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Selbstbewusstsein

Selbstbewusstsein

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Sẹlbst|be|wusst|sein 〈n.; -s; unz.〉
1. 〈Philos.〉 das Wissen von sich selbst als denkendem, fühlendem Wesen
2. 〈allg.〉 Überzeugung vom eigenen Wert u. Können
● ein ausgeprägtes, starkes, nur schwachentwickeltes \Selbstbewusstsein haben; jmds. \Selbstbewusstsein stärken

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Sẹlbst|be|wusst|sein, das:
a) (Philos.) Bewusstsein (des Menschen) von sich selbst als denkendem Wesen;
b) das Überzeugtsein von seinen Fähigkeiten, von seinem Wert als Person, das sich bes. in selbstsicherem Auftreten ausdrückt:
ein ausgeprägtes S. haben;
etw. stärkt jmds. S.

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I
Selbstbewusstsein,
 
1) das kognitiv und emotional wirksame Bewusstsein des Menschen von der Einheit, Kontinuität und Identität der eigenen Person in den unterschiedlichen Prozessen des Wahrnehmens, Denkens, Fühlens, ungeachtet eigener, situativer und Umweltveränderungen (Störung des Selbstbewusstseins: Depersonalisation); 2) die emotionale und kognitive Überzeugung vom positiven eigenen Wert (Selbstwertgefühl; Gegensatz: Minderwertigkeitskomplex). Das Selbstbewusstsein steht in enger Wechselwirkung mit der Wertschätzung durch die soziale Umwelt und wichtige Bezugspersonen. Diese Wechselwirkung wird in der Verhaltenstherapie genutzt, um bei mangelndem Selbstbewusstsein durch neu gelerntes »selbstbewussteres«, d. h. sozial kompetentes Verhalten die positive Wertschätzung der sozialen Umwelt zu erringen und infolge dieser Wertschätzung selbstbewusst zu werden (Selbstsicherheitstraining).
 
In der Philosophie bezeichnet Selbstbewusstsein die Rückwendung des Bewusstseins zu sich selbst (Reflexion), bei der das individuelle Ich seine Gegenwart und Selbsttätigkeit erfasst und sich zugleich von der Welt (Nicht-Ich) unterscheidet. Mit der von R. Descartes eingeleiteten systematischen Hinwendung des Denkens zum eigenen Subjekt wird das Selbstbewusstsein zum Fundament rationaler Methodik, insofern sie von der Selbstgewissheit des Ich ausgeht. Für I. Kant ist das empirische Selbstbewusstsein Ausdruck eines denkenden Subjekts überhaupt, eines rein formalen, ursprünglichen und stets identischen Selbstbewusstseins: das alles Vorstellen und Begreifen a priori bedingende Bewusstsein des »Ich denke« (transzendentale Einheit der Apperzeption). J. G. Fichtes subjektiver Idealismus leitet alle Erkenntnisse aus der absolut verstandenen Tätigkeit des reinen Selbstbewusstseins ab, während G. W. F. Hegel das Selbstbewusstsein des einzelnen Menschen als Instrument überindividueller Sichselbstfindung des absoluten Wissens begreift. Bei S. Kierkegaard erfasst sich das individuelle Selbstbewusstsein in Zusammenhang mit existenziellen Erfahrungen der Angst und Verzweiflung, bei M. Heidegger als Bewusstsein zum Tode. J.-P. Sartres Begriff des Selbstbewusstseins ist der eines Bewusstseins für sich (Für-sich-Sein), das sich wesentlich als schöpferische Intentionalität erfüllt. Demgegenüber beziehen K. R. Popper und J. C. Eccles für ihre Hypothese vom selbstbewussten Geist als funktionale Leib-Seele-Beziehung wissenschaftstheoretische sowie neurophysiologische Ansätze ein.
 
 
U. Rohr-Dietschi: Zur Genese des S. (1974);
 M. Bartels: S. u. Unbewußtes (1976);
 E. Düsing: Intersubjektivität u. S. (1986);
 W. Hinsch: Erfahrung u. S. (1986);
 
Zur Theorie des S. von Fichte bis Sartre, hg. v. M. Frank (1991);
 J. C. Eccles: Die Evolution des Gehirns - die Erschaffung des Selbst (a. d. Engl., 31994);
 
Das Ich u. sein Gehirn, Beitrr. v. K. R. Popper u. J. C. Eccles (a. d. Engl., Neuausg. 51996).
II
Selbstbewusstsein,
 
in der Psychologie das Überzeugtsein von seinen Fähigkeiten, von seinem Wert als Person, das sich besonders in selbstsicherem Auftreten ausdrückt.
III
Selbstbewusstsein,
 
in der Philosophie das Bewusstsein (des Menschen) von sich selbst als denkendem Wesen.

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Sẹlbst|be|wusst|sein, das: a) (Philos.) Bewusstsein (des Menschen) von sich selbst als denkendem Wesen; b) das Überzeugtsein von seinen Fähigkeiten, von seinem Wert als Person, das sich bes. in selbstsicherem Auftreten ausdrückt: wenig, ein ausgeprägtes, kein sehr starkes, ein übersteigertes S. haben; etw. gibt jmdm., stärkt jmds. S.; etw. erschüttert jmds. S.; Sie sind beide Süddeutsche, ... beide mit gesundem S. gesegnet (Woche 20. 12. 96, 3); Ü das nationale, politische S.; das S. (der Stolz) des Bürgertums, der Arbeiterklasse.

Universal-Lexikon. 2012.

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