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Hohe Kongresskosten als Werkzeug in der Ordnung des archäologischen Diskurses? Immer wieder sehen sich Studierende mit hohen Kongresskosten konfrontiert. Durch diesen Umstand entwickelte sich auf dem Deutschen Archäologiekongress 2014 in Berlin in der Sektion Theorie eine Diskussion, die im DASV fortgesetzt wurde. Aus der Diskussion entstand dieser ofene Brief, der sich an alle potentiellen VeranstalterInnen wissenschaftlicher Kongresse richtet. Für 200€ konnten sich Studierende im letzten Jahr Zugang zur CAA in Siena erkaufen. Wer zögerte und das „Early Bird“-Angebot verpasste, war mit 250€ bis 300€ dabei. Zum Vergleich: Der Stundenlohn einer studentischen Hilfskraft in Berlin beträgt derzeit 10,98€. Bei den üblichen 40 Std./Monat werden also rund 45% eines durchschnittlichen Studierendeneinkommens verlangt, um an einem der „major events in the calendar“ für computerbasierte Archäologie teilnehmen zu können – selbstredend exklusive Anfahrt und Unterkunft. Sicher, dies ist ein extremes Beispiel, aber auch bei anderen wichtigen Veranstaltungen wie der ICAANE in Basel oder dem Deutschen Archäologiekongress in Berlin wurden von Studierendenseite jeweils mindestens 100€ bzw. 60€ Teilnahmegebühren verlangt. Diese Kosten stehen für ein Problem, auf das wir mit diesem Beitrag aufmerksam machen möchten. Konferenzen sind in allen wissenschaftlichen Disziplinen wichtige Ereignisse. Sie bieten die Möglichkeit bequem und gebündelt auf den neuesten Stand der Forschung gebracht zu werden, neue Projekte kennenzulernen sowie leicht mit WissenschaftlerInnen und Studierenden anderer Institute in Kontakt zu kommen. StudienanfängerInnen können abseits der Vorlesungen einen Überblick über die Vielfältigkeit ihres Faches erlangen und einen Eindruck vom Forschungsprozess gewinnen. Weiter fortgeschrittenen Studierenden eröfnen sich im Idealfall Perspektiven für die Zeit nach dem Abschluss oder sie können sogar erste eigene Beiträge leisten. Die Liste der Vorteile ließe sich leicht fortsetzen, was die Tatsache noch bedrückender macht, dass häuig ausgerechnet Geld der entscheidende Faktor darüber ist, wer an einer solchen Veranstaltung teilnehmen kann und wer nicht. Bedenkt man, dass Studierende und Arbeitslose in der Regel weder über einen vollen Lohn noch über Stipendien verfügen, erscheinen die Rabatte gegenüber einem normalen Tarif marginal. Anstatt diese Gruppe der zukünftigen WissenschaftlerInnen dazu zu motivieren Konferenzen als Teil ihrer Ausbildung wahrzunehmen und ihnen somit eine Stimme zu verleihen, wird sie subtil auf ihren Platz im wissenschaftlichen Betrieb verwiesen – man muss es sich im wahrsten Sinne des Wortes verdienen am aktuellen archäologischen Diskurs teilnehmen zu können. Wer nicht über ein entsprechendes inanzielles Polster verfügt, wird diskret zum Schweigen gebracht. Wie könnte diesem Problem entgegengewirkt werden? Unserer Meinung nach wäre ein erster Schritt ein ofenerer Umgang mit den anfallenden Kosten der jeweiligen Kongresse. Dadurch würde ersichtlich, was obligatorische (wie Miete oder elektronisches Equipment) und was fakultative (wie Mittagessen oder „Werbe“-Geschenke) Ausgaben sind und es könnte die Möglichkeit gegeben werden, auf Zusatzleistungen zu Gunsten eines geringeren Preises zu verzichten. Auch wäre ein „freiwilliger Soli“ von Besserverdienenden für Studierende denkbar oder Gruppen von Studierenden höhere Rabatte zu geben. Letzteres würde die Hemmschwelle, sich bei wissenschaftlichen Veranstaltungen anzumelden, erheblich senken sowie den Austausch und die gegenseitige Motivation untereinander stärken. Nicht zuletzt könnte das Verteilen kleinerer Aufgaben (z.B. Mikrofon herumreichen, Wasserglas der RednerInnen aufüllen, etc.) gegen Preisminderung dazu beitragen, allen Studierenden die gleichen Chancen zu bieten und nicht inanziell besser Gestellten den Vorrang im archäologischen Diskurs zu geben. Die AG TidA zog übrigens konsequente Schlüsse aus der Diskussion beim Archäologiekongress in Berlin: Sie erstatte ihren beiden studentischen Vortragenden rückwirkend die Kosten des Kongresses, um ein Zeichen gegen den Ausschluss Studierender bei Konferenzen zu setzen. Wir sehen in diesem positiven Beispiel einen Anfang, dem hofentlich bald Weitere folgen werden. Vera Egbers M.A. und Dominik Bochatz B.A.