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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 38/​39.1923/​1924(1924)

DOI Artikel:
Waldhauer, Oskar: Zur lakonischen Keramik
DOI Artikel:
Lehmann, Karl: Libon und Phidias
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44819#0049
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Karl Lehmann-Hartleben, Libon und Phidias.

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des gestürzten Kentauren, am Körper und an den Armen der Komasten. In diesen
Fällen liegt offenbar ein Versuch vor, die Schattenwirkung wiederzugeben. Diese
Vase ist überhaupt reich an naturalistischen Details: das müde Pferd des Troilos,
besonders aber die kühne Verkürzung des gestürzten Kentauren, der offenbar, wie die
Richtung der Haare beweist, in Rückenansicht gezeichnet ist. Naturalistische Details
finden sich ferner an dem Vogel der Vatikanischen Schale, am Hasen der Schale im
Louvre E 669 u. a. m. Wir müssen in diesen Zügen die Anfänge eines malerischen
Stils sehen. Ähnliche Schattierungsversuche sehen wir auf samischen Vasen x).
Es fragt sich nun, ob dieser Stil eine selbständige Erfindung jonischer Kunst ist.
Ich glaube auch hier auf Ägypten hinweisen zu müssen. Auf ägyptischen Miniaturen
findet sich eine ähnliche Angabe der Federn der Falken* * 3 4), reiches Helldunkel an den
durchscheinenden Gewändern der Frauen 3). Diese Kunst hat auch stark auf Samos
gewirkt. Besonders bezeichnend ist die von Böhlau gefundene Schale 4), zu der sich
eine genaue Parallele im Papyrus Ani findet 5). Haben nun samische Künstler direkt
in Ägypten ihre Studien gemacht, und ihre Zeichnungen lakonischen Meistern als
Vorbilder gedient, oder sind ägyptische Handschriften im Gebiet des Mittelmeeres
verbreitet gewesen, jedenfalls haben wir auch in den Zeichnungen sowohl samischer
als auch lakonischer Vasen deutliche Spuren unmittelbaren ägyptischen Einflusses
zu erblicken. Es ist demnach nicht nur ägyptischer Schematismus, sondern auch
ägyptischer Realismus von griechischen Meistern übernommen und verarbeitet
worden.
St. Petersburg. Oskar Waldhauer.

LIBON UND PHIDIAS.
Die Einteilung des Innern der Cella des olympischen Zeustempels hat seit der
Freilegung des Gebäudes durch die deutschen Ausgrabungen mit Recht besondere
Beachtung gefunden. Ist sie doch das einzige, unmittelbar auf uns Nachgeborene
wirkende Zeugnis vom Eindruck des vielgepriesenen Goldelfenbeinbildes des Phidias.
Mit Rücksicht auf dies hat denn auch Wilhelm Dörpfeld in der großen Publikation
der Ausgrabungsergebnisse das Erhaltene gedeutet6), und es ist ihm gelungen, den
Zustand nach der Aufstellung des Kultbildes sicher zu rekonstruieren. Auf der Grund-
lage, die er uns gegeben hat, weiterzubauen, noch vorhandene Schwierigkeiten auf-
zuklären, ist eine Verpflichtung, die sich aus der Dankbarkeit ergibt, welche unlängst

’) Vgl. meine Bemerkungen zum Komasten auf
dem Askos Chanenko.
2) Brit. Mus. The Book of the dead. Papyrus Ani
T.7. Vgl. T. 31.
3) Ebenda auf verschiedenen Tafeln.
4) Nekropolen T. XI.

5) Papyrus Ani T. 16. Über ägyptische Elemente
vgl. Puchstein und Studniczka a. a. 0.; zu be-
merken ist auch, daß die sitzende bärtige Gestalt
der Schale offenbar auf einen Osiristypus zurück-
geht, vgl. Papyrus Ani T. 4.
6) Olympia, Ergebnisse II 11 ff. und Plan Tafel X..
 
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