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Athen, Griechenland: Kerameikos

2014

The Kerameikos excavation of the DAI’s Athens Department celebrated its 100th anniversary in 2013/2014: On 16 July 2013, a celebration at the archaeological site with speeches by the Greek Minister of Culture and Sports, Panos Panaiotopoulos (fig. 1), the DAI’s president, Friederike Fless, and others, followed by a reception marked the 100th anniversary of granting an excavation license for further research to the DAI. The actual start of the excavation was commemorated on 8 April 2014 with an international conference on sanctuaries and cults near city walls and city gates. Two research projects were carried out in 2012 and 2013. The first, started in 2011, focuses on water management in Athens. Multiple data, collected over the years at the Kerameikos excavation, help to broaden our understanding of Athenian water management within the classical city. A second project, started in 2010, has concentrated on the history of the sanctuaries at the Kerameikos. A special emphasis in 2012 ...

Powered by TCPDF (www.tcpdf.org) https://publications.dainst.org iDAI.publications ELEKTRONISCHE PUBLIKATIONEN DES DEUTSCHEN ARCHÄOLOGISCHEN INSTITUTS Dies ist ein digitaler Sonderdruck des Beitrags / This is a digital offprint of the article Jutta Stroszeck Athen, Griechenland: Kerameikos aus / from e-Forschungsberichte Ausgabe / Issue 2 • 2014 Seite / Page 46–56 https://publications.dainst.org/journals/efb/1749/4657 • urn:nbn:de:0048-journals.efb-2014-2-p46-56-v4657.6 Verantwortliche Redaktion / Publishing editor Redaktion e-Jahresberichte und e-Forschungsberichte | Deutsches Archäologisches Institut Weitere Informationen unter / For further information see https://publications.dainst.org/journals/efb Redaktion und Satz / Annika Busching (jahresbericht@dainst.de) Gestalterisches Konzept: Hawemann & Mosch Länderkarten: © 2017 www.mapbox.com ©2017 Deutsches Archäologisches Institut Deutsches Archäologisches Institut, Zentrale, Podbielskiallee 69–71, 14195 Berlin, Tel: +49 30 187711-0 Email: info@dainst.de / Web: dainst.org Nutzungsbedingungen: Die e-Forschungsberichte 2014-2 des Deutschen Archäologischen Instituts steht unter der Creative-Commons-Lizenz Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International. 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Liebisch, M. Magnissali, J. Nakas, D. Platis, J. Papagrigoriou, F. Richter, V. Scheunert, C. Schönborn, H. Spitzlay, F. Richter, M. Rigaki. The Kerameikos excavation of the DAI’s Athens Department celebrated its 100th anniversary in 2013/2014: On 16 July 2013, a celebration at the archaeological site with speeches by the Greek Minister of Culture and Sports, Panos Panaiotopoulos (fig. 1), the DAI’s president, Friederike Fless, and others, followed by a reception marked the 100th anniversary of granting an excavation license for further research to the DAI. The actual start of the excavation was commemorated on 8 April 2014 with an international conference on sanctuaries and cults near city walls and city gates. Two research projects were carried out in 2012 and 2013. The first, started in 2011, focuses on water management in Athens. Multiple data, collected over the years at the Kerameikos excavation, help to broaden our understanding of Athenian water management within the classical city. A second project, started in 2010, has concentrated on the history of the sanctuaries at the Kerameikos. A special emphasis in 2012 and 2013 was placed on restoration and consolidation work at the site, focusing on the following monuments: the Sacred Gate, the bathhouse in front of the Dipylon, the Monument at the Third Horos, the e -Forschungsberichte des dai 2014 · Faszikel 2 urn:nbn:de:0048-dai-edai-F.2014-2-3 sanctuary of Artemis Soteira / Hekate and the marvellous marble naiskos from the burial precinct of a wealthy family from Herakleia (4th cent. BC). Einhundertjähriges Jubiläum der Grabung 1 2 Mit einem abendlichen Festakt im Kerameikos wurde am 16. Juli 2013 des 100-jährigen Jubiläums der Übergabe der Grabungsrechte an das Deutsche Archäologische Institut gedacht. Festredner waren der griechische Minister für Kultur und Sport, Panos Panaiotopoulos (Abb. 1), der ständige Vertreter des deutschen Botschafters in Athen, Clemens Semtner, die Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts, Friederike Fless, der stellvertretende Direktor des DAI in Athen, Reinhard Senff, der Generalsekretär der Archäologischen Gesellschaft in Athen, Vassilios Petrakos, die Leiterin der 3. Ephorie für Prähistorische und klassische altertümer in athen und die grabungsleiterin im Kerameikos, Jutta Stroszeck. Den musikalischen Rahmen bildete ein Streichquartett mit Werken von A. Vivaldi, W. A. Mozart und N. Skalkottas. Dazu wurden Videos mit historischen Aufnahmen der Kerameikosgrabung gezeigt, die die Entwicklung des Geländes, der Denkmäler und Monumente im lauf der einhundert Jahre sowie die beteiligten Personen und deren zusammenarbeit im Kerameikos zum Thema hatten. Der gut besuchte Abend klang mit einem nächtlichen Empfang aus. Am 8. April 1914 wurden die Grabungen des DAI im Kerameikos begonnen. Zur Feier dieses Jubiläums fand am 8. April 2014 in der Bibliothek des DAI Athen ein internationales Festkolloquium über „Kulte und Heiligtümer im Bereich von Stadtmauern und Toren (Λατρείες και ιερά κοντά στις πύλες και στα τείχη)“ statt, dem am Vorabend ein festlicher Empfang in den Räumen des Institutes vorausging. 1 Kerameikos. Festansprache des Ministers für Kultur und Sport, Panos Panaiotopoulos, am 16. Juli 2013 (Foto: J. Stroszeck, DAI Athen). Forschungen 2 Kerameikos 2012: Die Zisternen der klassischen Badealage der 1. Phase von Nordosten (Foto: J. Stroszeck, DAI Athen). Die Forschungen der Jahre 2012 und 2013 konzentrierten sich auf zwei Projekte. Im Rahmen des ersten, zum Wassermanagement im antiken Athen, 47 e -Forschungsberichte des dai 2014 · Faszikel 2 urn:nbn:de:0048-dai-edai-F.2014-2-3 wurde die Wasserversorgung der bei Aristophanes und Isaios erwähnten Badeanlage vor dem Dipylon untersucht. Das zweite Projekt, zu Heiligtümern und Kulten im Kerameikos, konzentrierte sich auf die Erforschung der Geschichte des Heiligtums der Artemis Soteira / Hekate südlich der Gräberstraße. Durch die Kombination der Aufarbeitung der alten Grabungsunterlagen mit gezielten Nachgrabungen konnten in beiden Fällen bedeutende neue Ergebnisse erzielt werden. 1. Badeanlage vor dem Dipylon 3 4 3 Plan der Badeanlage vor dem Dipylon. Phase 1 (2. Hälfte des 5. Jhs. v. Chr.) (Plan: J. Nakas/ J. Stroszeck, DAI Athen). 4 Überblick über die Zisternenmündungen von Südwesten (2012) (Foto: J. Stroszeck, DAI Athen). Mit der systematischen Erforschung wasserbaulicher Anlagen im Kerameikos ist 2011 begonnen worden. 2012‒2013 fanden Nachuntersuchungen an der klassischen Badeanlage am Südwestrand der Straße vor dem Dipylon statt. Ziele waren die Vervollständigung der Dokumentation und die Klärung der Bauphasen sowie der Nutzungsdauer der Badeanlage mit ihrer Wasserversorgung. Das Bad wird im späten 5. Jahrhundert v. Chr. von Aristophanes und in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. von Isaios erwähnt. Durch die Nachgrabungen können nun zwei klassische Bauphasen des Bades unterschieden werden, in denen die Wasserversorgung der Badeanlage jeweils sowohl durch einen brunnen als auch durch eine zisternenanlage gesichert wurde. Phase 1 (Abb. 2‒7) Das Bad entstand in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. Einem kreisrunden Baderaum, der vermutlich von 20 Sitzbadewannen umgeben war (heute nicht mehr vorhanden), schloss sich in dieser ersten Phase nach Nordwesten hin ein Hof mit Brunnen an, um den sich eine Reihe von Räumen gruppierte (Abb. 3). Dieser Bau wurde am Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. zerstört. Danach wurde das Areal von der Polis für den Neubau einer Straße und für den Neubau von Staatsgräbern freigegeben. Diese Tatsache spricht neben anderen Argumenten dafür, diese Badeanlage als eines der öffentlichen Bäder Athens zu interpretieren. Die Wasserversorgung der ersten Bauphase war durch einen Brunnen im Hof der Anlage gewährleistet. Ergänzt wurde sie durch ein unterirdisches Zisternensystem, das an eine öf- 48 e -Forschungsberichte des dai 2014 · Faszikel 2 5 6 7 5 Rundbad Phase 1. Plan der Zisternen (2012) (Plan: T. Bauer/J. Nakas, DAI Athen). 6 Rundbad Phase 1. Zisterne 19 (2012) (Foto: J. Stroszeck, DAI Athen). 7 Rundbad Phase 1. Gang zwischen Zisterne 18 und Zisterne 21 (2012) (Foto: J. Stroszeck, DAI athen). urn:nbn:de:0048-dai-edai-F.2014-2-3 fentliche Wasserleitung angeschlossen war (Abb. 2. 5‒7). Der Wasserspeicher besteht aus drei etwa gleich großen, zylindrischen, direkt in den anstehenden Lehm gegrabenen Kammern (Dm Mündung 0,75–0,87 m; Dm Boden ca. 1,45 m; T: 2,50–2,57 m), die unterirdisch durch Gänge verbunden sind (Abb. 6. 7). Die drei Kammern erweitern sich zum Boden hin, die kreisrunden Böden weisen vom Rand zur Mitte hin ein leichtes Gefälle auf. Die beiden verbindenden Gänge (Z 18 – Z 21 sowie Z 21 – Z 19) sind unten ca. 0,70 bis 0,80 m breit und ca. 1,00 bis 1,10 m hoch. Die Sohlen der Gänge weisen jeweils eine flache Mittelrinne auf. Die Decke und auch die Öffnungen zu den Kammern hin laufen oben spitz zu (Abb. 7). Während Gang 18‒21, abgesehen von einer Kurve beim Eintritt in Z 18, die beim Vortrieb des Stollens entstanden sein muß, geradlinig verläuft, vollzieht der Gang zwischen Z 21 und Z 19, deren Mündungen oberirdisch nebeneinander beiderseits der Außenmauer des Rundbads der zweiten Phase liegen, etwa 2,50 m östlich der Zisternen eine U-Kurve. Die Zisternen und ihre Verbindungsgänge sind vollständig mit hydraulischem Mörtel ausgekleidet, ähnlich der ‚Ta de Lakt‘-Technik, in der noch heute Badeeinrichtungen in Marokko hergestellt werden. Entsprechend waren ursprünglich auch die Ränder der Zisternen versiegelt, wie aus den alten Grabungsfotos hervorgeht. Die Anlage wurde mit großer Umsicht gebaut: Um das Absetzen von Schwebepartikeln im Wasser zu ermöglichen, steigen die Niveaus der Böden der Zisternen und der Gänge von der ersten Kammer, in die das Wasser eingeleitet wurde (Z 18: 41,52 m ü. NN), bis zur Schöpfzisterne (Z 19: OK 41,89 m ü. NN) kontinuierlich an: Der Boden der Schöpfzisterne Z 19 liegt dadurch ca. 35 cm höher als der von Z 18; der Boden der dazwischen liegenden Zisterne Z 21 liegt bei 41,67 ü. NN. (Abb. 5). Insgesamt hatte die Speicheranlage ein Fassungsvermögen von 11,3 m3. die zisternen dieser Phase waren bereits bei den ausgrabungen der 1930er Jahre vollständig ausgegraben worden. In der wieder eingefüllten Erde fanden sich nur wenige Fragmente von rotfiguriger Keramik und das Terrakotta-Köpfchen eines Silens (Abb. 8). Die Badeanlage wurde am Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. zerstört und nach einer vollständigen Neuorganisation des Areals vor dem Dipylon in veränderter Form neu errichtet. 49 e -Forschungsberichte des dai 2014 · Faszikel 2 8 9 8 Kerameikos Inv. T 1145 (Höhe 4 cm). Terrakottaköpfchen aus der Verfüllung des Zisternensystems (Foto: V. Scheunert, DAI Athen). 9 Rundbad, Phase 2. Plan der Zisternen (Plan: J. Nakas/J. Stroszeck, DAI Athen). urn:nbn:de:0048-dai-edai-F.2014-2-3 Phase 2 (Abb. 9) Das Bad dieser Phase lag an einem neu geschaffenen Weg, der eine Verbindung von der Akademiestraße vor dem Dipylon zur Eridanosbrücke und weiter zu den Häfen Athens herstellte. Die Badeanlage wurde um 90° gedreht, nach Südwesten verschoben und parallel entlang der neuen Straße ausgerichtet (abb. 9): dem an gleicher stelle beibehaltenen rundraum wurde nun nach südwesten hin ein ofenraum angeschlossen. weiter westlich folgte eine Flucht weiterer Bade- und Umkleideräume, die sich nach Nordwesten zu einem schmalen Hof hin öffneten. Im Hof wurde ein neuer Brunnen gegraben. Parallel zur nordwestlichen Außenmauer des Bades wurde ein neuer, unterirdischer Wasserspeicher von ca. 29 m Länge errichtet (Abb. 10). Auch diese Zisterne bestand aus drei Kammern mit verbindenden Gängen; sie war ebenfalls vollständig mit hydraulischem Mörtel ausgekleidet und durch einen dünnen, glänzend polierten, hydrophoben Anstich versiegelt, durch den größtmögliche Hygiene bei der Wasserspeicherung gewährleistet war (Abb. 11). Ganz verschieden sind aber die Bauweise, die Form und die Funktionsweise der Anlage, deren Kapazität um das vierfache größer war als die der ersten Phase (ca. 53 m3). In die Zisternen 15 und 16 wurde aufgefangenes Regenwasser eingeleitet, als Schöpfzisterne wurde die Zisterne 17 im eckraum der badeanlage eingerichtet. dieser raum wies einen wasserfesten Boden aus flach geschliffenen Kieseln in Kalkmörtel auf. Der Wasserspeicher ist noch in der Antike mehrfach repariert und umgebaut worden. Bei der Reinigung dieser Anlage 2012 wurde festgestellt, dass sich auch nach der Ausgrabung der 1930er Jahre noch Teile der antiken Füllung und der Sedimente erhalten hatten. Im durchschlagenen, zentralen Absetzbecken von Z 16 wurden zwei nahezu vollständige Schöpfgefäße aus der Zeit der letzten Nutzung kurz vor 86 v. Chr. gefunden (Abb. 10 a.b). Abschließend wurden die beiden 2011 und 2012 untersuchten Anlagen digital vermessen und ein dreidimensionales Modell in AutoCAD erstellt. Durch die Dokumentation der beiden gut datierten Anlagen ist erstmals ein detaillierter Vergleich zweier athenischer Zisternensysteme des späten 5. und des 4. Jahrhunderts v. Chr. möglich. Die Unterschiede, z. B. in der Bauweise, in der Zusammensetzung des hydrophoben Anstrichs und in der 50 e -Forschungsberichte des dai 2014 · Faszikel 2 urn:nbn:de:0048-dai-edai-F.2014-2-3 Funktionsweise der Zisternen dürften nicht zuletzt mit fortschreitenden Erkenntnissen in der Wasserbautechnik zu erklären sein. Porträts im Brunnen 2013 wurde einer der brunnen dieser badeanlage untersucht. die arbeiten waren nur unter Einsatz von vier starken Pumpen möglich. Die früheren Ausgräber hielten ihn für eine Zisterne, weil seine Innenseite im oberen Bereich verputzt ist (Abb. 12‒14). Der an der Mündung 1,20 bis 1,40 m breite Schacht erweitert sich mit zunehmender Tiefe. In 5 m Tiefe beträgt der Durchmesser 2,80 m (Abb. 13). Die Brunnenwand ist aus weichen Kalksteinen aufgebaut und an vielen Stellen nachträglich ausgebessert. Angelegt wurde der Brunnen im Verlauf des 4. Jahrhunderts v. Chr., er war bis ins 6. Jahrhundert n. Chr., d. h. mehr als 800 Jahre lang in Betrieb. Nach der früheren Grabung war er wieder verfüllt, aber ‒ wohl wegen des stark nachströmenden Grundwassers ‒ niemals ganz ausgegraben worden. Etwa 2,80 m unter der Oberfläche der Verfüllung lagen weit unter dem Grundwasserspiegel vier Fragmente zweier marmorner Porträts. Je zwei Hälften passten exakt aneinander. Die Marmorbildnisse (Abb. 15) zeigen zwei Frauen: ein Mädchen und eine junge Frau. Sie tragen beide die gleiche Frisur, die eingeführt wurde von Salonina, der Frau des Kaisers Gallienus (253‒268 n. Chr.). Die Beschädigungen der Porträtköpfe und der Fundzusammenhang zeigen, dass sie vom Rumpf der Figuren abgeschlagen und dann mit einem gezielten Meißelhieb gespalten worden sind. 10 10a 10b 10 Rundbad Phase 2. Schnitt durch das Zisternensystem Z 15 – Z 16 – Z 17 (Plan: J. Nakas u.a., DAI athen). 10a Kerameikos Inv. 11593.1, tongrundige Kleeblattkanne aus Z 16 (Foto: J. Stroszeck, DAI Athen). 10b Kerameikos Inv. 11593.2, tongrundiger Kados aus Z 16 (Foto: J. Stroszeck, DAI Athen). Nach diesem Fund erteilte die Leiterin der 3. Ephorie, Eleni Banou, freundlicherweise die Genehmigung zur Fortsetzung der Arbeiten zur Klärung der Umstände, unter denen die Porträts versenkt worden sind: Die Schicht, in der die Porträts lagen, enthielt eine Reihe von Scherben mit christlichen Symbolen, das Fragment einer christlichen Grabinschrift des 5./6. Jahrhunderts n. Chr. sowie Reste einer Glaswerkstatt dieser Zeit, die auch Glas-Tesserae zur Herstellung von Mosaiken produziert hat. Unterhalb der Schicht mit den Porträts änderte sich die Zusammensetzung der Füllung im Brunnen deutlich: Eine Vielzahl vollständiger Schöpfgefäße (Kannen und Krüge) sowie 51 e -Forschungsberichte des dai 2014 · Faszikel 2 urn:nbn:de:0048-dai-edai-F.2014-2-3 von Amphoren und Trichtern belegen – soweit sie bisher ausgewertet werden konnten ‒ eine intensive Nutzung des Brunnens im 4. bis ins 6. Jahrhundert n. chr. 11 Bei einer Beschädiung des Brunnens im 4. Jahrhundert n. Chr. ist ein großer Burgkalkblock, der tiefe Seilspuren trägt, vom Brunnenrand in den Schacht gestürzt. In dieser Schicht wurden mehrere Gefäße mit Graffiti gefunden, darunter eine Kanne (Chous) mit der Besitzerinschrift eines Apollonios. Vor dieser Zerstörung ist wiederum eine längere Nutzungsphase des Brunnens durch eine große Anzahl von nahezu vollständigen Wasserschöpfgefäßen bezeugt, die in der Mehrheit ins 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. zu datieren sind. Erst im darunter liegenden Abschnitt wurde überwiegend Keramik des 3. Jahrhunderts n. Chr. gefunden, darunter zwei im Kerameikos hergestellte Gefäße: eine Steilrandtasse mit weißer Bemalung sowie ein Wassereimer im Miniaturformat (Kadiskos), wohl eine kleine Weihegabe an die Wassernymphen. Die Arbeiten wurden mit Ablauf der Kampagne eingestellt, ohne dass der boden des brunnens erreicht werden konnte. der freigelegte teil des Brunnens wurde vermessen und gezeichnet (Abb. 13). 2. Heiligtum der Artemis Soteira/Hekate (Abb. 16‒20) 12 11 Rundbad Phase 2, Zisternensystem Z 15‒Z 16, Blick von Gang Z 16‒Z 15 in Z 15 (Foto: J. Stroszeck, dai athen). 12 Rundbad, Brunnen Z 20 nach der Restaurierung 2012 (Foto: J. Stroszeck, DAI Athen). die nachuntersuchungen im heiligtum der artemis soteira/hekate dienten der Überprüfung und Ergänzung der vorliegenden Dokumentation (K. D. Mylonas und A. Brueckner, von 1890 und 1907‒1915), der Erstellung eines neuen Plans des heiligtums sowie der Vorbereitung der restaurierung der temenosmauern. Im Verlauf der Arbeiten wurden die zeichnerische Dokumentation der Maueransichten und des Grundrisses (Abb. 16) sowie die restaurierung der orthostaten der kultnische abgeschlossen (abb. 20). Folgende Ergebnisse können hier zusammengefasst werden: Das Heiligtum hat die Form eines großen, von niedrigen Mauern eingefassten Hofes (Abb. 16). Ein Treppenzugang lag im Osten, die Kultnische genau im Norden. In der Kultnische ist die Plinthe für ein dreiseitiges, pfeilerartiges Kultbild erhalten, die zur Benennung als Hekateion geführt hat. Direkt 52 e -Forschungsberichte des dai 2014 · Faszikel 2 13 14 15 13 Rundbad, Brunnen Z 20: Schnitte (Plan: J. Nakas/T. Keßler, DAI Athen). 14 Rundbad, Brunnen Z 20 während der Ausgrabungen (Foto: J. Stroszeck, DAI Athen). 15 Kerameikos 2013, Inv. P 1824 und P 1825: Zwei weibliche Marmorporträts aus Brunnen Z 20, direkt nach der Bergung (um 270 n. Chr.) (Foto: J. Stroszeck, DAI Athen). urn:nbn:de:0048-dai-edai-F.2014-2-3 südlich der Kultnische befindet sich ein rechteckiges Pflaster aus Bruchsteinen, in das eine quadratische Marmorplatte eingesetzt ist. Eine kreisrunde Öffnung in der marmornen Deckplatte ist durch den Boden einer umgedrehten, hier wiederverwendeten Marmorlekythos zugesetzt (Abb. 17). An der marmornen Deckplatte und über dem eiförmigen Lekythosboden sind Reste eines Überzuges aus weißem Stuck erhalten, der ursprünglich alle Marmorteile bedeckt hat. Die Ähnlichkeit der Anlage mit antiken Brunnenfassungen lässt darauf schließen, dass sich unter der Deckplatte eine bislang nicht ausgegrabene Öffnung, vielleicht ein Opferbothros, befindet. Die Anlage weist Brandspuren auf, sie hat also als Brandopferaltar gedient. In der Flucht dieses Monuments und der Kultnische liegt weiter südlich der aus Spolien zusammengesetzte Altar des Heiligtums, in dessen Nordseite absichtsvoll ein hellenistisches Weihrelief verbaut ist (Abb. 18). In der gleichen Flucht befindet sich weiter südlich eine Monumentbasis an der Stelle eines Vorsprungs in der Südmauer des Heiligtums (Abb. 16). Die Basis besteht aus Konglomeratblöcken auf einem Bruchsteinfundament, das aufliegende Monument – ein rechteckiger Block, in dessen Oberseite eine breite Rinne eingearbeitet ist, aus Burgkalkstein. Da die ‚Rinne’ des Monuments genau nord-südlich ausgerichtet ist, kommt nach dem Vorschlag von Constanze Graml eine Interpretation als Sonnenuhr in Betracht. In der Südosthälfte des Heiligtums befindet sich ein Brunnen mit einem kalksteinblock als brunnenrand. der obere teil des brunnens ist auf der Nordseite aus mehreren Schichten von Bruchsteinen aufgebaut, da das Gelände hier nach Norden hin steil abfällt und das Niveau ausgeglichen werden musste. Auf der Oberseite des Randsteins zeugen Einlassungen und Dübellöcher von mehrfach veränderten Schöpfmechanismen (Abb. 19). Das Heiligtum wurde über Teilen eines älteren Grabbezirkes angelegt, der 2013 in der Nordosthälfte des Heiligtums untersucht werden konnte und der sich unter dem hellenistischen Grabbezirk des Isthmonikos aus dem Demos Berenikidai fortsetzte, dessen Westmauer mit der Mauer 3 des kaiserzeitlichen Heiligtums identisch ist. Ein unter Mauer 3 aufgefundenes, aber 2013 nicht ausgegrabenes Kindergrab aus Kanalziegeln gehörte zum klassischen Bezirk (Abb. 20). 53 e -Forschungsberichte des dai 2014 · Faszikel 2 urn:nbn:de:0048-dai-edai-F.2014-2-3 Restaurierungsmaßnahmen Die Werkstatträume an der Salamisstraße wurden für die speziellen Anforderungen der im folgenden genannten Restaurierungsmaßnahmen hergerichtet und die nötigen Neuanschaffungen von Geräten und Material erledigt. zur durchführung der restaurierungsarbeiten an den baudenkmälern wurde ein Portalkran beschafft. Zunächst wurde eine Serie von Versuchen zur Herstellung geeigneter Ergänzungsmaterialien für Konglomerat- und Porossteine ausgeführt. eine bewährte Formel für die künstliche herstellung von Konglomeratsteinen wurde in kollegialer Weise von den Mitarbeitern der Restaurierung des Dionysostheaters (W. Papaefthymiou, A. Samara, Chr. Papastamati-von Moock) dem Kerameikos-Team zur Verfügung gestellt. Durch diese Hilfestellung konnte das Genehmigungsverfahren erheblich abgekürzt werden. 16 17 Naiskos des Agathon im Bezirk der Herakleoten Die Fortsetzung der im Dezember 2011 begonnenen Restaurierungsarbeiten am Naiskos des Agathon im Bezirk des Agathon und Sosikrates aus Herakleia an der Gräberstraße erfolgte als Kooperationsprojekt zwischen der Kerameikosgrabung des Deutschen Archäologischen Institutes und der 3. Ephorie für Prähistorische und Klassische Altertümer: Die von T. Keßler erstellte zeichnerische Dokumentation wurde zunächst durch eine Fotokampagne ergänzt, bei der reste roter Farbe auf der rückwand des naiskos festgestellt werden konnten. im Juli 2013 wurde ein gerüst am naiskos errichtet und ein neues Schutzdach für die Frontmauer des Grabbezirks gebaut. Anschließend wurden das dach sowie teile der seiten- und der rückwand des naiskos abgetragen und zur Reinigung und weiteren sachgerechten Restaurierung ins Museum gebracht. 18 16 Heiligtum der Artemis Soteira/ Hekateion (Plan: J. Nakas/A. Struck, DAI Athen). 17‒18 Heiligtum der Artemis Soteira / Hekateion. Kultnische, Eschara und Altar aus Spolien (Fotos: J. Stroszeck, DAI Athen). Heiligtum der Artemis Soteira / Hekateion im heiligtum der artemis soteira / hekateion wurden die stark beschädigten und dadurch instabilen konglomeratblöcke der kultnische gereinigt und mit künstlich hergestelltem Konglomeratstein ergänzt (Abb. 21). 54 e -Forschungsberichte des dai 2014 · Faszikel 2 urn:nbn:de:0048-dai-edai-F.2014-2-3 Rundbad Die aufgehenden Mauern des Eckraumes des Rundbades wurden gezeichnet, gereinigt, dann über mehrere Wochen hin mit Kalkmörtel gefestigt und ergänzt sowie abschließend durch Metallstreben zusätzlich gesichert (Abb. 22). 19 20 Monument am Dritten Horos (Abb. 23) Die durch die Witterungsbedingungen stark geschädigten Konglomeratblöcke der südöstlichen Einfassungsmauer des Monumentes am 3. Horos wurden mit künstlichem Konglomeratmaterial anergänzt und die Mauer durch diese Maßnahme in ihrer Statik gesichert. Heiliges Tor Von der Oberfläche des Turmes C des Heiligen Tores wurden ein Kalksteinblock und Fragmente zweier Konglomeratblöcke abgehoben, um sie in der Werkstatt zu festigen und anschließend an ihren alten Platz versetzen zu können. In der Nordkurtine des Heiligen Tores wurden zwei instabile Blöcke der obersten erhaltenen Schicht abgenommen, das Fundament konsolidiert, ergänzt und dann die Blöcke zusammen mit einem 2011 abgestürzten Quader wieder an ihren ursprünglichen Ort versetzt. Anschließend wurde das Fundament der Mauerkurtine aufgefüllt. Der Eckblock der Nordseite des Eridanosübergangs vor dem Heiligen Tor und direkt westlich des monumentalen Bogens der spätantiken Phase des Tores wurde für die Restaurierung abgenommen. Das Fundament unter dem Block wurde gereinigt, gezeichnet und der Stein abschließend restauriert und wieder an seinen Platz versetzt (abb. 24). 21 19 Heiligtum der Artemis Soteira / Hekateion. Brunnen A (Foto: J. Stroszeck, DAI Athen). 20 Heiligtum der Artemis Soteira / Hekateion. Kindergrab unter Mauer 3 (Foto: J. Stroszeck, DAI athen). 21 heiligtum der artemis soteira / hekateion. die kultnische nach der restaurierung 2012 (Foto: J. Stroszeck, DAI Athen). 55 e -Forschungsberichte des dai 2014 · Faszikel 2 urn:nbn:de:0048-dai-edai-F.2014-2-3 Instandsetzung der Arbeitsräume und der Magazine Im Juli/August 2012 konnte die Renovierung der Arbeitsräume am Magazin an der Salamisstraße abgeschlossen werden, die asbesthaltigen Deckplatten wurden entfernt und durch Dachziegel aus Ton ersetzt, der Raum innen verputzt und frisch gestrichen. Die schadhaften Plastikdächer im Skulpturenhof an der Melidonistraße sind durch neue ersetzt worden. 22 23 24 22 Rundbad, Restaurierung des Eckraumes nach Abschluss der Arbeiten 2012 (Foto: J. Stroszeck, dai athen). 23 Monument am 3. Horos. Restaurierung der südöstlichen Einfassungsmauer (Foto: J. Stroszeck, dai athen). 24 Heiliges Tor, spätantikes Turmfundament auf der Nordostseite des Eridanos nach den Konsolidierungsmaßnahmen 2012 (Foto: J. Stroszeck, DAI Athen). 56