Aquila, Kaspar
- Lebensdaten
- 1488 – 1560
- Geburtsort
- Augsburg
- Sterbeort
- Saalfeld
- Beruf/Funktion
- lutherischer Theologe ; erster lutherischer Superintendent in Saalfeld ; Evangelischer Theologe ; Superintendent
- Konfession
- mehrkonfessionell
- Normdaten
- GND: 118649914 | OGND | VIAF: 89580877
- Namensvarianten
-
- Adler, Kaspar (eigentlich)
- Aquila, Kaspar
- Adler, Kaspar (eigentlich)
- adler, kaspar
- Adeler, Caspar
- Adler, Caspar
- Adler, Johann Kaspar
- Aquila, Caspar
- Azarias, Carolus
- Adler, Caspar (eigentlich)
- Adeler, Kaspar
- Adler, Johann Caspar
- Azarias, Karolus
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Aquila (eigentlich Adler), Kaspar
lutherischer Theologe, * 7.8.1488 Augsburg, † 12.11.1560 Saalfeld.
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Genealogie
V Leonhard Aquila, Stadtsyndikus in Augsburg;
M Kunigunde Zeller;
⚭ T des Amtsschössers Kuhn in Saalfeld;
S →David Aquila (1540–1614), Superintendent in Saalfeld, Hosea Aquila (1543–77), Prediger in Camsdorf bei Saalfeld, Zacharias Aquila (* 1544), Prediger in Blankenburg (Thüringen), Johannes Aquila (1547–1628), Prediger in Obernitz/Saale; Nachkomme →Christoph August Heumann (1681–1763). -
Biographie
Nach Besuch der höheren Schule in Ulm und einer Studienreise nach Italien, auf der A. mit Erasmus bekannt wurde, war er von 1514 ab kurze Zeit Prediger in Rom. Nach einjährigem Studienaufenthalt in Leipzig wurde er Feldprediger Franz von Sickingens und war 1516 Prediger in Jengen bei Augsburg. A. stritt trotz mehrfacher Verwarnung durch seinen vorgesetzten Bischof →Christoph von Stadion in Wort und Schrift als begeisterter Lutheranhänger gegen die katholische Kirche, so daß ihn der Bischof nach Dilllingen ins Gefängnis bringen ließ. Auf Verwendung Isabellas von Dänemark, der Schwester Karls V., wurde er freigelassen und ging 1520 nach Wittenberg. 1521 wurde er Lehrer der beiden Söhne Sickingens auf der Ebernburg und entkam von dort während der Belagerung nach abenteuerlichen Schicksalen. 1524 wurde A. Schloßprediger in Wittenberg, 1527 erhielt er eine Berufung nach Saalfeld, wurde dort 1528 Superintendent und nahm 1530 am Reichstag zu Augsburg teil. - Im Kampfe gegen das Interim gab er 1548 „Christlich Bedenken auf das Interim“ heraus. Der darüber empörte Kaiser setzte auf den Kopf A.s 5000 Gulden Belohnung. Nach längerem geheimem Aufenthalt bei der Gräfin Katharina von Schwarzburg-Rudolstadt wurde A. 1550 Dekan an der Stiftskirche zu Schmalkalden und beteiligte sich am osiandrischen Streit. Nach Rückkehr Johann Friedrichs des Großmütigen wurde er wieder als Prediger in Saalfeld eingesetzt. - A. war einer der bedeutendsten Mitarbeiter Luthers bei der Bibelübersetzung. Luther selbst sagt über ihn: „Wenn die Bibel verloren würde, so wollte ich sie wieder bei A. finden!“
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Werke
Weitere W Christl. Erklärung d. kleinen Katechismus, Augsburg 1538; Kurze, aber zu unserer Seligkeit höchst nötige Fragstücke d. ganzen christl. Lehre, 1547 (im Sinne d. Antinomisten); Katechismus, in: J. M. Reu, Qu. z. Gesch. d. kirchl. Unterrichts in d. ev. Kirche Dtld.s 1530 bis 1600, I, 2, 1, 1904, S. 51 ff., I, 2, 2, 1904, S. 173 ff.;
Unterweisung f. d. jungen Priester (ungedr.), Auszug in: Archiv f. Ref.gesch., Bd. 22, 1925, S. 10 ff.;
2 Schreiben C. A.s an d. Rat d. Stadt Augsburg, in: F. Roth, Augsburger Ref.gesch. I, ²1901, S. 152 ff.;
s.a. F.W.Strieder, Grundlagen z. einer Hess. Gelehrten- u. Schriftstellepgesch. I, Göttingen 1781, S. 96;
Jöcher-Adelung I, 1784, S. 991;
Schottenloher I, S. 25, V, S. 12. -
Literatur
ADB I; K. Knoke, Die katechet. Gottesdienste u. katechet. Predigten d. K. A., in: Mschr. f. Gottesdienst u. kirchl. Kunst, Bd. 9, 1904, S. 83-87; M. Saupe, in: Thüring. Kirchl. Jb. 17, 1912, S. 23 f., 19, 1914, S. 20 ff.;
W. Dersch, A.s Zuflucht in Henneberg, in: Archiv f. Ref.gesch., Bd. 22, 1925, S. 1-38;
G. Biundo, K. A., theol. Diss. Heidelberg 1941;
ders., A. u. d. Interim, in: Theolog. Lit.-Ztg. 74, 1949, S. 587-92 (mit Ber. üb. 2 ungedr. Traktate A.s v. J. 1549, nach Hs. im Staatsarchiv | Königsberg); RGG; PRE; zur Genealogie: Schrr. d. Ver. f. schleswig-holstein. Kirdiengesch., II. Reihe, V, 2, 1911, S. 214 ff. -
Autor/in
Wilhelm Schiele -
Zitierweise
Schiele, Wilhelm, "Aquila, Kaspar" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 332-333 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118649914.html#ndbcontent
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Aquila, Kaspar
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Biographie
Aquila: Kaspar A., eigentlich Adler, evangel. Theologe, geb. 7. Aug. 1488 zu Augsburg, † 12. Nov. 1560 zu Saalfeld. Er erhielt von seinem Vater, welcher Stadtsyndicus zu Augsburg war, eine gute Erziehung, kam 1502 auf die Schule nach Ulm und besuchte später nach damaliger Sitte Italien, um seine Studien fortzusetzen. In Rom hielt er sich einige Zeit auf und machte da die Bekanntschaft des Erasmus, erhielt sogar eine Predigerstelle (1514). Doch gab er dieselbe bald wieder auf und besuchte die damals blühende Universität Leipzig. Nach einjährigem Aufenthalte dort ernannte ihn Franz von Sickingen zu seinem Feldprediger, aber schon im J. 1516 wurde er Prediger zu Jengen bei Augsburg. Das Auftreten Luther's begeisterte ihn so, daß er mündlich und schriftlich gegen die Mißbräuche der katholischen Kirche eiferte. Da er den Ermtahnungen und Warnungen seines Vorgesetzten, des Bischofs Christoph von Stadion zu Augsburg, kein Gehör gab, ließ ihn dieser in ein unterirdisches Gefängniß nach Dillingen bringen. Hier hatte er viel Jammer und Elend auszustehen, bis die Bewohner von Augsburg die Schwester Kaiser Karl's V., Isabella, Gemahlin Königs Christian II. von Dänemark, baten, sich beim Bischofe für dessen Befreiung zu verwenden. Aquila ging nach seiner Befreiung im J. 1520 nach Wittenberg, wurde 1521 Magister und Lehrer der beiden Söhne Franz von Sickingens auf der Ebersburg. Hier kam er bei der Belagerung der Burg durch die Kurfürsten von Trier, Pfalz und Hessen in große Gefahr. Die Soldaten brachten dem A. die erste vom Feinde hereingeschossene Stückkugel, um sie zu taufen, weil sie den Glauben hatten, der Ort könne dann nicht erobert werden. A. wies das Ansinnen zurück, und da er sich auch durch Drohungen dazu nicht bewegen ließ, steckten sie ihn in einen mit Pulver gefüllten Feuermörser, um ihn über die Mauer hinauszuschießen. Zum Glück zündete|das Pulver nicht, und man zog A. wieder heraus und ließ ihn laufen. 1524 wurde er kurfürstlicher Schloßprediger, ging dann 1527 auf Luthers Empfehlung als Prediger nach Saalfeld und wurde 1528 Superintendent. 1530 besuchte er den Reichstag zu Augsburg, wo ihn sein ehemaliger Gegner, der Bischof Christoph von Stadion, sehr freundlich empfing. Gegen das Interim trat A. 1548 mit großer Entschiedenheit auf, und schrieb dagegen: „Christlich Bedenken auf das Interim“ (1548 und 1549). Er zog sich dadurch die Ungnade des Kaisers in so hohem Maße zu, daß der letztere demjenigen, der den A. todt oder lebendig einliefern würde, 5000 Gulden zusicherte. Die Gräfin Katharina von Schwarzburg-Rudolstadt, Wittwe des Grafen Heinrich XXXVII. nahm sich seiner an und verbarg ihn anfangs auf dem Schlosse zu Rudolstadt, dann zu Unter-Maßfeld bei Meiningen. Später wurde er nach Schmalkalden gebracht, wo er 1550 Dekan an der Stiftskirche wurde. In den Osiandrischen Streitigkeiten trat er gegen Osiander auf. Nach der Rückkehr des Kurfürsten Johann Friedrich des Großmüthigen aus kaiserlicher Gefangenschaft (1552) wurde er von diesem wieder in sein voriges Amt nach Saalfeld berufen. Von nun an verlebte er den Rest seines Lebens in Ruhe.
A. war zweimal verheirathet. Seine 4 Söhne, welche ihn überlebten, waren: David, geb. 1540, † 1614 als Superintendent zu Saalfeld; Hoseas, geb. 1543, † an der Pest 1577 als Prediger zu Camsdorf bei Saalfeld; Zacharias, geb. 1544, † als Prediger zu Blankenburg im Schwarzburgischen; und Johannes, geb. 1547, † 1628 als Prediger zu Obernitz an der Saale. Die Namen dieser Söhne hatte er nach den biblischen Büchern, welche er zur Zeit der Geburt der einzelnen gerade erklärte, gewählt. Luther in seinen Briefen an A. sagt daher in der Regel am Schlusse: „Saluta matrem prophetarum“. Unter seinen zahlreichen Schriften sind vor Allem zu nennen: „Christliche Erklärung des kleinen Katechismus“, (1538), und „Kurze, aber zu unserer Seligkeit höchst nöthige Fragstücke der ganzen christlichen Lehre“ (1547). Uebrigens war er einer der thätigsten Gehülfen Luther's bei der deutschen Bibelübersetzung. Luther selbst hat geäußert: „Wenn die Bibel verloren würde, so wollte ich sie wieder bei Aquila finden.“
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Literatur
Biographien Aquila's von Johann Avenarius (1718), Johann Gottlieb Hillinger (1731), Christian Schlegel (1737), Wilhelm Friedr. Aug. Gensler (1816), Schriftenverzeichniß in F. W. Strieder's hess. Gel.- u. Schriftstellergesch. I. 109.
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Autor/in
Beck. -
Zitierweise
Beck, August, "Aquila, Kaspar" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 509-510 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118649914.html#adbcontent