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Zwischen chair und langue. Derridas Schibboleth – pour Paul Celan; Texturen zwischen Tradition und Freundschaft: Schreibweisen und Argumentationsstrukturen bei Jacques Derrida. Organisation: Dr. Yvonne Al-Taie, Dr. Katharina Peetz, Prof. Dr. Daniel Bogner Workshop, Kiel, 4.–6. Juli 2018

„Texturen zwischen Tradition und Freundschaft: Schreibweisen und Argumentationsstrukturen bei Jacques Derrida“, Organisation: Dr. Yvonne Al-Taie, Dr. Katharina Peetz, Prof. Dr. Daniel Bogner Workshop, Kiel, 4.–6. Juli 2018 Zwischen chair und écriture: Derridas Schibboleth – pour Celan Selin Gerlek “Le schibboleth est donné ou promis par moi (Mein Wort) à l'autre singulier, celui-ci, pour qu'il le partage et qu'il entre, ou qu'il sorte, pour qu'il passe la porte, la ligne, la frontière, le seuil" (Derrida, Schibboleth – pour Paul Celan) Das hebräische Wort „Schibboleth“, das ursprünglich „Getreideähre“ heißt, wird noch heute in der Bedeutung „Losungswort“ verwendet. Der Ursprung dieses Gebrauchs findet sich im Buch der Richter des jüdischen Tanach, wonach die Gileaditen Freund von Feind zu unterschieden wussten, indem Fremde dazu aufgefordert wurden, das Losungswort („Schibboleth“) auszusprechen. War es ein verfeindeter Ephraimiter, so stand ihm dessen leibliches Unvermögen im Wege, das Losungswort richtig auszusprechen: Ihm gelang nur ein „Sibbolet“, das ihn eindeutig zu erkennen gab. In Paul Celans Gedichten spielt diese Erzählung eine bedeutende Rolle: In „Schibboleth“ und „In Eins“ etwa wird das Aussprechen dieses Losungswortes nicht nur bedeutsam platziert: Wie Derrida in Schibboleth – pour Paul Celan (1986) zu zeigen versucht, spricht sich in dessen Dichtung dieses „Datum“ eines auszusprechenden Losungswortes in dem unmöglichen Versuch aus, sich der Beschneidung (circoncision) des Wortes („Dieses Wort ist Deiner Mutter Mündel“; Celan, „Der Reisekamerad) zu verweigern: So wird gerade Celans akribische schriftliche Zeugenschaft (so datierte er jedes Gedicht mit Ort und Datum, setzte vielfach eindeutige historische Daten in seine Verse ein, usw.) als Beschneidung nicht nur des Wortes, sondern gerade der Leiblichkeit (chair) sichtbar. Das Gedicht selbst wird zum Schibboleth, indem es die unüberbrückbare Spannung zwischen Sagbarem und Erschütterung verkörpert.