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Low-Code/No-Code: Citizen Developers and the Surprising Future of Business Applications
ISBN 979-8-985-81473‑6, Paperback, Racket Publishing, Gilbert, 2022, 246 S., 24,08 €
ISBN 979-8-985-81474‑3, eBook
In seinem Werk „Low-Code/No-Code: Citizen Developers and the Surprising Future of Business Applications“ widmet sich Phil Simon, Autor zahlreicher Sachbücher über Informationstechnologie im Arbeitsplatzumfeld, einem aktuellen und zunehmend relevanten Thema der Wirtschaftsinformatik. Das Buch, erschienen im vom Autor selbst gegründeten Verlag „Racket Publishing“, richtet sich primär an Führungskräfte und Entscheidungsträger ohne tiefgreifende IT-Expertise.
In zwölf Kapiteln behandelt Simon die Thematik der Low-Code/No-Code (LCNC)-Entwicklung und des Citizen Developments. Der Autor strukturiert sein Werk in drei Hauptteile. Zunächst werden die aktuellen Herausforderungen von Anwendungsentwicklung im Unternehmenskontext dargelegt. Anschließend wird LCNC als potenzieller Lösungsansatz präsentiert. Abschließend werden Implementierungsstrategien für LCNC in Unternehmen erörtert.
Im ersten Kapitel erfolgt eine Darstellung der gegenwärtigen Problematiken im Kontext der IT-Unterstützung von Unternehmen. Als besonders relevant erachtet der Autor den Fachkräftemangel sowie die damit einhergehenden Ressourcenengpässe, welche dazu führen, dass die Wünsche der Fachabteilungen durch die IT-Funktion im Unternehmen häufig nicht erfüllt werden können. Der Autor legt dar, dass diese Engpässe bei vielen Unternehmen zur Entstehung von Schatten-IT beitragen, was wiederum zu weiteren Komplikationen führt. Er präsentiert LCNC als vielversprechende Lösung für diese Probleme, da es Unternehmen ermöglicht, trotz begrenzter Ressourcen flexibel auf Anforderungen zu reagieren. Dabei stützt er seine Argumentation durch zahlreiche empirische Belege.
Das zweite Kapitel bietet eine prägnante Übersicht über die grundlegenden Konzepte betrieblicher Anwendungssysteme. Simon erläutert zunächst die Unterscheidung zwischen horizontalen und vertikalen Anwendungen. Anschließend widmet er sich den verschiedenen Ansätzen zur Anwendungserstellung, darunter die Greenfield-Entwicklung, die Verwendung von Commercial-Off-The-Shelf-Produkten mit Customizing sowie Cloud-Lösungen. In diesem Kontext stellt er LCNC als eine innovative Technologie vor, die Unternehmen neue Möglichkeiten eröffnet, Anwendungen schnell und effizient zu entwickeln.
Im dritten Kapitel erfolgt eine historische Einordnung von LCNC. Simon vertritt die These, dass es sich dabei nicht um eine Revolution, sondern eine Weiterentwicklung bestehender Technologien handelt. Er betont die Vorzüge heutiger LCNC-Anwendungen bzw. -Plattformen gegenüber früheren Lösungen, insbesondere hinsichtlich Interoperabilität, Erweiterbarkeit, Kosteneffizienz und der Möglichkeit der Nutzung durch Nicht-IT-Personal.
Das vierte Kapitel widmet sich der aktuellen Marktsituation für LCNC-Technologien. Simon präsentiert einen Überblick über die verschiedenen Anbieter und zeigt auf, dass Unternehmen erhebliche Summen in diese Technologien investieren. Allerdings erscheint die Darstellung an manchen Stellen etwas unsystematisch, und wichtige Plattformen wie Mendix oder OutSystems werden unzureichend erwähnt. Stattdessen liegt der Fokus eher auf spezifischen Anwendungen mit LCNC-Funktionalität, was den Eindruck erweckt, dass der Marktüberblick unvollständig ist. Das Erscheinungsdatum des Buches könnte ebenfalls die Validität dieses Kapitels beeinträchtigen.
In Kapitel fünf präsentiert Simon das Konzept des „Citizen Developers“. Hierbei handelt es sich um Mitarbeitende, die ohne tiefgehende IT-Kenntnisse Anwendungen entwickeln können. Empirische Daten belegen, dass diese Form der Anwendungsentwicklung in der Industrie weit verbreitet ist und vor allem jüngere Mitarbeitende eine hohe Affinität dazu aufweisen. Der Autor führt weiter aus, dass sich Citizen Developer durch tiefes Domänenwissen auszeichnen und in der Lage sind, spezifische Geschäftsanforderungen eigenständig umzusetzen.
Im sechsten Kapitel präsentiert Simon Argumente, die darauf hindeuten, dass LCNC und das Citizen-Developer-Phänomen als Sprunginnovation betrachtet werden können. Er betont die vielfältigen Vorteile, die LCNC mit sich bringt, darunter die Entlastung der IT-Abteilungen und die verbesserte Unterstützung der Fachabteilungen. Dies ermöglicht eine bessere Passgenauigkeit der Lösungen, da die Fachabteilungen dadurch ihre eigenen Anforderungen besser umsetzen können.
Im siebten Kapitel werden vier Fallstudien präsentiert, welche die Vorzüge von LCNC-Technologien veranschaulichen sollen. Die Fallstudie der Stadt Rotterdam ist insofern bemerkenswert, als dass sie die erfolgreiche Implementierung der LCNC-Plattform „Mendix“ in großem Stil beschreibt. Eine weitere Fallstudie thematisiert die Nutzung der NC-Plattform „Bubble“ zur Erstellung eines Vertriebsmanagementsystems. Eine dritte Fallstudie präsentiert die Erweiterung von Dynamics 365 auf Basis von Microsoft Power Apps in einem US-amerikanischen Unternehmen. Die vierte Fallstudie demonstriert, wie ein kleines Partyverleihunternehmen mithilfe der NC-Plattform „AirTable“ seine operativen Prozesse erstmalig digitalisiert hat.
Im achten Kapitel erfolgt eine Erläuterung verschiedener Vendor-Management-Strategien im Kontext von LCNC-Anbietern, wie beispielsweise Single Vendor oder Best-of-Breed. Obwohl eine Darstellung der jeweiligen Vor- und Nachteile erfolgt, bleibt diese eher deskriptiv und wenig handlungsleitend.
In Kapitel neun erfolgt eine Darlegung potenzieller Bewertungs- und Auswahlkriterien für LCNC-Plattformen bzw. -Tools. Diese umfassen unter anderem die Übereinstimmung mit der betrieblichen IT-(Architektur‑)Strategie, finanzielle Überlegungen, Interoperabilität und Datenmanagement. Obwohl die Kriterien eher intuitiv anmuten und auch nicht nachvollziehbar erarbeitet sind, sondern etwas willkürlich erscheinen, können sie eine erste Grundlage für die Bewertung von LCNC-Plattformen darstellen und somit dem Praktiker als Orientierung dienen.
Im zehnten Kapitel legt Simon dar, dass ein strukturiertes Vorgehen bei der Anwendungsentwicklung, auch bei der Nutzung von LCNC, von essentieller Bedeutung ist, was sich mit aktuellen Forschungsergebnissen deckt. Er erläutert den Software Development Life Cycle (SDLC) und gibt praktische Hinweise, die insbesondere für Leser ohne tiefgehende IT-Kenntnisse von Nutzen sind, um ein Verständnis dafür zu entwickeln, dass die Themenbereiche Anwendungsentwicklung, -betrieb und -wartung von beträchtlicher Komplexität sind.
Im elften Kapitel erfolgt eine Präsentation von Fragen, welche im Kontext von Citizen Development und LCNC-Entwicklung häufig auftreten. Das Kapitel ist insbesondere für Leserinnen und Leser auf Managementebene ohne technisches Hintergrundwissen von Nutzen, da es grundlegende Fragen und Vorbehalte prägnant beantwortet.
Das zwölfte und letzte Kapitel thematisiert das Change Management und betont die Notwendigkeit einer bewussten und geplanten Einführung neuer Informationstechnologien in Unternehmen. Dies wird anhand von Fallvignetten veranschaulicht. Simon erörtert, wie Widerstände überwunden werden können und welche Maßnahmen für eine erfolgreiche Implementierung erforderlich sind.
Der Stil des Buches ist leicht nachvollziehbar und verständlich, wenngleich teilweise trivial und plakativ. Die Darstellungen sind im Wesentlichen korrekt, jedoch sehr vereinfachend. Redaktionelle Mängel sind ebenfalls zu vermerken. Dazu zählen fehlende Abbildungen zu Textverweisen, nicht vorhandene Legenden in Schaubildern sowie die Tendenz des Autors, jeden Sachverhalt mit bzw. in einem Koordinatensystem darstellen zu wollen, auch wenn dies inhaltlich unpassend erscheint. Des Weiteren ist eine begriffliche Unschärfe festzustellen, insbesondere in der Unterscheidung zwischen LCNC-Funktionalitäten in bestehenden Anwendungen und dezidierten LCNC-Plattformen.
Das Buch bietet einen schnellen und einfachen Zugang zu den Grundlagen von LCNC und Citizen Development. Es eignet sich besonders für Führungskräfte, die einen ersten Einblick in die Thematik suchen. Für Fachexpertinnen und -experten hingegen bietet es wenig Neues und könnte in seiner Tiefe als unzureichend empfunden werden. Vor dem Hintergrund der Zielgruppe ist das Buch jedoch als sehr geeignet einzuschätzen, um z. B. dem Management einen kompakten Überblick über LCNC zu vermitteln. Es ist derzeit nur in englischer Sprache verfügbar.
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Westner, M. „Low-Code/No-Code: Citizen Developers and the Surprising Future of Business Applications“. HMD 61, 1369–1372 (2024). https://doi.org/10.1365/s40702-024-01106-y
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