Wie entstehen neue Innovationsfelder? Vergleich der Formierungs- und Formungsprozesse in der Biotechnologie und Elektromobilität
Weert Canzler,
Alexander Wentland and
Dagmar Simon
Discussion Papers, Research Group Science Policy Studies from WZB Berlin Social Science Center
Abstract:
Technologische Neuerungen versprechen die Lösung drängender technisch-sozialer Probleme, aber auch wirtschaftliches Wachstum und sozialen Wohlstand in den zunehmend wissensgetriebenen Ökonomien der OECD-Welt. Die beiden Fälle Biotechnologie (bzw. Gentechnik) und Elektromobilität illustrieren exemplarisch, wie staatliche, wirtschaftliche und akademische Akteure dazu beitragen, dass neue Innovationsfelder entstehen und Bestand haben. Hierzu bedarf es robuster Netzwerke und Austauschbeziehungen, insbesondere zwischen Grundlagenforschung und Anwendung, aber auch zwischen Forschern aus verschiedenen akademischen Disziplinen, Ingenieuren, Managern und politischen Entscheidungsträgern. Derartige Konstellationen entstehen nicht über Nacht. Sie sind das Produkt von Aushandlungsprozessen, strategischen Weichenstellungen und Demarkationskämpfen an den Grenzen etablierter Branchen und Disziplinen, in der Regel begleitet von politischen Koordinations- und Regulierungsversuchen. Die Entstehung einer neuen Technik geht zudem oft einher mit bestimmten Nutzen- und Nutzervorstellungen, die ihre Genese mitbestimmen. Um auf diese Ebene analytisch vordringen zu können, müssen gängige Innovationsmodelle jedoch kulturalistisch erweitert werden. In diesem Discussion Paper beabsichtigen wir, analytische Schneisen für einen umfassenderen empirischen Vergleich emergenter Innovationsfelder zu schlagen. Eine solche Systematisierung könnte helfen, über die Einzelfalldarstellung hinaus Aussagen zu den Möglichkeiten und Grenzen von strukturorientierter Innovationspolitik zu treffen. Biotechnologie und Elektromobilität eignen sich als idealtypische Ausprägungen der Triple-Helix aus Wissenschaft, Wirtschaft und Staat (Etzkowitz/Leydesdorff 2000), wie sich zeigen wird, trotz ihrer Verschiedenheit in besonderem Maße für diese Gegenüberstellung.
Date: 2011
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