PaKo - Der mobile Patientenkoffer
Abstract
Durch den Einsatz von Informationsund Kommunikationstechnologie im Gesundheitsbereich (speziell im Segment Mobile Health Care) eröffnen sich Möglichkeiten der Steigerung der Lebensqualität der betroffenen Patienten, einer effizienteren Behandlung sowie einer gleichzeitigen Kosteneinsparung. Eine Vielzahl von Projekten und Publikationen zu diesem Themenkreis finden sich in der einschlägigen Literatur, jedoch nur wenige werden über unterschiedliche Entwicklungsphasen mit breiterem Praxiseinsatz fortgeführt. Der vorliegende Beitrag stellt die Ergebnisse des Projektes \?PaKo“ (mobiler Patientenkoffer) vor. Es handelt sich um die Fortschreibung eines Forschungsprojektes, in dem ein mobiles Monitoring-System entwickelt wurde. Das vorangehende Projekt betrachtete das Monitoring von Parkison-Patienten im heimischen Umfeld während der Einstellung auf eine dem aktuellen Krankheitsbild angepasste Medikation. In der nunmehr präsentierten 2. Entwicklungsphase wird von diesem spezifischen Anwendungskontext abstrahiert und generell die Diagnose und Behandlung von Krankheiten bei Einsatz aktueller Mobilfunktechnologie betrachtet. Weiterhin wird der Patientenkoffer im Umfeld des Patienten (heimischer Bereich, Altenheimstation etc.) aufgestellt, so dass im Ziel langwierige Krankenhausaufenthalte entfallen und der Patient in seinem persönlichen Umfeld verbleiben kann. Es wird davon ausgegangen, dass in solchen Fällen, für die dieses Szenario patientenseitig gewünscht und geeignet erscheint, eine schnellere und erfolgreichere Therapie bzw. Betreuung erreichbar ist. Der aktuelle Prototyp ermöglicht neben der Monitoringfunktionalität eine multimodale Interaktion mit dem Patienten. Dieser Beitrag beschreibt die grundlegende Neukonzeption. Basierend auf der technologisch überarbeiteten Plattform werden zudem die erweiterten Einsatzmöglichkeiten behandelt. Darüber hinaus wird auf das Potential, das sich zunehmend durch die Entwicklung und den Einsatz von breitbandigen Mobiltechnologien eröffnet, eingegangen. Die Grundlage für dieses Forschungsprojekt bildet ein portables medizinisches Monitoringsystem, das im Jahr 2005 entwickelt worden ist [BH05a, BH05b]. Dieses System befindet sich in der produktiven Nutzung. Sein Einsatz wird im Bedarfsfall von den Krankenkassen bezahlt. Die Weiterentwicklung basiert auf den Erfahrungen aus dem produktiven Betrieb dieses Systems und wurde im Rahmen einer Kooperation mit der Huebinet GmbH1 realisiert. Ziel dieser Weiterentwicklung war es, die Beschränkungen des aktuellen Systems zu beseitigen und zusätzlich neue Einsatzfelder zu eröffnen. Diese Arbeit beschreibt zunächst das als Vorlage dienende portable medizinische Monitoringsystem, die bei der Nutzung auftretenden Probleme sowie die Einschränkungen. Darauf folgt die Beschreibung der Anforderungen an den neuen generischen Prototyp, der sowohl die Monitoringaufgaben weiterhin wahrnimmt, als auch eine generische Plattform für die Diagnose und Behandlung von weiteren Krankheitsformen darstellt. 2 Das portable medizinische Monitoringsystem Das in [BH05a, BH05b] beschriebene portable medizinische Monitoringsystem wird für die Betreuung von Patienten mit Morbus Parkinson verwendet. Bei dieser Krankheit muss der Patient ab einem bestimmten Schweregrad auf eine individuelle Medikation eingestellt werden. Dieser Vorgang erfolgte vor dem Einsatz des Monitoringsystems durch einen mehrwöchigen stationären Krankenhausaufenthalt. Bei diesem Aufenthalt musste der Patient mehrfach am Tag definierte Übungen ausführen. Mit diesen Aufgaben werden seine motorischen Fähigkeiten getestet, die aufgrund der Krankheit beeinträchtigt sind. Durch die Medikamentengabe kann der Zustand des Patienten verbessert werden. Die täglich mehrfache Überprüfung über einen längeren Zeitraum ermöglicht es den behandelnden Ärzten, die individuelle Medikation zu ermitteln [SL98]. Neben dem Problem der hohen Kosten für den Krankenhausaufenthalt, beeinträchtigt der lange Aufenthalt die Lebensqualität des Patienten, da er sich über einen längeren Zeitraum nicht in seinem persönlichen Umfeld befindet und sich an die Abläufe und Zeiten des Krankenhauses anpassen muss. Dies führt oft dazu, dass die individuelle Medikation sich im persönlichen Umfeld nicht als optimal darstellt und später noch einmal angepasst werden muss. Das Monitoringsystem erlaubt, dass die Überprüfung der motorischen Fähigkeiten in der persönlichen Umgebung des Patienten erfolgen kann. Der Patient bekommt das Monitoringsystem zu Hause von einem Dienstleister aufgebaut. Mit Hilfe eines bereitgestellten individuellen Transponders, basierend auf RIFD, kann er sich gegenüber dem Gerät identifizieren. Das Gerät gibt die Anweisungen zu den jeweiligen Übungen über die angeschlossenen Lautsprecher. Die Übungen wurden vorher bereits von bei dem behandelnden Arzt ausgeführt und sind somit dem Patienten bekannt.
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