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Die Du-Erzählform als performative Textstrategie (7. Wuppertaler Graduiertenforum Dezember 2016)

Vortrag im Rahmen des 7. Wuppertaler Graduiertenforums Narratologie " Narrative Formen der Sinnstiftung " (Verena Linder-Spohn) " Vom Du erzählen – Die Du-Erzählform als performative Textstrategie " Ausgehend von der Einschätzung, die volkssprachliche religiöse Literatur des Mittelalters sei nicht ars gratia artis, sondern stets außerpoetisch funktionalisierte Gebrauchsliteratur, will der Beitrag über die Analyse der narrativen Gestaltung im " Gebet zum Heiligen Christophorus " des Hermetschwiler Gebetbuchs (1. Viertel 15. Jh.) das performative Potenzial aufdecken, das der (narrativ gebrauchten) Du-Anrede innewohnt. Als Ausgangspunkt für die Analyse dienen dabei die Beobachtungen zur " literarischen Performativität " vormoderner Texte von Cornelia Herberichs und Christian Kiening (2008). Herberichs und Kiening sehen Performativität in drei Aspekten begründet: Ein Text kann erstens nur dann performativ sein, wenn er die eigenen Wirkungsbedingungen ausstellt und dadurch die eigene Evidenz konstituiert, sich somit also im Sinne Austins und Searles als " Sprachhandeln " erweist. Zweitens muss das im Text angelegte Sprachhandeln wiederholbar sein und drittens einen Rahmen entwerfen, der die Eigengeltung erst konstituiert. Der Blick auf narratologische Kategorien wie Setting und Erzählsituation soll zeigen, dass die dem Christophorus-Gebet eingeschriebene Anrede all diese Elemente maßgeblich mitentscheidet und sich in diesem Sinne als hochgradig performative Textstrategie lesen lässt.

Vortrag im Rahmen des 7. Wuppertaler Graduiertenforums Narratologie „Narrative Formen der Sinnstiftung“ (Verena Linder-Spohn) „Vom Du erzählen – Die Du-Erzählform als performative Textstrategie“ Ausgehend von der Einschätzung, die volkssprachliche religiöse Literatur des Mittelalters sei nicht ars gratia artis, sondern stets außerpoetisch funktionalisierte Gebrauchsliteratur, will der Beitrag über die Analyse der narrativen Gestaltung im „Gebet zum Heiligen Christophorus“ des Hermetschwiler Gebetbuchs (1. Viertel 15. Jh.) das performative Potenzial aufdecken, das der (narrativ gebrauchten) Du-Anrede innewohnt. Als Ausgangspunkt für die Analyse dienen dabei die Beobachtungen zur „literarischen Performativität“ vormoderner Texte von Cornelia Herberichs und Christian Kiening (2008). Herberichs und Kiening sehen Performativität in drei Aspekten begründet: Ein Text kann erstens nur dann performativ sein, wenn er die eigenen Wirkungsbedingungen ausstellt und dadurch die eigene Evidenz konstituiert, sich somit also im Sinne Austins und Searles als „Sprachhandeln“ erweist. Zweitens muss das im Text angelegte Sprachhandeln wiederholbar sein und drittens einen Rahmen entwerfen, der die Eigengeltung erst konstituiert. Der Blick auf narratologische Kategorien wie Setting und Erzählsituation soll zeigen, dass die dem Christophorus-Gebet eingeschriebene Anrede all diese Elemente maßgeblich mitentscheidet und sich in diesem Sinne als hochgradig performative Textstrategie lesen lässt.