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Tycho Brahes Instrumente - historische Wurzeln, Innovation und Nachwirkung. In: Innovation durch Wissenstransfer in der Frühen Neuzeit. Hg. von Johann Anselm Steiger, Sandra Richter und Marc Föcking. Amsterdam, New York: Rodopi B.V. (CHLOE Beihefte zum Daphnis; vol. 41) 2010

2010, Innovation durch Wissenstransfer in der Frühen Neuzeit. Kultur- und geistesgeschichtliche Studien zu Austauschprozessen in Mitteleuropa. Hg. von J.A. Steiger et al. Amsterdam, New York: Rodopi B.V. (CHLOE Beihefte zum Daphnis; vol. 41) 2010.

Tycho Brahes Instrumente - historische Wurzeln, Innovation und Nachwirkung. In: Innovation durch Wissenstransfer in der Frühen Neuzeit. Kultur- und geistesgeschichtliche Studien zu Austauschprozessen in Mitteleuropa. Hg. von Johann Anselm Steiger, Sandra Richter und Marc Föcking. Amsterdam, New York: Rodopi B.V. (CHLOE Beihefte zum Daphnis; vol. 41) 2010, S. 249-278 Tycho Brahe erkannte aufgrund seiner astronomischen Beobachtungen die Notwendigkeit, verbesserte Instrumente zu konzipieren und zu konstruieren. Bei der genauen Diskussion der instrumentellen Entwicklungen wird auf die Frage eingegangen, ob hier Tradition oder Fortschritt überwiegt. Einerseits stützte sich Tycho auf die drei wichtigen antiken Instrumente Quadrant, Triquetrum und Armillarsphäre und lehnte neuere mittelalterliche Entwicklungen wie Astrolab und Torquetum ab, andererseits erkannte er die Mängel und verbesserte in innovativer Weise viele Eigenschaften der klassischen Instrumente. Besonders bemerkenswert ist die Schaffung neuartiger Instrumente (Großer Mauerquadrant 1582, Sextanten, Halbkreise) sowie die Entwicklung neuer Mess- und Auswertemethoden. Im Rahmen seiner Beobachtungen der Nova 1572 und des Kometen 1577 setzte sich Tycho über die geltenden aristotelischen Vorstellungen hinweg. Andererseits deutete er den Kometen in klassischer Weise auch astrologisch als negatives Vorzeichen. Mit seinem Tychonischen Weltsystem versuchte er, einen Ausgleich zwischen dem antiken geozentrischen Weltbild und dem copernicanischen Weltsystem.

G u dr u n Wo lfs c h m i d t TYCHO BRAHES INSTRUMENTE Historische Wurzeln, Innovation und Nachwirkung Abstract Tycho Brahe erkannte aufgrund seiner astronomischen Beobachtungen die Notwendigkeit, verbesserte Instrumente zu konzipieren und zu konstruieren. Bei der genauen Diskussion der instrumentellen Entwicklungen wird auf die Frage eingegangen, ob hier Tradition oder Fortschritt überwiegt. Einerseits stützte sich Tycho auf die drei wichtigen antiken Instrumente Quadrant, Triquetrum und Armillarsphäre und lehnte neuere mittelalterliche Entwicklungen wie Astrolab und Torquetum ab, andererseits erkannte er die Mängel und verbesserte in innovativer Weise viele Eigenschaften der klassischen Instrumente. Besonders bemerkenswert ist die Schaffung neuartiger Instrumente (Großer Mauerquadrant 1582, Sextanten, Halbkreise) sowie die Entwicklung neuer Mess- und Auswertemethoden. Im Rahmen seiner Beobachtungen der Nova 1572 und des Kometen 1577 setzte sich Tycho über die geltenden aristotelischen Vorstellungen hinweg. Andererseits deutete er den Kometen in klassischer Weise auch astrologisch als negatives Vorzeichen. Mit seinem Tychonischen Weltsystem versuchte er, einen Ausgleich zwischen dem antiken geozentrischen Weltbild und dem copernicanischen Weltsystem. Zunächst sollen das Leben und die Ausbildung von Tycho Brahe vorgestellt werden, dann soll auf seine Observatorien und instrumentellen Entwicklungen eingegangen werden. Hierbei wird auch die Frage Berücksichtigung finden, ob Tradition oder Fortschritt überwiegt. Diese Frage wird dann auf das wissenschaftliche Werk Tychos und auf die Ideengeschichte übertragen. 1. Tycho Brahes (1546–1601) Ausbildung und erste Beobachtungen Tycho (dänisch: Tyge) Brahe1 entstammte einer reichen Adelsfamilie und wurde am 14. Dezember 1546 in Knudstrup auf der damals dänischen Halbinsel Schonen geboren. 1 Victor E. Thoren: The Lord of Uraniborg. A Biography of Tycho Brahe. Cambridge 1990; John Louis Emil Dreyer: Tycho Brahe. A Picture of Scientific Life and Work in the Sixteenth Century. Edinburgh 1890/New York 1963; deutsche Übersetzung von M. Bruhns: Tycho Brahe. Ein Bild wissenschaftlichen Lebens und Arbeitens Chloe 41 250 Gudrun Wolfschmidt Ein Denkmal mit Himmelsglobus im nahegelegenen Helsingborg erinnert an Brahe mit seinem Wahlspruch: “Nec fasces nec opes sola artis sceptra perennant” (Weder Macht, noch Reichtum – nur die Wissenschaft bleibt ewig). Eine Sonnenfinsternis am 21. August 1560 in Kopenhagen bildete für Tycho Brahe den Anfang seiner astronomischen Interessen. Es erschien ihm “etwas Göttliches zu sein, daß man die Bewegungen der Gestirne so genau zu erkennen vermöge, um lange vorher ihre gegenseitigen Stellungen bestimmen zu können”.2 Nach einem dreijährigen Besuch der “höheren Schule” in Kopenhagen kam er als 15-jähriger 1562 nach Leipzig zum Jurastudium unter Begleitung seines Mentors Andreas Sörensen Vedel. Dort kaufte er sich seine ersten astronomischen Bücher, zum Beispiel 1560 den Almagest von Ptolemaios in der lateinischen Übersetzung von Georg von Trapezunt (Basel 1551). Nachts beobachtete er unbemerkt von seinem Mentor Sterne und Planeten. Als Hilfsmittel dienten ihm eine faustgroße Himmelskugel und ein Zirkel zum Messen der Winkel zwischen den Gestirnen. Bei der Beobachtung einer Konjunktion zwischen Jupiter und Saturn im August 1563 stellte er fest, daß die Alfonsinischen Tafeln für die Planetenpositionen aus dem 13. Jahrhundert einen Fehler von etwa einem Monat aufwiesen und daß selbst die neuen – aufgrund des copernicanischen Systems erstellten – Preußischen Tafeln Prutenicae Tabulae Coelestium Motuum (Tübingen 1551) des Wittenberger Professors Erasmus Reinhold (1511–1553) noch einige Tage falsch lagen. Brahe erkannte daraus die Notwendigkeit besserer Beobachtungen der Planeten. Johannes Kepler bemerkte zu Recht, “dass die Reformation der Astronomie […] im Jahre 1564 durch den Phoenix der Astronomie, Tycho, begonnen und beschlossen wurde.”3 Seit 1564 machte Tycho Beobachtungen mit dem Jakobstab, einem älteren Winkelmeßinstrument. Größere Reisen führten ihn ab 1566 an die 1502 gegründete Universität Wittenberg, wegen der Pest weiter an 2 3 im sechzehnten Jahrhundert. Mit einem Vorwort von Wilhelm Valentiner. Karlsruhe 1894 (Reprint Vaduz/Lichtenstein 1992). Ladíslav Weinek: Zur Erinnerung an Tyge Brahe. In: Astronomische Rundschau (1902), S. 15–17, 77–80, 100–103, hier S. 16. Fritz Burckhardt: Zur Erinnerung an Tycho Brahe 1546–1601 (Vortrag). In: Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel 13 (1901), Anhang S. 1–26, hier S. 10. Chloe 41 Tycho Brahes Instrumente 251 Abb. 1: Tycho Brahe (1546–1601). Henrik Jern: Tycho Brahe – minderne på Hven. Kopenhagen 1989, S. 3. Chloe 41 252 Gudrun Wolfschmidt die Universität Rostock zu alchemischen Studien und schließlich über Ingolstadt nach Basel. Bevor er 1570 nach Dänemark zurückkehrte, lernte er in Augsburg bei Christoph Schißler (1531–1608) die Kunst des astronomischen Instrumentenbaus kennen und besuchte auch die instrumentellen Spezialisten Johann Baptist und Paul Haintzel (* 1527), der in den Jahren 1568 bis 1581 Bürgermeister von Augsburg war.4 Dort errichteten sie zusammen 1570 einen eindrucksvollen, extrem großen Quadranten aus Holz von mehr als 5 m Kantenlänge (zerstört 1574). Am 11. November 1572 entdeckte er beim Verlassen seines chemischen Laboratoriums, das ihm sein Onkel Steen Bille einrichten ließ, einen neuen Stern von Venushelligkeit im Sternbild Cassiopeia. Er traute zunächst seinen Augen nicht und verglich dieses Ereignis mit einem Wunder in der Bibel. Nach regelmäßigen Beobachtungen von Position, Farbänderung und Helligkeitsabnahme stellte er seine Ergebnisse in dem Buch De Nova Stella (Kopenhagen 1573) zusammen.5 Diese Schrift über den – heute Tychos Supernova genannten – neuen Stern erweckte große Aufmerksamkeit und machte Brahe in Astronomenkreisen bekannt.6 Doch so selbstverständlich, wie es uns heute erscheint, daß es bei Sternen Helligkeitsvariationen gibt, war es damals gar nicht; die Fixsterne wurden als unveränderlich bezüglich ihrer Position am Himmel und ihrer physikalischen Eigenschaften angesehen.7 Brahe prüfte genau, ob dieses neue Himmelsobjekt nur eine atmosphärische Erscheinung – wie ein Meteor – sein könnte, und versuchte, die Entfernung zu bestimmen. Es ergab sich bei sorgfältigen Messungen mit seinem neuen Sextanten für den Winkelabstand zwischen dem neuen Stern und Schedir in der Cassiopeia immer der gleiche Wert 7˚55' – ganz gleich ob die Messung am Horizont oder im Zenit vorgenommen wurde. Also konnte die Nova 4 5 6 7 Maximilian Bobinger: Alt-Augsburger Kompassmacher. Sonnen-, Mond- und Sternuhren, astronomische und mathematische Geräte, Räderuhren. Augsburg 1966. Tycho Brahe: De Nova Stella. Kopenhagen 1573. In: Ernst Zinner: Astronomie – Geschichte ihrer Probleme. Orbis Academicus Band II, 1. Freiburg i. Br./München 1951, S. 340. Michael A. Hoskin: Novae and Variables from Tycho to Bulliadus. In: Sudhoffs Archiv 61 (1977), S. 195–204. I. Bernhard Cohen: The Influence of Theoretical Perspective on the Interpretation of Sense Data. Tycho Brahe and the New Star of 1572, and Galileo and the Mountains of the Moon. In: Annali dell’ Istituto e Museo di Storia della Scienzia di Firenze 5 (1980), S. 3–14. Chloe 41 Tycho Brahes Instrumente 253 nicht der sublunaren Sphäre angehören, das heißt, es konnte keine Erscheinung in der Erdatmosphäre sein. Deshalb wird es nötig sein, diesen Stern nicht in die elementare Region unterhalb des Mondes, sondern viel höher in die Sphäre zu versetzen, von wo aus gesehen die Erde unmerklich erscheint.8 Seine Schlußfolgerung, daß in der Sphäre der Fixsterne offenbar doch Veränderungen möglich seien, stand im Widerspruch zu den damals gültigen aristotelischen Vorstellungen und löste kontroverse Diskussionen aus. Schon in dem Werk De Nova Stella äußerte Brahe die Hoffnung, einen Kometen zu sehen, um überprüfen zu können, ob die Kometen vielleicht auch Himmelsobjekte darstellen. Nachdem Brahe sich bei König Friedrich II. von Dänemark (1534–1588) versichert hatte, daß es nicht unter der Würde eines Edelmanns sei, an der Universität zu lehren, hielt er 1574 auch Vorlesungen an der Universität Kopenhagen.9 Weitere Reisen führten ihn 1575 zur Buchmesse nach Frankfurt am Main sowie nach Venedig, Augsburg und Nürnberg. In Regensburg bei der Königskrönung des späteren Kaisers Rudolf II. (1552–1612) knüpfte er Kontakte zu dessen Hofastronomen Thaddeus Hagecius (1525–1600), der ihm eine Abschrift des Commentariolus, einer Vorveröffentlichung des neuen Weltbildes des Copernicus, überreichte.10 2. Uraniborg und Stjerneborg – die ersten Sternwarten Europas Ein Besuch von Brahe beim astronomisch interessierten Landgrafen Wilhelm IV. (1532–1592) von Kassel 1575 gab seinem Leben die entscheidende Wende.11 Der Landgraf wies den König darauf hin, dieses Talent 8 9 10 11 Brahe: De Nova Stella. Kopenhagen 1573. Zitiert nach Zinner (s. Anm. 5), S. 340. Ein Denkmal Tychos vor der Universitätssternwarte Kopenhagen von 1876 erinnert an den großen Astronomen. Tychonis Brahe Dani Opera Omnia. Hrsg. von John Louis Emil Dreyer. 15 Bde. Kopenhagen 1913–1928, hier Bd. 7, S. 37. Ludolf von Mackensen/ Hans von Bertele/ John H. Leopold: Die erste Sternwarte Europas mit ihren Instrumenten und Uhren. 400 Jahre Jost Bürgi in Kassel. München 1979 ( 21982). Chloe 41 254 Gudrun Wolfschmidt dürfe man nicht emigrieren lassen, vielmehr müsse die astronomische Forschung unterstützt werden, “was den Ruhm des Herrschers und seines Landes heben und die Wissenschaft fördern würde.”12 Auf diese Empfehlung hin überließ Friedrich II. Tycho Brahe 1576 die 7,5 km große Insel Hven (Insula Venusia, Venusinsel, seit dem Frieden von Roskilde 1658 Ven [schwedisch]), die 22 km nördlich von Kopenhagen und 14 km südlich von Helsingör im Öresund liegt. Daraufhin gab Brahe seine Pläne auf, in den deutschsprachigen Raum zu emigrieren – weit weg von der höfischen Gesellschaft13 – eventuell nach Basel, das er wegen seiner Lage im Brennpunkt zwischen Frankreich, Deutschland und Italien bevorzugte. Zusätzlich bekam er vom König 500 Taler jährlich und weitere finanzielle Mittel zur Errichtung einer Sternwarte und zur Beschaffung der instrumentellen Ausstattung großzügig angeboten. Brahe ließ sein Observatorium, genannt Uraniborg (Himmelsburg), 1576 im Stil der flämischen Renaissance errichten.14 Der 1580 vollendete Ziegelbau mit Sand- und Kalksteinrahmen im Stil der flämischen Renaissance entstand in enger Zusammenarbeit von Tycho Brahe mit den königlichen Architekten Jan van Paschen und ab 1578 mit Jan van Stenwinkel d. Ä. (1545–1601).15 Zum ersten Mal in Europa wurde ein Gebäude bewußt für astronomische Beobachtungen geplant.16 Den 8. August 1576 früh, als die Sonne gleichzeitig mit Jupiter und Regulus 12 13 14 15 16 John Louis Emil Dreyer: Tycho Brahe. Ein Bild wissenschaftlichen Lebens und Arbeitens im sechzehnten Jahrhundert. Karlsruhe 1894 (Reprint 1972), S. 84. Tycho Brahe, Opera (s. Anm. 10), Bd. 7, S. 25. Francis Beckett/Charles Christensen: Tycho Brahe’s Uraniborg und Stjerneborg on the Island of Hveen. London/Kopenhagen 1921, S. 35–43, Abb. 1–9; Charles D. Humberd: Tycho Brahe’s Island. In: Popular Astronomy 45 (1937), S. 118–125. Architektonische Vorbilder für Uraniborg waren vielleicht die symmetrische Anlage von Schloß Chambord an der Loire (1539) oder die Bauten des italienischen Renaissancearchitekten Andrea Palladio (1508–1580), oder Sebastiano Serlio (1475–1554) – insbesondere die Villa Rotonda (1552) in Vicenza bei Venedig. In Europa gab es seit der Antike noch kein Gebäude, das schon als Sternwarte geplant wurde. Das älteste Observatorium befand sich in Nürnberg; Johannes Regiomontanus (1436–1476) und Bernhard Walther (1430–1504) benutzten Ende des 15. Jahrhunderts das umgebaute Dürerhaus. Sonst wurden damals meist Türme zur Beobachtung verwendet, wie in Kassel bei Wilhelm IV. (Bau von Altanen auf den beiden südlichen Ecktürmen des Schlosses) mit seinen Beobachtern ab 1577 Christoph Rothmann (1550–1597) und seit 1579 Jost Bürgi (1552–1632) und seit 1583 in Tübingen bei Michael Maestlin (1550–1631). Chloe 41 Tycho Brahes Instrumente 255 aufging, bestimmte Brahe zur Grundsteinlegung; diese astrologische Festlegung war ihm wichtig. Der streng symmetrische, zweigeschossige Bau besitzt einen quadratischen Zentralraum von 16 m Seitenlänge,17 bekrönt von einem 19 m hohen Turm mit goldenem Pegasus als Windfahne. Daran schließen sich nördlich und südlich apsisartig Rundtürme (Durchmesser 6 m) an. Neben den Wohn- und Repräsentationsräumen gab es im Südturm die Bibliothek mit dem großen Himmelsglobus, im zugehörigen Kellergeschoß ein chemisches Laboratorium,18 im Nordturm die Küche mit einem Brunnen. Eine Ausgrabung und Vermessung der Ruinen erfolgte um die Jahrhundertwende.19 Der Standplatz des Observatoriums läßt sich auf Hven nur durch eine große Vertiefung, das Kellergeschoß der Sternwarte, eindeutig identifizieren; zusätzlich wurden die Gartenanlagen rekonstruiert.20 Das Observatoriumsgebäude war von einem quadratischen Garten von fast 80 m Seitenlänge umschlossen, dessen Ecken nach den Himmelsrichtungen orientiert waren.21 Diesen Garten umgab ein knapp 6 m hoher Wall. Tore markierten die Ost- und Westecke, im Südeck befand sich die Druckerei, im Nordeck waren die Wohnungen der Dienerschaft, 17 18 19 20 21 Heinrich Louis d’Arrest: Die Ruinen von Uranienborg und Stjerneborg im Sommer 1868. In: Astronomische Nachrichten 72 (1868), Nr. 1718, S. 209–224. Hier findet sich auch die in diesem Artikel verwendete Umrechnung von Brahes Maßen: 1 tychonic cubit = 39 cm, 1 Tychonischer Fuß = 25,9 cm. Karin Figala: Tycho Brahes Elixier. In: Annals of Science 28 (1972), S. 139–176. Friedrich Simon Archenhold/M. Albrecht: Ausgrabungen und Vermessungen der Sternwartenreste Tycho Brahes auf der Insel Hven. In: Das Weltall, Vorträge und Abhandlungen, Heft 9 (1902). Treptow bei Berlin, S. 1–20; F. Albrecht/M. Albrecht: Die Reste der Sternwarten Tycho Brahe’s. In: Das Weltall 2 (1901), S. 7–12, 21–25. Im Technischen Museum in Malmö, Schweden, gibt es ein Modell von Uraniborg im Maßstab 1 : 5. Es wurde 1915 in den Werkstätten des Deutschen Museums in München hergestellt (Inv.-Nr. 43526). Außerdem gibt es ein Modell im Maßstab 1 : 10 in der 1992 eröffneten Abteilung Astronomie im Deutschen Museum in München (Inv.-Nr. 74016), hergestellt 1958, ferner einen Sextanten im Maßstab 1 : 5 (Inv.Nr. 59284) mit acht Nachbildungen der astronomischen Instrumente und mit sechs Figuren. Ein einfaches Modell von Uraniborg mit den Grünanlagen sowie Blumen und Bäumen findet sich im 1929 eingerichteten, kleinen Museum auf der Insel. Hier sind auch einige Funde ausgestellt, zum Beispiel Reste von Glasgefäßen aus dem chemischen Labor. Chloe 41 256 Gudrun Wolfschmidt und im Keller lag das Gefängnis – eine ungewöhnliche Zutat für eine Sternwarte. Am Rand der Insel errichtete Tycho eine Papiermühle, um Papier für seine Veröffentlichungen herzustellen.22 Damit konnte er auf dieser einsamen Insel möglichst unabhängig sein. Die Mühle bestand aus einem Walkwerk zur Pergamentherstellung und aus einem Stampfwerk zur Papierherstellung (südlich). Schon 1602 wurde die Papiermühle abgebrochen. 1933 fand man Reste des knapp 7 m großen Wasserrades. Auch eine eigene Druckerei richtete sich Brahe auf der Insel Hven ein, um seine Beobachtungen schnell veröffentlichen zu können. Da Brahe aber intensiv mit seiner Arbeit beschäftigt war, konnte er nur wenige seiner Werke in Uraniborg drucken, zum Beispiel die Epistolarum Astronomicarum Libri (Uraniborg 1596, Nürnberg 1601). Im Garten der Sternwarte hatte sich Tycho Brahe eine mechanische Werkstatt zur Instrumentenherstellung eingerichtet. Im oberen Geschoß von Uraniborg mit umlaufendem Balkon (2,6 m breit) befanden sich die astronomischen Instrumente (auf durchgehenden Pfeilern) unter kegelförmigen Bronzedächern. Vor Wind und Wetter wurden die Instrumente durch Kegeldächer geschützt. Auf Hven konnte Brahe dann über 20 Jahre lang seinen Studien nachgehen. 2.1 Instrumentelle Austattung von Uraniborg Um die instrumentelle Ausstattung diskutieren zu können, ist ein Rückblick auf die Instrumente der Antike nötig. Zur Ortsbestimmung am Himmel verwendeten schon Hipparch von Nikaia (190 – ~120 v. Chr.) und Klaudios Ptolemaios (100–160 n. Chr.), die wichtigen beobachtenden Astronomen der Antike, Quadrant, Triquetrum (Dreistab) und Armillarsphäre. Brahes Möglichkeiten zur genauen Beobachtung waren im Vergleich zu Regiomontans Zeiten stark verbessert, lagen doch etwa 100 Jahre Entwicklung der Feinmechanik dazwischen. Die im Mittelalter wichtigen In- 22 N. A. Möller-Nicolaisen: Tycho Brahe und seine Papiermühle. In: Papiergeschichte 4 (1954), S. 57–67. Tycho Brahe hatte daher Papier mit seinen eigenen Wasserzeichen. Chloe 41 Tycho Brahes Instrumente 257 strumente, das Torquetum23 und das Astrolab 24 spielen bei Brahe kaum noch eine Rolle. Statt des Jakobstabes25 bevorzugte Brahe Sextanten (s. Abb. 3) zur Winkelmessung zwischen Planeten und Sternen. Bei Tycho finden sich aber die vorher genannten drei klassischen Instrumenten-Typen: Triquetrum (Dreistab), Quadrant und Armillarsphäre. Tycho Brahe benutzte das Triquetrum in verschiedenen Ausführungen zur Positionsmessung von Fixsternen. Statt eines einfachen Quadranten26 verwendete Brahe Quadranten beträchtlicher Größe und konnte exakte Höhenmessungen der Sonne mit seinem großen Mauerquadranten durchführen. Schließlich entwickelte Tycho Brahe statt der Tierkreis-Armille27 die Äquatorial-Armille, mit der die Sternkoordinaten im heute noch üblichen Äquatorsystem (Rektaszension und Deklination) direkt ermittelt werden können. Eine genaue Vorstellung von Tycho Brahes Sternwarten und ihrer neuzeitlichen instrumentellen Ausstattung haben wir dank der mit zahlreichen Holzschnitten versehenen Beschreibung in seinem Werk Astro- 23 24 25 26 27 Franco de Polonia (fl. 1313) konstruierte das Torquetum oder sog. Türkengerät, das wohl einem um 1100 von Ğābir ibn Aflah (11. Jh.) entworfenen, aber unbenannten Gerät nachgebaut ist. Im deutschen Kulturraum begegnen uns seit dem 11. Jahrhundert Armillarsphären zur Verwendung im Unterricht, für die es eine zeitgenössische Schrift Wilhelms von Hirsau (fl. ~1050, † 1091) gibt. Schon im 11. Jahrhundert entstand die Schrift des Hermannus Contractus [Hermann der Lahme] (1013–1054) von der Reichenau über das Astrolab, in der auch der Quadrant Erwähnung findet. Seit 1231 ist durch die Übersetzung des Wilhelm von England (fl. 1231) die Scheibe (Saphea) des Arzachel [az-Zarqāllu, az-Zarqālī] (1029–1090) zur Zeitbestimmung mittels der Sterne bekannt. Das Astrolab wurde erst im 15. Jahrhundert in regionalen Zentren wie Paris, Wien und Nürnberg (Johannes Regiomontan [1436–1476]) und im 16. Jahrhundert in Nürnberg, Löwen und London – beispielsweise durch Johannes Werner (1468–1528), Rainer Gemma Frisius (1508–1555) und Ioannes de Roias (16. Jh.) – entscheidend weiterentwickelt. Levi ben Gerson (1288–1344) erfand den Jakobstab zur Bestimmung des Durchmessers von Sonne und Mond, vielleicht nach einem ähnlichen Gerät des Hipparch. Beispielsweise diente der von Jakob ben Meïr (fl. 1288) 1288 beschriebene Quadrant nach arabischem Vorbild dazu, die Zeit mit Hilfe der Sterne zu ermitteln. Besonders bekannt wurde die Armillarsphäre durch die Beschreibung dieses Geräts in der Schrift De sphaera des Johannes de Sacrobosco (~1190–1250/56) ab dem 13. Jahrhundert. Copernicus verwendete neben Triquetrum und Quadrant eine Armillarsphäre zur Beobachtung. Chloe 41 258 Gudrun Wolfschmidt nomiae instauratae mechanica (Wandsbek 1598, Nürnberg 1602).28 Eine weitere ausführliche Darstellung geht auf einen Schüler (bis 1596) von Tycho Brahe zurück: Willem Janszoon Blaeu (Alkmaar 1571–1638 Amsterdam).29 Der erste Band seiner Geographia30 enthält neben der kosmographischen Einleitung und einer Übersicht über die verschiedenen Weltsysteme eine ausführliche Beschreibung der Observatorien Brahes. Neben einer Karte der Insel Hven werden die Gesamtanlage sowie das Hauptgebäude Uraniborg und das außerhalb gebaute Stellaeburgum dargestellt. Auf den nächsten acht Seiten befinden sich die Abbildungen der beschriebenen astronomischen Instrumente. Als Vorlage dienten außer seinen eigenen Erfahrungen die Holzschnitte Tycho Brahes. Insgesamt bestand Brahes reiche Ausstattung aus folgenden Instrumenten31: Acht Sextanten (einschließlich Zirkel und Radius astronomicus, meist Radius 1,6 m), acht Quadranten (einschließlich Mauerquadrant, bis zu 2 m Radius), zwei große Vertikal-Halbkreise (Durchmesser 2,33 m), fünf Armillen (maximal 2,7 m Durchmesser), drei Triqueta (eines davon aus Holz von Copernicus) und kleinere Instrumente (ein Annulus astronomicus, ein Jakobstab von einem Enkel des Gemma Frisius und ein Astrolab). Dazu kamen die verbesserten Instrumente von Stellaeburgum, die im folgende beschrieben werden. Besonders bemerkenswert ist der große hölzerne Himmelsglobus von knapp 1,5 m Durchmesser, den er in Augsburg in Auftrag gegeben hatte und 1577 bekam. Nach zwei Jahren hatte er ihn mit Messing verkleidet und bis 1595 seine gemessenen Sterne darauf eingraviert. 28 29 30 31 Hans Raeder/Elis Strömgren/Bengt Strömgren: Tycho Brahe’s Description of his Instruments and Scientific Work as given in Astronomiae Instauratae Mechanica (Wandesburgi 1598). Kopenhagen 1946. Willem Janszoon Blaeu (1571–1638) gründete in Amsterdam eine Druckerei; damit wurde er der Begründer des in Holland fast ein Jahrhundert lang führenden kartographischen Verlags. Neben dem Druck von Landkarten fertigte er auch Erd- und Himmelsgloben an. Die 1635 erschienene Erstausgabe des zusammen mit seinem Sohn Johann Blaeu (1598–1673) herausgegebenen Le theatre du monde ou nouvel Atlas (Theatrum orbis terrarum) wuchs später zu den insgesamt elf Bänden der lateinischen Geographia Blaviana Atlas Major (Amsterdam 1662) und zu den zwölf Bänden des Le Grand Atlas (Amsterdam 1663) heran. Raeder/Strömgren/Strömgren (s. Anm. 28); Victor E. Thoren: New Light on Tycho’s Instruments. In: Journal for the History of Astronomy 9 (1973), S. 25–45. Chloe 41 Tycho Brahes Instrumente 259 Abb. 2: Quadrant, Triquetrum (Dreistab) und Armillarsphäre – drei Instrumente Tychos nach dem Vorbild der Antike, in: Tycho Brahe: Astronomiae instauratae mechanica. Wandsbek 1598 (2. Auf lage Nürnberg 1602). Abb. 3: Halbkreis (Semicirculus), Sextant und große Armille (Armillae aequatorium maximae) – Tychos innovative Instrumente, in: Tycho Brahe: Astronomiae instauratae mechanica. Wandsbek 1598 (2. Auf lage Nürnberg 1602). Chloe 41 260 Gudrun Wolfschmidt 2.2 Stellaeburgum und die instrumentelle Ausstattung Uraniborg wurde ein astronomisches Ausbildungszentrum; Brahe hatte bis zu zwölf Schüler und Assistenten gleichzeitig und benötigte daher mehr Instrumente zur Beobachtung. Außerdem bekam er in Uraniborg bei seinen exakten Positionsmessungen Probleme wegen des starken Windes auf der Insel. Deshalb ließ er schon 1584 etwa 80 m südöstlich von Uraniborg ein zweites, kleineres Observatorium Stellaeburgum (Stjerneborg, Sternenburg) für seine wertvollen Instrumente bauen, dessen Einfassung den gleichen Grundriß wie Uraniborg aufweist, aber nur eine Seitenlänge von 30 m besitzt.32 Der quadratische Zentralraum war und ist von außen nur als Grashügel sichtbar.33 Als Windfahne krönte den Hügel früher eine 1 m hohe drehbare Merkurstatue. Die Anlage mit den – um den Zentralraum gruppierten – fünf Rundtürmen verschiedenen Durchmessers kommt dem Aussehen der späteren Sternwarten näher. Die Rundtürme, von Brahe Krypten genannt, sind – wegen des starken Windes – tief in die Erde versenkt und mit kegelförmigen Dächern abgedeckt. Stellaeburgum wurde 1951 rekonstruiert; man kann heute die 1823 ausgegrabenen Fundamente für die astronomischen Instrumente sehen. Beide Observatorien Tycho Brahes sind in der Symmetrie ihrer Anlage typische Bauwerke der Renaissance. Folgende fünf Instrumente befanden sich in den Rundtürmen in Sternenburg: Azimutal-Quadrant (Quadrans volubilis azimutalis), Großer Azimutal-Quadrant im Quadrat (Quadrans magnus chalibeus in quadrato azimutalis), Armillae aequatorium maximae (s. Abb. 3), Zodiakalarmillarsphäre und Sextant. 32 33 Ein kleines Modell von Stjerneborg mit Darstellungen der astronomischen Instrumente befindet sich im Museum auf der Insel Hven. Offensichtlich führten Brahe seine weiten Reisen nie nach Griechenland, sonst hätte er dieses Hügelchen kaum mit dem Parnass, dem Berg der Musen, verglichen. Chloe 41 Tycho Brahes Instrumente 261 3. Vergleich der islamischen Instrumente mit Tycho Brahe Die Gründung von Sternwarten als wissenschaftliche Institutionen zur astronomischen Forschung stellt ein wichtiges Ergebnis islamischer Wissenschaft dar.34 Eine ähnliche Funktion hatte die Sternwarte Uraniborg, wo Tycho Brahe mit seinen Assistenten beobachtete und arbeitete. Von den islamischen Sternwarten gibt es drei Beschreibungen der Instrumente: al-’Urdī für Marâgha (um 1266), al-Kāshī für Uluġ Begs Observatorium in Samarkand (um 1430) und al-Âmilî für Isfāhān (um 1560). Vergleicht man nun die instrumentelle Ausstattung im einzelnen, so könnte man bemerken: Beispielsweise existierte der Mauerquadrant, den Tycho stolz den Tychonischen Quadranten nannte, auch schon bei Taqī al-Dīn, der ihn als ‘libnah’ bezeichnete;35 zum Vergleich könnte man hier auch den großen Sextanten von Uluġ Beg in Samarkand anführen. Das Ziel war in allen Fällen die Steigerung der Ablese- und damit der Meßgenauigkeit durch Verwendung von Instrumenten riesiger Dimensionen. Ein besonders bemerkenswerter Punkt ist die grundsätzliche Ähnlichkeit der gesamten Instrumente (Triquetrum, Armillarsphäre, Sextant oder Quadrant) – beschrieben von al-’Urdī für das Observatorium Marâgha, auch verwendet von al-Âmilî in Isfāhān, – mit denen von Tycho Brahe, beschrieben in Astronomiae instauratae mechanica. Dasselbe gilt für die Instrumente von Taqī al-Dīn, verwendet am Observatorium Istanbul, die aber letztlich auf das Marâgha Observatorium zurückzuführen sind. Eine vergleichende Studie von Terkeli zeigt den starken Einfluß der islamischen Instrumente auf die von Tycho hergestellten und von anderen europäischen Astronomen verwendeten Geräte.36 34 35 36 J. Lennart Berggren: Historical Reflections on Scientific Knowledge. The Case of Medieval Islam. In: Knowledge Across Cultures. Universities East and West. Hrsg. v. Ruth Hayhoe. Toronto 1994, S. 137–153. Peter Schmalzl: Zur Geschichte des Quadranten bei den Arabern. München 1929. Wiederabdruck in: Arabische Instrumente in orientalistischen Studien. 6 vols. Hrsg. v. Fuat Sezgin. Frankfurt 1991. Sevim Terkeli: Nasirüddin, Takiyüddin ve Tycho Brahe’nin Rasat Aletlerinin Mukayesesi. Ankara 1958 (Ankara Universitesi Dil ve Tarih-Coğrafya Fakultesi Dergesi 16), S. 301–393. Chloe 41 262 Gudrun Wolfschmidt 4. Meßgenauigkeit und Meßverfahren bei Tycho Brahe Zur Steigerung der Meßgenauigkeit37 trugen bei Brahe einmal die vergrößerten Dimensionen seiner Instrumente sowie ihre feste Aufstellung in der zweiten Sternwarte bei. Im Vergleich zu der bis ins 16. Jahrhundert üblichen Holzkonstruktion fertigte er mindestens die Skala aus Messing oder verwendete für das ganze Instrument Eisen, wie es allerdings kurz vor ihm schon einmal Wilhelm IV. bei seinem kleinen Quadranten von 40 cm Radius getan hatte. Zudem verbesserte Brahe die Visiereinrichtung (den Diopter) und verwendete eine Transversal-Einteilung zur genaueren Ablesung der Zwischenwerte. Brahe gibt bei seiner Beschreibung zu jedem Instrument die geschätzte Genauigkeit an, stützt sich dabei aber wohl meist auf die Ablesegenauigkeit. Aber nicht nur die Instrumente waren von der Konstruktion her ausgezeichnet, auch das Beobachtungsverfahren war von Bedeutung. Durch häufige Wiederholung der Messung, durch die Beachtung möglicher Fehlerquellen und durch Vergleich der Ergebnisse der Instrumente untereinander konnte die hohe Genauigkeit erreicht werden. Außerdem entstanden daraus Anregungen für instrumentelle Weiterentwicklungen. Eine Abbildung des großen Mauerquadranten von 2 m Radius im Hauptgebäude in Uraniborg, seit 1582 in Gebrauch, vermittelt einen guten Einblick in die Arbeitsweise Brahes beim Beobachten der Sterne mit seinen Assistenten. Die zwei Uhren weisen darauf hin, daß Tycho die Rektaszensionen bestimmte, indem er die Sterne beim Durchgang durch den Meridian beobachtete – ein modernes Verfahren. Ein Problem dabei stellten allerdings die damals zur Verfügung stehenden Räderuhren dar. Die besten Uhren der damaligen Zeit stellte Jost Bürgi in Kassel her, die aber trotzdem noch etwa eine Minute pro Tag falsch gingen.38 Daher bevorzugte Brahe ein anderes Meßverfahren: Er entwickelte für seinen Sternkatalog ein System von Fundamentalsternen, indem er von 21 Sternen zunächst die Länge auf 15" genau bestimmte. Dann ließen sich mit einem Quadranten die Zenitdistanz und damit die Deklinationen der Sterne messen. Die Winkelabstände bis 60˚ ergaben sich sehr 37 38 Walter G. Wesley: The Accuracy of Tycho Brahe’s Instruments. In: Journal for the History of Astronomy 9 (1978), S. 42–53. Tycho Brahe: Opera (s. Anm. 10). Bd. 6, S. 51; Epistolarum I, S. 23. Uraniborg 1596. Chloe 41 Tycho Brahes Instrumente 263 genau mit einem Sextanten, sonst mit dem von Brahe entwickelten Halbkreis (für Winkel bis 180˚). Aus den Deklinationen zweier Sterne und der gemessenen Winkeldistanz läßt sich dann ihre Differenz in Rektaszension berechnen.39 Das weitere Schicksal der Instrumente von Brahe ist bedauerlich. Seine letzten zwei Jahre (ab Ostern 1599) verbrachte Brahe als kaiserlicher Hofastronom in Prag.40 Dort kamen im November 1600 alle seine 28 Instrumente vollständig an,41 wurden aber kurz darauf in den kriegerischen Auseinandersetzungen im Jahre 1619 von den Pfälzern vernichtet. Eine Nachbildung des großen hölzernen Quadranten befindet sich im Runden Turm in Kopenhagen.42 Nur die zwei Metallsextanten, die sich Brahe neu in Prag von den bekannten Instrumentenherstellern der Renaissance, Jost Bürgi (1552–1632) und Erasmus Habermel († 1606), machen ließ, sind erhalten. Sie stehen im Nationalmuseum für Technik in Prag.43 5. Tychos Interesse an Astrologie und Alchemie Tycho Brahe war sehr an Astrologie interessiert. Die Grundsteinlegung für sein Observatorium Uraniborg erfolgte astrologisch: den 8. August 1576 früh, als die Sonne gleichzeitig mit Jupiter und Regulus aufging, bestimmte Brahe zur Grundsteinlegung; diese astrologische Festlegung war ihm wichtig. Er war auch im hermetischen Denken verwurzelt. Im Keller seiner Sternwarte richtete er sich ein alchemisches Laboratorium 39 40 41 42 43 Diedrich Wattenberg: Tycho Brahe – Sein Leben und Werk. Zum Gedächtnis seines 400. Geburtstages am 14. Dezember 1946. In: Die Himmelswelt 55 (1948), S. 169–174. cos(a1–a)=(cosq–sind1 sind)/(cosd1 cosd) H. Eckert: Tycho Brahe in Prag MDIC–MDCI. Prag 1901. Ladíslav Weinek: Zur Erinnerung an Tyge Brahe. In: Astronomische Rundschau 1902, S. 15–17, 77–80, 100–103. Eine Nachbildung einer Armillarsphäre in Originalgröße befindet sich im StenoMuseum in Århus und im Technischen Museum Malmö. Zdislav Šima: Prague Sextants of Tycho Brahe. In: Annals of Science 50 (1993), S. 445–453; vgl. Bulletin of the Scientific Instrument Society 35 (1992), S. 7–10; vgl. auch Richard Rankl: Der Tychonische Sextant (von Bürgi) in der Sternwarte Kremsmünster. In: 89. Jahresbericht des Obergymnasiums der Benediktiner zu Kremsmünster. Linz 1946, S. 3–15. Chloe 41 264 Gudrun Wolfschmidt ein. Die alchemistischen Studien erwähnte Tycho auch in seinem Werk Astronomiae instauratae mechanica 1598: Ebenso führte ich mit großer Sorgfalt auch alchemistische oder chemische Experimente durch. Auch dieses Thema soll hier besprochen werden, da die behandelten Substanzen analog zu den himmlischen Körpern und deren Einfluß sind, weshalb ich gewöhnlich diese Wissenschaft terrestrische Astronomie nenne. Von meinem dreiundzwanzigsten Jahr an bin ich von diesem Thema ebenso ergriffen worden wie von den Studien des Himmels […] und bis heute habe ich mit viel Mühe und mit großen Kosten mehrere Entdeckungen über Metalle und Minerale sowie auch Edelsteine und Planeten und andere ähnliche Substanzen gemacht.44 Für Tycho gab es also eine enge Verbindung zwischen der siderischen und tellurischen Astrologie, womit er sich auf Astronomie und Alchemie bezog; eine Druckvignette zeigt das folgende Motto: “Svspiciendo despicio” (indem ich emporsehe, sehe ich hinab). Wegen der Analogie der siderischen Welt mit der tellurischen Welt kann die eine nicht ohne die andere erforscht werden. Tycho faßte die Analogie noch weiter unter Einbeziehung der Astromedizin. Er sah Analogien zwischen Planeten, Metallen und Organen des menschlichen Körpers: Es ist wichtig, davon zu wissen, daß den sieben Planeten am Himmel von den sieben Metallen auf der Erde entsprochen wird, und im Menschen von den sieben wichtigen Organen. All dies ist so schön geordnet, so schön und harmonisch, daß Natur und Gattung nahezu ein und dieselbe Funktion zu haben scheinen. So entsprechen Sonne und Mond den zwei höchsten Metallen Gold und Silber, beim Menschen den zwei wichtigsten Organen Herz und Hirn […] Mit diesen sieben [Planeten] ist des weiteren vieles andere durch sonderbare Analogie vereint, daß es nicht mit wenigen Worten dargelegt werden kann. So stehen die übrigen irdischen Stoffe, Edelsteine und Salze in einer gewissen Ordnung unter dem Einfluß der sieben Planeten und insbesondere der Fixsterne, denen – wenn auch mehr verborgen – planetarische Kräfte innewohnen.45 44 45 Tycho Brahe: Astronomiae instauratae mechanica. Wandsbek 1598. Zitiert nach: Lars Steen Larsen/Erik Michael/Per Kjærgaard Rasmussen: Astrologie. Von Babylon zur Urknall-Theorie. Wien/Köln/Weimar 2000, S. 108. Tycho Brahe: Brief an Christoph Rothmann, 1588. In: Opera (s. Anm. 10). Bd. 6, S. 134–148. Zitiert nach: Larsen et al. (s. Anm. 44), S. 107 f. Chloe 41 Tycho Brahes Instrumente 265 Abb. 4: Druckervignetten: Links: “Svspiciendo despicio” (indem ich emporsehe, sehe ich hinab). Rechts: “Despiciendo svspicio” (indem ich herabsehe, sehe ich empor). In: Tycho Brahe: Astronomiae instauratae mechanica. Wandsbek 1598 (2. Auf lage Nürnberg 1602). Chloe 41 266 Gudrun Wolfschmidt Tycho hielt 1574 an der Universität Kopenhagen eine Vorlesung über die Bewegung der Planeten unter dem Titel De disciplinis mathematicis und behandelte darin im wesentlichen die Astrologie. Wenn man die Kräfte und den Einfluß der Sterne verneint, unterschätzt man als erstes die göttliche Weisheit und Vorsehung, und weiters widerspricht man der evidenten Erfahrung. Was könnte man sich Ungerechtes und Törichtes über Gott vorstellen, als daß Er die große und bewundernswerte Szenerie des Himmels und so viele strahlende Sterne zu keinem Gebrauch oder Zweck geschaffen haben sollte – wenn kein Mensch selbst seine geringe Arbeit ohne einen bestimmten Zweck tut. […] Demgegenüber halten wir aber daran fest, daß der Himmel nicht nur auf die Atmosphäre einwirkt, sondern auch direkt auf den Menschen selbst.46 Tycho erstellte Horoskope, unter anderem für den dänischen König Christian IV., und er deutete die Nova 1572 und den von ihm entdeckten Kometen 1577 astrologisch. Allerdings fügte er bei einer astrologischen Prophezeiung 1587 hinzu, daß er selber nicht davon überzeugt sei: Hierauff kan ich dir freundlicher meinung nicht bergen, das wiewoll ich in die Astrologische Sachen, welche bedeuttung auss dem gestirn herholen vnd weissagunge tractiren, mich nicht gerne einlaesse, dieweill darauff nicht vhill zu bawen ist, Sondern allein die Astronomiam, welche den wunderlichen lauff des gestirns erforschett, in einen gewitzen vnd rechtmessigen ordnung zu bringen mich etzliche Jhar her bemuhet, den darahn kan durch rechtgeschaffene Instrumenten nach Geometrisch vnd Arithmetisch grundt vnd gewisheit die eigentliche warheitt durch langwirigen fleiss vnd arbeitt gefunden werden, So habe ich doch nach ihrer Furstlicher gnaden begerung beide Prognostica, die du mihr zuschickest, […] durchgesehen.47 Rückblickend am Ende seines Lebens nahm Tycho eine deutlich kritische Haltung gegenüber der Astrologie ein: Auch in der Astrologie haben wir eine Arbeit vollbracht, auf die nicht von denen herabgesehen werden sollte, die den Einfluß der Sterne studieren. Unser Ziel war es, dieses Gebiet von falschen Annahmen und Aberglauben zu befreien und die bestmögliche Übereinstimmung mit der Erfahrung, auf 46 47 Dreyer (s. Anm. 12), S. 77–82. Brief Tycho Brahes an Heinrich Below vom 7. 12. 1587. Dreyer (s. Anm. 12), S. 410. Chloe 41 Tycho Brahes Instrumente 267 der sie ruht, zu erreichen. Denn ich glaube, daß es innerhalb dieses Gebietes kaum möglich sein wird, eine ganz genaue Theorie zu finden, die nach mathematischer und astronomischer Wahrheit strebt.48 6. Brahes wissenschaftliche Leistung Noch bevor das Observatorium fertig wurde, hatte Tycho 1577 das Glück, einen hellen Kometen beobachten zu können. Nach der aristotelischen Lehrmeinung waren Kometen Objekte der Erdatmosphäre, also der sublunaren Sphäre, da sie so schnelle Veränderungen aufwiesen (Schweifentwicklung) und daher nicht den himmlischen Regionen, der translunaren Sphäre, angehören konnten. Tycho erblickte am Abend des 13. November 1577 ein helles Objekt am Westhimmel. Sofort holte er sich seine transportablen Meßinstrumente (Radius und Quadrant) und ein Notizbuch. Er wollte prüfen, ob Kometen wirklich nur atmosphärische Erscheinungen sind. Das aber eigentlich zu erfahren, habe ich großen Fleiß angewendet, weil hierin die ganze Wissenschaft vom Ort und Eigenschaft des Kometen gelegen ist, und habe ich aus vielerei Beobachtungen mit zugehörigen Instrumenten beobachtet und durch die Dreieckslehre gefunden, […] daß dieser Komet wenigstens 230 Erdhalbmesser von der Erde entfernt gestanden sei.49 Er konnte messen, daß der Komet mindestens fünfmal weiter als der Mond entfernt sein mußte; eine Parallaxe – wie bei nahen Objekten zu erwarten gewesen wäre – war nicht meßbar, trotz der Genauigkeit seiner Instrumente. In seinen Schriften De cometa anni 1577 (Uraniborg 1578) und De mundi aetherei recentioribus phaenomenis (Uraniborg 1588; Prag 1603) folgerte Brahe daher, daß Kometen trotz ihres veränderlichen Schweifes translunare Himmelskörper sein müßten – Objekte der ätherischen Welt und nicht der (sublunaren) Feuersphäre. Hiermit setzte er sich über die damals noch vorherrschende aristotelische Lehrmeinung 48 49 Tycho Brahe: Astronomiae instauratae mechanica. Wandsbek 1598, S. 117 f. Zitiert nach: Larsen et al. (s. Anm. 44), S. 113. Tycho Brahe: De cometa anni 1577. Uraniborg 1578. In: Zinner (s. Anm. 5), S. 294. Chloe 41 268 Gudrun Wolfschmidt hinweg, nach der keine Veränderungen in den himmlischen Regionen möglich sind.50 Der Komet (Parallaxe 5˚) mußte also fünfmal weiter als der Mond (Parallaxe 1˚) entfernt sein; er hätte mehrere Äther-Kugelschalen von Planeten (mindestens die Venussphäre) durchqueren müssen. Damit kam Brahe in seinem Werk De mundi aetherei recentioribus phaenomenis (Uraniborg 1588; Prag 1603) zu dem Schluß, die reale Existenz der Kugelschalen zu zerstören und sie in Umlaufbahnen zu verwandeln – ein weiterer Bruch mit aristotelischen Vorstellungen: In Wirklichkeit gibt es keine Kugelschalen (Sphären) am Himmel […] diejenigen, die gewisse Autoren, um den Schein zu wahren, erfunden haben, existieren nur in der Phantasie und zu dem Zweck, damit die Bewegungen der Planeten vom Geist verstanden und (nach einer geometrischen Interpretation) mit Hilfe der Arithmetik in Zahlen aufgelöst werden können. Deshalb dürfte es ein müßiges Unterfangen sein, eine wirkliche Kugelschale entdecken zu wollen, an der der Komet befestigt wäre, so daß beide zusammen kreisten.51 Abgesehen von diesen revolutionären Ansichten52 suchte Brahe in der letztgenannten Schrift durch sein Tychonisches Weltsystem einen Ausgleich zwischen Ptolemäischem und Copernicanischem System herzustellen53: Ich begann bei mir selbst tiefer darüber nachzudenken, ob es mit Hilfe irgendwelcher vernünftiger Überlegungen möglich sei, eine Hypothese zu finden, die sich einmal mit Mathematik und Physik völlig im Einklang befände, nicht der theologischen Zensur anheimfiele und zugleich den himmlischen Erscheinungen entspräche. Schließlich, fast gegen alle Hoffnung, fiel mir jene Anordnung der himmlischen Kreisbewegungen ein, die sich geziemend so verteilt, daß keine von diesen Ungereimtheiten auftreten kann.54 50 51 52 53 54 John Robert Christianson: Tycho Brahe’s German Treatise on the Comet of 1577. A Study in Science and Politics. In: Isis 70 (1979), S. 110–140. Tycho Brahe: De mundi aetherei. Uraniborg 1588. Zitiert nach Marie Boas: Die Renaissance der Naturwissenschaften 1450–1630. Das Zeitalter des Kopernikus. Gütersloh 1962 (Nachdruck: Nördlingen 1988), S. 126 f. Victor Thoren: Tycho Brahe. In: Owen Gingerich (Hrsg.): The General History of Astronomy. Vol. 2. Cambridge, Mass. 1989, S. 3–21. Victor E. Thoren: The Comet of 1577 and Tycho Brahe’s System of the World. In: Archives Internationales d’Histoire des Sciences 29 (1979), S. 53–67. Tycho Brahe: De mundi aetherei. Uraniborg 1588. Zitiert nach Boas (s. Anm. 51), S. 128 f. Chloe 41 Tycho Brahes Instrumente 269 Im “Tychonischen Weltsystem” (vgl. Abb. 5) umkreisen die fünf Planeten die Sonne, aber die Sonne dreht sich um die in der Mitte der Welt ruhende (keine Rotationsbewegung aufweisende) Erde. Tycho Brahe hatte eine längere, heftige Kontroverse mit dem Astronomen Nicolaus Reimarus Ursus (~1551–1600) über die Priorität des Tychonischen Systems. Brahe behauptete, es 1583 erfunden und es Reimarus bei einem Besuch in Uraniborg erklärt zu haben. 1588 veröffentlichten beide ihr System, Reimarus in seinem Fundamentum astronomicum id est Nova Doctrina (Straßburg 1588). Mit Tychos System waren wichtige Unzulänglichkeiten des antiken Systems ausgeräumt; trotzdem mußte man die Bewegung der Erde, die physikalischen und theologischen Prinzipien widersprach, nicht akzeptieren. Allerdings tauchte das Problem auf, daß die Kristallsphäre des Mars zweimal die Sonnensphäre durchschneiden muß. Doch darüber hatte er sich schon hinweggesetzt. Im Wortsinne bahnbrechend wirkte Brahes Erkenntnis, daß es keine festen Kugelschalen im Himmel gibt. Diese Zerschlagung der Sphären bedeutete eine Öffnung des Himmels und führte Giordano Bruno (1548–1600) konsequent zur Idee der Unendlichkeit. Zunächst war Brahe wohl Anhänger des Copernicus,55 als er jedoch mit seinen hervorragenden Instrumenten mit einer Genauigkeit von mindestens 1' keine Parallaxe bei den Fixsternen messen konnte, die nach Copernicus etwa 30' betragen sollte, fühlte er sich bei seinem Weltsystem als Kompromiß bestärkt. Andernfalls hätte er die Fixsterne in eine Entfernung rücken müssen, die sein Vorstellungsvermögen weit überstieg. Brahe selber betrachtete sein Weltbild als seine wichtigste Erkenntnis. Es hatte auch noch lange in der Zeit der Teleskope Bestand, konnte es doch beispielsweise die Phasen der Venus erklären. Nicht wenige Astronomen sowohl in katholischen als auch in protestantischen Kreisen gaben bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts dem Tychonischen Weltsystem (allerdings meist mit einer um ihre Achse rotierende Erde) den Vorzug;56 zum Beispiel illustriert das Titelbild vom Almagestum novum (Bologna 1651) des Jesuiten J. B. Giovanni Battista Riccioli (1598–1671) das Übergewicht des (leicht abgewandelten) Tychonischen Systems gegenüber dem Copernicanischen. 55 56 Owen Gingerich: Nikolaus Kopernikus und Tycho Brahe. In: Newtons Universum, Spektrum der Wissenschaft. Heidelberg 1990, S. 46–58. Ernst Zinner: Entstehung und Ausbreitung der Copernicanischen Lehre. München 1988, S. 287–308. Chloe 41 270 Gudrun Wolfschmidt 7. Sternkataloge vor Tycho Brahe Vor der Zeit Tycho Brahes gab es in der Antike und im islamischen Kulturkreis wichtige Sternkataloge. Klaudios Ptolemaios (~100– 170 n. Chr.) stellte – auf der Grundlage von Beobachtungen Hipparchs (~150–125 v. Chr.) – einen Katalog von 1025 Sternen in 48 Sternbildern zusammen (Syntaxis mathematica).57 Dieses Buch wurde unter dem Namen Almagest bekannt und enthält neben einem Überblick über die astronomischen Kenntnisse der griechischen Antike den Sternkatalog in Buch VII, Kap. 5 bis Buch VIII, Kap. 1. Durch das Buch der Fixsterne (964) von ’Abd al-Rahmân as-Sûfi (903–986), Astronom in Bagdad, wurde der Sternkatalog des Ptolemaios mit islamischen astronomischen Traditionen (z. B. Sternnamen) zusammengeführt und behielt so bis ins 17. Jahrhundert seine Bedeutung.58 Im Spätmittelalter entstand der bedeutende Sternkatalog (Zīj)59 des Uluġ Beg (1394–1449) in Samarkand, Usbekistan; er enthielt mehr als tausend Sterne – beobachtet u. a. von seinem Assistenten al-Kāshī († 1429) mit einem riesigen Sextanten von 40 m Radius.60 Uluġ Begs Messungen wurden allerdings im Abendland erst 1648 – also nach Tycho Brahe – durch John Greaves (1602–1652), Sav. Prof. of Astronomy in Oxford, bekannt (es handelt sich um etwa 100 Koordinaten von Fundamentalsternen). Der Kurator der Bodlein Library in Oxford Thomas Heyde (1636–1703) publizierte 1665 den kompletten Sternkatalog in tadzhi- 57 58 59 60 Claudius Ptolemäus: Der Sternkatalog des Almagest. Die arabisch-mittelalterliche Tradition. I Die arabischen Übersetzungen. Hrsg., ins Deutsche übertragen und bearbeitet v. Paul Kunitzsch. Wiesbaden 1986; II Die lateinische Übersetzung Gerhards von Cremona. Hrsg. und bearbeitet v. Paul Kunitzsch. Wiesbaden 1990; III Gesamtkonkordanz der Sternkoordinaten. Bearbeitet v. Paul Kunitzsch. Wiesbaden 1991. Karl A. F. Fischer: Al’Suphi’s Star-Atlases and Middle Europe. IAU-Colloquium 91 (1985), S. 165 f.; Gotthard Strohmaier: Die Sterne des Abd ar-Rahman as-Sufi. Mit achtundvierzig Miniaturen einer Pergamenthandschrift der Forschungsbibliothek Gotha. Leipzig/Weimar 1984. Zīj ist eine astronomische Abhandlung, die meist Tafeln mit einem Sternkatalog enthält. E. S. Kennedy: A Survey of Islamic Astronomical Tables. In: Transactions of the American Philosophical Society, N. S. 46. Philadelphia 1956. M. Shevchenko: An Analysis of errors in the star catalogue of Ptolemy and Ulugh Beg. In: Journal for the History of Astronomy 21 (1990), S. 187–201. Chloe 41 Tycho Brahes Instrumente 271 Abb. 5: Das Titelbild vom Almagestum novum (Bologna 1651) des Jesuiten Giovanni Battista Riccioli (1598–1671) illustriert das Übergewicht des Tychonischen Systems gegenüber dem Copernicanischen. In: Giovanni Battista Riccioli: Almagestum novum. Bologna 1651. Chloe 41 272 Gudrun Wolfschmidt kischer und lateinischer Sprache (Tabulae longitudinis et latitudinis stellarum fixarum ex observatione Ulugbeighi).61 Außer Brahes zahlreichen Kometenbeobachtungen (1580/82/85, 1590/93/96) und Messungen der Mondbewegung sind besonders seine Positionsmessungen an Planeten und Sternen erwähnenswert. Die Marsbeobachtung war ihm deshalb sehr wichtig, weil er sich damit eine Entscheidung zwischen den Weltsystemen erhoffte. Hauptproblem der damaligen Astronomie war – neben der Kalenderreform – die Verbesserung der Planetentafeln. Voraussetzung für gute Planetenpositionen waren aber zunächst verbesserte Sternpositionen gegenüber dem Katalog des Ptolemaios. Zusätzlich veranlaßt durch das Auftreten der Nova, das heißt einer Veränderung am Fixsternhimmel, erkannte Brahe die Notwendigkeit einer exakten Dokumentation des Himmels. Dies führte schließlich zur Erstellung seines Kataloges der 777 Fixsterne mit hoher Meßgenauigkeit und sogar mit Berücksichtigung der Refraktion. 8. Brahes Abschied von Dänemark – Hamburg-Wandsbek und Prag Eine schwierige Zeit brach für Tycho an, als sein Gönner Friedrich II. 1588 starb. Der neue, sehr junge König Christian IV. (1577–1648) zeigte kein Interesse an den astronomischen Forschungen und kürzte die Geldmittel. Durch sein unbeherrschtes Auftreten hatte sich Brahe bei den Angehörigen des Hofes keine Freunde gemacht und sich zudem den Haß der Inselbewohner zugezogen. So wurde ihm allmählich der Aufenthalt auf der Insel verleidet, und er entschloß sich 1597 zum Verlassen Dänemarks. In einem langen Brief 10. 07. 1597 stellte er dem König nochmals seine Probleme dar, erreichte aber durch seinen Stil mehr Verärgerung als eine Ebnung des Weges zur Rückkehr (08. 10. 1597 Antwort des 61 Weitere Rezeption: Johannes Hevelius: Prodromus astronomiae. Danzig 1690; John Flamsteed: Historia Coelestis Britannica. London 1725; Gregory Sharpe: Syntagma dissertationum quas olim auctor doctissimus Thomas Hyde. Oxford 1767; Louis P. E. Amélie Sédillot: Prolégomènes des Tables Astronomiques d’Oloug Beg (1847–1853). Paris 1847; Francis Baily: The Catalogues of Ptolemy, Ulug Begh, Tycho Brahe, Halley, Hevelius, deduced from the best Authorities. London 1843; und Edward Ball Knobel: Ulugh Beg’s catalogue of stars. Washington D. C.: Carnegie Institute 1917; Kevin Krisciunas: A more complete analysis of the errors in Ulugh Beg’s star catalogue. In: Journal for the History of Astronomy 24 (1993), S. 269–280. Chloe 41 Tycho Brahes Instrumente 273 Königs). Vorerst ließ er sich (1597 bis 1599) im Schloß des Grafen Heinrich von Rantzau (1526–1599) in Wandsbek bei Hamburg nieder. Außer seinen Beobachtungsinstrumenten brachte er auch seine Druckerpresse mit, auf der der Hamburger Drucker Philipp von Ohr 1598 Brahes Astronomiae Instauratae Mechanica druckte. Hierin wird die Einrichtung seiner Sternwarte beschrieben. Gewidmet war das Buch Kaiser Rudolf II. (1576–1612), den er als neuen Arbeitgeber gewinnen wollte. Schließlich bekam Brahe – auf Empfehlung des Thaddeus Hagecius (1525–1600) – den ersehnten Ruf nach Prag und bekleidete 1599 bis 1601 das Amt eines kaiserlichen Mathematikers und Hofastronomen bei Rudolf II.; hier erschien auch sein zweibändiges Hauptwerk Astronomiae instauratae progymnasmata, quorum prima pars de restitutione motuum solis et lunae stellarumque inerrantium tractat (Uraniborg, Prag 1602). Seine Aufenthaltsorte in und um Prag waren: Schloß Benatký bei NeuBenatek, Belvedere, Ferdinandeum, Czernin-Palais. Brahe hatte Johannes Kepler (1571–1630), auf den er durch dessen Werk Mysterium Cosmographicum (Weltgeheimnis, Tübingen 1596) aufmerksam geworden war, schon früher nach Dänemark eingeladen. Er schickte ihm am 9. Dezember 1599 erneut einen Einladungsbrief nach Graz, der Kepler aber nicht mehr erreichte, da dieser schon mit einem Empfehlungsschreiben Anfang 1600 nach Prag unterwegs war. Einen besseren Assistenten und Nachfolger hätte Brahe gar nicht bekommen können. Tycho Brahe wurde 1601 in der Teynkirche in Prag begraben.62 9. Nachwirkung Tycho Brahes Vor Erfindung des Fernrohrs 1609 war Brahe der wichtigste beobachtende Astronom. Dabei beruht die Bedeutung Brahes auf der Präzision und Kontinuität seiner Beobachtungen mit ausgezeichneten, selbst hergestellten Instrumenten. Er erkannte die “Supernova” von 1572 als Fixstern und die Kometen als Himmelskörper. Tychos Katalog der 777 Fixsterne übertrifft mit einer Meßgenauigkeit von mindestens 1' die früheren bei weitem an Genauigkeit. Er 62 Eine Kopie des Grabsteins befindet sich im Museum in Schloß Frederiksborg/Hillerød (nördlich von Kopenhagen). Chloe 41 274 Gudrun Wolfschmidt verbesserte die Sternörter um einen Faktor zehn im Vergleich zu seinen Vorgängern;63 Brahe versuchte sogar, bei der Bestimmung der Koordinaten auch die atmosphärische Refraktion horizontnaher Sterne zu berücksichtigen. Johannes Kepler (1571–1630) nannte ihn im 8. Kapitel seines Buches Ad Vitellinem Paralipomena (Frankfurt 1604) wegen der hohen Meßgenauigkeit den Hipparch des 16. Jahrhunderts. Astronom Genauigkeit Zeit Hipparchos von Nikaia (190–~120 v. Chr.) 6' um 160 v. Chr. Ptolemaios, Klaudios (~100–170 n. Chr.) 10' um 150 n. Chr. Copernicus, Nikolaus (1473–1543) 6'–10' um 1520 Brahe, Tycho (1546–1601) 1'–½' um 1600 Hevelius, Johannes (1611–1687) 10"–20" 1661 1"– 2" um 1740 Bessel, Friedrich Wilhelm (1784–1846) 0,7" um 1840 Küstner, Karl Friedrich (1856–1936) 0,27" um 1900 Bradley, James (1692 a. St./1693–1762) Kepler, Assistent und Nachfolger von Tycho Brahe, vollendete dessen Lebenswerk, indem er das reiche Beobachtungsmaterial zur Planetenbewegung auswertete.64 Besonders Brahes ausführliche Marsbeobachtungen (zehn Oppositionen 1580 bis 1600) lieferten die Grundlage für die Erkenntnisse Keplers, der daraus die nach ihm benannten Gesetze der Planetenbewegung ableiten konnte.65 So erfüllte sich Brahes Wunsch, 63 64 65 Bezüglich der Genauigkeit astronomischer Beobachtungen siehe: Allan Chapman: Astronomical Instruments and Their Users. Tycho Brahe to William Lassell. England (Collected Studies 530). Aldershot u. a. 1996. C. Doris Hellmann: Kepler und Tycho Brahe. In: Vistas in Astronomy 18 (1975), S. 223–230; Curtis Wilson: Keplers Entdeckung der ersten beiden Planetengesetze. In: Newtons Universum, Spektrum der Wissenschaft. Heidelberg 1990, S. 60–73. In seinem grundlegenden Werk über die Planetentheorie Astronomia Nova (Prag 1609) erbrachte Kepler den Nachweis, daß sich die Beobachtungen Tychos nur dann Chloe 41 Tycho Brahes Instrumente 275 er möge nicht umsonst gelebt haben (“Ne frustra vixisse videar”), auch wenn sich Kepler als überzeugter Copernicaner nicht um die Durchsetzung des Tychonischen Weltsystems bemühte. In Dänemark fiel nach längerer Zeit der Verlust des berühmt gewordenen Astronomen schmerzlich auf. Noch König Christian IV. (1577–1648) selbst, der Brahe vertrieben hatte, beschloß die Gründung einer neuen Sternwarte. Der frühere Assistent Brahes, Christian Severin, genannt Longomontanus (1562–1647), bemühte sich um den Bau des Observatoriums: 1642 war der Runde Turm in Kopenhagen, die älteste heute noch bestehende Sternwarte Europas, errichtet.66 Im zugehörigen Museum finden sich Andenken an Tycho Brahe und Modelle seiner Instrumente, aber auch astronomische Geräte aus späterer Zeit. Noch Ende des 17. Jahrhunderts gab es mit Ole Christensen Rømer (1644–1710) in Dänemark wieder einen Astronomen von Weltruf. Er erfand 1704 einen Vorläufer des Meridiankreises. Mit dieser instrumentellen Verbesserung konnte die Meßgenauigkeit von Sternpositionen wesentlich gesteigert werden. Brahe hatte noch einen späten Nachfolger mit Johannes Hevelius [Hewelcke] (1611–1687), der 1661 nochmals ohne Fernrohr einen Sternkatalog hoher Genauigkeit zusammenstellte.67 Erstaunlich ist schließlich, daß sich der englische königliche Instrumentenbauer Dudley Adams (1788–1817) noch um 1800 auf Tycho Brahe für die Qualität seiner Instrumente und die damit erreichbare Meßgenauigkeit berief. 66 67 gut darstellen lassen, wenn sich der Planet in einer Ellipse um die Sonne als Brennpunkt bewegt, wobei der Richtstrahl in gleichen Zeiten gleiche Flächen überstreicht (1. und 2. Keplersches Gesetz). Als Grundlage für künftige Planetenbeobachtungen vollendete er die Tabulae Rudolphinae (Ulm 1627). Sein 3. Gesetz erschien erst in den Harmonices Mundi (Linz 1619). http://www.rundetaarn.dk/resume/tysk.htm, 08. 11. 2005. 1679 besuchte Edmond Halley (1655–1742) Hevelius und verglich die Beobachtungsmöglichkeiten eines Sextanten mit bzw. ohne Hilfe eines Teleskops; er war erstaunt, daß Hevelius in der Lage war, genauso gut Sternpositionen ohne Teleskop zu bestimmen, wie er selbst mit Teleskop. Johannes Hevelius: Prodromus astronomiae. Danzig 1690. Chloe 41 276 Gudrun Wolfschmidt 10. Nachwirkung der Tychonischen Instrumente in China 1279 baute Kuo Shou-Ching (Guo Shoujing) eine große Armille und ein Äquatorial-Torquetum für die ,alte’ Pekinger Sternwarte, die unter mongolisch-islamischem Einfluß entstand.68 Auch der islamische Kulturbereich wurde von der klassischen Antike beeinflußt. Diese beiden Armillarsphären am Purple Mountain Observatory in Nanjing, entworfen von Kuo Shou-Ching (1231–1314), wurden von Huangfu Chung-Ho, 1439 in der Ming-Dynastie (1368–1644) nachgebaut. Ob Tycho von diesen faszinierenden großen Instrumenten Kenntnis hatte, ist schwer zu sagen; Kontakte zwischen den Kulturkreisen gab es. Umgekehrt gab es auch eine Rezeption der Jesuitenastronomie in China: Die Jesuiten, Matteo Ricci (1552–1610) und speziell Adam Schall von Bell (1591–1666), kaiserlicher Astronom in Beijing, brachten die Tychonischen Ideen und sein Design der Instrumente nach China – allerdings zu einer Zeit im 17. Jahrhundert, als die Instrumente längst unmodern waren, weil das Fernrohr bereits erfunden war, was eine Revolution für die Beobachtungsmöglichkeiten mit sich gebracht hatte. Doch die Tychonischen Instrumente wurden begeistert aufgenommen. In Peking (Beijing) kann man heute auf der 14 m hohen Plattform der alten Sternwarte eine Serie von acht Groß-Instrumenten aus der Qing-Dynastie (1644–1912) sehen: Sextant, Quadrant, Altazimuth, Ekliptik-Armille, Äquatorial-Armille, Himmelsglobus (hergestellt 1673) sowie AzimutTheodolit und neue Armille (hergestellt 1715), die – abgesehen von den Drachenverzierungen – eine enorme Ähnlichkeit mit Tychos Instrumenten haben. Als der nächste Jesuit – Ferdinand Verbiest (1623–1688) – um 1670 in China für das Kaiserliche Observatorium verantwortlich wurde, orientierte auch er sich in der Auswahl seiner Instrumente an Tycho Brahe.69 68 69 In diese Zeit fällt die Reise des Venezianers Marco Polo (~1254–1324) nach China (1275 bis 1292). http://www.mhs.ox.ac.uk/tycho/index.htm, September 2005, ‘The Noble Dane: Images of Tycho Brahe’. Chloe 41 Tycho Brahes Instrumente 277 Abb. 6: Pekinger Sternwarte mit Tychonischen Instrumenten, Qing-Dynastie (1644– 1912). In: Ernst Zinner: Geschichte der Sternkunde. Berlin 1930. Chloe 41 278 Gudrun Wolfschmidt 11. Zusammenfassung Tradition und Innovation sind bei Tycho Brahe gut nachzuweisen. • Er stützte sich zunächst auf die drei klassischen Instrumente der Antike, entwickelte diese aber weiter und verbesserte sie erheblich. Dann entwickelte er aber auch neue Instrumente wie Sextanten oder Halbkreise, diese Innovationen wurden bald Standardinstrumente. Die eindrucksvollste Nachwirkung hatte er, vermittelt durch die Jesuitenastronomen, auf der Pekinger Sternwarte. • Ferner reformierte er die Meßmethoden und die Auswertung der Messungen vollständig. • Auch bei seinen wissenschaftlichen Ergebnissen setzte er sich über die aristotelischen Ansichten der Antike hinweg (bei der Interpretation der Nova sowie der Kometen). • Der Zusammenhang zwischen siderischer und tellurischer Astrologie – korrespondierend mit Astronomie und Alchemie – entspricht dem ganzheitlichen Denken der Renaissance. Allmählich – im Laufe seines Lebens – nahm Tycho eine kritische Haltung gegenüber der Astrologie ein – eine Tatsache, die man auch als Innovation werten kann. • Schließlich entwickelte er ein neues Weltmodell, das Tychonische System, das im 17. Jahrhundert eine große Wirkung hatte und sich zunächst besser als das Copernicanische durchsetzen konnte. Chloe 41
CHLOE Volume 41 Innovation durch Wissenstransfer in der Frühen Neuzeit. Kultur- und geistesgeschichtliche Studien zu Austauschprozessen in Mitteleuropa. Herausgegeben von Johann Anseelm Steiger, Sandra Richter und Marc Föcking Amsterdam/New York, NY 2010. 403 pp. ISBN: 978-90-420-2770-1 Bound € 80,-/US$ 120,Volume 40 Anthropologie und Medialität des Komischen im 17. Jahrhundert (1580-1730). Herausgegeben von Stefanie Arend, Thomas Borgstedt, Nicola Kaminski und Dirk Niefanger Amsterdam/New York, NY 2008. 479 pp. (Chloe 40) ISBN: 978-90-420-2417-5 Bound € 96,-/US$ 144,Volume 39 Salomo in Schlesien. Beiträge zum 400. Geburtstag Friedrich von Logaus (1605-2005). Herausgegeben von Thomas Althaus und Sabine Seelbach Amsterdam/New York, NY, 2006. 493 pp. ISBN: 978-90-420-2066-5 Bound € 110,-/US$ 138,Volume 38 Boccaccio und die deutsche Novellistik. Formen der Transposition italienischer ,novelle' im 15. und 16. Jahrhundert. Ursula Kocher Amsterdam/New York, NY, 2005. 573 pp. ISBN: 978-90-420-1976-8 Bound € 120,-/US$ 150,Volume 37 Deutsche Liebeslyrik im 15. und 16. Jahrhundert. 18. Mediävistisches Kolloquium des Zentrums für Mittelalterstudien der Otto-Friedrich-Universität Bamberg am 28. und 29. November 2003. Herausgegeben von Gert Hübner. Amsterdam/New York, NY, 2005. V, 235 pp. ISBN: 978-90-420-1835-8 Bound € 55,-/US$ 69,Volume 36 Regionaler Kulturraum und intellektuelle Kommunikation vom Humanismus bis ins Zeitalter des Internet. Festschrift für Klaus Garber. Herausgegeben von Axel E. Walter. Amsterdam/New York, NY, 2005. XI, 1030 pp. ISBN: 978-90-420-1715-3 Bound € 240,-/US$ 300,Volume 35 Hans-Gert Roloff: Kleine Schriften zur Literatur des 16.Jahrhunderts. Festgabe zum 70. Geburtstag. Herausgegeben und eingeleitet von Christiane Caemmerer, Walter Delabar, Jörg Jungmayr und Wolfgang Neuber. Amsterdam/New York, NY, 2003. 434 pp. ISBN: 978-90-420-0806-9 Bound € 100,-/US$ 125,Volume 34 Erkundung und Beschreibung der Welt. Zur Poetik der Reise- und Länderberichte. Vorträge eines interdisziplinären Symposiums vom 19. bis 24. Juni 2000 an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Herausgegeben von Xenja von Ertzdorff und Gerhard Giesemann Amsterdam/New York, NY, 2003. IX, 665 pp. ISBN: 978-90-420-0994-3 Paper € 60,-/US$ 75,ISBN: 978-90-420-1004-8 Bound € 120,-/US$ 150,- Volume 33 Das Berliner Modell der mittleren deutschen Literatur. Beiträge zur Tagung Kloster Zinna 29.09.-01.10.1997. Herausgegeben und eingeleitet von Christiane Caemmerer, Walter Delabar, Jörg Jungmayr und Knut Kiesant Amsterdam/Atlanta, GA, 2000. VI, 494 pp. ISBN: 978-90-420-1293-6 Bound € 91,-/US$ 114,Volume 32 Humanismus im Norden. Frühneuzeitliche Rezeption antiker Kultur und Literatur an Nord- und Ostsee. Herausgegeben von Thomas Haye Amsterdam/Atlanta, GA, 2000. 384 pp. ISBN: 978-90-420-0539-6 Bound € 82,-/US$ 103,Volume 31 Beschreibung der Welt. Zur Poetik der Reise- und Länderberichte. Vorträge eines interdisziplinären Symposiums vom 8. bis 13. Juni 1998 an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Herausgegeben von Xenja von Ertzdorff unter Mitarbeit von Rudolf Schulz Amsterdam/Atlanta, GA, 2000. 574 pp. ISBN: 978-90-420-0650-8 Paper € 46,-/US$ 58,ISBN: 978-90-420-0480-1 Bound € 127,-/US$ 159,Volume 30 Oratio funebris. Die katholische Leichenpredigt der frühen Neuzeit. Zwölf Studien. Herausgegeben von Birgit Boge und Ralf Georg Bogner Amsterdam/Atlanta, GA, 1999. XI, 845 pp. ISBN: 978-90-420-0748-2 Bound € 213,-/US$ 266,Volume 29 Tristan und Isolt im Spätmittelalter. Vorträge eines interdisziplinären Symposiums vom 3. bis 8. Juni 1996 an der Herausgegeben von Xenja von Ertzdorff Amsterdam/Atlanta, GA, 1999. 590 pp. ISBN: 978-90-420-0605-8 Bound € 142,-/US$ 178,Volume 28 Ars et amicitia. Beiträge zum Thema Freundschaft in Geschichte, Kunst und Literatur. Festschrift für Martin Bircher zum 60. Geburtstag am 3. Juni 1998 Herausgegeben von Ferdinand van Ingen und Christian Juranek Amsterdam/Atlanta, GA, 1998. 798 pp. ISBN: 978-90-420-0641-6 Bound € 189,-/US$ 236,Volume 27 Studien zur Literatur des 17. Jahrhunderts. Gedenkschrift für Gerhard Spellerberg (1937-1996). Herausgegeben von Hans Feger Amsterdam/Atlanta, GA, 1997. 526 pp. ISBN: 978-90-420-0335-4 Bound € 124,-/US$ 155,Volume 26 Beiträge zu Komparatistik und Sozialgeschichte der Literatur. Festschrift für Alberto Martino. Herausgegeben von Norbert Bachleitner, Alfred Noe und Hans-Gert Roloff Amsterdam/Atlanta, GA, 1997. XVII, 927 pp. ISBN: 978-90-420-0294-4 Bound € 224,-/US$ 280,Volume 25 Editionsdesiderate zur frühen Neuzeit. Beiträge zur Tagung der Kommission für die Edition von Texten der Frühen Neuzeit. Zweiter Teil. Herausgegeben von Hans-Gert Roloff Amsterdam/Atlanta, GA, 1997. II, 472 pp. ISBN: 978-90-420-0312-5 Bound € 112,-/US$ 140,- Volume 24 Editionsdesiderate zur frühen Neuzeit. Beiträge zur Tagung der Kommission für die Edition von Texten der Frühen Neuzeit. Erster Teil. Edited by Hans-Gert Roloff Amsterdam/Atlanta, GA, 1997. XIV, 592 pp. ISBN: 978-90-420-0332-3 Bound € 142,-/US$ 178,- Volume 15 Image et spectacle. Actes du XXXIIe Colloque International d'Etudes Humanistes du Centre d'Etudes Supérieures de la Renaissance (Tours, 29 juin - 8 juillet 1989). Amsterdam/Atlanta, GA, 1993. 430 pp. ISBN: 978-90-5183-258-7 Bound € 104,-/US$ 130,- Volume 23 Brückenschläge. Eine barocke Festgabe für Ferdinand van Ingen. Herausgegeben von Martin Bircher und Guillaume van Gemert Amsterdam/Atlanta, GA, 1995. 290, 64 pp. ISBN: 978-90-5183-903-6 Bound € 86,-/US$ 108,- Volume 14 Lektüre und Leser in Norddeutschland im 18. Jahrhundert. Zu der Veröffentlichung der Ausleihbücher der Herzog-AugustBibliothek Wolfenbüttel. Amsterdam/Atlanta, GA, 1993. 507 pp. ISBN: 978-90-5183-410-9 Bound € 118,-/US$ 148,- Volume 22 Literatur und Kultur im deutschen Südwesten zwischen Renaissance und Neue Studien, Walter E. Schäfer zum 65. Geburtstag gewidmet. Herausgegeben von Wilhelm Kühlmann. Amsterdam/Atlanta, GA, 1995. 502 pp. ISBN: 978-90-5183-638-7 Bound € 118,-/US$ 148,- Volume 13 Reisen und Reiseliteratur im Mittelalter in der frühen Neuzeit. Vorträge eines interdisziplinären Symposium vom 3.-8. Juni 1991 an der Justus-Liebig-Universität Amsterdam/Atlanta, GA, 1992. 583 pp. ISBN: 978-90-5183-429-1 Paper € 53,-/US$ 66,ISBN: 978-90-5183-325-6 Bound € 135,-/US$ 169,Volume 12 Studien zum deutschen weltlichen Kunstlied des 17. und 18. Jahrhunderts. Amsterdam/Atlanta, GA, 1992. 333 pp. ISBN: 978-90-5183-319-5 Bound € 83,-/US$ 104,- Volume 21 From Ciconia to Sweelinck. Donum natalicium Willem Elders. Edited by Albert Clement and Eric Jas. Amsterdam/Atlanta, GA, 1994. 406 pp. ISBN: 978-90-5183-768-1 Bound € 95,-/US$ 119,Volume 20 Die Romane von dem Ritter mit dem Löwen. Der tschec sowie das Abenteuer mit dem zweiten Löwen aus dem rus<I>Bruncvik</I>" übersetzt von Winfried Baumann. Herausgegeben von Xenja von Ertzdorff. Unter redaktioneller Mitarbeit von Rudolf Schulz. Amsterdam/Atlanta, GA, 1994. 634 pp. ISBN: 978-90-5183-568-7 Bound € 154,-/US$ 193,Volume 19 The Graph of Sex and the German Text. Gendered Culture in Early Modern Germany 1500-1700. Edited by Christiane Bohnert and Lynne Tatlock. Amsterdam/Atlanta, GA, 1994. 453 pp. ISBN: 978-90-5183-470-3 Bound € 110,-/US$ 138,Volume 18 Weissenfels als Ort literarischer und künstlerischer Kultur im Barockzeitalter. Vorträge eines interdisziplinären Kolloquiums von 8.-10. Oktober 1992 in Weißenfels, Herausgegeben von Roswitha Jacobsen. Amsterdam/Atlanta, GA, 1994. 333 pp. ISBN: 978-90-5183-500-7 Bound € 83,-/US$ 104,Volume 17 Die italienische Literatur im deutschen Sprachraum. Ergänzungen und Berichtigungen zu Frank-Rutger Hausmanns <I>Bibliographie</I>. Alberto Martino Amsterdam/Atlanta, GA, 1994. VII, 518 pp. ISBN: 978-90-5183-644-8 Bound € 118,-/US$ 148,Volume 16 Mittelalterliche Denk- und Schreibmodelle in der deutschen Literatur der frühen Herausgegeben von Wolfgang Harms und Jean-Marie Valentin. Amsterdam/Atlanta, GA, 1993. VIII, 311 pp. ISBN: 978-90-5183-346-1 Bound € 77,-/US$ 96,- Volume 11 Unbekannte Gedichte und Lieder des Sigmund von Birken. Amsterdam/Atlanta, GA, 1990. 397 pp. ISBN: 978-90-5183-231-0 Bound € 95,-/US$ 119,Volume 10 Opitz und seine Welt. Festschrift für George Schulz-Behrend zum 12. Februar 1988. Amsterdam/Atlanta, GA, 1990. 601 pp. ISBN: 978-90-5183-116-0 Bound € 142,-/US$ 178,Volume 9 Beiträge zur Aufnahme der italienischen und spanischen Literatur in Deutschland im 16. und 17. Jahrhunderts. Amsterdam/Atlanta, GA, 1990. 397 pp. ISBN: 978-90-5183-058-3 Bound € 95,-/US$ 119,Volume 8 Zwischen Renaissance und Aufklärung. Beiträge der interdisziplinären Arbeitsgruppe Frühe Neuzeit der Universität Osnabrück/Vechta. Amsterdam, 1988. 330 pp. ISBN: 978-90-5183-012-5 Bound € 59,-/US$ 74,Volume 7 Dass eine Nation die Ander verstehen möge. Festschrift für Marian Szyrocki zu seinem 60. Geburtstag. Amsterdam, 1988. 932 pp. ISBN: 978-90-5183-020-0 Bound € 213,-/US$ 266,Volume 6 Respublica Guelpherbytana. Wolfenbütteler Beiträge zur Renaissance- und Barockforschung. Festschrift für Paul Raabe. Amsterdam, 1987. 709 pp. ISBN: 978-90-6203-778-0 Bound € 165,-/US$ 206,Volume 5 Der deutsche Schelmenroman im europäischen Kontext. Rezeption - Interpretation - Bibliographie. Amsterdam, 1987. 204 pp. ISBN: 978-90-6203-967-8 Paper € 42,-/US$ 53,- INHALT Einleitung Von Sandra Richter (Stuttgart) und Johann Anselm Steiger (Hamburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Der herkulische Charaktertypus und seine Gegenspieler. Christian Weises Masaniello (1682/83) im europäischen Kontext. Von Sandra Richter (Stuttgart). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Jonas Hölle. Ein auslegungsgeschichtlicher Beitrag zu Luthers Interpretation des Alten Testaments. Von Johann Anselm Steiger (Hamburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 Die Neuzeit als Spiegelbild des antiken Christentums. Von Sven Grosse (Basel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Antikerezeption und Herrschaftslegitimation in der Frühen Neuzeit am Beispiel der Theorien über den Ursprung der Völker Europas. Von Ralph Tuchtenhagen (Hamburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 Gedruckte Bücher für den griechischen Markt (16.–18. Jh.). Wissenstransfer zwischen Innovation und Konservatismus. Von Ulrich Moennig (Hamburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 Fruchtbare Fehler. Mißverständnisse der Rezeption als Innovationsfaktoren in der Literatur der italienischen Renaissance. Von Marc Föcking (Hamburg). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Kontinentaleuropäisch-englischer Wissenstransfer und das gedruckte Buch in der englischen Renaissance. Von Anja Hill-Zenk (Hamburg) und Felix Sprang (Hamburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 Chloe 41 6 Tycho Brahes Instrumente. Historische Wurzeln, Innovation und Nachwirkung. Von Gudrun Wolfschmidt (Hamburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 249 Bilder und Texte – Von der Dokumentation zum Protokoll in der Chemie. Von Katrin Cura (Hamburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 Die Rezeption der aristotelischen Naturphilosophie an den Universitäten des 15. und 16. Jahrhunderts. Von Jürgen Sarnowsky (Hamburg) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 309 Mythen von künstlerischer Innovation und Tradition. Annibale Carraccis Almosenspende des Hl. Rochus und die Erneuerung der christlichen Malerei um 1600. Von Ulrich Pfisterer (München) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 343 Innovation. Ein kulturhistorischer Impuls für Kreative in Zeiten der Krise. Von Ulrich Heinen (Wuppertal) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 385 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 397 Chloe 41