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1 Von den Schmieden der Beile I. ABHANDLUNGEN Von den Schmieden der Beile: Zu Verbreitung und Angleichung metallurgischen Wissens im Verlauf der Frühbronzezeit von Tobias L. Kienlin, Bochum Frühbronzezeit; metallographische Gefügeuntersuchungen; Randleistenbeile; Guß- und Schmiedetechnik; handwerkliche Spezialisierung; gesellschaftlicher Kontext der frühbronzezeitlichen Metallurgie. Bronze ancien; analyses structurales métallographiques; haches à rebords; techniques de fonte et de forgeage; spécialisation artisanale; contexte social de la métallurgie du Bronze ancien. Early Bronze Age; metallography; flanged axes; casting and forging techniques; craft specialisation; EBA society. Metallographische Gefügeuntersuchungen an Randleistenbeilen des Sächsischen Typs und solchen des Typs Langquaid zeigen, daß im Verlauf der Frühbronzezeit eine Vereinheitlichung der Schmiedetechnik auftritt. Diese ist nicht allein auf die regelhafte Verwendung hochprozentiger Zinnbronze ab der entwickelten Frühbronzezeit zurückzuführen. Vielmehr faßt man eine Stabilisierung der Herstellungsprozesse insgesamt, eine Angleichung metallurgischen Wissens und eine intensivere, überregionale Kommunikation. Ausgehend von diesem Befund wird nach handwerklicher Spezialisierung und der gesellschaftlichen Einbettung frühbronzezeitlicher Metallurgie gefragt. Indem wir Metallobjekte als Prestigegüter betrachten, deren Herstellung und Verwendung von einer entstehenden Oberschicht kontrolliert wurde, überschätzen wir das Organisationsniveau des frühbronzezeitlichen Metallhandwerks und die soziale Differenzierung der entsprechenden Gesellschaften. Denn im Siedlungs- und Bestattungswesen der Frühbronzezeit fehlen weitgehend die Belege für die Existenz stabiler gesellschaftlicher Hierarchien. Zu fragen ist also, wie die Zinnbronze auf einem eher niedrigen gesellschaftlichen Organisationsniveau allgemeine Akzeptanz finden und sich mit den Beilen des Typs Langquaid zudem eine deutliche Stabilisierung der Schmiedetechnik einstellen konnte. Unter Rückgriff auf ethnographische Analogien wird vorgeschlagen, daß Abstammungsgruppen als grundlegende Organisationseinheit vorstaatlicher Bevölkerungen auch für die Vermittlung und Angleichung metallurgischen Wissens entscheidende Bedeutung zukam. Des analyses structurales métallographiques effectuées sur des haches à rebords de type saxon et de type Langquaid révèlent une standardisation des techniques de forgeage au cours du Bronze ancien. Celle-ci n’est pas due uniquement à l’utilisation régulière de bronze à très forte teneur en étain dès la maturité du Bronze ancien. On constate plutôt une stabilisation des procédés de fabrication, une harmonisation des connaissances en métallurgie et une intensification des communications entre les régions. A partir de ce contexte se pose la question de la spécialisation artisanale et de l’intégration de la métallurgie dans la société du Bronze ancien. En considérant les objets métalliques comme des biens de prestige, dont la fabrication et l’usage étaient contrôlés par une classe dirigeante, nous surestimons le niveau d’organisation des artisans du métal et la complexité de ces sociétés. En effet, les habitats et les tombes du Bronze ancien ne prouvent toujours pas l’existence de hiérarchies sociales stables. La question est donc de savoir comment le bronze à forte teneur en étain a été accepté à un niveau d’organisation sociale plutôt simple et comment les haches de type Langquaid ont entraîné une stabilisation significative des techniques de forgeage. On propose, en se référant à l’analogie ethnographique, que les groupes de descendants, en tant qu’unité fondamentale d’organisation de populations préétatiques, jouèrent un rôle décisif dans la diffusion et l’harmonisation des connaissances en métallurgie. Metallographic analyses show that during the Early Bronze Age of the Northalpine region of Central Europe existed distinct traditions of early metallurgy. With flanged axes of the Saxon type, for example, we witness a certain instability and transformation of metallurgical knowledge related to the spread of tin bronze. This only PZ, 82. Band, S. 1–22 © Walter de Gruyter 2007 DOI 10.1515/PZ.2007.001 2 Tobias L. Kienlin comes to an end with the Langquaid axes (BA A2), which show a standardization of cold-working and stabilisation of manufacturing processes in general. Seen in a wider context this finding confirms the well-established conclusion that the actual transition to the age of metal takes place in BA A2. Furthermore it is supposed that during this period metallurgy had considerable societal impact and led to the formation of new elites. From this perspective our results – a standardization of metallurgical knowledge in BA A2 – would imply centralization of production processes and increasing control of elites over specialised metalworkers, the practice of metallurgy, access to copper and tin and the distribution of metal objects. However, a closer look at burials, settlements and what little evidence remains of metallurgical workshops implies that the socio-economic importance of EBA metallurgy, craft specialization and social hierarchies might be generally overestimated. By drawing on ethnographic data an alternative model is therefore presented, which accounts for a more intensive participation of local producers in cross-regional communication. It is proposed that largely without elite control a kinship-based organisation of EBA metallworking allowed the spread and standardization of metallurgical knowledge evident in the metallographic data. Einleitung Für das Studium der frühbronzezeitlichen Metallurgie stehen uns neben den überlieferten Metallobjekten selbst und ihrer genauen Inaugenscheinnahme umfangreiche Analyseserien zur Verfügung, nur weitaus seltener jedoch Befunde wie Werkstätten oder Gräber, die einen direkten Einblick in die Praxis der Metallverarbeitung oder das Leben und Sterben der mit ihr befaßten Personengruppe erlauben. Selbst bei guter Quellenlage sind wir als Archäologen zudem darauf angewiesen, die Überreste frühen Metallhandwerks zum Sprechen zu bringen, indem wir auf geeignet erscheinende, besser dokumentierte historische oder rezente Analogien zurückgreifen. Viel zu oft jedoch stehen diese Forschungsbereiche immer noch unvermittelt nebeneinander. Wer mit einer großen Menge an Funden und Befunden oder auch an naturwissenschaftlich erhobenen Daten konfrontiert ist, sieht sich außerstande, dem Material, das es zu gliedern und einzuordnen gilt, auch noch weiterreichende Aussagen über vergangene Gesellschaftsstrukturen, den Spezialisierungsgrad oder den Kenntnisstand urgeschichtlicher Metallhandwerker abzugewinnen. Dabei spielt auch die Skepsis eine Rolle, ob wir anhand der materiellen Hinterlassenschaften überhaupt begründete Aussagen über soziale oder geistig-kognitive Bereiche vergangener menschlicher Existenz treffen können. Umgekehrt können Teile der einschlägigen, als „theoretisch“ angesehenen Diskussion tatsächlich solche Zweifel nähren und lassen den Bezug zu den archäologischen Quellen vermissen. Im folgenden soll versucht werden, hier eine Brücke zu schlagen, wobei gewissermaßen mit einem Exkurs begonnen werden soll – mit der Siedlung Feudvar auf dem Titeler Plateau in der Vojvodina, aus der B. Hänsel und P. Medović (2004) unlängst der Befund einer Bronzegießerwerkstatt vorstellten. Dabei ergeben sich Anhaltspunkte zur Organisation und gesellschaftlichen Einbettung der Metallurgie, die über Feudvar hinaus überregionale Relevanz haben und den Hintergrund bilden sollen für einige Betrachtungen zur frühbronzezeitlichen Metall- urgie des nordalpinen Raums. Konkret soll die Rede sein von der Guß- und Schmiedetechnik frühbronzezeitlicher Randleistenbeile, von den Kenntnissen ihrer Erzeuger und von den Mechanismen, die im Verlauf der Frühbronzezeit zu einer Angleichung metallurgischen Wissens führten. Der Bronzegießer von Feudvar Die Werkstatt in Feudvar gehört einer mittleren Bauphase der vatinazeitlichen Besiedlung an, datiert also nach mitteleuropäischer Diktion in die entwickelte Frühbronzezeit (Reinecke Bz A2 bzw. FD III) bzw. in die mittlere Bronzezeit nach ungarischer Terminologie (Tasić 1984; Hänsel/Medović 1991; 1992; Hänsel 1996, 246 f.; Hänsel/Medović 1998; David 1998, 248ff.; Hänsel 2002, 79ff.; Hänsel/Medović 2004, 86ff.). Sie befand sich in einem ungefähr 9,5 m auf 5 m großen Haus (Abb. 1), dessen Bauweise – senkrechte Pfosten und Flechtwerk mit Lehmverstrich – sich nicht von der Umgebung unterschied und das sich in die planvolle Parzellierung der Gesamtsiedlung einfügte, die über mehrere Bauhorizonte beibehalten wurde. Einzig auffällig und ein erster Hinweis auf die besondere Funktion ist zunächst, daß beim Bau des Hauses im Norden und Süden größere Freiflächen gelassen wurden als nur die üblichen Gassen und daß dem kleineren, südlichen Raum des Gebäudes die Ostwand fehlte. Wenngleich durch eine jüngere Grube zerstört, vermuten die Ausgräber hier aufgrund einer erhaltenen, besonders tiefreichenden Brandverfärbung einen Ofen oder Herd, während in dem größeren Hauptraum eine Herdstelle, wie sie in anderen Häusern nachgewiesen wurde, gerade fehlt (Hänsel/Medović 2004, 88ff.). Auch Hinweise auf Vorratshaltung oder häusliche Tätigkeiten wie Webstuhlreste liegen nicht vor, dafür fanden sich im Bereich der Südwand des Hauses in großer Anzahl Gußformen, Gußkerne und Kernhalter (Abb. 2) – die Gerätschaften eines Bronzegießers, die ausweislich ihrer Sturzlage in unterschiedlicher Höhe an der bei Von den Schmieden der Beile Abb. 1. Feudvar, Schnitt E. Bronzegießerwerkstatt (nach: Hänsel/Medović 2004, 89 Abb. 2) 3 4 Tobias L. Kienlin Abb. 2. Feudvar, Schnitt E. Funde aus der Bronzegießerwerkstatt. a) Gußform; b) Reste zerschlagener Gußformen (cire perdue); c) Kernhalterungen; d) Reibplatte (nach: Hänsel/Medović 2004, S. 104 Abb. 7,1; S. 106 Abb. 9,17–18; S. 107 Abb. 10,1; S. 108 Abb. 11,9–10) einem Brand eingestürzten Hauswand aufbewahrt worden waren. Daß in dem offenen, südlichen Vorraum tatsächlich Metall gegossen und verarbeitet wurde, belegen ferner das Bruchstück eines Schmelztiegels mit anhaftenden Schlackenresten, Bronzepartikel, Schleifsteine und das Fragment einer Patrize. Auf die sorgfältige Instandhaltung dieses Arbeitsplatzes und eine räumliche Zonierung der Tätigkeiten verweisen die zerschlagenen Tonummantelungen für den Guß à cire perdue, die deutlich abgesetzt von der Werkstatt selbst im Bereich des südlichen Vorhofs entsorgt wurden. In dem Haus des Bronzegießers von Feudvar ist damit eine ganze Abfolge von zum Teil anspruchsvollen metallurgischen Tätigkeiten nachgewiesen, beginnend mit der Herstellung von Gußformen, die durch das Vorhandensein einer tönernen Patrize und die einheitlich hohe, über der Gefäßkeramik stehende Qualität des Tons und des Brands der Formen belegt ist (Hänsel/ Medović 2004, 91; 93). Archäologisch gar nicht erfaßt sind damit weitere, vorbereitende Arbeiten wie die Beschaffung oder Erzeugung von Holz oder Holzkohle für den Brand von Gußtiegeln, Gußformen und den Guß- Von den Schmieden der Beile vorgang selbst oder die Herstellung und Wartung weiteren, durchaus auch organischen Geräts, etwa zum Polen des Metalls, um den Tiegel zu greifen oder um beim Guß auf dem geschmolzenen Metall aufliegende Schlacke und Holzkohle zurückzuhalten. Nebeneinander wurden unterschiedliche Verfahren praktiziert – der Guß in verlorene Form und in mehrfach benutzte, zweioder mehrteilige Gußformen, wobei zur Herstellung komplizierter Gegenstände mit einem Hohlraum Kerne Anwendung fanden. Die ganze Vielfalt von Bronzeobjekten, die so hergestellt wurde, läßt sich anhand der erhaltenen, nicht vom Gießer selbst zur Unkenntlichkeit zerschlagenen (cire perdue), nach dem Brand des Hauses möglicherweise geborgenen oder durch spätere Störungen zerstörten Gußformreste wohl nur ausschnitthaft überblicken. Sicher nachgewiesen ist unter anderem die Herstellung von Kugelkopfnadeln, Dolchen, Randleistenbeilen, Tüllenbeilen und -meißeln, Messern und Sicheln – die letztgenannten Formen damit deutlich vor ihrem archäologischen Sichtbarwerden in Depotfunden (ebd. 92; 96ff.). Vergegenwärtigt man sich die lange chaîne opératoire von der Suche nach Erzvorkommen, deren Erschließung und Ausbeutung über die Aufbereitung – gegebenenfalls das Rösten – und die Verhüttung des Erzes zum Metall, das Legieren und Gießen bis hin zum fertigen Objekt (s. Ottaway 2001; Krause 2003, 258 Abb. 237), so wird deutlich, daß selbst mit einem solch exzeptionellen Befund nur ein Ausschnitt der Arbeitsschritte und der dazu erforderlichen Kenntnisse erfaßt ist. Über den Guß hinaus liegen dabei aus Feudvar immerhin Indizien vor, daß der „Gießer“ auch das Treiben von Metall beherrschte – so eine allerdings sekundär verlagerte Gußform für eine dicke Bronzescheibe, die als Rohling für Treibarbeiten bzw. für ein Gefäß gedeutet wird (Hänsel/ Medović 2004, 92f.). Und eine ganze Reihe der aufgefundenen Gußformen läßt ja nach Hänsel und Medović (ebd. 94; 98ff.) erkennen, daß das Gußprodukt noch erheblicher Bearbeitung bedurfte, um nach dem Entfernen der Gußnähte, dem Ausschmieden und Schleifen der Klingen als Lanzenspitze, Dolch oder Beil einsatzfähig zu sein. In Feudvar sind solche Tätigkeiten durch Reiboder Schleifsteine mit anhaftenden Metallpartikeln und entsprechenden Abnutzungserscheinungen direkt belegt (ebd. 100f.). Auch das Gerät zum Ausschmieden war freilich nicht aufwendig oder in besonderem Maße archäologisch auffällig und mag daher in vielen Fällen unbeobachtet bleiben. Immerhin kennen wir Hämmer, neben Unterlagsteinen und weiterem Werkzeug, aus Metallurgengräbern des Endneolithikums, dann wieder in größerer Zahl aus den jüngeren Abschnitten der Bronzezeit, und zu verweisen ist hier auch auf Tondüsen und das Aufkommen zum Teil ausgesprochen aufwendig gestalteter Ambosse (Ehrenberg 1981; Jockenhövel 1985; 1990, 226f.; Ottaway 1994, 141ff.; Bertemes/ Schmotz/Thiele 2000; Bertemes 2004a). 5 Was uns solche Werkstatt- und Werkzeugfunde allerdings nicht sagen, ist, wie genau man sich den Gußvorgang und die anschließende Bearbeitung des Rohlings vorzustellen hat, und neben der experimentellen Archäologie kann hier die Metallographie einen Schritt weiter helfen, um die Vorgehensweise und den Kenntnisstand der urgeschichtlichen Metallurgen besser zu verstehen. Auf die Methodik einer solchen lichtmikroskopischen Gefügeuntersuchung mit begleitenden Härtetests und Gehaltsanalysen (Scott 1991; Schumann 1991) sowie die Ergebnisse einer entsprechenden Studie an frühbronzezeitlichen Randleistenbeilen des nordalpinen Raums wurde bereits an anderer Stelle eingegangen (Kienlin 2004; 2005; 2006). In der gebotenen Kürze soll hier daher nur ein Teilaspekt vergegenwärtigt und diskutiert werden – die Entwicklung der Schmiedetechnik von den Beilen des Sächsischen Typs hin zu denjenigen des Typs Langquaid. Die Anfänge: Zur Herstellung der Sächsischen Randleistenbeile Randleistenbeile des Sächsischen Typs kommen über den Raum der mitteldeutschen Aunjetitzer Kultur hinaus in weiten Teilen des östlichen Mitteleuropa vor (z. B. Billig 1958; Mayer 1977; Říhovský 1992). Insgesamt konnten 75 Beile dieses Typs und verwandter Formen beprobt werden – vornehmlich aus dem südöstlichen Teil ihres Verbreitungsgebiets in der Tschechischen Republik, der Slowakei und Österreich, bis hin zu nordwestlich gelegenen Fundpunkten nahe stehender Beilformen in Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen (Abb. 3) (Kienlin im Druck a u. b)1. Die Spurenelementsignatur und das Vorhandensein von Kupfersulfid zeigen, daß es sich bei dem Kupfer dieser Beile um ein Fahlerzmetall handelt (Krause 2003, 132ff.; 189ff.). Im Gegensatz zu den Beilen des Typs Salez in Südwestdeutschland und der Ostschweiz, die typologisch und hinsichtlich ihres Kupfers eng verwandt sind, ist ein Teil der Sächsischen Randleistenbeile in allerdings sehr unterschiedlicher Höhe mit Zinn legiert (s. auch Rassmann 2005). 1 Die hier vorgestellten Daten entstammen zum Teil meiner Tübinger Dissertation (Kienlin im Druck a), zum anderen Teil handelt es sich um Gefügeuntersuchungen, die im Rahmen des Teilprojekts C1 des SFB/FK 435 an der Universität Frankfurt durchgeführt werden konnten – hierfür gilt mein besonderer Dank Prof. Dr. Jens Lüning, jetzt Köln. 6 Tobias L. Kienlin Abb. 3. Verbreitung der Randleistenbeile des Sächsischen Typs und verwandter Formen. Weißer Grund: beprobte Beile (nach: Novotná 1970; Mayer 1977; Kibbert 1980, inkl. den Varianten Halle, Carsdorf bzw. dem Typ Salez nahestehende Stücke u. Protoabsatzbeile vom Typ Bennewitz; Říhovský 1992 Gruppen III u. IV gesamt; Lenerz-de Wilde 1995; Pászthory/Mayer 1998, inkl. Form Wolnzach; Bartelheim 1998, Typen O2 u. O3 gesamt) Die Gründe des Schmiedens Zunächst sind einige allgemeine Anmerkungen zur Vorgehensweise und zu den Gründen des Ausschmiedens erforderlich. Bis auf drei Stücke weisen alle untersuchten Beile ein vollständig rekristallisiertes, weichgeglühtes Gefüge auf. Rekristallisationszwillinge zeigen, daß dem Glühprozeß eine Kaltverformung voranging (Abb. 4), und mit nur zwei Ausnahmen folgte diesem Weichglühen ein weiteres, zumeist stärkeres, abschließendes Kaltschmieden, das an einer Verformung der rekristallisierten Körner kenntlich wird (Abb. 5). Die Regel war also ein Ausschmieden in mehreren Schritten, wobei zuletzt zum Teil signifikant erhöhte Härtewerte erzielt wurden, die sogenannte Kaltverfestigung. Daß diese Materialeigenschaft erkannt wurde, zeigt schon das Weichglühen, und durch Kaltschmieden läßt sich auf diesem Wege die Haltbarkeit von Waffen oder Werkzeugen deutlich verbessern. Abzuwägen bleibt freilich, ob tatsächlich eine solche bewußte Manipulation der mechanischen Eigenschaften vorliegt oder ob das Ausschmieden – so eine andere Vermutung (z.B. v. Brunn 1949/50, 240f.) – vor allem der Formgebung diente. Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Indizien, daß das Ausschmieden nicht dazu diente, wesentliche Formmerkmale herzustellen. Ein Beispiel hierfür ist das „Auszipfeln“ der Schneidenenden bei manchen der Sächsischen Beile. Dieses Merkmal, das auf Materialverdrängung beim Ausschmieden hinzudeuten scheint (Hundt 1973, 209), korrespondiert bei einigen Stücken mit recht hohen Gesamtumformungsraten (z.B. das metallographisch untersuchte Beil in Abb. 5). Es findet sich jedoch auch bei Beilen, die nur ausgesprochen schwach überschmiedet wurden (z.B. das metallographisch untersuchte Beil Kibbert 1980, 160 Nr. 340; bei den Salezer Beilen: z.B. Sennwald-Salez). Und umgekehrt liegen auch Neyruz-Beile mit sehr hohen Umformungsraten vor, ohne daß es zu einem „Auszipfeln“ gekommen wäre. Der Guß der Beile erfolgte in aufrecht stehenden, geschlossenen Formen (Kienlin 2004, 188; ders. 2006, 110f. Abb. 10), und dabei wurden Rohlinge erzeugt, die ohne starke Umformung allein durch Abschleifen in ihre endgültige Form gebracht werden Von den Schmieden der Beile Abb. 4. Seltene Gefügeausprägungen bei den Beilen des Sächsischen Typs. Links: dendritisches Gußgefüge mit unverformten Mischkristallseigerungen und Poren; gelegentliche Gleitlinien belegen eine leichte Kaltverformung (FO: Opava-Kateřinky); rechts: vollständig rekristallisiertes Gefüge; Rekristallisationszwillinge belegen eine Verformung vor dem Weichglühen, Gleitlinien in einigen Körnern resultieren aus einem leichten abschließenden Kaltschmieden (FO: Bad Sulza) Abb. 5. Häufig auftretende Gefügeausprägungen bei den Beilen des Sächsischen Typs. Vollständig rekristallisiertes, im letzten Schmiedeschritt stark kaltverformtes Gefüge (links: rückwärtiger Probenbereich; rechts: Probenspitze/ Klinge mit stark verformten Körnern; FO: Carsdorf) 7 8 Tobias L. Kienlin konnten2. Der Formgebungswille, der hinter den unterschiedlichen Varianten der Sächsischen Randleistenbeile zu vermuten ist, muß bei der Herstellung der Gußformen verortet werden, nicht beim Ausschmieden. Zwar deutet das Weichglühen darauf hin, daß zum Teil höhere Umformungsraten angestrebt wurden als sie problemlos in einem Schritt zu erzielen waren, und zahlreiche Schneiden werden noch der Überarbeitung bedurft haben, um von Guß herrührende Unregelmäßigkeiten zu beheben. Aber das Ausschmieden ist nur zum Teil als Formgebungsoperation in Anspruch zu nehmen. Denn der formnahe Guß, die frühe Wärmebehandlung (vgl. Junk 2003, 170) und das Vorherrschen gerade im letzten Schritt stark kaltgeschmiedeter Stücke zeigen, daß das Ausschmieden der Beile vor allem durch ein Interesse an guten mechanischen Eigenschaften motiviert wurde. Man strebte bewußt eine Steigerung der Härte und der Festigkeit an. Den Abschluß des Herstellungsprozesses bildeten dann das Schleifen, um die Klinge endgültig zu schärfen, und das gründliche Polieren der gesamten Oberfläche, denn es finden sich an keinem der beprobten Stücke mehr Gußnähte, Ansätze des Gußzapfens oder Hammerspuren3. Warum Zinnbronze? Fragt man nach möglichen Vorzügen der Zinnbronze und dem Verhältnis legierter und unlegierter Stücke, so zeigt sich bei den Härtewerten, daß in einem weiten Bereich zwischen rund 150HV und 250HV Überschneidungen vorliegen (Abb. 6). Zurückzuführen ist dies auf den zum Teil recht hohen Nebenelementanteil der unlegierten Beile und den noch wenig stabilen Zinngehalt der legierten Stücke. Erst über rund 6 % Zinn wird 2 3 Besonders deutlich wird dies bei den Randleistenproben einiger Beile, die entlang der äußeren Oberfläche eine insgesamt beschränkte Umformung aufweisen, die als Überschmieden, nicht jedoch als ausgesprochene Formgebungsoperation zu interpretieren ist. Damit ist zugleich ein Nachdengeln auszuschließen, denn man müßte sonst unterstellen, daß dem erneuten Hämmern – während des Gebrauchs – ausnahmslos ein wiederholtes, aufwendiges Polieren folgte. Gegen ein Nachdengeln, das in sehr unterschiedlichen Situationen stattgefunden hätte, spricht zudem der Gefügebefund eines deutlichen Regelverhaltens (s.u.) beim Schmieden. Ein erneutes Weichglühen zum Zweck des Nachschärfens ist unwahrscheinlich, so daß als Folge eines Nachschmiedens von ungeübter Hand je nach Methode, Werkzeug und Kenntnisstand stärker schwankende und vor allem in ihrer Stärke nach oben zu weniger kontrollierte Kaltverformungsraten zu erwarten wären. Das erforderliche Nachschärfen erfolgte vielmehr durch Schleifen, das bei zahlreichen Beilen zu einer deutlichen Asymmetrie des Klingenbereichs führte, wie sie aufgrund experimenteller Arbeiten aus wiederholtem Nachschleifen resultiert (s. Kienlin/Ottaway 1998). überhaupt regelhaft eine Härte über 200HV erreicht, und einige Spitzenwerte berechtigen kaum, eine Tendenz zu Härtewerten auszumachen, die ohne Zinnbronze nicht zu erreichen gewesen wären. Ob nun infolge fehlenden Zinns oder wegen mangelnder Kenntnis der Methoden der Zinnlegierung wird sich ein Beil, das bekanntermaßen aus Zinnbronze bestand, beim Gebrauch keineswegs immer als überlegen erwiesen haben. Der systematische Grund hierfür ist, daß Fahlerzkupfer und Zinnbronze in weiten Bereichen eine ähnliche Kaltverfestigung aufweisen. Zwar können mit hochlegierter Zinnbronze im Prinzip höhere Härtewerte erzielt werden als mit dem (älteren) Arsenkupfer oder mit Fahlerzmetall. Es ist aber sehr genau in Rechnung zu stellen, welche Voraussetzungen dafür erforderlich sind und was tatsächlich der Fall ist: Denn nur ein kleiner Teil der Beile erreicht über 10 % Zinn, so daß anfänglich ohnehin kaum die Eigenschaften ausgesprochen hochlegierter Zinnbronzen die Erwartungen an diesen Werkstoff bestimmt haben dürften. Der Gefügebefund zeigt außerdem, daß die Intensität des Ausschmiedens nicht mit der Zusammensetzung variiert und daß unabhängig von dem Spurenelement- oder Zinngehalt nur sehr selten Umformungsraten über rund 45 % bis 50 % erreicht wurden. Da niedrigprozentige Bronzen, wie sie häufig auftreten, bis etwa 7 % Zinn und Umformungsraten bis rund 50 % vergleichbare Eigenschaften haben wie entsprechend hoch „verunreinigtes“ Fahlerzkupfer4, steht also zu vermuten, daß die nur graduellen Unterschiede der Verformbarkeit oder der Kaltverfestigung schlicht unbemerkt blieben5. Das Ausschmieden orientierte sich an einer deutlichen Härtesteigerung gegenüber dem weichgeglühten Zustand, nicht an der unterschiedlichen Kaltverfestigung des Metalls oder an möglichen Spitzenwerten, und bei keiner der verwendeten Kupfersorten bzw. -legierungen wird dabei – mit den gängigen Umformungsraten – Sprödigkeit zum Problem geworden sein. Die Härte war schon beträchtlich angestiegen, bevor das Material seine Schmiedbarkeit einbüßte, besonders hohe Umformungsraten spielten aus ganz pragmatischen Gründen keine Rolle. Was beide Zusammensetzungsgruppen unterscheidet ist aber die relative Häufigkeit von Stücken mit hohen Spurenelement- und Zinnanteilen, und hier liegt die schlußendliche Dominanz der Zinnbronze begründet. Die Zinnlegierung führte keineswegs zu einer sprunghaften Verbesserung der Materialeigenschaften, denn bereits mit Fahlerzkupfer konnten vergleichbare Resul4 5 Siehe Lechtman (1996, 492ff., bes. 496 Abb. 20) für Arsenkupfer und Junk (2003, 129ff.; 156 Abb. 7,26) für Kupfer-Arsen-Antimon-Legierungen (Ösenringkupfer), die der Zusammensetzung der Beile nahe kommen. Praktisch werden ohnehin weder Nebenelementgehalt noch Zinnkonzentration in ausreichendem Maße unter Kontrolle gewesen sein, um den hierfür erforderlichen Vergleich zu ermöglichen. Von den Schmieden der Beile Abb. 6. Die Härte der Beile des Sächsischen Typs und anzuschließender Stücke in Abhängigkeit von Zusammensetzung und Kaltverformung. a) unlegiert, Spurenelemente As, Sb, Ag, Ni inkl. Spuren Sn < 1 % in einigen Beilen; b) legiert, Legierungselement Sn inkl. geringerer Anteile der Spurenelemente As, Sb, Ag, Ni; EDX-Analysen 9 10 Tobias L. Kienlin tate erzielt werden. Neu war aber die Möglichkeit, durch Zugabe von Zinn in bislang unbekannter Weise einer immer größeren Anzahl von Stücken zu guten mechanischen Eigenschaften zu verhelfen und so die Abhängigkeit von Ausgangserz und Verhüttungsprozeß zu überwinden. Eher als die bessere Dosierbarkeit von Zinn oder die Materialeigenschaften der Zinnbronze an sich wird der Faktor Verfügbarkeit der Zinnlegierung zum Durchbruch verholfen haben. Auszugehen ist dabei von einem regional sehr verschieden schnellen Übernahmeprozeß, der gleichermaßen durch den Zugang zu unterschiedlichen Kupferlagerstätten und die Teilhabe an überregionalen Austauschsystemen für Zinn bestimmt wurde. Zu den Auswirkungen der Zinnbronze Von besonderem Interesse für den Zusammenhang zwischen Fertigungsstrategien und Zusammensetzung sowie für die weitere Entwicklung zu den Beilen des Typs Langquaid ist schließlich ein Vergleich der Kaltverformungsraten, die bei den mit Zinn legierten und bei den unlegierten Beilen im letzten Schmiedeschritt erzielt wurden (Abb. 7). Hier zeigt sich zunächst eine gewisse Streubreite, wie sie unter urgeschichtlichen Bedingungen auch zu erwarten ist, so bei einigen Stücken, die lediglich Gleitlinien aufweisen und nur vergleichsweise schwach ausgeschmiedet wurden. Die meisten der unlegierten Beile zeigen jedoch eine mehr oder weniger starke Kornverformung, wobei in größerer Anzahl Gefüge vorliegen, deren länglich verformte Körner eine ausgeprägt starke Kaltverformung zwischen 45 % und 50 % bzw. im Einzelfall knapp darüber belegen. Durch dieses vergleichsweise intensive Ausschmieden wurde der jeweilige Spurenelementgehalt in recht hohe Härtewerte umgesetzt. Falls Zusammensetzungsunterschiede anhand Farbe oder Herkunft des Metalls nicht zu erkennen waren, wäre aufgrund der Kaltverfestigung erst beim Ausschmieden die „Qualität“ des Ausgangsmaterials deutlich geworden. Ansonsten hätte sich bereits im Austausch eine Präferenz für spurenelementreicheres Kupfer entwickeln können. Unabhängig davon wird sich eine Wahrnehmung ergeben haben, die vorteilhafte mechanische Eigenschaften vor allem mit dem verfügbaren Ausgangsmaterial verband, weniger mit dem unumgänglichen Faktor des Ausschmiedens, dessen Auswirkungen weniger variabel erscheinen mußten – eine Materialwahrnehmung, die im nächsten Schritt Manipulationen an der Zusammensetzung nahe gelegt haben könnte. Im Vergleich zeigt sich bei den zinnlegierten Beilen, daß neben den zu erwartenden Überschneidungen mit der Verwendung der Zinnbronze tendenziell etwas niedrigere Umformungsraten einhergehen. Denn nur bei vier Stücken finden sich die länglich verformten Körner einer 45–50 %-igen Umformung, während in den meisten Fällen leicht bis mäßig stark verformte Körner vorliegen, entsprechend Umformungsraten zwischen 30 % und maximal 40–45 %. Man faßt also ein Einpendeln der Kaltverformung auf niedrigerem Niveau. Dieser Befund bedarf der Erklärung, denn aus Sicht der Materialeigenschaften, etwa der Verformbarkeit, liegen keine Gründe vor, warum nicht stärker geschmiedet werden sollte, da selbst bei den hochprozentigen Zinnbronzen noch bedeutend Spielraum nach oben gewesen wäre (vgl. Lechtman 1996, 488ff.). Er wird allerdings verständlich vor dem Hintergrund einer Tradition, die sich durch ein eher pragmatisches, nicht auf mögliche Spitzenwerte hin ausgerichtetes Überschmieden auszeichnete (s.o.). Denn in dem Maße, in dem die Erfahrung zeigte, daß bei einem als „normal“ empfundenen Ausschmieden die mechanischen Eigenschaften durch höhere Zinnzugaben effizient zu beeinflussen sind, wird auch der Anreiz für Experimente mit hohen Umformungsraten noch weiter abgenommen haben. Im Gegenteil zeigt sich ja, daß die Praxis des Legierens, also die Manipulation der mechanischen Eigenschaften über die Zusammensetzung, zum Anlaß genommen wurde, bei befriedigenden Ergebnissen den Aufwand beim Schmieden zu reduzieren. Wie bei den unlegierten Beilen zeigt sich damit in der Umsetzung der Zinnlegierung eine konzeptionelle Verknüpfung zwischen guten mechanischen Eigenschaften und dem verwendeten Metall, genauer in diesem Fall nun der Zinnkonzentration. Hinsichtlich des Ausschmiedens dagegen ist mit sinkenden Umformungsraten eher der gegenteilige Prozeß zu beobachten und kein ausgeprägter Wille zu einer weiteren Optimierung auf diesem Wege zu erkennen6. Die Stabilisierung der Schmiedetechnik beim Typ Langquaid Ihre Fortsetzung findet diese Tradition bei den Beilen des Typs Langquaid, die – in typologischer Sicht eine Weiterentwicklung und durch das eponyme Depot ein Leitfund der Stufe Bz A2 – in verschiedenen Varianten, die sich zum Teil regional abgrenzen lassen, im südund südwestdeutschen Raum, der Schweiz und Österreich weite Verbreitung fanden (Abels 1972, 34ff.; Mayer 1977, 91ff.). Während die Beile des Sächsischen Typs nur zum Teil und mit stark schwankenden Gehal6 Daß diese Reaktion auf die Zinnlegierung keine Selbstverständlichkeit darstellt, zeigen die Beile des Typs Neyruz im westalpinen Raum, bei denen die gegenteilige Entwicklung anzutreffen ist und Zinnbronzen stabilere und tendenziell höhere Kaltverformungsraten aufweisen. Anders als bei den Sächsischen Beilen beließ man es also nicht dabei, mit Zinn zu legieren, vielmehr ging die Übernahme der Zinnlegierung mit einer Intensivierung des Ausschmiedens einher (Kienlin 2004, 190). Von den Schmieden der Beile Abb. 7. Gegenüberstellung der Umformungsraten der legierten und der unlegierten Beile des Sächsischen Typs (Kaltverformung im letzten Schritt). a) unlegiert, Spurenelemente As, Sb, Ag, Ni inkl. Spuren Sn < 1 %; b) legiert, Legierungselement Sn; EDX-Analysen 11 12 Tobias L. Kienlin Abb. 8. Die Härte der Beile des Typs Langquaid in Abhängigkeit von Zusammensetzung und Kaltverformung (EDX-Analysen) ten zinnlegiert sind, setzt sich bei den Vertretern des Typs Langquaid die Legierung mit Zinn in hohen Konzentrationen um bzw. über 10 % als regelhaft durch, darunter liegende Zinngehalte sind die Ausnahme. Zugleich findet hier der Übergang zu einer anderen Kupfersorte statt, dem sogenannten ostalpinen Kupfer (Krause 2003, 199). Insgesamt konnten aus ihrem gesamten Verbreitungsgebiet 29 Beile dieser Form untersucht werden. Aufgrund des hohen Zinnanteils werden regelhaft Härtewerte erreicht (Abb. 8), die zuvor nur eine Teilgruppe der Sächsischen Beile mit höheren Spurenelement- oder Zinngehalten aufwies. Ebenso wenig wie beim Sächsischen Typ führte die Verwendung der Zinnbronze dabei aber zu bislang unerreichten Härtewerten. Zu beobachten ist statt dessen eine allgemeine Angleichung der mechanischen Eigenschaften, die jedoch nicht allein der Zusammensetzung geschuldet ist, sondern auch einer Stabilisierung der Schmiedetechnik: Denn mit nur wenigen Ausreißern liegen nun recht konstant Umformungsraten zwischen rund 35 % und maximal 45 % vor, also ein auf hohem Niveau stabiles Kaltschmieden ohne ausgesprochene Spitzenwerte (>45 %), wie sie sich schon bei den zinnlegierten Beilen des Sächsischen Typs abzeichneten. In Hinblick auf die Wahrnehmung der Beile des Typs Langquaid wird dies bedeutet haben, daß sich im Verhältnis zwischen Pro- duzent und Abnehmer oder im Austausch solcher Beile über Zwischenstufen eine größere Sicherheit einstellte und ihr Gebrauch an Selbstverständlichkeit gewann. Auf einer höheren Ebene werden sich die Erzeugung und Zirkulation, allgemein die Bedeutung des Metalls für die damalige Gesellschaft stabilisiert haben. Man faßt damit den eigentlichen Übergang zu den Metallzeiten, wobei die Zinnlegierung an sich eben nur einen Aspekt darstellt. Denn mit der Verwendung hochprozentiger Zinnbronze geht eine Vereinheitlichung der Schmiedetechnik einher, die als solche nicht als gegeben vorausgesetzt werden kann. Es liegt eine Vereinheitlichung der Umformungsraten vor, die nicht allein auf die Materialeigenschaften, etwa die Schmiedbarkeit, zurückzuführen ist (s.o.), sondern auf eine Angleichung der Vorgehensweise und ähnliche Erwartungshaltungen an die Eigenschaften der Beile. Für die Qualität der Beile des Typs Langquaid ist nicht allein ihre Zusammensetzung ausschlaggebend, sondern eine größere Stabilität der Herstellungsprozesse insgesamt, vor allem des Ausschmiedens. Über die zuvor nachweisbaren regionalen Unterschiede hinweg, die Verwendung unterschiedlicher Kupfersorten und unterschiedlichen Reaktionen auf die Zinnlegierung (Neyruz/Sächsische Beile), wird eine Vereinheitlichung frühbronzezeitlicher Metallurgie deutlich, die über den Austausch von Fertigprodukten oder Zinn hinausreicht. Sichtbar wird Von den Schmieden der Beile vielmehr eine Angleichung metallurgischen Wissens, die auf eine Intensivierung überregionaler Kommunikation und eine stärkere Teilhabe lokaler Produzenten an diesen Kommunikationsprozessen zurückzuführen ist. Der gesellschaftliche Kontext frühbronzezeitlicher Metallurgie Um diesen Befund zu verstehen, muß man den Blick von der reinen Herstellungstechnik wieder auf das Umfeld ausweiten. Man kann dazu erneut in Feudvar ansetzen – bei einer befestigten Siedlung der entwickelten Frühbronzezeit, die aus einer kleinflächigeren, dezentralen Besiedlung hervorgegangen war und von einem solchen System unbefestigter, bäuerlicher Siedlungseinheiten – wenngleich recht hoher Dichte – auch wieder abgelöst wurde (Hänsel 1996, 246ff.; Falkenstein 1998, 264ff.). Dieses „protourbane“ Zentrum wiederum kann überregional in Zusammenhang mit einer Reihe vergleichbarer Erscheinungen gesehen werden (Jockenhövel 1990; David 1998; Hänsel 2002): Von Monkodonja in Istrien (Teržan/Mihovilić/Hänsel 1998; 1999) und den Tellsiedlungen der früh- bzw. mittelbronzezeitlichen Kulturen des Karpatenbeckens (MeierArendt 1992), über die befestigten Ansiedlungen der Mad’arovce- und der Věteřov-Kultur (Vladár 1977; Točík 1982; Furmánek/Veliačik/Vladár 1999, 114ff.), die Ansätze einer Siedlungskonzentration in Form befestigter Höhensiedlungen im nordalpinen Raum und dem Bereich der Aunjetitzer Kultur (Kubach 1985; Simon 1990; David 1998, 256ff.; s. auch Krause 2005), bis hin nach Bruszczewo in Großpolen (Müller/Czebreszuk 2003; Czebreszuk/Müller 2004; Müller 2005). Alle Unterschiede des kulturellen Hintergrunds, der Anlage und der Laufzeit einmal ausgeblendet, die sich in Einzelheiten unterscheiden, meint man, hier „an der Schwelle zur Hochkultur“ zu stehen, erkennt in solchen „protourbanen“ Anlagen planerische Kompetenz und zentrale Lenkung, mithin die Entstehung sozialer Eliten, die Ansätze einer „wirkungsvolleren Herrschaftlichkeit“, gesellschaftlicher Arbeitsteilung und handwerklicher Spezialisierung7. Eine Entwicklung, die nicht unwesentlich mit dem Aufschwung der Metallurgie zusammenhänge, mit intensiviertem Austausch und handwerklicher Produktion sowie mit der Kontrolle über diese Bereiche durch eine sich ausbildende Oberschicht. Gleich ob nun als „Elite“, „Fürsten“ oder 7 Siehe hierzu – mit durchaus abweichender Schwerpunktsetzung im Detail – z. B. Vladár 1973, 288ff.; Kubach 1985, 155f.; Jockenhövel 1990, 211ff.; ders. 1994, 22ff.; Simon 1990, 308ff.; Hänsel 1996, 244f.; David 1998, 244; 251; Jockenhövel 1999, 71f.; Hänsel 2002, 79ff.; 87 ff.; Hänsel/Medović 2004, 86f.; Krause 2005, 407ff.; Gogâltan 2005, 167ff.; Gersbach 2006, 96ff. 13 „Häuptlinge“ bezeichnet, hätten die Angehörigen dieser Schicht überregionale Kontakte und Kommunikation gepflegt, ähnlichen Idealen angehangen und sich vergleichbarer Prestigegüter bzw. Statussymbole bedient, um ihren Rang und Anspruch auszudrücken (z. B. Jockenhövel 1990, 216ff.; ders. 1996, 212f.; Strahm 2002, 186ff.; Müller 2002, 277ff.; David 2002, 410ff.; Krause 2003, 257ff.; Bertemes 2004b, 152 f.). Und der oben diskutierte Befund der Beile würde sich hier einfügen, indem er eine zunehmende Standardisierung des Metallhandwerks, besonders der Schmiedetechnik, anzeigte, die auf stärkere Zentralisierung, Anbindung der Produktion und „herrschaftlichen“ Zugriff zurückzuführen wäre, insbesondere auf dem Weg der Kontrolle über den Zugang zu Zinn und die Verwendung der Zinnbronze. Nun ist unbestritten, daß eine Ansiedlung wie Feudvar zu ihrer Blütezeit „eine zentrale Funktion für einen großen, land- und jagdwirtschaftlich genutzten Bereich eingenommen hat“ (Hänsel/Medović 2004, 86) – doch war damals das übrige Plateau ja auch weitgehend siedlungsleer (Hänsel 1996, 247; Falkenstein 1998, 266ff.; David 1998, 249). Man kann also von einem veränderten Siedlungsmuster, durchaus auch von einer Konzentration, sprechen, kaum aber von der Entstehung einer ausgesprochenen Siedlungshierarchie mit Zentralsiedlung und politisch oder wirtschaftlich abhängigen Tochtersiedlungen8. Auch das planvolle Vorgehen bei der Anlage und dem wiederholten Neuaufbau der Siedlung ist nicht in Abrede zu stellen, ebenso wenig die Notwendigkeit, für die Befestigungsanlagen Arbeitskräfte zu mobilisieren und zu koordinieren (Hänsel 2002, 80; 83). Freilich begegnet all dies schon im Neolithikum – bei Erdwerken, gleich was nun ihre Funktion war (z.B. Petrasch 1990; Raetzel-Fabian 2000), oder bei jung- und endneolithischen Feuchtbodensiedlungen (z.B. Schlichtherle 1988, 109 Abb. 12), und bereits in Çatal Hüyük soll die Bevölkerung in die Tausende gegangen sein (Mellaart 1975, 99f.)9, ohne daß von Stadtwerdung und steilen gesellschaftlichen Hierarchien ausgegangen würde. Über Siedlungsgröße und zentralörtliche Funktion, Monumentalität von Befestigungsanlagen oder Gräbern, Arbeitsaufwand oder planerische Kompetenz als Indikatoren für die Entstehung bzw. die Notwendigkeit von gesellschaftlichen Füh- 8 9 Vergleiche auch Teržan/Mihovilić/Hänsel 1999, 190: Den noch ungenügenden Forschungsstand im Umfeld von Monkodonja in Rechnung gestellt, halten es die Autoren für möglich, daß solche Siedlungen ohne umgebende Dorfoder Einzelsiedlungen bzw. Gehöfte auskamen. Damit entfiele eine landwirtschaftliche Abhängigkeit vom Umfeld, die gerne als Indiz für (proto-) urbane Strukturen angeführt wird (s. David 1998, 244). In Feudvar lebten nach der Berechnung der Ausgräber bis zu 1000 Einwohner (Hänsel 1996, 247; Hänsel/Medović 2004, 87). 14 Tobias L. Kienlin rungsschichten, die Ressourcen oder Arbeitskraft kontrollierten, wird auch in bezug auf Neolithikum und Eisenzeit diskutiert (Renfrew 1973; Eggert 1988; Petrasch 2003). Man sollte die bronzezeitliche Situation im Kontext dieser Debatten sehen, nicht als historisch einzigartigen Abschnitt der europäischen Vorgeschichte. Ein ähnlicher Punkt betrifft eine weitere Einengung der interpretativen Blickrichtung: In Feudvar und Monkodonja sei es zu einem „Synoikismos“ gekommen (Hänsel 2002, 80; 85), man nimmt also einen Vergleich vor mit der antiken polis mit ihrer sehr spezifischen Gesellschaftsstruktur und Siedlungsdynamik. Dagegen ist der Wechsel zwischen räumlich konzentrierten und zerstreuten Siedlungsmustern ein in der Vorgeschichte häufig anzutreffendes Phänomen, und wenn sich in Feudvar auf Haushaltsebene eine unterschiedliche geographische Orientierung der Bewohner zu erkennen gibt (ebd. 80ff.), so ist durch nichts gesagt, daß dieses Bild nur durch den Zusammenschluß unter der „Planungshoheit“ einer Elite zustande gekommen sein kann. Man vergleiche nur die Situation auf der Aldenhovener Platte bzw. zuvor in der äLBK, wo entsprechende Unterschiede auf sehr viel niedrigerem gesellschaftlichen Organisationsniveau als Ausdruck einer auf den Hofplatz bezogenen Wirtschaftsweise bzw. als Niederschlag unterschiedlicher Abstammungsgruppen gedeutet werden (Frirdich 1994; Lüning im Druck). Die Frage ist also berechtigt, wie groß die strukturellen Unterschiede zu vorangegangenen Epochen tatsächlich waren, und natürlich berührt man damit eine Debatte über die gesellschaftlichen Auswirkungen der Metallurgie und die Sozialstruktur der Frühbronzezeit (Strahm 2002; Krause 2003, 257ff.), in der zuletzt vor allem M. Bartelheim (2002) eine zurückhaltende Minderheitsposition bezog. Diese Diskussion soll hier nicht erneut aufgerollt werden, aber vielleicht kann eine Akzentverschiebung weiterhelfen, indem man das Phänomen vom Ende her betrachtet, von dem Abbrechen der Tellsiedlungen her, dem Aussetzen befestigter Höhensiedlungen von der Slowakei bis Mitteldeutschland und der nur kurzen Lebensdauer markanter Ansätze sozialer Differenzierung, für die „Fürstengräber“ wie Helmsdorf und Leubingen stehen. Es werden hierfür Wanderungsbewegungen in Betracht gezogen, die vor allem der Früh- und Mittelbronzezeit des Karpatenbeckens ein Ende bereitet haben sollen (z.B. Mozsolics 1988, 42ff., bes. 50f.; Bóna 1992, 32ff.), klimatische Ursachen bzw. anthropogene Umwelteinflüsse, die sicher noch einer eingehenderen Würdigung bedürfen (z. B. Jockenhövel 1990, 218f.; Simon 1990, 319f.; David 1998, 260; Müller 2002, 278), oder mehr oder weniger unspezifische, systemimmanente Faktoren, die ein gesellschaftlich und ökonomisch differenziertes Leben städtischer Art auf Dauer unmöglich gemacht haben sollen (z.B. Vladár 1977, 182ff.; Hänsel 1996, 248 f.; Furmánek/Veliačik/Vladár 1999, 47ff.; 160ff.; David 1998, 255f.; 260; Hänsel 2002, 87ff.; David 2002, 413f.; Gogâltan 2005, 171ff.). Gerade die letztgenannte Erklärung weist sicher in die richtige Richtung, man kann aber auch weiter gehen und fragen, ob nicht die Instabilität dieses Gesellschaftssystems und das Verschwinden seiner wichtigsten Elemente auf einer viel grundsätzlicheren Ebene etwas über seine Verfaßtheit aussagen: Daß nämlich unsere Erwartungen zu hoch liegen, wenn wir nach städtischen oder protourbanen Strukturen suchen, nach Entsprechungen zur ägäischen Bronzezeit oder generell nach neu entstandenen, (spät-) frühbronzezeitlichen „Eliten“, „Fürsten“ oder „Häuptlingen“ – gleich was damit im einzelnen gemeint sein mag10. Statt dessen sollte man in Betracht ziehen, daß die Gesellschaften des Neolithikums bis weit in die Bronzezeit deutlich mehr verbindet als trennt. Dies betrifft vor allem die grundsätzlich agrarische Prägung und das offenbare Unvermögen, politische Geltungsansprüche von mehr als lokaler Reichweite dauerhaft durchzusetzen. Dabei ist prinzipiell unerheblich, ob „Macht“ sich im Einzelfall aus landwirtschaftlichen Ressourcen, aus der Kontrolle über Handelswege und Rohstoffvorkommen (Salz, Erz) oder aus der erfolgreichen Manipulation symbolischen Kapitals (Prestigegüter) ableitete (vgl. Bartelheim 2002, 37f.; Müller 2002, 283f.). Auch wird nicht behauptet, daß wir es mit „egalitären“ Gesellschaften zu tun haben, ohne Autorität und mit gleichem Zugriff aller auf Güter und Ressourcen, oder daß wir überhaupt immer verläßliche Aussagen über die Gesellschaftsstruktur treffen können. Letzteres zeigt sich noch in der Urnenfelderzeit sehr deutlich: Wich hier eine neue „Elite“, die kurzfristig in Wagengräbern wie Poing oder Hart a.d. Alz faßbar wird, wieder einer weniger stark gegliederten Gesellschaft (Clausing 1999, 391ff.), verlor sich die Notwendigkeit der Legitimation von Herrschaft über die Bestattungssitten oder maskierte die prinzipiell religiös zu verstehende Urnengrabsitte fortbestehende Rangunterschiede (Winghart 1999, 531f.; Sperber 1999, 645ff.)? Und entsprang der erneute Bau befestigter Höhensiedlungen, über deren Binnenstruktur wir viel zu wenig wissen, einem kollektiven Schutzbedürfnis, primär ökonomi10 Gerade big man-Systeme oder Häuptlingstümer (chiefdoms), die in diesem Zusammenhang zunehmend Eingang in die deutschsprachige Diskussion finden (Knapp 1999; 2001; Strahm 2002), weisen ethnographisch gesehen eine beträchtliche Variabilität und fließende Übergänge auf, so daß es nicht bei dem pauschalen Verweis auf einen dieser „Sozialtypen“ bleiben sollte (s. Earle 1987 und vor allem Roscoe 2000). Vor dem inflationären Gebrauch des chiefdom-Konzepts wurde im angelsächsischen Raum bereits vor geraumer Zeit gewarnt (Yoffee 1993), ebenso vor den Problemen, die der archäologische Nachweis bereiten kann (zusammenfassend: Kienlin 1999) – so etwa, wenn Erblichkeit von Führungspositionen oder bestimmte Austauschmechanismen postuliert werden. Von den Schmieden der Beile schen Umwälzungen (zentralörtliche Funktion) oder dem Repräsentationsbedürfnis einer Oberschicht? Aber es wird doch deutlich, daß von Siedlungskonzentration, geschweige denn von städtischer Lebensweise, von horizontaler oder/und vertikaler Gliederung der Gesellschaft lange Zeit nur in sehr eingeschränktem Maße die Rede sein kann, und selbst entsprechenden, schwachen Ansätzen wohl etwas Zyklisches anhaftete (s. auch Parzinger 1992, 89; Jockenhövel 1996, 214f.; Pare 1996; Kristiansen 1998, 359ff.). Denn noch in der Hallstattzeit, für die solche Fragen eingehender erörtert wurden, ist strittig, ob die Toten in den „Fürstengräbern“ mehr darstellen als die Häupter von Verwandtschaftsverbänden, deren Autorität man sich eher lokal, denn überregional vorzustellen hat (z.B. Eggert 1999; Krauße 1999; Veit 2000). Und wenn schon für diesen Zeitabschnitt „ein allzu gefestigtes System soziopolitischer Machtverteilung“ in Zweifel gezogen und die „Labilität errungener Führungspositionen“ betont wird (Schier 1998, 514; s. auch Parzinger 1992, 83ff.; Schweizer 2006, 92ff.), so fehlen in der Frühbronzezeit vollends die Indizien für dauerhafte Hierarchien, Spezialisierung und die Existenz erblich legitimierter Machtansprüche (Bartelheim 2002; Kienlin im Druck c)11. In dieses Bild fügt sich nun bei genauerem Hinsehen auch der Bronzegießer aus Feudvar, dem Hänsel und Medović (2004, 92ff.) mit guten Gründen eine „beträchtliche Arbeitskapazität“ und „beachtliche Produktivität“ bescheinigen. Als Belege sind hier etwa die große Anzahl der Gußformen und Kerne bzw. Kernhalter zu nennen, die wegen ihrer beschränkten Haltbarkeit einem eher kurzen Zeitraum angehören dürften und damit intensive Produktion belegen, das Nebeneinander unterschiedlicher Gußtechniken oder auch die Vielfalt der erzeugten, zum Teil recht komplexen Objekte. In der Tat wurden hier wohl anspruchsvolle Tätigkeiten ausgeführt, etwa der Kernguß in mehrteiliger Form, die sicher nicht nebenbei zu erlernen waren, sondern besonderer Fähigkeiten und der fortgesetzten Praxis bedurften. Die 11 Es ist durch nichts gesagt, daß wir in der Urgeschichte von einer „kontinuierlichen Steigerung der Organisationskompetenz“ (Strahm 2002, 176) auszugehen hätten oder daß umgekehrt zwischen Bronze- und Eisenzeit kein „Rückschlag“ aufgetreten sein könnte. Dennoch sollte die angesprochene Debatte zu den „Fürstengräbern“ der Hallstattzeit zur Vorsicht mahnen, daß wir weder ohne weiteres in der Lage sind, die bronzezeitliche Sozialstruktur zu bestimmen noch daß wir unbedingt mit Häuptlingstümern zu rechnen hätten. Veit (2000, 558) hat darauf hingewiesen, daß Schier (1998) eher Merkmale eines big man-Systems anführt als solche eines komplexen Häuptlingstums, und tatsächlich existiert unterhalb der Ebene ethnographisch belegter Häuptlingstümer eine ganze Vielfalt von gesellschaftlichen Organisationsformen, die ohne starke Zentralgewalt die Existenz befestigter frühbronzezeitlicher Siedlungen, gemeinschaftlichen Arbeitsaufwand, Planung etc. erklären können. Für einen neueren Versuch in diese Richtung siehe z.B. Chesson 2003. 15 Ausgräber denken deshalb an eine ausschließlich mit der Metallverarbeitung befaßte Person, einen „Spezialist[en]“ oder „ganztags ausgelastete[n] Handwerker im Sinne einer echte[n] Professionalität“ (ebd. 92; 94)12. Nun wird sich archäologisch nie klären lassen, ob hier tatsächlich jahrein, jahraus ganztags Metallurgie betrieben wurde13, während ethnographisch Schmiede gut belegt sind, die nur einen Teil ihrer Zeit oder nur saisonal als solche tätig sind und die trotz ihrer Tätigkeit auch oder vor allem im Ackerbau mit der Erzeugung aufwendiger Objekte befaßt sein können (Rowlands 1971, 212ff.; Costin 1991, 17f.; Ottaway 1994, 219f.)14. Aber es liegen durchaus weitere Indizien vor, um die Tätigkeit des Bronzegießers genauer zu bestimmen. Denn dieser Mann arbeitete alleine oder jedenfalls mit wenigen (familiären?) Helfern, da schlicht der Platz für zahlreiche Personen fehlte und die Gußformen von einer Hand gefertigt zu sein scheinen (Hänsel/Medović 2004, 93). Man hat es also schon einmal nicht mit einem ausgesprochenen workshop zu tun, in dem die unterschiedlichen Arbeitsschritte verschiedenen Personen (mit unterschiedlich weit fortgeschrittenem Kenntnisstand?) oblagen. Ob der Gießer tatsächlich über keine Metallvorräte verfügte (ebd. 94), oder ob diese nicht vielmehr aus dem Brandschutt geborgen wurden – wie sogar für unbeschädigte Gußformen angenommen wird (ebd. 12 13 14 Zur Definition der Formen handwerklicher Spezialisierung siehe Schlesier 1981 und Costin 1991. Schlesier (1981, 13ff.) schlägt vor, zwischen das allgegenwärtige „Hauswerk“ mit alters- und geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung und spezialisiertes „Berufshandwerk“ – „im Auftrag oder für ein Angebot für Handel und Markt“ – die Kategorie des „Subsistenzhandwerks“ einzuführen (s.u.). Nach Costin (1991, 8f.) sind in diesem Zusammenhang vier Parameter oder Achsen zu unterscheiden, die die Organisation der Produktion bestimmen und entlang derer unterschiedliche Grade der Spezialisierung vorliegen können: 1. die Abhängigkeit von einer Elite bzw. das Ausmaß der Kontrolle durch eine Elite (independent – attached); 2. die räumliche Anordnung bzw. Konzentration (dispersed – nucleated); 3. das Ausmaß der Produktion bzw. die Größe der Produktionseinheiten (small, kin based – factory); 4. die Intensität der Produktion (part-time – full-time). „The recovery of data associated with production does not in and of itself identify specialization.“ (Costin 1991, 20). In Hinblick auf diese Warnung befaßt sich Costin (ebd. 18ff.) mit den zahlreichen Problemen des Versuchs, selbst von gut dokumentierten archäologischen Befunden auf das Ausmaß und die Intensität handwerklicher Tätigkeiten zu schließen (v. a. ebd. 29ff.), und die zu einer Überschätzung der Komplexität der tatsächlich vorliegenden Organisationsformen führen können. In der Definition von Schlesier (1981, 16f.): „Unter Subsistenzhandwerker will ich also einen Handwerker verstehen, der im Rahmen der allgemeinen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung […] seiner Ethnie seine spezialisierte, auch auf Auftrag oder Angebot für Handel und Markt gerichtete Arbeit unter den Bedingungen der Subsistenzwirtschaft verrichtet, in der er als Individuum – nicht nur sein Ehepartner oder seine Familie – auch auf dem Nahrungssektor seinen Beitrag leistet.“ 16 Tobias L. Kienlin 92) –, sei dahingestellt. Aber selbst wenn die „Kunden“ mit ihren Wünschen zugleich das Metall an ihn herantrugen, eine ethnographisch gut belegte Möglichkeit (s. Rowlands 1971, 211f.), müssen sie nicht sämtlich einer Elite angehört haben, denn hergestellt wurde ja offenkundig eine breite Auswahl an Formen, von eher alltäglichen Werkzeugen hin zu Schmuck und vielleicht prestigeträchtigeren Waffen (Hänsel/Medović 2004, 96ff.). Der Gießer war also auch nicht als abhängiger Spezialist an eine wie auch immer geartete Autorität gebunden, und dies unterstreicht ja auch der bauliche Befund ganz nachdrücklich: Weder ist ein Bezug seiner Werkstatt zu einem „herrschaftlichen“ Viertel oder Wohnbereich zu erkennen oder eine Abgrenzung gegenüber dem „normalen“ Volk noch ist eine Elite im Grabungsbefund überhaupt direkt nachweisbar (Hänsel 2002, 80; 82f.; vgl. auch Bartík 1999, 190f.). Es fehlen also Belege für die Kontrolle einer Oberschicht über Rohmaterialien, Handwerker, ihr Wissen und ihre Produkte15. Ein gewisses Ausmaß an handwerklicher Kompetenz und Spezialisierung soll damit nicht in Abrede gestellt werden, auch nicht generell die Existenz gesellschaftlicher Rangunterschiede. Nur weist die beschriebene Form der Spezialisierung nicht zwingend auf eine gesamtgesellschaftliche Situation, die einem Gemeinwesen „städtischer Art“, einem „spezialisierte[n] zentrale[n] Siedlungsgebilde hoher Durchorganisierung“ entsprechen muß (Hänsel 1996, 248f.). Denn daß sich der Bronzegießer weder „durch Position und Art seines Hauses“ noch durch „besonderen Besitz“ von seiner Umgebung abhob, charakterisiert eben nicht nur ihn selbst – im Sinne von Hänsel und Medović (2004, 94) – als jemanden, der trotz all seiner Kompetenz „nicht als sozial gehobene Person innerhalb der Gemeinschaft“ galt. Vielmehr muß ein solcher Befund zur Vorsicht mahnen, sich „protourbane“ Strukturen auf zentraloder südosteuropäischem Boden nicht in allzu enger Anlehnung wahlweise an moderne Städte, mittelalterliche Burgen oder an die Palastkulturen der griechischägäischen Bronzezeit vorzustellen16. Denn es fehlen 15 16 Siehe hierzu – wie auf Feudvar bezogen – Costin 1991, 25: „Small-scale, independent production is often directly associated with commoner domestic architecture.“ Im Regelfall unterbleibt eine solche, direkte Gleichsetzung, da aber andererseits eine genauere Definition von „Stadt“, „Burg“, „protourban“ etc. meist unterbleibt (s. aber Hänsel 1996, 241), finden sich in den einschlägigen Ausführungen immer wieder Elemente, die erkennbar aus einem solchen, anderen Kontext auf die befestigten (Höhen-) Siedlungen oder Tells Mitteleuropas, des Karpatenbeckens und angrenzender Gebiete übertragen werden (s. hierzu auch Schweizer/Kienlin 2003) – dies, obwohl durchaus zugleich auf fehlende Belege für eine funktionale Binnengliederung, zentralörtliche Funktion oder eine herrschaftliche Oberschicht aufmerksam gemacht wird (z.B. Hänsel 1996, 244f.; Jockenhövel 1996, 210ff.; David 1998, 244; 251ff.; Hänsel 2002, 79ff.; 96f.; Krause 2005, 389f.; 407ff.). doch die Hinweise auf eine entsprechend ausgeprägte Gliederung der Gesellschaft mit Arbeitsteiligkeit und Hierarchien – und gerade in Siedlungen ist eine Binnengliederung in Herrschaftsbereich oder/und Kultzentrum mit angeschlossenem Wirtschafts- und Handwerksbereich eher Postulat als ergrabene Realität. Obgleich das Ausmaß handwerklicher Spezialisierung von vielen Faktoren abhängig ist, muß man doch davon ausgehen, daß ausschließlich mit dem Metallhandwerk beschäftigte Personen, hochgradig spezialisierte Metallhandwerker, eher in Zusammenhang mit einer stärkeren gesellschaftlichen Autorität, einer politischen Elite, zu denken sind, als sie für die europäische Bronzezeit schlüssig nachgewiesen ist (Rowlands 1971, 212 ff., 217; Ottaway 1994, 221; 226f.). Man kann in Hinblick auf Feudvar daran zweifeln, ob der Bronzegießer tatsächlich in einem Haus mit Schmelzofen, aber ohne Herd wohnte und für seine (Nahrungs-) Versorgung auf fremde Haushalte angewiesen war (Hänsel/Medović 2004, 88; 94f.), oder ob er nicht vielleicht in einem der umgebenden, „normalen“ Häuser lebte. Auch daß die Anlage des Gebäudes – der offene Vorraum und die umgebenden Freiräume – auf die ausgeübte Tätigkeit hin ausgerichtet war, könnte in diese Richtung deuten und Zweifel wecken, ob sich hier tatsächlich nur ein von außen kommender (Wander-) Handwerker auf gewisse Zeit niedergelassen hatte (ebd. 95). Selbst wenn es am Ort der Bronzegießerwerkstatt keine „lange Tradition der Handwerksausübung“ gegeben hat, sollte man von daher nicht unbedingt auf fehlende „Traditionsbildung“ insgesamt schließen (ebd. 95). Denn alle ethnographische Evidenz legt doch nahe, daß in oralen Gesellschaften der Weitergabe durch Anschauung und Nachahmung entscheidende Bedeutung für die Tradierung entsprechenden Wissens und der erforderlichen Fertigkeiten zukommt. So wird auch der Bronzegießer der niedergebrannten Werkstatt in der Grabungsfläche E nicht ohne Vorgänger und Nachfolger gewesen sein, die bei ihm lernten. Aber eine solche Situation paßt eben auch nicht bruchlos zum Bild einer durchweg arbeitsteilig organisierten, hierarchisch gegliederten „protourbanen“ Gesellschaft. Fazit und ein alternatives Modell Trägt man dem Rechnung und fragt, wie die Zinnbronze auf einem eher niedrigen gesellschaftlichen Organisationsniveau allgemeine Akzeptanz finden und sich mit den Beilen des Typs Langquaid zudem eine deutliche Stabilisierung der Schmiedetechnik einstellen konnte, so muß auf die Bedeutung von Abstammungsgruppen als grundlegende Organisationseinheit vorstaatlicher Bevölkerungsgruppen verwiesen werden. Dieser Aspekt gewann jüngst in der Neolithisierungsdebatte größeres Gewicht, indem die rasche Ausbrei- Von den Schmieden der Beile tung der LBK auf expandierende Verwandtschaftsgruppen oder lineages zurückgeführt wird (Gronenborn 1999, 181ff.; Frirdich 2005, 103ff.; Lüning 2005, 58 ff.). Er kennzeichnet freilich traditionelle, agrarisch geprägte Gesellschaften überhaupt (Helbling 2003) und in diesen gerade auch den Bereich der (handwerklichen) Güterproduktion, da für die Ausübung solcher Tätigkeiten wie die Verarbeitung von Metall die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Abstammungsgruppe eine wichtige Rolle spielt (Rowlands 1971, 217ff.; Schlesier 1981, 26ff.; Ottaway 1994, 221ff.; Gosselain 2000, 191ff.; 208ff.; Neipert 2006, 51ff.; 107ff.). Schmied wird man in einem solchen Kontext nicht, indem man wie in modernen westlichen Gesellschaften einen beliebigen Beruf ergreift, sondern durch Sozialisation in ein entsprechendes verwandtschaftliches Umfeld. Der Einzelne erlernt dabei auch nicht nur einschlägig erforderliches Wissen und praktische Fertigkeiten, sondern übernimmt die Normen und Werte einer durch gemeinsame Abstammung definierten gesellschaftlichen Teilgruppe sowie – nach außen hin – deren soziale oder rechtliche Stellung in der Gesamtgesellschaft. Da Verwandtschaft als kultureller Klassifikationsmodus eine flexible Kategorie sein kann (Helbling 2003, 148ff.), sind natürlich Fälle belegt, in denen nicht genetisch verwandte Individuen zum Beispiel gegen ein „Ausbildungsgeschenk“ Aufnahme in eine solche „Berufsgruppe“ fanden (Ottaway 1994, 222f.). Aber die grundlegende Bezugsgröße bleibt dabei eben bestehen – die Zugehörigkeit zu einer Abstammungsgruppe, gleich ob nun biologisch gegeben oder sozial „konstruiert“ (Costin 1991, 15; ders. 2000, 390). Diese Organisationsform sagt nun einerseits wenig aus über Art und Ausmaß handwerklicher Spezialisierung, soziale Stellung der in Frage stehenden Familien oder Gruppen, Mobilität oder Ortskonstanz der Produktionseinheiten, deren räumliche Verteilung und das Spektrum der erzeugten Gegenstände17. Denn es lassen sich unter dem Dach eines verwandtschaftlich organisierten modus operandi Beispiele für mehr oder weniger spezialisierte Berufshandwerker ebenso anführen wie Subsistenzhandwerker, Bindung an eine Elite oder eine Dorfgemeinschaft ebenso wie ein nur loser Kontakt zur sozialen Umwelt, gesellschaftliche Ausgrenzung ebenso wie Hochachtung, ganzjährige Mobilität einzelner Personen oder Familien ebenso wie feste Einbindung in eine Siedlungsgemeinschaft. Und zwischen den genannten Kategorien liegen wenige, klare Bezüge vor – so korreliert der Spezialisierungsgrad nicht notwendig mit dem Status des Metallhandwerkers, generelle Kompetenz und das Beherrschen unterschiedlicher Techniken sind nicht abhängig von Mobilität oder Seß17 Siehe hierzu Rowlands 1971, 215ff.; Schlesier 1981, 16 ff.; 24ff.; Costin 1991, 16ff.; Ottaway 1994, 219ff.; Costin 2000, 392ff.; Neipert 2006, 58ff. 17 haftigkeit, und auch wenig spezialisierte Handwerker, die normalerweise die ganze Breite des täglichen Bedarfs abdecken, sind imstande, komplizierte, „künstlerische“ Arbeiten durchzuführen und ausgesprochene „Prestigegüter“ zu erzeugen. Bei aller Vielfalt lassen sich andererseits aber auch Grundzüge herausarbeiten, die aus der Struktur verwandtschaftlich organisierter Gruppen resultieren und die den metallographischen Befund verständlich machen können. Unabhängig von der Frage nach dem konkreten Spezialisierungsgrad, der in urgeschichtlichen Gesellschaften mit beschränkter politischer Kontrolle eher auf dem Niveau von Subsistenzhandwerkern oder wenig spezialisierten Berufshandwerkern gelegen haben dürfte (s.o.), betrifft dies in erster Linie die Vermittlung einschlägiger Kenntnisse und Fertigkeiten. Daß hierfür in oralen Gesellschaften der unmittelbaren Anschauung und Nachahmung besondere Bedeutung zukommt, auch der mündlichen Weitergabe begleitenden, „rituellen“ Wissens etc., wurde oben bereits angesprochen (Pfaffenberger 1992, 501ff.; Rowlands 1993, 141 f.; Goody 2001; Ottaway 2001, 90ff.). Dies vollzieht sich zunächst individuell, von Generation zu Generation auf Ebene der Kernfamilie. Darüber hinaus jedoch zeichnen sich Verwandtschaftssysteme wie lineages oder Clans durch die Existenz zahlreicher weiterer Bezüge zwischen Individuen oder Kleinstgruppen aus, die teils durch (angenommene) gemeinsame Abstammung, teils durch Heiraten oder Bünde etc. zustande kommen. Neben engeren, alltäglichen Kontakten untereinander als zu Personen außerhalb der Abstammungsgruppe kann sich die Existenz solcher Strukturen bei formalisierten oder ritualisierten Anlässen äußern, etwa bei Festen oder Bestattungen, die ihrerseits Gemeinschaft weiter bestärken. Vor allem jedoch begründen sie ein allgemeines Zusammengehörigkeitsgefühl, ohne daß freilich – ein entscheidender Punkt in unserem Zusammenhang – gerade in wenig differenzierten agrarischen Gesellschaften die Mitglieder einer Abstammungsgruppe tatsächlich an einem Ort wohnen müßten. Das Gegenteil ist der Fall, und Verwandtschaft, ob nun genetisch oder nur angenommen, eröffnet hier gerade einen Kommunikationsraum und ermöglicht Interaktion über größere Distanzen, indem sie Regeln des Miteinanders vorgibt, Kooperation begünstigt und Aggression unterbinden kann (Schlesier 1981, 27ff.; Helbling 2003, 148f.; Neipert 2006, 108; Frirdich 2005, 103ff.). Unser Bild von Kontakt und Kommunikation in der Bronzezeit ist – naheliegenderweise – geprägt durch seltene oder/und ausgesprochen spektakuläre Fundstücke, die fern ihres Ursprungsgebiets aufgefunden wurden (z. B. Beiträge in Demakopoulou et al. 1999; Hänsel 1998; Meller 2004). Dies führt zu einer Konzentration auf das prestigeträchtige Objekt an sich, die Austauschmechanismen, über die es in die Ferne gelangt sein 18 Tobias L. Kienlin könnte, und im nächsten Schritt zu seinem Konsum durch „Eliten“, welcher Art auch immer, die über große Distanzen hinweg in Kontakt standen, einen ähnlichen Lebensstil pflegten und sich den Erwerb kostspieliger Objekte ferner Provenienz leisten konnten oder – ohne Zwischen-„Händler“ – über den Austausch von Prestigegütern direkt miteinander kommunizierten (z.B. Hänsel 2002, 89f.; 96 f.; David 2002, 410ff., bes. 415). Alternativ werden auch Wanderhandwerker in Betracht gezogen, die im Auftrag fremder Herren exotische Objekte produzierten und auf der Durchreise neue Techniken vermittelten. Die Ethnographie legt hier nahe, daß wandernde Handwerker weit außerhalb eines Radius seßhafter Gruppen, zu denen sie über etablierte soziale Kontakte verfügten, eine Seltenheit sein dürften (Rowlands 1971, 214f.; Ottaway 1994, 219; Neipert 2006, 75ff.; 111f.). Ob dies auch für die Urgeschichte zutrifft und mit wie häufiger oder wie weitreichender, individueller Mobilität wir tatsächlich zu rechnen haben, werden in Zukunft vielleicht vermehrte Isotopenuntersuchungen zeigen (z.B. Price et al. 2004). Nach der vorangegangenen Diskussion ist freilich auch ohne weit wandernde Handwerker und deutlich unterhalb der Ebene des Elitenaustauschs mit intensiver Kommunikation zu rechnen. Und zwar nicht auf seiten der Konsumenten seltener Güter oder durch Händler, sondern getragen von einer im Kern seßhaften oder im kleineren Radius mobilen Bevölkerungsgruppe, die mit dem Guß und der weiteren Verarbeitung von Metallobjekten vertraut war – seien es nun Berufs- oder wahrscheinlicher Subsistenzhandwerker. Nicht notwendig über oder unter der restlichen Bevölkerung oder überhaupt in allen Regionen von gleichem Status, aber jedenfalls durch ihr Tun und ihre (rituellen) Kenntnisse in gewisser Distanz zu ihrer sozialen Umwelt, werden sich in dieser Gruppe die Verwandtschaftssysteme entwickelt haben, entlang derer in vielen kleinen Schritten permanent Wissen ausgetauscht wurde und Neuerungen Verbreitung fanden (Rowlands 1971, 216; 218; Ottaway 1994, 222ff.). Der mündlichen Tradierung haftet ein konservatives Moment an, auch ein solches des erratischen Wandels durch „falsche“ Überlieferung. Als Ganzes freilich entwickelte sich auf dieser Grundlage ein Kommunikationssystem, in dem sich das Wissen um die Legierung mit Zinn, das Legierungselement Zinn selbst und schließlich eine allgemein anerkannte Vorgehensweise des Umgangs mit der Zinnbronze ausbreiteten und stabilisieren konnten. 14C-Daten zeigen, daß hierfür ein recht langer Zeitraum zur Verfügung stand, die „lange“ Chronologie der Frühbronzezeit unterstützt indirekt ein Modell der dezentralen, nicht von einer Oberschicht forcierten Ausbreitung metallurgischen Wissens. Zwar sollen Kompetenz und Fertigkeit der Produzenten mit dem Grad ihrer Spezialisierung korrelieren und deshalb eine bessere Kontrolle über die Produktion auf zunehmende Spezialisierung hindeuten (Costin 1991, 39ff.). Doch sollte dies nicht zu falschen Schlußfolgerungen verleiten, denn Erfahrung und nachgerade eine Standardisierung der Erzeugnisse kennzeichnet schon zahlreiche „Technokomplexe“ der Alt- und Mittelsteinzeit (Silices) und die Kulturgruppen des Neolithikums (Keramik), ohne daß mit ausgesprochenen Spezialisten zu rechnen wäre, die nur mit Silexverarbeitung oder Keramikherstellung beschäftigt waren. Daß der Umgang mit der Zinnbronze anfangs Experimente und ein Hinzulernen erforderte, liegt auf der Hand, und man kann dies – mit Costin (s.o.) – auch als beschränkte Kontrolle über den Herstellungsprozeß begreifen. Eher jedoch handelt es sich um ein typisches Merkmal einer Umbruch- oder Experimentierphase, und die sich anschließende Stabilisierung verweist nicht auf ein Mehr an handwerklicher Spezialisierung, sondern auf eine erneute Angleichung metallurgischen Wissens auf gleich bleibendem Organisationsniveau. Denn auch die frühbronzezeitliche Metallurgie blickte schon auf einen langen neolithischen Vorlauf zurück, und hohe Kompetenz, nur anderer Art als bei der Zinnbronzemetallurgie, lag auch bereits der Erzeugung von Objekten aus unlegiertem Fahlerzkupfer zugrunde, am deutlichsten wird dies bei den Salezer Beilen (Kienlin 2006). Getragen wurde diese Entwicklung, so die ethnographisch nahe liegende These, von Individuen und gesellschaftlichen Segmenten, die einander trotz räumlicher Distanz als verwandt begreifen und auf dieser Grundlage kooperieren konnten. Dies geschah nicht notwendigerweise mit dem individuellen Vorsatz, hergebrachtes Wissen oder tradierte Praktiken weiterzuentwickeln, aber mit eben diesem Resultat. Literaturverzeichnis Abels 1972: B.-U. Abels, Die Randleistenbeile in Baden-Württemberg, dem Elsaß, der Franche Comté und der Schweiz. PBF IX 4 (München 1972). Bartelheim 1998: M. 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