CHRISTOPH REUSSER, LUCA CAPPUCCINI, JACQUELINE PERIFANAKIS,
CHRISTIAN RUSSENBERGER, MARTIN MOHR,
MIT EINEM BEITRAG VON THOMAS BADERTSCHER
FORSCHUNGEN AUF DEM MONTE IATO 2013
separatum aus
antike kunst, 57. jahrgang 2014
FORSCHUNGEN AUF DEM MONTE IATO 2013
Christoph Reusser, Luca Cappuccini, Jacqueline Perifanakis, Christian Russenberger, Martin Mohr,
mit einem Beitrag von Thomas Badertscher
Die Ausgrabungen und Forschungen auf dem Monte
Iato im Jahre 2013 fanden wie in den vergangenen Jahren
dank der in liberaler Weise erteilten Grabungskonzession des zuständigen Kulturassessorats der Region Sizilien statt, für deren Vermittlung wir dem ehemaligen
Direktor des Archäologischen Parks Monte Iato, Dr.
Ferdinando Maurici, verplichtet sind. Die Durchführung der Arbeiten ermöglichten namhafte Beiträge des
Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (Beitrag 101212_140273/1)
und der Universität Zürich1. Im Mittelpunkt der Arbeiten standen in diesem Jahr Nachuntersuchungen im
Westquartier, westlich des Peristylhauses 2 und im Bereich der Sondage 480 mit den verschiedenen archaischen
und hellenistischen Heiligtümern, sowie auf der
Nordseite der Agora, im mittleren Abschnitt der NordStoa. Der neue Schwerpunkt unserer Forschungen auf
dem Monte Iato sind die 2012 begonnenen Grabungen
oberhalb des Ostquartiers (Bereich des Schnitts 1700),
welche nach Norden erweitert wurden (Schnitt 1702).
Ziele der diesjährigen Grabungen waren in erster Linie
Antike Kunst 57, 2014, S. 92–113 Taf. 12–14
1
An der vom 3. Juni bis 28. Juni 2013 dauernden Kampagne nahmen
von Seiten des Zürcher Instituts Dr. Martin Mohr, wissenschaftlicher
Mitarbeiter der Grabungen Monte Iato und Spina, Dr. des. Christian
Russenberger, lic. phil. Jacqueline Perifanakis, lic. phil. Eva Riediker-Liechti, Drazen Aulic, Fatima Häberling, Anna Hänsli (Restaurierung), Julia Held, Janette Horvath, Fabio Mascherin, Staschia Moser, Chantal Odiet und Andreas Elsener (Numismatik) teil. Weitere
Mitarbeiter waren Prof. Aggr. Dr. Luca Cappuccini von der Universität Florenz, Claudia Mächler und Thomas Palugyay M.A. von der
Hochschule Regensburg, Jasmin Zellweger von der Universität Basel
sowie Petra Schwyter, Architektin ETH. Dr. Paolo Nannini, Soprintendenza per i Beni Archeologici della Toscana, Grosseto, konnte für
eine weitere Kampagne von Luftaufnahmen der aktuellen Grabungen
gewonnen werden.
Zu den Grabungen 2012 cf. C. Reusser – J. Perifanakis – M. Mohr –
E. Mango, AntK 56, 2013, 72–87. Erschienen sind zudem:
S. Frey-Kupper, Die antiken Fundmünzen vom Monte Iato 1971–
1990. Ein Beitrag zur Geldgeschichte Westsiziliens. Studia Ietina X
(Prahins 2013); C. Russenberger, A New Bathtub with Hypocaust in
Peristyle House 2 at Monte Iato, in: S. Lucore – M. Trümper (Hg.),
Greek Baths and Bathing Culture. New Discoveries and Approaches
(Leuven 2013) 189–199.
92
die Klärung der Grundrisse einfacher Wohnhäuser hellenistischer Zeit im Westquartier, der Grundrisse von
möglichen Sakralbauten im Bereich der Sondage 480, die
chronologische Einordnung dieser öffentlichen und privaten Bauten und die Erweiterung unserer Kenntnis der
Urbanistik der Stadt durch die Untersuchungen im Ostquartier, die neue Perspektiven für diese Thematik eröffnen.
Parallel dazu konnte lic. phil. Eva Riediker-Liechti die
Aufnahme der umfangreichen Terra Sigillata-Funde aus
dem Thermopolium an der Agora für ihre Dissertation
abschliessen, ebenso Claudia Mächler ihre Dokumentation des umfangreichen Wandstucks aus dem Peristylhaus 2. Jasmin Zellweger bearbeitete die Tierknochenfunde aus dem Westquartier und dem Thermopolium an
der Agora. Das im Vorjahr in Kooperation mit den Universitäten Innsbruck und Palermo begonnene Projekt
von Ton-Analysen wurde weitergeführt. Erste Ergebnisse betreffen die Tonlagerstätten und die neuzeitliche
Produktion der Ziegeleien im oberen Bereich des IatoTals auf dem Gebiet der Gemeinden San Cipirello und
San Giuseppe Iato. Daneben wurden auch einzelne
Proben des spätarchaischen Vorratsgefässes mit Ausguss2 für naturwissenschaftliche Untersuchungen mit
Hilfe der Gas-Chromatographie (Kooperationsprojekt
mit der Università del Salento, Lecce) entnommen. Werner H. Schoch vom Labor für quartäre Hölzer analysierte zahlreiche Holzkohlereste aus den Grabungen im
Bereich des Peristylhauses 2 und aus dem Ostquartier,
bei denen es sich für beide Abschnitte hauptsächlich um
Äste und Zweige von Eichen und um Zweige von Ölbäumen sowie einzelne Olivenkerne (Bereich des Peristylhauses 2) handelt.
Im Westquartier stand der Abschluss der Untersuchung der einfachen Wohnhäuser aus frühhellenistischer
Zeit westlich von Peristylhaus 2 im Vordergrund der Arbeiten, deren Grundrisse, chronologische Abfolge und
Gliederung zu klären waren, wobei vor allem Letzteres
auf Grund der bewussten antiken Einebnung der Mauern
problematisch bleiben muss. Im Bereich von Peristyl-
2
Inv. K 28044.
C. Reusser, L. Cappuccini, J. Perifanakis, C. Russenberger, M. Mohr, T. Badertscher
haus 2 wurde zudem in einem nachantik wenig gestörten
Bereich neben dem Haupteingang zur Klärung der Stratigraphie im Hinblick auf die chronologische Abfolge
möglicher Bauphasen des Hauses eine kleine begrenzte
Sondage angelegt, deren Untersuchung noch nicht
abgeschlossen ist und für die abschliessende Ergebnisse
erst nach der geplanten Erweiterung der Sondage zu
erwarten sind. Im Rahmen der Wiederaufnahme der
Grabungen im Bereich der Sondage 480 ging es darum,
den Grundriss des kleinen, wohl spätarchaischen Oikos
und seine Chronologie zu klären und im Osten die mutmassliche Nordostecke des archaischen ‹Sakralbaus› mit
den breiten Ost-West-Mauern zu untersuchen. Die Arbeiten im mittleren Bereich der Nordhalle an der Agora
hatten eine Klärung der Baugeschichte der Stoa, insbesondere der spätantiken Bauphase und ihrer Verbindung
zur Agora zum Ziel.
Der im Ostquartier (Schnitt 1702) in situ entdeckte
bemerkenswerte Wandstuck des sog. ersten Stils, der zu
den am besten erhaltenen seiner Art auf ganz Sizilien
gehört3, verdient einen besonderen Hinweis. Er könnte
in Zukunft für die Klärung verschiedener umstrittener
chronologischer Fragen auf dem Monte Iato (und damit
in ganz Sizilien) von Bedeutung sein. Soweit vor der
Ablösung der Reste bereits erkennbar, handelt es sich
um eine relativ fortschrittliche Gliederung des ersten
Stils mit Verzierungen in Form von Marmorierungen
und zusätzlichen weiteren Schmuckelementen. Aufgrund
von besser datierten Vergleichsbeispielen vom Festland
und besonders aus Campanien kann die neue Wandverzierung vom Monte Iato kaum vor die Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. datiert werden. Die bereits früher im
Peristylhaus 1 gefundenen Reste von Wandstuck ersten
Stils aus dem Obergeschoss des Hauses4, der im Aufbau
Zum ersten Stil auf Sizilien cf. G. F. La Torre, Origine e sviluppo dei
sistemi di decorazione parietale nella Sicilia ellenistica, in: G. F. La
Torre – M. Torelli (Hg.), Pittura ellenistica in Italia e in Sicilia. Linguaggi e tradizioni. Atti del Convegno di Studi, Messina 2009 (Rom
2011) 255–277.
4
H. Brem, Das Peristylhaus 1 von Iaitas: Wand- und Bodendekorationen. Studia Ietina VII (Lausanne 2000) 95–100. 138–145 Nr. 147–
243 Taf. 5. 11. 65–90 Beilage 18. 19.
ähnlich ist, scheint dagegen einen etwas einfacheren,
früheren Entwicklungsstand zu vertreten. Obwohl die
Baugeschichte des betreffenden Raumes im Ostquartier
noch nicht abschliessend geklärt ist, gibt es keinerlei
Hinweise auf eine ältere Wandverzierung an derselben
Stelle, sodass wir von einer Zugehörigkeit zur ursprünglichen Ausstattung ausgehen können. Aufgrund der
schlechten Erhaltung und der Gefahr weiterer Beschädigungen wurde entschieden, die freigelegten Teile zu sichern, von der Wand zu lösen und im Hinblick auf eine
spätere Restaurierung und allfällige Musealisierung ins
Magazin zu verbringen, obschon die Wand im unteren
Bereich noch nicht vollständig ausgegraben ist5. Diese
Arbeit wurde im Anschluss an die Grabung unter der
fachlichen Leitung von Serena Bavastrelli Cipolla
durchgeführt. Für eine eingehendere Beschäftigung mit
diesem wichtigen Neufund müssen die vollständige
Freilegung der Wand und die abschliessende Reinigung
sowie Restaurierung abgewartet werden.
Thomas Badertscher verdanken wir wie in den letzten
Jahren die Vorlage der 2013 gefundenen Münzen.
Christoph Reusser
Agora Nordhalle
Die 2010 begonnene und 2011 weitergeführte
Nachgrabung6 im mittleren Bereich der Nord-Stoa
(Schnitte EU10NW, 595, 597) konnte im Berichtsjahr
abgeschlossen werden (Abb. 1. 2) 7. Ziele der Arbeiten
waren eine Klärung der kaiserzeitlichen und spätantiken
Baugeschichte der Nord-Stoa, für die sich 2010 der
Nachweis eines Einbaus eines kleineren Gebäudes unter
Wiederverwendung hellenistischer Strukturen ergeben
hatte, sowie die Untersuchung der Anbindung an die
freie Agora-Fläche im Süden. Der gesamte östliche Be-
3
Forschungen auf dem Monte Iato 2013
5
Die im Herbst 2013 erfolgten Raubgrabungen in diesem Raum haben den Befund zwar nur oberlächlich gestört, aber doch einigen
Schaden angerichtet.
6
cf. AntK 54, 2011, 72–76; AntK 55, 2012, 113–116.
7
Örtliche Grabungsleitung Prof. Dr. Aggr. Luca Cappuccini, Assistenz Fabio Mascherin.
93
Abb. 1
Agora, Nordhalle, Schnitt EU10NW, 595 und 597, hellenistische, kaiserzeitliche und spätantike Strukturen 2010/2011/2013
reich der Grabung ist durch grosse mittelalterliche
Störungen tiefgreifend beeinträchtigt, sodass hier keine
weiteren Baubefunde mehr vorhanden sind.
Die Grabung wurde im gesamten Bereich bis auf das
hellenistische Niveau geführt, das an verschiedenen
Stellen durch die spätere Bautätigkeit gestört ist und dadurch einen Einblick in die Bauabfolge der Stoa ermöglicht. Dabei liessen sich wie in den Vorjahren8 an
verschiedenen Stellen eine Abarbeitung des anstehenden
Felsens und die Einbringung einer fundleeren Kalksteinschicht als Ausgleichsschicht und Unterzug für den
8
cf. AntK 54, 2011, 72–74.
94
dünnen Kalkestrich (US 155) feststellen, während jegliche Hinweise auf frühere Phasen fehlen. Das Fundament der Nordmauer der Halle (USM 009) ist direkt auf
den abgearbeiteten Felsen gesetzt, wie das West-Proil
im mittelalterlichen Raubgraben (US 145) der Mauer
zeigt.
Für die hellenistische Nord-Stoa ergibt sich aus dem
Mauerbefund mit Sicherheit, dass der ursprüngliche
Durchgang in der Nordmauer (USM 009) auf der Höhe
der neunten Innensäule zu einem späteren Zeitpunkt
sorgfältig zugemauert worden ist (Taf. 12, 1). Dabei
wurde die zugehörige Schwelle entfernt; die wenigen, in
der dabei entstandenen schmalen Grube (US 160) ent-
C. Reusser, L. Cappuccini, J. Perifanakis, C. Russenberger, M. Mohr, T. Badertscher
Abb. 2
Agora, Nordhalle, Schnitt EU10NW, 595 und 597, mittelalterliche Strukturen 2010/2011/2013
deckten Kleinfunde (unter anderem zwei italische Terra
Sigillata-Randfragmente9 ) lassen vermuten, dass diese
Schliessung in der frühen Kaiserzeit erfolgte10. Durch
den Druck des Geländes ist dieser sekundäre Mauerabschnitt in der Türöffnung leicht nach Süden ver-
Inv. K 29043; K 29044.
Inv. K 29043 entspricht einer konischen Schale der Form Conspectus 22, cf. E. Ettlinger et al., Conspectus formarum terrae sigillatae
Italico modo confectae (Bonn 1990) 90f.; B. Hedinger, Die frühe Terra sigillata vom Monte Iato, Sizilien (Ausgrabungen 1971–1988) und
frühkaiserzeitliche Fundkomplexe aus dem Peristylhaus 1. Studia Ietina VIII (Lausanne 1999) 63–65 aus augusteisch-tiberischer Zeit.
9
10
Forschungen auf dem Monte Iato 2013
schoben. Gleichzeitig wurden beide Seiten der Mauer
mit weissem Stuck überzogen, der nahtlos über die zugemauerte Türöffnung hinwegzieht und sekundär auf
den feinen Kalksteinestrich der Stoa gesetzt ist, wie der
deutlich erkennbare Absatz bezeugt. Diese einfache
Stuckverkleidung weist nur eine Phase auf; am Rand der
Türöffnung sind keine Stuckreste zu erkennen. Im östlichen Teil des Schnittes wurde die rechteckige Plinthe
der zehnten Säule der inneren Säulenreihe vollständig
aufgedeckt.
Im Süden konnten die beiden, aus grossen rechteckigen Kalksteinblöcken bestehenden Stufen der Fronttreppe der Stoa unterhalb des bereits 2010 freigelegten
95
Stylobats sowie Teile des Agora-Plasters freigelegt werden, das die übliche diagonale Anordnung aufweist (Taf.
12, 2). Die Blöcke beider Stufen sind im Westen beim
Bau des mittelalterlichen Gebäudes ausgeraubt worden.
Der antike Boden (Kalksteinestrich US 155) im Innern des Nordschiffs der Halle ist mit Ausnahme eines
schmalen Streifens (US 20) entlang der Nordmauer
zerstört; er dürfte beim Einsturz der Stoa beschädigt
worden sein und wurde bei der anschliessenden Errichtung des spätantiken Gebäudes durch einen neuen Fussboden zugedeckt.
Die spätantike Nutzung des mittleren Bereichs der
Nordhalle konnte wegen der weitgehenden mittelalterlichen Zerstörung im Osten nicht weiter verfolgt und
der Grundriss des kleinen spätantiken Gebäudes nicht
abschliessend geklärt werden. Der gerade Verlauf der
Westkante von US 139 lässt vermuten, dass dieses möglicherweise an dieser Stelle endete und vielleicht einen Loder T-förmigen Grundriss hatte. Für die Bestimmung
seiner Funktion ergaben sich keine neuen Hinweise. Die
Stratigraphie im Innern des spätantiken Gebäudes lässt,
wie schon in den Vorjahren festgestellt, stellenweise zwei
zugehörige Fussbodenniveaus über einer kompakten
Fundamentierungsschicht (US 137) erkennen11, für die
unter anderem hellenistische Dachziegel, Kalkmörtel
und Wandputz der Stoa verwendet wurden. Die in der
gleichen Schicht gefundenen Eisennägel12 könnten von
der Dachkonstruktion der Halle stammen. Zwei vor der
Nordmauer (USM 009) in der Fundamentierungsschicht
US 137 gefundene Münzen für Faustina13 und Lucius
Verus14 bestätigen die schon früher vermutete Aufgabe
der Stoa im dritten Viertel des 2. Jahrhunderts n. Chr.
oder wenig später.
cf. AntK 54, 2011, 75; AntK 55, 2012, 113. Vom ersten Fussboden
stammen einige unregelmässige Steinplatten, während der zweite, zu
dem auch die beiden wiederverwendeten Säulentrommeln und die
runde Konstruktion in der Mitte gehören, die ungebrannten Tonplatten US 50 umfasst.
12
Inv. V 3166; V 3167.
13
Inv. M 4307; unten Nr. 24.
14
Inv. M 4306; unten Nr. 25.
11
96
Aus einer gleichzeitigen Füllschicht in demselben Bereich (US 142) stammt auch eine etwas überlebensgrosse,
wegen der fülligen Formen vermutlich weibliche Hand
aus weissem Marmor (Taf. 12, 3–5) 15 mit verschiedenen
Dübellöchern von sekundären Flickungen, die auf der
Handläche einen aufgeschnittenen Granatapfel (?) hält
und von der Statue einer Göttin (?) stammen dürfte, die
ursprünglich auf der Agora stand.
Für die mittelalterliche Periode, die in diesem Bereich
ja mehrere Bauphasen umfasst, ergaben sich nur im südlichen Abschnitt der Grabung neue Erkenntnisse. Das
ca. 4,2 m × 8 m grosse, ungefähr rechteckige Gebäude
mit dem ungewöhnlichen Plattenfussboden wies im Inneren vermutlich eine Mittelstütze auf. Darauf könnte
die geringfügig nach Osten zur Mitte des Baus hin erfolgte Versetzung der antiken Stylobatplatte mit dem
Abdruck einer der Frontsäulen der Stoa hinweisen. Südlich schliesst an dieses Gebäude ein unregelmässiges mittelalterliches Plattenplaster (US 150) an, dessen Niveau
sich ca. 30–40 cm über dem antiken Agoraplaster,
ungefähr auf der Höhe der Mitte der oberen Treppenstufe der Stoa beindet. Die Steinsetzungen US 38 und 79,
für die 2010 eine Funktion als Wasserleitung und eine
Verbindung mit dem spätantiken Einbau vermutet worden waren16, erwiesen sich als Teile der seitlichen Begrenzung und der Abdeckung eines nach Westen orientierten mittelalterlichen Grabes (US 152, Grab 2) (Taf.
12, 2), das auf der Höhe des Plattenplasters direkt an das
Fundament der Südmauer des Gebäudes (USM 034)
geschoben worden war17. Unmittelbar westlich davon
kamen zwei weitere mittelalterliche Körperbestattungen
(US 149, Grab 1 und US 153, Grab 3) zum Vorschein.
Das nach Westen orientierte Grab 1 (US 149) liegt ebenfalls auf dem mittelalterlichen Plattenplaster und wird
von Steinplatten begrenzt. Auf der linken Hälfte des
Beckenknochens des ca. 1,5 m grossen Skeletts fand sich
Inv. S 64; erhaltene L. 12,4 cm.
cf. AntK 54, 2011, 75.
17
Von ihm wurde nur der Schädel freigelegt, der nach seiner Grösse
von einem Erwachsenen stammt.
15
16
C. Reusser, L. Cappuccini, J. Perifanakis, C. Russenberger, M. Mohr, T. Badertscher
unmittelbar neben den über dem Bauch verschränkten
Armen eine Münze von Heinrich VI.18, ein wichtiger
Hinweis für die Datierung der Bestattung. Das in der
Grabungskante angeschnittene, ebenso aus Steinplatten
errichtete kleine Grab 3 (US 153) beindet sich auf einem
höheren Niveau auf einer Füllschicht über dem mittelalterlichen Plaster und ist damit jünger; nach den im Innern erkennbaren Knochen gehörte es einem Kleinkind.
Zusammen mit den vor dem römischen Tempel am
Westrand der Agora gefundenen mittelalterlichen Bestattungen19 könnten diese drei Gräber ein Hinweis darauf sein, dass ein Teil der freien Fläche der Agora ein
bevorzugtes Bestattungsgebiet des mittelalterlichen Giato gewesen ist.
Unter den Funden aus den mittelalterlichen Schichten
in diesem Bereich sind eine Münze Friedrichs II.20 sowie
ein Glasjeton21 zu erwähnen.
Christoph Reusser, Luca Cappuccini
Westquartier, Bereich der Sondage 480
In der diesjährigen Kampagne sollte der spätarchaische
‹Sakralbau›22, welcher sich im Bereich des zum hellenistischen Antentempel gehörenden, turmartigen Annexbaus23 beindet, soweit als möglich freigelegt werden.
Hierfür wurden in drei Bereichen Grabungen durchgeführt: im westlichen und im östlichen Raum des Annexbaus sowie westlich ausserhalb desselben (Taf. 12, 6).
Inv. M 4315; unten Nr. 26.
cf. H. P. Isler, in: C. A. Di Stefano – A. Cadei (Hg.), Federico e la
Sicilia, dalla terra alla corona. Archeologia e architettura (Ausstellungskatalog Palermo 1995) 127–129 Abb. 9. 11.
20
Inv. M 4314; unten Nr. 28.
21
Inv. M 4312; unten Nr. 29.
22
cf. H. P. Isler, Sicilia Archeologica XXXII 97, 1999, 15f. mit Anm.
49; ders., Die Siedlung auf dem Monte Iato in archaischer Zeit, JdI
124, 2009, 169 Abb. 34 (L). 36; ders., AntK 43, 2000, 113f. mit Anm.
39 Taf. 20, 3–4.
23
Zum Annexbau cf. H. P. Isler, AntK 36, 1993, 63 mit Abb. 1; ders.,
Sicilia Archeologica XXVI 81, 1993, 21; ders., Sicilia Archeologica
XXVII 85/86, 1994, 33 Abb. 22; ders., AntK 38, 1995, 29f.
18
19
Forschungen auf dem Monte Iato 2013
In der südlichen Hälfte des westlichen Annexraumes
war nach den Kampagnen der Jahre 1994, 1995 und 1996
der gewachsene Felsen erreicht worden24, in der nördlichen Hälfte wurde zuletzt 1999 die hellenistische Auffüllung herausgenommen25. Zur Untersuchung der verbliebenen archaischen Schichten wurde in diesem Jahr
zunächst die damals noch stehen gelassene, frühhellenistische Planierungsschicht abgetragen. Dabei wurde in
der Nordhälfte des Annexraums eine ca. 1,40 m breite,
auf der Oberläche geglättete Felsstufe aus Sandstein
freigelegt, welche im Süden wiederum senkrecht abgearbeitet ist (Taf. 12, 6). Im Norden stösst sie an den senkrecht abgearbeiteten Felsen, welcher die nördliche Begrenzung der beiden Annexräume bildet26. Direkt auf
der Felsstufe fand sich stellenweise eine dünne Schicht
mit wenig archaischer Keramik. Es stellte sich heraus,
dass von der hier zu erwartenden Nordmauer des spätarchaischen Baus nur noch einige nach Süden verkippte
Steine der südlichen Mauerschale erhalten sind (Abb. 3;
Taf. 13, 1). Die Nordmauer war, wie ihre stark nach Süden verkippte Fortsetzung weiter westlich, direkt auf die
Felsstufe gesetzt und wird von der Innenmauer des Annexbaus überlagert. Bei der Errichtung des Annexbaus
grub man demnach bis auf die Felsstufe, wobei auch ein
Grossteil des archaischen Benutzungsniveaus entfernt
wurde, und setzte die Annexmauern darauf oder – wo
möglich – auf die spätarchaischen Mauern. Die archaischen Mauersteine wurden wohl teilweise zur Errichtung des Annexbaus wiederverwendet, was erklärt,
weshalb von der archaischen Nordmauer nur noch sehr
wenig erhalten ist.
Innerhalb des spätarchaischen Baus wurden die westlich und östlich der Innenmauer in einem 30 cm schmalen Streifen südlich der 1,40 m breiten Felsstufe anste-
cf. H. P. Isler, AntK 38, 1995, 29f.; ders., Sicilia Archeologica
XXVIII 87–89, 1995, 27f. Abb. 20; ders., AntK 39, 1996, 57f.; ders.
AntK 40, 1997, 51 Taf. 9, 4.
25
cf. H. P. Isler, Sicilia Archeologica XXXII 97, 1999, 16 mit Abb. 27;
ders., AntK 43, 2000, 114 Taf. 20, 3.
26
Von der oberen Felskante – das Niveau des hellenistischen
Antentempels – zur neu gefundenen Felsstufe ist ein Höhenunterschied von rund 2,70 m zu verzeichnen.
24
97
Z
Abb. 3
Westquartier, Bereich der Sondage 480, spätarchaisches Gebäude, Steinplan 2013
henden archaischen Schichten27 untersucht. Dabei fand
sich beidseits der Innenmauer des spätarchaischen Baus
ein mit Holzkohle, grösseren Ziegelfragmenten und
rosabeigen lehmartigen Einschlüssen durchsetzter Zerstörungshorizont. Im östlichen Raum lag dieser direkt
auf einigen lachen Steinplatten (Taf. 13, 1), bei welchen
es sich um ein Plattenplaster28 – den ursprünglichen
Gehhorizont – handeln dürfte. Der diesjährige Befund
lässt darauf schliessen, dass der Ostraum des spätarchaischen Baus nicht, wie 1996 angenommen, ein älteres
und ein jüngeres Gehniveau29 aufwies, sondern ein PlatIm Bereich zwischen diesem Streifen und der Südmauer des spätarchaischen Baus wurden die archaischen Schichten bereits während der
Kampagnen 1994, 1995 und 1996 bis auf den gewachsenen Felsen abgetragen, cf. o. Anm. 24.
28
Das Plattenplaster stösst an die Innenmauer des spätarchaischen
Baus und sitzt direkt auf deren Fundamentvorsprung (Taf. 13, 1).
Einzelne Steinplatten dieses Plasters wurden bereits 1995 und 1996
im selben Raum weiter südlich beobachtet, cf. H. P. Isler, Sicilia
Archeologica XXVIII 87–89, 1995, 26 Abb. 20.
29
cf. H. P. Isler, Sicilia Archeologica XXIX 90–92, 1996, 14f. mit
Anm. 35f.; ders., AntK 40, 1997, 51.
27
98
tenplaster sowie unter diesem eine Ausgleichsschicht,
welche direkt über den Sickerkanälen lag. Beim ‹jüngeren Gehniveau› handelt es sich demnach um den
Zerstörungshorizont des Gebäudes, beim ‹älteren Gehniveau› um die zwischen den Sickerkanälen und dem
Plattenplaster eingebrachte Ausgleichsschicht. In dieser
Ausgleichsschicht wurden, wie bereits 1996 und 2012,
anpassende Fragmente an die Lekythos der Haimon-Werkstatt gefunden (Taf. 13, 3) 30, welche die
spätarchaische Datierung des Baus um 480–460 v. Chr.
bestätigen und damit einen terminus post quem für die
Errichtung des Plattenplasters und wohl auch des spätarchaischen Baus darstellen. Die neuen Fragmente zeigen die Darstellung einer auf einem Diphros sitzenden
30
Inv. K 15303, cf. H. P. Isler, AntK 38, 1995, 30 mit Anm. 30 Taf. 10,
6; ders. Sicilia Archeologica XXIX 90–92, 1996, 14f. mit Anm. 37
Abb. 22; ders., AntK 40, 1997, 51 mit Anm. 36 Taf. 10, 6; AntK 56,
2013, 74 mit Anm. 12 Taf. 13, 3.
C. Reusser, L. Cappuccini, J. Perifanakis, C. Russenberger, M. Mohr, T. Badertscher
Frau vor dem Pferdegespann, eine häuige Szene auf den
Lekythen der Haimon-Werkstatt31.
Die Fortsetzungen der beiden nord-südlich verlaufenden, mit Platten abgedeckten Sickerkanäle32 östlich und
westlich der Innenmauer des spätarchaischen Baus wurden freigelegt (Abb. 3; Taf. 12, 6). Sie biegen im untersuchten Bereich nach Osten beziehungsweise nach
Westen um und laufen der breiten Felsstufe beziehungsweise der Nordmauer entlang.
Um den Verlauf der Nordmauer des spätarchaischen
Gebäudes zu verfolgen, wurde auch im schmalen Ostraum des Annexbaus gegraben und die bereits im Frühjahr 1994 beobachteten, älteren Strukturen33 wieder freigelegt. Es wurde ersichtlich, dass es sich dabei um die
Nordmauer des spätarchaischen Baus handelt, die hier
auf derselben Felsstufe sitzt wie weiter westlich. Auch
der Sickerkanal setzt sich entlang dieser Stufe fort. Wie
weit sich der Bau nach Osten ausdehnte, kann beim bisherigen Stand der Grabung nicht festgestellt werden. In
der südlichen Hälfte des schmalen Annexraums wurde
ein Teil der frühhellenistischen Auffüllschichten, welche
hier noch hoch anstanden, abgetragen. Dabei fand sich
unter anderem das Fragment einer attisch schwarzigurigen Augenschale34, auf deren Aussenseite die Beine eines
Satyrn und unter dem Henkelansatz der Vorderteil eines
springenden Delins zu erkennen sind.
Zur Klärung der Ausdehnung des Westraums des spätarchaischen Baus wurden Untersuchungen westlich des
hellenistischen Annexbaus durchgeführt. Hier war zuletzt im Frühjahr 1999 eine 2 m breite Sondage entlang
der westlichen Aussenmauer des Annexbaus angelegt
Eine weniger qualitätvolle Lekythos derselben Werkstatt wurde
z.B. auf dem Monte Maranfusa gefunden, cf. F. Spatafora (Hg.),
Monte Maranfusa. Un insediamento nella media valle del Belice.
L’abitato indigeno (Palermo 2003) 308f. mit Anm. 6; 312 Nr. 4 Abb.
263. 265, 4 (C. Del Vais).
32
cf. H. P. Isler, AntK 40, 1997, 51 Abb. 1 Taf. 9, 4.
33
cf. H. P. Isler, Sicilia Archeologica XXVII 85–86, 1994, 33f.; ders.,
AntK 38, 1995, 30.
34
Inv. K 28839. Satyrn und springende Deline inden sich häuig auf
den Augenschalen der Lealess-Gruppe, cf. Y. Tuna-Nörling, Attische
Keramik aus Klazomenai (Saarbrücken 1996) 37 Nr. 66 Taf. 8.
31
Forschungen auf dem Monte Iato 2013
worden, wobei ein direkt auf dem Felsen liegendes, archaisches Gehniveau35 freigelegt wurde, welches an die
beiden ost-westlich verlaufenden Längsmauern des spätarchaischen Gebäudes anstiess36. In der diesjährigen
Kampagne wurde westlich der Sondage von 1999 im Bereich der Böschungsmauer37 gegraben. Dabei fanden sich
im Nordwesten des Abhubbereichs Reste eines möglichen, allerdings eher unregelmässigen Plattenplasters
(Taf. 13, 2) 38, welches an die hier ebenfalls vorhandene
Felsstufe stösst. In der direkt auf dem Felsen liegenden,
spätarchaischen Schicht fand sich unter anderem eine gut
erhaltene, lanzettförmige Pfeilspitze aus Bronze (Taf. 13,
5) 39. Im Fundamentgraben der Südmauer des spätarchaischen Baus lag ein massiver, an beiden Enden mit
einem Loch versehener, lacher Gegenstand aus Eisen
(Taf. 13, 4) 40. Dabei könnte es sich um das Mittelstück
cf. H. P. Isler, Sicilia Archeologica XXXII 97, 1999, 14 mit Abb. 21;
ders., AntK 43, 2000, 114 Taf. 20, 4.
36
Die beiden ost-westlich verlaufenden Mauern wurden schon im
Frühjahr 1997 beobachtet, aber damals noch als zum Annexbau
zugehörig gedeutet, cf. H. P. Isler, Sicilia Archeologica XXX 93–95,
1997, 30 mit Abb. 22; ders., AntK 41, 1998, 45f.
37
Die Böschungsmauer wurde im 1. Jahrhundert v. Chr. errichtet, als
man den Entwässerungsgraben östlich des Peristylhauses 1 verbreiterte, cf. H. P. Isler, Sicilia Archeologica XXX 93–95, 1997, 33 mit
Anm. 68 Abb. 29 rechts; ders., AntK 41, 1998, 45f. mit Anm. 60.
38
Weitere lache Steinplatten waren schon 1999 im selben Raum beobachtet worden. Da sich diese Steinplattenlage auf einer ähnlichen
Höhe beindet wie das Plattenplaster im Ostraum des spätarchaischen Baus, könnte es sich dabei um das Gehniveau des Westraums handeln. In diesem Fall wäre die direkt auf dem Fels liegende,
1999 als Gehniveau bezeichnete Schicht als Ausgleichsschicht unter
dem Plattenplaster zu interpretieren. Dies entspräche der im Ostraum gemachten Beobachtung, dass die Steinplatten auf eine gelbbraune Ausgleichsschicht aus Erde und Sandsteinmehl mit rein archaischem Material gesetzt wurden.
39
Inv. B 2193. Eine ähnliche Pfeilspitze stammt aus Tempel B in Polizzello, cf. D. Tanasi, in: R. Panvini et al. (Hg.), Polizzello. Scavi del
2004 nell’area del santuario arcaico dell’acropoli (Palermo 2009) 84
Nr. 149.
40
Inv. V 3159. Ein vergleichbares Eisenobjekt, allerdings noch mit
zwei Ringen versehen, wurde in Agrigent in einem Grab des 5. Jahrhunderts v. Chr. gefunden und als Teil einer Kette interpretiert, cf.
E. De Miro, Agrigento. La necropoli greca di Pezzino (Messina 1989)
70 (Tomba 1771) Taf. 54.
35
99
eines Seilzugs handeln41, an dessen Enden ursprünglich
die Glieder einer massiven Kette eingefügt waren.
Die beiden in den Felsen geschnittenen und mit Abdeckplatten versehenen Sickerkanäle42 setzen sich weiter
nach Westen fort (Abb. 3; Taf. 13, 2). Der südliche Kanal
biegt nach Norden um und stösst dort an die Felsstufe,
während der nördliche Kanal – wie im Ostraum des Gebäudes – entlang dieser Stufe verläuft. Nur ein paar in
einer Flucht liegende, im Norden an die abgearbeitete
Felsstufe gesetzte Steine zeugen von der westlichen
Begrenzungsmauer des spätarchaischen Baus, welche
anscheinend grösstenteils in die Böschungsmauer des
1. Jahrhunderts v. Chr. verbaut worden war. Dass sie in
diesem Bereich zu lokalisieren ist, bestätigt auch der Verlauf des Sickerkanals. Das aufwendige Dränagesystem
verlief im Innern des spätarchaischen ‹Sakralbaus› entlang der Felsstufe und der Mauern und führte das Meteorwasser, dem natürlichen Gefälle des Geländes
folgend, unter der Südmauer hindurch ins Freie (Abb. 3).
Die nun bekannten Innenmasse des Westraums des
spätarchaischen ‹Sakralbaus› betragen in der ost-westlichen Ausdehnung ca. 4,90 m, in der nord-südlichen ca.
3,50 m.
Begrenzte Nachuntersuchungen43 fanden auch im
Nordosten des archaischen Baus mit den breiten
Mauern44 statt. Mittels Sondagen im Bereich eines hellenistisch-römischen Plasters, welches östlich an die
nördliche breite Mauer anstösst, konnte festgestellt werden, dass diese in eine antike, nord-südlich verlaufende
Mauer einbindet und somit eine Ecke nach Norden bildet. Das Fundament dieser nord-südlich verlaufenden
Mauer besteht wie ein Teil der breiten Mauer aus grossen
Kalksteinblöcken. Wie weit die antike Mauer nach Norden verläuft, kann beim derzeitigen Stand der Grabung
nicht geklärt werden, da ihre Fortsetzung ausserhalb der
Schnittgrenze liegt. Die Deutung der beiden ost-westlich
verlaufenden breiten Mauern als monumentaler Sakralbau wird von den Resultaten der diesjährigen Untersuchungen, insbesondere dem Umbiegen der nördlichen
Mauer nach Norden, in Frage gestellt45.
Jacqueline Perifanakis
Peristylhaus 2
Eine umfassende Freilegung des Peristylhauses 2 wurde infolge der grossen Ausdehnung im nordöstlichen
Bereich und der damit verbundenen konservatorischen
Probleme im Jahr 2009 zurückgestellt46. Im Berichtsjahr
wurde jedoch im Südbereich des Hauses mit einer kleineren Nachuntersuchung begonnen, deren Ziel in der
Gewinnung von stratigraphischen Daten für eine nähere
Eingrenzung der Erbauungszeit des Hauses bestand.
Denn bisher liegen dafür lediglich indirekte Hinweise
vor47. Einerseits ist davon auszugehen, dass das Haus
nicht vor 250 v. Chr. erbaut wurde. Denn erst zu diesem
Zeitpunkt wurden die im Westen angrenzenden – und
durch die Baugrube des Peristylhauses 2 gestörten – älteren Wohnbauten aufgegeben. Andererseits wurden diese
älteren Bauten von einer mächtigen Verfüllung überdeckt, bei der es sich um den Aushub aus der Baugrube
des Peristylhauses 2 handeln könnte. Das jüngste Material dieser Verfüllung, die gegen den Entwässerungsgraben des Peristylhauses 2 hin durch eine Böschungsmauer
abgestützt wird, datiert ins erste Viertel des 2. Jahrhunderts v. Chr.48.
Gute Bedingungen für die angestrebte stratigraphische Untersuchung bietet der südwestliche Eckraum 349.
Auch die Identiizierung der Nordostecke des archaischen ‹Sakralbaus› mit den breiten Mauern konnte nicht bestätigt werden, cf. H. P.
Isler, AntK 51, 2008, 136.
46
AntK 53, 2010, 120.
47
cf. Russenberger a.O. (Anm. 1) 197.
48
Zur Datierung der Verfüllung der ‹gelben Böschung› cf. zuletzt
AntK 53, 2010, 123–125; AntK 54, 2011, 88.
49
Zu den Raumnummern s. den Gesamtplan AntK 54, 2011, 83
Abb. 4.
45
Für diesen Hinweis bedanke ich mich bei Dr. Holger Baitinger vom
Forschungsinstitut für Archäologie des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz.
42
cf. H. P. Isler, Sicilia Archeologica XXXII 97, 1999, 14f. Abb. 25;
ders, AntK 43, 2000, 114 mit Anm. 34.
43
Für die örtliche Grabungsleitung war Fabio Mascherin zuständig.
44
cf. H. P. Isler, AntK 52, 2009, 101; ders., Die Siedlung auf dem
Monte Iato a.O. (Anm. 22) 170 Abb. 34 (M). 37.
41
100
C. Reusser, L. Cappuccini, J. Perifanakis, C. Russenberger, M. Mohr, T. Badertscher
In diesem Raum – dem südlichen Andron der Flügeldreiraumgruppe – ist der opus-signinum-Boden grösstenteils nur noch im Unterzug erhalten und kann deshalb ohne Minderung des Ruinenwerts entfernt werden.
Dies wurde in einem 2 m langen und 1,6 m breiten Streifen im mittleren Bereich vor der Ostmauer des Raumes
unternommen50. Die Sondage zeigte, dass es sich beim
opus signinum um ein sekundäres Ausstattungselement
handelt. Es liegt auf einer sorgfältig ausgeführten Packung aus schräg gestellten, faustgrossen lachen Steinen
und Ziegeln. Darunter folgt eine 20 bis 30 cm starke heterogene Erdschicht. Diese enthielt relativ viel Material,
das eine Datierung des sekundären Bodens in die Jahre
um 100 v. Chr. erlaubt51.
Die Verfüllung des sekundären Bodens lag auf einem
einfachen weissen Kalkestrich von lediglich maximal
3 cm Stärke, der nur im westlichen Bereich stellenweise
erhalten war. Bei diesem muss es sich um den ursprünglichen Boden des Raumes gehandelt haben; seine Quote
korrespondiert mit der Oberkante des Fundamentabsatzes der Ostmauer des Raumes. Eine nähere Untersuchung des älteren Bodens und der möglicherweise
darunter anstehenden Fundamentgrabenverfüllungen
konnten im Berichtsjahr noch nicht vorgenommen werden. Schwer verständlich ist beim gegenwärtigen Stand
der Untersuchungen der grosse Niveauunterschied zwi-
Im Norden und Westen wird die Sondage durch die hier anstehenden Mauern eines mittelalterlichen Hauses begrenzt.
51
Massgebend sind die Fragmente folgender Keramiktypen: Campana-A-Teller der Form Morel 2234c (Inv. K 28961); Campana-A-Teller/-Platten der Form Morel 2252/55e–f (Inv. K 28949; K 28960; K
28998; K 28999; K 29002; K 29156); Campana-A-Schüsseln der Form
Morel 2952/53/54 (Inv. K 28950; K 28962; K 29003); Campana-C-Teller der Form Morel 1633/1635 (Inv. K 28997); Schwarzirnis-Becher
der Form Morel 3421 (K 28983; cf. den Campana-C-Becher K 4471
bei R. Calisch, Die Firniskeramik vom Monte Iato. Studia Ietina IV
[Zürich 1991] 212 Nr. 992 Taf. 7 Abb. 35); Dünnwandbecher der Formen Atalante II, 1/1 bzw. Marabini Moevs I (Inv. K 28963; K 28964
[mit Barbotine-Dekor]) und Atalante II, 1/7 bzw. Marabini Moevs IV
(Inv. K 29004); hellenistischer Reliefbecher mit Schuppendekor (Inv.
K 28948); Amphoren Dressel 1A (Inv. K 28966; K 29125); Presslampen der Form Delos X (Inv. L 2619; L 2620; L 2621; L 2622; L 2626;
L 2627).
50
Forschungen auf dem Monte Iato 2013
schen dem ursprünglichen Boden und der Schwelle im
Durchgang zur Exedra 4 von nicht weniger als 56 cm52.
Ältere Wohnbebauung westlich des Peristylhauses 2
Hier wurde zunächst der im Vorjahr vollständig
untersuchte mittelalterliche Wohnbau im Bereich von
Haus 3 entfernt. Darunter konnten die antiken Mauerzüge freigelegt werden (Abb. 4; Taf. 13, 6). Dabei wurde
ein annähernd quadratischer Raum (1) deiniert, dessen
bereits 2011 identiizierte östliche Aussenmauer das
Haus 1 nach Westen begrenzt. Im Norden öffnet sich
der Raum über zwei Türen auf einen geplasterten Aussenbereich, der wohl mit dem offenen Bereich zwischen
Haus 1 und 2 verbunden war. Im Westen weist Raum 1
einen Durchgang in einen grösseren Raum von noch unbekannter Ausdehnung auf (Raum 2). Während im Hofbereich der Mauerversturz und die Zerstörungsschichten gut erhalten angetroffen wurden, waren die Räume 1
und 2 bis tief hinunter mittelalterlich gestört. Es fanden
sich hier nur noch geringe Reste der Zerstörungsschichten und des ursprünglich zumindest teilweise mit Steinplatten ausgelegten Laufhorizonts. Immerhin liess sich
feststellen, dass sowohl der Aussenbereich als auch die
Räume 1 und 2 bis ins mittlere 3. Jahrhundert v. Chr.
genutzt wurden. Anders als im Jahr 2011 angenommen,
gehörte das Haus 3 im Moment seiner Zerstörung also
zu derselben Siedlungsphase wie Haus 153. Schwer zu
beurteilen ist die Frage nach dem Verhältnis zwischen
den beiden Gebäuden in ihrer frühhellenistischen Benutzungsphase. Nicht auszuschliessen ist eine zeitgleiche Errichtung54 und vielleicht auch eine Zusammengehörigkeit zu einem gemeinsamen Gebäudekomplex.
Die Oberkante des älteren Kalkestrichs liegt auf 826,54 m, jene der
Schwelle im Durchgang auf 827,10 m. Mit der Schwelle, die zur ersten
Bauphase gehören muss, korrespondiert somit erst der schlecht erhaltene sekundäre opus-signinum-Boden, der maximal auf 826,91 ansteht.
53
cf. AntK 55, 2012, 120.
54
Allerdings dürften bei der Errichtung von Haus 3 die Nordmauer
und die Südmauer von Raum 3 des Hauses 1 in ihren archaischen Phasen bereits bestanden haben. Zeitgleich wäre also die Wiederbenutzung von Haus 1 und die Errichtung von Haus 3.
52
101
Abb. 4
Ältere Wohnbebauung westlich des Peristylhauses 2, schematischer Plan 2013
Schwierig ist die Beurteilung insbesondere wegen der im
Jahr 2011 festgestellten Ausraubung der Mauerzüge im
Anschlussbereich zwischen Haus 1 und 3. Mit dieser im
späten 3. oder frühen 2. Jahrhundert v. Chr. erfolgten
Wiederbenutzung der älteren Bauten steht möglicherweise ein im Berichtsjahr identiizierter Rest eines grösseren Ofens in Zusammenhang. Die mittelalterlich stark
beeinträchtigte Konstruktion sitzt auf der Trennmauer
zwischen Raum 1 und 2 von Haus 3. Erhalten hat sich
ein Teil der Ofenrundung und eine im Norden daran anschliessende rechteckige Plattform55. Vielleicht gehört
55
Die Rundung ist zu einem Viertel erhalten; es lässt sich daraus ein
Durchmesser von ca. 3 m erschliessen. Dass es sich um einen Ofen
handelt, wird nicht nur durch die Form der Struktur nahegelegt, sondern auch durch die Präsenz von Kohle- und Ascheschichten, die sich
insbesondere im Bereich des Anschlusses der Plattform an die Kreisstruktur erhalten haben.
102
der Ofen in denselben Kontext einer nach der Aufgabe
der Wohnbauten erfolgten gewerblichen Nutzung des
Areals, die bereits früher aufgrund einer grossen Feuerstelle über der Ostmauer von Haus 1 und einer grossen
Asche- und Kohlelinse im Bereich westlich der Nordwestecke von Haus 1 vermutet wurde56.
In Haus 1 konnten die 2010 begonnenen stratigraphischen Feinuntersuchungen fortgesetzt werden. In allen
Räumen fanden sich Reste archaischer Baumassnahmen,
die jedoch nur noch teilweise schlüssig interpretiert werden können. Wichtig ist insbesondere der Nachweis eines älteren archaischen Hauses, das eine zu den späteren
Strukturen schräge Orientierung aufweist (Abb. 4: dunkel eingefärbt). Die abgerundete Nordostecke ebenso
wie der ungefähre Verlauf der Ostmauer dieses älteren
Baus waren schon seit Beginn der Ausgrabungen in die56
AntK 53, 2010, 126; AntK 54, 2011, 88.
C. Reusser, L. Cappuccini, J. Perifanakis, C. Russenberger, M. Mohr, T. Badertscher
sem Bereich bekannt, da sie später in die Strukturen von
Haus 1 integriert wurden. Dass es sich um Teile eines
älteren Gebäudes handelt, wurde jedoch erst im Berichtsjahr deutlich, da erst jetzt die Reste der bereits in
archaischer Zeit abgebrochenen Nord- und Südmauern
des Hauses identiiziert werden konnten. In Nord-SüdRichtung weist das Haus eine Ausdehnung von 5,85 m
auf. Die Südmauer konnte bisher über eine Länge von
5,50 m nach Westen verfolgt werden. Hier trifft sie auf
einen mit grossen Steinplatten abgedeckten Kanal, der
sich nach Norden bis in Raum 2 und nach Süden bis an
die Schnittgrenze südlich von Haus 1 verfolgen liess. Er
weist dieselbe Orientierung wie das ältere Haus auf und
dürfte zusammen mit diesem eingerichtet worden sein.
Die Südmauer des älteren archaischen Hauses ist nur
noch in ihrer Fundamentlage aus grossen unregelmässigen Blöcken fassbar. Die an diese Blöcke anstossende
Schicht enthielt bisher ausschliesslich einheimisches Material, wobei die Fragmente von Dipinta-Keramik auf
einen Ansatz vor der Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr.
schliessen lassen57. Da kein Fundamentgraben nachgewiesen werden konnte, dürfte die Schicht in diesem Bereich einen terminus ad quem für die Erbauung der
Mauer bieten58. Die ältere archaische Schicht, auf der die
Blöcke versetzt wurden, konnte noch nicht untersucht
werden.
Zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt im
späten 6. oder frühen 5. Jahrhundert v. Chr. wurde das
ältere archaische Haus weitgehend abgebrochen. In der
Folge wurden die anstehenden Mauerkronen und die
Abdeckplatten des Kanals in ein kleinteiliges Plattenplaster integriert, das zur Ausstattung der ersten Phase
Sowohl hinsichtlich der Formen als auch des Dekors sind die hier
geborgenen Fragmente gut vergleichbar mit denjenigen aus einer
Schicht von der Agora, die dank der Vergesellschaftung mit Importkeramiken wohl noch ins 1. Viertel des 6. Jahrhunderts v. Chr. datiert
werden kann. Eine detaillierte Vorlage dieser Funde wird von Martin
Mohr und Sabrina Fusetti vorbereitet.
58
Einen präziseren Ansatz im 2. oder 3. Viertel des 6. Jahrhunderts v.
Chr. erbrachten die Untersuchungen der Schichten ausserhalb der
Nordostecke des Hauses, die nach bzw. während der Errichtung der
Mauer eingebracht worden sein dürften, cf. AntK 53, 2010, 127; AntK
54, 2011, 95.
57
Forschungen auf dem Monte Iato 2013
des neu orientierten Hauses 1 gehört haben dürfte59. Die
über diesem Plaster in Raum 3 anstehenden Reste der
letzten spätarchaischen Benutzungsschicht enthielten
eine fast vollständige Kanne mit bichromem Dipinta-Dekor (Taf. 14, 3) 60. An Trinkgefässen fanden sich
nicht nur die Reste schwarz geirnisster Schalen kolonialer und attischer Provenienz, sondern auch die Fragmente mehrerer einheimischer ‹Attingitoi› (Taf. 14, 5) 61.
Es handelt sich durchwegs um scheibengedrehte, relativ
hart gebrannte und mit Ritzdekor versehene Gefässe, die
offensichtlich als eine späte Variante beziehungsweise
eine archaisierende Wiederaufnahme der einheimischen
Incisa-Keramik des frühen 5. Jahrhunderts v. Chr. zu interpretieren sind62. Aus der spätarchaischen Benutzungsschicht stammt auch eine exzeptionelle kleine handgeformte Lampe aus Impasto (Taf. 14, 7) 63. In der Schicht
waren aber auch bemerkenswert zahlreiche Fragmente
älterer Importe des späten 7. und der ersten Hälfte des 6.
Jahrhunderts v. Chr. enthalten, darunter die Wandscherbe eines mittelkorinthischen Kriegerfries-Aryballos mit
dicht gesetztem Punktdekor64.
Was die Datierung der spätarchaischen Mauerphasen von Haus 1
betrifft, konnten im Berichtsjahr leider keine eindeutigen und weiterführenden Beobachtungen gemacht werden. Vielmehr gaben verschiedene Befunde Anlass, an der 2012 geäusserten Datierung der
Trennmauer zwischen den Räumen 2 und 3 zu zweifeln (cf. AntK 55,
2012, 122f.). Insgesamt ist die Befundlage wegen der dicht übereinander folgenden Bau- und Nutzungsphasen jedenfalls sehr kompliziert,
sodass an dieser Stelle auf eine Rekonstruktion möglicher Szenarien
verzichtet wird.
60
Inv. K 28851. Zu diesem wohl von ostgriechischen Formen abgeleiteten Kannentyp s. H. P. Isler, Sicilia Archeologica XXXI, 96, 1998, 18
Anm. 30 Taf. 8, 1.
61
Inv. K 28871; K 28898; K 28899; K 28955 (Taf. 14, 5); K 29030; K
29113; K 29183.
62
Die Fragmente entsprechen dem Typus I bei Spatafora a.O. (Anm.
31) 113–119. Mit unseren Fragmenten besonders gut vergleichbar
sind die dort publizierten Exemplare Nr. 1–2. 8–9. 12–14. 19. 21. 24.
63
Inv. L 2625.
64
Inv. K 28892, cf. CVA Reading 1 (1954) Taf. 4, 7–9; F. G. Lo Porto,
Ceramica arcaica dalla necropoli di Taranto, ASAtene 21–22 (1959–
1960) 119 Abb. 94, l; 122f.; CVA Tübingen 1 (1973) Taf. 26, 1–2; C.
Dehl-von Känel, Die archaische Keramik aus dem Malophoros-Heiligtum in Selinunt (Berlin 1995) 69f. Nr. 122 Taf. 3; S. Bruni, Le ceramiche corinzie ed etrusco-corinzie. Gravisca: scavi nel santuario Greco 2 (Bari 2009) 52f. Nr. 32 Taf. 5.
59
103
In der Nordwestecke von Raum 3, wo das spätarchaische Plaster fehlte, konnten die Reste eines älteren archaischen Benutzungshorizonts identiiziert werden,
der vielleicht zur Benutzungsphase des älteren archaischen Hauses zu rechnen ist. Die Schicht, welche unter
die Nordmauer des Raumes zieht, enthielt eine fast zur
Hälfte konservierte einheimische Knickwandschüssel
mit geglätteter Oberläche und Rillendekor65, daneben
aber auch Teile eines Hirschgeweihs mit Rose66 sowie ein
löffelförmiges, mit konzentrischen Kreisen dekoriertes
Objekt aus Knochen (Taf. 14, 4) 67. Wiederum fehlen in
dieser früheren Schicht, die freilich nur in sehr begrenztem Umfang untersucht werden konnte, datierende Importe.
Auch im westlichen und im mittleren Bereich von
Raum 2 fanden sich Reste der archaischen Benutzung68,
die hier allerdings wegen der späteren Eingriffe kaum
noch schlüssig zu interpretieren waren. Bemerkenswert
ist der Fund mehrerer Fragmente einer attischen Bandschale mit mindestens einem äsenden Hirsch (Taf. 14,
1) 69. Es fanden sich hier aber auch weitere anpassende
Fragmente aus dem Schulterbereich einer Dipinta-Kanne mit igürlichem Dekor, von der bereits 2011 Teile ge-
borgen wurden (Taf. 14, 2) 70. Die neuen Fragmente lassen erkennen, dass die Kanne in den beiden seitlichen
Bildfeldern dasselbe, spiegelbildlich wiederholte mehrfarbige Motiv aufwies. Es handelt sich um die bisher singuläre Darstellung eines kleinen Vogels, der auf einem
‹Ästchen› sitzt und von dessen Schnabel eine lange gewellte Linie (Schlange?) nach unten führt71.
In Raum 2 von Haus 1 standen die spätarchaischen
Schichten unterhalb eines ca. 5 bis 15 cm starken Stratum
aus Sandsteinmehl an. Diese Schicht bildete während der
frühhellenistischen Benutzung des Hauses den Laufhorizont. Auf dieser Schicht beziehungsweise in die Schicht
eingetreten fanden sich die Fragmente von zwei grossen
Ständern aus Impasto (Taf. 14, 6) 72. Die pyramidenstumpfförmigen Objekte weisen oben eine kreisrunde,
3 cm tiefe Einlassung auf. Die Seiten sind mit einem
mandelförmigen Reliefdekor verziert. Aufgrund des
Fundkontextes können diese Ständer zum Haushaltsinventar der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. gerechnet werden.
Inv. K 28171.
Inv. K 28171 A/B. Auf entsprechenden Kannen sind an igürlichen
Motiven bisher einzelne Vögel – teilweise in Kombination mit Ästchen – oder Pferde sowie in einem Fall zwei menschliche Figuren belegt. Singulär ist im vorliegenden Fall die speziische Kombination
des ‹Ästchens›, des Vogels und der Wellenlinie. Zu entsprechenden
Kannen mit igürlichem Dekor cf. J. Fuchs Käch, Vogeldarstellungen
auf Dipintakeramik vom Monte Iato, in: S. Buzzi et al. (Hg.), Zona
Archeologica. Festschrift für Hans Peter Isler (Bonn 2001) 175–182;
cf. weiter auch zwei Kannen aus den jüngsten Grabungen auf dem
Monte Maranfusa: F. Spatafora, Per un’ „archeologia degli incontri“:
Sicani ed Elimi nella Sicilia greca, in: H. Tréziny (Hg.), Grecs et indigènes de la Catalogne à la Mer Noire. Actes des rencontres du programme européen Ramses 2, Paris 2006–2008 (Paris 2010) 32f. Abb.
19–20. Demnächst ausführlich zu entsprechenden Kannen: C.
Russenberger, Bildproduktion und gesellschaftliche Entwicklung der
indigenen Kulturen Westsiziliens in archaischer Zeit, in: E. Kistler –
M. Mohr – B. Öhlinger (Hg.), Sanctuaries and the Power of Consumption. Networking and the Formation of Elites in the Archaic Western
Mediterranean World, Kongress Innsbruck 2012 (in Vorbereitung).
72
Inv. V 3196; V 3197. Mehrere anpassende Fragmente der Ständer
stammen aus dem Abraum der 2011 erfolgten Raubgrabungen, welche die Schicht mit Sandsteinmehl besonders stark betroffen haben.
70
71
Inv. K 28972. Es handelt sich um ein dickwandiges, auf der langsam
drehenden Scheibe geformtes Gefäss mit cremefarbenem Überzug.
Zur Form cf. Spatafora a.O. (Anm. 31) 121f. Nr. 44 Abb. 133; 234f.
Nr. 21–24 Abb. 206 (A. Termini).
66
Inv. V 3164.
67
Inv. V 3188.
68
cf. dazu die Situation im Osten desselben Raumes, wo die spätarchaischen Benutzungsschichten in frühhellenistischer Zeit fast vollständig ausgeräumt worden waren: AntK 55, 2012, 125f.
69
Das Fragment K 29023 B zeigt den Kopf eines äsenden Hirsches
ohne Geweih, das Fragment K 29023 A das Hinterteil eines Hirsches
mit Hoden (weiss aufgehöht) sowie rechts davon Teile des Palmettenornaments. Dass die beiden Fragmente von demselben Hirsch stammen, ist durchaus möglich; cf. etwa eine Schale in der Art des Ellbows-Out-Malers, die auch hinsichtlich der Detailgestaltung der Hirsche und der Palmette gut vergleichbar ist: CVA München 11 (1989)
Taf. 18, 2–6. – Von einer weiteren Kleinmeisterschale stammt das
Fragment K 29150 mit einer laufenden menschlichen Figur, das bei
der Reinigung des Raubgrabens der Westmauer von Haus 1 geborgen
wurde.
65
104
C. Reusser, L. Cappuccini, J. Perifanakis, C. Russenberger, M. Mohr, T. Badertscher
Z
Z
Z
Z
Z
Abb. 5
Ostquartier, Bereich des Schnitts 1700, antike Bebauung, Steinplan 2013
Schliesslich wurde in der Nordwestecke von Raum 2
die Plattform entfernt, die als Ablage des 2010 geborgenen umfangreichen Depots gedient hatte. Dabei bestätigte sich die Vermutung, dass die Plattform auf dem
frühhellenistischen Versturzniveau des Raumes liegt –
und also erst nach der Zerstörung des Hauses eingerichtet worden war. Dies erhärtet die bereits früher geäusserte Hypothese, dass es sich um eine rituelle Deponierung
handelte, die erst nach der Aulassung des Hauses – allerdings unter der Verwendung von Gegenständen aus
dem Aulassungshorizont – angelegt worden war73.
Die Untersuchung der älteren Wohnbauten westlich
des Peristylhauses 2 konnte 2013 im geplanten Umfang
abgeschlossen werden. Die seit dem Jahr 2000 freigelegten und teilweise sehr detailliert untersuchten Strukturen des Wohnquartiers sind nun Gegenstand eines auf
drei Jahre angelegten Forschungsprojekts des Schreibenden. Ziel des Projekts ist die Erschliessung der Befunde
für eine umfassende Interpretation der Siedlungsgeschichte Westsiziliens von archaischer bis frühhellenistischer Zeit.
Christian Russenberger
73
AntK 54, 2011, 90f.; AntK 55, 2012, 125.
Forschungen auf dem Monte Iato 2013
Ostquartier, Bereich des Schnitts 1700
Das Ziel der diesjährigen Grabungen im Bereich des
Schnitts 1700, nördlich der Peristylhäuser E 1 und E 2 im
Ostquartier, bestand darin, auch die nördliche und östliche Begrenzung des im Vorjahr angeschnittenen antiken Raumes mit einem Ofen74 zu deinieren. Dazu
wurde nördlich der Schnitte 1700 und 1701 ein neuer,
4 × 9 m grosser Schnitt (1702) angelegt (Abb. 5; Taf. 14,
8) 75. Die gesuchten Mauerzüge fanden sich nur wenig
unterhalb der Oberläche. Ihr guter Erhaltungszustand
ist in Anbetracht der Hanglage des antiken Raumes erstaunlich76. Lediglich die Ostmauer des Raumes blieb
aufgrund einer grossen mittelalterlichen Störung weniger gut erhalten. Diese Störung wurde bereits im Vorjahr
festgestellt77 und deren Füllung im Bereich der Ostmauer
cf. dazu AntK 56, 2013, 76–79 Abb. 2 Taf. 14, 1. 2.
Für die örtliche Grabungsleitung waren neben dem Verfasser Fatima Häberling und Julia Held zuständig.
76
Die erhaltene Höhe der Nordostecke des Raumes z.B. beträgt bereits im jetzigen Grabungszustand rund 2,50 m.
77
cf. AntK 56, 2013, 78.
74
75
105
vollständig herausgenommen78. Dabei zeigte sich, dass
der Ofen in der Südostecke des Raumes liegt, welche von
zwei grossen, langrechteckigen und präzis zugehauenen
Kalksteinblöcken gebildet wird. Diese bilden gleichzeitig die südöstliche Aussenecke des Gebäudes. Die Südmauer des Raumes setzte sich also nicht – wie zunächst
vermutet – weiter nach Osten fort79. Die nun bekannte
lichte Tiefe des Raumes beträgt 5,20 m, die lichte Weite
misst 4,80 m.
Innerhalb des gesamten Raumes wurde zunächst der
antike Mauerversturz dokumentiert, welcher sich im neu
ergrabenen Bereich nahezu ungestört erhalten hat80.
Anschliessend wurde diese Zerstörungsschicht bis auf
die Höhe des darunterliegenden kompakten Ziegelversturzes herausgenommen. Das Bodenniveau des Raumes
wurde im Berichtsjahr noch nicht erreicht.
78
In der mittelalterlichen Störung fand sich unter anderem das Fragment eines Ziegels mit dem Fabrikantenstempel ATT[IKOU] auf dem
Wulstrand (Inv. Z 3537). Es handelt sich dabei um das dritte Ziegelfragment mit diesem Stempel vom Monte Iato, deren Fundstellen sich
weit über den Berg verteilen. Inv. Z 2934 stammt aus der Füllung des
Sickerkanals östlich des Peristylhauses 1 und Inv. Z 3100 aus einer
mittelalterlichen Füllschicht im Bereich der Nordhalle auf der Agora.
Zu diesen Ziegelfragmenten und dem Namen Ἀττικός, der auch in
Catania, Messina und Segesta epigraphisch belegt ist, cf. H. P. Isler,
Sicilia Archeologica XXX, 1997, 34 mit Abb. 30; H. P. Isler, AntK 41,
1998, 46 mit Anm. 64f.; H. P. Isler, Monte Iato: scavi 1998–2000, in: A.
Corretti (Hg.), Quarte giornate internazionali di studi sull’area elima,
Erice, 1–4 dicembre 2000 (Pisa 2003) 834 mit Anm. 20–24 Taf. 132, 2
a–b; B. Garozzo, Contributo all’onomastica della Sicilia occidentale:
considerazioni preliminari sui bolli di laterizi, in: C. Ampolo (Hg.),
Immagine e immagini della Sicilia e di altre isole del Mediterraneo
antico. Atti delle seste giornate internazionali di studi sull’area elima e
la Sicilia occidentale nel contesto mediterraneo II, Erice 2006 (Pisa
2009) 727–730; ders., Bolli su anfore e laterizi in Sicilia (Agrigento,
Palermo, Trapani) (Pisa 2011) 626f.
79
cf. AntK 56, 2013, 78.
80
Im Vorjahr liess sich der antike Mauerversturz aufgrund einer mittelalterlichen Störung nördlich der Türe in der Südmauer des Raumes
lediglich in der Südwestecke des Raumes ergraben, cf. dazu AntK 56,
2013, 78. Im Berichtsjahr ist eine mittelalterliche Störung im mittleren
Bereich der Nordmauer die einzige Ausnahme (Taf. 14, 8). Der Steinraub im Bereich der Ostmauer des Raumes erfolgte offenbar von
Osten her und betraf lediglich die Hausteine der noch aufrecht stehenden Mauer und den östlichen Teil der Ofenkonstruktion.
106
Im Innern des Raumes fand sich eine niedrige, 0,50 m
breite und 3,80 m lange Zungenmauer, welche an die
Nordmauer des Raumes anstösst. Sie liegt exakt in der
Achse des im Süden gelegenen Raumeingangs und unterteilt den Raum in ein westliches und ein östliches
Kompartiment (Abb. 5; Taf 14, 8). Das 2,00 m breite östliche Kompartiment nördlich des Ofens konnte von Süden nur durch einen ca. 0,60 m schmalen Durchgang
zwischen der Ofenecke und der Mauerzunge betreten
werden (Abb. 5; Taf. 14, 8). Bei der Zungenmauer handelt es sich lediglich um eine niedrige Aufmauerung. Die
Kalksteinplatten, die sich an ihrem Nord- und Südende
noch in situ erhalten haben, bildeten offensichtlich ihren
oberen Abschluss, da die Kante des Wandputzes der
Nordmauer an die erhaltene Oberkante der Mauerzunge
anstösst (Taf. 14, 8) 81. Ob die Zungenmauer im Zusammenhang mit dem Ofen auch als ‹Theke› oder ‹Ablage›
gedient hat, kann zurzeit nicht abschliessend beurteilt
werden. Ihre Konstruktionsweise mit Abdeckplatten
aus Kalkstein lässt sich jedoch gut mit derjenigen des
Schanktischs im Thermopolium an der Südseite der
Agora vergleichen82.
Der Ofen in der Südostecke des Raumes konnte, wie
bereits im Vorjahr vermutet, von Norden her beheizt
und benutzt werden83. Im Berichtsjahr wurde diese
Ofenöffnung weiter freigelegt und genauer untersucht
(Taf. 14, 9): Den oberen Abschluss stellt die bereits im
Vorjahr beobachtete bogenförmige ‹Tonplatte› mit
Randleiste dar84. Seitlich wird die Ofenöffnung von einer
Aufmauerung aus Ziegelfragmenten begrenzt85, und den
Da sich in der Fuge zwischen der Zungenmauer und der Nordmauer des antiken Raumes keinerlei Reste eines Wandverputzes erkennen lassen, ist davon auszugehen, dass die Nordmauer zumindest
in diesem Bereich erst nach der Errichtung der Zungenmauer verstuckt worden ist.
82
cf. H. P. Isler, AntK 44, 2001, 72 mit Taf. 26, 1.
83
cf. dazu und zum Ofen AntK 56, 2013, 78f. mit Anm. 30f.
84
cf. Antk 56, 2013, 78f. Bei dieser bogenförmigen ‹Tonplatte› könnte
es sich um das Fragment eines grossen Keramikgefässes handeln, welches als oberer Abschluss der Ofenöffnung wiederverwendet wurde.
85
Aufgrund der mittelalterlichen Störung im Bereich der Ostmauer
des Raumes hat sich lediglich die westliche Begrenzung der Ofenöffnung erhalten (Taf. 14, 9).
81
C. Reusser, L. Cappuccini, J. Perifanakis, C. Russenberger, M. Mohr, T. Badertscher
unteren Abschluss dürfte ein nur teilweise ausgegrabener, um 25 cm über die Nordlucht der Ofenöffnung
vorspringender und leicht schräg zu dieser verlaufender
Steinblock bilden.
Im Norden des östlichen Raumkompartiments führte
ein Treppenaufgang zu einem höher gelegenen Durchgang in der Nordmauer (Abb. 5; Taf. 14, 8). Von den vier
bisher ergrabenen Treppenstufen86 liegen die drei unteren auf einem Unterbau aus Kalksteinblöcken, welcher
an die Nordmauer des Raumes anstösst. Diese Trittblöcke
sind jeweils ca. 1 m breit und mit kleinen Kalksteinplatten unterlegt. Die oberste Treppenstufe ist in die Nordmauer des Raumes integriert und nimmt die Südlucht
dieser Mauer auf. Sie besteht aus einem 0,80 m breiten
Kalksteinblock, der nach Osten bis zur Türlaibung von
vier lachen, übereinanderliegenden Kalksteinen ergänzt
wird.
Beim Abtragen des Mauerversturzes im Bereich der
Nordwestecke des Raumes fand sich eine in situ erhaltene, polychrom bemalte Wandverkleidung im ersten
pompejanischen Stil (Taf. 14, 10).
Die Wanddekoration hat sich vor allem im mittleren
Bereich sehr gut erhalten, wo Wurzeln von Planzen
zwar zu Verformungen und Rissen, aber nur vereinzelt
zu grösseren Abplatzungen geführt haben. Im unteren
Bereich liess ein noch im Wandputz steckender Mauerblock erkennen, dass die dort zum Teil grösseren Beschädigungen wohl bereits beim Einsturz des Raumes durch
herunterfallende Mauersteine entstanden sind.
Die Wandverkleidung im ersten pompejanischen Stil
bedeckte bereits ursprünglich lediglich Teile der Westund Nordmauer des Raumes. An der Nordwand ist der
Wandstuck auf einem schmalen Streifen am westlichen
Mauerende erhalten (Taf. 14, 10); der ursprüngliche östliche Abschluss ist hier nicht bekannt. An der Westmauer
schliesst die Wanddekoration 1,90 m südlich der Nordwestecke des Raumes mit einer zum Teil noch in situ
erhaltenen Kante ab. Möglicherweise waren Ost- und
Nordwand daher teilweise von hölzernen Einbauten
verdeckt, sodass nur die sichtbaren Flächen dekoriert
wurden.
86
Die Tritthöhe der ergrabenen Stufen beträgt 0,25 bis 0,30 m.
Forschungen auf dem Monte Iato 2013
Die Gesamthöhe der in situ erhaltenen Stuckverkleidung beträgt beim jetzigen Stand der Arbeiten 1,30 m.
Die Zone über dem noch nicht ergrabenen Sockel besteht
aus fünf Orthostaten (Taf. 14, 10). Diese sind mit Spiegel
und Randschlag ausgestaltet und wurden bisher bis zu
einer Höhe von maximal ca. 0,60 m freigelegt. Darüber
schliessen sich zwei 0,23 m hohe Schichten zu je sechs
Quader an, die wie die Orthostaten mit Spiegel und
Randschlag ausgeführt sind. Die insgesamt acht beidseitig von einem Randschlag abgeschlossenen Orthostaten
(2) und Quader (6) der Westwand weisen alle eine Länge
von ca. 0,45–0,46 m auf. Die vertikale Fugenabfolge über
die Schichten hinweg lässt denn auch eine regelmässige,
versetzte Abfolge erkennen. Die einzige Ausnahme bildet der südlichste Orthostat der Westwand. Dieser weist
eine Länge von rund 0,55 m auf, da auf die Ausarbeitung
eines weiteren ca. 0,10 m kurzen Orthostaten als
Abschluss im Süden verzichtet wurde. Ebenso wäre
aufgrund der Fugenabfolge der oberen Quaderreihe, wo
ein ca. 0,10 m kurzer Quader die Wanddekoration nach
Süden abgeschlossen hat87, eine analoge Situation im Bereich der Orthostatenlage zu erwarten gewesen.
Die in der Nordwestecke des Raums beindlichen
Spiegellächen von Orthostaten und Quadern schliessen
ohne Randschlag an diese an und zeigen keinen
Farbwechsel an dieser Stelle88. Für die farbliche Gestaltung der Spiegel und Randschläge von Orthostaten und
Quadern wurden drei Farben verwendet: Schwarz, Rot
und Gelb. Aufgrund des zumeist sehr guten Erhaltungszustandes der Farben lässt sich feststellen, dass bei
schwarz bemalten Spiegellächen der Randschlag jeweils
in Rot ausgeführt wurde, bei roten und gelben Spiegellächen jeweils in Schwarz. Schwarz marmorierte
Spiegellächen (2) lassen sich bis jetzt mit Sicherheit lediglich für die oberste Quaderschicht der Westwand belegen. Bei diesen beiden Quadern ist der Randschlag
ebenfalls in Rot gehalten.
87
Diese Rekonstruktion bestätigt der noch in situ erhaltene linke
Randschlag des zweiten Quaders von Süden.
88
Bruchstücke aus den Raumecken von zwei Wanddekorationen im
ersten pompejanischen Stil, die aus den Räumen 16a und 17a des
Obergeschosses des Peristylhauses 1 stammen, zeigen hingegen einen
Farbwechsel an diesen Stellen, cf. Brem a.O. (Anm. 4) 96. 98.
107
Die farbliche Abfolge ist für fast alle Orthostaten und
Quader bekannt (Taf. 14, 10). Einzige Ausnahme ist der
südlichste Quader der zweiten Quaderreihe der
Westwand. Der Spiegel dieses lediglich ca. 0,10 m kurzen
Quaders war in Rot oder Gelb gehalten, da er an einen
marmorierten Quader anschliesst. Über der oberen
Quaderschicht ist auf einem schmalen Streifen der weisse
Wandverputz nicht geglättet (Taf. 14, 10), sodass dort ein
proiliertes Gesims angenommen werden kann89. Darüber schliesst sich der einfache weisse Wandputz an, der
sich an der Westwand ebenfalls gut erhalten hat.
Eine ausführliche Besprechung und Untersuchung
der Wandmalerei wird erst nach ihrer vollständigen
Freilegung und Restaurierung möglich sein90. Beim jetzigen Stand der Arbeiten lässt sich zudem noch nicht
beurteilen, ob es sich beim Ofen91 und bei der Zungenmauer um sekundäre Einbauten in den Raum handelt
und inwiefern die Raumdekoration etwa als Bedeutungsträger einer differenzierten Raumsemantik interpretiert werden kann.
Der Zerstörungszeitpunkt des Raumes lässt sich anhand der spärlichen Funde aus dem Mauerversturz noch
nicht abschliessend datieren. In dieser Zerstörungsschicht
fanden sich neben zwei Münzen Hierons II. aus der Zeit
269–215 v. Chr.92 bzw. 240–215 v. Chr.93 wenige Fragmente italischer Terra Sigillata. Dem Rauminventar sind
bisher ein Eisenmesser94 und das ganz erhaltene Proil
einer fein gearbeiteten Reibschüssel aus Kalkstein95 zuzurechnen. Diese Funde stammen aus dem Bereich
zwischen dem Ofen und dem Treppenaufgang, wo im
noch anstehenden Zerstörungsschutt zudem zahlreiche
Diesem Gesims kann möglicherweise bereits ein Fragment
zugewiesen werden.
90
Zu der vorläuigen Datierung und der Konservierung des Wandstucks cf. oben (C. Reusser).
91
In auffälliger Weise unterscheidet sich etwa die Konstruktionsweise
der Südostecke des Raumes – zwei grosse, langrechteckige und präzis
zugehauene Kalksteinblöcke – vom übrigen Mauerwerk des Raumes.
92
Inv. M 4303; unten Nr. 8.
93
Inv. M 4302; unten Nr. 9.
94
Inv. V 3198.
95
Inv. V 3199.
89
108
Fragmente eines Pithos festgestellt werden konnten (Taf.
14, 8. 9, unten).
Für den östlich des Raumes liegenden monumentalen
Baukörper (Abb. 5) 96 lässt sich festhalten, dass die Südostecke des antiken Raumes exakt in der Ostlucht der
im Vorjahr freigelegten Nord-Süd-Mauer der ‹Terrasse›
liegt und diese Mauer nicht nur von Süden, sondern
auch von Norden an den sicher älteren Raum anstösst
(Abb. 5; Taf. 14, 8, links unten) 97. Die Ausrichtung dieser
Mauer entspricht zudem exakt derjenigen der weiter östlich liegenden Stylobatplatte (Abb. 5). Die beiden Befunde dürften demnach zum selben monumentalen Gebäude
mit Terrasse (?) gehören, welches östlich an den bereits
bestehenden Raum angebaut wurde.
Martin Mohr
Fundmünzen 2013
Während der Grabungskampagne im Sommer 2013
wurden insgesamt 33 Münzen gefunden. Beinahe die
Hälfte (14 Stücke) stammen aus den Grabungen westlich
des Peristylhauses 2. Jeweils acht Münzen wurden in den
Grabungen im Norden der Agora und im Westquartier
gefunden, zwei Münzen stammen aus dem neuen Grabungsbereich im Ostquartier (Bereich des Schnitts 1700).
Das Spektrum der Fundmünzen zeigt das für den
Monte Iato typische Bild: rund ein Drittel punische
Münzen, im Übrigen griechische Prägungen von Iaitas,
Panormos und Syrakus, kaiserzeitliche Asse sowie mittelalterliche Billondenare aus stauischer Zeit.
Die punischen Prägungen sind dieses Jahr durch drei
Typen vertreten. Am häuigsten ist der Typ «Kopf der
Kore / Pferd vor Palme» (Nr. 15–22) vom Ende des 4.
Jahrhunderts v. Chr. belegt. Aufgrund des eher schlechten
cf. dazu ausführlich AntK 56, 2013, 76–79.
Da die grosse mittelalterliche Störung bisher nur im Bereich der
Ostmauer vollständig ausgenommen wurde, ist der nördliche Mauerteil bislang lediglich durch zwei an die Ostmauer des Raumes anstossende Mauersteine nachgewiesen. Ebenso wie die Südfassade des
Raumes wies auch die Ostfassade einen Wandverputz auf, von welchem sich noch wenige Reste in situ erhalten haben. Zur analogen
Befundsituation an der Südfassade des Raumes cf. AntK 56, 2013, 78.
96
97
C. Reusser, L. Cappuccini, J. Perifanakis, C. Russenberger, M. Mohr, T. Badertscher
Erhaltungszustandes dieser Münzen lassen sich keine
Beizeichen sicher erkennen. Vom frühen, zwischen
350/340 und 330 v. Chr. geprägten Typ «Jünglingskopf /
springendes Pferd» (Nr. 11–12) wurden zwei Exemplare
gefunden. Abgeschlossen wird das Bild der punischen
Prägungen von zwei Münzen, welche auf der Vorderseite eine Palme mit Datteln und auf der Rückseite einen
Pferdekopf zeigen (Nr. 13–14). Diese stammen aus der
Zeit zwischen 330 und 310 v. Chr.
Zehn Münzen lassen sich griechischen Prägestätten
auf Sizilien zuweisen. Sie stammen aus Iaitas (Nr. 1–4),
Panormos (Nr. 5–7), Syrakus (Nr. 8–9) und ein Exemplar aus einer nicht näher zu bestimmenden Prägestätte
Westsiziliens (Nr. 10). Die älteste Münze von Iaitas ist
der bereits bekannte Typ einer Onkia (Nr. 1), welche zu
Beginn des 4. Jahrhunderts v. Chr. geprägt wurde. Diese
zeigt auf der Vorderseite neben der Legende IAITINΩN
den Flussgott Acheloos und auf der Rückseite eine Ähre
und ein Gerstenkorn. Die anderen Iaitiner Münzen
stammen aus der Zeit der römischen Herrschaft. Zwei
Münzen sind dem Typ «Kopf des Zeus / stehender Herakles mit Keule und Löwenfell» (Nr. 2–3) zuzuordnen.
Das Motiv des Herakles nimmt die späteste, in der Mitte
des 1. Jahrhunderts v. Chr. von Iaitas geprägte Münze
wieder auf (Nr. 4). Auf der Vorderseite ist der Kopf des
Herakles mit Löwenfellkapuze zu erkennen. Die
Rückseite zeigt das Symbol Siziliens, die Triskelis mit
einem gelügelten Gorgoneion im Zentrum. Dazu kommen die Kornähren zwischen den Beinen, welche auf
den Getreidereichtum der Insel verweisen.
Die einzige Silbermünze der Kampagne stammt aus
Panormos (Nr. 5). Sie zeigt den Kopf eines jugendlichen
Mannes und auf der Rückseite Acheloos. Dazu kommt
die punische Legende MBALSYS, der punische Name
von Panormos. Geprägt wurde diese Litra um 320–300
v. Chr. Zwei weitere Münzen lassen sich Panormos
zuschreiben. Eine Prägung des Typs «Kopf des Zeus /
Krieger» (Nr. 6) und eine Münze, auf welcher die Köpfe
des Ares und der Kore zu sehen sind (Nr. 7).
Die beiden Münzen aus dem Ostquartier stammen
aus Syrakus und wurden unter Hieron II., 269–215
v. Chr., geprägt. Die eine Münze zeigt den Kopf Hierons
II. und einen Krieger zu Pferd (Nr. 8). Leider lässt der
Forschungen auf dem Monte Iato 2013
Erhaltungszustand eine genauere Datierung nicht zu.
Auf der anderen Prägung ist der Kopf des Poseidon und
ein Dreizack zu sehen (Nr. 9). Sie stammt aus der späteren Serie der Jahre 240–215 v. Chr.
Aus einer nicht näher bestimmbaren Prägestätte in
Westsizilien stammt eine Münze, welche auf der Vorderseite den verschleierten Kopf der Demeter und auf der
Rückseite eine doppelte Cornucopiae zeigt und ins 2. Jh.
v. Chr. datiert (Nr. 10).
Auch dieses Jahr wurden wieder drei kaiserzeitliche
römische Münzen gefunden. Die früheste Münze ist ein
As des Caligula für Agrippa (Nr. 23) aus dem Westquartier. Vom Norden der Agora stammt ein As oder Dupondius für Faustina Augusta, welcher entweder von
Antoninus Pius nach 145 oder von Marcus Aurelius
nach 161 geprägt wurde (Nr. 24). Die Vorderseite zeigt
den Kopf der Faustina mit Haarknoten und die Legende
FAVSTINA AVGVSTA. Leider lässt der Erhaltungszustand der Rückseite keine genauere Bestimmung des Typs
zu. Zu erkennen ist lediglich eine stehende Figur mit
Cornucopiae. Die Legende fehlt vollständig. Dazu
kommt ein As des Lucius Verus aus dem Jahre 163–164
(Nr. 25), das auf der Vorderseite den Kopf des Kaisers
und auf der Rückseite eine nach links schreitende Victoria mit Siegeskranz und Palmzweig zeigt.
Die Prägungen des Mittelalters stammen alle aus stauischer Zeit. Es handelt sich dabei um eine Kharruba
Heinrichs VI., um 1194/95, welche auf der Vorderseite
die arabische Legende Heinrich Kaiser Augustus und
auf der Rückseite die Legende Z REX SICIL trägt
(Nr. 26). Ein Denar wurde zwischen 1209 und 1220 unter Friedrich II. und seiner Frau Konstanze von Aragón
geprägt (Nr. 27). Er zeigt einen Kreuzglobus mit der Legende FREDERIC‘REX und einen Stern über einer
Mondsichel mit der Legende C.REGINA. Ein Halbdenar stammt aus dem Jahre 1225 oder 1228 (Nr. 28).
Ebenfalls in stauische Zeit datiert ein Glasjeton (Nr. 29).
Er zeigt einen Adler mit geöffneten Flügeln von vorne.
Vier Münzen sind so stark korrodiert, dass eine genauere Bestimmung nicht möglich ist (Nr. 30–33). Auf
der Vorderseite einer dieser Münzen (Nr. 30) lässt sich
immerhin ein Kopf und auf der Rückseite eine Lyra oder
ein Dreifuss erkennen.
109
Bemerkungen zum Katalog
A. Antike Münzen
Die Bestimmung der Fundmünzen während der Kampagne erfolgte
durch Andreas Elsener.
Verschiedene Hinweise zur Klärung von Detailfragen verdankt der
Autor seiner freundlichen Mitarbeit. Die Datierungsangaben zu den
punischen Münzen und zu den sizilischen Prägungen der
republikanischen Zeit sowie die Aulösung der Beamtennamen
richten sich nach den von Suzanne Frey-Kupper erarbeiteten
Ansätzen, deren Publikation mittlerweile erschienen ist (Die antiken
Fundmünzen vom Monte Iato 1971–1990. Ein Beitrag zur
Geldgeschichte Westsiziliens. Studia Ietina X [Prahins 2013]).
Der Katalog ist nach folgenden Kriterien aufgebaut: Zunächst sind
die griechischen Münzen der Prägestätten auf Sizilien in alphabetischer
Reihenfolge aufgelistet, anschliessend die punischen Prägungen aus
Westsizilien und Karthago, dann jene der römischen Kaiserzeit. Die
mittelalterlichen Münzen sind chronologisch geordnet. Zum Schluss
folgen die unkenntlichen Münzen. Innerhalb der einzelnen
Katalogabschnitte sind die Stücke nach den Inventarnummern
geordnet. Der Eintrag zu jeder Münze beginnt mit Prägestätte,
Prägeherr, Nominal und Datierung. Daran schliessen die Beschreibung
der Vorder- und Rückseite (Vs. und Rs.) sowie die grundlegenden
Literaturverweise zum Münztypus an. Abgeschlossen wird der
Eintrag mit der Katalognummer der einzelnen Exemplare sowie den
individuellen Angaben zu Metall, Gewicht (in g), Durchmesser (in
mm), Stempelstellung, Abnutzung und Korrosion, InventarNummer, Fundort (Grabungsbereich, Schnittnummer, Schicht/US
und Datierung) und gegebenenfalls speziischen Eigenheiten der
beschriebenen Münze.
SIZILIEN
Iaitas
Onkia, 409/405–400/390 v. Chr.
Vs.: IAITI-NΩ-N; Acheloos n.r.
Rs. Ähre und Lorbeerblatt
SNG, The Collection of the American Numismatic Society. Part 5,
Sicily III: Syracuse – Siceliotes (New York 1988) Nr. 1343
Nr. 1 AE 0,89 12,1 315° A 2/3 K 2/2, Inv. M 4295, westl. PH 2 426,
hellenistische Verfüllung
Es werden folgende Abkürzungen verwendet:
– Metalle: AE = Aes; AR = Silber; BI = Billon
– Abnutzung (A) und Korrosion (K): Die Angaben zu den fünf
Abnutzungs- und Korrosionsgraden (1 von kaum bis 5 ganz
abgenutzt bzw. korrodiert) richten sich nach dem Bulletin IFS
(Inventar der Fundmünzen der Schweiz), Supplement 1995, 10–12.
– Grabungsbereiche/Schichten: EQ = Ostquartier; MA = Mittelalter;
PH 1 = Peristylhaus 1; westl. PH 2 = westlich des Peristylhauses 2;
WQ = Westquartier
– Literatur:
– Gàbrici = E. Gàbrici, La Monetazione del Bronzo nella Sicilia antica (Palermo 1927)
– MEC 14 = P. Grierson – L. Travaini, Medieval European Coinage
14. Italy III. South Italy, Sicily, Sardinia (Cambridge 1998)
– SNG Cop., North Africa = Sylloge Nummorum Graecorum, The
Royal Collection of Coins and Medals. Danish National Museum
42. North Africa, Syrtica – Mauretania (Kopenhagen 1969)
– Spahr = R. Spahr, Le Monete siciliane dai Bizantini a Carlo I d’Angiò (582–1282) (Zürich 1976)
110
Römische Herrschaft
P. Li(cinius), Halbstück?, 150/140–130 v. Chr.
Vs.: Kopf des Zeus n.l. mit Lorbeerkranz
Rs.: IAITOΥ (r.), P·LI (l.); Herakles n.l. mit Keule und Löwenfell
H. Bloesch, Kokalos 18/19, 1972/1973, 202 Nr. 1; Gàbrici 142
Nr. 12–14 (Typ)
Nr. 2 AE 1,43 15,4 180° A 3/3 K 3/3, Inv. M 4296, PH 1 84, Streufund;
Fragment
Nr. 3 AE 2,08 16,1 345° A 4/3 K 4/4, Inv. M 4297, westl. PH 2,
433/434, MA-Zerstörungsschicht
Ganzstück (Litra), 50/40–30/20 v. Chr.
Vs.: [IAITI-NΩN]; breiter Kopf des Herakles n.r. mit Löwenfell, über
der Schulter Keule
Rs.: Triskelis mit gelügeltem Gorgoneion im Zentrum, zwischen den
Beinen je eine Ähre
H. Bloesch, Kokalos 18/19, 1972/1973, 203 Nr. 6a; RPC I, 173
Nr. 646; Gàbrici, 142 Nr. 2–4 (Typ)
Nr. 4 AE 8,28 22,6 210° A 2/3 K 4/4, Inv. M 4298, WQ 495, Reinigung
Panormos
Punier, Litra, 320–300 v. Chr.
Vs.: Jugendlicher männlicher Kopf n.l.
Rs.: MBALSYS (oben, punische Buchstaben); Acheloos n.l.
G. K. Jenkins, Schweizerische Numismatische Rundschau 50, 1971,
75 Nr. 12
Nr. 5 AR 0,59 11,3 135° A 1/2 K 2/2 Inv. M 4299, westl. PH 2 426,
hochhellenistische Verfüllung
Römische Herrschaft
Anonyme Prägung, Halbstück?, 130/120–90 v. Chr.
Vs.: Kopf des Zeus n.r. mit Lorbeerkranz
Rs.: [ΠANOΡMITAN], Krieger n.l. mit Schild und Speer, in der Hand
Patera
Gàbrici 154 Nr. 22–35, 44–51 (Typ)
Nr. 6 AE 3,13 17,4 45° A 3/3 K 4/3, Inv. M 4300, westl. PH 2 426,
MA-Verfüllung
C. Reusser, L. Cappuccini, J. Perifanakis, C. Russenberger, M. Mohr, T. Badertscher
Ganzstück (Litra), 90–50/40 v. Chr.
Vs.: [ΠANOΡ-MITAN]; Kopf des Ares n.r.
Rs.: Kopf der Kore n.l. mit Ährenkranz
Gàbrici, 161, 286–291 (Typ)
Nr. 7 AE 7,18 22,0 210° A 3/3 K 3/3, Inv. M 4301, WQ 700, Reinigung
Syracusai
Hieron II.
Dilitron?, 269-215 v. Chr.
Vs.: Kopf des Hieron II. n.l. mit Diadem, kein Beizeichen erkennbar
Rs.: [IEΡΩNOΣ] (im Abschnitt); Krieger zu Pferd mit Lanze n.r.,
unten kein Buchstabe erkennbar
Gàbrici 183–184 Nr. 379–392 (Typ)
Nr. 8 AE 14,91 27,6 180° A 4/4 K 4/3, Inv. M 4303, EQ 1702,
frühkaiserzeitliche (?) Zerstörungsschicht
Litra, 240–215 v. Chr.
Vs.: Kopf des Poseidon n.l. mit Tänie
Rs.: [IEΡΩ-NOΣ]; Dreizack zwischen Delphinen
Gàbrici 184–185 Nr. 442–489 (Typ)
Nr. 9 AE 5,28 19,0 270° A 3/4 K 4/4, Inv. M 4302, EQ 1702, frühkaiserzeitliche (?) Zerstörungsschicht
Westsizilien, unbestimmte Münzstätte
1. Hälfte 2. Jh. v. Chr.
Vs.: Kopf der Demeter n.l. mit Schleier, r. Cornucopiae
Rs.: Doppelte Cornucopiae aus welcher Trauben hängen; l.
4 Wertkugeln
Gàbrici 159–160 Nr. 224–236 (Typ)
Nr. 10 AE 4,95 20,2 360° A 2/1 K 2/2, Inv. M 4304, Agora 597, US 90,
spätkaiserzeitlicher Ziegelversturz
WESTSIZILIEN? (KARTHAGO?)
Punier
350/340–330 v. Chr.
Vs.: Männlicher Kopf n.l. mit Ährenkranz und Ohrring
Rs.: Springendes Pferd n.r.
SNG Cop., North Africa, Nr. 94–96 (kugeliger Schrötling)
Nr. 11 AE 5,33 15,2 180° A 3/2 K 3/2, Inv. M 4291, PH 1 80, hellenistische Verfüllung
Vs. und Rs, wie oben Nr. 11.
SNG Cop., North Africa, Nr. 97 (Schrötling aus offener Gussform)
Nr. 12 AE 2,79 17,3 300° A 2/3 K 4/4, Inv. M 4292, westl. PH 2
433/434, MA-Verfüllung
330–310 v. Chr.
Vs.: Palme mit Datteln, mindestens 8 Äste
Rs.: Pferdekopf n.r.
SNG Cop, North Africa, Nr. 102–105 (Typ)
Nr. 13 AE 2,14 15,2 180 ° A 2/2 K 4/4, Inv. M 4293, westl. PH 2 422,
Forschungen auf dem Monte Iato 2013
frühhellenistische Benutzungsschicht
Nr. 14 AE 4,52 16,3 240° A 3/2 K 3/3, Inv. M 4294, westl. PH 2 426,
hellenistische Verfüllung; kugeliger Schrötling
WESTSIZILIEN
Punier
310–280 v. Chr.
Vs.: Kopf der Kore n.l. mit Ährenkranz und Ohrgehänge
Rs.: Pferd n.r., dahinter Palme, meist keine Beizeichen sicher
erkennbar
SNG Cop., North Africa, Nr. 109–119 (Typ).
Nr. 15 AE 2,17 15,9 180° A 3/3 K 4/4, Inv. M 4283, WQ 498, Reinigung
Nr. 16 AE 2,18 15,9 120° A 2/2 K 4/4, Inv. M 4284, WQ 498,
hellenistisch-römische Verfüllung
Nr. 17 AE 2,42 16,3 30° A 2/1 K 3/3, Inv. M 4285, westl. PH 2 422,
frühhellenistische Benutzungsschicht
Nr. 18 AE 2,71 15,6 60° A 1/2 K 3/2, Inv. M 4286, westl. PH 2 426,
hochhellenistische Verfüllung
Nr. 19 AE 2,36 16,5 240° A 3/2 K 3/2, Inv. M 4287, westl. PH 2 426,
hellenistische Verfüllung
Nr. 20 AE 2,18 16,2 120° A 2/2 K 4/3, Inv. M 4288, westl. PH 2 422,
frühhellenistische Verfüllung
Nr. 21 AE 1,95 15,9 150° A 2/2 K 2/3, Inv. M 4289, westl. PH 2
433/434, MA-Verfüllung
Nr. 22 AE 2,53 16,5 120° A 3/3 K 3/3, Inv. M 4290, westl. PH 2
433/434, MA-Verfüllung
RÖMISCHE KAISERZEIT
Gaius für Agrippa
Roma, As, 37–41
Vs.: M AGRIPPA L – F COS III; Kopf des Agrippa n.l. mit Schiffskrone
Rs.: Neptun n.l., in der r. Hand Delphin, in der l. Hand Dreizack, l.
und r. S – C
C. H. V. Sutherland – R. A. G. Carson, The Roman Imperial Coinage
I. Revised Edition. From 31 bc to ad 69 (London 1984), 112 Nr. 58
Nr. 23 AE 9,35 30,8 195° A 2/3 K4/4, Inv. M 4305, WQ 700, MAVerfüllung
Antoninus Pius oder Marcus Aurelius für Faustina
Roma, Dupondius oder As, nach 145 oder 161
Vs.: [F]AV[STIN]A AVG[VSTA] ; Kopf der Faustina n.r.
Rs.: […]; stehende Figur n.l. mit Cornucopia (?)
H. Mattingly – E. A. Sydenham, The Roman Imperial Coinage III.
Antoninus Pius to Commodus (London 1930)
Nr. 24 AE 7,81 25,6 315° A 3/4 K 2/4, Inv. M 4307, Agora 597/
EU10NW, US 137, mittelkaiserzeitliche Fundamentierungsschicht
Lucius Verus
Roma, As, 163–164
111
Vs.: [L V]ERVS AVG ARM[ENIACVS]; Kopf des Lucius Verus n.r.
mit Lorbeerkranz
Rs.: [TR.P.IIII.IMP.II.COS.II]; Victoria n.l. schreitend, einen Kranz
und Palmzweig haltend, l. und r. [S] – C
H. Mattingly – E. A. Sydenham, The Roman Imperial Coinage III.
Antoninus Pius to Commodus (London 1930), 323 Nr. 1393
Nr. 25 AE 8,77 24,4 300° A 2/4 K 2/4, Inv. M 4306, Agora EU10NW,
US 137, mittelkaiserzeitliche Fundamentierungsschicht
B. MITTELALTERLICHE MÜNZEN UND GLASJETONS
STAUFER
Heinrich VI.
Palermo?, Dirhamfraktion, 1194–1195
Vs.: Im Perlkreis: Arabische Legende auf drei Zeilen (Heinrich Kaiser
Augustus) , darunter ◦ oder ◦◦
Rs.: Im Perlkreis: Z REX / SICIL’, darüber • + •, darunter ◦◦ oder ◦•◦
Spahr 176 Nr. 2; MEC 14 Nr. 477
Nr. 26 BI 0,79 13,8 360° A 3/3 K 4/4, Inv. M 4315, Agora 595, US 149,
Grabbeigabe MA-Grab 1
Friedrich II.
Friedrich II. mit Konstanze
Palermo oder Messina, Denar, 1209–1220
Vs.: FREDERIC‘ REX; Kreuzglobus zwischen zwei Ringeln
Rs.: (kl. Raute)·C·REGINA·; achtstrahliger Stern über liegender
Mondsichel
Spahr - ; MEC 14 Nr. 508
Nr. 27 BI 0,48 16,3 45° A 2/2 K 3/3, Inv. M 4313, westl. PH 2 433/434,
MA-Zerstörungsschicht
Messina?, Halbdenar, 1225 oder 1228
Vs.: +·F·IPERATOR·; Kreuz, im 1. und 3. Segment drei Punkte
Rs.: IRL· SICIL·REX; gekrönter Kopf Friedrichs II. n.l.
Spahr 197 Nr. 113; MEC 14 Nr. 545
Nr. 28 BI 0,39 15,8 120° A 2/2 K 2/2, Inv. M 4314, Agora 597, US 1,
MA-Verfüllung
C. PRÄGEHERR UNBESTIMMT
Prägestätte, Nominal und Datierung unbestimmt
Vs.: Unkenntlich
Rs.: Unkenntlich
Nr. 30 AE 1,60 15,7 360°? A 4/4 K 4/4, Inv. M 4308, WQ 498,
hellenistisch-römische Füllschicht; Vs.: Kopf n.l. oder r., Rs.: Lyra? /
Dreifuss?
Nr. 31 AE 4,45 26,0 ? A 4/5 K 4/4, Inv. M 4309, Agora 595, US 151,
MA-Verfüllung; halbiert
Nr. 32 AE 3,61 19,9 ? A 5/5 K 4/4, Inv. M 4310, Agora 597, US 1, MAVerfüllung; geviertelt
Nr. 33 AE 2,56 16,3 ? A -/- K 5/5, Inv. M 4311, WQ 497/498/700,
Reinigung
Thomas Badertscher
Prof. Dr. Christoph Reusser
christoph.reusser@archinst.uzh.ch
Lic. phil. Jacqueline Perifanakis perifanakis@archinst.uzh.ch
Dr. des. Christian Russenberger christian.russenberger@uzh.ch
Dr. Martin Mohr
martin.mohr@archinst.uzh.ch
Thomas Badertscher
thomi-badertscher@bluewin.ch
Institut für Archäologie
Fachbereich Klassische Archäologie
Universität Zürich
Rämistrasse 73
CH-8006 Zürich
Prof. Aggr. Dr. Luca Cappuccini luca.cappuccini@unii.it
Dip. Storia, Archeologia,
Geograia,
Arte e Spettacolo (SAGAS)
Università degli Studi di Firenze
Via San Gallo, 10
I-50121 Firenze
Glasjeton
Anonyme Prägung
Vs.: Adler mit geöffneten Flügeln v. vorn, den Kopf n.l. gewendet,
Linienkreis
P. Balog, Fatimid and post-Fatimid glass Jetons from Sicily, Studi
Magrebini 7, 1975, 146–148, Nr. 57
Nr. 29 0,92 15,7 A 1 K 2, Inv. M 4312, Agora 597, US 1, MAVerfüllung; einseitig
112
C. Reusser, L. Cappuccini, J. Perifanakis, C. Russenberger, M. Mohr, T. Badertscher
TAFELVERZEICHNIS
Taf. 12, 1
Taf. 12, 2
Taf. 12, 3
Taf. 12, 4
Taf. 12, 5
Taf. 12, 6
Taf. 13, 1
Taf. 13, 2
Taf. 13, 3
Taf. 13, 4
Taf. 13, 5
Taf. 13, 6
Taf. 14, 1
Agora, Nordhalle, Schnitt EU10NW, 595 und 597,
zugesetzter Durchgang in der Nordmauer der Halle
(USM 009). Von Süden.
Agora, Nordhalle, Schnitt EU10NW, 595 und 597:
Fronttreppe der Halle und Agora-Plaster (US 159) mit
dem mittelalterlichen Grab 2 (US 152). Von Süden.
Fragmentierte Marmorhand S 64, Ansicht von unten.
L. 12,4 cm, H. 8,1 cm.
Wie Taf. 12, 3, Seitenansicht.
Wie Taf. 12, 3, Ansicht von oben mit aufgeschnittenem
Granatapfel (?).
Westquartier, Bereich der Sondage 480, Luftaufnahme des
spätarchaischen ‹Sakralbaus› mit Sickerkanälen im Bereich
des hellenistischen Annexbaus.
Westquartier, Bereich der Sondage 480, Ostraum des
spätarchaischen Gebäudes: links der auf dem
Plattenplaster liegende Zerstörungsschutt mit grossen
Ziegelfragmenten, rechts die nach Süden verkippte
Innenschale der Nordmauer. Von Süden.
Westquartier, Bereich der Sondage 480, Westraum des
spätarchaischen Gebäudes: Nord- und Südmauer, Sickerkanäle und Reste des unregelmässigen Plattenplasters.
Oben die Böschungsmauer des 1. Jahrhunderts v. Chr.
Von Osten.
Lekythos der Haimon-Werkstatt K 15303. Im Vordergrund des Bildes das neu gefundene Fragment mit der
Darstellung einer auf einem Diphros sitzenden Frau nach
links. H. 6,6 cm, Dm. Schulterknick 5,0 cm.
Massives Eisenobjekt V 3159 aus dem Fundamentgraben
der Südmauer des spätarchaischen Gebäudes, Teil eines
Seilzugs (?). L. 14, 3 cm.
Lanzettförmige Pfeilspitze aus Bronze B 2193 aus der
spätarchaischen Schicht im Westraum des spätarchaischen
Gebäudes. L. 3,0 cm.
Ältere Wohnbebauung westlich des Peristylhauses 2:
Haus 1 und 3, Luftaufnahme.
Fragmente einer attisch schwarzigurigen Bandschale
mit Hirsch K 29023 A/B. H. des linken Fragmentes (B)
2,6 cm, B. des rechten Fragmentes (A) 2,6 cm.
Taf. 14, 2
Fragmente einer einheimischen Kanne mit zweifarbigem
igürlichem Dekor K 28171 A/B. B. des linken Fragmentes
(B) 9,7 cm, B. des rechten Fragmentes (A) 8,6 cm.
Taf. 14, 3 Einheimische Kanne mit zweifarbigem Dipinta-Dekor
K 28851. Dm. Bauch 22,0 cm, Dm. Rand 12,8 cm,
H. 23,5 cm.
Taf. 14, 4 Fragment eines löffelförmigen Objekts aus Knochen
V 3188. L. 4,3 cm.
Taf. 14, 5 Fragment eines einheimischen ‹Attingitoio› mit Ritzdekor
K 28955. L. 15,6 cm, Dm. Rand ca. 10,5 cm.
Taf. 14, 6 Ständer aus Impasto V 3197. H. 18,7 cm, B. oben 8,0 cm.
Taf. 14, 7 Handgeformte Lampe aus Impasto L 2625. L. 6,7 cm,
B. 4,7 cm, H. 2,9 cm.
Taf. 14, 8 Ostquartier, Bereich des Schnitts 1700: antiker Raum mit
Ofen und Treppenaufgang. An der West- und Nordmauer
des Raums in situ erhaltener Wandstuck des ersten Stils
vor der Reinigung und Sicherung. Überblick von Osten.
Taf. 14, 9 Ostquartier, Bereich des Schnitts 1700: Detailansicht der
Öffnung des antiken Ofens in der Südostecke des Raumes.
Unten Fragmente des im antiken Zerstörungsschutt
liegenden Pithos. Von Norden.
Taf. 14, 10 Ostquartier, Bereich des Schnitts 1700: in situ erhaltener
Wandstuck des ersten Stils an der West- und Nordmauer
des antiken Raums nach der Reinigung und Sicherung.
Von Osten.
TEXTABBILDUNGEN
Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Agora, Nordhalle, Schnitt EU10NW, 595 und 597,
hellenistische, kaiserzeitliche und spätantike Strukturen
2010/2011/2013.
Agora, Nordhalle, Schnitt EU10NW, 595 und 597,
mittelalterliche Strukturen 2010/2011/2013.
Westquartier, Bereich der Sondage 480, spätarchaisches
Gebäude, Steinplan 2013.
Ältere Wohnbebauung westlich des Peristylhauses 2,
schematischer Plan 2013.
Ostquartier, Bereich des Schnitts 1700, antike Bebauung,
Steinplan 2013.
Photos und Pläne Zürcher Ietas-Grabung
Forschungen auf dem Monte Iato 2013
113
12
C. REUSSER ET AL.
1
2
1
3
4
5
2
6
Monte Iato, Grabungen 2013
1
Agora, Nordhalle, Schnitt EU10NW, 595 und
597, zugesetzter Durchgang in der Nordmauer
2
Agora, Nordhalle, Schnitt EU10NW, 595 und
597: Fronttreppe der Halle und Agora-Plaster
mit dem mittelalterlichen Grab 2
3–5 Fragmentierte Marmorhand S 64. Ansicht von
unten, Seitenansicht und Ansicht von oben mit
aufgeschnittenem Granatapfel (?)
6
Westquartier, Bereich der Sondage 480,
Luftaufnahme des spätarchaischen ‹Sakralbaus›
im Bereich des hellenistischen Annexbaus
13
C. REUSSER ET AL.
1
2
4
1
3
6
5
Monte Iato, Grabungen 2013
1 Westquartier, Bereich der Sondage 480, Ostraum
des spätarchaischen Gebäudes mit Plattenplaster
und der nach Süden verkippten Innenschale der
Nordmauer
2 Westquartier, Bereich der Sondage 480, Westraum
des spätarchaischen Gebäudes mit den Sickerkanälen
3 Lekytos der Haimon-Werkstatt K 15303
4 Massives Eisenobjekt V 3159
5 Lanzettförmige Pfeilspitze aus Bronze B 2193
6 Ältere Wohnbebauung westlich des Peristylhauses 2,
Haus 1 und 3, Luftaufnahme
14
C. REUSSER ET AL.
1
3
4
5
2
6
7
1
3
8
9
10
Monte Iato, Grabungen 2013
1 Fragmente einer attischen Bandschale mit Hirsch K 29023
2 Fragmente einer einheimischen Kanne mit zweifarbigem
igürlichem Dekor K 28171
3 Einheimische Kanne mit zweifarbigem Dipinta-Dekor
K 28851
4 Fragment eines löffelförmigen Objekts aus Knochen
V 3188
5 Fragment eines einheimischen ‹Attingitoio› mit Ritzdekor
K 28955
6 Ständer aus Impasto V 3197
7 Handgeformte Lampe aus Impasto L 2625
8 Ostquartier, Bereich des Schnitts 1700, antiker Raum mit
Ofen und Treppenaufgang
9 Ostquartier, Bereich des Schnitts 1700, Detailansicht der
Öffnung des antiken Ofens
10 Ostquartier, Bereich des Schnitts 1700, in situ erhaltener
Wandstuck des ersten Stils an der West- und Nordmauer
des antiken Raums