1
Von den Schmieden der Beile
I. ABHANDLUNGEN
Von den Schmieden der Beile:
Zu Verbreitung und Angleichung metallurgischen Wissens
im Verlauf der Frühbronzezeit
von Tobias L. Kienlin, Bochum
Frühbronzezeit; metallographische Gefügeuntersuchungen; Randleistenbeile; Guß- und Schmiedetechnik; handwerkliche Spezialisierung; gesellschaftlicher Kontext der frühbronzezeitlichen Metallurgie.
Bronze ancien; analyses structurales métallographiques; haches à rebords; techniques de fonte et de forgeage; spécialisation artisanale; contexte social de la métallurgie du Bronze ancien.
Early Bronze Age; metallography; flanged axes; casting and forging techniques; craft specialisation; EBA society.
Metallographische Gefügeuntersuchungen an Randleistenbeilen des Sächsischen Typs und solchen des Typs Langquaid zeigen, daß im Verlauf der Frühbronzezeit eine Vereinheitlichung der Schmiedetechnik auftritt. Diese ist nicht
allein auf die regelhafte Verwendung hochprozentiger Zinnbronze ab der entwickelten Frühbronzezeit zurückzuführen. Vielmehr faßt man eine Stabilisierung der Herstellungsprozesse insgesamt, eine Angleichung metallurgischen Wissens und eine intensivere, überregionale Kommunikation. Ausgehend von diesem Befund wird nach
handwerklicher Spezialisierung und der gesellschaftlichen Einbettung frühbronzezeitlicher Metallurgie gefragt. Indem wir Metallobjekte als Prestigegüter betrachten, deren Herstellung und Verwendung von einer entstehenden
Oberschicht kontrolliert wurde, überschätzen wir das Organisationsniveau des frühbronzezeitlichen Metallhandwerks und die soziale Differenzierung der entsprechenden Gesellschaften. Denn im Siedlungs- und Bestattungswesen der Frühbronzezeit fehlen weitgehend die Belege für die Existenz stabiler gesellschaftlicher Hierarchien. Zu
fragen ist also, wie die Zinnbronze auf einem eher niedrigen gesellschaftlichen Organisationsniveau allgemeine
Akzeptanz finden und sich mit den Beilen des Typs Langquaid zudem eine deutliche Stabilisierung der Schmiedetechnik einstellen konnte. Unter Rückgriff auf ethnographische Analogien wird vorgeschlagen, daß Abstammungsgruppen als grundlegende Organisationseinheit vorstaatlicher Bevölkerungen auch für die Vermittlung und Angleichung metallurgischen Wissens entscheidende Bedeutung zukam.
Des analyses structurales métallographiques effectuées sur des haches à rebords de type saxon et de type Langquaid révèlent une standardisation des techniques de forgeage au cours du Bronze ancien. Celle-ci n’est pas due
uniquement à l’utilisation régulière de bronze à très forte teneur en étain dès la maturité du Bronze ancien. On
constate plutôt une stabilisation des procédés de fabrication, une harmonisation des connaissances en métallurgie
et une intensification des communications entre les régions. A partir de ce contexte se pose la question de la spécialisation artisanale et de l’intégration de la métallurgie dans la société du Bronze ancien. En considérant les
objets métalliques comme des biens de prestige, dont la fabrication et l’usage étaient contrôlés par une classe
dirigeante, nous surestimons le niveau d’organisation des artisans du métal et la complexité de ces sociétés. En
effet, les habitats et les tombes du Bronze ancien ne prouvent toujours pas l’existence de hiérarchies sociales
stables. La question est donc de savoir comment le bronze à forte teneur en étain a été accepté à un niveau d’organisation sociale plutôt simple et comment les haches de type Langquaid ont entraîné une stabilisation significative des techniques de forgeage. On propose, en se référant à l’analogie ethnographique, que les groupes de descendants, en tant qu’unité fondamentale d’organisation de populations préétatiques, jouèrent un rôle décisif dans
la diffusion et l’harmonisation des connaissances en métallurgie.
Metallographic analyses show that during the Early Bronze Age of the Northalpine region of Central Europe
existed distinct traditions of early metallurgy. With flanged axes of the Saxon type, for example, we witness a
certain instability and transformation of metallurgical knowledge related to the spread of tin bronze. This only
PZ, 82. Band, S. 1–22
© Walter de Gruyter 2007
DOI 10.1515/PZ.2007.001
2
Tobias L. Kienlin
comes to an end with the Langquaid axes (BA A2), which show a standardization of cold-working and stabilisation of manufacturing processes in general. Seen in a wider context this finding confirms the well-established
conclusion that the actual transition to the age of metal takes place in BA A2. Furthermore it is supposed that
during this period metallurgy had considerable societal impact and led to the formation of new elites. From this
perspective our results – a standardization of metallurgical knowledge in BA A2 – would imply centralization of
production processes and increasing control of elites over specialised metalworkers, the practice of metallurgy,
access to copper and tin and the distribution of metal objects. However, a closer look at burials, settlements
and what little evidence remains of metallurgical workshops implies that the socio-economic importance of EBA
metallurgy, craft specialization and social hierarchies might be generally overestimated. By drawing on ethnographic data an alternative model is therefore presented, which accounts for a more intensive participation of
local producers in cross-regional communication. It is proposed that largely without elite control a kinship-based
organisation of EBA metallworking allowed the spread and standardization of metallurgical knowledge evident in
the metallographic data.
Einleitung
Für das Studium der frühbronzezeitlichen Metallurgie stehen uns neben den überlieferten Metallobjekten
selbst und ihrer genauen Inaugenscheinnahme umfangreiche Analyseserien zur Verfügung, nur weitaus seltener jedoch Befunde wie Werkstätten oder Gräber, die
einen direkten Einblick in die Praxis der Metallverarbeitung oder das Leben und Sterben der mit ihr befaßten
Personengruppe erlauben. Selbst bei guter Quellenlage
sind wir als Archäologen zudem darauf angewiesen,
die Überreste frühen Metallhandwerks zum Sprechen
zu bringen, indem wir auf geeignet erscheinende, besser
dokumentierte historische oder rezente Analogien zurückgreifen. Viel zu oft jedoch stehen diese Forschungsbereiche immer noch unvermittelt nebeneinander. Wer
mit einer großen Menge an Funden und Befunden oder
auch an naturwissenschaftlich erhobenen Daten konfrontiert ist, sieht sich außerstande, dem Material, das
es zu gliedern und einzuordnen gilt, auch noch weiterreichende Aussagen über vergangene Gesellschaftsstrukturen, den Spezialisierungsgrad oder den Kenntnisstand
urgeschichtlicher Metallhandwerker abzugewinnen.
Dabei spielt auch die Skepsis eine Rolle, ob wir anhand
der materiellen Hinterlassenschaften überhaupt begründete Aussagen über soziale oder geistig-kognitive
Bereiche vergangener menschlicher Existenz treffen
können. Umgekehrt können Teile der einschlägigen, als
„theoretisch“ angesehenen Diskussion tatsächlich solche Zweifel nähren und lassen den Bezug zu den archäologischen Quellen vermissen. Im folgenden soll
versucht werden, hier eine Brücke zu schlagen, wobei
gewissermaßen mit einem Exkurs begonnen werden
soll – mit der Siedlung Feudvar auf dem Titeler Plateau
in der Vojvodina, aus der B. Hänsel und P. Medović
(2004) unlängst der Befund einer Bronzegießerwerkstatt vorstellten. Dabei ergeben sich Anhaltspunkte
zur Organisation und gesellschaftlichen Einbettung der
Metallurgie, die über Feudvar hinaus überregionale Relevanz haben und den Hintergrund bilden sollen für
einige Betrachtungen zur frühbronzezeitlichen Metall-
urgie des nordalpinen Raums. Konkret soll die Rede
sein von der Guß- und Schmiedetechnik frühbronzezeitlicher Randleistenbeile, von den Kenntnissen ihrer
Erzeuger und von den Mechanismen, die im Verlauf der
Frühbronzezeit zu einer Angleichung metallurgischen
Wissens führten.
Der Bronzegießer von Feudvar
Die Werkstatt in Feudvar gehört einer mittleren Bauphase der vatinazeitlichen Besiedlung an, datiert also
nach mitteleuropäischer Diktion in die entwickelte
Frühbronzezeit (Reinecke Bz A2 bzw. FD III) bzw. in
die mittlere Bronzezeit nach ungarischer Terminologie
(Tasić 1984; Hänsel/Medović 1991; 1992; Hänsel 1996,
246 f.; Hänsel/Medović 1998; David 1998, 248ff.;
Hänsel 2002, 79ff.; Hänsel/Medović 2004, 86ff.). Sie
befand sich in einem ungefähr 9,5 m auf 5 m großen
Haus (Abb. 1), dessen Bauweise – senkrechte Pfosten
und Flechtwerk mit Lehmverstrich – sich nicht von der
Umgebung unterschied und das sich in die planvolle
Parzellierung der Gesamtsiedlung einfügte, die über
mehrere Bauhorizonte beibehalten wurde. Einzig auffällig und ein erster Hinweis auf die besondere Funktion ist zunächst, daß beim Bau des Hauses im Norden
und Süden größere Freiflächen gelassen wurden als nur
die üblichen Gassen und daß dem kleineren, südlichen
Raum des Gebäudes die Ostwand fehlte. Wenngleich
durch eine jüngere Grube zerstört, vermuten die Ausgräber hier aufgrund einer erhaltenen, besonders tiefreichenden Brandverfärbung einen Ofen oder Herd,
während in dem größeren Hauptraum eine Herdstelle,
wie sie in anderen Häusern nachgewiesen wurde, gerade fehlt (Hänsel/Medović 2004, 88ff.). Auch Hinweise auf Vorratshaltung oder häusliche Tätigkeiten
wie Webstuhlreste liegen nicht vor, dafür fanden sich
im Bereich der Südwand des Hauses in großer Anzahl
Gußformen, Gußkerne und Kernhalter (Abb. 2) – die
Gerätschaften eines Bronzegießers, die ausweislich
ihrer Sturzlage in unterschiedlicher Höhe an der bei
Von den Schmieden der Beile
Abb. 1. Feudvar, Schnitt E. Bronzegießerwerkstatt
(nach: Hänsel/Medović 2004, 89 Abb. 2)
3
4
Tobias L. Kienlin
Abb. 2. Feudvar, Schnitt E. Funde aus der Bronzegießerwerkstatt. a) Gußform; b) Reste zerschlagener Gußformen (cire perdue);
c) Kernhalterungen; d) Reibplatte (nach: Hänsel/Medović 2004, S. 104 Abb. 7,1; S. 106 Abb. 9,17–18; S. 107 Abb. 10,1; S. 108
Abb. 11,9–10)
einem Brand eingestürzten Hauswand aufbewahrt worden waren. Daß in dem offenen, südlichen Vorraum
tatsächlich Metall gegossen und verarbeitet wurde, belegen ferner das Bruchstück eines Schmelztiegels mit
anhaftenden Schlackenresten, Bronzepartikel, Schleifsteine und das Fragment einer Patrize. Auf die sorgfältige Instandhaltung dieses Arbeitsplatzes und eine
räumliche Zonierung der Tätigkeiten verweisen die zerschlagenen Tonummantelungen für den Guß à cire perdue, die deutlich abgesetzt von der Werkstatt selbst im
Bereich des südlichen Vorhofs entsorgt wurden.
In dem Haus des Bronzegießers von Feudvar ist damit eine ganze Abfolge von zum Teil anspruchsvollen
metallurgischen Tätigkeiten nachgewiesen, beginnend
mit der Herstellung von Gußformen, die durch das
Vorhandensein einer tönernen Patrize und die einheitlich hohe, über der Gefäßkeramik stehende Qualität
des Tons und des Brands der Formen belegt ist (Hänsel/
Medović 2004, 91; 93). Archäologisch gar nicht erfaßt
sind damit weitere, vorbereitende Arbeiten wie die Beschaffung oder Erzeugung von Holz oder Holzkohle für
den Brand von Gußtiegeln, Gußformen und den Guß-
Von den Schmieden der Beile
vorgang selbst oder die Herstellung und Wartung weiteren, durchaus auch organischen Geräts, etwa zum
Polen des Metalls, um den Tiegel zu greifen oder um
beim Guß auf dem geschmolzenen Metall aufliegende
Schlacke und Holzkohle zurückzuhalten. Nebeneinander wurden unterschiedliche Verfahren praktiziert – der
Guß in verlorene Form und in mehrfach benutzte, zweioder mehrteilige Gußformen, wobei zur Herstellung
komplizierter Gegenstände mit einem Hohlraum Kerne
Anwendung fanden. Die ganze Vielfalt von Bronzeobjekten, die so hergestellt wurde, läßt sich anhand der
erhaltenen, nicht vom Gießer selbst zur Unkenntlichkeit zerschlagenen (cire perdue), nach dem Brand des
Hauses möglicherweise geborgenen oder durch spätere Störungen zerstörten Gußformreste wohl nur ausschnitthaft überblicken. Sicher nachgewiesen ist unter
anderem die Herstellung von Kugelkopfnadeln, Dolchen, Randleistenbeilen, Tüllenbeilen und -meißeln,
Messern und Sicheln – die letztgenannten Formen damit deutlich vor ihrem archäologischen Sichtbarwerden in Depotfunden (ebd. 92; 96ff.).
Vergegenwärtigt man sich die lange chaîne opératoire
von der Suche nach Erzvorkommen, deren Erschließung
und Ausbeutung über die Aufbereitung – gegebenenfalls
das Rösten – und die Verhüttung des Erzes zum Metall,
das Legieren und Gießen bis hin zum fertigen Objekt
(s. Ottaway 2001; Krause 2003, 258 Abb. 237), so wird
deutlich, daß selbst mit einem solch exzeptionellen
Befund nur ein Ausschnitt der Arbeitsschritte und der
dazu erforderlichen Kenntnisse erfaßt ist. Über den Guß
hinaus liegen dabei aus Feudvar immerhin Indizien
vor, daß der „Gießer“ auch das Treiben von Metall beherrschte – so eine allerdings sekundär verlagerte Gußform für eine dicke Bronzescheibe, die als Rohling für
Treibarbeiten bzw. für ein Gefäß gedeutet wird (Hänsel/
Medović 2004, 92f.). Und eine ganze Reihe der aufgefundenen Gußformen läßt ja nach Hänsel und Medović
(ebd. 94; 98ff.) erkennen, daß das Gußprodukt noch erheblicher Bearbeitung bedurfte, um nach dem Entfernen
der Gußnähte, dem Ausschmieden und Schleifen der
Klingen als Lanzenspitze, Dolch oder Beil einsatzfähig
zu sein. In Feudvar sind solche Tätigkeiten durch Reiboder Schleifsteine mit anhaftenden Metallpartikeln und
entsprechenden Abnutzungserscheinungen direkt belegt
(ebd. 100f.). Auch das Gerät zum Ausschmieden war
freilich nicht aufwendig oder in besonderem Maße
archäologisch auffällig und mag daher in vielen Fällen
unbeobachtet bleiben. Immerhin kennen wir Hämmer,
neben Unterlagsteinen und weiterem Werkzeug, aus
Metallurgengräbern des Endneolithikums, dann wieder in größerer Zahl aus den jüngeren Abschnitten der
Bronzezeit, und zu verweisen ist hier auch auf Tondüsen
und das Aufkommen zum Teil ausgesprochen aufwendig gestalteter Ambosse (Ehrenberg 1981; Jockenhövel
1985; 1990, 226f.; Ottaway 1994, 141ff.; Bertemes/
Schmotz/Thiele 2000; Bertemes 2004a).
5
Was uns solche Werkstatt- und Werkzeugfunde allerdings nicht sagen, ist, wie genau man sich den Gußvorgang und die anschließende Bearbeitung des Rohlings
vorzustellen hat, und neben der experimentellen Archäologie kann hier die Metallographie einen Schritt
weiter helfen, um die Vorgehensweise und den Kenntnisstand der urgeschichtlichen Metallurgen besser zu
verstehen. Auf die Methodik einer solchen lichtmikroskopischen Gefügeuntersuchung mit begleitenden Härtetests und Gehaltsanalysen (Scott 1991; Schumann
1991) sowie die Ergebnisse einer entsprechenden Studie an frühbronzezeitlichen Randleistenbeilen des nordalpinen Raums wurde bereits an anderer Stelle eingegangen (Kienlin 2004; 2005; 2006). In der gebotenen
Kürze soll hier daher nur ein Teilaspekt vergegenwärtigt und diskutiert werden – die Entwicklung der
Schmiedetechnik von den Beilen des Sächsischen Typs
hin zu denjenigen des Typs Langquaid.
Die Anfänge:
Zur Herstellung der Sächsischen
Randleistenbeile
Randleistenbeile des Sächsischen Typs kommen über
den Raum der mitteldeutschen Aunjetitzer Kultur hinaus in weiten Teilen des östlichen Mitteleuropa vor
(z. B. Billig 1958; Mayer 1977; Říhovský 1992). Insgesamt konnten 75 Beile dieses Typs und verwandter
Formen beprobt werden – vornehmlich aus dem südöstlichen Teil ihres Verbreitungsgebiets in der Tschechischen Republik, der Slowakei und Österreich, bis hin
zu nordwestlich gelegenen Fundpunkten nahe stehender Beilformen in Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen (Abb. 3) (Kienlin im Druck a u. b)1.
Die Spurenelementsignatur und das Vorhandensein
von Kupfersulfid zeigen, daß es sich bei dem Kupfer
dieser Beile um ein Fahlerzmetall handelt (Krause
2003, 132ff.; 189ff.). Im Gegensatz zu den Beilen des
Typs Salez in Südwestdeutschland und der Ostschweiz,
die typologisch und hinsichtlich ihres Kupfers eng verwandt sind, ist ein Teil der Sächsischen Randleistenbeile in allerdings sehr unterschiedlicher Höhe mit
Zinn legiert (s. auch Rassmann 2005).
1
Die hier vorgestellten Daten entstammen zum Teil meiner
Tübinger Dissertation (Kienlin im Druck a), zum anderen
Teil handelt es sich um Gefügeuntersuchungen, die im
Rahmen des Teilprojekts C1 des SFB/FK 435 an der Universität Frankfurt durchgeführt werden konnten – hierfür gilt mein besonderer Dank Prof. Dr. Jens Lüning, jetzt
Köln.
6
Tobias L. Kienlin
Abb. 3. Verbreitung der Randleistenbeile des Sächsischen Typs und verwandter Formen. Weißer Grund: beprobte Beile (nach:
Novotná 1970; Mayer 1977; Kibbert 1980, inkl. den Varianten Halle, Carsdorf bzw. dem Typ Salez nahestehende Stücke u.
Protoabsatzbeile vom Typ Bennewitz; Říhovský 1992 Gruppen III u. IV gesamt; Lenerz-de Wilde 1995; Pászthory/Mayer 1998,
inkl. Form Wolnzach; Bartelheim 1998, Typen O2 u. O3 gesamt)
Die Gründe des Schmiedens
Zunächst sind einige allgemeine Anmerkungen zur
Vorgehensweise und zu den Gründen des Ausschmiedens erforderlich. Bis auf drei Stücke weisen alle untersuchten Beile ein vollständig rekristallisiertes, weichgeglühtes Gefüge auf. Rekristallisationszwillinge zeigen,
daß dem Glühprozeß eine Kaltverformung voranging
(Abb. 4), und mit nur zwei Ausnahmen folgte diesem
Weichglühen ein weiteres, zumeist stärkeres, abschließendes Kaltschmieden, das an einer Verformung der
rekristallisierten Körner kenntlich wird (Abb. 5). Die
Regel war also ein Ausschmieden in mehreren Schritten, wobei zuletzt zum Teil signifikant erhöhte Härtewerte erzielt wurden, die sogenannte Kaltverfestigung.
Daß diese Materialeigenschaft erkannt wurde, zeigt
schon das Weichglühen, und durch Kaltschmieden läßt
sich auf diesem Wege die Haltbarkeit von Waffen oder
Werkzeugen deutlich verbessern. Abzuwägen bleibt
freilich, ob tatsächlich eine solche bewußte Manipulation der mechanischen Eigenschaften vorliegt oder ob
das Ausschmieden – so eine andere Vermutung (z.B. v.
Brunn 1949/50, 240f.) – vor allem der Formgebung
diente.
Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Indizien,
daß das Ausschmieden nicht dazu diente, wesentliche
Formmerkmale herzustellen. Ein Beispiel hierfür ist das
„Auszipfeln“ der Schneidenenden bei manchen der
Sächsischen Beile. Dieses Merkmal, das auf Materialverdrängung beim Ausschmieden hinzudeuten scheint
(Hundt 1973, 209), korrespondiert bei einigen Stücken
mit recht hohen Gesamtumformungsraten (z.B. das
metallographisch untersuchte Beil in Abb. 5). Es findet
sich jedoch auch bei Beilen, die nur ausgesprochen
schwach überschmiedet wurden (z.B. das metallographisch untersuchte Beil Kibbert 1980, 160 Nr. 340; bei
den Salezer Beilen: z.B. Sennwald-Salez). Und umgekehrt liegen auch Neyruz-Beile mit sehr hohen Umformungsraten vor, ohne daß es zu einem „Auszipfeln“ gekommen wäre. Der Guß der Beile erfolgte in aufrecht
stehenden, geschlossenen Formen (Kienlin 2004, 188;
ders. 2006, 110f. Abb. 10), und dabei wurden Rohlinge erzeugt, die ohne starke Umformung allein durch
Abschleifen in ihre endgültige Form gebracht werden
Von den Schmieden der Beile
Abb. 4. Seltene Gefügeausprägungen bei den Beilen des Sächsischen Typs. Links: dendritisches Gußgefüge
mit unverformten Mischkristallseigerungen und Poren; gelegentliche Gleitlinien belegen eine leichte Kaltverformung (FO: Opava-Kateřinky); rechts: vollständig rekristallisiertes Gefüge; Rekristallisationszwillinge
belegen eine Verformung vor dem Weichglühen, Gleitlinien in einigen Körnern resultieren aus einem leichten
abschließenden Kaltschmieden (FO: Bad Sulza)
Abb. 5. Häufig auftretende Gefügeausprägungen bei den Beilen des Sächsischen Typs. Vollständig rekristallisiertes,
im letzten Schmiedeschritt stark kaltverformtes Gefüge (links: rückwärtiger Probenbereich; rechts: Probenspitze/
Klinge mit stark verformten Körnern; FO: Carsdorf)
7
8
Tobias L. Kienlin
konnten2. Der Formgebungswille, der hinter den unterschiedlichen Varianten der Sächsischen Randleistenbeile zu vermuten ist, muß bei der Herstellung der Gußformen verortet werden, nicht beim Ausschmieden.
Zwar deutet das Weichglühen darauf hin, daß zum Teil
höhere Umformungsraten angestrebt wurden als sie
problemlos in einem Schritt zu erzielen waren, und
zahlreiche Schneiden werden noch der Überarbeitung
bedurft haben, um von Guß herrührende Unregelmäßigkeiten zu beheben. Aber das Ausschmieden ist nur
zum Teil als Formgebungsoperation in Anspruch zu
nehmen. Denn der formnahe Guß, die frühe Wärmebehandlung (vgl. Junk 2003, 170) und das Vorherrschen gerade im letzten Schritt stark kaltgeschmiedeter
Stücke zeigen, daß das Ausschmieden der Beile vor allem durch ein Interesse an guten mechanischen Eigenschaften motiviert wurde. Man strebte bewußt eine
Steigerung der Härte und der Festigkeit an. Den Abschluß des Herstellungsprozesses bildeten dann das
Schleifen, um die Klinge endgültig zu schärfen, und das
gründliche Polieren der gesamten Oberfläche, denn es
finden sich an keinem der beprobten Stücke mehr Gußnähte, Ansätze des Gußzapfens oder Hammerspuren3.
Warum Zinnbronze?
Fragt man nach möglichen Vorzügen der Zinnbronze
und dem Verhältnis legierter und unlegierter Stücke, so
zeigt sich bei den Härtewerten, daß in einem weiten Bereich zwischen rund 150HV und 250HV Überschneidungen vorliegen (Abb. 6). Zurückzuführen ist dies auf
den zum Teil recht hohen Nebenelementanteil der unlegierten Beile und den noch wenig stabilen Zinngehalt
der legierten Stücke. Erst über rund 6 % Zinn wird
2
3
Besonders deutlich wird dies bei den Randleistenproben
einiger Beile, die entlang der äußeren Oberfläche eine insgesamt beschränkte Umformung aufweisen, die als Überschmieden, nicht jedoch als ausgesprochene Formgebungsoperation zu interpretieren ist.
Damit ist zugleich ein Nachdengeln auszuschließen, denn
man müßte sonst unterstellen, daß dem erneuten Hämmern – während des Gebrauchs – ausnahmslos ein wiederholtes, aufwendiges Polieren folgte. Gegen ein Nachdengeln, das in sehr unterschiedlichen Situationen
stattgefunden hätte, spricht zudem der Gefügebefund
eines deutlichen Regelverhaltens (s.u.) beim Schmieden.
Ein erneutes Weichglühen zum Zweck des Nachschärfens
ist unwahrscheinlich, so daß als Folge eines Nachschmiedens von ungeübter Hand je nach Methode, Werkzeug
und Kenntnisstand stärker schwankende und vor allem
in ihrer Stärke nach oben zu weniger kontrollierte Kaltverformungsraten zu erwarten wären. Das erforderliche
Nachschärfen erfolgte vielmehr durch Schleifen, das bei
zahlreichen Beilen zu einer deutlichen Asymmetrie des
Klingenbereichs führte, wie sie aufgrund experimenteller Arbeiten aus wiederholtem Nachschleifen resultiert (s.
Kienlin/Ottaway 1998).
überhaupt regelhaft eine Härte über 200HV erreicht,
und einige Spitzenwerte berechtigen kaum, eine Tendenz zu Härtewerten auszumachen, die ohne Zinnbronze nicht zu erreichen gewesen wären. Ob nun infolge fehlenden Zinns oder wegen mangelnder Kenntnis
der Methoden der Zinnlegierung wird sich ein Beil, das
bekanntermaßen aus Zinnbronze bestand, beim Gebrauch keineswegs immer als überlegen erwiesen haben.
Der systematische Grund hierfür ist, daß Fahlerzkupfer und Zinnbronze in weiten Bereichen eine ähnliche
Kaltverfestigung aufweisen. Zwar können mit hochlegierter Zinnbronze im Prinzip höhere Härtewerte erzielt werden als mit dem (älteren) Arsenkupfer oder mit
Fahlerzmetall. Es ist aber sehr genau in Rechnung zu
stellen, welche Voraussetzungen dafür erforderlich sind
und was tatsächlich der Fall ist: Denn nur ein kleiner
Teil der Beile erreicht über 10 % Zinn, so daß anfänglich ohnehin kaum die Eigenschaften ausgesprochen
hochlegierter Zinnbronzen die Erwartungen an diesen
Werkstoff bestimmt haben dürften. Der Gefügebefund
zeigt außerdem, daß die Intensität des Ausschmiedens
nicht mit der Zusammensetzung variiert und daß unabhängig von dem Spurenelement- oder Zinngehalt nur
sehr selten Umformungsraten über rund 45 % bis 50 %
erreicht wurden. Da niedrigprozentige Bronzen, wie sie
häufig auftreten, bis etwa 7 % Zinn und Umformungsraten bis rund 50 % vergleichbare Eigenschaften haben
wie entsprechend hoch „verunreinigtes“ Fahlerzkupfer4, steht also zu vermuten, daß die nur graduellen
Unterschiede der Verformbarkeit oder der Kaltverfestigung schlicht unbemerkt blieben5. Das Ausschmieden
orientierte sich an einer deutlichen Härtesteigerung
gegenüber dem weichgeglühten Zustand, nicht an der
unterschiedlichen Kaltverfestigung des Metalls oder an
möglichen Spitzenwerten, und bei keiner der verwendeten Kupfersorten bzw. -legierungen wird dabei – mit den
gängigen Umformungsraten – Sprödigkeit zum Problem geworden sein. Die Härte war schon beträchtlich
angestiegen, bevor das Material seine Schmiedbarkeit
einbüßte, besonders hohe Umformungsraten spielten
aus ganz pragmatischen Gründen keine Rolle.
Was beide Zusammensetzungsgruppen unterscheidet
ist aber die relative Häufigkeit von Stücken mit hohen
Spurenelement- und Zinnanteilen, und hier liegt die
schlußendliche Dominanz der Zinnbronze begründet.
Die Zinnlegierung führte keineswegs zu einer sprunghaften Verbesserung der Materialeigenschaften, denn
bereits mit Fahlerzkupfer konnten vergleichbare Resul4
5
Siehe Lechtman (1996, 492ff., bes. 496 Abb. 20) für
Arsenkupfer und Junk (2003, 129ff.; 156 Abb. 7,26) für
Kupfer-Arsen-Antimon-Legierungen
(Ösenringkupfer),
die der Zusammensetzung der Beile nahe kommen.
Praktisch werden ohnehin weder Nebenelementgehalt
noch Zinnkonzentration in ausreichendem Maße unter
Kontrolle gewesen sein, um den hierfür erforderlichen
Vergleich zu ermöglichen.
Von den Schmieden der Beile
Abb. 6. Die Härte der Beile des Sächsischen Typs und anzuschließender Stücke in Abhängigkeit von Zusammensetzung und Kaltverformung. a) unlegiert, Spurenelemente
As, Sb, Ag, Ni inkl. Spuren Sn < 1 % in einigen Beilen; b) legiert, Legierungselement Sn
inkl. geringerer Anteile der Spurenelemente As, Sb, Ag, Ni; EDX-Analysen
9
10
Tobias L. Kienlin
tate erzielt werden. Neu war aber die Möglichkeit,
durch Zugabe von Zinn in bislang unbekannter Weise
einer immer größeren Anzahl von Stücken zu guten
mechanischen Eigenschaften zu verhelfen und so die
Abhängigkeit von Ausgangserz und Verhüttungsprozeß
zu überwinden. Eher als die bessere Dosierbarkeit von
Zinn oder die Materialeigenschaften der Zinnbronze
an sich wird der Faktor Verfügbarkeit der Zinnlegierung zum Durchbruch verholfen haben. Auszugehen ist
dabei von einem regional sehr verschieden schnellen
Übernahmeprozeß, der gleichermaßen durch den Zugang zu unterschiedlichen Kupferlagerstätten und die
Teilhabe an überregionalen Austauschsystemen für
Zinn bestimmt wurde.
Zu den Auswirkungen der Zinnbronze
Von besonderem Interesse für den Zusammenhang
zwischen Fertigungsstrategien und Zusammensetzung
sowie für die weitere Entwicklung zu den Beilen des Typs
Langquaid ist schließlich ein Vergleich der Kaltverformungsraten, die bei den mit Zinn legierten und bei den
unlegierten Beilen im letzten Schmiedeschritt erzielt wurden (Abb. 7). Hier zeigt sich zunächst eine gewisse Streubreite, wie sie unter urgeschichtlichen Bedingungen
auch zu erwarten ist, so bei einigen Stücken, die lediglich
Gleitlinien aufweisen und nur vergleichsweise schwach
ausgeschmiedet wurden. Die meisten der unlegierten
Beile zeigen jedoch eine mehr oder weniger starke Kornverformung, wobei in größerer Anzahl Gefüge vorliegen,
deren länglich verformte Körner eine ausgeprägt starke
Kaltverformung zwischen 45 % und 50 % bzw. im Einzelfall knapp darüber belegen. Durch dieses vergleichsweise intensive Ausschmieden wurde der jeweilige Spurenelementgehalt in recht hohe Härtewerte umgesetzt.
Falls Zusammensetzungsunterschiede anhand Farbe
oder Herkunft des Metalls nicht zu erkennen waren,
wäre aufgrund der Kaltverfestigung erst beim Ausschmieden die „Qualität“ des Ausgangsmaterials deutlich geworden. Ansonsten hätte sich bereits im Austausch eine Präferenz für spurenelementreicheres Kupfer
entwickeln können. Unabhängig davon wird sich eine
Wahrnehmung ergeben haben, die vorteilhafte mechanische Eigenschaften vor allem mit dem verfügbaren Ausgangsmaterial verband, weniger mit dem unumgänglichen Faktor des Ausschmiedens, dessen Auswirkungen
weniger variabel erscheinen mußten – eine Materialwahrnehmung, die im nächsten Schritt Manipulationen
an der Zusammensetzung nahe gelegt haben könnte.
Im Vergleich zeigt sich bei den zinnlegierten Beilen, daß neben den zu erwartenden Überschneidungen
mit der Verwendung der Zinnbronze tendenziell etwas
niedrigere Umformungsraten einhergehen. Denn nur
bei vier Stücken finden sich die länglich verformten
Körner einer 45–50 %-igen Umformung, während in
den meisten Fällen leicht bis mäßig stark verformte
Körner vorliegen, entsprechend Umformungsraten zwischen 30 % und maximal 40–45 %. Man faßt also
ein Einpendeln der Kaltverformung auf niedrigerem
Niveau. Dieser Befund bedarf der Erklärung, denn aus
Sicht der Materialeigenschaften, etwa der Verformbarkeit, liegen keine Gründe vor, warum nicht stärker geschmiedet werden sollte, da selbst bei den hochprozentigen Zinnbronzen noch bedeutend Spielraum nach
oben gewesen wäre (vgl. Lechtman 1996, 488ff.). Er
wird allerdings verständlich vor dem Hintergrund einer
Tradition, die sich durch ein eher pragmatisches, nicht
auf mögliche Spitzenwerte hin ausgerichtetes Überschmieden auszeichnete (s.o.). Denn in dem Maße, in
dem die Erfahrung zeigte, daß bei einem als „normal“
empfundenen Ausschmieden die mechanischen Eigenschaften durch höhere Zinnzugaben effizient zu beeinflussen sind, wird auch der Anreiz für Experimente mit
hohen Umformungsraten noch weiter abgenommen
haben. Im Gegenteil zeigt sich ja, daß die Praxis des
Legierens, also die Manipulation der mechanischen
Eigenschaften über die Zusammensetzung, zum Anlaß
genommen wurde, bei befriedigenden Ergebnissen den
Aufwand beim Schmieden zu reduzieren. Wie bei den
unlegierten Beilen zeigt sich damit in der Umsetzung
der Zinnlegierung eine konzeptionelle Verknüpfung
zwischen guten mechanischen Eigenschaften und dem
verwendeten Metall, genauer in diesem Fall nun der
Zinnkonzentration. Hinsichtlich des Ausschmiedens
dagegen ist mit sinkenden Umformungsraten eher der
gegenteilige Prozeß zu beobachten und kein ausgeprägter Wille zu einer weiteren Optimierung auf diesem
Wege zu erkennen6.
Die Stabilisierung der Schmiedetechnik
beim Typ Langquaid
Ihre Fortsetzung findet diese Tradition bei den Beilen
des Typs Langquaid, die – in typologischer Sicht eine
Weiterentwicklung und durch das eponyme Depot ein
Leitfund der Stufe Bz A2 – in verschiedenen Varianten,
die sich zum Teil regional abgrenzen lassen, im südund südwestdeutschen Raum, der Schweiz und Österreich weite Verbreitung fanden (Abels 1972, 34ff.;
Mayer 1977, 91ff.). Während die Beile des Sächsischen
Typs nur zum Teil und mit stark schwankenden Gehal6
Daß diese Reaktion auf die Zinnlegierung keine Selbstverständlichkeit darstellt, zeigen die Beile des Typs Neyruz im
westalpinen Raum, bei denen die gegenteilige Entwicklung
anzutreffen ist und Zinnbronzen stabilere und tendenziell
höhere Kaltverformungsraten aufweisen. Anders als bei
den Sächsischen Beilen beließ man es also nicht dabei, mit
Zinn zu legieren, vielmehr ging die Übernahme der Zinnlegierung mit einer Intensivierung des Ausschmiedens einher (Kienlin 2004, 190).
Von den Schmieden der Beile
Abb. 7. Gegenüberstellung der Umformungsraten der legierten und der unlegierten Beile
des Sächsischen Typs (Kaltverformung im letzten Schritt). a) unlegiert, Spurenelemente
As, Sb, Ag, Ni inkl. Spuren Sn < 1 %; b) legiert, Legierungselement Sn; EDX-Analysen
11
12
Tobias L. Kienlin
Abb. 8. Die Härte der Beile des Typs Langquaid in Abhängigkeit
von Zusammensetzung und Kaltverformung (EDX-Analysen)
ten zinnlegiert sind, setzt sich bei den Vertretern des
Typs Langquaid die Legierung mit Zinn in hohen Konzentrationen um bzw. über 10 % als regelhaft durch,
darunter liegende Zinngehalte sind die Ausnahme. Zugleich findet hier der Übergang zu einer anderen Kupfersorte statt, dem sogenannten ostalpinen Kupfer
(Krause 2003, 199). Insgesamt konnten aus ihrem gesamten Verbreitungsgebiet 29 Beile dieser Form untersucht werden.
Aufgrund des hohen Zinnanteils werden regelhaft
Härtewerte erreicht (Abb. 8), die zuvor nur eine Teilgruppe der Sächsischen Beile mit höheren Spurenelement- oder Zinngehalten aufwies. Ebenso wenig wie
beim Sächsischen Typ führte die Verwendung der Zinnbronze dabei aber zu bislang unerreichten Härtewerten. Zu beobachten ist statt dessen eine allgemeine Angleichung der mechanischen Eigenschaften, die jedoch
nicht allein der Zusammensetzung geschuldet ist, sondern auch einer Stabilisierung der Schmiedetechnik:
Denn mit nur wenigen Ausreißern liegen nun recht
konstant Umformungsraten zwischen rund 35 % und
maximal 45 % vor, also ein auf hohem Niveau stabiles Kaltschmieden ohne ausgesprochene Spitzenwerte
(>45 %), wie sie sich schon bei den zinnlegierten Beilen
des Sächsischen Typs abzeichneten. In Hinblick auf die
Wahrnehmung der Beile des Typs Langquaid wird dies
bedeutet haben, daß sich im Verhältnis zwischen Pro-
duzent und Abnehmer oder im Austausch solcher Beile
über Zwischenstufen eine größere Sicherheit einstellte
und ihr Gebrauch an Selbstverständlichkeit gewann.
Auf einer höheren Ebene werden sich die Erzeugung
und Zirkulation, allgemein die Bedeutung des Metalls
für die damalige Gesellschaft stabilisiert haben. Man
faßt damit den eigentlichen Übergang zu den Metallzeiten, wobei die Zinnlegierung an sich eben nur einen
Aspekt darstellt. Denn mit der Verwendung hochprozentiger Zinnbronze geht eine Vereinheitlichung der
Schmiedetechnik einher, die als solche nicht als gegeben
vorausgesetzt werden kann. Es liegt eine Vereinheitlichung der Umformungsraten vor, die nicht allein auf
die Materialeigenschaften, etwa die Schmiedbarkeit,
zurückzuführen ist (s.o.), sondern auf eine Angleichung der Vorgehensweise und ähnliche Erwartungshaltungen an die Eigenschaften der Beile. Für die Qualität der Beile des Typs Langquaid ist nicht allein ihre
Zusammensetzung ausschlaggebend, sondern eine größere Stabilität der Herstellungsprozesse insgesamt, vor
allem des Ausschmiedens. Über die zuvor nachweisbaren regionalen Unterschiede hinweg, die Verwendung
unterschiedlicher Kupfersorten und unterschiedlichen
Reaktionen auf die Zinnlegierung (Neyruz/Sächsische
Beile), wird eine Vereinheitlichung frühbronzezeitlicher
Metallurgie deutlich, die über den Austausch von Fertigprodukten oder Zinn hinausreicht. Sichtbar wird
Von den Schmieden der Beile
vielmehr eine Angleichung metallurgischen Wissens, die
auf eine Intensivierung überregionaler Kommunikation
und eine stärkere Teilhabe lokaler Produzenten an diesen Kommunikationsprozessen zurückzuführen ist.
Der gesellschaftliche Kontext
frühbronzezeitlicher Metallurgie
Um diesen Befund zu verstehen, muß man den Blick
von der reinen Herstellungstechnik wieder auf das Umfeld ausweiten. Man kann dazu erneut in Feudvar ansetzen – bei einer befestigten Siedlung der entwickelten
Frühbronzezeit, die aus einer kleinflächigeren, dezentralen Besiedlung hervorgegangen war und von einem
solchen System unbefestigter, bäuerlicher Siedlungseinheiten – wenngleich recht hoher Dichte – auch wieder abgelöst wurde (Hänsel 1996, 246ff.; Falkenstein
1998, 264ff.). Dieses „protourbane“ Zentrum wiederum kann überregional in Zusammenhang mit einer
Reihe vergleichbarer Erscheinungen gesehen werden
(Jockenhövel 1990; David 1998; Hänsel 2002): Von
Monkodonja in Istrien (Teržan/Mihovilić/Hänsel 1998;
1999) und den Tellsiedlungen der früh- bzw. mittelbronzezeitlichen Kulturen des Karpatenbeckens (MeierArendt 1992), über die befestigten Ansiedlungen der
Mad’arovce- und der Věteřov-Kultur (Vladár 1977;
Točík 1982; Furmánek/Veliačik/Vladár 1999, 114ff.),
die Ansätze einer Siedlungskonzentration in Form befestigter Höhensiedlungen im nordalpinen Raum und
dem Bereich der Aunjetitzer Kultur (Kubach 1985; Simon 1990; David 1998, 256ff.; s. auch Krause 2005),
bis hin nach Bruszczewo in Großpolen (Müller/Czebreszuk 2003; Czebreszuk/Müller 2004; Müller 2005).
Alle Unterschiede des kulturellen Hintergrunds, der
Anlage und der Laufzeit einmal ausgeblendet, die sich
in Einzelheiten unterscheiden, meint man, hier „an der
Schwelle zur Hochkultur“ zu stehen, erkennt in solchen „protourbanen“ Anlagen planerische Kompetenz
und zentrale Lenkung, mithin die Entstehung sozialer
Eliten, die Ansätze einer „wirkungsvolleren Herrschaftlichkeit“, gesellschaftlicher Arbeitsteilung und
handwerklicher Spezialisierung7. Eine Entwicklung, die
nicht unwesentlich mit dem Aufschwung der Metallurgie zusammenhänge, mit intensiviertem Austausch und
handwerklicher Produktion sowie mit der Kontrolle
über diese Bereiche durch eine sich ausbildende Oberschicht. Gleich ob nun als „Elite“, „Fürsten“ oder
7
Siehe hierzu – mit durchaus abweichender Schwerpunktsetzung im Detail – z. B. Vladár 1973, 288ff.; Kubach
1985, 155f.; Jockenhövel 1990, 211ff.; ders. 1994, 22ff.;
Simon 1990, 308ff.; Hänsel 1996, 244f.; David 1998,
244; 251; Jockenhövel 1999, 71f.; Hänsel 2002, 79ff.;
87 ff.; Hänsel/Medović 2004, 86f.; Krause 2005, 407ff.;
Gogâltan 2005, 167ff.; Gersbach 2006, 96ff.
13
„Häuptlinge“ bezeichnet, hätten die Angehörigen dieser Schicht überregionale Kontakte und Kommunikation gepflegt, ähnlichen Idealen angehangen und sich
vergleichbarer Prestigegüter bzw. Statussymbole bedient, um ihren Rang und Anspruch auszudrücken
(z. B. Jockenhövel 1990, 216ff.; ders. 1996, 212f.;
Strahm 2002, 186ff.; Müller 2002, 277ff.; David
2002, 410ff.; Krause 2003, 257ff.; Bertemes 2004b,
152 f.). Und der oben diskutierte Befund der Beile
würde sich hier einfügen, indem er eine zunehmende
Standardisierung des Metallhandwerks, besonders der
Schmiedetechnik, anzeigte, die auf stärkere Zentralisierung, Anbindung der Produktion und „herrschaftlichen“ Zugriff zurückzuführen wäre, insbesondere auf
dem Weg der Kontrolle über den Zugang zu Zinn und
die Verwendung der Zinnbronze.
Nun ist unbestritten, daß eine Ansiedlung wie Feudvar zu ihrer Blütezeit „eine zentrale Funktion für einen
großen, land- und jagdwirtschaftlich genutzten Bereich
eingenommen hat“ (Hänsel/Medović 2004, 86) – doch
war damals das übrige Plateau ja auch weitgehend siedlungsleer (Hänsel 1996, 247; Falkenstein 1998, 266ff.;
David 1998, 249). Man kann also von einem veränderten Siedlungsmuster, durchaus auch von einer Konzentration, sprechen, kaum aber von der Entstehung einer
ausgesprochenen Siedlungshierarchie mit Zentralsiedlung und politisch oder wirtschaftlich abhängigen
Tochtersiedlungen8. Auch das planvolle Vorgehen bei
der Anlage und dem wiederholten Neuaufbau der Siedlung ist nicht in Abrede zu stellen, ebenso wenig die
Notwendigkeit, für die Befestigungsanlagen Arbeitskräfte zu mobilisieren und zu koordinieren (Hänsel
2002, 80; 83). Freilich begegnet all dies schon im Neolithikum – bei Erdwerken, gleich was nun ihre Funktion war (z.B. Petrasch 1990; Raetzel-Fabian 2000),
oder bei jung- und endneolithischen Feuchtbodensiedlungen (z.B. Schlichtherle 1988, 109 Abb. 12), und bereits in Çatal Hüyük soll die Bevölkerung in die Tausende gegangen sein (Mellaart 1975, 99f.)9, ohne daß
von Stadtwerdung und steilen gesellschaftlichen Hierarchien ausgegangen würde. Über Siedlungsgröße und
zentralörtliche Funktion, Monumentalität von Befestigungsanlagen oder Gräbern, Arbeitsaufwand oder planerische Kompetenz als Indikatoren für die Entstehung
bzw. die Notwendigkeit von gesellschaftlichen Füh-
8
9
Vergleiche auch Teržan/Mihovilić/Hänsel 1999, 190: Den
noch ungenügenden Forschungsstand im Umfeld von
Monkodonja in Rechnung gestellt, halten es die Autoren
für möglich, daß solche Siedlungen ohne umgebende Dorfoder Einzelsiedlungen bzw. Gehöfte auskamen. Damit entfiele eine landwirtschaftliche Abhängigkeit vom Umfeld,
die gerne als Indiz für (proto-) urbane Strukturen angeführt wird (s. David 1998, 244).
In Feudvar lebten nach der Berechnung der Ausgräber bis
zu 1000 Einwohner (Hänsel 1996, 247; Hänsel/Medović
2004, 87).
14
Tobias L. Kienlin
rungsschichten, die Ressourcen oder Arbeitskraft kontrollierten, wird auch in bezug auf Neolithikum und
Eisenzeit diskutiert (Renfrew 1973; Eggert 1988; Petrasch 2003). Man sollte die bronzezeitliche Situation
im Kontext dieser Debatten sehen, nicht als historisch
einzigartigen Abschnitt der europäischen Vorgeschichte.
Ein ähnlicher Punkt betrifft eine weitere Einengung der
interpretativen Blickrichtung: In Feudvar und Monkodonja sei es zu einem „Synoikismos“ gekommen (Hänsel 2002, 80; 85), man nimmt also einen Vergleich vor
mit der antiken polis mit ihrer sehr spezifischen Gesellschaftsstruktur und Siedlungsdynamik. Dagegen ist
der Wechsel zwischen räumlich konzentrierten und
zerstreuten Siedlungsmustern ein in der Vorgeschichte
häufig anzutreffendes Phänomen, und wenn sich in
Feudvar auf Haushaltsebene eine unterschiedliche geographische Orientierung der Bewohner zu erkennen
gibt (ebd. 80ff.), so ist durch nichts gesagt, daß dieses
Bild nur durch den Zusammenschluß unter der „Planungshoheit“ einer Elite zustande gekommen sein
kann. Man vergleiche nur die Situation auf der Aldenhovener Platte bzw. zuvor in der äLBK, wo entsprechende Unterschiede auf sehr viel niedrigerem gesellschaftlichen Organisationsniveau als Ausdruck einer
auf den Hofplatz bezogenen Wirtschaftsweise bzw. als
Niederschlag unterschiedlicher Abstammungsgruppen
gedeutet werden (Frirdich 1994; Lüning im Druck).
Die Frage ist also berechtigt, wie groß die strukturellen Unterschiede zu vorangegangenen Epochen tatsächlich waren, und natürlich berührt man damit eine Debatte über die gesellschaftlichen Auswirkungen der
Metallurgie und die Sozialstruktur der Frühbronzezeit
(Strahm 2002; Krause 2003, 257ff.), in der zuletzt vor
allem M. Bartelheim (2002) eine zurückhaltende Minderheitsposition bezog. Diese Diskussion soll hier nicht
erneut aufgerollt werden, aber vielleicht kann eine Akzentverschiebung weiterhelfen, indem man das Phänomen vom Ende her betrachtet, von dem Abbrechen der
Tellsiedlungen her, dem Aussetzen befestigter Höhensiedlungen von der Slowakei bis Mitteldeutschland
und der nur kurzen Lebensdauer markanter Ansätze
sozialer Differenzierung, für die „Fürstengräber“ wie
Helmsdorf und Leubingen stehen. Es werden hierfür
Wanderungsbewegungen in Betracht gezogen, die vor
allem der Früh- und Mittelbronzezeit des Karpatenbeckens ein Ende bereitet haben sollen (z.B. Mozsolics
1988, 42ff., bes. 50f.; Bóna 1992, 32ff.), klimatische
Ursachen bzw. anthropogene Umwelteinflüsse, die sicher noch einer eingehenderen Würdigung bedürfen
(z. B. Jockenhövel 1990, 218f.; Simon 1990, 319f.;
David 1998, 260; Müller 2002, 278), oder mehr oder
weniger unspezifische, systemimmanente Faktoren,
die ein gesellschaftlich und ökonomisch differenziertes
Leben städtischer Art auf Dauer unmöglich gemacht
haben sollen (z.B. Vladár 1977, 182ff.; Hänsel 1996,
248 f.; Furmánek/Veliačik/Vladár 1999, 47ff.; 160ff.;
David 1998, 255f.; 260; Hänsel 2002, 87ff.; David
2002, 413f.; Gogâltan 2005, 171ff.).
Gerade die letztgenannte Erklärung weist sicher in
die richtige Richtung, man kann aber auch weiter gehen und fragen, ob nicht die Instabilität dieses Gesellschaftssystems und das Verschwinden seiner wichtigsten Elemente auf einer viel grundsätzlicheren Ebene
etwas über seine Verfaßtheit aussagen: Daß nämlich
unsere Erwartungen zu hoch liegen, wenn wir nach
städtischen oder protourbanen Strukturen suchen, nach
Entsprechungen zur ägäischen Bronzezeit oder generell
nach neu entstandenen, (spät-) frühbronzezeitlichen
„Eliten“, „Fürsten“ oder „Häuptlingen“ – gleich was
damit im einzelnen gemeint sein mag10. Statt dessen
sollte man in Betracht ziehen, daß die Gesellschaften
des Neolithikums bis weit in die Bronzezeit deutlich
mehr verbindet als trennt. Dies betrifft vor allem die
grundsätzlich agrarische Prägung und das offenbare
Unvermögen, politische Geltungsansprüche von mehr
als lokaler Reichweite dauerhaft durchzusetzen. Dabei
ist prinzipiell unerheblich, ob „Macht“ sich im Einzelfall aus landwirtschaftlichen Ressourcen, aus der
Kontrolle über Handelswege und Rohstoffvorkommen
(Salz, Erz) oder aus der erfolgreichen Manipulation
symbolischen Kapitals (Prestigegüter) ableitete (vgl.
Bartelheim 2002, 37f.; Müller 2002, 283f.). Auch wird
nicht behauptet, daß wir es mit „egalitären“ Gesellschaften zu tun haben, ohne Autorität und mit gleichem Zugriff aller auf Güter und Ressourcen, oder daß
wir überhaupt immer verläßliche Aussagen über die
Gesellschaftsstruktur treffen können. Letzteres zeigt
sich noch in der Urnenfelderzeit sehr deutlich: Wich
hier eine neue „Elite“, die kurzfristig in Wagengräbern
wie Poing oder Hart a.d. Alz faßbar wird, wieder einer
weniger stark gegliederten Gesellschaft (Clausing
1999, 391ff.), verlor sich die Notwendigkeit der Legitimation von Herrschaft über die Bestattungssitten
oder maskierte die prinzipiell religiös zu verstehende
Urnengrabsitte fortbestehende Rangunterschiede (Winghart 1999, 531f.; Sperber 1999, 645ff.)? Und entsprang der erneute Bau befestigter Höhensiedlungen,
über deren Binnenstruktur wir viel zu wenig wissen,
einem kollektiven Schutzbedürfnis, primär ökonomi10
Gerade big man-Systeme oder Häuptlingstümer (chiefdoms), die in diesem Zusammenhang zunehmend Eingang
in die deutschsprachige Diskussion finden (Knapp 1999;
2001; Strahm 2002), weisen ethnographisch gesehen eine
beträchtliche Variabilität und fließende Übergänge auf, so
daß es nicht bei dem pauschalen Verweis auf einen dieser
„Sozialtypen“ bleiben sollte (s. Earle 1987 und vor allem
Roscoe 2000). Vor dem inflationären Gebrauch des chiefdom-Konzepts wurde im angelsächsischen Raum bereits
vor geraumer Zeit gewarnt (Yoffee 1993), ebenso vor
den Problemen, die der archäologische Nachweis bereiten
kann (zusammenfassend: Kienlin 1999) – so etwa, wenn
Erblichkeit von Führungspositionen oder bestimmte Austauschmechanismen postuliert werden.
Von den Schmieden der Beile
schen Umwälzungen (zentralörtliche Funktion) oder
dem Repräsentationsbedürfnis einer Oberschicht? Aber
es wird doch deutlich, daß von Siedlungskonzentration, geschweige denn von städtischer Lebensweise,
von horizontaler oder/und vertikaler Gliederung der
Gesellschaft lange Zeit nur in sehr eingeschränktem
Maße die Rede sein kann, und selbst entsprechenden,
schwachen Ansätzen wohl etwas Zyklisches anhaftete
(s. auch Parzinger 1992, 89; Jockenhövel 1996, 214f.;
Pare 1996; Kristiansen 1998, 359ff.). Denn noch in der
Hallstattzeit, für die solche Fragen eingehender erörtert
wurden, ist strittig, ob die Toten in den „Fürstengräbern“ mehr darstellen als die Häupter von Verwandtschaftsverbänden, deren Autorität man sich eher lokal,
denn überregional vorzustellen hat (z.B. Eggert 1999;
Krauße 1999; Veit 2000). Und wenn schon für diesen
Zeitabschnitt „ein allzu gefestigtes System soziopolitischer Machtverteilung“ in Zweifel gezogen und die
„Labilität errungener Führungspositionen“ betont wird
(Schier 1998, 514; s. auch Parzinger 1992, 83ff.;
Schweizer 2006, 92ff.), so fehlen in der Frühbronzezeit
vollends die Indizien für dauerhafte Hierarchien, Spezialisierung und die Existenz erblich legitimierter Machtansprüche (Bartelheim 2002; Kienlin im Druck c)11.
In dieses Bild fügt sich nun bei genauerem Hinsehen
auch der Bronzegießer aus Feudvar, dem Hänsel und
Medović (2004, 92ff.) mit guten Gründen eine „beträchtliche Arbeitskapazität“ und „beachtliche Produktivität“ bescheinigen. Als Belege sind hier etwa die große
Anzahl der Gußformen und Kerne bzw. Kernhalter zu
nennen, die wegen ihrer beschränkten Haltbarkeit einem
eher kurzen Zeitraum angehören dürften und damit intensive Produktion belegen, das Nebeneinander unterschiedlicher Gußtechniken oder auch die Vielfalt der erzeugten, zum Teil recht komplexen Objekte. In der Tat
wurden hier wohl anspruchsvolle Tätigkeiten ausgeführt, etwa der Kernguß in mehrteiliger Form, die sicher
nicht nebenbei zu erlernen waren, sondern besonderer
Fähigkeiten und der fortgesetzten Praxis bedurften. Die
11
Es ist durch nichts gesagt, daß wir in der Urgeschichte von
einer „kontinuierlichen Steigerung der Organisationskompetenz“ (Strahm 2002, 176) auszugehen hätten oder daß
umgekehrt zwischen Bronze- und Eisenzeit kein „Rückschlag“ aufgetreten sein könnte. Dennoch sollte die angesprochene Debatte zu den „Fürstengräbern“ der Hallstattzeit zur Vorsicht mahnen, daß wir weder ohne weiteres in
der Lage sind, die bronzezeitliche Sozialstruktur zu bestimmen noch daß wir unbedingt mit Häuptlingstümern
zu rechnen hätten. Veit (2000, 558) hat darauf hingewiesen, daß Schier (1998) eher Merkmale eines big man-Systems anführt als solche eines komplexen Häuptlingstums,
und tatsächlich existiert unterhalb der Ebene ethnographisch belegter Häuptlingstümer eine ganze Vielfalt von
gesellschaftlichen Organisationsformen, die ohne starke
Zentralgewalt die Existenz befestigter frühbronzezeitlicher
Siedlungen, gemeinschaftlichen Arbeitsaufwand, Planung
etc. erklären können. Für einen neueren Versuch in diese
Richtung siehe z.B. Chesson 2003.
15
Ausgräber denken deshalb an eine ausschließlich mit der
Metallverarbeitung befaßte Person, einen „Spezialist[en]“ oder „ganztags ausgelastete[n] Handwerker im
Sinne einer echte[n] Professionalität“ (ebd. 92; 94)12.
Nun wird sich archäologisch nie klären lassen, ob hier
tatsächlich jahrein, jahraus ganztags Metallurgie betrieben wurde13, während ethnographisch Schmiede gut belegt sind, die nur einen Teil ihrer Zeit oder nur saisonal
als solche tätig sind und die trotz ihrer Tätigkeit auch
oder vor allem im Ackerbau mit der Erzeugung aufwendiger Objekte befaßt sein können (Rowlands 1971,
212ff.; Costin 1991, 17f.; Ottaway 1994, 219f.)14. Aber
es liegen durchaus weitere Indizien vor, um die Tätigkeit
des Bronzegießers genauer zu bestimmen. Denn dieser
Mann arbeitete alleine oder jedenfalls mit wenigen
(familiären?) Helfern, da schlicht der Platz für zahlreiche
Personen fehlte und die Gußformen von einer Hand
gefertigt zu sein scheinen (Hänsel/Medović 2004, 93).
Man hat es also schon einmal nicht mit einem ausgesprochenen workshop zu tun, in dem die unterschiedlichen Arbeitsschritte verschiedenen Personen (mit unterschiedlich weit fortgeschrittenem Kenntnisstand?)
oblagen. Ob der Gießer tatsächlich über keine Metallvorräte verfügte (ebd. 94), oder ob diese nicht vielmehr
aus dem Brandschutt geborgen wurden – wie sogar für
unbeschädigte Gußformen angenommen wird (ebd.
12
13
14
Zur Definition der Formen handwerklicher Spezialisierung
siehe Schlesier 1981 und Costin 1991. Schlesier (1981,
13ff.) schlägt vor, zwischen das allgegenwärtige „Hauswerk“ mit alters- und geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung und spezialisiertes „Berufshandwerk“ – „im Auftrag
oder für ein Angebot für Handel und Markt“ – die Kategorie des „Subsistenzhandwerks“ einzuführen (s.u.). Nach
Costin (1991, 8f.) sind in diesem Zusammenhang vier Parameter oder Achsen zu unterscheiden, die die Organisation der Produktion bestimmen und entlang derer unterschiedliche Grade der Spezialisierung vorliegen können:
1. die Abhängigkeit von einer Elite bzw. das Ausmaß der
Kontrolle durch eine Elite (independent – attached); 2. die
räumliche Anordnung bzw. Konzentration (dispersed –
nucleated); 3. das Ausmaß der Produktion bzw. die Größe
der Produktionseinheiten (small, kin based – factory);
4. die Intensität der Produktion (part-time – full-time).
„The recovery of data associated with production does
not in and of itself identify specialization.“ (Costin 1991,
20). In Hinblick auf diese Warnung befaßt sich Costin
(ebd. 18ff.) mit den zahlreichen Problemen des Versuchs,
selbst von gut dokumentierten archäologischen Befunden
auf das Ausmaß und die Intensität handwerklicher Tätigkeiten zu schließen (v. a. ebd. 29ff.), und die zu einer Überschätzung der Komplexität der tatsächlich vorliegenden
Organisationsformen führen können.
In der Definition von Schlesier (1981, 16f.): „Unter Subsistenzhandwerker will ich also einen Handwerker verstehen, der im Rahmen der allgemeinen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung […] seiner Ethnie seine spezialisierte,
auch auf Auftrag oder Angebot für Handel und Markt
gerichtete Arbeit unter den Bedingungen der Subsistenzwirtschaft verrichtet, in der er als Individuum – nicht nur
sein Ehepartner oder seine Familie – auch auf dem Nahrungssektor seinen Beitrag leistet.“
16
Tobias L. Kienlin
92) –, sei dahingestellt. Aber selbst wenn die „Kunden“
mit ihren Wünschen zugleich das Metall an ihn herantrugen, eine ethnographisch gut belegte Möglichkeit (s.
Rowlands 1971, 211f.), müssen sie nicht sämtlich einer
Elite angehört haben, denn hergestellt wurde ja offenkundig eine breite Auswahl an Formen, von eher alltäglichen Werkzeugen hin zu Schmuck und vielleicht prestigeträchtigeren Waffen (Hänsel/Medović 2004, 96ff.).
Der Gießer war also auch nicht als abhängiger Spezialist
an eine wie auch immer geartete Autorität gebunden,
und dies unterstreicht ja auch der bauliche Befund ganz
nachdrücklich: Weder ist ein Bezug seiner Werkstatt zu
einem „herrschaftlichen“ Viertel oder Wohnbereich zu
erkennen oder eine Abgrenzung gegenüber dem „normalen“ Volk noch ist eine Elite im Grabungsbefund überhaupt direkt nachweisbar (Hänsel 2002, 80; 82f.;
vgl. auch Bartík 1999, 190f.). Es fehlen also Belege für
die Kontrolle einer Oberschicht über Rohmaterialien,
Handwerker, ihr Wissen und ihre Produkte15.
Ein gewisses Ausmaß an handwerklicher Kompetenz
und Spezialisierung soll damit nicht in Abrede gestellt
werden, auch nicht generell die Existenz gesellschaftlicher Rangunterschiede. Nur weist die beschriebene
Form der Spezialisierung nicht zwingend auf eine gesamtgesellschaftliche Situation, die einem Gemeinwesen „städtischer Art“, einem „spezialisierte[n] zentrale[n] Siedlungsgebilde hoher Durchorganisierung“
entsprechen muß (Hänsel 1996, 248f.). Denn daß sich
der Bronzegießer weder „durch Position und Art seines
Hauses“ noch durch „besonderen Besitz“ von seiner
Umgebung abhob, charakterisiert eben nicht nur ihn
selbst – im Sinne von Hänsel und Medović (2004, 94) –
als jemanden, der trotz all seiner Kompetenz „nicht als
sozial gehobene Person innerhalb der Gemeinschaft“
galt. Vielmehr muß ein solcher Befund zur Vorsicht
mahnen, sich „protourbane“ Strukturen auf zentraloder südosteuropäischem Boden nicht in allzu enger
Anlehnung wahlweise an moderne Städte, mittelalterliche Burgen oder an die Palastkulturen der griechischägäischen Bronzezeit vorzustellen16. Denn es fehlen
15
16
Siehe hierzu – wie auf Feudvar bezogen – Costin 1991, 25:
„Small-scale, independent production is often directly associated with commoner domestic architecture.“
Im Regelfall unterbleibt eine solche, direkte Gleichsetzung,
da aber andererseits eine genauere Definition von „Stadt“,
„Burg“, „protourban“ etc. meist unterbleibt (s. aber Hänsel 1996, 241), finden sich in den einschlägigen Ausführungen immer wieder Elemente, die erkennbar aus einem
solchen, anderen Kontext auf die befestigten (Höhen-)
Siedlungen oder Tells Mitteleuropas, des Karpatenbeckens
und angrenzender Gebiete übertragen werden (s. hierzu
auch Schweizer/Kienlin 2003) – dies, obwohl durchaus zugleich auf fehlende Belege für eine funktionale Binnengliederung, zentralörtliche Funktion oder eine herrschaftliche
Oberschicht aufmerksam gemacht wird (z.B. Hänsel 1996,
244f.; Jockenhövel 1996, 210ff.; David 1998, 244; 251ff.;
Hänsel 2002, 79ff.; 96f.; Krause 2005, 389f.; 407ff.).
doch die Hinweise auf eine entsprechend ausgeprägte
Gliederung der Gesellschaft mit Arbeitsteiligkeit und
Hierarchien – und gerade in Siedlungen ist eine Binnengliederung in Herrschaftsbereich oder/und Kultzentrum mit angeschlossenem Wirtschafts- und Handwerksbereich eher Postulat als ergrabene Realität.
Obgleich das Ausmaß handwerklicher Spezialisierung
von vielen Faktoren abhängig ist, muß man doch davon
ausgehen, daß ausschließlich mit dem Metallhandwerk
beschäftigte Personen, hochgradig spezialisierte Metallhandwerker, eher in Zusammenhang mit einer stärkeren gesellschaftlichen Autorität, einer politischen
Elite, zu denken sind, als sie für die europäische
Bronzezeit schlüssig nachgewiesen ist (Rowlands 1971,
212 ff., 217; Ottaway 1994, 221; 226f.).
Man kann in Hinblick auf Feudvar daran zweifeln,
ob der Bronzegießer tatsächlich in einem Haus mit
Schmelzofen, aber ohne Herd wohnte und für seine
(Nahrungs-) Versorgung auf fremde Haushalte angewiesen war (Hänsel/Medović 2004, 88; 94f.), oder ob
er nicht vielleicht in einem der umgebenden, „normalen“ Häuser lebte. Auch daß die Anlage des Gebäudes –
der offene Vorraum und die umgebenden Freiräume –
auf die ausgeübte Tätigkeit hin ausgerichtet war, könnte
in diese Richtung deuten und Zweifel wecken, ob sich
hier tatsächlich nur ein von außen kommender (Wander-) Handwerker auf gewisse Zeit niedergelassen hatte
(ebd. 95). Selbst wenn es am Ort der Bronzegießerwerkstatt keine „lange Tradition der Handwerksausübung“ gegeben hat, sollte man von daher nicht
unbedingt auf fehlende „Traditionsbildung“ insgesamt
schließen (ebd. 95). Denn alle ethnographische Evidenz
legt doch nahe, daß in oralen Gesellschaften der Weitergabe durch Anschauung und Nachahmung entscheidende Bedeutung für die Tradierung entsprechenden
Wissens und der erforderlichen Fertigkeiten zukommt.
So wird auch der Bronzegießer der niedergebrannten
Werkstatt in der Grabungsfläche E nicht ohne Vorgänger und Nachfolger gewesen sein, die bei ihm lernten.
Aber eine solche Situation paßt eben auch nicht bruchlos zum Bild einer durchweg arbeitsteilig organisierten,
hierarchisch gegliederten „protourbanen“ Gesellschaft.
Fazit und ein alternatives Modell
Trägt man dem Rechnung und fragt, wie die Zinnbronze auf einem eher niedrigen gesellschaftlichen
Organisationsniveau allgemeine Akzeptanz finden und
sich mit den Beilen des Typs Langquaid zudem eine
deutliche Stabilisierung der Schmiedetechnik einstellen
konnte, so muß auf die Bedeutung von Abstammungsgruppen als grundlegende Organisationseinheit vorstaatlicher Bevölkerungsgruppen verwiesen werden.
Dieser Aspekt gewann jüngst in der Neolithisierungsdebatte größeres Gewicht, indem die rasche Ausbrei-
Von den Schmieden der Beile
tung der LBK auf expandierende Verwandtschaftsgruppen oder lineages zurückgeführt wird (Gronenborn
1999, 181ff.; Frirdich 2005, 103ff.; Lüning 2005,
58 ff.). Er kennzeichnet freilich traditionelle, agrarisch
geprägte Gesellschaften überhaupt (Helbling 2003)
und in diesen gerade auch den Bereich der (handwerklichen) Güterproduktion, da für die Ausübung solcher
Tätigkeiten wie die Verarbeitung von Metall die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Abstammungsgruppe
eine wichtige Rolle spielt (Rowlands 1971, 217ff.;
Schlesier 1981, 26ff.; Ottaway 1994, 221ff.; Gosselain
2000, 191ff.; 208ff.; Neipert 2006, 51ff.; 107ff.).
Schmied wird man in einem solchen Kontext nicht, indem man wie in modernen westlichen Gesellschaften
einen beliebigen Beruf ergreift, sondern durch Sozialisation in ein entsprechendes verwandtschaftliches Umfeld. Der Einzelne erlernt dabei auch nicht nur einschlägig erforderliches Wissen und praktische Fertigkeiten,
sondern übernimmt die Normen und Werte einer durch
gemeinsame Abstammung definierten gesellschaftlichen
Teilgruppe sowie – nach außen hin – deren soziale oder
rechtliche Stellung in der Gesamtgesellschaft. Da Verwandtschaft als kultureller Klassifikationsmodus eine
flexible Kategorie sein kann (Helbling 2003, 148ff.),
sind natürlich Fälle belegt, in denen nicht genetisch verwandte Individuen zum Beispiel gegen ein „Ausbildungsgeschenk“ Aufnahme in eine solche „Berufsgruppe“ fanden (Ottaway 1994, 222f.). Aber die
grundlegende Bezugsgröße bleibt dabei eben bestehen –
die Zugehörigkeit zu einer Abstammungsgruppe, gleich
ob nun biologisch gegeben oder sozial „konstruiert“
(Costin 1991, 15; ders. 2000, 390).
Diese Organisationsform sagt nun einerseits wenig
aus über Art und Ausmaß handwerklicher Spezialisierung, soziale Stellung der in Frage stehenden Familien
oder Gruppen, Mobilität oder Ortskonstanz der Produktionseinheiten, deren räumliche Verteilung und das
Spektrum der erzeugten Gegenstände17. Denn es lassen
sich unter dem Dach eines verwandtschaftlich organisierten modus operandi Beispiele für mehr oder weniger spezialisierte Berufshandwerker ebenso anführen
wie Subsistenzhandwerker, Bindung an eine Elite oder
eine Dorfgemeinschaft ebenso wie ein nur loser Kontakt zur sozialen Umwelt, gesellschaftliche Ausgrenzung ebenso wie Hochachtung, ganzjährige Mobilität
einzelner Personen oder Familien ebenso wie feste Einbindung in eine Siedlungsgemeinschaft. Und zwischen
den genannten Kategorien liegen wenige, klare Bezüge
vor – so korreliert der Spezialisierungsgrad nicht notwendig mit dem Status des Metallhandwerkers, generelle Kompetenz und das Beherrschen unterschiedlicher
Techniken sind nicht abhängig von Mobilität oder Seß17
Siehe hierzu Rowlands 1971, 215ff.; Schlesier 1981,
16 ff.; 24ff.; Costin 1991, 16ff.; Ottaway 1994, 219ff.;
Costin 2000, 392ff.; Neipert 2006, 58ff.
17
haftigkeit, und auch wenig spezialisierte Handwerker,
die normalerweise die ganze Breite des täglichen Bedarfs abdecken, sind imstande, komplizierte, „künstlerische“ Arbeiten durchzuführen und ausgesprochene
„Prestigegüter“ zu erzeugen.
Bei aller Vielfalt lassen sich andererseits aber auch
Grundzüge herausarbeiten, die aus der Struktur verwandtschaftlich organisierter Gruppen resultieren und
die den metallographischen Befund verständlich machen können. Unabhängig von der Frage nach dem
konkreten Spezialisierungsgrad, der in urgeschichtlichen Gesellschaften mit beschränkter politischer Kontrolle eher auf dem Niveau von Subsistenzhandwerkern
oder wenig spezialisierten Berufshandwerkern gelegen
haben dürfte (s.o.), betrifft dies in erster Linie die Vermittlung einschlägiger Kenntnisse und Fertigkeiten.
Daß hierfür in oralen Gesellschaften der unmittelbaren
Anschauung und Nachahmung besondere Bedeutung
zukommt, auch der mündlichen Weitergabe begleitenden, „rituellen“ Wissens etc., wurde oben bereits angesprochen (Pfaffenberger 1992, 501ff.; Rowlands 1993,
141 f.; Goody 2001; Ottaway 2001, 90ff.). Dies vollzieht sich zunächst individuell, von Generation zu
Generation auf Ebene der Kernfamilie. Darüber hinaus
jedoch zeichnen sich Verwandtschaftssysteme wie
lineages oder Clans durch die Existenz zahlreicher weiterer Bezüge zwischen Individuen oder Kleinstgruppen
aus, die teils durch (angenommene) gemeinsame Abstammung, teils durch Heiraten oder Bünde etc. zustande kommen. Neben engeren, alltäglichen Kontakten untereinander als zu Personen außerhalb der
Abstammungsgruppe kann sich die Existenz solcher
Strukturen bei formalisierten oder ritualisierten Anlässen äußern, etwa bei Festen oder Bestattungen, die
ihrerseits Gemeinschaft weiter bestärken. Vor allem jedoch begründen sie ein allgemeines Zusammengehörigkeitsgefühl, ohne daß freilich – ein entscheidender
Punkt in unserem Zusammenhang – gerade in wenig
differenzierten agrarischen Gesellschaften die Mitglieder einer Abstammungsgruppe tatsächlich an einem
Ort wohnen müßten. Das Gegenteil ist der Fall, und
Verwandtschaft, ob nun genetisch oder nur angenommen, eröffnet hier gerade einen Kommunikationsraum
und ermöglicht Interaktion über größere Distanzen, indem sie Regeln des Miteinanders vorgibt, Kooperation
begünstigt und Aggression unterbinden kann (Schlesier
1981, 27ff.; Helbling 2003, 148f.; Neipert 2006, 108;
Frirdich 2005, 103ff.).
Unser Bild von Kontakt und Kommunikation in der
Bronzezeit ist – naheliegenderweise – geprägt durch seltene oder/und ausgesprochen spektakuläre Fundstücke,
die fern ihres Ursprungsgebiets aufgefunden wurden
(z. B. Beiträge in Demakopoulou et al. 1999; Hänsel
1998; Meller 2004). Dies führt zu einer Konzentration
auf das prestigeträchtige Objekt an sich, die Austauschmechanismen, über die es in die Ferne gelangt sein
18
Tobias L. Kienlin
könnte, und im nächsten Schritt zu seinem Konsum
durch „Eliten“, welcher Art auch immer, die über große
Distanzen hinweg in Kontakt standen, einen ähnlichen
Lebensstil pflegten und sich den Erwerb kostspieliger
Objekte ferner Provenienz leisten konnten oder – ohne
Zwischen-„Händler“ – über den Austausch von Prestigegütern direkt miteinander kommunizierten (z.B.
Hänsel 2002, 89f.; 96 f.; David 2002, 410ff., bes. 415).
Alternativ werden auch Wanderhandwerker in Betracht gezogen, die im Auftrag fremder Herren exotische Objekte produzierten und auf der Durchreise neue
Techniken vermittelten. Die Ethnographie legt hier
nahe, daß wandernde Handwerker weit außerhalb
eines Radius seßhafter Gruppen, zu denen sie über etablierte soziale Kontakte verfügten, eine Seltenheit sein
dürften (Rowlands 1971, 214f.; Ottaway 1994, 219;
Neipert 2006, 75ff.; 111f.). Ob dies auch für die Urgeschichte zutrifft und mit wie häufiger oder wie weitreichender, individueller Mobilität wir tatsächlich zu
rechnen haben, werden in Zukunft vielleicht vermehrte
Isotopenuntersuchungen zeigen (z.B. Price et al. 2004).
Nach der vorangegangenen Diskussion ist freilich
auch ohne weit wandernde Handwerker und deutlich
unterhalb der Ebene des Elitenaustauschs mit intensiver Kommunikation zu rechnen. Und zwar nicht auf
seiten der Konsumenten seltener Güter oder durch
Händler, sondern getragen von einer im Kern seßhaften
oder im kleineren Radius mobilen Bevölkerungsgruppe, die mit dem Guß und der weiteren Verarbeitung von Metallobjekten vertraut war – seien es nun
Berufs- oder wahrscheinlicher Subsistenzhandwerker.
Nicht notwendig über oder unter der restlichen Bevölkerung oder überhaupt in allen Regionen von gleichem
Status, aber jedenfalls durch ihr Tun und ihre (rituellen) Kenntnisse in gewisser Distanz zu ihrer sozialen
Umwelt, werden sich in dieser Gruppe die Verwandtschaftssysteme entwickelt haben, entlang derer in vielen kleinen Schritten permanent Wissen ausgetauscht
wurde und Neuerungen Verbreitung fanden (Rowlands
1971, 216; 218; Ottaway 1994, 222ff.). Der mündlichen Tradierung haftet ein konservatives Moment an,
auch ein solches des erratischen Wandels durch „falsche“ Überlieferung. Als Ganzes freilich entwickelte
sich auf dieser Grundlage ein Kommunikationssystem,
in dem sich das Wissen um die Legierung mit Zinn, das
Legierungselement Zinn selbst und schließlich eine allgemein anerkannte Vorgehensweise des Umgangs mit
der Zinnbronze ausbreiteten und stabilisieren konnten.
14C-Daten zeigen, daß hierfür ein recht langer Zeitraum zur Verfügung stand, die „lange“ Chronologie
der Frühbronzezeit unterstützt indirekt ein Modell der
dezentralen, nicht von einer Oberschicht forcierten
Ausbreitung metallurgischen Wissens.
Zwar sollen Kompetenz und Fertigkeit der Produzenten mit dem Grad ihrer Spezialisierung korrelieren
und deshalb eine bessere Kontrolle über die Produktion
auf zunehmende Spezialisierung hindeuten (Costin
1991, 39ff.). Doch sollte dies nicht zu falschen Schlußfolgerungen verleiten, denn Erfahrung und nachgerade
eine Standardisierung der Erzeugnisse kennzeichnet
schon zahlreiche „Technokomplexe“ der Alt- und Mittelsteinzeit (Silices) und die Kulturgruppen des Neolithikums (Keramik), ohne daß mit ausgesprochenen
Spezialisten zu rechnen wäre, die nur mit Silexverarbeitung oder Keramikherstellung beschäftigt waren. Daß
der Umgang mit der Zinnbronze anfangs Experimente
und ein Hinzulernen erforderte, liegt auf der Hand,
und man kann dies – mit Costin (s.o.) – auch als beschränkte Kontrolle über den Herstellungsprozeß begreifen. Eher jedoch handelt es sich um ein typisches
Merkmal einer Umbruch- oder Experimentierphase,
und die sich anschließende Stabilisierung verweist nicht
auf ein Mehr an handwerklicher Spezialisierung, sondern auf eine erneute Angleichung metallurgischen
Wissens auf gleich bleibendem Organisationsniveau.
Denn auch die frühbronzezeitliche Metallurgie blickte
schon auf einen langen neolithischen Vorlauf zurück,
und hohe Kompetenz, nur anderer Art als bei der Zinnbronzemetallurgie, lag auch bereits der Erzeugung von
Objekten aus unlegiertem Fahlerzkupfer zugrunde, am
deutlichsten wird dies bei den Salezer Beilen (Kienlin
2006). Getragen wurde diese Entwicklung, so die ethnographisch nahe liegende These, von Individuen und
gesellschaftlichen Segmenten, die einander trotz räumlicher Distanz als verwandt begreifen und auf dieser
Grundlage kooperieren konnten. Dies geschah nicht
notwendigerweise mit dem individuellen Vorsatz, hergebrachtes Wissen oder tradierte Praktiken weiterzuentwickeln, aber mit eben diesem Resultat.
Literaturverzeichnis
Abels 1972: B.-U. Abels, Die Randleistenbeile in Baden-Württemberg, dem Elsaß, der Franche Comté und der Schweiz.
PBF IX 4 (München 1972).
Bartelheim 1998: M. Bartelheim, Studien zur böhmischen Aunjetitzer Kultur – Chronologische und chorologische Untersuchungen. Univforsch. Prähist. Arch. 46 (Bonn 1998).
– 2002: –, Metallurgie und Gesellschaft in der Frühbronzezeit
Mitteleuropas. In: J. Müller (Hrsg.), Vom Endneolithikum
zur Frühbronzezeit: Muster sozialen Wandels? Tagung
Bamberg 14.–16. Juni 2001. Univforsch. Prähist. Arch. 90
(Bonn 2002) 29–43.
Bartík 1999: J. Bartík, Die Metallgießerei der Mad’arovceKultur. In: J. Bátora/J. Peška (Hrsg.), Aktuelle Probleme der
Erforschung der Frühbronzezeit in Böhmen und Mähren
und in der Slowakei. Arch. Slovaca Monogr. Communicationes 1 (Nitra 1999) 183–193.
Bertemes 2004a: F. Bertemes, Frühe Metallurgen in der Spätkupfer- und Frühbronzezeit. In: Meller 2004, 144–149.
– 2004b: –, Zur Entstehung von Macht, Herrschaft und Prestige in Mitteleuropa. In: Meller 2004, 150–153.
Bertemes/Schmotz/Thiele 2000: F. Bertemes/K. Schmotz/
W.-R. Thiele, Das Metallurgengrab 9 des Gräberfeldes der
Glockenbecherkultur von Künzing, Lkr. Deggendorf. In:
Von den Schmieden der Beile
M. Chytráček/J. Michálek/K. Schmotz (Hrsg.), 9. Treffen
der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/Westund Südböhmen 1999 (Rahden/Westf. 2000) 53–60.
Billig 1958: G. Billig, Die Aunjetitzer Kultur in Sachsen. Katalog. Veröff. Landesmus. Vorgesch. Dresden 7 (Leipzig 1958).
Bóna 1992: I. Bóna, Bronzezeitliche Tell-Kulturen in Ungarn.
In: Meier-Arendt 1992, 9–39.
v. Brunn 1949/50: W.A. v. Brunn, Vier frühe Metallfunde aus
Sachsen und Anhalt. Prähist. Zeitschr. 34/35, 1949/50,
235–266.
Chesson 2003: M.S. Chesson, Households, Houses, Neighborhoods and Corporate Villages: Modeling the Early Bronze
Age as a House Society. Journal Mediterranean Arch. 16,
2003, 79–102.
Clausing 1999: Ch. Clausing, Untersuchungen zur Sozialstruktur in der Urnenfelderzeit Mitteleuropas. In: Eliten in der
Bronzezeit. Ergebnisse zweier Kolloquien in Mainz und
Athen. Teil 2. RGZM Monogr. 43,2 (Mainz 1999) 319–420.
Costin 1991: C.L. Costin, Craft Specialization: Issues in Defining, Documenting, and Explaining the Organization of Production. In: M.B. Schiffer (Hrsg.), Archaeological Method
and Theory 3 (Tucson 1991) 1–56.
– 2000: –, The Use of Ethnoarchaeology for the Archaeological Study of Ceramic Production. Journal Arch. Method
and Theory 7, 2000, 377–403.
Czebreszuk/Müller 2004: J. Czebreszuk/J. Müller (Hrsg.),
Bruszczewo. Ausgrabungen und Forschungen in einer prähistorischen Siedlungskammer Großpolens I. Forschungsstand – Erste Ergebnisse – Das östliche Feuchtbodenareal.
Stud. Arch. Ostmitteleuropa 2 (Rahden/Westf. 2004).
David 1998: W. David, Zum Ende der bronzezeitlichen Tellsiedlungen im Karpatenbecken. In: H. Küster/A. Lang/
P. Schauer (Hrsg.), Archäologische Forschungen in urgeschichtlichen Siedlungslandschaften. Festschrift für Georg
Kossack zum 75. Geburtstag. Regensburger Beitr. Prähist.
Arch. 5 (Regensburg 1998) 231–267.
– 2002: –, Studien zu Ornamentik und Datierung der bronzezeitlichen Depotfundgruppe Hajdúsámson-Apa-IghielZajta. 2 Bände. Bibl. Mus. Apulensis 18 (Alba Iulia 2002).
Demakopoulou et al. 1999: K. Demakopoulou/Ch. Éluère/
J. Jensen/A. Jockenhövel/J.-P. Mohen (Hrsg.), Götter und
Helden der Bronzezeit. Europa im Zeitalter des Odysseus.
25. Ausstellung des Europarats (Ostfildern-Ruit 1999).
Earle 1987: T.K. Earle, Chiefdoms in Archaeological and Ethnohistorical Perspective. Annu. Rev. Anthr. 16, 1987,
279–308.
Eggert 1988: M.K.H. Eggert, Riesentumuli und Sozialorganisation: Vergleichende Betrachtungen zu den sogenannten
„Fürstenhügeln“ der späten Hallstattzeit. Arch. Korrbl. 18,
1988, 263–274.
– 1999: –, Der Tote von Hochdorf: Bemerkungen zum Modus
archäologischer Interpretation. Arch. Korrbl. 29, 1999,
211–222.
Ehrenberg 1981: M.R. Ehrenberg, The Anvils of Bronze Age
Europe. Ant. Journal 61, 1981, 14–28.
Falkenstein 1998: F. Falkenstein, Feudvar II. Die Siedlungsgeschichte des Titeler Plateaus. Prähist. Arch. Südosteuropa 14 (Kiel 1998).
Frirdich 1994: Ch. Frirdich, Kulturgeschichtliche Betrachtungen zur Bandkeramik im Merzbachtal. In: J. Lüning/
P. Stehli (Hrsg.), Die Bandkeramik im Merzbachtal auf der
Aldenhovener Platte. Rheinische Ausgr. 36 (Köln 1994)
207–393.
– 2005: –, Struktur und Dynamik der bandkeramischen
Landnahme. In: J. Lüning/Ch. Frirdich/A. Zimmermann
(Hrsg.), Die Bandkeramik im 21. Jahrhundert. Symposium
in der Abtei Brauweiler bei Köln vom 16. 9.–19. 9. 2002
(Rahden/Westf. 2005) 81–109.
19
Furmánek/Veliačik/Vladár 1999 V. Furmánek/L. Veliačik/
J. Vladár, Die Bronzezeit im slowakischen Raum. Prähist.
Arch. Südosteuropa 15 (Rahden/Westf. 1999).
Gersbach 2006: E. Gersbach, Die Heuneburg bei Hundersingen, Gemeinde Herbertingen. Eine Wehrsiedlung/Burg der
Bronze- und frühen Urnenfelderzeit und ihre Stellung im
Siedlungsgefüge an der oberen Donau. Forsch. u. Ber. Voru. Frühgesch. Baden-Württemberg 96 (Stuttgart 2006).
Gogâltan 2005: F. Gogâltan, Der Beginn der bronzezeitlichen
Tellsiedlungen im Karpatenbecken: Chronologische Probleme. In: B. Horejs/R. Jung/E. Kaiser/B. Teržan (Hrsg.), Interpretationsraum Bronzezeit. Bernhard Hänsel von seinen
Schülern gewidmet. Univforsch. Prähist. Arch. 121 (Bonn
2005) 161–179.
Goody 2001: J.R. Goody, Wissen und die Arten seiner Weitergabe. In: J. Fried/J. Süßmann (Hrsg.), Revolutionen des
Wissens. Von der Steinzeit bis zur Moderne (München
2001) 40–54.
Gosselain 2000: O.P. Gosselain, Materializing Identities: An
African Perspective. Journal Arch. Method and Theory 7,
2000, 187–217.
Gronenborn 1999: D. Gronenborn, A Variation on a Basic
Theme: The Transition to Farming in Southern Central Europe. Journal World Prehist. 13, 1999, 123–210.
Hänsel 1996: B. Hänsel, Bronzezeitliche Siedlungssysteme und
Gesellschaftsformen in Südosteuropa: Vorstädtische Entwicklungen und Ansätze zur Stadtwerdung. In: C. Belardelli/R. Peroni (Hrsg.), The Bronze Age in Europe and the
Mediterranean. XIII International Congress of Prehistoric
and Protohistoric Sciences Forlì (Italia) 8/14 September
1996. Colloquia 11 (Forlì 1996) 241–251.
– 1998: – (Hrsg.), Mensch und Umwelt in der Bronzezeit
Europas. Abschlußtagung der Kampagne des Europarates:
Die Bronzezeit. Das erste goldene Zeitalter Europas, an der
Freien Universität Berlin, 17.–19. März 1997 (Kiel 1998).
– 2002: –, Stationen der Bronzezeit zwischen Griechenland
und Mitteleuropa. Ber. RGK 83, 2002, 69–97.
Hänsel/Medović 1991: B. Hänsel/P. Medović, Vorbericht über
die jugoslawisch-deutschen Ausgrabungen in der Siedlung
von Feudvar bei Mošorin (Gem. Titel, Vojvodina) von
1986–1990. Bronzezeit – Vorrömische Eisenzeit. Ber.
RGK 72, 1991, 45–204.
– 1992: –, 14C-Datierungen aus den früh- und mittelbronzezeitlichen Schichten der Siedlung von Feudvar bei Mošorin
in der Vojvodina. Germania 70, 1992, 251–257.
–/– 1998: –/– (Hrsg.), Feudvar I. Das Plateau von Titel und die
Šajkaška. Archäologische und naturwissenschaftliche Beiträge zu einer Kulturlandschaft. Prähist. Arch. Südosteuropa 13 (Kiel 1998).
–/– 2004: –/–, Eine Bronzegießerwerkstatt der Frühen Bronzezeit in Feudvar bei Mošorin in der Vojvodina. In: B. Hänsel
(Hrsg.), Parerga Praehistorica. Jubiläumsschrift zur Prähistorischen Archäologie. 15 Jahre UPA. Univforsch. Prähist.
Arch. 100 (Bonn 2004) 83–111.
Helbling 2003: J. Helbling, Sozialethnologie. In: B. Beer/H. Fischer (Hrsg.), Ethnologie. Einführung und Überblick (Berlin 2003) 125–156.
Hundt 1973: H.-J. Hundt, Rezension zu: B.-U. Abels, Die
Randleistenbeile in Baden-Württemberg, dem Elsaß, der
Franche Comté und der Schweiz. PBF IX 4 (München
1972). Jahrb. RGZM 20, 1973, 203–211.
Jockenhövel 1985: A. Jockenhövel, Bemerkungen zur Verbreitung der älterbronzezeitlichen Tondüsen in Mitteleuropa.
In: M. Gedl (Hrsg.), Frühbronzezeitliche befestigte Siedlungen in Mitteleuropa. Arch. Interregionalis (Warszawa
1985) 196–205.
– 1990: –, Bronzezeitlicher Burgenbau in Mitteleuropa. Untersuchungen zur Struktur frühmetallzeitlicher Gesellschaf-
20
Tobias L. Kienlin
ten. In: Orientalisch-ägäische Einflüsse in der europäischen
Bronzezeit. Ergebnisse eines Kolloquiums. RGZM Monogr.
15 (Bonn 1990) 209–228.
– 1994: –, Schutz und Repräsentation: Burgenbau – Eine
Neuerung im Siedlungswesen. In: A. Jockenhövel/W. Kubach (Hrsg.), Bronzezeit in Deutschland. Arch. Deutschland, Sonderh. 1994, 22–26.
– 1996: –, Siedlung, Landschaft und Wirtschaft in Zentralmitteleuropa. In: C. Belardelli/R. Peroni (Hrsg.), The
Bronze Age in Europe and the Mediterranean. XIII International Congress of Prehistoric and Protohistoric Sciences
Forlì (Italia) 8/14 September 1996. Colloquia 11 (Forlì
1996) 209–222.
– 1999: –, Bronzezeitliche Burgen in Europa – Schutz der
Territorien. In: K. Demakopoulou/Ch. Éluère/J. Jensen/
A. Jockenhövel/J.-P. Mohen (Hrsg.), Götter und Helden der
Bronzezeit. Europa im Zeitalter des Odysseus. 25. Ausstellung des Europarats (Ostfildern-Ruit 1999) 71–72.
Junk 2003: M. Junk, Material Properties of Copper Alloys
containing Arsenic, Antimony, and Bismuth. The Material
of Early Bronze Age Ingot Torques. Dissertation Bergakademie Freiberg. PDF-Version 2003.
Kibbert 1980: K. Kibbert, Die Äxte und Beile im mittleren
Westdeutschland I. PBF IX 10 (München 1980).
Kienlin 1999: T.L. Kienlin, Vom Stein zur Bronze. Zur soziokulturellen Deutung früher Metallurgie in der englischen
Theoriediskussion. Tübinger Texte 2. Mat. Ur- u. Frühgesch. Arch. (Rahden/Westf. 1999).
– 2004: –, Frühes Metall im nordalpinen Raum: Eine Untersuchung zu technologischen und kognitiven Aspekten früher Metallurgie anhand der Gefüge frühbronzezeitlicher
Beile. Arch. Inf. 27, 2004, 187–194.
– 2005: –, Frühbronzezeitliche Vollgriffdolche und Randleistenbeile: Zu Herstellungstechnik, Zusammensetzung
und Materialwahrnehmung. Arch. Korrbl. 35, 2005,
175–190.
– 2006: –, Frühbronzezeitliche Randleistenbeile von Böhringen-Rickelshausen und Hindelwangen: Ergebnisse einer
metallographischen Untersuchung. Prähist. Zeitschr. 81,
2006, 97–120.
– im Druck a: –, Frühes Metall im nordalpinen Raum. Eine
Untersuchung zu technologischen und kognitiven Aspekten
früher Metallurgie anhand der Gefüge frühbronzezeitlicher
Beile. Univforsch. Prähist. Arch. (Bonn im Druck).
– im Druck b: –, Zu Herstellung, Eigenschaften und chronologischer Stellung der frühbronzezeitlichen Randleistenbeile des Sächsischen Typs. In: F. Bertemes/H. Meller (Hrsg.),
Der Griff nach den Sternen. Konferenz Halle 16.–21. 2.
2005 (im Druck).
– im Druck c: –, Der „Fürst“ von Leubingen: Herausragende
Bestattungen der Frühbronzezeit als Bezugspunkt gesellschaftlicher Kohärenz und kultureller Identität. In: U. Veit/
Ch. Kümmel/B. Schweizer (Hrsg.), Körperinszenierung –
Objektsammlung – Monumentalisierung: Totenritual und
Grabkult in frühen Gesellschaften. Tagung Tübingen
14. 10.–16. 10. 2004. Tübinger Arch. Taschenb. (Münster
im Druck).
Kienlin/Ottaway 1998: T.L. Kienlin/B.S. Ottaway, Flanged
Axes of the North-Alpine Region: An Assessment of the
Possibilities of Use Wear Analysis on Metal Artifacts. In:
C. Mordant/M. Pernot/V. Rychner (Hrsg.), L’Atelier du
bronzier en Europe du XXe au VIIIe siècle avant notre ère.
Du minerai au métal, du métal à l’objet. Actes du colloque
international Bronze ’96, Neuchâtel et Dijon. Bd. 2 (Paris
1998) 271–286.
Knapp 1999: I. Knapp, Fürst oder Häuptling? Eine Analyse
der herausragenden Bestattungen der frühen Bronzezeit.
Arch. Inf. 22, 1999, 261–268.
– 2001: –, „Fürst“ oder „Häuptling“? Eine Analyse der herausragenden Bestattungen der frühen Bronzezeit. Arch. Digital 1 (Freiburg 2001).
Krause 2003: R. Krause, Studien zur kupfer- und frühbronzezeitlichen Metallurgie zwischen Karpatenbecken und Ostsee Vorgesch. Forsch. 24 (Rahden/Westf. 2003).
– 2005: –, Bronzezeitliche Burgen in den Alpen. Befestigte
Siedlungen der frühen bis mittleren Bronzezeit. In: B. Horejs/R. Jung/E. Kaiser/B. Teržan (Hrsg.), Interpretationsraum Bronzezeit. Bernhard Hänsel von seinen Schülern
gewidmet. Univforsch. Prähist. Arch. 121 (Bonn 2005)
389–413.
Krauße 1999: D. Krauße, Der „Keltenfürst“ von Hochdorf:
Dorfältester oder Sakralkönig? Anspruch und Wirklichkeit
der sog. kulturanthropologischen Hallstatt-Archäologie.
Arch. Korrbl. 29, 1999, 339–358.
Kristiansen 1998: K. Kristiansen, Europe before History
(Cambridge 1998).
Kubach 1985: W. Kubach, Befestigte Höhensiedlungen der
ausgehenden Früh- und älteren Hügelgräberbronzezeit in
Süddeutschland und der Nordschweiz. In: M. Gedl (Hrsg.),
Frühbronzezeitliche befestigte Siedlungen in Mitteleuropa.
Arch. Interregionalis (Warszawa 1985) 147–163.
Lechtman 1996: H. Lechtman, Arsenic Bronze: Dirty Copper
or Chosen Alloy? A View from the Americas. Journal Field
Arch. 23, 1996, 477–514.
Lenerz-de Wilde 1995: M. Lenerz-de Wilde, Prämonetäre Zahlungsmittel in der Kupfer- und Bronzezeit Mitteleuropas.
Fundber. Baden-Württemberg 20, 1995, 229–327.
Lüning 2005: J. Lüning, Bandkeramische Hofplätze und die
absolute Chronologie der Bandkeramik. In: J. Lüning/
Ch. Frirdich/A. Zimmermann (Hrsg.), Die Bandkeramik im
21. Jahrhundert. Symposium in der Abtei Brauweiler bei
Köln vom 16. 9.–19. 9. 2002 (Rahden/Westf. 2005) 49–74.
– im Druck: –, Bandkeramische Hofplatzregeln und Verwandtschaftssysteme: Absolute Chronologie, Neolithisierung, Bandkeramisierung, Flombornisierung. Univforsch.
Prähist. Arch. (Bonn im Druck).
Mayer 1977: E.F. Mayer, Die Äxte und Beile in Österreich. PBF
IX 9 (München 1977).
Meier-Arendt 1992: W. Meier-Arendt (Hrsg.), Bronzezeit in
Ungarn. Forschungen in Tell-Siedlungen an Donau und
Theiss (Frankfurt/M. 1992).
Mellaart 1975: J. Mellaart, The Neolithic of the Near East
(London 1975).
Meller 2004: H. Meller (Hrsg.), Der geschmiedete Himmel.
Die weite Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren (Stuttgart 2004).
Mozsolics 1967: A. Mozsolics, Bronzefunde des Karpatenbekkens. Depotfundhorizonte von Hajdúsámson und Kosziderpadlás (Budapest 1967).
– 1988: –, Der Bronzefund aus der oberen Remete-Höhle.
Acta Arch. Acad. Scien. Hungaricae 40, 1988, 27–64.
Müller 2002: J. Müller, Modelle zur Einführung der Zinnbronzetechnologie und zur sozialen Differenzierung der mitteleuropäischen Frühbronzezeit. In: J. Müller (Hrsg.), Vom
Endneolithikum zur Frühbronzezeit: Muster sozialen Wandels? Tagung Bamberg 14.–16. Juni 2001. Univforsch. Prähist. Arch. 90 (Bonn 2002) 267–289.
– 2005: –, Bruszczewo – eine befestigte bronzezeitliche Siedlung in Großpolen. In: B. Horejs/R. Jung/E. Kaiser/B. Teržan (Hrsg.), Interpretationsraum Bronzezeit. Bernhard
Hänsel von seinen Schülern gewidmet. Univforsch. Prähist.
Arch. 121 (Bonn 2005) 377–388.
Müller/Czebreszuk 2003: J. Müller/J. Czebreszuk, Bruszczewo, eine frühbronzezeitliche Siedlung mit Feuchtbodenerhaltung in Grosspolen. Vorbericht zu den Ausgrabungen
1999–2001. Germania 81, 2003, 443–480.
Von den Schmieden der Beile
Neipert 2006: M. Neipert, Der ‚Wanderhandwerker‘. Archäologische Untersuchungen. Tübinger Texte 6 (Rahden/Westf.
2006).
Novotná 1970: M. Novotná, Die Äxte und Beile in der Slowakei. PBF IX 3 (München 1970).
Ottaway 1994: B.S. Ottaway, Prähistorische Archäometallurgie (Espelkamp 1994).
– 2001: –, Innovation, Production and Specialization in Early
Prehistoric Copper Metallurgy. European Journal Arch. 4,
2001, 87–112.
Pare 1996: Ch. Pare, Settlement Systems and Social Organisation in Bronze Age Central Europe. In: C. Belardelli/R. Peroni (Hrsg.), The Bronze Age in Europe and the Mediterranean. XIII International Congress of Prehistoric and
Protohistoric Sciences Forlì (Italia) 8/14 September 1996.
Colloquia 11 (Forlì 1996) 223–231.
Parzinger 1992: H. Parzinger, Zwischen „Fürsten“ und „Bauern“ – Bemerkungen zu Siedlungsform und Sozialstruktur
unter besonderer Berücksichtigung der älteren Eisenzeit.
Mitt. Berliner Ges. Anthr., Ethn. u. Urgesch. 13, 1992,
77–89.
Pászthory/Mayer 1998: K. Pászthory/E.F. Mayer, Die Äxte und
Beile in Bayern. PBF IX 20 (Stuttgart 1998).
Petrasch 1990: J. Petrasch, Mittelneolithische Kreisgrabenanlagen in Mitteleuropa. Ber. RGK 71, 1990, 407–564.
– 2003: –, Zentrale Orte in der Bandkeramik? In: J. Eckert/
U. Eisenhauer/A. Zimmermann (Hrsg.), Archäologische
Perspektiven. Analysen und Interpretationen im Wandel.
Festschrift für Jens Lüning zum 65. Geburtstag (Rahden/
Westf. 2003) 505–513.
Pfaffenberger 1992: B. Pfaffenberger, Social Anthropology of
Technology. Annu. Rev. Anthr. 21, 1992, 491–516.
Price et al. 2004: T.D. Price/C. Knipper/G. Grupe/V. Smrcka,
Strontium Isotopes and Prehistoric Human Migration: the
Bell Beaker Period in Central Europe. European Journal
Arch. 7, 2004, 9–40.
Raetzel-Fabian 2000: D. Raetzel-Fabian, Calden. Erdwerk
und Bestattungsplätze des Jungneolithikums. Architektur –
Ritual – Chronologie. Univforsch. Prähist. Arch. 70 (Bonn
2000).
Rassmann 2005: K. Rassmann, Zur Chronologie der Hortfunde der Klassischen Aunjetitzer Kultur. Eine Auswertung
von Metallanalysen aus dem Forschungsvorhaben „Frühe
Metallurgie im zentralen Mitteleuropa“. In: B. Horejs/
R. Jung/E. Kaiser/B. Teržan (Hrsg.), Interpretationsraum
Bronzezeit. Bernhard Hänsel von seinen Schülern gewidmet.
Univforsch. Prähist. Arch. 121 (Bonn 2005) 463–480.
Renfrew 1973: C. Renfrew, Monuments, Mobilization and Social Organization in Neolithic Wessex. In: C. Renfrew
(Hrsg.), The Explanation of Culture Change: Models in
Prehistory (London 1973) 539–558.
Říhovský 1992: J. Říhovský, Die Äxte, Beile, Meißel und
Hämmer in Mähren. PBF IX 17 (Stuttgart 1992).
Roscoe 2000: P. Roscoe, New Guinea Leadership as Ethnographic Analogy: A Critical Review. Journal Arch. Method and
Theory 7, 2000, 79–126.
Rowlands 1971: M.J. Rowlands, The Archaeological Interpretation of Prehistoric Metalworking. World Arch. 3, 1971,
210–224.
– 1993: –, The Role of Memory in the Transmission of Culture. World Arch. 25, 1993, 141–151.
Schier 1998: W. Schier, Fürsten, Herren, Händler? Bemerkungen zu Wirtschaft und Gesellschaft der westlichen Hallstattkultur. In: H. Küster/A. Lang/P. Schauer (Hrsg.),
Archäologische Forschungen in urgeschichtlichen Siedlungslandschaften. Festschrift für Georg Kossack zum
75. Geburtstag. Regensburger Beitr. Prähist. Arch. 5 (Regensburg 1998) 493–514.
21
Schlesier 1981: E. Schlesier, Ethnologische Aspekte zu den
Begriffen ‚Handwerk‘ und ‚Handwerker‘. In: H. Jankuhn/
W. Janssen/R. Schmidt-Wiegand/H. Tiefenbach (Hrsg.),
Das Handwerk in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Teil I.
Historische und rechtshistorische Beiträge und Untersuchungen zur Frühgeschichte der Gilde (Göttingen 1981)
9–35.
Schlichtherle 1988: H. Schlichtherle, Das Jung- und Endneolithikum in Baden-Württemberg. In: D. Planck (Hrsg.),
Archäologie in Württemberg. Ergebnisse und Perspektiven
archäologischer Forschung von der Altsteinzeit bis zur
Neuzeit (Stuttgart 1988) 91–110.
Schumann 1991: H. Schumann, Metallographie. 13. Aufl.
(Stuttgart 1991).
Schweizer 2006: B. Schweizer, Fürstengrab und Fürstensitz: Zur Frühgeschichte zweier Begriffe in der Westhallstatt-Archäologie. In: H.-P. Wotzka (Hrsg.), Grundlegungen. Beiträge zur europäischen und afrikanischen
Archäologie für Manfred K.H. Eggert (Tübingen 2006)
81–100.
Schweizer/Kienlin 2003: B. Schweizer/T.L. Kienlin, Das TroiaSymposium in Tübingen: Eine Diskussion um Geschichte
und Archäologie. Hephaistos 19/20, 2001/2002 (2003),
7–38.
Scott 1991: D.A. Scott, Metallography and Microstructure of
Ancient and Historic Metals (Marina del Rey 1991).
Simon 1990: K. Simon, Höhensiedlungen der älteren Bronzezeit im Elbsaalegebiet. Jahresschr. Mitteldt. Vorgesch. 73,
1990, 287–330.
Sperber 1999: L. Sperber, Zu den Schwertträgern im westlichen Kreis der Urnenfelderkultur: Profane und religiöse
Aspekte. In: Eliten in der Bronzezeit. Ergebnisse zweier Kolloquien in Mainz und Athen. Teil 2. RGZM Monogr. 43,2
(Mainz 1999) 605–659.
Strahm 2002: Ch. Strahm, Tradition und Wandel der sozialen
Strukturen vom 3. zum 2. vorchristlichen Jahrtausend.
In: J. Müller (Hrsg.), Vom Endneolithikum zur Frühbronzezeit: Muster sozialen Wandels? (Tagung Bamberg
14.–16. Juni 2001). Univforsch. Prähist. Arch. 90 (Bonn
2002) 175–194.
Tasić 1984: N. Tasić (Hrsg.), Kulturen der Frühbronzezeit des
Karpatenbeckens und Nordbalkans (Beograd 1984).
Teržan/Mihovilić/Hänsel 1998: B. Teržan/K. Mihovilić/
B. Hänsel, Eine älterbronzezeitliche befestigte Siedlung von
Monkodonja bei Rovinj in Istrien. In: H. Küster/A. Lang/
P. Schauer (Hrsg.), Archäologische Forschungen in urgeschichtlichen Siedlungslandschaften. Festschrift für Georg
Kossack zum 75. Geburtstag. Regensburger Beitr. Prähist.
Arch. 5 (Regensburg 1998) 155–184.
–/–/– 1999: –/–/–, Eine protourbane Siedlung der älteren
Bronzezeit im istrischen Karst. Prähist. Zeitschr. 74, 1999,
154–193.
Točík 1982: A. Točík, Beitrag zur Problematik befestigter Siedlungen in der Südwestslowakei während der älteren und zu
Beginn der mittleren Bronzezeit. In: Beiträge zum bronzezeitlichen Burgenbau in Mitteleuropa (Berlin, Nitra 1982)
405–416.
Veit 2000: U. Veit, König und Hohepriester? Zur These einer
sakralen Gründung der Herrschaft in der Hallstattzeit.
Arch. Korrbl. 30, 2000, 549–568.
Vladár 1973: J. Vladár, Osteuropäische und mediterrane Einflüsse im Gebiet der Slowakei während der Bronzezeit. Slovenská Arch. 21, 1973, 253–357.
– 1977: –, Zur Problematik der befestigten Siedlungen der ausgehenden älteren Bronzezeit in der Slowakei. In: O.-H. Frey
(Hrsg.), Festschrift zum 50jährigen Bestehen des Vorgeschichtlichen Seminars Marburg. Marburger Stud. Vor- u.
Frühgesch. 1 (Gladenbach 1977) 175–192.
22
Tobias L. Kienlin
Winghart 1999: St. Winghart, Die Wagengräber von Poing und
Hart a. d. Alz. Evidenz und Ursachen spätbronzezeitlicher
Elitenbildung in der Zone nordwärts der Alpen. In: Eliten in
der Bronzezeit. Ergebnisse zweier Kolloquien in Mainz und
Athen. Teil 2. RGZM Monogr. 43,2 (Mainz 1999) 515–532.
Yoffee 1993: N. Yoffee, Too Many Chiefs? (or, Safe Texts for
the ’90s). In: N. Yoffee/A.G. Sherratt (Hrsg.), Archaeological Theory: Who Sets the Agenda? New Directions in Archaeology (Cambridge 1993) 60–78.
Dr. Tobias L. Kienlin, Institut für Archäologische Wissenschaften, Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte, Ruhr-Universität
Bochum, Universitätsstraße 150, 44780 Bochum