisches Nervensystem zu halten, weil ich im Krebse ihn weit verfolgt hatte , indessen bin ich durch eine briefliche Mittheilnng des Herrn Prof. J. M ü lle r über den Gegenstand erst vollständig belehrt. Müller's Genauigkeit in der Untersuchung und Feinheit in der Zergliederung ist es gelungen, diesen Nerven in der ganzen Ausdehnung der pla- stischen Organe zu verfolgen , worüber derselbe mir eine vortreffliche Abbildung mitzutheilen die Güte gehabt hatte. . 235 üher der Mundöffnung liegt. Beim Hühnchen ist es sehr deutlich , dafs der Mund nach unten durchbricht. Dafs in den gegliederten Thieren die Mundöffnun« der untern Hälfte der einfachen Ringe angehört, zeigen sehr deutlich die Krebse aber auch diejenigen Formen , die den Typus weniger verändert darstellen , die Aune- liden. Im Regenwurm z. B. zeigt dieses Verhältuifs der über die Mundöffnung hinausgehende sogenannte Rüssel deutlich. Er enthält die vordersten unvollstän- dig ausgebildeten Ringe. Wenn nun in den gegliederten Thieren die Mundöff- nung zwar vorn, aber doch an der untern Fläche ist und dem vordersten Ende der Bauchfläche entspricht, so mufs nolhwendig ein Nervenknotenpaar vor derMund- ölFnung liegen , und dafs es der obern Wand näher liegt, als die hintern Knoten, rührt eines Theils vom Dnrchbruche des Mundes , andern Theils davon her , dafs es eben das vorderste Ende einnimmt. Sehr häufig liegt es wirklich in derselben Ebene mit den übrigen, wie in den Crustaceen, wo der Mund weiter nach hinten liegt, und in den Insecten, wo der Kopf mehr oder weniger mit der Mundöffnung nach unten gerichtet ist. Nur in den Anneliden ist seine Lage entschieden, aber doch nur wenig nach oben. Die hier folgende Skizze wird es anschaulich ma- chen , dafs das sogenannte Hirn der Insecten die Bedeutung der hintern Ganglien hat und der Schlundring nur eine seeundäre Bildung ist , abhängig vom Durch- bruche des Mundes, veranlagst durch die Symmetrie des Baues und die notwen- dige Verknüpfung aller Ganglien *). Dafs das sogenannte Hirn in der Form häufig von den übrigen Ganglien ab- weicht, kann kein Widerspruch seyn, da auch diese um so weniger gleich sind, je verschiedener die einzelnen Abschnitte des Körpers ausgebildet sind. Dafs es häufig (obgleich nicht immer) an Masse überwiegt, ist unmittelbare Folge der Lage am vordem Ende, worüber ich auf das 4te Corollarium verweise. Will man aber mit dem Ausdrucke Hirn nicht ein bestimmtes Organ , son- dern den Centraltheil des Nervensystems überhaupt oder diejenige Nervenmasse be- zeichnen, welche Sinneseindrücke empfängt, dann kann man allerdings den In- *) Es freut mich, dafs ich noch vor Abgänge des Manuscriptes das erste Heft von Meckel's Ar- chiv für A. u. Ph. 1828 erhalte. Müller beweist hier, dafs in den Scorpioniden der Schlund gar nicht von einem Nervenringe umgehen ist. Desto besser! Wir sehen daraus deutlich dafs dieser Ring nur abhängig ist von der Lage des Mundes und der Sinnes- Nervenknoten. In den Spinnen ist Achnlichet. Gg 2 236 fetten ein Hirn zufchreiben. Nur mufs man sich dieser Bedeutung bewufst blei- ben uud für die erstere Bestimmung scheinen in den Spinnen die im Bruststücke zusammengedrängten Nervenknoten als Hirn betrachtet werden zu müssen. Eine Art Bewegungshirn ! Dasselbe eilt für das Nervenhalsband der Mollusken. Es ist nicht das Or- gan, welches wir Hirn nennen, auch nicht in den Cephalopoden , sondern ledig- lich der Central theil eines Nervensystems , welches in seinen allgemeinsten Bezie- hungen mit dem plastischen Nervensystem der Wirbelthiere verglichen werden kann, welches aber, da es nicht an ein Hirn und Rückenmark als beherrschen- den Centraltheil sich anschliefst , eine andere Form hat. Das sogenannte Hirn der Cephalopoden kann ich für nichts anders als das Nervenhalsband der Gasteropoden anschu. In jenem sind die Ganglien zusammengeschmolzen, in diesem sind sie mehr getrennt. Es ist ein Centrum des plastischen Nervensj r stems und kann nur mit den Ganglien verglichen werden , welche in "V\ irbellhieren Fäden an die Sin- nesorgane und andre Kopftheile abgeben, hier aber kein herrschendes Centrum haben, sondern sich dem Hirne unterordnen. Betrachtet man in den Wirbelthi«- rai das Ganglion maxillare, das sogar auch einen Nerven aus demÜhre erhält, in Verbindung mit dem Ganglion caroticum, petrosum , Vidianum, ciliare, und den Fäden, die an die Sinnesorgane und die Schlingwerkzeuge gehen , so hat man auch einen Ring , durch welchen der Anfang des verdauenden Kanales durchgeht. Wie jeder Theil nur verstanden werden kann aus seiner Beziehung zum Typus und seiner Entwickelung aus demselben, lehren uns andre Theile noch auf- fallender. Die Luftröhren der Insecten sind freilich luftführende Organe, aber nicht das Organ, -welches wir in Wirbelthieren Luftröhre nennen, weil dieses eine Entwickelung der Schleimhautröhre ist, die Luftröhren der Insecten aber ent- weder durch histologische Sonderung oder durch Hineinstülpung der äufsern Haut entstanden seyn müssen. Zuweilen hat man dasselbe Wort für verschiedene Organe nur aus Man»el eines andern Wortes angewendet, die \ erschiedenheit aber allgemein anerkannt. So hat kein Anatom wohl die Flügel der Insecten für gleich mit den Flügeln der Vögel angesehen. Auch in den Füfsen hat man die wesentliche Verschiedenheit der ersten Glieder wohl nie verkannt. Für die Antennen hat man mit Recht ein besonderes Wort verwendet. Sie sind auch allerdings nicht in den Wirbelthieren. Allein sie sind die Flügel des Kopfringes, das lehrt nicht nur ihre Stellung, son- dern auch ihre Entwickelungsweise. Sie haben in der Puppe dasselbe Lagenver- hältnifs wie die Flügel, mit dem Unterschiede nur, da fs sie vom Kopfe kommen. Eben deshalb sind sie auch übereinstimmend mit den Seitenanhängen der Krebse. 237 m Welche Sinneseindrücke nun auch diese Antennen haben mögen, so sind sie doch nie die Tastorgane, Riech- oder Hörorgane der Wirhelthiere , sondern empfin- dende Kopfflügel. Ich möchte durch diese Betrachtungen verständlich machen, wie ein jeder Typus für sich stndirt seyn will, und im Grunde seine eigenen Organe hat, wel- che nie ganz so in andern Typen sich wieder finden. Zuweilen wird zwar der Unterschied nur gering seyn. Der Verdauungskanal entsteht hei allen Thieren aus der dem Doller zugekehrten Flache. In ihm wird der geringste ursprüngliche Unterschied sich erkennen lassen. Allein in seiner fernem Gliederung in Organe wird sich dennoch für die Bedeutung d^r einzelnen Organe ein Unterschied auf- fiuden lassen, denn bekanntlich ist es oft sehr schwer, die einzelnen Abtheilun- gen , "wie Magen u. s. w. zu benennen. Es wird besser gelingen , wenn wir jeden Theil nur nach andern Thieren desselben Typus bestimmen. — Wie wenig sich die Geschlechtstheile der massigen Reihe aus den Wirbelthieren deuten lassen, ist bekannt. Noch auffallender ist das Tentakelsystem mit seinen Gefäfsen, welches in mann igfachen Verschiedenheiten in den strahlten Thieren sich findet, denn die flimmernden Rippen der Beroen und das Ringgefäls einiger (wenn nicht aller) Medusen darf man wohl als Modification dieses Sjstems betrachten. In den ge- gliederten Thieren und den Wirbelthieren kennen wir aber nichts Aehnliches. Es ist wohl dem peripherischen Typus eigenihiimlich. Es wird hinlänglich seyn zu bemerken, wie wenig also die Vorstellung t\er Natur entspricht, dalk alle Thiere nur als zerstreute Organe der menschlichen ( )rganisation zu betrachten sind. Einige Organe des Typus der Wirhelthiere mö- gen immerhin die Organe der massigen und der gegliederten Reihe in sich enthal- ten, wie es für die Sinnesorgane wenigstens mir wahrscheinlich ist. Wie selbst in den Wirbelthieren die Entwicklungsgeschichte nur in der Deutung der Organe leiten kann , werde ich vielleicht in einer besondern Abhand- Drittes Corollarium. Anwendungen auf die Erhenntnifs der tliierischen Verwandtschaften. Ich habe oben (Schob V. §. 1.) zu behaupten gewagt, dafs die Vorstellung n. Einreihige von einer einreihigen Aufeinanderfolge der Thiere die vorherrschende ist, und ich S chaft der sehe voraus, dafs man diese Aeufserunjz für viel zu weit gehend ansehen wird, da J h "'- TP , ,st . • o £> herrschende nur wenige Naturforscher unserer Tage sich laut und entschieden für dieselbe er- Vorstei- klären, ja nicht wenige bestimmt sich gegen dieselbe ausgesprochen haben. Ich mufs daher meine Behauptung mit einigen Zügen zu beweisen suchen. 238 Die Ansicht hat , wie ich glaube , viel mehr uubewufste als Lewufste An- hänger. Es scheint mir nämlich , dafs aus längst verflossener Zeit sich eine Menge Vorstellungen, die auf der Ansicht von einer Stufenleiter beruhen, sich fortge- pflanzt haben und ohne dafs wir es wüfslen, unsrer Ansicht der organischen Ver- wandtschaft eine Farbe geben , die nicht aus der Untersuchung stammt. Sind die Behauptungen , dafs die Cephalopoden oder die Krebse sich au die Fische anschlie- fsen oder gar in sie übergehen, nicht Ausdrücke dieser Grundansicht ? Aus einer unmittelbaren und freien Vergleichung der Organisation können sie doch wohl nicht hervorgegangen sejn. Eben so unbegreiflich ist die Verbindung zwischen den Echinodermen und Mollusken. Gehen diese Versuche, zwischen zwei entlege- nen Ländern Brücken zu schlagen, nicht aus dem Bestreben hervor, jedes Glied aut zwei Seiten anzuknüpfen ? Hatte man nämlich die Crustaceen aus dem Typus, der in den gegliederten Thieren herrscht, verstehen gelernt, so wollte mau nun, da man sie als die am meisten ausgebildeten derselben betrachtete, (womit ich nicht einstimmen möchte ,) auch von ihnen weiter gehen. Eben so glaubte man, es müsse ein Weg von dem höchsten Strahlthiere zu andern Ländern führen. — Sehen wir aber nach unsrer Ansicht die einzelnen Formen oder Gruppen von Formen als Va- riationen auf ein Thema an, so werden wir die Uebergänge nur einzeln finden und nur als Folge der Umbildungsfähigkeit einer Form , eben deshalb nicht als an sich noth wendig und bestimmend. Dann werden wir nicht verleitet werden , im Heterogen Uebereinstimmung zu finden, indem wir die Stufenfolge nicht als das Bedingende der thierischen Formverschiedenheiten ansehen. Die Streitfrage, ob die gegliederten Thiere oder die Mollusken höher ste- hen , scheint mir ebenfalls nur auf dieser Ansicht einer einreihigen Ausbildung zu beruhen. Falst man das Wesen der verschiedenen Typen gehörig auf, so scheint es leicht einsichtlich , wie in dem einen die plastischen Bildungen vorherrschen, in dem andern Empfindungs - und Bewegungsorgane. Das Herz und die Leber der Mollusken, so wie überhaupt ihre Drüsen, werden uus also wohl nicht be- stimmen können , sie höher als die gegliederten Thiere zu stellen. Beinahe ebeu so einseitig Aväre es, diese alle über die Mollusken zu stellen, obgleich sie im All- gemeinen doch durch gröfsere Mannigfaltigkeit der Aeufserungeu des Lebens eher auf eine solche Stelle Anspruch machen könnten. Im Grunde hat aber jeder die- ser Abschnitte des Thierreiches sein eigenes Maals , welches nur aus seinem Ty- pus "enommen werden darf. Je gröfser die histologische und morphologische Son- derung , desto höher nach uusrer Ansicht die Ausbildung innerhalb desselben Ty- pus. Eine geringere morphologische Sonderung ist aber immer eine Annäherung an den Grundtypus. Niedriger organisirt seheinen uns also die Anneliden wegen 239 Gleichheit der Glieder trotz des Gefäfssystems , dessen Beschränkung in den In- secten leicht verständlich ist durch die Entwickelung der Luftgefäfse. Nicht viel höher stehen uns die Myriapodeu , deren Frefswerkzeuge noch wahre Kopffüfse sind und deren Kopf nur wenig von den übrigen, fast gleichen Ringen geschieden ist. In den Thysanuren und Parasiten tritt mehr morphologische Sonderung her- vor, und sie lassen den Bau der wahren Insecten ahnden. So wie sich stufenweise Umbildungen von den Annulaten durch die Myria- poden, Thvsanuren, Parasiten zu den wahren Insecten erkennen lassen, eben so durch die lsopoden , Amphipoden, Stomapoden zu den Decapoden und durch die Scorpioniden zu den Araneiden. Warum mau aber die eigentlichen Spinnen oder die Decapoden unter den Krebsen für höher ausgebildet halten soll, als die eigent- lichen Insecten, ist nicht klar. Etwa des vollständigen Gefäfssystems wegen ? Dieses ist ja nur Folge einer weniger lebhaftem Wechselwirkung mit der Luft, de- ren stärkerer Eiufluls immer die Entwickelung des thierischen Lebens fördert. Giebt uns dagegen das Individualismen der organischen Bestandteile das Maafs für die Ausbildung, so bemerken wir in den zehnfüfsigen Krebsen aufser der ge- ringen histologischen Sonderung , die mir offenbar scheint , eine Tendenz , Sinnes- organe , Bewegungsorgane und plastische Organe in Einen Haupttheil zusammen- zudrängen, wodurch zwar der Typus stark umgestaltet wird, die wesentlichen Theile aber wenig gesondert werden ; in den Spinnen ist wenigstens der plastische Leib vom animalischen gesondert , in den Insecten mit Metamorphose aber schei- den sich Sensibilität, Irritabilität und Plasticität, und zwar nur bei vollendeter Entwickelung. Am höchsten ausgebildet unter ihnen scheinen mir wieder diejeni- gen, deren Bruststück nicht wie im Floh, den Coleopteren, Orthopteren in mehrere gesonrlerte Ringe zerfällt, sondern in Einen gesammelt ist. Diese sind es auch, in denen die ursprünglich übereinstimmenden Theile, wie die Füfse und Frefswerkzeuge, die gröfste Verschiedenheit erlangt haben. Sie sind es, welche die am meisten ausgebildeten Flügel besitzen und die uns überhaupt die mannig- faltigsten Aeufserungen des Lebens offenbaren. Zwar zeigen uns die Krebse ein Ohr und eine Nase. Allein wir dürfen nicht übersehen, dals der Kopf der In- secten klein genug ist, um solche Theile zweifelhaft zu machen, dals einige Na- turforscher sie wirklich gefundeu zu haben glauben und dals auf jeden Fall die Siunesempfindungen nicht fehlen. Wenn es gelingt, alle hergebrachten Vorstellungen von einer Stufenleiter /,. Die ver- ganz los zu werden, dann wird man jede Form als Modiiication einer allgemeinern TMere"sind Form und diese als Modifikation eines Grundtypus betrachten und von diesen Ge- vielmehr Va- sichtspunkten aus verstehen lernen. Dann wird man mehr darauf Bedacht haben, gewisser 240 Hauptfor- fjjj j et J e Thierart die allseitigen Verwandtschaftsverhältnisse zu bestimmen , als die Stelle in einer allgemeinen Stufenleiter. Sucht man aber nach einer Stufe der Aus- bildung, so wird man diese nur nach dem Maafse der Sonderung der Theüe und innerhalb des Typus, dem das Thier angehört, aufzusuchen haben. Dafs aber wirklich die hergebrachten Vorstellungen von einer Stufenleiter Leiter unserer An- sichten geworden sind , dafür glaube ich doch noch einige Beweise aufstellen und beleuchten zu müssen. Mau spricht so oft von Rückschritten in der Metamorphose einer ganzen 'L hierform oder eines einzelnen Organes. Sollte sich unter solchen Rückschritten wirklich etwas klar denken lassen, wenn man nicht annimmt, dafs die Gestaltung eines Thiers das Bedingende der Gestaltung eines andern Thiers ist ? So viel ist aber wohl einsichtlich, dafs einer solchen Darstellung schon die Vorstellung einer Stufenleiter zum Grunde liegt. Wenn man nämlich die offenbar verwandten Thiere zusammenstellt und nun sie mit den Formen ihrer höchsten Ausbildung an eine andere Reihe unten anschliefst, so wird man in dieser einen Rückschritt erkennen. Ich will nur kurz an das oben (Scholion V. §. 3.«.) benutzte Beispiel der Fische erinnern. Ja man spricht von dem Rückschritte einzelner Organe , und setzt dann doch voraus, dafs jedem Organe eine fortschreitende Entwickelung von der Mo- nade zum Menschen zukomme, und dafs diese Entwickelung nach der Reihen- folge der Thiere realisirt seyn sollte , wovon man denn nun die einzelnen Ausnah- men angiebt. Sind aber die Organe Modificationen von Fundamentalorganen, und diese verschieden nach dem Schema der Entwickelung (vergleiche das folgende ( orollarium) , so scheint in der Aufgabe selbst eine irrige Voraussetzung zu liegen. Ich glaube daher , dafs es für die vergleichende Anatomie , wenn sie auf die Er- kenntnifs der Bildungsgesetze gerichtet seyn soll, der einzig richtige Weg ist, au- Iser der steten Beziehung zu einem Grundtypiis, dem das ganze Thier angehört, die Organe für sich in den verschiedenen Formen zu vergleichen, wie Burdach in seiner Physiologie unternommen hat, ohne dieFormeu so an einander zu reihen wie man die Thiere, denen sie angehören, in anderer Beziehung für mehr oder weniger ausgebildet hält. Man wird dadurch erkennen, wie die allgemeine Bil- dung des ganzen Körpers eines Thiers, oder sein Verhältnifs zur Aufsenwelt, auf die Gestaltung der einzelnen Organe einwirkt und sich von verführenden Voraus- setzungen frei halten. Rück- ^ a k a ' Jer ( ^ ese Rückschritte in der Ausbildung der Organe nur ein Schein achritte Iie- s ind, der auf einer vorausgesetzten einreihigen Ausbildung beruht, sieht man am gen nur in ,. - -. t r ■ i • i t mi • 1 unsrer Vor- deutlichsten daraus, ilals sie schwinden, wenn man die Ihiere nach einem andern weil""^ organischen Systeme ordnet , als man eben zum Grunde gelegt hat. Ich hebe ein Bei- 241 Beispiel für viele hervor. Wenn ich die Ueberzeugung habe, dafs die geglieder- ten Thiere ia Eine Reihe fortgehender Ausbildung zu stellen sind , und sie nach der Ausbildung im Gefäfss)"steme ordne, so kann ich sie so auf einander folgen lassen: Wahre Insecten, Myriapoden, Arochniden, Anneliden. Dann sind die Augen durch die ganze Reihe zuriickschreitend. Ordne ich sie nach den Sinnes- organen und insbesondere nach den Augen, so sind umgekehrt die Gefäl'se rück- schreitend. Von den Athmungsorganen und dem Gefäfssysteme versieht es sich ohnehin von selbst, dafs das eine gegen das andere zurückschreitend scheint, da diese Systeme sich antagonistich bedingen. Betrachte ich sie als Modificationen eines Grundtypus, in welchen bald dieses bald jenes System mehr aus der ein- fachen Grundform umgebildet ist, so fallen alle Rückschritte weg- Was ich hier von den gegliederten Thieren gesagt habe, um ein anschau- * 1}ie Va ~ 00 ... . riationen liches Beispiel für sie zu wählen, gilt durchaus nicht für sie allein, auch nicht sind in v-er- blofs für das antagonistische Verhältnifs von Athmungsorganen und Gefäfssystem. Systemen ' Es zeigt sicli überall, wo überhaupt die Variation mannigfaltig ist. Ueberblicken ver « cn, e< ,en - wir die verschiedenen Formen der Säugethiere, so finden wir für eine Reihe von Organen andre Verwandtschaften, als für eine andere. Nehmen wir auf die Bildung des animalischen Theiles Rücksicht , die wir am Skelette am deutlichsten abmessen, so sind die Fledermäuse von allen eigentlichen Vierfüfsern gar sehr verschieden. Wir müssen in ihnen die am meisten abweichende Ordnung bilden. In Hinsicht der Verdauungsorgane sind sie den Insectenfressern gleich. Pallas, der in der Zoographia rosso - asiatica die Fledermäuse mit dem Maulwurfe eng verbindet, scheint mir daher eben so viel Recht zu haben, als Tiedemann, der ungefähr gleichzeitig sie in seiner Zoologie weit von einander trennt. Aus denselben Gründen verbindet Tiedemann den Seehund mit dem Dugon» die bei Pallas weit aus einander stehen. Dieser hat die Extremitäten, jener die Zähne gelten lassen. Was lehren solche Beispiele auders, als dafs die verschie- deneu orgauischen Systeme verschieden variireu. Maulwurf und Fledermaus suchen dieselbe Beute, jener in der Erde, diese in der Luft. RHre Bewegungs- organe sind daher verschieden nach dem Aufenthaltsorte. Der Dugong und der Seehund sind beide im Wasser, haben flossenartige Extremitäten, aber was sie im Wasser suchen, ist ganz verschieden. So ihr Gebilsnnd ihr Magen. Giebt unter solchen Verhältnissen eine Annäherung an den Menschen nicht immer für jedes organische System eine verschiedene Thierreihe, und wenn das ist , sind die Rückschritte nicht sinnlos ? Es ist überhaupt der Mensch wohl nur in Hinsicht seines Nervensystems und dem, was zunächst damit verbunden ist, die höchste Form der Thiere. Der aufrechte Gang ist nur Folge der höhern Ent- Hh 242 Wickelung des Hirnes, da wir überall finden, dafs, je mehr das Hirn das Rücken- mark überwiegt , um so mehr es sich über dasselbe erhebt. Ist diese Bemerkung gegründet, so lassen sich alle körperliche Unterschiede zwischen dem Menschen und andern Thioren auf die Hirnbildung zurückführen , und dann ist auch der Vorzug des Menschen nur ein einseitiger, wenn auch der wichtigste. Man muh in der That vom Vorurtheil eingenommen seyn , wenn man nicht den Magen des Rindviehes, der das Gras in Chylus umwandelt, für vollkommuer hält, als den Mäzen des Menschen. Viertes Gorollarium. Eintheilung der Thiere nach der Entwickelungsweise. a . Blick Es ist 'Jt der That merkwürdig, dafs man von den Thieren behauptet hat, ""/.S'ihrc ihr Embryo durchlaufe die Formen anderer Thiere , die man für die nieder n hält, Eintheilung. während etwas Aehnliches von den Pflanzen nie behauptet ist. Noch hat kein Botaniker zu beweisen gesucht, dafs der Embryo der dicotyledonischen Pflanzen anfänglich monocotyledonisch sey, oder umgekehrt. Der Unterschied zwischen den Monocotyledonen und Diootyledonen besteht aber nur in einer Verschiedenheit des Bildungstypus — und so bestätigt es sich auch hier, dafs der Typus gleich anfangs bestimmt wird, einen ganz kurzen Moment etwa abgerechnet, wo äufser- lich wenigstens kein Typus kenntlich ist. — Es bewährt sich ferner gleichfalls an den Pflanzen, dafs in der Entwickelung zuerst die allgemeinere Form sich zeigt und aus dieser die speciellere sich entwickelt ; denn die Samenblätter süid roh und wenig geformt, für eine Menge Pflanzen gleich, nur im Typus ver- schieden, und darauf erst entwickeln sich die specielleu Formen der Blätter, Knoten und Internodien , welche die individuelle Pflauzenform bestimmen. Wir können vielleicht noch mehr von den Botanikern lernen. Sie haben das Reich der Pflanzen in gröfsere Provinzen nach der Entwickelungsweise des Embryo ein"etheilt in Acotyledonen , Monocotyledonen, Dicotyledonen. Man könnte und sollte, demselben Priucipe folgend, das Reich der Thiere nach der Entwickelungsweise eintheilen. Indessen dürfte man einwenden, dafs ja die Bildung der Cotyledonen, als der ersten Blätter, mit der spätem Form der blattförmigen Entwicklungen über- einstimmt, und dafs die Eintheilung der Pflanzen nach den Samenblättern eben nichts ist, als eine Eintheilung nach dem Typus der blattförmigen Bildungen selbst , und also nach dem Bildungstypus der ganzen Pflanze. Diese Bemerkung ist sehr richtig aber sie beweist nicht , dafs die Eintheilung nach den Samen- *b ' 343 blättern unpassend ist. Denn da im Embryonenzustande der Typus am reinsten sich zeigt , am wenigsten zu einer individuellen Modification umgewandelt , wie eben schon das allgemeine Gegenüberstehen der Samenblätter in dicotyledonischeu Pflanzen erweist, während die späteren Blätter oft abwechselnd stehen, so ist eben der Character der Hauptgruppen — der Typus — im Embryonenzustande deutlicher, und die Botaniker sind durch die gröfsere Einfachheit der Forra- verhältnisse und durch die gröfsere Leichtigkeit, den Embryo zu untersuchen, dahin geführt, die Hauptgruppen nach ihm zu bilden. Die Zoologen sollten sich bemühen, ihnen hierin nachzukommen und dabei von der Ucberzeugung aus- gehen, dafs das Aufsuchen von verschiedenen Schema ten der Entwickelang nichts anders ist, als ein Suchen nach den verschiedenen Typen der Organisation, da ja eben die besondere Entwickelungsweise die Besonderheit der Organisation erzeugt. Vergleichen wir vorher die ßildungsgeschichte der Pflanzen im Allgemeinen b - Primä *ei - i n-i i i '• i i rrii • -i • i tt , . Unterschied mit der bildungsgescnichte der 1 hiere , so werden wir manene Ueberemstimmung, zwischen aber auch wesentliche Verschiedenheiten finden, die auf dem wesentlichen Unter- Thieren" "i n d schiede zwischen Thier und Pflanze beruhen müssen , und diese Verschiedenheiten der Ent " i • ii • i ■ • !,-■ i r- >• i • i i • • i , wickelune. können uns vielleicht einige Winke tur die bisher noch nicht genug gekannten Eutwickelungsformen der Thiere geben. — Wir finden in den Pflanzen ebenfalls wie bei den Thieren einen paarigen und einen unpaarigen Typus in den Mono- cotyledonen und Dicotyledonen, Nie aber wächst in den Pflanzen das Paarige wieder zusammen, wie in den Thieren, sondern alle Enlwickelung der Biälter, der Biumenkronen , der Staubwege und selbst der Samenkapseln besteht in einer fortgehenden Entfaltung nach aufsen. Im Thiere wölben sich die paarigen Platten gegen einander und verwachsen innig, Hohlen umschlief send. Die ve^e- tabilische Entwickelung ist also fortgehende Entfaltung , die animalische, wenig- stens in den höheren Formen, eine Umbildung, auch wenn sie von einer Am ausgeht. Damit stimmt es auch, dafs in ersteren der bei der Zeugung mitgege- bene Nahrungsstoff, der vor der Zeugung von der Masse des zukünftigen Embryo noch nicht geschieden ist , nie ein innerer ist , und das lehrt uns wieder eine ur- sprüngliche Verschiedenheit. Im Augenblicke nämlich, wo die Masse des wer- denden Embryo sich vom Nahruugsstoff'e scheidet, wie der Keim vom Dotter, niufs die Scheidung ein verschiedenes Lagerungsverhältuifs haben, worin wir von neuem einen Beweis finden können, wenn es eines solchen überhaupt bedürfte, dafs die erste Sonderung des Keimes nicht verschieden ist von seinem fernem Wachsthume, sondern nur der Anfang desselben, und eine Bestätigung der An- sicht . dafs, Avenn auch eine Zeitlang der thierische Keim in einigen Thieren de>, Hh 2 244 Dotter nur bedeckt, ohne ihn ganz zu umschliefsen , man doch diese Keimhaut als umhüllend ansehen darf (denn sie strebt danach) und als das Thier selbst (Schob II. §. 2.)- c Ver- Wenn wir die Entwickehmgsweise der verschiedenen Thierformen kenn- Formen der tcn 5 s0 wäre es der naturgeniäfse Gang der Untersuchung, in der Entwickelung Entwicke- ( |^ e verschiedenen Schemata der Bildung aufzusuchen und daran die Typen der hing 111 den ° » * Tiüeren. Organisation zu erkennen. Leider aber ist die Untersuchung sehr weit zurück, und wir haben daher versucht, vorher die Typen nach den ausgewachsenen Thierformen aufzustellen , und wollen nun die Frage über die Verschiedenheit der Entwickelungsweise derselben etwas beleuchten. er aufser der Schwierigkeit , mir von irgend einer Art eine fortlaufende Reihe von Embryonen zu verschaffen, in diesen selbst mehr Schwierigkeiten, als ich erwartet hatte. In den kleinen Muscheln sind, wenn die Schaalen schon sehr deutlich und von der merkwürdigen gleichschenkeligen Form sind, (welche Ja- cob s o n bewogen hat , neuerlich die ganz vernachlässigte Ansicht vonRathke wieder aufzunehmen , dafs diese Thierchen gar nicht die Brut der Muscheln, son- dern Schmarotzer sind), wenn die beiden Muskeln schon deutlich erkennbar sind und die Schaalen mit Kraft an einander ziehen, alle übrigen Theile noch so hell und so wenig different, dafs ich sie wenig von einander unterscheiden konnte. Ich habe daher die Untersuchung der Entwickelung der Muscheln wieder aufgege- ben und wül nur aus dem spärlichen Inbegriffe meiner Ausbeute bemerken : l) dafs die in den äufsern Kiemen befindlichen , zweischaaligen Thierchen ganz gewifs die Brut der Muschel sind und nicht Schmarotzer, denn die Kiemen sind gefüllt wenn der Eierstock entleert ist, man sieht unter den Eihüllen den Embryo sich bilden, sich bewegen und hervorbrechen; 2) dafs die Entwickelung von der Seite des Schlosses nach der enf gegengesetzten fortzuschreiten scheint und zugleich von vorn nach hinten, wodurch das hintere Ende erst später seine überwiegende Länge erhält- 3) dafs eben aus der oben erwähnten Durchsichtigkeit mit einiger Sicher- heit sich folgern läfst, dafs die Leber nicht so früh sich bilde, als man von den Mollusken zu erwarten geneigt ist *). An die Entwickelung der Schnecken mich wendend , fand ich auch hier die Untersuchung überaus schwierig und meine abgebrochenen Versuche sind durchaus nichts weniger als genügend. Man mufs, weil der Embryo zu dick und undurchsichtig ist, um seine innern Umgestaltungen ohne Zergliederung zu er- kennen, ihn unter dem Microscope zerlegen. Eine Zerlegung kann al»er bei der Kleinheit und Zähigkeit der Theile ohne die bedeutendsten Quetschungen undZer- *) Carus wurde durch Untersuchung von jungen Ascidien sogar zu der Verinnthung einer unge- mein späten Entwickelung der Leber geführt (Meckel't dtuttchet Archiv Bd. II.). 253 reifsungen nicht erreicht werden. Eben deshalb müssen die Versuche sehr oft ■wiederholt werden, bis man ein vollständiges Büd erhält. Ich glaube jedoch hin- längliche Momente erlangt zu haben, um daraus über das Schema der Eutwicke- luDg mir eine Ansicht zu bilden. Ich führe nur an, -v^as zur Sache gehört. Wenn ich hier und da nicht alles so erkennen konnte, wie meine Vorgänger, so mag der Grund vielleicht darin liegen, dafs ich nicht so anhaltend untersucht habe, als sie. Indessen ist es natürlich , dafs ich auf die eigene Beobachtung fortbaue. Andre mögen entscheiden , ob und wo ich irrte. Dafs die Eier der Wasserschnecken durch ein äufseres Eiweifs mit einan- der verbunden sind, jedes Ei seinen Dotter, (in seltenen Fällen auch mehrere) hat, dafs dieser Dotter in einem flüssigen Eiweifs enthalten ist, welches von einer Hülle umschlossen wird , setze ich als bekannt voraus. Der kürzlich gelegte Dotter besteht aus gröfsern hellem Bläschen , nebst kleinern punktförmigen Körnchen, und es scheint fast, als ob jedes Bläschen seine Atmosphäre von Körnchen hätte. Diese blasige Masse bildet aber nur das Innere der Dotterkugel, die äufsere Hülle derselben ist dichter und kleinkörnig. Carus Ijeschreibt am eben gelegten Dotter zwei gegenüberliegende helle Stellen, durch welche die Axe der künftigen Drehung bestimmt werden soll *). Da man nun später in der Axe der Drehung zwei Zapfen hervorragen sieht, so läfst Carus vermuthen , ohne es jedoch bestimmt zu behaupten , dafs aus den hellen Stellen diese Zapfen hervorwachsen. Von diesen Verhältnissen habe ich mich nicht über- zeugen können. Zwei hellere Stellen konnte ich am frisch gelegten Dotter nicht unterscheiden. Es schien mir nur eine da zu sejn, und oft ist auch diese sehr un- kenntlich. Wenn man nun das Ei unter dem Microscope dreht, so sieht mau al- lerdings, sobald die helle Stelle nach unten liegt, die Mitte des Eies wieder etwas heller, was aber daher zu rühren scheint , dafs die unten liegende helle Stelle der Bekleidung mehr Licht durchläßt, als durch den Dotter dringt, wenn die helle Stelle zur Seite hegt, Mein Zweifel über die zwei hellen Flecken wird aber vor- züglich durch eiue etwas spätere Zeit bestimmt, wo das Ei noch ohne Drehung ist und ganz bestimmt nur Eine sehr deutlich hellere Stelle hat, die etwas aus dem Umfange des Eies hervorragt, und zwar vorzüglich mit Einem Rande. Bald dar- auffängt nun das Ei au sich zu drehen, und die helle Stelle befindet sich nicht in der Axe, sondern im Umschwünge der Drehung. Der weitere Verfolg läfst dar- *) Von den äußern Lebentbedingungen der viei/r- und kaltblütigen Thiere. Leipzig 1824. 4t». Ente Beilage. 254 über keinen Zweifel, dafs diese helle Stelle die Sohle des werdenden Thiers ist, und der am meisten vorspringende Rand wird in späterer Zeit das Kopfende. Schon die ungleiche Färbung in der oberflächlichen Lage des Dotters läfst eine Keimhaut oder einen Keim annehmen. Sollte es sich bestätigen, dafs, wie Citrus beschreibt und a. a. O. Taf. I. Fig. W.A. abbildet, zwei gegenüberlie- gende helle Stellen am Dotter sind, so würde mau daraus schliefen müssen, dafs der Keim an diesen Stelleu erst später den weniger gefärbten Dotier überwächst, uud ich würde dann glauben müssen, dafs es mir nicht gelungen ist, eben geleg- ten Laich zur Untersuchung zu erhalten, denn allerdings habe ich nicht den Laich rou eingefangenen Schnecken bei mir in der Stube legen lassen. Die ersten An- lange des werdenden Embryo wären diese hellen Stellen dann gewifs nicht, das lehrt der weitere Verfolg. Selbst wenn die Angabe von Carus als richtig befunden werden sollte, ist doch, wie gesagt, nach eiu Paar Tagen nur Eine helle Stelle da, und diese erhebt sich in schiefer Richtung vom Dotter, wodurch ihre Durchsichtigkeit für dieBeob- achtung sehr vermehrt wird, und diese hervorgehobene helle Stelle ist die erste An- la°e für den am meisten animalischen Theil des Thiers. Der übrige Umfang des Keimes scheint den Dotter noch ziemlich eng zu umgeben. Wenn aber die Dre- hung schon deutlich wird, erscheint eine dunkle Kreislinie *) , die allmählig die Dotierkugel von einer äufsern Hülle, die sie überall umgiebt, sondert. Der Dot- ter nimmt nun an Färbung ab und wird bedeutend gröfser. Die Bläschen in ihm siud vergröfsert, sehr deutlich durch das Microscop kenntlich, und scheinen auch an Zahl zugenommen zu haben, so dafs man annehmen mufs, dafs sich allmählig durch Aufnahme des Eiweifses immer mehrere von den dunklen Körnchen des Dot- ters in Bläschen umwandeln. Was die Doiterkugel wie ein Sack umgiebt, ist der Leib des Thiers. Das Ganze hat eine unregelmäfsig runde Gestalt, doch ragt in dem umgebenden Sacke die früher erschienene helle Stelle weit vor. Etwas später wird der Embryo kahnförmig, der in ihm liegende sehr deutlich zu unterschei- dende jetzt mehr durchsichtige Dotter, in welchem mau jedes einzelne Bläschen erkennt, nimmt an dieser Gestalt Anlheil und erscheint nierenförmig. Der um- gebende Leib ragt von allen Seiten, auch am hintern, dem hellen Kopfende ent- gegengesetzten Ende mit breitem Saume (für die Ansicht unter dem Microscope) über dem Dotter hervor. Noch etwas später scheint der Dotter ganz das hinterste 'Ende des Embryo einzunehmen. Dieses rülirt zum Theil von der stärkern Krüm- *) Eine Kreislinie für jede Ansicht durch das Microscop, in der That also eine sphärische Be- grenzung. 255 mung des Embryo , zum Theil ist aber wirklich der Dolter mehr nach hinten ge- rückt. Die Entwicklungsstufe, die ich jetzt meine, weifs ich nach dem Zeit- maafse nicht zu bestimmen. Sie fällt nach Carus Darstellunii auf den siebenten Tag. _ Es sind um diese Zeit und schon etwas früher zwei seitliche Zapfen in der Axe der Drehung kenntlich. Ich habe mich auf das Bestimmteste überzeugt, dal» diese Zapfen die seitlich vorragenden Ränder des Kragens sind , wie schon Carus vermuthet. Carus bemerkt ferner gegen S t i e b e 1, dafs immer die hintere Hälfte des Enibryo die grofszellige ist. Das ist auch so auffallend, dafs Stiebel wohl nur durch einen Schreibfehler zu der entgegengesetzten Aeufserung gekommen seyn kann. Diese Ansammlung grofser Zellen halte ich aber für eine Art von Doltersack, nämlich für den noch nicht in einen Darm ausgesponnenen Theil des Dotters, denn es ist zuvörderst augenscheinlich, dafs die Zellen nicht in der Ober- fläche liegen , wie man aus einem dünnen Saume erkennt, der den Umfang der grofszelligen Masse ümgiebt und selbst aus einer eben so feinkörnigen Masse be- steht, als die Masse des Kopfes ist; ferner hat der Umfang der grofszelligen Masse im Innern des Leibes eine ziemlich bestimmte Grenze, und endlich sind dieZellen, oder vielmehr Bläschen vollkommen den Bläschen ähnlieh , die man vom Anfange an im Dotter, nur immer im Wachsen begriffen, erkennt, sie sind auch von der- selben körnigen Masse umgeben. Endlich müfste der Dotter ganz plötzlich ver- schwinden, nachdem er lange an Masse zugenommen hatte , wenn man ihn nicht in diesem, jetzt im hintersten Ende liegenden Sacke wieder erkennen wollte. Carus glaubt, dafs schon am siebenten Tage die hintere Spitze des Em- bryo von einer Leber eingenommen werde. Ich habe mich hiervon nicht über- zeugen können, und habe vielmehr die Leber mit Deutlichkeit erst an schon aus- gekrochenen Schnecken beobachtet. Vielleicht ist sie schon in der letzten Zeit des Lebens im Eie, wo man um den überall gebildeten Darm eine weiche Masse erkennt, an der ich bei der Zergliederung jedoch keine bestimmte Organisation unterscheiden konnte, während ich doch nach dem Auskriechen die Gallengänge gefunden zu haben glaube. — Wenn die Schaale zuerst als eine ganz durch- sichtige Hülle von ausgeschiedenem Eiweilsstoffe kenntlich wird, eine Bildung, die nach Carus auf den loten und Uten Tag fällt, ist das hintere Ende des ge- krümmten Leibes von derselben grofszelligen Masse ausgefüllt, wie früher. Die umkleidende Haut scheint aber merklich dünner geworden zu seyn, indem ilitnv Masse jetzt ziemlich dicht unter der Schaale liegt. In der Masse sah ich zwei in spitzen Winkeln sich schneidende Schatten, die ich mir durchaus nicht anders deuten kann, als dafs sich der Dottersack verlängert und dafs die hintere blinde 256 Spitze sich um sich selbst umgeschlagen hat. Jetzt ist noch der Embryo ziemlich symmetrisch, doch ragt das hintere umgeschlagene Ende der Dottermasse ein klein wenig nach rechts vor. Es gelang schon eine Zergliederung mit spitzen Nadeln unter dem Microscope einigermafsen und liefs einen engen vordem Theil des Darm- kanales erkennen, der vom Kopfende nach dem hintern Ende fortlief und hier mit plötzlicher Erweiterung, die nur zu leicht abreifst, in die großzellige Masse über- zugehen schien. Es ist mir nicht recht erinnerlich , ob es schon um diese Zeit, oder wie es mir wahrscheinlicher ist, etwas später war, wo ich einen vordem Theil des Darmes mit dem deutlich erkennbaren Magen ausarbeitete und hinter dem Magen den Darm von der erweiterten Stelle abrifs. Es braucht kaum erzählt zu werden, wie das hintere Ende nun immer mehr nach rechts geschoben wird und sich aufwindet, wobei sich die Schaale verdickt und undurchsichtiger wird. In der zweiten Hälfte des Edebens läfst sich der ganze Darmkanal , der bis auf den Magen ziemlich gleich eng ist , ausarbeiten. Er liegt nun im hintern Theile nicht mehr eng der äufsern Bekleidung an, son- dern zwischen beiden ist eine sehr weiche Masse , an der ich keine Structur er- kennen konnte. Man sieht leicht ein , was ich aus diesen Beobachtungen zu folgern geneigt bin. Es scheint mir , dafs der Dotter von einem Keime umschlossen wird, dafs dieser Keim, wie überall, das künftige Thier selbst ist, welches den Dotter als lYahrungsstoff umschliefst und eben deshalb die ganze Dotterkugel nichts ist, als ein Embryo mit grofser verdauender Höhle. Im sackförmigen Keime erscheint entweder schon bei der Geburt oder sehr bald nach derselben eine hellere Stelle, durch welche man in den Dotter hineinsieht, und welche dadurch erkennen läfst, dafs das Innere der Dotterkugel weniger dunkel ist, als der gröfste Theil der Ober- fläche (des Keimes) , und eben deshalb den Unterschied zwischen Keim und der übrigen Dotiermasse bemerklich macht. Die helle Stelle ist mit dem Fruchthofe in der Keimhaut des Vogels in so fern verwandt, als diese einen eben solchen Ge- gensatz zu dem körnigen Gefäfshofe und Dotterhofe offenbart, wie die helle und glatte Stelle zu dem gröfsern dunklern und körnigen Theile des Keimes im Schneckenei. Darin ist aber ein Unterschied , dafs in dem Fruchthofe des Vogel- eies der Embryo sich bildet und erst sehr spät der Gefäfshof in den Embryo mit aufgenommen wird. In der Schnecke aber wird der dunkle Theil des Keimes gleich anfangs Leibestheil , und zwar nicht ein umhüllter, sondern ein umhüllen- der. — Der ganze sackförmige Keim sondert sich dann in zwei Hauptschichten, eine äufsere animalische und eine innere plastische Schicht. Die letztere bleibt nun unmittelbare Hülle des Dotters und wird die Haut des verdauenden Kanales, wäh- während sie sich von der äufsern löst. Nur an zweien Stellen scheint sie mit den äufsern verbunden zu bleiben, den künftigen Mund- und After«eoenden. Die Hauptmasse des Dotters, die ich Dottersack genannt habe, blofs um die sackför- mige Gestalt anzuzeigen, zieht sich nach hinten und rechts von dem hellen Flek- ken zurück, wodurch dieser immer mehr als die vorragende Stelle kenntlich wird. Es wird dadurch an den beiden Anheftungspunkten ein Mund- und ein Aflerdarm aus dem Dottersacke gleichsam ausgesponnen. Der mittlere Theil der Schleim- hautröhre ist noch sackförmig , verengt sich aber auch bald, indem er zugleich sich spiralförmig aufwindet und gegen die angrenzende Gegend der .äufsern Hülle andrängt. Dafs sich die Mitte des plastischen Theiles mehr nach hinten zieht, als umgekehrt der animalische Theil sich nach vorn verlängert, schliefse ich aus dem Dünnerwerden der äufsern Hülle über der Darmspirale. Es scheint in der That, als ob das Bild, das Cu vier gebraucht, wenn er uns den Bau der gewundenen Schnecken anschaulich macht, indem er sagt, ihre plastischen Organe lä<*en so, als ob sie einen Bruch bildeten, durch die Entwickelungsgeschichte vollkommen gerechtfertigt würde. Es hat ferner das Ansehn , als ob um diese Zeit die ersten Windungen der Schnecke, wenn die Schaale sich zu bilden anfängt, von der Spi- rale des Darmes ganz ausgefüllt wären. Wenn nun aber später der Darm auch in dieser Gegend sich verengt, so kann er die Schaale nicht mehr ganz ausfüllen, er nimmt eine andere Gestalt an, und dadurch wird vielleicht der Absatz der fast ungeformten Masse veranlafst, die man in späterer Zeit des Embryouenlebens in der Spitze der Schaale bemerkt. Es versteht sich von selbst, dafs die Bildungsweise der nackten Schnecken etwas abweichen mufs. Der Hauptunterschied läfst sich darin vermuthen , dafs die Darmspirale weniger gegen die äufsere Hülle andrängt. Deswegen bleibt auch der äufsere oder animalische Theil mehr symmetrisch, denn offenbar sind es die plastischen Organe, welche die Spirale der äufsern Form erzeugen. Einen solchen Einflufs der plastischen Organe auf die äufsere Form finden wir sonst nirgends. In den andern Typen ist der animalische Theil durchaus der bestimmende, in den Mollusken der plastische. Ich mufs das Wenige an den Schnecken beobachtete vorläufig für die ganze Heihe der Thiere des massigen Typus gelten lassen, da ich von der innern Bil- dung der Muscheln noch gar nichts Zusammenhängendes berichten kann. Doch schon hiernach schein* jeder Haupttypus der thierischen Organisa- k. Vergjei- tion ein besonderes Schema der Entwicklung zu befolgen, was freilich sich nicht ve"*"hiede anders erwarten läfst, da die Art und Weise, wie die Theile an einander gefügt ne » Eniwik- sind, nur das Resultat der Gestaltungsweise seyn kann. Im Grunde hätte ich also roen?* 8 Kk 258 die Ausdrücke Typus und Schema mit einem gemeinsamen vertauschen können. Ich habe sie nur aus einander gehallen, um eben dadurch recht anschaulich zu machen, dafs jede organische Form, in Hinsicht des Typus, das was sie ist, durch die Art der Bildungsweise wird. Das Schema der Entwicklung ist nichts als der werdende Typus, und der Typus das Resultat des Bildungsschema. Eben deshalb ist der Typus erst ganz zu verstehen aus seiner Entwickelungsweise. Diese bringt in die ursprünglich nach den wesentlichen Verhältnissen überein- stimmenden Keime Verschiedenheit. Es müssen verschiedene Bedingungen oder bildende Kräfte auf die Keime einwirken, um diese Mannigfaltigkeit zu erzeugen, worüber wir später ein Paar Fragen aufwerfen wollen. i. lieber- Hier schliefsen wir aber noch die Bemerkung an, dafs die ursprüngliche einstimmen- Uebereinstimuiuns aller thierischen Keime auch in den ausgebildeten Formen ncs in allen o _ o Entwicke- nicht ganz schwindet und dafs wir den tiefsten für uns erreichbaren Unterschied men. der Thierformen in der Entwickelungsweise aufzusuchen haben. Was die ursprüngliche Uebereinstimmung anlangt, so erinnere ich, dal 's nach dem Corollarium des zweiten Scholions jedes Thier zuvörderst ein Theil seiner Mutter ist, dafs es selbstständig wird, entweder durch unmittelbare Ent- wickelung der Mutter selbst, oder nach Einwirkung eines männlichen Princips, und dafs dann der erste Act der Selbstständigkeit darin besteht, in eine Blasenform überzugehen , indem entweder das Ganze der Leib des neuen Thiers ist, oder der werdende Leib (der Keim) sich von einem blofs ernährenden, von ihm um- schlossenen Stoffe trennt. Hier theilen sich Thier und Pflanze, da die Pflanze den ernährenden Stoff nicht umschliefst. Die Blasenform ist also der allge- meinste Character des Thiers, der Gegensatz von äufserer und innerer Fläche der allgemeinste und also wesentlichste Gegensatz im Thiere. (Vergl. oben Schob V. §. 4. d.) Es bleibt noch ferner eine Uebereinstimmung zwischen allen Entwicke- luugsformen. In allen Thieren nämlich , welche einen Keim und einen Dotter in früher Zeit haben , scheidet sich der umgebende Keim in mehrere Schichten ; die dem Dotter zugekehrte ist die plastische, aufnehmende, die von ihm abgekehrte die mehr animalische, wenn auch die äufserste Grenze derselben nur Grenzorgan wird, und sich mehr oder weniger mit einer ausgeschiedenen nicht lebendigen Schicht bekleidet. Dafs nun das Gefäfssj\stem , wenn es anders von der ver- dauenden Höhle geschieden ist, sich nach aulsen von ihr, dem animalischen Theile näher bildet, dafs im animalischen Theile Muskeln, Nerven u. s. w. sich trennen, scheint ebenfalls noch der Idee des Thiers überhaupt anzugehören, uud 259 je weiter diese histologische Sonderling geht, desto mehr ausgebildet nennen wir ein Thier. Davon ganz verschieden ist aber das Lagerungsverhältnifs der Theile. ">. Haupt Dieses wird durch die äufsere Form der Entwickelung bestimmt. heften d« Q Wir haben vier Hauptformen oder von uns sogenannte Schemata der Ent- Entw i, cke - * ° liingsfor- wickelung unterschieden. men. Die strahlenförmige Entwickelung (evolutio radiata), welche von einem Mittelpunkte aus das Gleichnamige peripherisch wiederholt. Die gewundene Form der Entwickelung (evolutio contorta~) } welche das Gleichnamige um einen Kegel oder andern Raum dreht. Die symmetrische Entwickelung Qevolutio gemina*), die das Gleichnamige von einer Axe zu beiden Seiten bis zu einer der Axe gegenüberliegenden Schlufslinie vertheilt. Die doppelt symmetrische Entwickelung (evolutio bigemina) } die von einer Axe aus das Gleichnamige von beiden Seiten aus nach oben und unten ver- theilt und in zwei Schlufslinieu zusammenführt, so dafs die innere Schicht des Keimes unten und die obere Schicht desselben oben umschlossen wird. Wir wissen, dafs in den höhern Wirbelthieren der Keim sich bald in zwei Theile sondert: einen innern, den man insbesondere den Embryo, und einen äufsern, den man die Keimhaut nennt. Ich habe schon bemerkt, dafs jener nichts ist , als ein Theil des Keimes , der sich nach dem jedem Thiere eigen- thümlichen Schema der Entwickelung umbildet, während der peripherische Theil in der Entwickelung zurückbleibt. Iu Säugethieren , Vögeln und den Reptilien ist der mittlere Theil nur klein gegen den äufsern und er umwächst all- mählig den Dotter, die Schlufslinie der Bauchseite bildend. Im Frosche ist zwar der äufsere Thed des Keimes sehr dick , doch ist , glaube ich , eine Sondertmg in Embryo und Keimhaut nicht zu läugnen , denn der mittlere Theil ist in dem Augenblicke, wo sich der Rücken schliefst, noch sehr viel dicker, und die Ab- grenzung ist ziemlich scharf zwischen den Bauchplatten und dem einen äufsern Theüe, den ich für die Keimhaut ansehe. Die erstem wachsen gegen die Schlufs- linie des Bauches zusammen. Eben so schien es mir in ganz jungen Barschen, wo die Keimhaut viel dünner und durchsichtiger ist. Ich sah neben dem Stamme der Wirbelsäule ein Paar sehr schmale dunklere Streifen als werdende Bauch- platten. Aus diesem Grunde kann man, glaube ich, von den Wirbelthieren all- gemein sagen, dafs der Embryo mit seinen Bauchplatten den Dotter umwachsen wird, obgleich dieser schon früher von der Keimhaut umhüllt ist. In den ge- gliederten Thieren ist es eben so. Ihre Seitenplalten sind durch Dicke von der Kk 2 s 260 ei »entlichen Keimhaut deutlich unlerschieden , sie umwachsen auch den Dotter. In den Mollusken aber scheint dtv ganze Keim sich gleichniäfsig zu verändern. Man darf von ihnen daher nicht sagen, dafs der Embryo den Dotier umwächst, sondern richtiger, dafs er vom Augenblicke der Befruchtung an umhüllend bleibt ; denn eine Sonderung des Keimes in Embryo und Keimhaut ist nicht kenntlich, vielmehr wird der ganze Keim Embryo. Dasselbe würde höchst wahrscheinlich im strahlten Typus Statt finden, wenn eine Thierform aus dieser lieihe sich aus einem wahren Eie entwickeln sollte, worüber es an aller Erfahrung fehlt*). Wenn alle aus blofsen Keimkörnern werden sollten, so ist das Verhältnifs noch augenscheinlicher , da ja ein Keimkorn , so vitl wir wissen , sich ganz entwickelt und nichts ist, als ein Keim ohne Dotter. Wir dürfen hierbei ein interessantes Verhälliiil's nicht übersehen. In den- jenigen Eiern, in welchen der Keim sich deutlich in einen Embryo und eine Keimhaut sondert, ist es der animalische Theil des Embryo, der diese Sonderung bedingt. Der animalische Theil ist es, der so stark wächst, dafs man die Ab_ jjueazuaa des Embryo gegen die Keimhaut erkennt. Erst wenn er die ganze Form des Thiers bedingt hat, scheint der plastische Theil eine gewisse Selbstständig- keit zu erhalten, die in den gegliederten Thieren sich öfters nur auf Abtrennung beschränkt und dann tue einzelnen Organe hervortreten läfst, in den Wirbel- thieren alier doch so viel Macht erhält, dafs sich das plastische System unsym- metrisch ausbildet. Von der Einwirkung des plastischen Theiles auf den ani- malischen ist kaum hie und da eine Spur zu erkennen. Anders ist -es in den Mollusken. Der plastische Theil wird sehr früh selbstständig und er wirkt be- stimmend auf die äufsere Form. Man sieht, wie der wesentliche Character des Thieres sich sehr früh offenbart und wird es in der Entwicklungsgeschichte be- gründet finden , dafs die Mollusken auf den Namen der plastischen Thiere An- sprüche machen dürfen. Man wird hiernach auch besser beurtheilen, mit welchem Hechte man die Mollusken mit dem vegetativen Abschnitte des Leibes der Wirbelthiere vergleichen kann, nach dem vorwaltenden Character nämlich, nicht nach der Summe aller einzelnen Theile. In den Mollusken nämlich ist auch ein relativ animalischer Thed, der die ganze Peripherie einnimmt und in der Sohle der Gasteropoden am meisten ausgebddet ist. Sie sind im Vergleich zu *) Es kann kaum etwas für die Entwickelungsgeschichte jetzt interessanter seyn , als die Beob achtnng der Entwickelung der Seesterne und nächst diesen der Cephalopoden. Nach Cavo- lini sollen diese einen aus dem Munde heraushängenden Dottersack haben {Abhandt. über die Erzeugung der Fische und Krebft, übers, von Zimmermann, 1792. S 54), was schwer zu begreifen ist. 261 andern Tliieren lebendige Bäuche, allein da diese Bäuche sich selbständig, ohne Eiuüuls eines höher gebildeten animalischen Theiles entwickeln, so haben sie doch auch einen Theil , der für sie mehr animalisch ist , und das ist derjenige, der die äufsere vom Dotter abgekehrte Fläche ihres Keimes ursprünglich bildete. In allen vier Formen verändert dre dem Dotter zugekehrte Fläche des Keimes ihre Lage zu demselben nicht, sondern behält dieselbe und wird die ver- dauende Fläche des ausgewachsenen Thiers. In allen Formen ist ferner das Peripherische des ausgewachsenen Thiers die äufsere dem Dotter abgekehrte Fläche des Keimes. Deswegen glaubte ich oben mit Recht behaupten zu können, dafs es das Verhällnils zum Dotter ist, welches im Keime die primäre Sonderling in eine animalische und eine plastische Schicht erzeugt. — Aber nicht in allen Thieren bleibt die ganze äufsere Lage des Keimes äufserlich. In den Wirbel- thiereu wird durch die eine Hälfte der doppelt symmetrischen Entwickelung ein Theil der äufsersten Fläche umschlossen und verwandelt sich in die Nervenröhre, das Rückenmark mit dem Hirne, Theile, welche daher nothwendig den andern Typen fehlen müssen. Ich möchte hieran recht anschaulich machen, wie es das Schema der Entwickelung ist, welches den Hauptcharacter des Thiers erzeugt. Nehmen wir an, dafs in irgend einem Glieder thiere, welches im Momente seiner frühesten Bddung begriffen ist, ein Thed des Keimes von beiden Seiten sich erhöbe und dadurch einen Theil der äufsern Fläche umschlösse, so würde der umschlossene Theil ein animalischer Centraltheil seyn. Dann würden die inuern Urgane alle im Verhältnils zu ihm wie im Wirbelthiere liegen, die plastischen Nerven ausgenommen, welche durch den Einilufs des animalischen Nerven- systems diesem letzten in den Wirbel thieren genähert scheinen. Im Verhällnils zur Aufsehwelt aber lagen alle inuern Theile umgekehrt, da der Centraltheil selbst nach unten liegen würde. Wollten wir das Thier umkehren, so würden alle äufsern Thede im Verhällnils zur Aufsenwelt verkehrt liegen, die Extremitäten und die Sinnesorgane, und vorausgesetzt, dafs die Streckseiten und Beugeseiten sich nicht durch den Hinzutritt des neuen Centraltheiles umgekehrt hätten , auch diese. Hieraus schliefsen wir nun zurück, dafs durch das Auftreten eines Central- theiles für den animalischen Leib zwar die Lage der plastischen Organe unver- ändert geblieben ist und ihr Verhältnis zu der nächsten animalischen Schicht, das Verhällnils zur Aufsenwelt aber und alles, was dieses Verhältnifs im Körper repräsentirt, sich umgekehrt hat. Im erstem Falle , wo der Fortgang der Ent- wickelung einfach symmetrisch ist, wird die Centrallinie , von der sie ausgeht, ßeugeseite des Thiers ; bei doppelt symmetrischer Entwickelung wird die Seite, von der sie ausgeht, Streckseite. Nach der Beugeseite hin entwickeln sich die 262 Extremitäten und die Fufswerkzeuge. Schon dadurch erweist sie sich als die dem Planeten in ihrer tiefsten Bedeutung zugekehrte. Nach der Streckseite , der vom Boden abgekehrten , bilden sich die Sinneswerkzeuge aus. Ich habe dieses Corollarium mit der Bemerkung begonnen , dafs man nach der Eulwickelungsweise die Thiere eintheilen sollte, und ich habe ausführlich genug gezeigt, dafs die Haupttypeu ihre eigene Form der Eutwickelung haben. Nur mit ein Paar Worten erlaube ich mir noch hier anzudeuten , dafs wir in der Entwicklungsgeschichte , wenn wir sie genau genug für die verschiedenen Klassen und Familien der Thiere kennten , wolü den sichersten Wegweiser auch für die weitere Eintlieilung erhalten würden. Haben wir diese im Auge, so werden wir die wahren Insecten leicht für eine höhere Stufe der Ausbildung erkennen, als die Arachniden und Crustaceen. Wir werden die Batrachier für verschieden genug halten, um sie mit Blainville von den Reptilien als be- sondere Klasse zu scheiden — und was haben sie denn mit diesen anderes gemein , als dafs sie keine Fische , keine Vögel , oder Sa'ugethiere sind ? 263 Scholion VI. Allgemeinstes Resultat. Ueberblicken -wir den Inhalt sämnitlicher Scholien , so geht aus ihm ein allgemeinstes Resultat hervor. Wir fanden, dafs die Wirkung der Zeugung darin besteht , einen Theil zu einem Ganzen zu erheben (Schob II.).; dafs in der Ent- wicklung die Selbstständigkeit im Verhältnifs zu seiner Umgebung wächst (Schob II.) , so wie die Bestimmtheit seiner Gestaltung (Schob I.) ; dafs in der innern Ausbildung aus allgemeineren Theden speciellere sich hervorbilden und deren Besonderheit wächst (Schob IIb) ; dafs das Individuum als Inhaber einer bestimmten organischen Form allmählig aus allgemeineren Formen in die mehr besonderen übergeht (Schob V.), und können nun das allgemeinste Resultat der Untersuchungen und Betrachtungen wohl so aussprechen : Die Entwiclelungsgeschichte des Individuums ist die Geschichte der wachsen- den Individualität in jeglicher Beziehung. Dieses allgemeinste Resultat ist freilich so einfach , dafs es keines Beweises durch Beobachtung zu bedürfen, sondern a priori erkannt werden zu müssen scheint. Allein wir glauben, dafs diese Einfachheit nur das Gepräge der Wahrheit und eben deshalb auch Bürge derselben ist. Hätte man das Wesen der Eutwickelungs- geschichte von vorn herein so erkannt, wie wir es eben ausgesprochen haben, so hätte man daraus auch deduciren können und sollen, dafs das Individuum einer bestimmten Thierform diese erreicht, indem es aus einer allgemeinern in die besondere übergeht. Allein die Erfahrung lehrt überall, dafs die Deductionen immer sicherer werden, wenn ihre Resultate vorher durch die Beobachtung ermittelt sind. Der Mensch müfste ein noch gröfseres geistiges Erbtheil erhalten haben, als er wirklich besitzt, wenn es anders seyn sollte. Hat aber das eben ausgesprochene allgemeinste Resultat Wahrheit und Inhalt, so ist es Ein Grundgedanke, der durch alle Formen und Stufen der 264 tluerischen Entwicklung geht und alle einzelnen Verhältnisse beherrscht Der- selbe Gedanke ist es, der iru Welträume die vertheilte Masse in Sphären sam- melte uud diese zu Sonnensystemen verband, derselbe, der den verwitterten Staub an der Oberfläche des metallischen Planeten in lebendige Formen her- vorwachsen liefs. Dieser Gedanke ist aber nichts als das Leben selbst, und die Worte und Sylben, in welchen er sich ausspricht, sind die verschiedenen Formen des Lebendigen. ' ■ . i :! . 265 Erklärung der Abbildungen. Tafel I. und IL Die beiden ersfen Tafeln enthalten Abbildungen von Durchschnitten des Hühner - Embryo aus der ersten Zeit der Bebrütung, und sollen anschaulich machen, wie ein Theil des Keimes sich in den Embryo umwandelt. Sämmtliche Abbildungen sind ungefähr sechsmal vergröbert. Die Durchschnitte sind theils Längsdurchschnitte, theils Queerdurcl.chnittl Jm Allgemeinen ist der Gesichtspunkt immer im Auge behalten worden alle Theile in ,] gegenseitigen Lage darzustellen. Indessen würde eine zu strenge Befolgung dieses Grundsatzes dem Zwecke der Abbildungen, der möglichsten Deutlichkeit, nicht entsprochen haben De/ wegen ist 1) in den Längsdurchsclmitten auf die vom dritten Tage an auftretende Krümmuno des Kopf -und Schwanzendes nach der Seite nicht Rücksicht genommen, sondern die Mittel flache des Körpers ist als eine Ebene angesehen. Eben so ist 2) in allen diesen Durch schnitte« der Harnsack als in der Mittelfläche des Körpers gelegen betrachtet, und auch das Herz mi1 seinen einzelnen Theilen. Endlich sind 3) die späteren Embryonen vom dritten Ta«e an ein wenig aus der Krümmung gezogen, jedoch so, dafs der Embrvo des fünften Tan es immer mehr gekrümmt erscheint, als der des vierten, und dieser mehr als der dreitägige wo dürr h as gegenseitige \ emaltnils weniger gestört ist. In allen Abbildungen ist die Dotterhaut durch eine punktirte Linie, che Keimhaut durch drei versclueden gefärbte Linien angedeutet, indem das Schleimblätt gel« das Gefäfs blatt roth und das seröse Blatt schwarz gefärbt ist. Dieselben Farben sind in'den Theilen bei behalten-, in welche sicli die Keimhaut umwandelt. Wo aber der Schnitt auf ein wirkliches Blutgeials trifft, ist dieses durch Zinnober angedeutet, während das Gefafsblatt als solches mit Carrnin gezeichnet ist. Im das später sich findende Körpervenensystem von den Dottervenen (die zum Pfortadersystem gehören) zu unterscheiden, sind die erstem blau gezeichnet Die DottergeMse sind aber mit Zinnober gefärbt, sie mögen Arterien oder Venen seyn { "» de» Zusammenhang der Gefäfse verständlicher zu machen, sind auch seitliche Gefafse angegeben. Diese sind aber nicht durch ausgezogene, sondern durch punktirte Linien angedeutet, damit das Auge sich sogleich bei der Ansicht Orientiren möge über das was in der Mittelebene und was aufser ihr liegt. In den Längsdurchschnitten konnten Rückenmark und Kuckenplatten nicht unterschieden werden, ohne der Deutlichkeit zu schaden. LI 266 Die Längsdurchschnitte sind mit römischen Ziffern bezeichnet, die ihnen entsprechen- den Queerdurchschnitte mit arabischen Ziffern desselben Werthes. Die Buchstaben für die Bezeichnung der einzelnen Theile sind nicht in allen Abbildungen sämmtlich aufgeführt , um diese nicht durch Ueberladung undeutlich zu machen , alle Längsdurchschnitte haben aber über- einstimmende Bezeiclmung , eben so die Queerdurchsclmitte eine zweite , so dafs die Bezeich- nung in einer Figur leicht auf die andere übertragen werden kann, besonders da die Figuren so gestellt sind, dafs sie sich leicht gegenseitig erläutern. Die Tafel I. giebt DurchscJuiitte aus der ersten Periode, oder den beiden ersten 'Ingen der Bebrütimg, die Tafel II. aus der zweiten Periode, oder den drei folgenden Tagen , und zwar ist Fig. I. Längsdurchsclinitt 1 ,■»»■., , jr- . n. j 1 i -^ r aus der illitte (oder etwas später) des ersten Tages. rig. 1. Queerdurchsclinitt J r v o Fig. II. Längsdurchsclmitt '■ jp. ri r\ j i i -^ r aus der zweiten Hälfte des zweiten Tages. rig. 2. Queerdurchsclinitt j ° . Fig. III. Längsdurchschnitt 1 Fig. 3. Queerdurchsclmitt / aUS dem ***"** deS ZWeiten Ta S eS - KB. Die Nebenfigur 3' giebt die Ansicht von der Rückenseite des Embryo. Fig. IV. Längsdurchsclmitt "1 , tt- , r\ j i i -^ r aus der Mitte des zweiten Tages. rig. 4. l^ueerdurchschnitt J Fig. V. Längsdurchsclmitt | _ E ,. _ ^ iii. ^ aus dem linde des zweiten lages. rig. 5. Queerdurchsclmitt j ° Fig. VI. Längsdurchschnitt aus dem dritten Tage. Fig. 6' und 6 Queerdurchsclmitte von Embryonen desselben Tages. 6* zeigt einen frühern, 6 einen spätem Bildungsmoment. Fig. VII. Längsdurchschnitt aus dem vierten Tage. Fig. 7 und 7 Queerdurchsclmitte aus derselben Zeit , und zwar ist 7 eine frühere , 7" eine spätere Bildung. Fig. VIll. Längsdurchsclmitt 1 , ,. ,. _ ,..„,-. , , , . ? aus dem Hüllten läge. rig. 8. Queerdurchsclinitt INB. Damit die Queerdurchsclmitte, wenn man sie in der Reihe betrachtet, die all- mälilige Fortbildung erläutern , sind sie vom dritten und vierten Tage sämmtlich aus derjenigen Gegend des Leibes gewählt , in welcher der Darm noch nicht geschlossen ist. Aus denselben Embryonen würden Queerdurchschuitte in dem vordersten oder hintersten Theil des Leibes ein ganz anderes Ansehn gewähren. Fig. 8. ist als ein Schnitt dicht hinter dem Dottergange zu betrachten. Jn allen Längsdurchsclmitten wird bezeichnet durch: A der Rand der Keimhaut. B die Grenze des Gefäfsblattes derselben. In späterer Zeit bezeichnet B zugleich den Durchschnitt der Grenzvene. C die Dotterhaut. D die Eischaalenhaut. E die Centralhölile im Dotter. 267 F der aufsteigende kanal aus derselben. G der Hügel der Keimschicht. H der weifse Rand desselben. /, Ä", L die Halonen. a das vordere Ende der Wirbelsaite. h das hintere Ende derselben. a b die Wirbelsaite. c das vordere Ende der Rückenplatte. c b die Rückenplatte. d das vordere Ende des Speisekanals ; später die MundöiFnung. e der Athmungsapparat. NB. In Fig. VI. , wo der Atiunungsapparat Mos seitlich hervorgetreten ist , niclil nach unten, findet sich dieser Buchstabe in Klammern eingeschlossen / der Magen. - g der vordere Eingang in den Speisekanal. // der GaUengang. / die Leber. k der hintere Eingang in den Speisekanal. g k die Darmrinne, oder der nicht geschlossene fheil des Darmes. / der Mastdarm. m der Harnsack. n die Blinddärme. NB. In Fig. VII. ist dieser Buchstabe in klammern eingeschlossen , weil die Blind- därme nur seitlich hervorragen. o das hintere Ende des Speisekanals; später die AfterörT'miug vom Embryo. p der Umschlag der keimhaut beim Uebergange in die kopf kappe. Nach der Trennung derselben in zwei Lagen ist : p die Unibeugung des serösen Blattes , und p die Umbeugung des Gefäls - und Schleim- % Mattes. q die Umbeugung der Iveimhaut beim Uebergange des Embryo in die Scliwanzkappe. r der vordere Rand der köpf kappe, oder derUebergang derselben in die übrige keimhaut r die Stelle des serösen Blattes , die sich von hier gelöst hat. p r die kopfkappe. s der hintere Rand der Schwanzscheide, oder Uebergang derselben in die übrige Keimhaut. » das von dieser abgelöste seröse Blatt. q s die Schwanzkappe. r p q's Wolff's falsches Amnion. / der vordere Theil der Amnionsfalte. p r t die kopfscheide. u der hintere Theil der Amnionsfalte. q s u die Schwanzscheide. p r t u s q das Amnion. , i.l 9 268 f tu s seröse Hülle, oder P and er '3 falsches Amnion. v die Vorkammer des Herzens. w die Kammern desselben. x die Aorteuzwiebel. «f ^ v z zeigt zugleich für den spatem Embryo das Gekröse an. z die Gekrösschlagader J J u die Gekrösvene. ß die Nabelvene, y der Körpervenenstamm. In den Queerdurchsclmitten ist : a die Wirbelsaite. Ii der äulsere Piand der Rückenplatte. <" der obere Hand derselben, später die Mittellinie des Rückens. b c die Rückeuplatte. d der äufsere (und später der untere) Rand der Bauchplatte. h il die Bnuchplatte. e die Umbeugung des serösen Blattes. d e der häutige Theil der Baiichwand. f der Rand der Seitenkappe. g der seitliche Theil der Amnionsfalte , später der Scldul's des Amnions. d e g das Amnion. . h der obere Winkel. i der untere Winkel der Gekrösplatte , später die Naht des Gekröses. h i die Gekrösplatte. k das Gefäfsblatt auf dein Darme. / das Schleiinblatt des Darmes. I f W o 1 ff' s falsches Amnion. »1 der Wolffische Körper. n die Lücke des Gekröses. o die xVorta. p der Harnsack. Tafel III. Diese Tafel enthält gröfstentlfeils ideale Abbildungen zur Versinnlichuug gewisse» Ver- hältnisse. Sie dient zur Erläuterung der Scholien und Corollarien. Einzelne Figuren «erden (reiten Hefte ausf ührlicher berücksichtigt , als im ersten geschehen ist. Fig. 1. Ein Kelch aus dem Eierstocke eines Vogels, mit dem enthaltenen reifen Dolter Out- recht durchschnitten. 1 der Stiel des Kelches. 2 die Narbe des Kelches. im zw« 269 3 der Kelch selbst. 4 eüi ganz zurückgesunkener Kelch , der das Ausehn eines sogenannten gelben Körpers erhalten hat. a die äufsere Haut des Kelches , eine Fortsetzung der äul'sern Haut des Eierstockes. b die Kapsel. c Dotterhaut. d CentraLhohle im Dotter. e die Keimschicht mit dem Keimbläschen. Fig. 2. Senkrechter Durchsohnitt eines Hühnereies in/Beginne der Bebrütung." a Durchschnitt der Schaale. b der Schaaleuhaut. < - - der Dotterliaut. d -' der Centralhöhie im Dotter, e - - des Keimes. f der Wölbung der Dotterhaut über dem Keime. Fig. 3. Ein Ei, das etwa 24 Stunden bebrütet ist, von oben angesehen, doch so , dafs die Schaale und die Schaalenhaut nur im Durchschnitte erscheinen. a die Schaale. b die Schaalenhaut. e Grenze zwischen dem auisern und mittlem Eiweifs. c Ligamentum albuminis des Treddern. d Grenze zwischen dem mittlem und innersten Eiweifs. e , e Hagelschnüre. f Dotteikugel. g Grenze der Keimhaut. g h der Dotterhof'. h Grenze des Fruchthofes. h i der Gel äfshof. i der Fruchthof' mit dem Embryo in seiner Mitte. Fig. 4. Idealer senkrechter Queerdurchschnitt des Embryo eines Wirbelthiers. a der Stamm der Wirbelsäule. h Rückenplatten. Beide bilden zusammen die Rückenröhre. c Bauchplatten. Beide bilden mit einander die Bauchröhre. d das Piückenmark. e die Gefäfshautröhre. / die Schleimhautrölire. g fälsche Nieren. h Haut. i Amnion. k seröse Hülle. / Dottersack. 270 Fig. 5. Abbildung von der Umbildung des Keimes in den Embryo a ß Inbegriff der Centrallinien aller Fundameutalorgaue. a Wirbelsaite. /; Bildungsbogen der Rückenplatten. c _ der Baucliplatten. zl der Nerveiiröhre. e der Gefäfsröhre. ( der Scldeiinhautrölire. m Kamm der Rücken platte. m die Stelle im Keime, aus welcher er stammt. n Kamm der Bauchplatte. n die Stelle im Keime , aus welcher er stammt. % durchbohrender Bildungsbogen des Auges. r durchbolirender Bildungsbogen des Ohres. Fi» 6 Ideale Abbildung der organischen Bewegungen im Wirbeltlnere. Der Leib des Thiers ist durchsichtig gedacht, so dafs man nur den Umrils erkennt. Auch der ümrifs des Herzens ist angedeutet (m der Gestaltung ist die rechte \ orkammer etwas über die Norm nach hinten gestellt). Die Ansicht ist von der Rückenflache. 1' Weg des rothen Blutes in die linke Kammer. 1 Balm desselben aus der linken Kammer. 2 Balm des Venenblutes aus der vordem Hälfte des Körpers in die rechte \ orkammer. 3 Bahn des Venenblutes aus der hintern Hälfte des Körpers in die rechte Vorkammer. 4 Balm des Tibrtaderblutes. 5 Weg der eiugeatlimeten Luft. 6 Weg der Speisen aus dem Sclilundkopfe in die Speiseröhre. 7 Weg des Speisebreies aus dem Magen in den Darm. 8 Weg des Kothes. 9 Weg der Eier. Fig. 7. Idealer Durchschnitt eines Wirbelthiers , um den Typus der Extremitäten daran zu zeigen. a Stamm der Wirbelsäule. b oberer Wirbelbogen. c unterer Bogen, oder Flippen. d Rückenstück vom Rumpfgliede e Bauchstücke vom Rumpfgliede / oberes Mittelglied ^ der Extremität. g unteres Mittelglied h Endglied fi Endglied als Flosse Fig. 8. Idealer senkrechter Durchschnitt eines Gliederthiers. a Stamm oder Centrallinie der Körperringe. d Schlufslinie.- 271 ^ der E xtremitiil. b Hüfte. c Oberschenkel '/ Unterschenkel c Fufs. / Flügel. f Lage des unentwickelten Flügels. Fig. 9. Embryo einer Merluse. Fig. 10. Bildungsscheinn der Thiere des Fig. 1 1 . Typus der Stralilthiere. Fig. 12. Tjpus der Mollusken. Fig. 13. Typus der Gliedertliiere. Fig. 14. Typus der Wirbelthiere. -längentypus. , !^ ( L 1 1» « Ä R Y j Halle, ;ed ruckt in der Geb a uh r s c h e n B uc lkdruc ker e i.